Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit

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Transkript:

Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit Samo Jordan Physik-Institut der Universität Zürich Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.1/39

Inhalt Überlichtgeschwindigkeit und Kausalität Theorie: Wellenausbreitung Absorbierende Medien Verstärkende Medien Experiment: Informationsgeschwindigkeit Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.2/39

Spezielle Relativitätstheorie Im Jahr 1905 veröffentlichte Albert Einstein die spezielle Relativitätstheorie (SRT). Als wichtige Konsequenz der SRT formulierte Einstein ein universelles Tempolimit: Keine Materie und keine Form der Energie kann sich schneller als mit der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum (c = 2.998 10 8 m) bewegen. Etwas später verallgemeinerte Einstein das Tempolimit: Informationen können nicht schneller als das Licht im Vakuum übertragen werden. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.3/39

Überlichtgeschwindigkeit und Kausalität Kausalität: Die Wirkung kommt immer nach der Ursache! Mit überlichtschnellen Signalen kann man aber die Vergangenheit beeinflussen! Die Kausalität ist verletzt! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.4/39

Theorie: Wellenausbreitung Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.5/39

Ausbreitung ebener Wellen im Medium Ebene Welle in einer Dimension: A(x, t) = A }{{} 0 exp(kx ω(k)t) }{{} Amplitude Phase ω und k sind durch die Dispersionsrelation verknüpft: 10 5 0 5 10 5 0 5 ω = k c n(ω) n(ω) ist der frequenzabhängige Brechungsindex des Mediums. Die ebenen Wellen breiten sich mit der Phasengeschwindigkeit aus: v p = ω k = c (v p > c für n(ω) < 1) n(ω) Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.6/39

Ausbreitung von Wellenpaketen im Medium Wellenpaket in einer Dimension als Superposition von ebenen Wellen: A(x, t) = dk 2π A(k) exp(kx ω(k)t) Wellenpakete bewegen sich mit der Gruppengeschwindigkeit: v g = dω dk k=k0 10 5 0 5 10 5 0 5 k 0 markiert diejenige ebene Welle, die den stärksten Anteil im Wellenpaket hat. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.7/39

Gruppengeschwindigkeit Mit v p = ω k = c n(ω) dk dω = 1 dn c (n(ω) + dω ω) folgt: v g = dω dk k=k0 = dk dω 1 = ω=ω0 c n(ω 0 ) + dn dω w=w0 ω 0 Für grosse negative dn dω ω=ω0 wird die Gruppengeschwindigkeit grösser als die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum oder sogar negativ! Ein Wellenpaket mit v g Zeit zurückzulegen! < 0 scheint eine Strecke x in negativer Macht das Sinn? Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.8/39

Gruppenverzögerung Sei eine Strecke von fixer Länge x gegeben. Die Zeit, die ein Wellenpaket dafür benötigt, ist: t c = x c t vg = x v g für ein Wellenpaket im Vakuum für ein Wellenpaket mit der Gruppengeschwindigkeit v g Die Differenz beider Laufzeiten ist die Gruppenverzögerung ( group delay ) t g des mit v g bewegten Wellenpakets, relativ zum Wellenpaket im Vakuum: t g = t vg t c = x x v g c In Experimenten wird die Gruppengeschwindigkeit typischerweise über die Gruppenverzögerung gemessen. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.9/39

Beziehung zwischen t g und v g 10 8 6 4 group velocity 2 0 2 4 6 8 speed of light 10 5 0 5 group delay Wellenpakete mit v g < 0 sind schneller als Wellenpakete mit v g =! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.10/39

Negative Gruppengeschwindigkeit Wir lassen ein Wellenpaket mit v g = c 2 durch ein Medium laufen: Der Peak verlässt das Medium auf der rechten Seite, bevor er auf der linken Seite eingetreten ist! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.11/39

Wellenausbreitung (Zusammenfassung) Die Theorie liefert uns also die folgenden Aussagen: Die Gruppengeschwindigkeit von Wellenpaketen kann sowohl Werte grösser als c wie auch negative Werte annehmen. Wellenpakete mit negativen Gruppengeschwindigkeiten kommen schneller am Ziel an als Wellenpakete mit positiven Gruppengeschwindigkeiten. Die Gruppenverzögerung ist ebenfalls ein Mass für die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Wellenpakets und ist sowohl experimentell einfacher zu messen wie auch intuitiv einfacher zu verstehen. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.12/39

Theorie: Absorbierende Medien Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.13/39

Dielektrische Funktion ǫ(ω) Wir betrachten Medien mit vernachlässigbaren magnetischen Eigenschaften: Bewegt sich eine Welle durch ein Medium, so erfährt sie durch die Wechselwirkung mit dem Medium eine Veränderung. Diese ist durch die (komplexe) dielektrische Funktion ǫ(ω) vollständig bestimmt. Re ǫ(ω) und Im ǫ(ω) sind nicht unabhängig, sondern durch die Kramers-Kronig-Relationen miteinander verknüpft. Der Imaginärteil Im ǫ(ω) beschreibt die Absorption der einfallenden Welle. Ein Medium ist mit seinem Absorptionsverhalten vollständig charakterisiert! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.14/39

Brechungsindex n(ω) Hängt die Phasengeschwindigkeit einer Welle von seiner Frequenz ab, spricht man von Dispersion. Diese ist durch den (rellen) Brechungsindex des Mediums n(ω) bestimmt. In Frequenzbereichen mit dn dω < 0 spricht man von anomaler Dispersion und es herrschen günstige Bedingungen für superluminale Gruppengeschwindigkeiten. In Frequenzbereichen nichtlinearer Dispersion (d.h. n(ω) nichtlinear) wird die Form der einfallenden Welle verzerrt. Um superluminale Effekte zu sehen brauchen wir Medien mit möglichst starker anomaler Dispersion! Wir möchten aber auch, dass unsere Wellenpakete einigermassen heil am Ziel ankommen! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.15/39

Wechselwirkung von EM-Strahlung mit Medien Trifft eine Welle auf ein Element des Mediums (z.b. Atome, Elektronen, Kerne), so wird sie elastisch oder inelastisch gestreut. Die gestreute Strahlung wird in alle Richtungen emittiert Die einfallende Welle wird in Vorwärtsrichtung gedämpft. Die Bestandteile eines Mediums (Atome, Elektronen, Kerne) oszillieren mit charakteristischen Eigenfrequenzen. Im Bereich der Resonanzfrequenzen sind die Streueffekte am grössten. Eine Welle mit Frequenzen in der Nähe einer Resonanz des Mediums wird in Vorwärtsrichtung stark absorbiert. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.16/39

Wechselwirkung von EM-Strahlung mit Medien Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.17/39

Absorbierende Medien Wir betrachten die Dispersion und die Absorption im Bereich einer Resonanzfrequenz im gewöhnlichen (absorbierenden) Medium. Wir erhalten anomale Dispersion im Bereich der Resonanzfrequenz! Dort herrscht allerdings auch eine grosse Absorption und der Bereich linearer Dispersion ist sehr schmal. In absorbierenden Medien müssen superluminale Effekte mit starken Absorptions- und Verzerrungseffekten erkauft werden! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.18/39

Absorbierende Medien (Zusammenfassung) Wir haben nun folgende Erkenntnisse gewonnen: Ein Medium ist vollständig durch sein Absorptionsverhalten bestimmt. Gewöhnliche Medien werden als absorbierende Medien bezeichnet, da sie einfallende Wellen nie verstärken, sondern bestenfalls transparent durchlassen. In absorbierenden Medien ist superluminale Übertragung von Wellen immer von grosser Absorption und Verzerrung begleitet. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.19/39

Theorie: Verstärkende Medien Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.20/39

Medien mit Besetzungsinversion Ein Medium kann ein einfallendes Wellenpaket nur verstärken, wenn es Energie gespeichert hat, die es an das Wellenpaket abgeben kann. Wir benötigen eine Besetzungsinversion innerhalb des Mediums! Eine Besetzungsinversion kann durch Pumpen erreicht werden: das Medium wird dauerhaft mit einem Laser bestrahlt. Welcher Mechanismus sorgt jetzt für die Verstärkung von einfallender elektromagnetischer Strahlung? Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.21/39

Stimulierte Raman-Streuung (1) Wir betrachten ein Medium, welches durch einen (Pump-)Laser in eine Besetzungsinversion gebracht wurde. Kommen jetzt ein Photon des Pump-Lasers und ein Photon unseres Wellenpaketes in der Nähe eines Atoms zusammen, kann es zur stimulierten Raman-Streuung kommen: Das Pump-Laser-Photon wird absorbiert und ein Klon des Wellenpaket-Photons emittiert, in Richtung des ursprünglichen Photons. Das Atom geht in den niedrigen Zustand über. unser Wellenpaket ist verstärkt worden! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.22/39

Stimulierte Raman-Streuung (2) Sei ω d die (fixe) Frequenz des Pump-Lasers Sei ω die dominierende Frequenz unseres Wellenpakets Sei E die Energiedifferenz zwischen Grundzustand und angeregtem Zustand des Atoms im Medium Die Wahrscheinlichkeit für stimulierte Raman-Streuung ist maximal, wenn ω ω d = E! wir erhalten für das Medium eine Absorptionskurve mit einem Verstärkungspeak! die Lage dieses Peaks ist durch die Frequenz des Pump-Lasers bestimmt, das Maximum liegt bei ω = ω d + E! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.23/39

Modellierung eines verstärkenden Mediums Wir können noch einen Schritt weiter gehen: bestrahlen wir ein Medium mit mehreren Pump-Laser verschiedener Frequenz, so können wir mehrere Verstärkungspeaks generieren. Mit zwei Pump-Laser lässt sich nebenstehende Absorptionskurve modellieren. Wir erhalten wiederum eine Zone anomaler Dispersion ohne Absorption mit gutem linearem Verhalten des Brechungsindex gute Bedingungen für superluminale Wellenübertragung! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.24/39

Verstärkende Medien (Zusammenfassung) Zusammenfassend können wir also sagen: Ein Medium kann durch gezielten Einsatz von einem oder mehreren Laser verstärkende Eigenschaften erhalten. Jeder Laser erzeugt einen Verstärkungspeak in der Absorptionskurve des Mediums. Die Lage dieser Peaks ist durch die Laserfrequenzen bestimmt und somit durch den Experimentator manipulierbar. Bereits mit zwei Laser lassen sich gute Bedingungen für superluminale Wellenübertragung schaffen. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.25/39

Experiment: Informationsgeschwindigkeit Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.26/39

Forschergruppe Das folgende Experiment wurde 2003 im Rahmen einer Doktorarbeit an der Duke University in Durham, USA, durchgeführt. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.27/39

Ziele des Experiments Folgende Ziele wurden mit dem Experiment verfolgt: Superluminale Übertragung von Wellenpaketen mit Hilfe der im letzten Theorieteil beschriebenen dual gain -Technik. Messung der Informationsgeschwindigkeit sowohl für langsame wie auch für superluminale Wellenpakete. Von besonderem Interesse sind dabei die folgenden Fragen: Wo ist die Information in den Wellenpaketen gespeichert? Ist überlichtschnelle Übertragung von Information möglich? Ist die Kausalität gewährleistet? Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.28/39

Versuchsaufbau Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.29/39

Messung der Gruppengeschwindigkeit Messresultate, über 50 Einzelmessungen gemittelt: Zurückgelegte Wegstrecke im Medium: x = 40 cm Gruppenverzögerung: t g = 27.4 ± 1.1 ns Gruppengeschwindigkeit: v g = -0.051 ± 0.002c Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.30/39

Encodierung von Information Das Experiment erlaubt es, die Form der Wellenpakete frei zu definieren. Nun werden den binären Zahlen 0 und 1 zwei Wellenpakete mit verschiedenen Formen zugeordnet. Die Formen wurden so gewählt, dass die Wellenpakete erst zum Zeitpunkt t = 0 unterschieden werden können. In der Praxis ist eine korrekte Identifikation der Wellenpakete erst später möglich (Rauschen, Instabilitäten,... ). Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.31/39

Messung der Informationsgeschwindigkeit (1) Auch nach der Encodierung von Information kommen die Wellenpakete, die sich durch das Medium bewegt haben, früher beim Detektor an als die Vakuum-Wellenpakete! Wurde hier Information mit Überlichtgeschwindigkeit übertragen? Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.32/39

Messung der Informationsgeschwindigkeit (2) Die Information wurde nicht schneller als mit der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum übertragen, trotz superluminaler Gruppengeschwindigkeit! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.33/39

Messung der Informationsgeschwindigkeit (3) Mit Hilfe von informationstheoretischen Methoden (BER-Analyse,... ) wurde die Informationsgeschwindigkeit v i quantitativ gemessen, sowohl für superluminale wie auch für sehr langsame Wellenpakete: Typ v g v i v i v i v i + v i Superluminal -0.051c 0.4c 0.2c 1.1c Langsam 0.01c 0.6c 0.2c -0.5c Bei den langsamen Pulsen wurde die Information deutlich schneller als mit der Gruppengeschwindigkeit übertragen! Für beide Experimente liegt die Vakuumlichtgeschwindigkeit innerhalb des Fehlerbereiches! die Resultate scheinen die Hypothese v i = c nahezulegen! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.34/39

Wo ist die Information gespeichert? (1) Aus der Mathematik ist bekannt, dass die Kenntnis nur eines sehr kleinen Teils einer analytischen Funktion genügt, um die gesamte Funktion zu rekonstruieren (Identitätssatz für analytische Funktionen). Angewandt auf ein Wellenpaket, bedeutet dies: Die gesamte Information eines analytischen Wellenpakets ist zuvorderst in der Wellenfront gespeichert! Hat das Wellenpaket irgendwo eine Stelle, wo die Analytizität gebrochen wird, so reicht die Information in der Wellenfront nur aus, um das Wellenpaket bis zu dieser nichtanalytischen Stelle zu rekonstruieren! Diese nichtanalytische Stelle kann wiederum als eine Wellenfront für den nachfolgenden analytischen Bereich interpretiert werden! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.35/39

Wo ist die Information gespeichert? (2) 1997 wurde vorgeschlagen, dass die Information innerhalb von Wellenpaketen in den nichtanalytischen Punkten gespeichert sein könnte. Die Wellenfront (der vorderste Teil des Wellenpakets) bewegt sich immer mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit (Sommerfeld, 1914). Mittlerweilen wurde gezeigt, dass sich alle nichtanalytischen Punkte mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit ausbreiten. gemäss obigem Vorschlag würde gelten: v i = c! Das beschriebene Experiment der Duke University liefert eine erste experimentelle Evidenz für die Richtigkeit des Vorschlags! Es bedarf aber noch weiterer Forschung, um die offene Frage nach dem Ort und der Geschwindigkeit der Information zu klären. Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.36/39

Zusammenfassung Wir fassen zusammen: Superluminale (und insbesondere negative) Gruppengeschwindigkeiten sind kein theoretisches Artefakt, sondern experimentelle Realität. Experimentell wurde gezeigt, dass sich Informationen im Allgemeinen nicht mit der Gruppengeschwindigkeit ausbreiten. Es gibt theoretische und experimentelle Hinweise dafür, dass sich Informationen immer mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit ausbreiten (auch bei sehr langsamen Gruppengeschwindigkeiten). Die Kausalität scheint vorerst gerettet zu sein! Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.37/39

The End Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.38/39

Referenzen M. D. Stenner. Measurement of the Information Velocity in Fast- and Slow-Light Optical Pulse Propagation. PhD thesis, Duke University, 2004. http://www.phy.duke.edu/research/photon/qelectron/pubs/mstennerthesis.pdf M. D. Stenner and D. J. Gauthier. The speed of information in fast light pulse propagation, 2002. http://www.phy.duke.edu/research/photon/qelectron/pres/nctu-2002-mds Paul. G. Kwiat R. Y. Chiao and A. M. Steinberg. Superluminal signals: causal loop paradoxes revisited. Phys. Lett. A, 245:19-25, 1998 G. Nimtz and A. Haibel. Basics of superluminal signals. Ann. Phys. (Leipzig), 11:163-171, 2002. Kirk T. McDonald. Negative group velocity. Am. J. Phys. 69:607, 2001. http://puhep1.princeton.edu/~mcdonald/examples/negativegroupvelocity.pdf Robert Rothhardt, Rayleigh-Streuung. http://www.roro-seiten.de/physik/lk12/streuung/raleigh-streuung.html Wellenausbreitung mit Überlichtgeschwindigkeit p.39/39