Prof. Dr. Lilo schmitz FH Düsseldorf Auswertung von ethnografischen Interviews Ich schlage Ihnen hier eine von vielen Möglichkeiten zur Auswertung Ihrer ethnografischen Interviews vor, die sich gerade für Diplomarbeiten sehr gut bewährt hat: 1. Transkription In einem ersten Schritt wird das Interview transkribiert, d.h. wie ein Drehbuch von der Tonquelle in Schriftform übertragen. Auch paraverbale en (z.b. Lachen, Pausen, Seufzen) können hier in Klammern vermerkt werden. 2. Zuordnung zu Kategorien In einem zweiten Schritt kann nun die en meiner Gesprächspartnerin einzelnen Kategorien zuordnen. Kategorien sind für mich zunächst die Kategorien auf meinen Interviewkarten sowie neue Kategorien, die von den Interviewten ins Gespräch gebracht werden. Die Zuordnung kann klassisch von Hand erfolgen, indem ich Textpassagen mittels Buntstiftmarkierungen am Rand verschiedenen Kategorien zuordne (z.b.: gelb = Kategorie 1, rot = Kategorie 5). Ich kann aber auch mit Hilfe eines Computerprogramms zur qualitativen Datenauswertung (z.b. MAXQDA) die Zuordnung zu Kategorien vornehmen. 3. Verdichtung Einzelinterview nach Kategorien In einem dritten Schritt (den ich bei mehr Routine auch überspringen kann) kann ich das einzelne Interview wie folgt den Kategorien zugeordnet darstellen: VERDICHTETE DARSTELLUNG EINES INTERVIEWS Antwort Antwort Kategorie 1 en Kategorie 4 en Kategorie 2 en Kategorie 5 en Kategorie 3 en Kategorie 6 en
Thema 7 en Thema 9 en Thema 8 en Thema 10 en Kennzeichnen Sie bei der klassischen Form die Kategorien mit Farbstiften immer am Rand, nicht UNTER dem Text, damit die gleiche auch zwei Kategorien zugeordnet werden kann. Die Legende bei der klassischen Form könnte dann z.b. so aussehen: Kategorie 1: gelb Kategorie 2: rot Kategorie 3: grün neu eingeführte Kategorie 4: lila 4. Verdichtung von mehreren Interviews nach Kategorien In einem vierten Schritt kann ich die Ergebnisse mehrerer Interviews nach Kategorien darstellen. Hier sehen Sie eine Möglichkeit: Kategorie 1 Person A Person B Person C Kategorie 2 Kategorie 3
Kategorie 4 Kategorie 5 Person A Person B Person C Thema 1 Thema 2 Thema 3 5. Zusammenfassung des Materials
Fassen Sie nun das gewonnene Material verdichtet anhand der Kategorien zusammen: - Ergebnisse zu Kategorie 1: - Ergebnisse zu Kategorie 2: -. - Ergebnisse zur neu eingeführten Kategorie 8: -. - 6. Gesamtdarstellung der Ergebnisse Stellen Sie nun das Gesamtergebnis Ihrer Interviews dar. Bewährt hat sich eine Form, die die folgenden Punkte berücksichtigt: Schritt 1: Die Ergebnisse der Interviews kann ich so zusammenfassen: a) Wichtiges Ergebnis 1: b) Wichtiges Ergebnis 2: c) Interessanter weiterer Aspekt 3: Schritt 2: Vergleich mit der Literatur a) Dieser Teil der Ergebnisse entspricht der Literatur: b) Dieser Teil der Ergebnisse entspricht nicht der Literatur: c) Dieser Teil der Ergebnisse entspricht zum Teil der Literatur:
Schritt 3: Vergleich mit eigenen Vorerfahrungen (ggf. mit teilnehmender Beobachtung) a) Dieser Teil der Ergebnisse entspricht meinen Erwartungen (bzw. und der teilnehmenden Beobachtung) b) Dieser Teil entspricht nicht meinen Erwartungen Schritt 4: GESAMTERGEBNISSE Dies sind meine sehr klar formulierten und zugespitzten Gesamtergebnisse: a) Gesamtergebnis oder wichtigstes Ergebnis b) noch ein besonders wichtiges Ergebnis c) weiteres Ergebnis d) noch ein (für mich/ im Licht der Literatur) besonders überraschendes Ergebnis Schritt 5: Ausblick 1) Anregung für weitere Forschungen 2) pädagogische Folgerungen 3) politische / gesellschaftliche Forderungen 4) Resümé: mein interessanter Lernprozess IMPLIKATIONEN FÜR DIE SOZIALPÄDAGOGISCHE PRAXIS 1. Das macht das Thema wichtig für die Sozialpädagogik. 2. Das ist nach den Ergebnissen meiner Arbeit zu fordern für die Politik und die Gesellschaft. 3. Das ist nach den Ergebnissen meiner Arbeit zu fordern für die Wissenschaft. 4. Gute Ratschläge für KollegInnen, die mit diesem Thema in Gegenwart und Zukunft arbeiten. 5. Abschluss (ggf. in Form eines Schlusswortes)