Der 'Bund Deutscher Mädel' (BDM)

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Transkript:

Geschichte Britta Wehen Der 'Bund Deutscher Mädel' (BDM) Instrumentalisierung einer ganzen Generation Studienarbeit

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Fakultät IV, Institut für Geschichte AM 4: Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts Seminar: Jugend im 19. und 20. Jahrhundert. Deutschland und Großbritannien im Vergleich Datum: 13.08.2007, SoSe 2007 Der Bund Deutscher Mädel Instrumentalisierung einer ganzen Generation? von Britta Almut Wehen Bachelor Germanistik/ Geschichte Fachsemester: 4

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung... 3 2 Totale Erfassung: Vom freiwilligen Zusammenschluss zur Zwangsorganisation... 5 3 Der Schlüssel zur Instrumentalisierung: Motivation... 6 3.1 Der Reiz des BDM... 6 3.2 Attraktive Freizeitmöglichkeiten... 8 3.3 Jugend führt Jugend... 9 4 Ausrichtung für die Sache : Disziplinierung... 11 4.1 Gehorsam bis zur Selbstaufgabe... 11 4.2 Weltanschauliche Schulung... 12 5 Jugend als Objekt: Mobilisierung... 13 5.1 Körperliche Ertüchtigung im Rahmen des Pflichtdienstes... 13 5.2 Ausweitung des Dienstes... 15 6 Wahrnehmungen ehemaliger Mitglieder: Verfehlte Instrumentalisierung?... 17 7 Fazit... 19 Quellen- und Literaturverzeichnis... 21 2

1 Einleitung Es ist immer so, daß eine Staatsführung nur so stark ist, sofern sie die Jugend hinter sich hat. Das ist das Geheimnis des nationalsozialistischen Erfolges... 1 Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach formulierte mit diesem Satz, wie wichtig es für den nationalsozialistischen Staat war, die deutsche Jugend für sich und seine Ziele zu gewinnen und unterzuordnen. In der jugendlichen Begeisterungsfähigkeit und in der Möglichkeit, junge Menschen leichter beeinflussen zu können, sahen die Nationalsozialisten die Chance, ein starkes Drittes Reich aufbauen und festigen zu können. Durch ein wohldurchdachtes System der Beeinflussung sollte die deutsche Jugend komplett erfasst und in die nationalsozialistischen Reihen eingegliedert werden, um fortan opferbereit für die Sache einzutreten. Mit dem Gesetz über die Hitlerjugend im Jahre 1936 wurde daher neben Schule und Elternhaus eine weitere, nunmehr verbindliche, Erziehungsinstanz eingerichtet, in der die Jugendlichen allein nach nationalsozialistischen Vorstellungen sozialisiert werden sollten: Die gesamte deutsche Jugend ist außer in Elternhaus und Schule in der Hitlerjugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen. 2 In der vorliegenden Arbeit soll jedoch nicht die Sozialisation der gesamten deutschen Jugend untersucht werden. Vielmehr wird das Erziehungssystem der weiblichen Jugend behandelt, da mir die Frage nach den Gründen und der Art und Weise wie sich speziell die weibliche Jugend für nationalsozialistische Interessen funktionalisieren ließ wichtig erscheint immerhin konnte man den Mädchen nicht die ideologisch verklärte Aussicht auf die tapfere Verteidigung des Vaterlandes gegen äußere Feinde und einen ruhmreichen Heldentod stellen. Welche Faszination ging also von dieser Organisation aus? Durch welche Mittel gelang es, die (weibliche) Jugend für die nationalsozialistische Sache vorbehaltlos einzunehmen, für ihre Ziele einzusetzen und so schließlich die heranwachsende Generation als Schutzschild des Staates zu missbrauchen? Die Mitgliedschaft der Mädchen begann im Alter von 10 Jahren, indem sie im Jungmädelbund (JM) zusammengefasst wurden, wo sie vier Jahre verblieben und geschult wurden. Mit 14 Jahren erfolgte die Überweisung an den Bund deutscher Mädel (BDM) für weitere vier Jahre. Bereits mit 17 Jahren konnten die jungen Frauen freiwillig in das 1939 gegründete 1 Baldur von Schirach über seine Aufgaben als Jugendführer, 24.6.1933, in: Das Junge Deutschland, Heft 7, Juli 1933 (zitiert nach Jahnke, Karl Heinz/ Buddrus, Michael (Hrsg.): Deutsche Jugend 1933-1945, Hamburg 1989, S. 72). 2 2 des Gesetzes über die Hitlerjugend vom 1.12.1936, RGBl. I 1936, S.993 (zitiert nach Reese, Dagmar: Straff, aber nicht stramm herb, aber nicht derb, Weinheim u.a. 1989, S. 39). 3