Frank Ortloff Versicherungsfachwirt Spezialist für Pflegeversicherung 43 Jahre alt, verheirat, 1 Sohn 1
Bevölkerungsentwicklung Geburtenrückgang und bessere medizinische Versorgung: die Industriestaaten vergreisen 2
Finanzierung der Pflege Pflege 1970 viele Kinder/ Ortsansässig/ viele Hausfrauen/ keine hohe Lebenserwartung/ Pflege oftmals ambulant/ Medizin nicht so fortgeschritten/ oftmals Folgeerkrankungen = keine lange Pflegedauer, geringe Kosten 3
Finanzierung der Pflege Finanzierung der Pflege 1995 Pflege Pflegekosten PS III - Stationär Zuschuss gesetzliche Pflegeversicherung Eigenanteil 1995 3.500 DM 2.800 DM 700 DM 4
Finanzierung der Pflege Was ist das Pflegeproblem heute? Pflege Pflegekosten PS III - Stationär Zuschuss gesetzliche Pflegeversicherung Eigenanteil 1995 3.500 DM 2.800 DM 700 DM 2012 5
Finanzierung der Pflege Was ist das Pflegeproblem heute? Pflege Pflegekosten PS III - Stationär Zuschuss gesetzliche Pflegeversicherung Eigenanteil 1995 3.500 DM 2.800 DM 700 DM 2012 3.500 6
Finanzierung der Pflege Was ist das Pflegeproblem heute? Pflege Pflegekosten PS III - Stationär Zuschuss gesetzliche Pflegeversicherung Eigenanteil 1995 3.500 DM 2.800 DM 700 DM 2012 3.500 1.550 7
Finanzierung der Pflege Was ist das Pflegeproblem heute? Pflege Pflegekosten PS III - Stationär Zuschuss gesetzliche Pflegeversicherung Eigenanteil 1995 3.500 DM 2.800 DM 700 DM 2012 3.500 1.550 ~ 4.000 DM 8
Risiko einer Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftigkeit ist das am meisten unterschätzte Risiko Steigendes Pflegefallrisiko mit zunehmendem Alter * in Jahren; Quelle: Statistisches Bundesamt 9
Das Risiko einer Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftigkeit ist das am meisten unterschätzte Risiko die Wahrscheinlichkeit, Pflegefall zu werden liegt bei 1:6 in der Altersgruppe ab 60 ist bereits heute jeder Zwölfte pflegebedürftig in der Altersgruppe über 80 ist schon jeder Dritte ein Pflegefall 30 % 80 + Quelle: Bundesministerium für Gesundheit; Statistisches Bundesamt: Datenreport 2006 10
Das Risiko einer Pflegebedürftigkeit Pflegezahlen in Deutschland Jeder Dritte über 80 ist pflegebedürftig und die Zahlen steigen auf Grund des zunehmenden Alters der Deutschen weiter 1.540.000 Pflegebedürftige werden zu Hause gepflegt (68 % der insgesamt 2,25 Millionen Pflegebedürftigen) 709.000 Pflegebedürftige (32 %) leben in Pflegeeinrichtungen 35,7 % Pflegestufe I 42,3 % Pflegestufe II 20,5 % Pflegestufe III 11 Quelle: Statistisches Bundesamt: Destatis Pflegestatistik 2007
Veränderung der Anzahl der Pflegebedürftigen 1999-2007 in % Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Demografischer Wandel in Deutschland, Heft 2, 2010 12
Ursachen für Pflegebedürftigkeit in den Altersstufen 30,0% 26,6% 25,0% 20,0% 21,8% 19,1% 15,9% 16,0% 15,0% 10,0% 5,0% 7,5% 11,7% 10,7% 10,4% 7,6% 5,8% 10,4% 9,9% 9,2% 8,9% 11,8% 10,6% 8,5% 5,6% 5,4% 3,6% 3,5% 6,9% 10,8% 0,0% Krebs Nervensystem und Sinnesorgane Arthritis Unfälle Alzheimer <65 65-74 75+ Schlaganfall Atemwegserkrankungen Kreislauf und Durchblutung Quelle: society of actuaries, research-ltc-study-1984-report, Juni 2011 13
Das Risiko einer Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftigkeit ist das am meisten unterschätzte Risiko Steigendes Pflegefallrisiko mit zunehmendem Alter 14 Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 50 60 70 80 90 100 Jahre Reales Risiko
Das Risiko einer Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftigkeit ist das am meisten unterschätzte Risiko Das gefühlte Risiko nimmt mit zunehmendem Alter ab 15 Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 50 60 70 80 90 100 Jahre Reales Risiko Gefühltes Risiko
Pflegedienste und Pflegeheime Pflegeeinrichtungen heute 16
Pflegedienste und Pflegeheime Lebensqualität ist oftmals eine Frage des Geldes durchschnittliche Lebenserwartung eines Pflegebedürftigen beträgt ca. 5 bis 7 Jahre bei durchschnittlichem Pflegeverlauf und einer Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung mit einfachem Standard ergibt sich so über die Jahre ein Betrag von i.d.r. über 130.000 17
Situation im Pflegefall Wird der aktuelle Bedarf gedeckt? Gesetz zur strukturellen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung Auszug aus dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz: Die Pflegeversicherung ist entsprechend ihrer Grundidee und ihrer Ausgestaltung keine Vollversicherung, ( ) (sie) ergänzt mit ihren Leistungen insbesondere die familiäre, nachbarschaftliche oder sonstige ehrenamtliche Pflege und Betreuung. (Begründung zum PfWG, Allgemeiner Teil A, Abschnitt II, 12) keine nachhaltige Reform der Pflegeversicherung, sondern weiterhin generationenübergreifende Umlage 18
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr 19
Diskussionen in Medien und Politik Pflegeproblems 20
Definition Pflegebedürftigkeit, Gutachterverfahren Definition Pflegebedürftigkeit SGB XI Pflegebedürftig sind Personen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße der Hilfe bedürfen. Pflegestufe I Erheblich - Pflegebedürftige benötigen wenigstens einmal täglich Hilfe bei der Körperpflege, der Ernährung oder der Mobilität für wenigstens zwei Verrichtungen (z. B. Ankleiden, Nahrungsaufnahme), insgesamt mind. 90 Minuten täglich. Pflegestufe II Schwer - Pflegebedürftige benötigen mindestens dreimal täglich zu verschiedenen Tageszeiten pflegerische Hilfen, insgesamt mind. 180 Minuten täglich. Pflegestufe III Schwerst - Pflegebedürftige benötigen rund um die Uhr, auch nachts, pflegerische Hilfen, insgesamt mind. 300 Minuten täglich. 21
Definition Pflegebedürftigkeit, Gutachterverfahren Einstufungskriterien Pflegebedürftigkeit SGB XI* Körperpflege Ernährung Mobilität Hauswirtschaft Wäsche GK 20-25 Wäsche OK 08-10 Wäsche UK 12-15 Wäsche H/G 01-02 Duschen 15-20 Baden 20-25 Zahnpflege 05 Kämmen 01-03 Rasieren 05-10 Wasserlassen 02-03 Stuhlgang 03-06 Richten Bekleid. 02 Windelwechsel 04-10 Urinbeutelwechs. 02-04 Mundgerechtes Zubereiten einer Mahlzeit 02-03 Essen von Hauptmahlzeiten (max. 3x tgl.) 15-20 Verabreichung von Sondenkost (max. 1x tgl.) 15-20 Hilfe beim Aufstehen/ Zubettgehen 01-02 Umlagern 02-03 Ankleiden GK 08-10 Ankleiden OK/UK 05-06 Entkleiden GK 04-06 Entkleiden OK/UK 02-03 Gehen individ. Stehen/Transfer individ. Treppensteigen individ. Verlassen/ Wiederaufsuchen der Wohnung individ. Einkaufen Kochen Reinigen der Wohnung Spülen Wechseln/ Waschen der Wäsche Beheizen Anzahl/Wo. Anzahl/Wo. Anzahl/Wo. Anzahl/Wo. Anzahl/Wo. Anzahl/Wo. Hauswirtschaft spielt bei der Feststellung eine eher untergeordnete Rolle 22 * Angabenwerte in Minuten
Situation im Pflegefall Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung Summen nach der Pflegereform gültig ab 1. Januar 2012 Ambulante Pflege Pflegesachleistung Pflegegeld Stationäre Pflege Pflegestufe I 450 235 1.023 Pflegestufe II 1.100 440 1.279 Pflegestufe III 1.550 700 1.550 23
Situation im Pflegefall Durchschnittliche Kosten nach Pflegestufen Pflegestufe I Pflegestufe II Pflegestufe III Ambulante Pflege Ø Kosten 810 1.950 2.706 Stationäre Pflege Ø Kosten 1.854 2.280 3.300 24Quelle: Pflegestatistik/ Statistisches Bundesamt
Situation im Pflegefall Durchschnittlicher Eigenanteil nach Pflegestufen Pflegestufe I Pflegestufe II Pflegestufe III Ambulante Pflege Ø Eigenanteil 360 850 1.156 Stationäre Pflege Ø Eigenanteil 831 1.001 1.750 25Quelle: Pflegestatistik/ Statistisches Bundesamt
Pflegebedürftigkeit wird zum Risiko für Ihr Vermögen und Ihre Familie! SGB XI Pflegefall SGB XII Sozialfall SGB XII / BGB Haftungsfall 26 Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung nach SGB XI Leistungen werden als Zuschuss zu den entstehenden tatsächlichen Kosten gezahlt Lst. aus Pflegeversicherung Das Sozialamt hilft! ( 1 SGB XII) Sind die Kosten der Pflege fürden Betroffenen nicht tragbar und seine Vermögenswerte verbraucht, kommt das Sozialamt für die notwendigen Kosten auf Steuergelder! Unterhaltspflicht der Angehörigen ( 94 SGB XII) Angehörigen in gerader Linie ( 1601 BGB) werden zu Zahlungen verpflichtet, die nicht nur das Nettoeinkommen mindern, sondern auch an das eigene Vermögen gehen!
Rechtliche Folgen / Eskalationsschritte Einzusetzendes eigenes Vermögen 90 SGB XII Einzusetzendes Vermögen. (1) Einzusetzen ist das gesamte verwertbare Vermögen. 528 BGB Rückforderung wegen Verarmung des Schenkers. (1) 1 Soweit der Schenker nach der Vollziehung der Schenkung außerstande ist, seinen angemessenen Lebensunterhalt zu bestreiten (...), kann er von dem Beschenkten die Herausgabe des Geschenkes (...) fordern. 102 SGB XII Kostenersatz durch Erben. (1) 1 Der Erbe der leistungsberechtigten Person oder ihres Ehegatten oder ihres Lebenspartners, (...), ist (...) zum Ersatz der Kosten der Sozialhilfe verpflichtet. 2 Die Ersatzpflicht besteht nur für die Kosten der Sozialhilfe die innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren vor dem Erbfall aufgewendet worden sind (...) 3/4... 27
Rechtliche Folgen / Eskalationsschritte Unterhaltspflichten 1608 BGB Haftung des Ehegatten oder Lebenspartners. (1) 1 Der Ehegatte des Bedürftigen haftet vor dessen Verwandten. 1601 BGB Unterhaltsverpflichtete. Verwandte in gerader Linie sind verpflichtet, einander Unterhalt zu gewähren. 1606 BGB Rangverhältnisse mehrerer Pflichtiger. (1) Die Abkömmlinge sind vor den Verwandten der aufsteigenden Linie unterhaltspflichtig. (2) (3) 1 Mehrere gleich nahe Verwandte haften anteilig nach ihren Erwerbs- und Vermögensverhältnissen. 2... 28
29 13. März 2012_Pflegenotstand_ein Situationsbericht!
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31 13. März 2012_Pflegenotstand_ein Situationsbericht!
Familienprobleme der Pflege Welches sind die Werte Ihrer Familie? Wäre doch schön, wenn der Partner sich um den Pflegebedürftigen kümmern kann, wenn es geht. In wie weit wollen/ sollen die Kinder eine ambulante Pflege Zuhause unterstützen? Um keine Familienangehörigen zu belasten, wäre eine gute Pflegeeinrichtung gleich das Beste. 32
Familienprobleme der Pflege Wäre doch schön, wenn der Partner sich um den Pflegebedürftigen kümmern kann, wenn es geht... Was glauben Sie, sind die Kernfragen, die in dem Fall für Ihren Partner anstehen? Kann ich die Pflege körperlich leisten? Können wir uns eine Unterstützung bei der Pflege finanziell leisten? Was werden Umbauten kosten? 33
Familienprobleme der Pflege In wie weit wollen/ sollen die Kinder eine ambulante Pflege Zuhause unterstützen? Was glauben Sie, sind die Fragen und Entscheidungen, die für die Kinder damit verbunden sind? Kommen wir mit unserem Geld noch aus, wenn einer von uns ein Elternteil pflegt und dafür seine Arbeitsstelle aufgeben muss? Und hat derjenige in ein paar Jahren vielleicht mit Mitte 50- auf dem Arbeitsmarkt überhaupt noch eine Chance? 34 Was ist, wenn die Kinder die Pflege körperlich nicht schaffen? Ist dann noch Geld da für eine Unterstützung?
Familienprobleme der Pflege Um keine Familienangehörigen zu belasten wäre eine gute Pflegeeinrichtung gleich das Beste. Natürlich kann man die emotionalen Belastungen in dem Moment für alle Beteiligten nicht einfach ignorieren. Aber es ist gut, die Sicherheit eines laufenden Einkommens zu haben, dass einem nun alle Optionen und Entscheidungen offen lässt. Wo will ich gepflegt werden? Von wem will ich gepflegt werden? Wie will ich gepflegt werden? 35
Worauf sollten Sie bei einer Pflegeabsicherung unbedingt achten: dauerhaft stabile Beiträge und keine Beitragszahlung im Pflegefall keine Karenz und Wartezeiten Leistungen auch bei Demenz Rückkaufswerte im Erlebensfall Möglichkeit der Beitragsfreistellung Hausarztmodell bei der Leistung 36
Zitat Im Alter versteht man besser, die Unglücksfälle zu verhüten, in der Jugend, sie zu ertragen. Arthur Schopenhauer 37