Sozialraumorientiertes Case Management für die Arbeit in der Assistenzplanung/ Hilfeplanung Inhouse-Seminar, Blöcke auch einzeln buchbar Die Bedeutung sozialräumlicher Handlungsansätze für die Soziale Arbeit wächst. Dies gilt zunehmend auch für die Eingliederungshilfe ( 53 SGB XII). Die Eingliederungshilfe hat den gesetzlich definierten Auftrag, Menschen mit geistigen, körperlichen und psychischen Behinderungen in einer eigenverantwortlichen Lebensgestaltung zu unterstützen und ihnen eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe in allen Lebensbereichen zu gewährleisten. Auch die Behindertenhilfe verfolgt durch ihre zahlreichen Angebote und Dienstleistungen diesen Ansatz. Die Eingliederungshilfe umfasst sowohl die strukturierte Unterstützung im Einzelfall, als auch die Netzwerkarbeit im Gemeinwesen. Es geht darum in Zusammenarbeit mit den Klient/innen, deren Lebenssituation einzuschätzen, Problemlagen zu erkennen und in den individuellen Hilfearrangements sowohl Selbsthilfepotentiale der Klient/innen zu aktivieren als auch Vernetzungsprozesse im Gemeinwesen zu unterstützen. Die Eingliederungshilfe setzt an der Lebenswelt der Menschen an der Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft, dem Raum täglicher Aktionen der Menschen. Sozialer Arbeit so auch der Eingliederungshilfe geht es um die Bearbeitung sozialer Probleme an dieser Nahtstelle mit dem Ziel, Handlungsmöglichkeiten des Individuums zu erweitern und Behinderungen bzw. Barrieren zu beseitigen. Hier geht es zum einen um die Erweiterung von persönlichen und sozialen Ressourcen und andererseits um die Erweiterung der materiellen und infrastrukturellen Möglichkeiten. Zentral ist hierbei nicht der Blick, auf das, was die Menschen brauchen, sondern auf das, was sie vor dem Hintergrund ihrer Lebenslage wollen. Hierbei unterstützt sozialraumorientierte Eingliederungshilfe Menschen primär, ihre Anliegen wo immer möglich selbst zu formulieren und zu initiieren. Soziale Arbeit findet nur noch als sogenannte Restarbeit statt. Die Eingliederungshilfe nach 53 Abs. 3 SGB XII verfolgt das Ziel, eine drohende Behinderung zu verhüten oder die Behinderung oder deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern und Menschen mit Behinderung so die Chance zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu eröffnen. Gerade vor dem Hintergrund der UN-Konvention für die Rechte der Menschen mit Behinderung meint dies jedoch vielmehr, die Behinderung als solches zu akzeptieren und Maßnahmen zu ergreifen, Hindernisse bzw. Barrieren im Lebensumfeld des Menschen zu beseitigenden.
2 Wesentlich ist hier ausgehend von der Arbeit im konkreten Einzelfall fallübergreifend und fallunspezifisch im Sozialraum dafür zu sorgen, dass vorhandene Potenziale des Stadtteils wie Nachbarschaften, Wohnräume, spezielle Fähigkeiten einzelner Bewohner/innen, kommunale, gemeinnützige und gewerbliche Angebote und Dienstleistungen, gesucht, aktiviert und vernetzt, und für einzelne Menschen oder Projekte nutzbar gemacht werden. Modul 1 Ressourcenorientiertes Vorgehen in der Erarbeitung von Zielen, Aufträgen und Anweisungen 3-tägiges Seminar Modul 2 Ressourcenorientierung in der Eingliederungshilfe 1-tägiges Seminar Modul 3 Fallunspezifische Arbeit / Netzwerkarbeit 1-tägiges Seminar Modul 4 Fallübergreifende Arbeit: Projektentwicklung 1-tägiger Workshop
3 Modul 1: Ressourcenorientierte Eingliederungshilfe Erarbeitung von Wille und Ziel, Erteilung von Aufträgen/Anweisungen (3-tägiges Seminar mit Petra Hafner) Im Arbeitsalltag in der Eingliederungshilfe, in der der Fokus auf unterstützendem und beratendem Handeln zur Beseitigung oder Milderung von Behinderungen bzw. von Barrieren und zur Wahrung von Autonomie und zur Förderung des Selbstmanagements geht, gilt es immer wieder zu klären, ob und was jemand verändern will (Was soll aus Sicht der Betroffenen anders werden?). Aus dem Willen ergeben sich - bei Übereinstimmung mit dem Auftrag der Leistungsträger die Ziele. Ziele als zukünftige Zustände vermitteln den Beteiligten handlungsleitende Klarheit, wenn sie konkret und nicht vielschichtig und abstrakt formuliert werden (z. B. "Der Alltag ist strukturiert"). Konkrete Ziele steigern nicht nur die Motivation, sie erleichtern auch die Überprüfbarkeit und erhöhen die Verbindlichkeit. Nur aus konkreten und klaren Zielformulierungen können Lösungswege im Feld entwickelt werden. Aus der Übereinstimmung mit Wille und Auftrag können maßgeschneiderte Lösungswege entwickelt werden, die die Ziele der Adressat/innen unterstützen. Voraussetzung für die Klärung von Wille und Ziel bei Menschen mit Behinderung ist gerade in der Eingliederungshilfe, für eine Barrierefreiheit in der Kommunikation zu sorgen. Das reicht von der zur Verfügung Stellung von Gebärdendolmetschern, über technische Kommunikationsmittel bis hin zur einfachen Sprache. In Fällen von Selbstgefährdung bei Klient/innen findet ersetzendes und stellvertretendes Handeln statt und damit verbunden Eingriffe in die Lebenswelt zum Schutz des/der Klient/in vor Selbstbeschädigung. Aufträge/Anweisungen haben hier den Sinn, eine augenblicklich vorliegende Selbstgefährdung abzuwenden. Dies soll für alle Beteiligten im Rahmen der Hilfeplanung Klarheit und Verbindlichkeit schaffen. Zugleich sind klare Aufträge/Anweisungen für die Fachkräfte die Grundlage für eindeutige Vereinbarungen und die notwendigen Kontrollen. Zudem sind sie ein Instrument der Absicherung. Im Rahmen des Seminars wird deshalb trainiert, anstatt wie in der gängigen Praxis Maßnahmen zu bestimmen, klare zukünftige (Mindest-)Zustände zu definieren, die erreicht werden müssen, um die Selbstgefährdung abzuwenden. Die Teilnehmer/innen kennen Haltung und Prinzipien des ressourcenorientierten Vorgehens, der Zielerarbeitung und der Erteilung von Aufträge/Anweisungen. Die Bedeutung der Erarbeitung des Willens der Beteiligten wurde verdeutlicht. Eine Sensibilität für die Anforderungen individueller Kommunikationsweisen wurde erarbeitet. Kriterien für "wohlgestaltete" Ziele wurden vermittelt. Kleinteilige, handlungsleitende Ziele wurden exemplarisch erarbeitet. Techniken zur Erarbeitung zukünftiger Zustände sind bekannt. Die Zielerarbeitung wurde trainiert. Die Erarbeitung von klaren Aufträge/Anweisungen nach fachlichen Standards bezogen auf die vorhandene Selbstgefährdung ist trainiert.
4 Der Weg vom Willen zum Ziel Unterscheidung zwischen Zielen, Maßnahmen, Aufträgen usw. Voraussetzungen individueller Kommunikationsweisen Methoden der Zielerarbeitung Ziele und Handlungsschritte in plausiblen Zusammenhängen Steuerungsfragen als Methode der Zielerarbeitung Konstruktive Fragen als Methode um zukünftige Zustände zu ermitteln Rahmenbedingungen für gelingende Zielerarbeitung Zielerarbeitung mit Klienten und deren gesetzlich bestimmten Betreuer/innen Checkliste für Standards von Aufträge/Anweisungen Exemplarische Aufträge/Anweisungen (im Unterschied zu Maßnahmen) Indikatorengestützte Erarbeitung von Aufträge/Anweisungen anhand mitgebrachter Fallbeispiele Modul 2: Ressourcenorientierung in der Eingliederungshilfe (1-tägiges Seminar mit Stefan Burkhardt) Das Thema Ressourcenerschließung prägt heute verstärkt den Alltag der Sozialen Dienste insbesondere auch der Eingliederungshilfe. Im Mittelpunkt steht dabei die systematische Mobilisierung und Nutzung von Ressourcen der Adressat/innen (persönliche Stärken, Interessen, Beziehungen usw.), des Umfelds (Familie, Freunde, Nachbarschaft usw.), des Sozialraums (Pfarreien, lokale Unternehmen, Infrastruktur usw.) sowie den Ressourcen der Institutionen der Sozialen Dienste (Regeleinrichtungen, Sonder- und Fördereinrichtungen, Stadtteilrunden usw.). Der Blick auf Stärken unterstützt die Entwicklung eines positiven Lebensgefühls der Adressat/innen. Er ermöglicht eine tragende Beziehung zwischen Fachkraft und Adressat/in, da die Kontakte nicht rein defizitorientiert sind. Erst durch den Einbezug der Ressourcen aus dem Umfeld und dem Sozialraum werden wirklich alle Möglichkeiten einer maßgeschneiderten Hilfe ausgeschöpft. Hilfen, die an den vorhandenen Ressourcen angebunden werden und aufbauen, sind mittel- und langfristig wirksamer. Ressourcen sind das Bastelmaterial für die Entwicklung von Lösungswegen. Nur wer sich auf die Suche nach unterschiedlichen Ressourcen macht, kann dementsprechend neue flexible Lösungswege entdecken. Das bedeutet für die Eingliederungshilfe wie auch die Behindertenhilfe weit über den eigenen Sektor (bzw. die eigenen Zuständigkeiten) hinaus zu blicken und vor allem neue Ressourcen in anderen Sektoren zu erschließen und die individuellen Hilfearrangements miteinzubeziehen. Klient/innen bei der Erarbeitung der eigenen Ressourcen zu unterstützen stellt Fachkräfte in der Eingliederungshilfe vor große Herausforderungen. Besser: Es ist hier wichtig, sich anstelle des weit verbreiteten Defizitblicks, eines sektorenübergreifenden Ressourcenblicks zu vergewissern und diesen als Chance für eine neue Form Sozialer Arbeit zu begreifen.
5 Die Haltung und Prinzipien der Ressourcenorientierung und die Bedeutung der Mobilisierung der Ressourcen der Adressat/innen, des Umfeldes, des Sozialraums sowie der Institutionen der Sozialen Dienste sind erkannt. Einzelne Bausteine einer ressourcenorientierten kreativen Gesprächsführung sind vermittelt. Lösungswege nach einer Ressourcensystematik sind aufgezeigt. Verschiedene Ressourcenbereiche und die Ressourcenkarte Ebenen der Fallbearbeitung (Einordnung und Nutzung der Ressourcen) Kreative Methoden der Ressourcenerfassung (Ressourcencheck/Ressourcen fischen) Erfahrungsaustausch und Diskussion der aktuellen Umsetzung des ressourcenorientierten Vorgehens in der Praxis Modul 3: Fallunspezifische Arbeit / Netzwerkarbeit (1-tägiges Seminar mit Stefan Burkhardt) Die Eingliederungshilfe zielt letztlich darauf ab, Menschen mit Behinderung eine umfassende Teilhabe in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen zu ermöglichen und dafür die individuell erforderlichen Hilfen zur Verfügung zu stellen. Damit Hilfen greifen, sollten sie möglichst im sozialen Umfeld der Klient/innen angesiedelt sein, anstatt sie außerhalb ihres Lebensbezuges zu kreieren. Dies erfordert von den Professionellen, sich im sozialen Raum auszukennen sowie im Sozialraum bekannt und im Kontakt zu sein. Es gilt, Ressourcen und Möglichkeiten, die der Sozialraum zu bieten hat, wahrzunehmen, aufzugreifen, zu mobilisieren, zu erweitern oder gar aufzubauen. Die fallunspezifische Arbeit erfordert daher den Aufbau langfristiger sektorenübergreifender Kooperationen und bietet die Chance zur Entwicklung neuer Strukturen des Sozialraums. Sie ermöglicht so qualitativ hochwertige fallspezifische Arbeit in Form von individuellen, angemessenen und lebensweltorientierten Hilfen ( Maßanzüge ) und Möglichkeiten für eine aktive gesellschaftliche Teilhabe. Die Teilnehmer/innen kennen Grundlagen der fallunspezifischen Arbeit. Die unterschiedlichen Begriffe der Fachwelt sind definiert. Die berufliche Funktion, Rolle und Tätigkeit der Teilnehmer/innen wurden im Zusammenhang fallübergreifender und fallunspezifischer Arbeit erklärt. Die Teilnehmer/innen kennen Möglichkeiten sozialraumorientierter Arbeit.
6 Begriffsklärung: Fallspezifische, fallübergreifende und fallunspezifische Arbeit Zeitunaufwendige Methoden der Erkundung von Ressourcen im Sozialraum Methode: 10 Minuten Sozialraumerkundung Formen der Bündelung von Themen für die fallübergreifende Arbeit Die drei Ebenen Vernetzung, Stolpersteine in der Kooperation und Tipps diese zu umgehen Praxisbeispiele sozialraumbezogener fallübergreifender Arbeit Prinzipien des Sozialraumorientierten Arbeitens Unterscheidung Gemeinwesenarbeit und Sozialraumorientierter Arbeit Modul 4: Fallübergreifende Arbeit: Projektentwicklung (1-tätiger Workshop mit Stefan Burkhardt) Im Rahmen sozialräumlich und lebensweltlich ausgerichteter Eingliederungshilfe ist bei der fallübergreifenden Arbeit auch die Entwicklung von maßgeschneiderten Projekten erforderlich. Doch oft stellen sich die Fragen: Wie geht das? Was kann ich da falsch machen? Ist das nicht zu aufwendig? In diesem Seminar sollen durch die praktische Vermittlung von konkreten alltagstauglichen Methoden die fachlichen Hürden für die Initiierung solcher Projekte gesenkt werden. Ausgangspunkt sind dabei Phänomene, die den Fachkräften und deren unterschiedlichsten Kooperationspartner/innen öfters über den Weg laufen und die fallübergreifend viel effektiver bearbeitet werden können. In dem Workshop wird dieser Ausgangspunkt in der Fallarbeit beleuchtet (Methoden der Bedarfsermittlung). In verschiedenen Gruppen wird dann parallel an ganz konkreten Themen aus der Praxis gearbeitet. In neun Einzelschritten wird in jeder Gruppe ein fachlich reflektiertes und an Ressourcen orientiertes Konzept für ein Projekt entwickelt. Dabei werden auch die Prinzipien Sozialraumbezogener Arbeit berücksichtigt. Schwellenängste vor der Initiierung fallübergreifender Arbeit sind abgebaut. Die Schritte einer Konzept- und Projektentwicklung sind verdeutlicht und geübt. Neun Schritte der systematischen Konzeptentwicklung für ein Projekt Ressourcenaktivierung durch Perspektivwechsel Prinzipien der Sozialraumorientierten Arbeit für die Umsetzung Workshop: praktische Umsetzung anhand eigener Ideen
7 Arbeitsform/Methode/Materialien: Vermittlung theoretischen Grundlagenwissens anhand von kurzen Inputs mit alltagstauglichen knappen Arbeitspapieren; Bearbeitung von Fragen und Fällen aus der Praxis der Teilnehmer/innen Kosten: Auf Anfrage Kursanmeldung: ml@luettringhaus.info Weiterbildungsleitung Dr. Maria Lüttringhaus, Geschäftsführerin des LüttringHaus, Sozialpädagogin (FH) und Diplom- Pädagogin; Organisationsberaterin, Trainerin in der beruflichen Fortbildung z. B. in Projekten der Sozialraumorientierung in Köln, Saarbrücken, Münster oder Augsburg, für Landkreise wie Rendsburg- Eckernförde, Bad Tölz und Sankt Wendel; zertifizierte Case Managerin Ausbilderin (DGCC) Petra Hafner: Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin; NLP- Master (DVNLP) und Case Management Ausbilderin (DGCC). Freiberuflich tätig im Bereich Case Management (DGCC) und der ressourcen-, lösungs- und sozialraumorientierten Jugendhilfe sowie in den Bereichen Training und Beratung, wie zum Beispiel Teamentwicklung/ Teamstrukturen; Fallcoaching bei Fachkräften in der Jugendhilfe; Umsetzungsberatung in Sozialraumteams. Ursprünglich tätig in der Gemeinwesenarbeit und mehrere Jahre im ASD eines sozialraumorientierten Jugendamtes; langjährige Erfahrung als Pädagogische Leiterin eines freien Trägers- seit den 1990er Jahren nach dem Fachkonzept der Sozialraumorientierung; in dieser Funktion Mitwirkung beim Ausbau des Bundesmodellprojektes Ganzheitliche, sozialraumbezogene und budgetierte Jugendhilfe/ Neunkircher Modell. Stefan Burkhardt: Dipl. Pädagoge, Freier Berater und Projektleiter mit den Schwerpunkten sozialraumorientierte Projektarbeit, Diversity- und Inklusionsmanagement, Konzept- und Projektentwicklung, Fördermittelakquise, Stiftungsberatung, Fach- und Führungskräfteentwicklung. Langjährige Erfahrung als Referatsleiter im Bereich Förderung der Aktion Mensch für Projekte der Behindertenhilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Schwerpunkte: Inklusion, Arbeit für Menschen mit Behinderung, Gemeinwesenarbeit, Ehrenamt, Qualifizierung von Fachkräften. Ursprünglich tätig in der Behindertenhilfe eines freien Trägers in Köln (Lebenshilfe Köln e.v.). Schwerpunkte: Kinder- und Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Betreuung und Begleitung schwer mehrfach behinderter Menschen in ihren Familien, Qualifizierung externer Mitarbeiter/innen.