Medien Andrea Harings Funktionaler Analphabetismus in der Bundesrepublik Deutschland Studienarbeit
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 1 2. Analphabetismus... 2 2.1 Begriffsbestimmung... 2 2.2 Ausmaß... 3 3. Ursachen des funktionalen Analphabetismus... 3 3.1 Individuelle und familiäre Ursachen... 3 3.2 Schule als Ursache... 4 4. Auswirkungen des funktionalen Analphabetismus... 5 4.1 Gesellschaftliche und berufliche Auswirkungen... 5 4.2 Psychische Auswirkungen... 6 4.3 Erfahrungsbericht... 6 5. Alphabetisierungsarbeit... 7 5.1 Präventionsmaßnahmen... 7 5.2 Alphabetisierungskurse... 8 5.3 Alphabetisierung von Migranten... 10 6. Schlussbetrachtung... 12 7. Literaturverzeichnis... 14 8. Anhang... 15
1. Einleitung Analphabetentum in der Bundesrepublik Deutschland [...] ist nicht erschreckend wegen des absoluten Ausmaßes des Problems, sondern wegen der Tatsache, daß das Problem überhaupt existiert (Ryan 1981, 15). Diesem Zitat werden viele Menschen zustimmen, ist doch das Lesen und Schreiben aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Doch obwohl es mittlerweile ein alltägliches Kulturgut geworden ist, gibt es erschreckend viele Analphabeten. Sie leben mitten unter uns und sind doch isoliert. Ausgegrenzt aus einer Gesellschaft, weil sie die Grundfertigkeiten Lesen und Schreiben nicht beherrschen. Aber wie kommt es dazu, dass es eine gebildete Gesellschaft nicht schafft, jedes Mitglied zu alphabetisieren? Was sind die Folgen für die Betroffenen und mit welchen Mitteln kann etwas gegen das Analphabetentum unternommen werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. Zunächst wird in Kapitel 2.1 der Begriff des Analphabetismus näher bestimmt und differenziert betrachtet. Es soll geklärt werden, ab wann ein Mensch als alphabetisiert gilt und was unter funktionalem Analphabetismus zu verstehen ist. Anschließend wird in Kapitel 2.2 ein kurzer Blick auf das Ausmaß des Analphabetismus geworfen, sowohl weltweit, als auch national. Das dritte Kapitel widmet sich den möglichen Ursachen für die Entstehung des Analphabetismus. Hier werden individuelle, familiäre und schulische Faktoren näher erläutert. Im vierten Kapitel werden die Auswirkungen des Analphabetismus auf die Betroffenen dargestellt. Die gesellschaftlichen, beruflichen und psychischen Auswirkungen werden in den Kapiteln 4.1 und 4.2 vorgestellt und durch einen exemplarischen Erfahrungsbericht im darauf folgenden Kapitel veranschaulicht. Im fünften Kapitel werden mögliche Präventions- und Alphabetisierungsmaßnahmen vorgestellt. Das Kapitel 5.1 arbeitet verschiedene Möglichkeiten der Prävention heraus, die eine Entstehung von Analphabetismus verhindern könnten. Bei den Alphabetisierungsmaßnahmen liegt das Hauptaugenmerk auf der Durchführung von Alphabetisierungskursen und deren spezifischen Besonderheiten. Was in den Kursen, aber auch schon davor zu beachten ist, wird in Kapitel 5.2 vorgestellt. Zusätzlich werden in Kapitel 5.3 die Besonderheiten bezüglich der Alphabetisierung von Migranten herausgearbeitet. Im Vergleich zur Alphabetisierung muttersprachlicher Analphabeten bringt die Arbeit mit ausländisch stämmigen Analphabeten weitere Probleme mit sich, welche in diesem Abschnitt behandelt werden. Den Abschluss bildet eine resümierende Schlussbetrachtung. 1
2. Analphabetismus 2.1 Begriffsbestimmung Um sich dem Untersuchungsgegenstand anzunähern, ist zunächst eine Bestimmung des Begriffs Analphabetismus erforderlich. Ursprünglich bezeichnete der Begriff Analphabet einen Menschen, der keine Buchstaben kennt. Nach Döbert zählen diese Personen heute zu der Gruppe der totalen, oder auch primären Analphabeten. Dazu gehören Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, die durch ihre Beeinträchtigung nicht in der Lage sind, Schriftsprachkenntnisse zu erwerben sowie solche, die keine Schule besucht und nie Lesen und Schreiben gelernt haben (vgl. Döbert/Hubertus 2000, 20). Davon zu unterscheiden ist der sekundäre, oder funktionale Analphabetismus. Hierzu zählen Personen, die trotz Erfüllung der Schulpflicht kaum schreiben und lesen können, weil sie diese Fähigkeiten weitgehend wieder verloren haben (vgl. Döbert/Hubertus 2000, 20; Kramer 1997, 5). Feldmeier nimmt in diesem Bereich noch eine weitere Differenzierung vor. Danach hat ein funktionaler Analphabet zwar die Schule besucht, kann sich aber schriftlich nicht in dem Maße mitteilen, wie es in seiner Umgebung erforderlich wäre (Feldmeier 2004, 107). Im Unterschied dazu sind sekundäre Analphabeten nur ungenügend alphabetisiert worden und haben ihre schriftsprachlichen Kenntnisse aufgrund von Unsicherheit wieder verlernt (vgl. Feldmeier 2004, 107). Zusätzlich erwähnt er noch die Umalphabetisierung, die Menschen betrifft, die in einem nicht lateinischen Schriftsystem lesen und schreiben können und welche nun in einem lateinischen Schriftsystem alphabetisiert werden (vgl. Feldmeier 2004, 107 f.). Obwohl es keine allgemein gültige Definition des Analphabetismus gibt, ist die Bestimmung des funktionalen Analphabetismus der UNESCO weithin anerkannt. Danach gilt eine Person als analphabetisch oder illiterat, die nicht fähig ist, eine kurze einfache Bemerkung über ihr Alltagsleben verstehend zu lesen und zu schreiben (Kramer 1997, 5). Dabei sind unterschiedliche Maßstäbe zu beachten. In einigen Ländern der Dritten Welt reicht es aus, seinen Namen schreiben zu können, um als Alphabet zu gelten, während dies in den westlichen Industriestaaten ein eindeutiges Zeichen für Analphabetismus ist (vgl. Kramer 1997, 5). 2