Lehrerhandeln in inklusiven Kontexten

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Transkript:

Impulsreferat Lehrerhandeln in inklusiven Kontexten 20.08.2015 Dr. phil. Daniel Mays Universität Siegen Fakultät II Daniel.Mays@uni-siegen.de 25.08.2015 1

Einführung grundlegender Wandel der Rolle Lehrer/-in Fachlehrerin Förderschullehrerin Integrationshelfer Inklusion demografischer Wandel gesellschaftlicher Wandel

Einführung Lehrer/-innen-Rollen Fachmann / Fachfrau Erzieher/-in Helfer/-in Kumpel Vorbild Ratgeber/-in Bündnispartner/-in Kontrolleur/-in Verwahrer/ -in Berichter Lehrerebene Selektierer/-in Schullaufbahn- und Berufsberater Reparateur Lehrerrollen und Belastungsfaktoren (nach Barth 1992, 94/ John & Stein, 2008, 405 /Schmid 2003, 142f))

Einführung ERWEITERTE KOMMUNIKATIONS- & KOOPERATIONSANLÄSSE z.b. SPEZIELLE KOMMUNIKATIVE KOMPETENZEN FÜR DIE FSP ESE, LE & GE! Förderschullehrer Förderschüler leistungsschwache Schüler Schulleitung Kollegin aus Arbeitsgruppe B Fachlehrerin Eltern leistungsstarke Schüler Kollege aus Arbeitsgruppe A

Impulse Der Beruf des Lehrers / der Lehrerin erforderte bisher schon ein blitzschnelles Umschalten zwischen verschiedenen Rollen und Kommunikationsstrategien. Ein inklusives System erfordert Echtzeitreflexivität. Beispiel: Konfliktklärungsgespräch mit Marvin auf dem Flur in der 5-Minuten-Pause. Kollegin Müller kommt vorbei und fragt mal eben nach der Unterrichtsreihe XY. Gong.

Impulse Das System Schule ist von seiner Grundanlage her nicht auf effektive Teamarbeit ausgerichtet: es ist streng hierarchisch organisiert Personal wird z.t. zugewiesen kaum Entscheidungsbefugnisse für Lehrkräfte (Stundenplan, Klausurtermine, ) der Schulalltag ist durchgetaktet eine Struktur für Absprachen fehlt oft Ausbildung zum Einzelkämpfer / kaum Rollenvielfalt Rückzugsräume für Teamsitzungen fehlen oft kein begleitendes Coaching durch Experten

Know-How Merkmale effektiver Teams Selbststeuerung/Selbstmanagement Unterstützung von Vorgesetzten / klares Feedback klare Teamziele / Identifikation mit den Zielen & Tätigkeit Identifizierbarkeit einzelner Beiträge der Mitglieder transparente Belohnungs- und Lobeskultur Ideale Teamgröße (3 20) Rollenklarheit Partizipation bei Entscheidungen Präferenz der Teammitglieder für Teamarbeit Kommunikation und Kooperation im Team Teamtraining / Supervision Zeit zur Einführung (ca. 1 ½ Jahre) (vgl. Campion et al. 1996, 431; Übers. W.K.)

Know-How Phasen der Teamentwicklung Forming Unsicherheit Storming Rollenklärung & Konflikte Norming Festlegung der Rollen Performing effektivste Phase Adjourning Auflösung (vgl. Tuckmann 1965)

Know-How Während dieser Phasen entwickeln sich Teamrollen

Know-How Die Koordinatorin Positive Eigenschaften: Kollegiums-orientierte Führerin, den Teamzielen verpflichtet, dominant, vertrauensvoll, im Team akzeptiert. Schwächen: Nicht unbedingt eine Ideenlieferantin.

Know-How Die Macherin Positive Eigenschaften: Aufgaben-orientierte Führerin, hoch leistungsmotiviert, will Ziele erreichen und bringt andere dazu, in diesem Sinne zu handeln, fordert heraus, provoziert, kann Hindernisse überwinden. Schwächen: Neigt zu Aggressionen zwei oder drei Macherinnen können zu Kämpfen und Konflikten im Team führen.

Know-How Der Perfektionist Positive Eigenschaften: Kümmert sich sorgfältig und gewissenhaft um die Details, bringt Dinge zu Ende, ist pünktlich und beharrlich. Schwächen: Manchmal überängstlich und kann schlecht delegieren.

Know-How Der Spezialist Positive Eigenschaften: Hat wichtiges Spezialwissen, oft introvertiert und einzelgängerisch, sehr engagiert. Schwächen: Interessiert sich oft nur für Dinge in seinem engen Bereich, kümmert sich wenig um die Interessen anderer. (vgl. Beck & Fisch 2003)

Know-How weitere Rollen: der Beobachter die Umsetzerin die Erfinderin der Netzwerker die Teamarbeiterin der soziale Faulenzer Rollen der Teamleitung

Impulse In inklusiven Schulen nimmt die Anzahl der sozialen Kontakte und die Anzahl der zu bewältigenden Aufgaben noch weiter zu. Teamarbeit kann somit zur zusätzlichen Belastung werden, wenn diese nicht parallel zum inklusiven Schulentwicklungsprozess professionalisiert wird (Konfliktherde). mögliche Konfliktformen: aufgabenbezogene Konflikte (Ziel) prozessbezogene Konflikte (Aufgabenverteilung) beziehungsbezogene Konflikte (Machtkämpfe)

Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Rollenverhalten, denn 1. Jede Lehrperson besitzt hochgradig individuelle, unverwechselbare subjektive Theorien 2. Diese subjektiven Theorien können als Prediktorvariable das zukünftige Handeln der Lehrkräfte (z.b. im Umgang mit Unterrichtsstörungen) vorhersagen und 3. Diese subjektiven und handlungsbestimmenden Theorien waren auch noch nach mehreren Jahren stabil (vgl. Wahl 2006).

Praxis und Interprofessionelle Kooperation braucht Chaos-Kompetenz: Die Fähigkeit, in akuten Konflikt- und Krisensituationen, wenn alles drunter und drüber geht, ruhig Blut zu bewahren und handlungsfähig zu bleiben. Chaos-Kompetenz ist nicht lediglich eine Frage der Belastbarkeit. Sie hat wesentlich mit der Fähigkeit zu tun mit Urvertrauen in die Selbststeuerungsfähigkeit von Menschen und Gruppen oder anders ausgedrückt, dem intuitiven Wissen, dass die chaotische Situation nicht ein sinnund heilloses Durcheinander darstellt, sondern lediglich einen Grad der Komplexität aufweist, der sich im Moment unserer Bewältigung entzieht (Doppler 2008, S. 72)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Daniel.Mays@uni-siegen.de 8/25/2015

weitere Informationen: Mays, D. (2016).Multiprofessionelle Kooperation in der inklusiven Schule. München: Reinhardt-Verlag. Mays, D. & Grotemeyer, M. (2014).Teamarbeit in der inklusiven Schule. Den Einzelnen entlasten das Team stärken. Praxis Schule 5-10, 24 (2), S. 4-8. Mays, D., Ladinig, B., Carlitscheck, J., Franke, S., Kißgen, R. (2013). Inklusion und Lehrerrolle - Das Schulsystem im Wandel. Praxis Schule 5-10, 23 (1), S. 8-11. 8/25/2015

Literaturempfehlungen: Brodbeck, Felix C.; Maier, Günter W. (2001): Das Teamklima- Inventar (TKI) für Innovation in Gruppen. In: Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie A&O 45 (2), S. 59 73. Kriz, Willy Christian; Nöbauer, Brigitta (2002): Teamkompetenz. Konzepte, Trainingsmethoden, Praxis ; mit einer Materialsammlung zu Teamübungen, Planspielen und Reflexionstechniken. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht. van Dick, Rolf; West, Michael A. (2005): Teamwork, Teamdiagnose, Teamentwicklung. Göttingen: Hogrefe. 8/25/2015 20