Integriertes Stadtentwicklungskonzept. ISEK Stadt Lauf a.d.pegnitz

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Transkript:

Integriertes Stadtentwicklungskonzept ISEK Stadt Lauf a.d.pegnitz ISEK Stadt Lauf a.d.pegnitz 31.März 2011

Inhaltsverzeichnis 1. Einführung... 4 1.1. Einführung, Anlass und Ziel der Untersuchung... 4 1.2. Der Stadtraum... 5 1.3. Orientierung im Stadtgebiet... 6 2. Vorgaben... 7 2.1. Lage im Raum... 7 2.2. Naturraum... 8 2.3. Siedlungsgeschichte... 8 2.4. Untersuchungsgebiet... 9 2.5. Kommunale Planungen und Satzungen... 10 3. Aufgaben und Methoden des ISEK... 12 4. Begleitender Beteiligungsprozess... 13 4.1. Lenkungsgruppe... 13 4.2. Zukunftswerkstatt... 14 4.3. Arbeitsgruppen... 15 4.4. Fortsetzung des Beteiligungsprozesses... 15 5. Lauf a.d.pegnitz im regionalen Vergleich... 16 5.1. Lauf als Wohnstandort... 16 5.2. Lauf als Arbeitsstandort... 16 5.3. Lauf als Tourismusstandort... 17 6. Einwohnerprognose Baulandbedarf... 18 6.1. Gesamtstadt Lauf a.d.pegnitz... 18 6.2. Stadt Lauf a.d.pegnitz Teilräume... 20 6.3. Baulandbedarf und -bestand nach Teilräumen... 22 7. Bewertung der Sozialraumanalyse... 24 7.1. Altersstruktur... 24 7.2. MigrantInnen... 25 7.3. Strukturelle Bedürftigkeit... 26 8. Situation Einzelhandelsversorgung... 27 9. Situationsanalyse (Kernpunkte)... 30 9.1. Städtebau und Stadtstruktur... 30 9.2. Landschaft und städtische Freiräume... 30 9.3. Verkehr... 31 9.4. Wohnen und Baustruktur... 31 9.5. Wirtschaft und Gewerbe... 32 9.6. Handel und Branchen-Mix... 32 9.7. Soziale Infrastruktur... 33 9.8. Bewohnerstruktur... 33 9.9. Freizeit und Kultur... 34 Seite 2

9.10. Tourismus und Naherholung... 34 9.11. Prognose und Szenarien... 35 10. Das Leitbild... 36 10.1. Grundsätzliches... 36 10.2. Städtebauliches Leitbild Vielfalt verbinden... 36 10.3. Überblick der Leitziele... 39 11. Handlungs(t)räume Ziele und Maßnahmen das Entwicklungskonzept... 40 11.1. Lauf - Gesamtstadt... 40 11.2. Lauf Mitte... 53 11.3. Lauf Rechts... 65 11.4. Lauf Links... 68 11.5. Lauf Ortsteile... 75 11.6. Übersicht der Maßnahmen und Projektansätze... 79 12. Maßnahmenkatalog und Organisation... 86 12.1. Prioritätenbildung... 86 12.2. Maßnahmenkatalog... 86 12.3. Maßnahmenplan ISEK Lauf a.d.pegnitz... 89 12.4. Förderkulisse Städtebauförderung... 90 12.5. Förderkulisse Ländliche Entwicklung... 94 12.6. Begleitende Organisationsstrukturen und Beteiligungsformen... 94 12.7. Planungsrechtliche Instrumente... 95 12.8. Monitoring und Evaluation... 97 12.9. Quellen... 101 12.10. Verzeichnis der Abbildungen... 102 13. Anhang... 103 13.1. Maßnahmenplan (A3)... 103 Seite 3

1. Einführung 1.1. Einführung, Anlass und Ziel der Untersuchung Die Änderungen der wirtschaftlichen und demographischen Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft finden natürlich auch in der Stadt Lauf a.d.pegnitz ihren Niederschlag. Das hat die Stadt veranlasst, die Erstellung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) in Auftrag zu geben. Die bisherige Bevölkerungsund Wirtschaftsentwicklung soll auf stabilem Niveau gehalten bzw. wenn möglich verbessert werden. Dazu müssen die vorhandenen Stärken, Entwicklungsperspektiven und Chancen der Stadt herausgearbeitet und städtebauliche Leitlinien neu definiert werden. Das ISEK definiert dazu kurz- und mittelfristige Handlungsansätze und entwickelt langfristige Optionen. Als flexibles und informelles Planungsinstrument formuliert das ISEK eine konzeptionelle Gesamtperspektive der Stadtentwicklung für die nächsten 15 20 Jahre. Zudem will die Stadt Lauf a.d.pegnitz, die seit vielen Jahren mit Unterstützung der Regierung von Mittelfranken in der Städtebauförderung (StBauF) aktiv ist, eine differenzierte Justierung in den verschiedenen Programmen der StBauF herausarbeiten, um so die Realisierung von Maßnahmen weiterhin mit finanzieller Unterstützung der StBauF durchführen zu können. Der Stadtrat der Stadt Lauf a.d.pegnitz hat am 25.06.2009 beschlossen, das unterzeichnende Büro PLANWERK aus Nürnberg gemeinsam mit den Kooperationspartnern Büro für Städtebau und Bauleitplanung aus Bamberg und Team 4 aus Nürnberg mit der Erstellung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes zu beauftragen. Im nun vorliegenden ISEK werden die Ergebnisse der Untersuchungen mit entsprechenden Karten und Plänen im Materialband dargestellt. Der vorliegende Bericht entstand in intensivem Dialog mit Vertretern der Politik und Verwaltung sowie mit Experten und Bürgern. Die Ergebnisse aus der Akteursbeteiligung werden dabei mit den Ergebnissen der beauftragten Planungsbüros zusammengeführt. Ausgehend von der Bestandsanalyse und der Entwicklung von Prognosen und Szenarien werden Leitlinien und Ziele entwickelt, die in konkrete Handlungsvorschläge und Projektideen münden. Kontaktdaten der bearbeitenden Büros Büro PLANWERK Stadtentwicklung Stadtmarketing Verkehr Winzelbürgstraße 3 90491 Nürnberg Tel.: 0911/476404 Mail: kontakt@planwerk.de Team 4 landschafts + ortsplanung Oedenberger Straße 65 90491 Nürnberg Tel.: 0911/393570 Mail: info@team4-landschaftsplanung.de Büro für Städtebau und Bauleitplanung Hainstraße 12 96047 Bamberg Tel.: 0951/59393 Mail: wittmann.valier@staedtebau-bauleitplanung.de Seite 4

1.2. Der Stadtraum Grundsätzlich ist ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept gesamtstädtisch angelegt. Damit muss grundsätzlich der gesamte städtische Raum im Betrachtungsbereich der Untersuchungen sein. Teilweise wird der Blick auch über die Stadtgrenzen hinweg gerichtet, um auf regionalem Maßstab die Situation der Stadt Lauf a.d.pegnitz einzuordnen. Nebenstehende Abbildung zeigt das gesamte Laufer Stadtgebiet und verdeutlicht die teilräumliche Differenzierung. Der geschlossene Siedlungskern des Stadtgebiets erstreckt sich zu beiden Seiten der Pegnitz, jeweils linear durchschnitten von den beiden Bahnlinien, die die Begriffe Lauf Links und Lauf Rechts jeweils begrifflich manifestiert haben. Abbildung 1 Im Bereich Lauf Rechts geht dieser geschlossene Siedlungsbereich in die punktuelle Struktur der Ortsteile über. Vorrangig südlich exponiert, abseits der Hauptverkehrsachsen, landschaftlich gut eingebunden, definieren sich hier die baulichen Filetstücke innerhalb des Laufer Stadtgebiets. Der gesamte Laufer Norden mit all seinen Ortsteilen macht etwa die Hälfte des gesamten Stadtgebiets aus. Südlich an das geschlossene Siedlungsgebiet anschließend, trennt ein rautenförmig eingeschlossener Staatsforst die südlichen Ortsteile von der Kernstadt ab. Abbildung 2 Durch diese Zäsur ergibt sich eine Orientierung dieser Ortsteile in Richtung der benachbarten Gemeinden rund um den Moritzberg. Seite 5

Die wichtigsten Grundlagendaten für das Laufer Stadtgebiet sind folgende: Das Stadtgebiet umfasst 59,4 km², wovon 43,3 km² (72,9%) auf den Bereich der Ortsteile (Nord und Süd) entfallen. Der Kernbereich umfasst 16,1 km² Fläche, gut 9 km² entfallen auf Lauf Rechts, 2,6 km² auf Lauf Mitte und 4,6 km² auf Lauf Links (inkl. Wetzendorf). Von den 59,4 km² Gesamtfläche entfallen 27,5 km² auf Landwirtschaftsflächen, 21,4 km² auf Waldflächen und 0,7 km² auf Wasserflächen insgesamt 84% der Stadtfläche. Die verbleibenden 16% umfassen die Siedlungs- und Verkehrsflächen und damit den Fokus des Konzeptes. 1.3. Orientierung im Stadtgebiet Nachfolgend dargestellter Plan zeigt das weitestgehend geschlossene Kerngebiet der Stadt Lauf a.d.pegnitz mit den wichtigsten Verkehrsachsen (Bahn, Autobahn, Bundesstraßen), die Zäsur des Naturraums Pegnitztal und den direkten Übergang in die anschließenden naturnahen Teilräume (Landwirtschaft, Wald). Abbildung 3 Der Orientierungsplan enthält die wichtigsten räumlichen Begriffe, die im ISEK entsprechend Verwendung finden. Der vorliegende Ausschnitt ist der Ausschnitt, der bei den meisten Darstellungen im Gutachten angewandt wurde. Seite 6

2. Vorgaben 2.1. Lage im Raum Die Stadt Lauf a.d.pegnitz liegt etwa 17 km östlich des Oberzentrums Nürnberg am Westrand des Landkreises Nürnberger Land im Regierungsbezirk Mittelfranken. Die Stadt gehört zur Planungsregion (7) Industrieregion Mittelfranken. Der Regionalplan Industrieregion Mittelfranken in der aktuellen Fassung weist die Stadt als Mittelzentrum aus. Für die vorliegende Arbeit ist der Hinweis auf die "Beseitigung funktional städtebaulicher Mängel" von besonderer Bedeutung. Umfassende Ausführungen zur regionalund landesplanerischen Einordnung der Stadt Lauf a.d.pegnitz können dem Bericht zum wirksamen Flächennutzungs- und Landschaftsplan in der Fassung vom 27.05.2008 entnommen werden. Abbildung 4 Zum Stadtgebiet von Lauf a.d.pegnitz gehören neben der eigentlichen Stadt die folgenden Gemeindeteile: Beerbach, Bullach, Dehnberg, Günthersbühl, Heuchling, Kotzenhof, Neunhof, Oedenberg, Rudolfshof, Schönberg, Simonshofen, Veldershof, Weigenhofen und Wetzendorf. Das gesamte Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 5.980 ha. Das Stadtgebiet von Lauf gehört zum Stadt- und Umlandbereich im großen Verdichtungsraum Nürnberg/Fürth/Erlangen. Dabei liegt Lauf an der Ost-West ausgerichteten Entwicklungsachse von Nürnberg Richtung Amberg und Bayreuth. Zusammen mit den benachbarten Gemeinden Ottensoos, Neunkirchen am Sand und Reichenschwand wird der Nahbereich Lauf a.d.pegnitz gebildet. Der Mittelbereich Lauf a.d.pegnitz umfasst darüber hinaus die Gemeinden Schnaittach und Simmelsdorf. Der speziell für den innerstädtischen Einzelhandel festgelegte entsprechende Verflechtungsbereich umfasst den Mittelbereich der Stadt Lauf a.d.pegnitz sowie die Städte und Gemeinden Leinburg, Röthenbach a.d.pegnitz, Rückersdorf und Schwaig b.nürnberg. Abbildung 5 Lauf ist sehr gut an das überörtliche Verkehrsnetz angebunden. Die Bundesautobahn BAB 9 verläuft östlich des Stadtgebietes, das über die beiden Anschlussstellen Lauf-Süd und Lauf / Hersbruck angebunden ist. Staats- und Kreisstraßen stellen weitere Verbindungen her. Lauf liegt mit dem Bahnhof rechts der Pegnitz an der Bahnlinie Nürnberg Bayreuth (Fernverkehr) und mit den S-Bahn-Haltepunkten Lauf West und Lauf links der Pegnitz an der Bahnlinie Nürnberg Amberg und ist somit sehr gut in das Netz des regionalen Schienenverkehrs eingebunden. Die aktuelle Einwohnerzahl (Stand 31.12.2009, Daten des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung, Bevölkerung am Sitz der Hauptwohnung) in der Stadt Lauf beträgt 26.090 Einwohner (städt. Statistik: 27.365); in der Kernstadt Lauf laut eigener städtischer Statistik 22.250 Einwohner. Seite 7

2.2. Naturraum Abbildung 6 2.3. Siedlungsgeschichte Die Stadt Lauf liegt am östlichen Rand des Mittelfränkischen Beckens im Übergang zum Albvorland. Die Altstadt im Pegnitztal liegt auf etwa 315 m über NN, das Albvorland nördlich des Stadtgebiets erreicht Höhen bis 432 m über NN zwischen Bullach und Neunhof, im Süden reicht das Stadtgebiet bis auf 573 m über NN nahe dem Gipfel des Moritzberges. Die Pegnitz hat in Lauf ein starkes Gefälle, was die frühe Ansiedelung von Mühlen und die spätere Industrialisierung begünstigte. Außerhalb des Talraums findet sich eine flachwellige Landschaft mit tonigen oder sandigen Böden, die durch eine vielfältige und kleinteilige Nutzung geprägt wird. Zusammen mit den Dörfern, die sich um die Herrensitze gebildet haben, ist sie Teil der typischen Altnürnberger Landschaft. Bereits in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts dürfte am Ufer der Pegnitz eine Siedlung entstanden sein, die in ursächlicher Verbindung mit den Stromschnellen des Flusses stand; gut 100 Jahre später sind hier Abbildung 7 erstmals vier Mühlen erwähnt. In enger räumlicher Nähe zu der ersten Siedlung entstand eine Marktanlage mit Rathaus bzw. die Burg auf der Pegnitzinsel. Der Beginn der Laufer Stadtentwicklung ist also direkt mit der Pegnitz verknüpft. Seite 8

Im 14. Jahrhundert wird der Marktflecken zur Stadt mit eigener Gerichtsbarkeit erhoben. Durch Hammer- und Mahlwerke an der Pegnitz sowie den Hopfenhandel und das Braugewerbe konnte Lauf auch in dieser Zeit seine Wirtschaftskraft stabilisieren und ausbauen. In der Energiegewinnung an der Pegnitz liegt die Wurzel für den Industriestandort Lauf. Der Anschluss an zwei Eisenbahnlinien beschleunigt das Aufblühen der Laufer Industrie. Obwohl die Anzahl der Betriebe und Arbeitsplätze in den letzten Jahrzehnten rückläufig war, hat die ansässige Industrie durch ihre Erzeugnisse noch immer Weltruf (Elektrohalbfertigteile bzw. technische Keramik und Präzisionsschneid- und Spannwerkzeuge). Bereits vor dem 2. Weltkrieg war die heutige städtebauliche Grundstruktur in Lauf Mitte (zwischen den beiden Bahnlinien) hergestellt; 1821 im Urkataster war sie bereits ablesbar und hat sich bis heute im Wesentlichen unverändert erhalten. Die Entwicklung in Lauf Links ist in den Grundstrukturen vorbereitet. Die bauliche Entwicklung in Lauf Rechts hat begonnen. Teile der Randsiedlung / Kunigundensiedlung sind realisiert. In den 70er Jahren wurde die Verbindung der Bundesstraße B 14 zur Autobahn hergestellt. In Lauf Links werden die städtebaulichen Grundstrukturen weiter verdichtet. Erste Ansätze des Gewerbegebietes östlich der Autobahn sind erkennbar. Die erkennbaren Strukturen in Lauf Rechts werden weiter bebaut. Das Ämtergebäude des Landratsamtes entsteht. Die bauliche Entwicklung in Lauf Rechts hat deutlich an Dynamik gewonnen. Die so genannte "Heldenwiese" ist als geplanter Stadtpark eingetragen. Anfang der 90er Jahre wird mit der Briver Allee eine innerörtliche Umgehungsstraße realisiert. 2.4. Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet (UG) umfasst zunächst das gesamte Stadtgebiet, um somit auf gesamtstädtisch integrierter Ebene alle relevanten Zusammenhänge sowie die Stärken und Schwächen zu erfassen. Um die Bestandsaufnahmen räumlich differenziert durchführen zu können, wurde das Untersuchungsgebiet in 35 Teilbezirke gegliedert, für die bei Bedarf Einzelaussagen getroffen oder vergleichende Betrachtungen angestellt werden können. In diesem Zusammenhang relevante Karten sind im Materialband dargestellt. Abbildung 8 Schwerpunktmäßig konzentriert sich das ISEK auf die Laufer Kernstadt. Dazu wurde diese in die Bereiche "Lauf Mitte", "Lauf Rechts" und "Lauf Links" eingeteilt. Der Bereich außerhalb der Kernstadt wird als Lauf Ortsteile bezeichnet. Daraus ergibt sich auch, dass im Seite 9

Bereich Kernstadt von "Stadtteilen", außerhalb der Kernstadt von "Ortsteilen" gesprochen wird. Soweit sich künftige Maßnahmen räumlich nicht auf die eigentliche Kernstadt konzentrieren, ist der inhaltliche Zusammenhang zur gesamten städtebaulichen Zielsetzung explizit dargestellt. Für die Untersuchung ist festzuhalten, dass die Neubaugebiete der jüngsten Vergangenheit nur grob betrachtet wurden, da dort keine relevanten Aussagen im Rahmen der vorliegenden Aufgabenstellung getroffen werden können. In der Vergangenheit wurden im Laufer Stadtgebiet einzelne Maßnahmen mit Unterstützung der Dorferneuerung realisiert. Aus fördertechnischen Gründen sind diese Bereiche (Beerbach und Tauchersreuth, Bullach, Simonshofen sowie Ziegelhütte) aus der Städtebauförderung ausgenommen. 2.5. Kommunale Planungen und Satzungen Für Lauf a.d.pegnitz gibt es einen wirksamen Flächennutzungs- und Landschaftsplan vom 27.05.2008. Die dort vorgenommenen Flächendarstellungen für Bauflächen sind aus Sicht des ISEK und vor dem Hintergrund der prognostizierten Einwohnerentwicklung ggfs. anzupassen. Hierzu wird auf die genauere Prognose der Bevölkerungsentwicklung bzw. den errechneten Wohnbaulandbedarf in Kapitel 6 hingewiesen. Im Rahmen der bisherigen Städtebauförderung (StBauF) hat die Stadt auf Grundlage "Vorbereitender Untersuchungen" aus dem Jahr 1982 mehrere Sanierungsgebiete ausgewiesen. Die Grenze des räumlichen Geltungsbereiches der "Vorbereitenden Untersuchungen", die Gebiete mit bereits im Rahmen der StBauF durchgeführten Maßnahmen und die Gebiete mit noch nicht beendeten bzw. beabsichtigten Maßnahmen sind dem folgenden Plan zu entnehmen. Seite 10

Abbildung 9 Soweit die vorliegende Untersuchung Empfehlungen oder Änderungsvorschläge für diese Gebiete ausspricht, wird in den jeweiligen Kapiteln explizit darauf eingegangen. Weitere kommunale Planungen, die für das ISEK von Bedeutung sind, sind nachfolgend aufgeführt: Neukonzeption Laufer Stadtbusverkehr Pilotprojekt Flächenmanagement (Uni Erlangen) Neuaufstellung FNP/LP VU Sanierungsgebiet Armutsbericht Seite 11

3. Aufgaben und Methoden des ISEK Die integrierte Herangehensweise verlangt eine kooperative Bearbeitung im Team, das sich aus den bereits vorstehend aufgeführten Partnern mit den folgenden Kernzuständigkeiten (mit Überschneidungen) zusammensetzt: PLANWERK, Nürnberg Einzelhandel, Wirtschaft, Mobilität, Soziale Infrastruktur und Akteursbeteiligung Büro für Städtebau und Bauleitplanung, Bamberg Städtebau, Wohnen, Mobilität, Soziale Infrastruktur, Kultur und Akteursbeteiligung Team 4, Nürnberg Umwelt, Natur, Naherholung und Tourismus. Abbildung 10 Die beauftragten Fachbüros haben die erforderlichen Bestandsaufnahmen vor Ort durchgeführt bzw. die Informationen bei den entsprechenden Fachbehörden eingeholt. Diese Arbeit ist durch eine Vielzahl von Schlüsselpersonen- und Expertengesprächen ergänzt; so konnte bereits während der Erarbeitung der Analyseteile frühzeitig und intensiv mit konzeptionellen Diskussionen begonnen werden. Im Rahmen der Betrachtung der Einzelhandelsentwicklung wurde eine Haushalts- und Passantenbefragung durchgeführt, deren Ergebnisse auch im vorliegenden ISEK Berücksichtigung finden. Die BürgerInnen der Stadt Lauf a.d.pegnitz wurden frühzeitig und intensiv in den Prozess eingebunden. Dazu wurde im Januar 2010 durch die beauftragten Büros eine zweitägige Zukunftswerkstatt durchgeführt, deren Ergebnisse die Grundlage für die weitere Einbindung der Akteure in Arbeitsgruppen bildeten. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sind in einer gesonderten Broschüre dokumentiert. Im Winter 2009 mit einer ersten Sitzung am 03.12.2009 wurde mit konzeptioneller Unterstützung der Planungsbüros die Lenkungsgruppe für das ISEK gegründet. Der integrativen Herangehensweise entsprechend wurde zunächst und bewusst als erster Arbeitsschritt ab Herbst 2009 der Prozess der Akteursbeteiligung konzipiert. Die Vorgehensweise wurde im Kreis der Akteure abgestimmt und anschließend von der Lenkungsgruppe (LG) gebilligt. Mit Beginn der Arbeiten wurde auf der städtischen Homepage (www.lauf.de) ein Internetauftritt realisiert, der über alle Aktivitäten im Rahmen des ISEK regelmäßig berichtet. Seite 12

4. Begleitender Beteiligungsprozess Der Prozess der Erstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes wird durch verschiedene Strukturen der Akteursbeteiligung begleitet. Eine Lenkungsgruppe mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und aus relevanten kommunalen Akteursgruppen steuert und begleitet den Prozess während der Konzepterarbeitung und ist vorgesehen als Steuerungsgruppe für anschließende Sanierungsprojekte im Rahmen der Städtebauförderung. Der Prozess des Stadtentwicklungskonzeptes wurde durch eine zweitägige Zukunftswerkstatt initiiert, die den Auftakt für sich daraus entwickelnde Arbeitsgruppen bildete. Diese erarbeiteten parallel zu den Gutachtern und unter deren Leitung und Moderation aus Sicht der Bürgerschaft und örtlichen Akteure Projektideen, die nach Prüfung und Beurteilung durch die Gutachter Eingang in das ISEK fanden. Auch nach dem Abschluss der Konzeptphase sollen die Arbeitsgruppen den angestoßenen Prozess verstetigen und garantieren, dass die weitere Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes unter möglichst breiter Beteiligung der örtlichen Akteure und der Bürgerschaft stattfindet. 4.1. Lenkungsgruppe Die Lenkungsgruppe zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept wurde durch die bearbeitenden Gutachter in Abstimmung mit der Verwaltungsspitze vorgeschlagen und durch den Bauausschuss der Stadt Lauf a.d.pegnitz formell bestätigt. In fünf Sitzungen begleitete die Lenkungsgruppe den Prozess der Stadtentwicklung, steuerte dabei den Prozess, bearbeitete Anträge der begleitenden Arbeitsgruppen und diskutierte den durch die Gutachter vorgeschlagenen Prozess der Beteiligung. Die Sitzungen fanden statt am: 3.12.2009 24.2.2010 20.5.2010 15.9.2010 abschließende Sitzung Anfang 2011. Seite 13

4.2. Zukunftswerkstatt Am Beginn des gesamten Prozesses des ISEK stand eine zweitägige Zukunftswerkstatt, die am 15. und 16. Januar 2010 in der Bertlein- Schule stattfand. Dazu wurde öffentlich über das kommunale Mitteilungsblatt, die lokale Presse und direkt an relevante Akteure und Akteursgruppen eingeladen. Insgesamt nahmen 60 Teilnehmer an der Zukunftswerkstatt zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept Lauf a.d.pegnitz teil. Die Zukunftswerkstatt (nach Robert Jungk) ist eine strukturierte, in Phasen aufgeteilte Beteiligungsmethode, die unter Einbeziehung der Moderation die Selbstorganisation, Wahrnehmungsfähigkeit, Phantasie und Handlungskompetenz zur Realisierung gemeinsamer Ideen entwickeln hilft. Die dialogische, offene Form ist geeignet für Suchund Aushandlungsprozesse. Die Zukunftswerkstatt trennt klar die Phasen: 1) Orientierungsphase 2) Wahrnehmungs- und Kritikphase 3) Phantasiephase 4) Umsetzungsphase Im Rahmen der Zukunftswerkstatt wurden vier Arbeitsgruppen mit folgenden Themen gebildet: AG blau - Wirtschaft, Handel, Gewerbe, Tourismus AG gelb - Soziales, Bildung, Kultur AG grün - Natur, Umwelt, Naherholung / Tourismus AG rot - Bauen, Städtebau, Verkehr Alle vier Arbeitsgruppen durchliefen die genannten Phasen der Zukunftswerkstatt und erarbeiteten in diesem Prozess folgende Maßnahmen und Projekte: AG blau: Wirtschaft, Handel, Gewerbe, Tourismus Nutzung Wenzelschloss, Wirtschaftscampus. AG gelb: Soziales, Bildung, Kultur Infopunkt, Begegnungsstätte mit Zweigstellen. AG grün: Natur, Umwelt, Naherholung / Tourismus Erlebnis Kunigundenberg, Alte Technik - neue Energie: Industriemuseum. AG rot: Bauen, Städtebau, Verkehr Umgestaltung Unterer Marktplatz zu Fußgängerzone, Erstellung Verkehrskonzept / Innenstadt. Diese Projektideen bildeten die Grundlage für die Arbeitsgruppen, die im Anschluss an die Zukunftswerkstatt die Arbeit aufnahmen, diese Projektideen und weitere Maßnahmenansätze einer Realisierung zuzuführen. Seite 14

4.3. Arbeitsgruppen Die vier in der Zukunftswerkstatt geformten Arbeitsgruppen wurden am 12. und 13. April 2010 zu einer ersten Sitzung in der Grundschule Heuchling versammelt, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen. Dabei wurden die Arbeitsgruppen thematisch weiter differenziert. Aus den vier thematischen Arbeitsgruppen bildeten sich die folgenden Arbeits- und Projektgruppen: AG Gelb: Soziale Infrastruktur, Sport und Freizeit, Kultur und Bildung Vernetzung ("Info-Stelle") Soziales und Bildung Kultur AG Rot: Städtebau, Ortsbild, Nutzungen, Verkehr und Mobilität Verkehrskonzept Lebensraum Straße / öffentliche Grünflächen AG Blau: Wirtschaft, Arbeit, Einzelhandel, Nahversorgung und Tourismus Innovatives Lauf / Wirtschaftscampus Altstadt, Tourismus, Handel AG Grün: Natur, Umwelt, Naherholung und Tourismus Erlebnis Kunigundenberg Alte Technik - Neue Energie Die Arbeitsgruppen arbeiteten zum einen unter Anleitung der Moderatoren der bearbeitenden Büros sowie unabhängig und selbsttätig. Im Mai 2010 fand eine moderierte Runde der einzelnen Arbeitsgruppen statt, im Juli 2010 eine Gesamtveranstaltung aller Arbeitsgruppen. Im Oktober wurden den Teilnehmern der Arbeitsgruppen und der interessierten Öffentlichkeit die ersten Ergebnisse des ISEK präsentiert. 4.4. Fortsetzung des Beteiligungsprozesses Der weitere Prozess der Bürger- und Akteursbeteiligung im Rahmen des ISEK sieht vor, dass die bestehenden Arbeits- und Projektgruppen auch ohne die Anleitung und Moderation der Gutachter effektiv und zielführend an ihren Projektideen weiterarbeiten sollen. Dazu schlagen die Gutachter vor, dass jeder Arbeits-/Projektgruppe ein kommunaler Pate aus der Verwaltung der Stadt Lauf a.d.pegnitz zur Seite gestellt wird. Der Vorschlag der Gutachter sieht folgende personelle Zuordnung, die von der Stadt Lauf a.d.pegnitz nach Bedarf entsprechend modifiziert werden kann: Arbeitsgruppe Vernetzung ("Info-Stelle") Soziales und Bildung Kultur Verkehrskonzept Lebensraum Straße / öffentliche Grünflächen Innovatives Lauf / Wirtschaftscampus Altstadt, Tourismus, Handel Erlebnis Kunigundenberg Alte Technik - Neue Energie Projektpate Bgm. Bisping Bgm. Bisping Bgm. Bisping Hr. Zenger Hr. Zenger Fr. Neidl Fr. Neidl Bgm. Bisping Bgm. Bisping Seite 15

5. Lauf a.d.pegnitz im regionalen Vergleich 5.1. Lauf als Wohnstandort Die Stadt Lauf a.d.pegnitz bildet mit ihren gut 26.000 Einwohnern (am Ort der Hauptwohnung) einen wichtigen Wohnstandort im Herzen des Landkreises Nürnberger Land. Die Stadt entwickelte sich in ihrer Einwohnerzahl (1960: 17.800 Einwohner; 2009: 26.090; 1960-2009: +47%) in der Größenordnung des gesamten Landkreises Nürnberger Land (1960-2009: +41%), überflügelte dabei die Nachbarstadt Hersbruck deutlich (+18%), blieb jedoch hinter vergleichbaren Kreisstädten im Verdichtungsraum (Stadt Roth: +62%; Stadt Herzogenaurach: +75%) zurück. Abbildung 11 Verantwortlich für dieses Wachstum, das bis auf eine Delle in den 70er Jahren kontinuierlich stattfand, waren durchgängig die Wanderungsbewegungen, die fast immer einen positiven Wanderungssaldo erreichten, der z.t. in der Größenordnung von mehreren hundert Personen pro Jahr lag, während gleichzeitig der Saldo aus Geburten und Sterbefällen in Lauf nahezu durchgängig einen Sterbefallüberschuss aufwies, der das Wachstum durch die Wanderung wieder minderte. 5.2. Lauf als Arbeitsstandort Der Standort Lauf spielt traditionell eine wichtige Rolle als Standort für Arbeitsplätze. Die Arbeitsplatzentwicklung war in Lauf in den vergangenen drei Jahrzehnten durchaus positiv (1980: 8.701 Arbeitsplätze; 2009: 10.369; 1980-2009: +19%). Damit konnte die Stadt zwar nicht in dem Maße von Ansiedlungen profitieren wie dies in anderen Kreisstädten in der Region stattgefunden hat (Stadt Roth: +47%; Stadt Herzogenaurach: +119%), liegt aber in der Größenordnung der Entwicklung des Landkreises (+15%) und z.b. über der der Nachbarstadt Hersbruck (-1%). Abbildung 12 Mit über 10.000 Arbeitsplätzen bietet die Stadt im Mittel für 2,5 Bewohner/-innen einen Arbeitsplatz an. Mit diesem Wert liegt die Stadt Lauf a.d.pegnitz in der Größenordnung der gesamten Industrieregion (2,4), aber deutlich bei einer höheren Arbeitsplatzversorgung als im Landkreis (3,7) und der anderer Landkreiskommunen (Hersbruck: 2,9; Altdorf: 3,4). Gleichzeitig mit dieser Wirtschaftsentwicklung, die in der gesamten Region durchwegs positiv verlaufen ist, fand ein Strukturwandel statt, der sich in einer Verlagerung der Wirtschaftskraft von den mehr produzierenden Wirtschaftszweigen hin zu den verwaltenden und Dienstleistungen erbringenden Wirtschaftszweigen zeigt. Seite 16

Heute sind in Lauf a.d.pegnitz noch 42% der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe tätig. Dies liegt zwar über dem Durchschnitt (Bayern: 36%), aber z.b. unter dem Landkreiswert (44%). Betrachtet man die Entwicklung, wird deutlich, dass der Arbeitsplatzzuwachs in Lauf vor allem auf dem Wachstum der Dienstleistungsbranche fußt (1998: 2.950 Beschäftige; 2009: 3.650 Beschäftigte), während die anderen Wirtschaftsbereiche eher rückläufig waren. Abbildung 13 Mit dem Zuwachs im Dienstleistungssektor der vergangenen 10 Jahre von 24% rangiert die Stadt Lauf a.d.pegnitz im Landkreisdurchschnitt (+25%), leicht unter dem Wert der Industrieregion (+29%) und in diesem Fall im Bereich der bereits erwähnten Vergleichskreisstädte (Roth: +27%). 5.3. Lauf als Tourismusstandort Die Stadt Lauf a.d.pegnitz verfügt über 305 Betten in registrierten Übernachtungseinrichtungen (>8 Betten). Damit wird ein Angebotswert von 1,2 Betten pro 100 Einwohner erreicht, der weit unter den Vergleichswerten anderer Kommunen liegt (Landkreis: 2,1; Bayern: 4,4; Hersbruck: 4,4). Das bestehende Bettenangebot wird von gut 22.000 Besuchern der Stadt Lauf a.d.pegnitz pro Jahr (2009) genutzt, die dabei gut 38.000 Übernachtungen in Lauf verbringen. Damit erreichen die Besucher von Lauf eine unterdurchschnittliche Aufenthaltsdauer von 1,7 Nächten und lasten das örtliche Übernachtungsgewerbe zu 34,3% aus. Mit dieser Auslastung rangiert Lauf im Durchschnitt des Freistaats und der Region, allerdings unter den Werten für Städte wie Hersbruck (Gesundheit; 54,9%) und Herzogenaurach (Adidas; 55,7%). Abbildung 14 Charakteristisch für den Standort Lauf ist noch die mit 1,7 Nächten eher unterdurchschnittliche Aufenthaltsdauer. Bayernweit liegt dieser Wert bei 2,9 Nächten, im Landkreis bei 2,4 Nächten und im benachbarten Hersbruck z.b. bei 5,2 Nächten. Diese Erkenntnis muss dahingehend interpretiert werden, dass es in Lauf a.d.pegnitz einer speziellen touristischen Strategie mit Zielrichtung Kurzzeit-Tourismus bedarf. Seite 17

6. Einwohnerprognose Baulandbedarf 6.1. Gesamtstadt Lauf a.d.pegnitz Welche Entwicklung wird die Stadt Lauf a.d.pegnitz in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nehmen? Die Zeiten mit großen Wachstumsraten sind längst vorbei. Die offiziellen Prognosen sehen die Entwicklung der Stadt Lauf a.d.pegnitz eher gedämpft. Das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung in München erwartet in seiner kommunalen Prognose für die Stadt Lauf a.d.pegnitz eher leichte Rückgänge der Einwohnerzahl. Mit 25.900 Einwohnern im Jahr 2025 prognostiziert das Landesamt die Stadt Lauf a.d.pegnitz bei einer leicht geringeren Einwohnerzahl als heute. Abbildung 15 Wachstumspfad. Mit einem Anstieg auf ca. 26.600 Einwohner sieht dagegen die Prognose der Bertelsmann-Stiftung die Stadt Lauf a.d.pegnitz auch weiterhin auf einem leichten 400 350 300 250 200 Büro PLANWERK hat mit seinem Prognosemodell ZUMOS 2025 ein eigenes unabhängiges Modell entwickelt, das ebenfalls die zukünftige Entwicklung voraussagt und Geburten und Sterbefälle1972-2025 dabei auf den Indikatoren der bisherigen Entwicklung aufbaut. Die PLANWERK- Prognose sagt für die Stadt Lauf a.d.pegnitz für die kommenden 15 Jahre eine weiter- Geburten Sterbefälle hin stabile Entwicklung voraus, die ein ungefähres Beibehalten der aktuellen Bevölkerungszahl von heute ca. 26.000 Einwohnern prognostiziert. 150 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 2016 2020 2024 ISEK 2010 Stadt Lauf a.d.peg. Abbildung 16 PLANWERK - STADTENTWICKLUNG - NÜRNBERG www.planwerk.de Entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Einwohnerzahl von Lauf a.d.pegnitz ist das Zusammenspiel von Wanderungssaldo (Zuzüge und Fortzüge) und Natalitätssaldo (Geburten und Sterbefälle). Während sich die Wanderungsbilanz in den vergangenen Jahren meist noch leicht im positiven Bereich bewegte, öffnet sich die Sche- Seite 18

re bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung seit dem Ende der 90er Jahre eindeutig hin zu einem immer stärker werdenden Überschuss an Sterbefällen. Lagen die Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren mit gut 200 Geburten nur ca. 50 Personen unter der Zahl der Sterbefälle, wird sich dieses Defizit bis 2025 auf über 150 Personen pro Jahr erhöhen. Die Bevölkerungspyramide zeigt, wie sich die Struktur der Bevölkerung in der Stadt Lauf a.d.pegnitz in den nächsten 15 Jahren verändern wird. Der aktuelle Bevölkerungsaufbau verdeutlicht den Rückgang bei den jungen Jahrgängen der unter 15-Jährigen, deren Besetzung in den Kohorten der letzten Jahre von ca. 300 auf ca. 200 zurückgegangen ist. Weiter ist ein deutliches Plus bei den 40- bis 50-Jährigen und bei den um die 70- Jährigen erkennbar. Für den Prognosefall 2025 verschieben sich diese Altersjahrgänge auf die 55- bis 65-Jährigen bzw. auf die über 80-Jährigen, während gleichzeitig nur noch im Mittel 200 Personen pro Jahrgang bei den jungen Jahrgängen durch Geburten und Zuzüge nachkommen. Die entscheidende Auswirkung dieses Prozesses, der im Allgemeinen mit dem Fachbegriff demographischer Wandel beschrieben wird, ist eine grundlegende Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung hinsichtlich ihrer Altersstruktur. Die jungen Altersklassen nehmen an Anzahl und Anteil ab, während gleichzeitig die Altersklassen der älteren Bewohner in Lauf a.d.pegnitz entsprechend zunehmen. Abbildung 17 Exemplarisch zeigen die beiden dargestellten Altersklassen diese Entwicklung auf. Die Zahl der Jugendlichen (6- bis unter 18-Jährige) reduziert sich um fast 15%, während gleichzeitig die Altersklasse der 65- Jährigen und Älteren um etwa 25% zulegt. Damit wird deutlich, dass sich der Prozess des demographischen Wandels auch in der Stadt Lauf a.d.pegnitz, wie bundesweit prognostiziert, vollziehen wird. 6-u.18Jährige 65Jährige und Ältere 3200 3100 3000 2900 2800 2700 2600 2500 2400 2009 3149 2012 3037 2016 2836 2020 2721 2695 2025 7000 6500 6000 5500 6607 5000 5765 5975 5297 5466 4500 4000 2009 2012 2016 2020 2025 Abbildung 18 Abbildung 19 Seite 19

Wohnfläche / Kopf Neben der Veränderung der Altersstruktur wird dieser demographische Wandel auch eine Veränderung der Haushaltsstrukturen mit sich bringen. Kleinere Haushaltsgrößen führen in der Gesamtheit zu einem weiter ansteigenden Verbrauch an Wohnfläche pro Wohnflächenverbrauch und Haushaltsgröße 1992-2025 Kopf. Größere Anteile von Single-Haushalten sowohl bei 2,60 jungen als auch bei alten Menschen sind u.a. dafür Wohnfläche pro Kopf verantwortlich. 47,0 44,0 41,0 38,0 35,0 ISEK 2010 Stadt Lauf a.d.peg. Abbildung 20 2,42 36,5 2,21 39,5 Haushaltsgröße 42,0 2,13 42,9 2,08 43,6 2,04 1990 2000 2008 2015 2020 2025 44,3 2,00 2,40 2,20 2,00 1,80 Haushaltsgröße PLANWERK - STADTENTWICKLUNG - NÜRNBERG w w w.planw erk.de Leben in einem durchschnittlichen Laufer Haushalt heute noch knapp 2,2 Personen, werden dies in 15 Jahren nur noch 2,0 Personen sein. Gleichzeitig wird der Verbrauch an Wohnfläche pro Laufer Einwohner sich von heute 42 m² auf wenigstens 44 m² erhöhen. Diese Zahlen ermittelte das Prognosemodell aufgrund der sich verändernden Haushaltsgrößen. All diese beschriebenen Prozesse werden in allen Teilbereichen der Stadt Lauf a.d.pegnitz stattfinden und jeweils die bestehenden Strukturen verändern. Allerdings lassen sich zwischen den Teilbereichen der Stadt Lauf a.d.pegnitz im Detail Unterschiede ausmachen. 6.2. Stadt Lauf a.d.pegnitz Teilräume Das PLANWERK-Prognosemodell ZUMOS 2025 liefert neben den Ergebnissen auf gesamtstädtischer Ebene auch Resultate für die vier Teilbereiche: Lauf Mitte Lauf Links Lauf Rechts Lauf Ortsteile Die Teilraumprognose berücksichtigt dabei folgende Faktoren: Verfügbarkeit von Bauland (Baugebiete, Bauerwartungsland und Baulücken) Bestehende Bevölkerungsstruktur (Altersaufbau) Die Teilraumprognose ergibt folgende Bevölkerungszahlen für den Prognosezeitraum bis 2025: Teilraum Einwohner Einwohner Veränderung 2009 2025 Lauf Mitte 5.259 5.100-3,0% Lauf Rechts 10.988 11.200 +1,9% Lauf Links 4.979 4.690-5,8% Lauf Ortsteile 4.865 5.070 +4,2% Gesamt 26.090 26.060-0,1% Seite 20

Bei gleich bleibender Einwohnerzahl in Lauf insgesamt sind es die Bereiche Lauf Rechts und die Ortsteile, die an Bevölkerung gewinnen, während im Bereich Lauf Mitte und in Lauf Links die Einwohnerzahl zurückgeht. Bei den genannten Entwicklungen sind folgende Auffälligkeiten erkennbar, die sich strukturell in den zukünftigen teilräumlichen Bedarfen niederschlagen. Reduziert sich der Anteil der jungen Laufer bis 2025 von heute 17% auf dann 15%, so bleibt der Anteil in Lauf Links (16%) und in Lauf Mitte (15%) auf niedrigem Niveau weitgehend stabil, während in Lauf Rechts der Anteil von heute knapp 18% auf unter 15% zurückgehen wird und in Lauf Ortsteile von heute fast 19% auf gut 15%. Abbildung 21 Abbildung 22 In absoluten Zahlen bedeutet dies einen gesamtstädtischen Rückgang von gut 500 Personen in dieser Altersklasse, davon über 300 in Lauf Rechts und gut 100 in Lauf Ortsteile, während in Links und Mitte die absolute Anzahl etwa auf dem niedrigen Niveau von heute verbleibt. Genau entgegengesetzt verläuft die Entwicklung bei der Altersklasse der 65-Jährigen und Älteren. Insgesamt erhöht sich der Anteil dieser Altersklasse von 20% auf 25%, was einem absoluten Zuwachs von über 1.300 Personen entspricht. 6.600 Menschen werden im Jahr 2025 in Lauf über 64 Jahre alt sein (heute: 5.250). Dabei ist zwischen den Teilräumen kaum ein Unterschied zu erkennen. Überall erhöht sich der Anteil dieser Altersklasse, ausgehend von unterschiedlichen Niveaus heute (z.b. Ortsteile 17%, Links 22%) werden sich die Anteile annähern und in allen Teilbereichen zwischen 24% und 26% rangieren. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für Maßnahmen und Projektansätze, die im Rahmen des ISEK entwickelt wurden, vor allem hinsichtlich der Versorgung der entsprechenden Altersklassen mit ausreichender Infrastruktur. Seite 21

6.3. Baulandbedarf und -bestand nach Teilräumen Die Prognose basiert auf folgenden Daten hinsichtlich der Verfügbarkeit von Bauland in den unterschiedlichen Teilräumen der Stadt Lauf a.d.pegnitz, die durch die Bauverwaltung der Stadt zur Verfügung gestellt wurden: Teilraum B-Plan F-Plan Baulücke Gesamt Lauf Mitte 1,0 ha 1,1 ha 1,7 ha 3,8 ha Lauf Rechts 9,3 ha 12,2 ha 5,0 ha 26,5 ha Lauf Links 2,7 ha 0 ha 0,7 ha 3,4 ha Lauf Ortsteile 11,6 ha 8,9 ha 7,5 ha 28,0 ha Gesamt 24,6 ha 22,1 ha 14,9 ha 59,6 ha Die Prognose geht davon aus, dass die rechnerisch verfügbaren Bauflächen in unterschiedlichem Maße bis zum Jahr 2025 aktiviert werden können. Vorhandene Bauflächen in Baugebieten, die mit Bebauungsplänen bereits Baurecht geschaffen haben, werden fast komplett aktiviert, außer in den Ortsteilen, wo der sehr hohe Bestand an Bauflächen nur zu 50% bebaut werden kann. Abbildung 23 Bauerwartungsland, das im Flächennutzungsplan ausgewiesen wurde, wird zu gut der Hälfte des Bestands in den kommenden 15 Jahren in verfügbares Bauland umgewandelt und bebaut. Baulücken sind in unterschiedlicher Art verfügbar. Hier wird davon ausgegangen, dass in den dichter besiedelten Bereichen von Lauf Mitte und Lauf Links eine Aktivierung von bis zu 80% erreicht wird, in den übrigen Bereichen allerdings maximal 50% der vorhandenen Flächen. Abbildung 24 Für alle Teilbereiche wird zugrunde gelegt, dass sowohl der Wohnflächenverbrauch pro Kopf um gut 5% ansteigen wird als auch gleichzeitig die durchschnittliche Haushaltsgröße um gut 5% zurück gehen wird. In Zahlen heißt dies: 2,0 Personen pro Haus- Seite 22

halt 2025 und ein Wohnflächenverbrauch von knapp 45 m² pro Einwohner. Legt man zugrunde, dass heute 26.090 Einwohner in 12.320 Wohnungen wohnen, was einer Haushaltsgröße von 2,12 Personen pro Haushalt entspricht, werden 2025 26.060 Personen bei einer Haushaltsgröße von 2,00 Personen einen Bedarf von 13.030 Wohnungen haben. Somit wird sich der Wohnungsbedarf um über 700 Wohnungen erhöhen. Nimmt man einen durchschnittlichen Wohnungsabgang von 0,1% pro Jahr hinzu (12 Wohnungen), werden bis 2025 insgesamt ca. 900 zusätzliche Wohnungen gebraucht. Bei einem durchschnittlichen Baulandverbrauch von 400 m² Bruttowohnbauland pro Wohnung entspricht dies einem Baulandbedarf von 36 ha Wohnbauland. Der durchschnittliche Bedarf an Wohnbauland ergibt sich als Mittelwert aus den unterschiedlichen Annahmen für die Teilbereiche, die zwischen 150 m² in dichter bebauten Bereichen mit Geschosswohnungsbau und 600 m² in den eher ländlich strukturierten Bereichen variieren. Die Bevölkerungsprognose hat mit den oben genannten Annahmen der Aktivierung von Wohnbauland insgesamt 37,1 ha Wohnbauland für den Prognosezeitraum als aktivierbar gesehen. Stellt man den Bedarf von 37,1 ha dem Bestand an Bauflächen von ca. 60 ha gegenüber, wird deutlich, dass das vorhandene Angebot an Bauflächen ausreichend ist, den Bedarf an Wohnbauland in den nächsten 15 Jahren zu decken, so dass keine weiteren Flächenausweisungen im Flächennutzungsplan notwendig werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass noch nicht aktivierte Flächen des Bauerwartungslandes in den nächsten Jahren schrittweise aktiviert und mit Baurecht versehen werden. mit Hilfe eines aktiven, stadtweiten Flächenmanagements ernsthaft versucht wird, vorhandene Baulücken, die in ihrer Summe immerhin 15 ha Wohnbaufläche ausmachen, für eine zukünftige Wohnnutzung zu aktivieren. mit einem vorausschauenden Flächenmanagement auch angestrebt wird, entstehende Leerstände im Bestand zu vermeiden. Dazu werden derzeit bereits in einem Modellprojekt mit der Universität Erlangen-Nürnberg erste Schritte gegangen. Seite 23

7. Bewertung der Sozialraumanalyse Im Rahmen der Analysen als Grundlage für das vorliegende ISEK wurden die sozialraumrelevanten Daten, vor allem zum Themenbereich Altersstruktur, Herkunft und Bedürftigkeit, untersucht. Die detaillierten Ergebnisse liegen im Materialband vor. Im aktuellen Kapitel werden die wichtigsten Erkenntnisse in kurzer Form dargestellt. 7.1. Altersstruktur Auf die gesamtstädtische Altersstruktur wurde in den vorangegangenen Kapiteln bereits eingegangen. Auffällig war dabei der Rückgang junger Bevölkerungsgruppen bei gleichzeitigem Anstieg der älteren Bevölkerung. Mit einem Anteil von 16,9% junger Menschen unter 18 Jahren und 20,3% mit 65 Jahren und darüber weist die Stadt Lauf a.d.pegnitz durchschnittliche Werte bei bayernweiter Betrachtung auf. Im Folgenden werden diese Quoten noch teilräumlich analysiert. 7.1.1. Bevölkerung unter 18 Jahren Etwa 4.400 Einwohner der Stadt Lauf a.d.pegnitz gehören zur Altersklasse unter 18 Jahren. Die nebenstehende Abbildung zeigt, wie sich diese Altersgruppe auf das Stadtgebiet (Kernstadt) verteilt und welche Anteile damit in den einzelnen Bereichen der Stadt verbunden sind. Erwartungsgemäß sind die absolut größten Anteile in den Wohngebieten der Stadtteile von Lauf Rechts zu finden. Weitere hohe absolute Werte werden in Lauf Links südlich der S-Bahn-Linie erreicht. Abbildung 25 Betrachtet man die Anteile dieser Bevölkerungsgruppe, wird ein Spektrum von 8,6% im Ortsteil Oedenberg bis hin zu 26,1% in Tauchersreuth erkennbar. In der Kernstadt liegt der Maximalwert bei 21,3% in der Kunigundensiedlung, der Minimalwert bei 13,0% in der Laufer Innenstadt. Die Bevölkerungsprognose hat bereits verdeutlicht, dass diese Werte sich zukünftig zum Teil stark verändern werden. In Lauf Rechts und den Ortsteilen wird ein Alterungsprozess stattfinden, während z.b. in Lauf Links mit einer Stabilisierung der Zahl junger Menschen gerechnet wird, was bei rückläufiger Bevölkerung dort sogar einen wachsenden Anteil impliziert. Seite 24

7.1.2. Bevölkerung mit 65 Jahren und darüber Wie bereits angesprochen liegt der Trend bei den älteren BewohnerInnen von Lauf genau gegenläufig. Ihr Anteil wird sich in den nächsten Jahren von heute 20% auf ca. 25% erhöhen, wobei die heute bestehenden Unterschiede sich dann immer mehr angleichen. Gesamtstädtisch betrachtet liegen auch hier die Extremwerte in den Ortsteilen. 7% in Nuschelberg, 31% in Oedenberg. Bezogen auf die Kernstadt sind Schwankungen zwischen 13,8% im Bereich entlang der Hersbrucker Straße und 25,7% in der östlichen Spitze zwischen S- Bahn-Linie und Autobahn. Abbildung 26 Auffällig ist der hohe Anteil alter Menschen in den älteren Wohngebieten von Lauf Rechts. Dieses Analyseergebnis findet z.b. Eingang in die Projektkonzeption eines vorausschauenden Leerstandsmanagements, das neben den bestehenden Leerständen vor allem auch die Gebiete mit zukünftiger Leerstandsgefahr definiert. 7.2. MigrantInnen Ein weiterer Baustein der Sozialraumanalyse war die differenzierte Untersuchung der Herkunft der Laufer BewohnerInnen. Die Betrachtung ergab einen Anteil von knapp 12% mit Migrationshintergrund. Die räumliche Verteilung der Menschen mit Migrationshintergrund lässt eindeutige Konzentrationen innerhalb des Stadtgebiets erkennen. Diese Erkenntnis spiegelt sich z.b. in den Maßnahmen zur sozialräumlichen Entwicklung (soziale Stadt) wider. In den Ortsteilen der Stadt Lauf a.d.pegnitz spielen Menschen mit Migrationshintergrund zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle. In keinem der Ortsteile wird der gesamtstädtische Durchschnitt erreicht. Abbildung 27 Im Gebiet der Kernstadt verdeutlicht die nebenstehende Abbildung bereits das deutliche Gefälle zwischen Lauf Rechts (5,3% in Heuchling, 12,0% in Kotzenhof) und den Bereichen Lauf Mitte Seite 25

(17,9% in der Altstadt, 20,9% rund um das Industriemuseum) und Lauf Links (16,5% im östlichen Teil und 28,4% im westlichen Teil um Sembach und die Bertleinschule). Innerhalb der MigrantInnen machen die mit osteuropäischer Herkunft den größten Anteil aus, gefolgt von den türkischstämmigen Menschen und der Gruppe aus Südeuropa. 7.3. Strukturelle Bedürftigkeit Aus den dargestellten Erkenntnissen wurde eine gesamte Bewertung entwickelt, die die strukturelle Bedürftigkeit der einzelnen Teilräume bewertet. Überalterung, Kinderzahl und MigrantInnen- Anteil wurden dabei bewertet und zu einer Gesamtbewertung geführt (1 = hohe Bedürftigkeit, 5 = keine Bedürftigkeit). Die Laufer Ortsteile erreichten dabei meist eher günstige Werte von 4 bis 5. Im Bereich Lauf Rechts bewegen sich die Bewertungen zwischen 2 und 4, wobei die höchsten strukturellen Bedürftigkeiten dort in den Stadtteilen Kotzenhof und südlich des Schulzentrums erkennbar sind. Abbildung 28 Nahezu flächendeckend hohe strukturelle Bedürftigkeit ist in den Teilbereichen von Lauf Links erkennbar und zu einem beträchtlichen Anteil auch in Lauf Mitte vor allem in Altstadt und dem westlich daran angrenzenden Bereich. Diese Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage für die spätere Abgrenzung der Untersuchungsgebiete im Rahmen der verschiedenen Programme der Städtebauförderung. Seite 26

8. Situation Einzelhandelsversorgung Im Rahmen des ISEK-Prozesses wurde eine umfassende Untersuchung der Einzelhandelsversorgung durchgeführt, die in einem separaten Bericht als Einzelhandelsentwicklungskonzept formuliert wurde. Die Bestimmung von Ansiedlungspotenzialen u.a. für den Einzelhandel bildet eine der Grundfragestellungen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes. Die Fragestellung der Nachnutzung für die beiden Gewerbeflächen von Döbrich & Heckel und Sembach waren der Anlass das vorliegende Konzept zu beauftragen. Die flächendeckende, gesamtstädtische Erfassung der Standorte ergab insgesamt 998 Betriebe. Diese verteilen sich wie folgt: 249 Einzelhandel 422 Dienstleistung 94 Gastronomie 98 Handwerk 65 Arzt / Heilpraktiker 22 Großbetrieb / Produktion 48 leer stehende Einheiten Abbildung 29 Abbildung 30 Die räumliche Verteilung der Unternehmen lässt eine eindeutige Schwerpunktsetzung der Standorte auf den Bereich der Altstadt und Innenstadt erkennen. Fast 60% der Einzelhandelsbetriebe liegen im Bereich Innenstadt / Altstadt. Die Betriebe der Dienstleistungen weisen eine weiträumigere Verteilung auf, vor allem auch nach Lauf Rechts und Lauf Links. Gastronomie ist durchaus auch im Bereich der Ortsteile vorhanden, noch stärker die Handwerksbetriebe. Die Arztpraxen konzentrieren sich wiederum mehr auf die Kernstadt. Das Produzierende Gewerbe findet man im Bereich der Peripherie, wo auch die Gewerbegebiete liegen. Leerstände gibt es in allen Teilbereichen, jedoch ist eine Fokussierung auf den Bereich der Innenstadt / Altstadt erkennbar. Das Einzelhandelsangebot in Lauf a.d.pegnitz wird auf einer Verkaufsfläche von gut 67.000 m² präsentiert. Großes Flächenangebot Seite 27

besteht im Bereich Baumarktsortimente, vor allem durch einen großen Anbieter (OBI). Umfangreiches Angebot ist im Sortiment der periodischen Güter (Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheits- und Körperpflege) vorhanden. Das nennenswerte Angebot an Verkaufsflächen bei den Textilien (Bekleidung, Schuhe) verdeutlicht die Bedeutung des Standortes Lauf a.d.pegnitz für sein direktes Umland. Entscheidend für die Bestimmung der Zentralität des Standortes Lauf a.d.pegnitz ist das Verhältnis der Größenordnung zwischen eigener Wirtschaftskraft, also interner Kaufkraftbindung, und zusätzlich von außen angezogenen Kaufkraftwerten. Insgesamt erreicht der Einzelhandelsstandort dabei einen Faktor von 1,08, d.h. der örtliche Umsatz im Einzelhandel insgesamt liegt um 8% höher als das gesamte Kaufkraftpotenzial der Laufer Bevölkerung. Abbildung 31 Kaufkraft-Bilanz für die Stadt Lauf a.d.pegnitz Kk-Zufluss - 70,4 Mio. Differenziert nach einzelnen Sortimentsbereichen ergeben sich sehr unterschiedliche Werte für die einzelnen Bereiche, die zwischen 0,25 im Bereich der Informationstechnik und 2,40 im Bereich der Telekommunikation rangieren. Umsatz - 162,2 Mio. Stadt Lauf a.d.pegnitz ISEK 2010 Abbildung 32 Gebundene Kk. - 91,8 Mio. Kaufkraft - 150,4 Mio. Kk-Abfluss - 58,7 Mio. Büro PLANWERK - Stadtentwicklung, Nürnberg www.planwerk.de Grundlage für die Bestimmung der einzelhandelsrelevanten Zentralität ist die Situation von Umsatzpotenzial, Kaufkraftfluss und Kaufkraftbindung. Von insgesamt 150,4 Mio. Kaufkraft sind 91,8 Mio. am Standort Lauf a.d.pegnitz gebunden. Dies bedeutet einen Kaufkraftabfluss von insgesamt 58,7 Mio. Die gebundene Kaufkraft zusammen mit dem Kaufkraftzufluss von insgesamt 70,4 Mio. ergibt summarisch einen Einzelhandelsumsatz am Standort Lauf a.d.pegnitz von 162,2 Mio. Die Differenzierung nach Sortimenten zeigt auf, dass bei den Gütern des täglichen Bedarfs hohe Kaufkraftbindungen bestehen, während bei Bekleidung, Seite 28

Möbeln und technischen Gütern noch Bindungspotenzial besteht, das zusätzliche Standorte rechtfertigt. In welcher Dimension dies in den einzelnen Sortimentsbereichen der Fall ist und welche Ansiedlungsund Erweiterungspotenziale sich daraus ergeben, wurde speziell ermittelt. Aus den genannten Größen der Umsatzsituation, der Kaufkraftbindung und des Kaufkraftabflusses lässt sich ermitteln, wie hoch das Potenzial für zukünftige Ansiedlungen und Erweiterungen in den einzelnen Sortimentsbereichen ist. Nebenstehende Abbildung verdeutlicht ein hohes Potenzial im Bereich des Einrichtungsbedarfs. Auf Grund der Versorgungssituation im Großraum wird Lauf allerdings nicht als Möbelhausstandort gesehen. Im Bereich der Güter des täglichen Bedarfs sind die Potenziale in einer Größenordnung, die punktuelle Erweiterungen vorhandener Standorte rechtfertigen. Abbildung 33 Ansiedlungsbedarf wird am ehesten im Bereich der aperiodischen Güter im Bereich Technik gesehen. Seite 29

9. Situationsanalyse (Kernpunkte) ISEK Stadt Lauf a.d.pegnitz Die nachfolgend formulierten Kernpunkte der sektoralen und räumlichen Situationsanalyse bilden die Grundlage für das Leitbild und das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept. Die ausführliche Darstellung erfolgte in Zwischenberichten und Präsentationen bzw. kann den Auswertungen und Karten im Materialband entnommen werden. In der Situationsanalyse sind neben den Erkenntnissen (Vorortanalysen und Fragebogen) der beauftragten Büros bisher von der Stadt Lauf erarbeitete Grundlagen und Planungsvorgaben, die Erkenntnisse aus Fach- und Expertengesprächen sowie die Ergebnisse aus dem Beteiligungsprozess zusammen geführt. Damit werden die für die Stadtentwicklung wichtigen Faktoren und ihr Wirkungszusammenhang dargestellt. 9.1. Städtebau und Stadtstruktur Das Stadtgebiet von Lauf a.d.pegnitz ist in die Kernstadt und die nördlichen und südlichen Ortsteile differenziert. Der Bereich der Kernstadt ist durch die trennenden Verkehrsbarrieren, den vorhandenen Naturraum und die Lage der industriellen Ansiedlungen in drei städtebaulich und sozial unterschiedliche Teilbereiche (Lauf Rechts, Lauf Mitte und Lauf Links) gegliedert. Keiner der ländlich geprägten Stadtteile bietet die infrastrukturellen Voraussetzungen für neue Siedlungsentwicklungen in größerem Umfang. Neben den bestehenden Nutzungen liegen die entwicklungspolitischen Stärken v.a. in den nördlichen Stadtteilen in den Bereichen Tourismus und Naherholung. Die historische Kernstadt von Lauf (Marktplatz und Bereich innerhalb des Stadtgrabens und das Schloss) hat eine überdurchschnittliche Stadtbildqualität und liegt innerhalb eines Denkmalensembles. Die Pegnitz ebenfalls teilweise innerhalb des Denkmalensembles ist mit Uferbereichen nur an wenigen Stellen öffentlich zugänglich und somit nicht im wünschenswerten Umfang Bestandteil des Stadtbildes. Gewerbliche und industrielle Nutzungen sind für Lauf und seine Siedlungsgeschichte prägend. Der allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Entwicklung geschuldet, ist die Konversion eine der stadtentwicklungspolitischen Herausforderungen. Dabei kommt der baulichen Entwicklung an den Ortseingängen entlang der Hauptverkehrsachsen für das Ortsbild besondere Bedeutung zu. 9.2. Landschaft und städtische Freiräume Die Stadt Lauf ist eingebettet in die Kulturlandschaft des Nürnberger Landes mit einem abwechslungsreichen flachwelligen Relief und kleinteiliger landwirtschaftlicher Nutzung. Daneben wird die Stadt durch die großen, teils außermärkischen Waldflächen (Reichswald, Schönberger Forst) und das Flusstal der Pegnitz geprägt. Dabei durchdringt die freie Landschaft teilweise das bebaute Gebiet der Kernstadt Lauf und bildet ausgeprägte Grünzüge innerhalb der Stadt (Bitter- Seite 30