Gesprächskultur in Kindertageseinrichtungen Kindern ein guter Zuhörer und anregender Gesprächspartner sein

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Transkript:

Gesprächskultur in Kindertageseinrichtungen Kindern ein guter Zuhörer und anregender Gesprächspartner sein Referentin: Claudia Wirts Staatsinstitut für Frühpädagogik, München 1

1. Gute Zuhör- und Gesprächskultur was ist das? 2. Zuhörfreundliche und gesprächsanregende Interaktion 3. Zuhören lernen der Weg zu einer guten Zuhör- und Gesprächskultur 4. Akustische Rahmenbedingungen 2

1. GUTE ZUHÖR- UND GESPRÄCHSKULTUR WAS IST DAS? 3

Eine gute Zuhör- und Gesprächskultur ist gekennzeichnet durch: Eine Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung und Interesse für einander Zeit zum gegenseitigen Zuhören Raum und Anlässe zum gemeinsamen Zuhören und sprachlichen Austausch Gute akustische Rahmenbedingungen 4

Ohren spitzen - Leitbild Wir schenken uns Gehör Wir schaffen Zuhörräume Wir wollen die Vielfalt hören Wir lernen, indem wir zuhören Wir sind sensibel für unsere Ohren Wir lauschen auf das, was uns umgibt Zuhören ist für uns die Basis des Verstehens 5

2. ZUHÖRFREUNDLICHE UND GESPRÄCHSANREGENDE INTERAKTION 6

Gute Interaktion ist die Basis für gelingendes Lernen! Die wenigen Interaktionsstudien, die in Deutschland Einblick in den Kindergartenalltag geben, lassen vermuten, dass die direkte Interaktion zwischen Erzieherin und Kind nicht oder zu selten bewusst genutzt wird. (König, 2007). 7

Anhand der nachfolgenden Beispiele Geteilte Aufmerksamkeit, Umgang mit Kinderfragen Pausen wird der Stellenwert des Zuhörens für eine gute Gesprächskultur verdeutlicht. 8

Interaktion 2.1 Geteilte Aufmerksamkeit: Sich dem Thema zuwenden, welches das Kind gerade fokussiert Voraussetzungen: - Sich dem Kind zuwenden - Aufmerksam zuhören - Sich Zeit nehmen für die gemeinsame Erkundung des Themas 9

Interaktion Aufmerksamkeitsspanne muss sich erst entwickeln Ablenkbarkeit beim Säugling noch extrem groß Entwicklung der auditiven Aufmerksamkeit: Der Säugling ist zunächst noch nicht in der Lage, Hintergrundgeräusch auszublenden und sich gezielt auf die an ihn gerichteten Sprachlaute zu konzentrieren, er kann auch noch keine Geräuschquelle gezielt lokalisieren Diese Fähigkeit entwickelt sich erst im Laufe des 6. - 9. Lebensmonats und differenziert sich in den nächsten Jahren weiter aus. Aus der Sensibilität der Mutter für die Aufmerksamkeit ihres Kindes lässt sich der Sprachentwicklungsstand des Kindes mit 13 Monaten vorhersagen (Ward, 2001). 10

Interaktion Das Kind lernt: Hintergrundgeräusche ausblenden und Geräuschquellen lokalisieren Aufmerksamkeitsspanne stabilisieren Geteilte Aufmerksamkeit herstellen und sicherstellen (triangulärer Blick) Förderliches Verhalten der Bezugspersonen: Hintergrundgeräusche reduzieren Dem Aufmerksamkeitsfokus des Kindes folgen und bei diesem Thema bleiben Dem Kind die eigene uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenken 11

Interaktion Im Alltag kann geteilte Aufmerksamkeit Raum bekommen wenn Sprechanlässe aufgegriffen werden (z.b. bewusste Gespräche über Bild, Spiel, Gegenstand des kindlichen Interesses) bei der Dialogischen Bilderbuchbetrachtung (als tägliches Ritual einplanen) in bewussten Einzelgesprächen z.b. beim Ankommen In Kleingruppen dominiert ein intensiver Austausch zwischen Erzieherin und Kind, während in größeren Gruppen Anweisungen die Interaktion bestimmen (Howes&Whitebook, 1991). Innerhalb von Sprachfördereinheiten waren 95% aller Sequenzen Interaktionen mit der Gesamtgruppe. Einzelarbeit oder Aktivitäten in Partner- oder Kleingruppenarbeit kommen sehr selten vor. (Brede et al., 2010, S. 33). 12

Interaktion 2.2 Bewusster Umgang mit Kinderfragen Kinderfragen geben pädagogischen Fachkräften viele Informationen über Interessen, Hypothesen und Wissen eines Kindes! Wenn man bereit ist, genau hinzuhören! 13

Interaktion Wer fragt, gilt als dumm und unwissend. Der Antwortende ist der Kluge und Wissende! Dabei verhält es sich genau umgekehrt. Wer viel fragt, weiß auch viel! Wer wenig weiß, dem fallen auch keine Fragen ein. [...] Versuchen Sie doch selbst einmal auf Anhieb mindestens fünf verschiedene Fragen zum Thema "Raum-Zeit- Krümmung im Weltall" zu finden. (Klein, 2004, 20) 14

Interaktion Kinderfragen ernst nehmen Aufmerksam Zuhören und gemeinsam nach Antworten suchen Kinder zum Fragen ermuntern und Freude über die Fragen zeigen Sonderlich erscheinende Fragen nicht belächeln, sondern hinterfragen (Warum stellt das Kind diese Frage?) 15

Interaktion Fragen bewusst Raum geben Karteikasten mit Kinderfragen anlegen Postkasten zum Sammeln von Kinderfragen (Eltern einbeziehen) Philosophische Gespräche über Kinderfragen Kinderkonferenzen zum Klären von Kinderanliegen Experimente zum Klären von Hypothesen 16

Interaktion Fragen dialogisch aufgreifen und weiterführen, statt fertige Antworten zu geben Statt fertiger Antworten, gemeinsam (ko-konstruktiv) nach Klärungsmöglichkeiten suchen (Vermutungen austauschen, Experimente planen, Beobachtungen diskutieren) Statt unabänderliche Wahrheiten zu verkünden, das Kind bei der Suche nach (vorläufigen) Antworten unterstützen Sustained Shared Thinking (anhaltendes gemeinsames Nachdenken) hat sich als wichtiges Qualitätsmerkmal von Einrichtungen erwiesen, die die Entwicklung der Kinder besonders erfolgreich unterstützt haben (Sylva et al., 2004). 17

Interaktion 2.3 Einsatz von Pausen Ziel ist das Kind zur Eigeninitiative zu ermuntern - Kind trägt Verantwortung für die Kommunikation Pausen = wichtige Entwicklungsmotor, Kind kann Initiative übernehmen hat Zeit für Sprachplanung angepasste Sprachgeschwindigkeit (semantisch bedeutsame Pausen, Pausen beim Sprecherwechsel) hat positive Effekte auf das sprachliche Lernen und die Eigenaktivität der Kinder Zu schnelle Artikulation und fehlende Pausen erschweren das Sprachlernen und verursachen eine kommunikative Passivität des Gegenübers. Umgekehrt wirken sich adäquate Pausen und ein reduziertes Sprechtempo positiv aus (Schelten-Cornish 2007). 18

3. ZUHÖREN LERNEN DER WEG ZU EINER GUTEN ZUHÖR- UND GESPRÄCHSKULTUR 19

3.1 Wie lernen Erwachsene gutes Zuhören? Um das Zuhören zu lernen, bedarf es zunächst einer Reflexion des eigenen Zuhörverhaltens Folgende Fragen helfen dabei, das eigene Zuhör- und Gesprächsverhalten im Team zu reflektieren. 20

Reflexionsfragen Wie höre ich den Kindern zu? Wie viel Zeit lasse ich Kindern zum Antworten? Wie oft unterbreche ich Gespräche und aus welchem Grund? Wann fällt mir das Zuhören am leichtesten? Möglichst kollegiale Beobachtung oder Videobeobachtung nutzen! 21

Reflexionsfragen Wie hören meine KollegInnen den Kindern zu? (Zuhörklima in der Einrichtung) Welche Zuhörtricks kann ich mir abschauen? Was läuft nicht so optimal? Wie hören wir im Team einander zu? Lassen wir uns ausreden? Gehen wir auf Gehörtes ein? 22

Reflexionsfragen Was passiert bei den Kindern, wenn Erwachsene laut sind? Z.B. lautes Reden, lautes Schimpfen, lautes Türschließen Was passiert, wenn Erwachsene leise sind? z.b. Flüstern, leise Einzelgespräche, leise Klänge erzeugen 23

TIPP Gesprächs- und Zuhörregeln vereinbaren: Wer spricht, darf ausreden! Es spricht immer nur eine Person! Wir hören einander zu! Wir gehen auf Fragen und Anregungen des Gegenübers ein! Mit Kindergruppen: Hilfsmittel wie Gesprächsstein, Ball, Melden 24

3.2 Wie lernen Kinder gutes Zuhören? Das Wichtigste: Gute Vorbilder! Wenn sie Gelegenheit zum bewussten Zuhören haben Wenn Ihnen Zuhören Spaß macht Wenn die Voraussetzungen für das Zuhören gut sind (Aufmerksamkeitsentwicklung, akustische Rahmenbedingungen) 25

Reflexionsfragen Wann haben die Kinder Raum und Zeit zum konzentrierten Zuhören? z.b. bewusstes Musikhören (nicht als Begleitung) Klängen, Geräuschen lauschen, Vorlesen, Geschichten erzählen Kinderkonferenzen 26

Reflexionsfragen Gibt es Momente der Stille? Wann? Warum? Wie reagieren die Kinder darauf? Welchen Geräuschen, Stimmen, Klängen lauschen die Kinder im Alltag von sich aus? 27

TIPP Gelegenheiten zum bewussten Zuhören schaffen (diese und viele weitere Ideen finden sich im Materialienpaket Ohren spitzen! ): Zuhörrituale schaffen (z.b. Gong, Fingerorgel, Aufräummusik ) Der Stille / Geräuschen lauschen Gemeinsam Musik oder Hörspiele hören Geschichten erzählen Hörmedien selbst produzieren (Stimme aufnehmen, Geräuschrätsel aufnehmen, Hörspiel produzieren ) Fotos: Jochen Fiebig 28

4. AKUSTISCHE RAHMENBEDINGUNGEN 29

Reflexionsfragen Wie klingt es in unseren Räumen? Welche Störgeräusche gibt es (Straßenlärm, Baustelle etc.)? Welche Hintergrundgeräusche sind da (Musik, Spielgeräusche, Stimmen)? Hallen die Räume sehr? 30

TIPP Zuhöranregend gestaltete Lernumgebung: Material, das zum Zuhören anregt, bereitstellen (Instrumente, CD s und Kassetten, Aufnahmegeräte, ) Raumgestaltung: Rückzugsräume, die Kindern erlauben, ungestört für längere Zeit ihren Interessen nachzugehen (Nebenraum, Kuschelecke, abgeteilte Bastelecke, Rollenspielbereich ) Räume, die es erlauben, laut zu sein, ohne andere zu stören (Turnraum, Toberaum ) 31

TIPP Hintergrundgeräusche minimieren (z.b. Musik zum aktiven Zuhören, nicht als Hintergrundgeräusch) Kleingruppen- oder Einzelsituationen für förderbedürftige Kinder ermöglichen (dialogische Bilderbuchbetrachtung, Fingerspiele, Reime) Sprachbegleitende Gebärden anbieten (z.b. bei schwerhörigen oder wahrnehmungsgestörten Kindern) Leise PädagogInnen haben leisere Kinder, d.h. wer auf die eigene Lautstärke achtet, reduziert auch die Gruppenlautstärke (bei Störungen zu betreffendem Kind hingehen statt durch den Raum rufen, leise um Ruhe bitten oder leise Musik einsetzen, ) 32

TIPP Raumakustische Rahmenbedingungen verbessern durch: Teppiche und Vorhänge (einfache Stoffbahnen genügen auch) Glatte Wände schmücken (Bastelarbeiten der Kinder auf Korkpinnwänden, Kindergemälde auf Leinwand, Skulpturen aus Eierkartons,...) Bauliche Maßnahmen (besser isolierte Fenster, schallschluckende Wand- und Bodenbeläge, ) 33

SCHLUSSBEMERKUNG Der Weg zu einer guten Zuhör- und Gesprächskultur ist lang und manchmal mühsam, aber er macht auch viel Spaß und lässt Erwachsene und Kinder viele neue Entdeckungen machen! DANKE FÜR S ZUHÖREN! 34

Geahnt ist noch nicht gedacht Gedacht ist noch nicht gesagt Gesagt ist noch nicht gehört Gehört ist noch nicht verstanden Verstanden ist noch nicht einverstanden Einverstanden ist noch nicht angewandt Angewandt ist noch nicht beibehalten Konrad Lorenz 35