vwbf-symposium Krems 2012 Zwischen Schuldenbremse und gesellschaftlichem Wandel Der Wohnbau vor neuen Herausforderungen

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Transkript:

Zwischen Schuldenbremse und gesellschaftlichem Wandel Der Wohnbau vor neuen Herausforderungen Referat Dr. Alexander Keul, Ass.Prof. Univ.Salzburg, Angewandte Psychologie Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen: Anforderungen an den Wohnungsmarkt

Referat A.Keul - Gliederung Wohnen Steigende Kostenbelastung Wohnen Krise als Kostentreiber Wohnen Gefahr für Geringverdienende Wesensverschiedenheit Eigentum - Miete? Eigentum / Miete in der Evaluation Wohnbau in der öffentlichen Kommunikation Ratschlag für Gemeinnützige

Wohnen steigende Kostenbelastung

Hämmerle, Inflationsentwicklung, 2008

BRD: BK überholen Mietsteigerung, 1995-2009

Wohnen steigende Kostenbelastung Anteil der Wohn- und Betriebskosten am Haushalts- Konsumbudget seit 1976 fast verdoppelt. Betriebskosten (Energie, kommunale Gebühren) stärker steigend als Kaltmieten. Ost-West-Gefälle der Wohnungskosten mit Brennpunkten Wien, Salzburg und Innsbruck.

Wohnen Krise als Kostentreiber

Tockner, Mietpreissteigerungen, 2012

Tockner, Mietpreissteigerungen, 2012

IFES-Jugendstudie 2008, 14-20J., Politikanliegen

Wohnen Krise als Kostentreiber Wirtschaftskrise ab 2008 führt laut Statistik Austria zu Konjunktureinbruch, Arbeitslosenanstieg, teilweisen Lohnminderungen (Kurzarbeit). Wirkung trotzdem moderat, Lebensstandard 2009-2011 3,7% gestiegen. Flucht ins Eigentum ( Grundbuch statt Sparbuch ) läßt Immobilienpreise (Wien 2011 9,2%) steigen. Grundkosten und Finanzierungskosten steigen.

Wohnen Gefahr für Wenigverdienende

Adäquates Wohnen: Wien 69%, Bdländer 86% Überbelag: Wien 10%, Bdländer 3% Wohnqualitätsmängel: Wien 6%, Bdländer 2% Nichtleistbarkeit: Wien 15%, Bdländer 8% Summe Belastungen: Wien 31%, Bdländer 13% Till et al. Armutslagen 2006

Wohnen Gefahr für Wenigverdienende Wohnmängel treffen vor allem MigrantInnen, Personen unter 40, Mieter, Armutsgefährdete. Laut Statistik Austria 2011 (EU-SILC 2010) zwar Armutsgefährdung durch Wirtschaftskrise nicht gestiegen, aber seit 2004 konstant 12% (1 Million) armutsgefährdet unter Schwelle 1.031 /Monat.

Wesensverschiedenheit Eigentum Miete?

Symbolfoto Wohnungseigentum

Symbolfoto Miete

Tockner, Mietensteigerungen, 2012

Symbolfoto Wohnbau BRD

Eigentum und Miete Frage einer Wesensverschiedenheit ideologiehaltig, wird je nach Wertsystem, Lebensplan und lokaler Wohnsituation oft diametral beurteilt. Wohnwerbung argumentiert mit Eigentumsbildung, Sicherheit im Alter, Wertsteigerung, Emotionen - aber Einstieg ins Wohnungseigentum erfordert Stammkapital, das vorhanden sein muss. Befreiungsideologie Häuslbauen spielt mit hinein.

Eigentum / Miete in der sozialwissenschaftlichen Evaluation... wurde bisher kaum speziell thematisiert

Czasny&Stocker, EU-SILC 2004, JbWbf 2007

Auf einer siebenstufigen Skala relativ geringe Zufriedenheit-Mittelwertsunterschiede zwischen Eigentum und Miete; nur Untermiete fällt ab. In Siedlungsstudie 2010 Mittelwertsunterschiede Wien und Salzburg-Stadt bei Eigentum versus Miete, aber nicht durchgehend signifikant. D.h. Siedlungen bedeutsamer als Besitzform.

MW Wohnzufriedenheit 2 1,8 1,6 1,4 1,2 1 WI-MO WI-OG WI-RB WI-SG WI-TOTAL Wien MW Wohnzufriedenheit, MIET/EIG

Wohnzufriedenheit sehr hoch % 80 70 60 50 40 30 20 10 0 WI-MO WI-OG WI-RB WI-SG WI-TOTAL Wien hohe Wohnzufriedenheit %, MIET/EIG

MW Wohnzufriedenheit 2 1,8 1,6 1,4 1,2 1 SSt-EFU SSt-ETR SSt-FWA SSt-GUR SSt-HKO SSt-OLI SSt-PFL SSt-TRA SSt-TOTAL Salzburg MW Wohnzufriedenheit, MIET/EIG

Wohnzufriedenheit sehr hoch % 80 70 60 50 40 30 20 10 0 SSt-EFU SSt-ETR SSt-FWA SSt-GUR SSt-HKO SSt-OLI SSt-PFL SSt-TRA SSt-TOTAL Salzburg hohe Wohnzufriedenheit %, MIET/EIG

Eigentum / Miete in der Evaluation In sozialwissenschaftlichen Evaluationen selten direkt thematisiert, Einzelbefunde liefern keine wesentlichen Befindlichkeitsunterschiede.

Wohnbau in der öffentlichen Kommunikation Österreichs

Wohnungsübergabe Wien 2007

Eigene Heile Welt-Fotos... Spatenstichfeiern, Schlüsselübergaben

... und Negativmeldungen der Medien BUWOG-Skandal, Versorgungslücke, Kritik Polarisierung zwischen Idylle und Skandal stabiles Image bei Laien oder Verunsicherung?

Ratschlag für Gemeinnützige

Wurm & Wieser, 19.12.2011

Tockner, Mietpreissteigerungen, 2012

Ratschlag für Gemeinnützige Entgegen Polarisierung (Krisenmerkmal!) aktive Darstellung eigener Leistungen ohne Idylle und auch unabhängig von Projektfertigstellungen. Evaluationsergebnisse mit Bewohnersicht (als Testimonials) sollten klassische Schlüsselübergabe (Freude nur für direkt Betroffene) ergänzen. Thematische Abwechslung statt immer dasselbe.