Lehrgang zur Formulierung von Lernzielen Broschüre 2. Allgemeine Didaktik 1S für die Sekundarstufe I. Herbstsemester Renato Forlin / Rolf Engler

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Transkript:

Allgemeine Didaktik 1S für die Sekundarstufe I Herbstsemester 2015 Renato Forlin / Rolf Engler Lehrgang zur Formulierung von Lernzielen Broschüre 2 1

1 Lehrgang zur Formulierung von Lernzielen Dieser Lehrgang regelt die Formulierung von Lernzielen im Rahmen der unterrichtspraktischen Ausbildung der PHSG. Grundlage dafür ist der Lehrplan Volksschule. Wer nicht genau weiss, wohin er will, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ganz woanders ankommt. Robert F. Mager 1.1 Weshalb formulieren wir Ziele im Unterricht? Weil wir dadurch 1. Kriterien für die Auswahl von Unterrichtsgegenständen und die methodische Umsetzung bereitstellen [Primat der Didaktik (Was? Warum das?) vor der Methodik (Wie? Warum so?)] 2. Schülerinnen und Schüler, Eltern, Behörden, weiterführende Ausbildungsinstitutionen über die angestrebten Ziele orientieren (in einer demokratischen Schule Transparenz schaffen) 3. formative und summative Beurteilung auf zielorientierter Basis ermöglichen (Grundlage für die Beurteilung) 4. die Beurteilung der Erfüllung des Berufsauftrags 'unterrichten' ermöglichen (Qualitätssicherung) 2

1.2 Auftrag: Lehrgang zur Formulierung von Lernzielen im Unterricht Sie erhalten den Auftrag, sich das allgemeindidaktische Grundwissen über Ziele und Zielformulierung selbständig, aber begleitet durch Dozierende des BPA-Teams zu erwerben. Der Auftrag wird in Form eines so genannten Lernplanes schriftlich erteilt. Er enthält in aufeinander folgenden Phasen (top-down) die Arbeits- und Lernschritte, die Sie der Reihe nach durchlaufen sollen. Diese Reihenfolge ist vorgegeben (darin besteht ein wesentlicher Unterschied z.b. zum Werkstatt-Unterricht). Am Schluss des Lehrgangs überprüfen Sie mithilfe der Lernkontrolle, ob Sie die wesentlichen Ziele erreicht haben. Beachten Sie, dass die Lernziele im Lernplan angegeben sind. Die Aufgaben der Lernkontrolle entsprechen diesen Lernzielen. Sie enthält aber nicht Aufgaben zu allen Lernzielen und soll keineswegs eine Probeklausur darstellen. Wenn Sie die formative Lernkontrolle ohne Verwendung von Hilfsmitteln lösen und kritisch korrigieren, können Sie danach sicher beurteilen, ob Sie über die Grundlagen der Lernzieltheorie verfügen oder nicht. Setzen Sie sich mindestens 90% richtige Antworten zum Ziel! Die formative Lernkontrolle weist Sie darauf hin, wo Sie Ihre Kenntnisse noch vertiefen sollten; sie formt also den weiteren Lernprozess (Standortbestimmung)! Die Lernzieltheorie wird anlässlich der Zwischenprüfung nach dem 2. Semester eingehend schriftlich geprüft. Dies ist dann eine so genannte summative Lernkontrolle. Die Formulierung von Lernzielen kann durchaus mit viel Mühe verbunden sein und ist auch für erfahrene Lehrkräfte nicht immer einfach! Für Ihre Arbeit benötigen Sie: Broschüre 2 den Lernplan Lehrplan 21: www.lehrplan.ch Didaktisch handeln und denken 1 die formative Lernkontrolle die Lösungen zur formativen Lernkontrolle Konzentration und Ruhe zusätzliche Zeit im Rahmen der selbständigen Lernzeit Offener Unterricht und formative Lernkontrollen sind zwei zentrale didaktische Ideen heutiger Schule: Der Lernplan (vgl. Dhd2 S. 122 ff.) ist eine offene Unterrichtsform, die sich gut im Unterricht der Sekundarstufe I in verschiedenen Fachbereichen einsetzen lässt. Sie steht zwischen lehrerzentriert-kursorischem Unterricht und sehr offenen Unterrichtsformen wie Wochenplan-, Werkstattoder gar Projektunterricht. Ziel dieser Formen ist selbständiges, individuelles Lernen. Allerdings müssen Schülerinnen und Schüler sorgfältig und schrittweise in offene Formen eingeführt werden. Formative Lernkontrollen ermöglichen den Lernenden, ihren Lernweg zu gestalten, weil sie Informationen darüber bekommen, ob (oder bis zu welchem Grad) sie die Lernziele erreicht haben. 3

1.3 Lernplan zum Lehrgang zur Formulierung von Lernzielen im Unterricht Phase Ziele: Die Studierenden können Auftrag Unterlagen Bemerkungen 1 die Notwendigkeit der Zielformulierung Erarbeitung der S. 2 begründen. Theorie (Teil 1) Dhd1 S. 86-91 die Zielhierarchie des LP 21 nennen. S. 2: 1.1, S. 5: 1.4 die duale Struktur der Lernziele auf- S. 5: 1.5 schreiben. 2 Lernziele im engeren und weiteren Sinne Erarbeitung der S. 5-9 unterscheiden. Theorie (Teil 2) Bedingungsangaben und Angabe des Beurteilungsmassstabes in Lernzielen bestimmen. die Vorgaben für die Lernzielformulierung auswendig nennen. geeignete Verben zur Bezeichnung des Endverhaltens von ungeeigneten unterscheiden. 3 die drei Lernzieldimensionen auswendig Erarbeitung der S. 10 nennen. Theorie (Teil 3) S. 14 die Zielstufen kognitiver Lernziele auswendig nennen. 4 zu Kompetenzstufen aus dem Lehrplan Lehrplan 21 Besprechen Sie Ihre oder zu Aufträgen für Lehrübungen Lern- Phil. I Formulierungen in ziele im engeren und weiteren Sinn re- Fachbereich einer kleinen Gruppe. gelkonform formulieren. Sprachen Ich stehe Ihnen Phil. II ebenfalls zur Verfü- Fachbereich Ma- gung. thematik 5 die Zielstufen im affektiven und psycho- Erarbeitung der S. 12 Die Zielstufen affekti- motorischen Bereich unterscheiden und Theorie (Teil 4) S. 13 ver und psychomoto- Beispiele von LZ dazu nennen. S. 14 rischer LZ müssen Sie nicht auswendig nennen. 6 eine formative Lernkontrolle mit Selbsteinschätzung durchführen. Selbstständig schriftlich S. 15 Selbstkorrektur s. Lösungsvorlage im Dossier Dhd = Didaktisch handeln und denken 4

1.4 Zielhierarchien Lehrplan SG 97 Lehrplan 21 Leitideen für die Schule im Lehrplan formuliert durch Lehrkraft Richtziele für die gesamte Volksschulzeit Grobziele für jede Schulstufe Lernziele für die einzelnen Unterrichtseinheiten Kompetenzen für die gesamte Volksschulzeit s. Grundlagen S. 6 Kompetenzstufen für jeden Zyklus s. Überblick S. 5 Lernziele werden von den Lehrkräften im Sinne der Kompetenzstufen für die einzelnen Unterrichtseinheiten (Lektionsreihe/Lektionen) formuliert. Überfachliche Kompetenzen personale / soziale / methodische 1.5 Duale Struktur der Lernziele 1. Lernziele enthalten Angaben darüber, was oder woran gelernt werden soll (Inhaltsangabe). 2. Lernziele umschreiben ein möglichst beobachtbares Verhalten, welches nach erfolgreicher Lernerfahrung erworben sein soll (Endverhalten). 3. Lernziele werden in der Form: Die Schülerinnen und Schüler können formuliert. 5

Beispiele: Inhalt + Endverhalten a. die wichtigsten Informationen eines Textes b. den Blutkreislauf des Menschen stichwortartig notieren schematisch aufzeichnen 1.6 Von der Kompetenz über die Kompetenzstufe zum Lernziel im Lehrplan formuliert Kompetenzen für die gesamte Volksschulzeit Kompetenzstufen für die 3 Zyklen Lernziele für den Unterricht durch Lehrkraft Inhaltsangabe Endverhalten Bedingungen für Äusserung des Endverhaltens Beurteilungsmassstab Lernziele im weiteren Sinn Lernziele im engeren Sinn (operationalisierte Lernziele) Lernziele mit allen vier Elementen sind Lernziele im engeren Sinne. Es ist nicht immer notwendig und sinnvoll, in jedem Lernziel alle Elemente auszudrücken. Wenn Lernziele nur einen Teil der Elemente enthalten, bezeichnen wir sie als Lernziele im weiteren Sinne. 6

1.7 Operationalisierung von Lernzielen Operationalisierte Lernziele enthalten neben der Inhaltsangabe und der Beschreibung des Endverhaltens Angaben über die Bedingungen, unter denen das Verhalten gezeigt werden soll die Kriterien, nach denen das Erreichen des Lernziels beurteilt wird (Beurteilungsmassstab) 1.7.1 Beispiele für: Bedingungsangabe im Lernziel Beispiel 1: Die Schülerinnen und Schüler können lineare algebraische Gleichungen mit einer Unbekannten ohne Benutzung von Hinweisen, Tabellen oder Rechengeräten schriftlich auflösen. Inhalt Bedingungen für Äusserung des Endverhaltens Endverhalten Beispiel 2: Die Schülerinnen und Schüler können die Gross-/Kleinschreibung von Nomen, Verben, Adjektiven ohne Benutzung des Rechtschreibdudens richtig anwenden. Inhalt Bedingung für Äusserung des Endverhaltens Endverhalten Das Lernziel wird erweitert mit der Angabe von Bedingungen, unter denen die Lernenden das geforderte Endverhalten zeigen sollen: Zum Beispiel: - ohne Hilfsmittel - auswendig - selbständig - in Gruppen - mit Hilfe des Lehrbuchs der Unterlagen einer Tabelle 7

1.7.2 Beispiele für: Angabe des Beurteilungsmassstabes Beispiel 1: Die Schülerinnen und Schüler können mindestens Beurteilungssieben massstab lineare algebraische Gleichungen mit einer Unbekannten ohne Benutzung von Hinweisen, Tabellen oder Rechengeräten Inhalt Bedingungen für Äusserung des Endverhaltens innerhalb von Beurteilungs- 30 Minuten fehlerfrei massstab schriftlich auflösen. Endverhalten Beispiel 2: Die Schülerinnen und Schüler können mindestens Beurteilungs- 30 Beispiele massstab für die Gross-/Kleinschreibung von Nomen, Verben und Adjektiven ohne Benutzung des Rechtschreibdudens Inhalt Bedingungen für Äusserung des Endverhaltens innerhalb von Beurteilungs- 15 Minuten massstab richtig lösen. Endverhalten Das Lernziel wird ergänzt durch die Angabe von Massstäben, mit deren Hilfe das Erreichen des Lernziels festgestellt werden kann: Welche Leistung muss erbracht werden, damit das Lernziel erreicht ist? Zum Beispiel: - Zeitangaben (innert 5 Minuten) - Minimumangaben (mindestens 5 von 6 Aufgaben richtig) - Prozentangaben (mindestens 70% aller Aufgaben richtig) - Kombination verschiedener Massstäbe (z.b. Zeit / Minimum)... 8

1.8 Vorgaben für Lernziel-Formulierungen 1. Lernziele werden in der Form Die Schülerinnen und Schüler können formuliert. 2. Wir beziehen alle Lernziele auf die Lernenden (nur indirekt auf die Lehrenden). 3. Wir verwenden zur Beschreibung des Endverhaltens möglichst aussagekräftige Verben, die wenig Interpretationen zulassen (siehe Verbenliste). Verbenliste zur Formulierung von Lernzielen ungeeignet wissen verstehen zu würdigen wissen die Bedeutung erfassen Gefallen finden glauben vertrauen befähigen überblicken verfügen erkennen kennen viele Interpretationen möglich Ungeeignete Verben beziehen sich nicht auf von aussen beobachtbare Verhaltensweisen oder lassen viele Interpretationen zu. geeignet aufschreiben auswendig hersagen identifizieren unterscheiden schriftlich lösen konstruieren aufzählen nennen beschreiben schildern vergleichen gegenüberstellen Regeln anwenden interpretieren bewerten aufzeigen verdeutlichen Folgerungen ableiten graphisch darstellen weniger Interpretationen möglich Geeignete Verben zielen auf ein von aussen beobachtbares Verhalten der Lernenden. Dies ist Voraussetzung, um das Erreichen des Lernziels überprüfen zu können. s. auch Dhd 1, S. 96. 9

1.9 Lernzieltaxonomien Lernziele können in drei Dimensionen unterschieden werden: (nach Meyer H.L.: Trainingsprogramm zur Lernzielanalyse, Athenäum 1991) kognitive Dimension affektive Dimension psychomotorische Dimension Kognitive Lernziele beziehen sich auf Denken, Wissen, Problemlösen, also auf Kenntnisse und intellektuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten (aber auch auf die Begründung von Werthaltungen). Affektive Lernziele beziehen sich auf die Veränderung von Interessenlagen, auf die Bereitschaft, etwas zu tun oder zu denken, auf die Einstellungen und Werte und die Entwicklung dauerhafter Werthaltungen (und die Bereitschaft, sich für begründete Werthaltungen einzusetzen). Psychomotorische Lernziele beziehen sich auf die motorischen Fertigkeiten eines Schülers / einer Schülerin. 1.10 Zielstufen im kognitiven Bereich Die Taxonomie im kognitiven Bereich gliedert die verschiedenen Formen des Wissens und des Denkens nach deren Komplexität. (vgl. Pflichtliteratur Dhd 1, S. 101.) 10

1.11 Zielstufen im affektiven Bereich Die Taxonomie im affektiven Bereich wird nach dem Grad der bei den Lernenden zu bewirkenden Internalisation geordnet. Internalisation = das innere Wachstum, das auftritt, wenn sich das Individuum der Haltungen, Prinzipien, Regeln und Sanktionen bewusst wird, die Teil von ihm werden, indem sie Werturteile bilden und sein Verhalten steuern. Aufmerksam werden Interesse finden und Aufnahmebereitschaft zeigen Fühlen und empfinden Werthaltungen erkennen Werthaltungen bilden über Wertkonflikte entscheiden (Versuch eines schulpraktischen Ansatzes nach Dubs, R., Aspekte des Lernverhaltens, SWP 1978; S. 216 ff.) Diese Gliederung stellt keine rein affektive Taxonomie dar, weil sie auch kognitive Elemente beinhaltet. Bei der Entwicklung von Werthaltungen müssen die Lernenden zunächst aufmerksam werden und Interesse und Aufnahmebereitschaft zeigen, dann ihre Gefühle und Empfindungen gegenüber den Menschen, Gegenständen, Ideen und Situationen ausdrücken sowie Werthaltungen erkennen und über Wertkonflikte entscheiden, um schliesslich eigene Werthaltungen bilden (bewahren, verstärken oder verändern) zu können. - Aufmerksam werden: Menschen, Gegenstände, Ideen, Verhaltensweisen, Äusserungen, Situationen beachten - Interesse finden und Bewusst auf etwas aufmerksam werden Aufnahmebereitschaft zeigen: und etwas aufnehmen wollen - Fühlen und empfinden: Seine Gefühle und Empfindungen ausdrücken (verbal / nonverbal) - Werthaltungen erkennen: Hinter Ideen, Meinungen, Äusserungen und Verhaltensweisen stehende Werthaltungen ermitteln sowie gefühlsmässig und rational beschreiben - Über Wertkonflikte entscheiden: Wertkonflikte analysieren und beurteilen Die Aufgliederung in einen kognitiven und affektiven Lernbereich ist nicht ganz unproblematisch, da sie den Eindruck erweckt, die beiden Bereiche könnten unabhängig voneinander betrachtet werden. In Wirklichkeit enthält aber jeder Lernvorgang kognitive und affektive Elemente. 11

1.12 Zielstufen im psychomotorischen Bereich Die Taxonomie im psychomotorischen Bereich wird nach dem Grad der bei den Lernenden angestrebten Koordination geordnet. Imitation Manipulation Präzision Handlungsgliederung Naturalisierung (von R.H. Dave; in Meyer H.: Trainingsprogramm zur Lernzielanalyse; Athenäum 1991) 1. Imitation Wenn der Lernende mit einer beobachtbaren Handlung konfrontiert wird, beginnt er, diese Handlung nachzuahmen 2. Manipulation Entwicklung von Fertigkeiten beim Befolgen von Anweisungen, Ausführen selektiver Handlungen und Festigung des Handlungsablaufs mit fortschreitender Übung. 3. Präzision Auf dieser Stufe werden Genauigkeit und Massverhältnisse beim Reproduzieren bedeutsam. Der Lerner wird allmählich vom Modell unabhängig. 4. Handlungsgliederung Hier kommt es darauf an, eine Serie von Handlungen zu koordinieren, indem die geeignete Abfolge und ein harmonisches Zusammenwirken verschiedener Handlungen hergestellt werden. 5. Naturalisierung Auf dieser Stufe erreicht die Handlungsfertigkeit den höchsten Grad der Beherrschung, und sie wird mit geringstmöglichem Aufwand psychischer Energie ausgeführt. 12

1.13 Beispiele: 1.13.1 Kognitiver Bereich Kenntnisse (K1) Dies kann sein: - Kenntnis von Begriffen und Fakten die Bedeutung verbaler und nicht verbaler Symbole beschreiben die Formel für die Berechnung der Trapezfläche nennen - Kenntnis von Klassifikationen die wichtigsten Literaturgattungen aufzählen die Teilmengen der Menge der rationalen Zahlen nennen - Kenntnis von Kriterien die Merkmale einer Kurzgeschichte nennen die Merkmale eines archimedischen Parkettes nennen - Kenntnis von Verfahrensweisen und Methoden Möglichkeiten der Stichworttechnik beschreiben das Verfahren für den Nachweis von Kohlendioxid beschreiben - Kenntnis von Regeln und Gesetzmässigkeiten Regeln zur Grossschreibung von Verben nennen Regeln zur Auflösung quadratischer Gleichungen nennen Verstehen (K2) die wichtigsten Aussagen eines Textes wiedergeben einen Text in mathematischen Symbolen wiedergeben Anwenden (K3) sprachliche Proben anwenden eine Pyramide in einer Ebene zeichnerisch darstellen Analyse (K4) logische Irrtümer in Argumenten aufzeigen Beobachtungen von Vermutungen unterscheiden Synthese (K5) Gedanken in einem persönlichen Text ordnen und formulieren eine Theorie zur Erklärung eines Sachverhaltes aufstellen Bewertung (K6) Qualität einer Zeitung kritisch beurteilen zu Texten kritisch Stellung nehmen eine Behauptung widerlegen 13

1.13.2 Affektiver Bereich Dies kann sein: - Aufmerksam werden: Menschen, Gegenstände, Ideen, Verhaltensweisen, Äusserungen, Situationen beachten die Schönheiten eines Kunstwerkes beachten auf den Nebenbogen eines Regenbogens aufmerksam werden - Interesse finden und Aufnahmebereitschaft zeigen: Bewusst auf etwas aufmerksam werden und etwas aufnehmen wollen Interesse am Lesen zeigen und lesen wollen sich über die umgekehrte Farbreihenfolge des Nebenbogens wundern - Fühlen und Empfinden: Seine Gefühle und Empfindungen ausdrücken (verbal / nonverbal) zu Texten persönlich Stellung nehmen die Schönheit von Naturphänomenen empfinden - Werthaltungen erkennen: Hinter Ideen, Meinungen, Äusserungen und Verhaltensweisen stehende Werthaltungen ermitteln sowie gefühlsmässig und rational beschreiben Absichten in Reden erkennen und beschreiben ökologisch ausgerichtete Lebensweisen erkennen - Über Wertkonflikte entscheiden: Wertkonflikte analysieren und beurteilen sich für die Lektüre wertvoller Texte entscheiden beim Kauf von Gütern ökologische vor wirtschaftliche Kriterien stellen 1.13.3 Psychomotorischer Bereich Dies kann sein: - Imitation: Nachahmen einer beobachtbaren Handlung auf der Basis Beobachtung bestimmte Verhaltensweisen beobachten und nachahmen den Achterknoten knüpfen - Manipulation: Ausführen einer Handlung nach Instruktion bestimmte Verhaltensweisen pantomimisch darstellen mit dem Flugsimulator auf dem PC fliegen - Präzision: Zunehmende Genauigkeit beim Ausführen bestimmte Verhaltensweisen mit Mimik, Gestik und sprachlichen Äusserungen wiedergeben eine geometrische Zeichnung auf halbe Millimeter genau ausführen - Handlungsgliederung: eine Serie von Handlungen koordinieren einen Handlungsablauf mit Mimik, Gestik und sprachlichen Äusserungen in sinnvoller Reihenfolge darstellen eine Übungsfolge am Reck turnen - Naturalisierung: höchster Grad der Beherrschung der Handlungsfertigkeiten in verschiedenen Rollen Handlungsabläufe spontan darstellen mit dem Velo einen Geschicklichkeitsparcours absolvieren 14

1.14 f LK Lehrgang zur Formulierung von Lernzielen im Unterricht Nr. Auftrag e ne 1 Nennen Sie 4 Gründe, weshalb nach heutiger Auffassung Lernziele im Unterricht formuliert werden müssen! a b c d 2 Der Lehrplan 21 ist folgendermassen aufgebaut: 3 Nennen Sie die drei überfachlichen Kompetenzen: 4 Durch welche Elemente ist ein Lernziel im engeren Sinne bestimmt? 5 Die Schülerinnen und Schüler können die Formel für den Jahreszins auswendig aufschreiben und nach allen Formvariablen fehlerfrei auflösen. Bestimmen Sie den Beurteilungsmassstab und die Bedingungsangabe in diesem Lernziel! 6 Pestalozzi s "Kopf, Herz und Hand" widerspiegelt sich in den drei Dimensionen von Lernzielen. Wie heissen die Fachbegriffe für diese Dimensionen? 7 Nennen Sie die sechs Zielstufen kognitiver Lernziele! 15

Nr. Aufgabe e ne 8 Bezeichnen Sie im folgenden Lernziel alle möglichen Elemente! Die Schülerinnen und Schüler können mindestens 90% der Pronomen in einem unbekannten Text ohne Benützung der Pronomentabelle innerhalb von 10 Minuten unterstreichen. 9 Beurteilen Sie, ob die folgenden Lernziele korrekt formuliert sind. (= ) Verbessern Sie falsch formulierte Lernziele! Die Schülerinnen und Schüler können a) den Inhalt der Ballade wirklich verstehen. b) die wichtigsten Regeln zur Grossschreibung von Verben und Adjektiven gut kennen. c) die Hauptstädte der Länder Südeuropas ohne Hilfsmittel aufzählen. d) in Partnerarbeit Gründe für und gegen Hausaufgaben zusammentragen. d) den Verlauf der Bevölkerungsentwicklung in Europa von 1700-1950 grafisch darstellen. 10 Erklären Sie den Begriff der Internalisation! 11 "Jeder Lernvorgang enthält kognitive und affektive Elemente." Belegen Sie diese Aussage mit einem eigenen Beispiel! 16

1.15 LOESUNGEN zur formativen Lernkontrolle Lehrgang zur Formulierung von Lernzielen im Unterricht Nr. Aufgabe e ne 1 Nennen Sie 4 Gründe, weshalb nach heutiger Auffassung Lernziele im Unterricht formuliert werden müssen! a LZ liefern Kriterien für Auswahl von Unterrichtsinhalten und die methodische Umsetzung (Didaktik und Methodik). b LZ orientieren alle Beteiligten (Behörden, Anschluss-Institutionen, Eltern, Lernende) über die angestrebten Ziele (Transparenz der Anforderungen in demokr. Sch.) c LZ liefern Kriterien für die Beurteilung d LZ ermöglichen die Beurteilung der Erfüllung des Berufsauftrages (Qualitätssicherung) 2 Der Lehrplan 21 geht von vier Zielebenen aus. Mit welchen Begriffen werden die Ziele auf jeder dieser vier Ebenen bezeichnet? Kompetenzen / Kompetenzstufen / Lernziele 3 Nennen Sie die drei überfachlichen Kompetenzen: personal / sozial / methodisch 4 Durch welche Elemente ist ein Lernziel im engeren Sinne bestimmt? Inhalt, Tätigkeit, Bedingungsangabe, Massstab 5 Die Schülerinnen und Schüler können die Formel für den Jahreszins auswendig aufschreiben und nach allen Formvariablen fehlerfrei auflösen. Bestimmen Sie den Beurteilungsmassstab und die Bedingungsangabe in diesem Lernziel! Beurteilungsmassstab: fehlerfrei Bedingungsangabe: auswendig 6 Pestalozzi s "Kopf, Herz und Hand" widerspiegelt sich in den drei Dimensionen von Lernzielen. Wie heissen die Fachbegriffe für diese Dimensionen? kognitiv (Kopf) affektiv (Herz) psychomotorisch (Hand) 7 Nennen Sie die sechs Zielstufen kognitiver Lernziele! K1 K6 gemäss Dhd 1 S. 101 17

Nr. Aufgabe e ne 8 Bezeichnen Sie im folgenden Lernziel alle möglichen Elemente! Die Schülerinnen und Schüler können mindestens 90% der Pronomen in einem unbekannten Text ohne Benützung der Pronomentabelle innerhalb von 10 Minuten unterstreichen. Mindestens 90% = Beurteilungsmassstab der Pronomen in einem unbekannten Text = Inhalt ohne Pronomentabelle = Bedingung für Äusserung des Endverhaltens in 10 Minuten = Beurteilungsmassstab unterstreichen = Endverhalten 9 Beurteilen Sie, ob die folgenden Lernziele korrekt formuliert sind. (= ) Verbessern Sie falsch formulierte Lernziele! Die Schülerinnen und Schüler können a) den Inhalt der Ballade wirklich verstehen. den Inhalt der Ballade in eigenen Worten zusammenfassen. b) die wichtigsten Regeln zur Grossschreibung von Verben und Adjektiven gut kennen. die Rechtschreiberegeln zur Grossschreibung von Verben und Nomen nennen. c) die Hauptstädte der Länder Südeuropas ohne Hilfsmittel aufzählen. d) in Partnerarbeit Gründe für und gegen Hausaufgaben zusammentragen. in Partnerarbeit Gründe für und gegen Hausaufgaben in eine Tabelle notieren. e) den Verlauf der Bevölkerungsentwicklung in Europa von 1700-1950 grafisch darstellen. 10 Erklären Sie den Begriff der Internalisation! = sich zu eigen machen; Übernahme und Aneignung von Formen des Denkens und Tuns, auch deren Motive, Interessen, Werte, Haltungen, die in der Umwelt wahrgenommen werden 11 "Jeder Lernvorgang enthält kognitive und affektive Elemente." Belegen Sie diese Aussage mit einem eigenen Beispiel! Individuelle Lösung Quellen: www.lehrplan.ch / Broschüre Grundlagen / Broschüre Überblick 18