Rutherford Streuung F 1. r 12 F 2 q 2 = Z 2 e. q 1 = Z 1 e

Ähnliche Dokumente
Kapitel 3: Kernstruktur des Atoms. Kathodenstrahlrohr: 3.1 Durchgang von Elektronen durch Materie

K8 PhysikalischesGrundpraktikum

Übungen Physik VI (Kerne und Teilchen) Sommersemester 2010

A9 RUTHERFORD 1 scher Streuversuch

Vorlesung 2: Größe der Atome Massenspektroskopie Atomstruktur aus Rutherfordstreuung

Kern- und Teilchenphysik

5.2 Physik der Atomhülle

Einteilung der Vorlesung

Kleinster Abstand d zweier Strukturen die noch als getrennt abgebildet werden können.

Grundlagen von Streuprozessen

2. Klausur zur Theoretischen Physik I (Mechanik)

Versuch Radioaktivität

Kolleg 1998/ Klausur aus der Physik Leistungskurs P 20 Blatt 1 (von 2) Kurshalbjahr 13/1

Ladungsverteilung von Kern und Nukleon (Formfaktoren)

FERIENKURS EXPERIMENTALPHYSIK 4

Blatt 4. Stoß und Streuung - Lösungsvorschlag

1. Relativistische Kinematik

Kern- und Teilchenphysik

Theoretische Physik 1 Mechanik

Übung 1 - Musterlösung

IIA4. Modul Atom-/Kernphysik. Rutherford-Streuung

Atomvorstellung: Antike bis 19. Jh.

Physik LK 12, 2. Kursarbeit Magnetismus Lösung A: Nach 10 s beträgt ist der Kondensator praktisch voll aufgeladen. Es fehlen noch 4μV.

Stoßionisation. Dreierstoß-Rekombination. Stoßanregung. Stoß 2.Art. Atomstoß-Ionisierung. Dreierstoß-Rekombination. Ionisierungs-Austausch

2. Vorlesung Teilchen- und Astroteilchen

311 Rutherford-Streuung

Aufgabe 6 (E): Compton-Effekt (9 Punkte)

Das elektrische Feld

11. Elektrodynamik Das Gaußsche Gesetz 11.2 Kraft auf Ladungen Punktladung im elektrischen Feld Dipol im elektrischen Feld

Globale Eigenschaften der Kerne

r 2 /R 2 eine sehr gute Näherung. Dabei hängen die Parameter wie folgt von Massen- und Ladungszahl ab.

Übungsblatt 02. Elektrizitätslehre und Magnetismus Bachelor Physik Bachelor Wirtschaftsphysik Lehramt Physik

v ist die Teilchengeschwindigkeit in grosser Entfernung vom Kern. Die Impulsänderung Δp ist daher

27. Wärmestrahlung, Quantenmechanik (Abschluß: Welle-Teilchen-Dualismus

Kern- und Teilchenphysik. Einführung in die Teilchenphysik: Erinnerung: Elektronstreuung & Formfaktor

Physikalisches Praktikum für Vorgerückte. Compton-Effekt. Simon C. Leemann. Abteilung für Physik, ETH Zürich

Für Geowissenschaftler. EP WS 2009/10 Dünnweber/Faessler

WECHSELWIRKUNG STRAHLUNG-STOFF

Experimentalphysik für Physiker IV: Atom- und Molekülphysik Universität Erlangen Nürnberg SS 2007 Klausur ( )

11. Elektrodynamik Das Gaußsche Gesetz 11.2 Kraft auf Ladungen Punktladung im elektrischen Feld Dipol im elektrischen Feld

Suche nach Higgs-Boson am CERN, Status

Abgabetermin

Einleitung Das Rutherford sche Atommodell Das Bohr sche Atommodell. Atommodelle [HERR] Q34 LK Physik. 25. September 2015

3. Stabilität selbstgravitierender Kugeln

Einführung in die Neutronenstreuung. Robert Georgii Forschungsneutronenquelle Hans Maier-Leibnitz TU München

Polarisierung und Magnetisierung

3. Weitere Eigenschaften von Atomen: Masse, Isotopie

Alle Atome haben Massen ungefähr einem vielfachen der Masse des Wasserstoff Atoms.

Kernradien 39. = ρ(r)dv. r 2. 0 r2 dr = 3 5 R2. (66)

Energieverlust von Teilchen in Materie

Tiefinelastische Streuung am Nukleon

Probleme mit der klassischen Physik

A rel (N) 14 u, (7.1) A rel (O) 16 u. (7.2)

Quark- und Gluonstruktur von Hadronen. Seminarvortrag SS 2005, Zoha Roushan Betreuer: Prof. M.Erdmann

Basiskenntnistest - Physik

Atomphysik für Studierende des Lehramtes

3. Die Divergenz und die Quellen des elektrischen Feldes

Experimentalphysik 2

Übungen Physik VI (Kerne und Teilchen) Sommersemester 2010

Die Elementaren Teilchen in der Modernen Physik

Vakuum und Gastheorie

Der Millikan-Versuch. Einstiegsfragen. Theorie. betreffenden Feldstärken?

Übungen Quantenphysik

Welleneigenschaften von Elektronen

Aufgabe 1 ( 5 Punkte) Aufgabe 2 ( 6 Punkte) Aufgabe 3 ( 12 Punkte) Lösung. Lösung. Elektromagnetische Felder und Wellen: Lösung zur Klausur

1.3 Die Struktur der Atome

Blatt 10. Hamilton-Formalismus- Lösungsvorschlag

2.3 Gekrümmte Oberflächen

Versuch 3.3 Rutherfordstreuung

8 Das Bohrsche Atommodell. 8. Das Bohrsche Atommodell

3.7.2 Bremsstrahlung 3.7. WECHSELWIRKUNGEN DER SEKUNDÄRTEILCHEN 61

Ferienkurs Experimentalphysik 3

Versuch P3: Neutronendiffusion. Protokoll. Von Jan Oertlin und Ingo Medebach. 12. Januar Ziel des Versuchs 3

Beispiele. Lorentz Transformation. Vierergeschwindigkeit, Energie und Impuls. Vierervektoren

Übungsblatt 06. PHYS3100 Grundkurs IIIb (Physik, Wirtschaftsphysik, Physik Lehramt) Othmar Marti,

Lk Physik in 13/1 1. Klausur Nachholklausur Blatt 1 (von 2)

Lösungen zur Experimentalphysik III

Aufgabenblatt zum Seminar 09 PHYS70357 Elektrizitätslehre und Magnetismus (Physik, Wirtschaftsphysik, Physik Lehramt, Nebenfach Physik)

Übungsblatt 04 Grundkurs IIIa für Physiker, Wirtschaftsphysiker und Physik Lehramt

4.4 Berechnung von Wirkungsquerschnitten

Eigenschaften des Photons

Der Streuversuch. Klick dich in den Streuversuch ein. Los geht s! Vorüberlegungen. Versuchsaufbau. animierte Versuchsaufbau. Durchführung.

Brahe Kepler. Bacon Descartes

Übungsblatt 03. PHYS4100 Grundkurs IV (Physik, Wirtschaftsphysik, Physik Lehramt) Othmar Marti,

ETH-Aufnahmeprüfung Herbst Physik U 1. Aufgabe 1 [4 pt + 4 pt]: zwei unabhängige Teilaufgaben

Radioaktiver Zerfall des Atomkernes: α-zerfall

Übungen zur Klassischen Theoretischen Physik III (Theorie C Elektrodynamik) WS 12-13

Elektromagnetische Felder und Wellen: Klausur

Elektromagnetische Felder und Wellen

I.10.6 Drehbewegung mit senkrecht zu, Kreiseltheorie

R. Brinkmann Seite

Ferienkurs Elektrodynamik WS 11/12 Übungsblatt 1

Kernphysik I. Grundlegende Eigenschaften der Atomkerne: Bindungs-, Separationsenergie Massenmessungen Weizsäcker Massenformel

Schweredruck von Flüssigkeiten

Systematisierung Felder und Bewegung von Ladungsträgern in Feldern

Hinweis: Geben Sie für den Winkel α keinen konkreten Wert, sondern nur für sin α und/oder cos α an.

UNIVERSITÄT BIELEFELD

Fortgeschrittene Experimentalphysik für Lehramtsstudierende. Teil II: Kern- und Teilchenphysik

Transkript:

Rutherford Streuung Historisch: Allgemein: Streuung von α-teilchen an Metallfolien Ernest Rutherford, 96 Streuung geladener Teilchen an anderen geladenen Teilchen unter der Wirkung der Coulomb-Kraft. F F q Z e Z Z r F e q Z e rˆ 4πε r F Zentralkraft, entlang der Verbindungslinie. α-teilchen aus radioaktiven Präparaten waren historisch die bevorzugten Projektile. Z +e Masse M 4 amu E 5 MeV 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Darf man bei der Rutherford-Streuung nicht-relativistisch rechnen? Geschwindigkeit der α-teilchen: e 5MeV v.55 M 7 m s v c.5 v c.9987.3 Nicht-relativistische Rechnung ist noch zulässig! Reichweite von α-teilchen mit E 5MeV in Luft: ca. 3.5 cm Dichte der Luft bei Normalbedingungen: n 6. 3 5.69 3 l m.4 mol mol Unter der Annahme, daß die mittlere Ionisationsenergie für die Luftmoleküle ca. 35 ev beträgt, kann man die Zahl der Stöße N eines α-teilchen berechnen: 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Mittlere Zahl der Stöße eines α-teilchen: N 5 MeV 35 ev.4 5 Fläche A σ n N A A 3.5 cm 3.5cm 5.69 3 Im Volumen A 3.5cm sind n A 3.5cm Luftmoleküle vorhanden. Die Zahl der Trefferstöße N.4 5. Der totale Wirkungsquerschnitt für einen Stoß ist also:.4 m 5 3.5 m.5 9 m Ionisationsradius : π rion σ r ion. - m 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Rutherford Versuch: Streuung von α-teilchen an dünnen Metallfolien (z.b. Goldfolien, weil sich Gold sehr dünn ohne Löcher zu Folien verarbeiten läßt). Annahme: Ionisationsquerschnitte sind ähnlich wie bei Luft. Reichweite in Gold: d Gold ρ Luft /ρ Gold 3.5cm ρ Luft.9kg/m 3 ρ Gold 9.3 3 kg/m 3 d Gold.3-6 m.3µm. D.h. man benötigt sehr dünne Goldfolien. Schematische Streuanordnung: Detektor α-teilchen Radioaktives Präparat Metallfolie 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Historisch (96): Detektor war eine Kombination aus: Szintillationsschirm + Lupe + menschliches Auge + Gehirn (Zähler) Wichtigstes Meßergebnis: Überraschend: Es gibt Streuereignisse bei großen Winkeln ϑ bis 8. Die meisten Teilchen werden jedoch unter ganz kleinen Winkeln gestreut. /sin 4 (ϑ/) divergiert sogar für ϑ 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Die Rutherford sche Streuformel kann mit folgenden Annahmen hergeleitet werden:. Das Atom hat einen positiv geladenen Kern, Ladung +Z e. Praktisch die gesamte Masse des Atoms ist in diesem Kern. 3. Der Kern hat einen Radius von ~ -4 m 4. Auf das α-teilchen (Projektil) wirkt ausschließlich die Coulomb-Kraft durch das elektrische Feld. E 4πε Ze r Da die Atomradien ca. - m betragen, ist das Volumen des Kerns V kern zum Atomvolumen V atom sehr klein: Das Innere des Atoms ist fast vollständig leer! r r kern atom 4 m m Neutralität des Atoms nach außen: Um den Kern befinden sich Z negative Elementarladungen, Elektronen, mit verschwindend kleiner Masse. V V 3 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Sehr knappe Herleitung der Rutherford-Streuformel Stoßparameter p: Kraft F immer in Richtung r Abstand der Einfallgeraden in unendlicher Entfernung. Drehimpulserhaltung. Drehimpuls: M v x r M v r sin(ϕ) M v r p/r M v p 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Aus der Drehimpulserhaltung kann nun ein Zusammenhang zwischen dem Stoßparameter p und dem Streuwinkel ϑ hergeleitet werden. Eine Herleitung findet man z.b. in Haken/Wolf, Atom- und Quantenphysik, S.44-46. Man erhält: p Z e 4πε cot( ϑ Mv ) cot(streuwinkel/) 8 6 4 Um die Zahl der Treffer im Bereich p, p +dp zu berechnen, benötigt man die Ableitung: dp dϑ 4 6 8 4 6 8 Streuwinkel dp Ze 4πε Mv sin ( ϑ/) dϑ Damit kann man jetzt den differentiellen Wirkungsquerschnitt berechnen. 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Differentieller Wirkungsquerschnitt dω dp p ϑ dϑ Fläche: da πp dp (Kreisring) Dünne Folie, Dicke D, Fläche A N : Dichte der Goldatome (pro Volumeneinheit) Aktive Fläche : da πp dp N D A 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

dω p dp ϑ dϑ Wahrscheinlichkeit für einen Stoß unter dem Winkel ϑ, ϑ -d ϑ: W da π NDpdp A Aktive Fläche Gesamtfläche Fläche des Detektors Abstand Detektor Streuzentrum Das Raumwinkelelement dω ist im wesentlichen: ( ) 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Werden n α-teilchen pro Zeiteinheit eingeschossen : dn( ϑ, dω) n 4 4Z e (4πε ) 4( Mv ) sin 4 ( ϑ/) ( D N) dω Mit E kin /Mv und Z ( für α-teilchen) erhält man den Rutherford-WQ: dσ dω dn ndω ( DN) Z Z e 6πε E kin sin 4 ( ϑ ) Charakteristisch: /E kin /sin 4 (ϑ/) Diese starke Winkelabhängigkeit erfordert Messungen über einen weiten Dynamikbereich! 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger

Wichtigste experimentelle Befunde: Coulomb-Gesetz ist auch noch für sehr kleine Stoßparameter p (große ϑ nahe 8 ) erfüllt. R kern < 6-5 m Abweichungen (anomale Rutherford-Streuung) bei E kin > 5 MeV und großen Streuwinkeln ϑ. Kernradius kann bestimmt werden. Einfluß der Kernkräfte ab R -5 m Dichte der Kerne: 5 mal Atomdichte! 4/6/4 Teilchen & Wellen SS4 Denninger