Ernährung des Intensivpatienten: Wie lange darf ich warten? 8. geriatrischer Ernährungstag 9. November 2016 Marienkrankenhaus Bergisch Gladbach Ulrich Kampa Evangelisches Krankenhaus Hattingen Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen Praxishochschule Köln Campus Rheine University of Applied Sciences Studiengang Clinical Nutrition/Ernährungsmanagement B. Sc.
Wie lange darf ich mit einer Therapie beim Intensivpatient warten? Ist Ernährung beim IntensivpatientenTherapie? JA Das bedeutet, ernährungstherapeutische Indikationsstellungen und Überprüfung des Ernährungszustandes beginnen umgehend. Das heißt aber nicht, dass sofort Ernährungssubstrate gegeben werden müssen.
Ernährungszustand erkennen Ziele definieren Kontrollierte Ernährungstherapie
Nach wie vor gibt es allerdings keine allgemein akzeptierte Definition von Mangelernährung im Alter. In dieser Leitlinie wird bei einem unbeabsichtigten auffälligen Gewichtsverlust (>5% in 3 Monaten oder>10% in 6 Monaten) oder einer deutlich reduzierten Körpermasse (Fett- und Muskelmasse) (BMI<20kg/m2) von Mangelernährung gesprochen Aktuel Ernährungsmed 2013; 38: e1 e48
Klassifikation der Mangel-/Fehlernährung DGEM-Leitlinie 2013 Akute Krankheitsspezifische Mangelernährung: Akute krankheitsspezifische Mangelernährung durch erhöhten Proteinkatabolismus im Rahmen eines Stressstoffwechsels z.b. Sepsis, Verbrennung, Polytrauma, SHT, große Op`s Valentini L et al Aktuel Ernährungsmed 2013; 38:97-111
Ernährungstherapie zielt ab auf einen Ausgleich der krankheitsbedingten Energie- und Substratverbräuche, auf eine Verbesserung des Ernährungszustandes und Beseitigung einer Mangelernährung. Sie soll z.b. die Immunkompetenz steigern oder erhalten und die Muskel funktionsverluste reduzieren. Aktuel Ernährungsmed 2013; 38: e1 e48
Leidet der Patient an einer Krankheit, bei der sich künstliche Ernährung mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv auswirkt, d. h. den Krankheitsverlauf verbessert und die Genesung beschleunigt? Leidet der Patient an einer unheilbaren Krankheit, bei der jedoch Lebensqualität und Wohlbefinden durch künstliche Ernährung erhalten oder verbessert werden können? Aktuel Ernährungsmed 2013; 38: e1 e48
Das Problem der Ernährungstherapie und die geringe Umsetzungsquote liegt darin begründet, dass die positiven Effekte einer adäquaten Ernährung erst verzögert eintreten. Die negativen Effekten können sehr schnell auftreten, werden aber nur selten mit der Ernährung in Verbindung gebracht.
Der Patient hat keine Mangelernährung oder Ernährungsrisiken und Der Patient kann sich nach 3 Tagen wieder normal oral ernähren Keine Ernährungstherapie
Aktuel Ernährungsmed 2013; 38: e1 e48
Beim Intensivpatient zumindest früh an eine Zottenernährung denken. Innerhalb von 24-48 h 10-20 ml/h Sondenkost oder 1-2 Trinkpäckchen/d.
Wichtig ist, dass die Substrat-und Energiezufuhr unter metabolischem Monitoring dynamisch an die Stressstoffwechselphasen angepasst werden. Die serumkontrollierte Gabe von Kalium und Natrium ist Routine. Phosphat- und Magnesiumkontrollen und ggf. Substitution oder Restriktion gehören mit zur Ernährungstherapie. Wichtig ist, insbesondere bei mangelernährten Patienten an die frühzeitige Substitution von Spurenelementen und Vitaminen zu denken. Dies sollte ggf. parenteral erfolgen, da eine Dosierung, die dem Bedarf eines Gesunden entspricht über bilanzierte orale oder enterale Lösungen erst ab 1500 kcal/tag erreicht wird. Schwerstmangelernährte Pat. (großer Gewichtsverlust und/oder lange Nüchternphasen) müssen im Hinblick auf ein Refeeding- Syndrom adäquat betreut werden.
Ernährungstherapie früh beginnen um spät Erfolg zu haben!