Inhalt Kontakt: www.smp-fe.de maier@smp-fe.de Markttechnik im Backtest von Univ.-Prof. Dr. Stanislaus Maier-Paape (RWTH Aachen und SMP Financial Engineering GmbH) Inhalt: I. Backtest Benchmarks auf mehreren Indizes II. Automatisierte Erkennung markttechnischer Trends III. Erweiterte Markttechnik IV. Das Marktphasen Modell Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 1
Backtest Benchmarks I. Backtest Benchmarks auf mehreren Indizes Um markttechnische Handelssysteme beurteilen zu können, benötigt man Vergleich Backtests auf möglichst mehreren unabhängigen Märkten. Wir streben einen langfristig ausgerichteten Trendfolgeansatz an und benötigen dazu daily Daten mit einer möglichst langen Historie. Inspiriert von einer VTAD Award Arbeit von Haase & Ewert a aus 2009, wollen wir die Branchenindizes des STOXX Europe 600 als Märkte betrachten. a [Daniel Haase, Gerd Ewert]: Sektor oder Cash?, 3. Platz VTAD Award 2009 Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 2
Backtest Benchmarks Zu diesen 15 Branchenindizes liegen uns ab 1992 daily Daten vor (von Taipan) und zwar: STOXX Europe 600: Automobile & Parts, Basic Resources, Banks, Chemicals, Construction & Materials, Financial Services, Food & Beverages, Healthcare, Industrial Goods & Services, Insurance, Media, Oil & Gas, Technology, Telecommunication, Utilities. Diese wurden durch 7 weitere Indizes/Märkte ergänzt: DAX STOXX Europe 600 MSCI World MSCI Emerging Markets (ab 12/98) Gold Future (ab 12/99) Silber Future (ab 06/03) Palladium Future (ab 09/02) so dass wir insgesamt 22 Märkte betrachten (aber nur 18 seit 1992). Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 3
Backtest Benchmarks Zum Vergleichen benötigen wir einfache Trendfolgehandelsansätze, die uns als Benchmark dienen sollen. der Buy and Hold Ansatz Entry Long Anfang 1992 und halten der Position bis heute der Bollingerband Handelsansatz von Haase & Ewert In ihrer preisgekrönten Arbeit haben die beiden Bollingerbänder (20 Perioden, 2 Std. Abw.) basierend auf 1 Woche bzw. 2 Wochen Periodendauer zur Konstruktion für Einstieg und Ausstieg verwendet. Wegen der höheren Glattheit verwenden wir Bollingerbänder auf Tagesbasis mit entsprechend höherer Anzahl an Perioden. Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 4
Backtest Benchmarks Bollinger Handelsansatz: Entry Long: Close liegt über dem oberen Rand des BollingerBands (200 Perioden daily, 2 Std. Abw.) Exit Long: Close liegt unter dem unteren Rand des BollingerBands (100 Perioden daily, 2 Std. Abw.) Abbildung 1: Bollingerbänder Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 5
Backtest Benchmarks Beide Systeme sind also, wie alle noch folgenden Handelssysteme Long Only. Alles andere macht unserer Meinung nach beim langfristigen Trendhandel auch keinen Sinn (zumindest solange wie fundamental inflationär eingestellte Notenbanken im Spiel sind). Die Ergebnisse sind in Excel Tabellen aufgelistet (BerlinBuyAndHold und BerlinBollingerHaase). Erklärungen der statistischen Kennzahlen Performance (Einzeltrades gehen multiplikativ ein) maximaler Drawdown (daily berechnet) Time invested (Anteil der Perioden in der eine Position gehalten wird) Beide Systeme können langfristig auf fast allen Märkten überzeugen, wobei die bessere Performance des Buy and Hold Ansatzes mit dem deutlich größeren maximalen Drawdown und der fast doppelt so langen Investitionszeit erkauft wird. Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 6
Backtest Benchmarks Philosophie des langfristigen Trendhandels Das Bollingerband Handelssystem teilt den Märkten in drei Phasen ein, nämlich A: Kurse oberhalb des oberen BollingerBands (starker Aufwärtstrend) B: Kurse innerhalb des BollingerBands (Konsolidierung) C: Kurse unterhalb des unteren BollingerBands (starker Abwärtstrend) Offenbar können sich in einem Aufwärtstrend die Phasen A und B abwechseln, niemals aber sollte C vorkommen. Wenn immer (!) wir die Märkte in diese drei Phasen einteilen können, leitet sich daraus ein Long Only Handelssystem ab: Abstraktes Handelssystem für langfristigen Handel von Aufwärtstrends: Entry Long: Close liegt einmal in Phase A Exit Long: Close liegt einmal in Phase C Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 7
Automatisierte Trenderkennung II. Automatisierte Erkennung markttechnischer Trends Das Problem Trends in Charts zu erkennen/beschreiben ist uralt. Schon Charles H. Dow lieferte dazu Ende des 19 Jahrhunderts mehrere Beiträge im Wall Street Journal, z.b. heißt es zu Aufwärtstrends. Determining the Trend: Successive rallies penetrating preceding high points, with ensuing declines terminating above preceding low points, offer a bullish indication a a [aus Robert Rhea]: The Dow Theory, 1993, Fraser Publishing Company 1 2 Abbildung 2: Aufwärtstrend mit 1 2 3 Zählung 3 2 Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 8
Automatisierte Trenderkennung Eine Skizze zu Abwärtstrends findet sich bei Russell a Abbildung 3: Dow Jones Problem: Wie kann man (automatisiert) relevante Hoch/Tief Punkte in Charts erkennen? a [R. Russell]: Dow Theory Today, Snowball Publishing, 1961, Reprint 2012 Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 9
Automatisierte Trenderkennung Konzept der automatisierten Trenderkennung: SAR Prozess MinMax Prozess 1 2 3 Trends erweiterter Trendbegriff SAR steht für Stopp and Reverse, ist also ein Indikator, der nur die Werte Up (für Markt geht nach oben und Down (für Markt geht nach unten ) kennt. Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 10
Automatisierte Trenderkennung Beispiele für SAR Prozesse: Crossing GD oder MACD können als SAR-Prozess interpretiert werden. Abbildung 4: SAR Prozess mit MACD Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 11
Automatisierte Trenderkennung Was ist ein MinMax Prozess? MinMax Prozess = alternierende Folge von (relevanten) Hochs/Tiefs Idee zur Bestimmung der relevanten Hochs/Tiefs: bei SAR = Up Suche nach Hoch bei SAR = Down Suche nach Tief Abbildung 5: MinMax Prozess zu MACD-SAR Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 12
Automatisierte Trenderkennung Probleme bei der MinMax Bestimmung so (wie oben beschrieben) erwischt man nicht alle Hochs/Tiefs (siehe Maier Paape) a exceptional extrema auch offen: Bewertung der Relevanz der Hochs/Tiefs? (Thema dominant wavelenght ) b Die obigen Probleme sind lösbar, aber natürlich ist die Lösung nicht eindeutig. Man muss Parameter einführen und über diese steuern, ab wann die Hoch/Tiefs relevant sein sollen. a [S. Maier Paape]: Automatic one two three, Quantitative Finance, 2013 b [Y. Hafizogullari, S. Maier Paape, A. Platen]: Empirical study of the 1 2 3 trend indicator, 2013 Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 13
Automatisierte Trenderkennung 1 2 3 Trends Automatische Erkennung der 1 2 3 Trends basierend auf einem MinMax Prozess ist einfach und sogar eindeutig (Up-Trend grün; Down-Trend rot) Ebenso: Erkennung der Marktphasen (Bewegung/Korrektur) kein Problem Abbildung 6: checkfortrend mit 1 2 3 Trend (DAX ein Jahr; Tageschart) Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 14
Automatisierte Trenderkennung Unsere nächsten Handelssysteme beruhen auf diesen Algorithmen: Handelssystem 1: Entry Long: Phase A Ein (markttechnischer) Up Trend wird neu erkannt Exit Long: Phase C Ein (markttechnischer) Down Trend wird neu erkannt Ist weder Up Trend noch Down Trend vorhanden, unternehmen wir nichts, bleiben aber investiert, wenn wir das vorher schon waren. Backtest aus Excel Tabelle (BerlinCFTPluginEntryExit) Handelssystem 2: Entry Long: Phase A Ein (markttechnischer) Up Trend wird neu erkannt Exit Long: Phase C Close liegt unter dem unteren Rand des BollingerBands (100 Perioden daily, 2 Std. Abw.) Backtest aus Excel Tabelle (BerlinCFTExpressBollinger und BerlinCFTPluginBollinger) Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 15
Automatisierte Trenderkennung Auch das nächste Handelssystem beruht auf der markttechnischen Trenderkennung, wobei hier zum Entry erst eine Korrektur von mindestens 50 % des Abstands von Punkt 3 zu Punkt 2 abgewartet wird. Handelssystem 3: Entry Long: Phase A Ein (markttechnischer) Up Trend wird zu mindestens 50% korrigiert Exit Long: Phase C Ein (markttechnischer) Down Trend wird neu erkannt Backtest aus Excel Tabelle (BerlinCFTPluginKorrEntry) Alle drei Handelssysteme lassen sich mit dem Programmpaket Markttechnik umsetzen. Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 16
Erweiterte Markttechnik III. Erweiterte Markttechnik Ziele: Korrektur wird mit Unschärfe versehen (die genauen Hoch-/Tiefbewegungen in der Korrektur werden ignoriert) Nur signifikante Korrekturen werden gewertet Bewegung 2 2 Bewegung Signifikanz Korrektur 3 Korrektur 1 Abbildung 7: Erweiterte Korrektur Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 17
Erweiterte Markttechnik Signifikanz, wird gemessen mittels % minimalem Retracement der letzten Bewegung und/oder als minimales Vielfaches der meanwaveheight Nachziehen der Punkte P3 nur auf signifikante Tiefs (im Aufwärtstrend) Abbildung 8: Erweiterte Korrektur am FDAX 60min Chart Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 18
Erweiterte Markttechnik Und zu guter Letzt können signifikant korrigierte Gegentrends erkannt werden: Abbildung 9: Zwei signifikant korrigierte Gegentrends im FDAX (60min) Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 19
Erweiterte Markttechnik Handelssystem 4: Entry Long: Phase A Ein erweiterter markttechnischer Up Trend wird neu erkannt Exit Long: Phase C Ein erweiterter markttechnischer Down Trend wird neu erkannt Backtest aus Excel Tabelle (BerlinExtdTrend) Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 20
3 3 Marktphasen IV. Das Marktphasen Modell Dieses Modell geht ursprünglich zurück auf Van Tharp. a Zur Unterscheidung von verschiedenen Marktphasen schlägt er vor, diese nach Trend (Up, Sideways, Down) und Volatilität (volatile, quiet) zu unterscheiden. Abbildung 10: Markteinteilung nach Van Tharp a K. Van Tharp: A definitive guide to position sizing, Chapter 4, 2007 Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 21
3 3 Marktphasen Um diese Marktphasen automatisiert zu bestimmen, haben wir eigens einen Trend- und einen Volatilitäts Oszillator entwickelt (Programmpaket Marktphasen). Z.B. wird der Trend über die Steigung eines Moving Average bestimmt, und zwar als Oszillator: Close (E)MA Steigung Steigung(E)MA SteigungMAOszillator 1 1 2 Oszillator Steigung Abbildung11:ZuordnungderOszillatorwertevia arctan Oszillatorwerte über 1/2 entsprechen also positiver Steigung (bullish) und Oszillatorwerte unter 1/2 entsprechen negativer Steigung (bearish). Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 22
3 3 Marktphasen Dies unterteilt den Chart in steigende und fallende Märkte. Daraus abgeleitet definieren wir Phase A Aufwärtstrend (UpTrend): stark steigender Markt Phase B Seitwärtszone (NoTrend): Steigungswerte nahe 1/2 Phase C Abwärtstrend (DownTrend): stark fallender Markt Der obere und untere Rand der Seitwärtszone (NoTrend) kann als feste Linie $upthres und $downthres (in Prozent) gewählt werden. Abbildung 12: Express: smptrendoszillator Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 23
3 3 Marktphasen Alternativ kann man die obere und untere Begrenzung der Seitwärtszone auch schwankungsabhängig gestalten. upcurve = 1 2 +Standardabweichung $alpha/10 downcurve = 1 2 Standardabweichung $alpha/10, wobei $alpha ein Parameter ist und Standardabweichung sich auf die Abweichungen der Serie steigmaoszillator von 1 2 bezieht. Abbildung 13: Express: smptrendoszillator mit schwankungsabhängigen Randkurven Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 24
3 3 Marktphasen Der zugehörige Chart des FDAX ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Hierbei erhalten die Marktphasen folgenden Hintergrund: UpTrend (grün), Seitwärtszone (gelb) und DownTrend (rot). Abbildung 14: Express: TradeMarktPhasenStandard via smptrendoszillator Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 25
3 3 Marktphasen Um die Volatilität zu messen, betrachten wir, ähnlich wie Van Tharp, den Average True Range ATR% (in Prozent vom Close), vergleichen ihn mit seinem EMA und basteln daraus einen Oszillator, der wie oben interpretiert wird, upcurve = 1 2 +Standardabweichung $beta/10 downcurve = 1 2 Standardabweichung $beta/10, wobei $beta ein neuer Parameter ist. Marktphaseninterpretation: Vola hoch, falls upcurve VolaOszillator Vola mittel, falls downcurve < VolaOszillator < upcurve Vola niedrig, falls VolaOszillator downcurve smpvolaoszillator ; TradeMarktPhasenStandard Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 26
3 3 Marktphasen Traden von Standard Marktphasen Durch die drei Trend- und drei Vola Phasen ergeben sich insgesamt 3 3 = 9 verschiedene Marktphasen, die man alle unterschiedlich handeln kann. Vola Trend Up Seitwärts Down Niedrig Mittel Hoch Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 27
Standard Marktphasen A. Der Trendhandel ($FilterAnzahl = 0) Beim Trendhandel (nach Marktphasen) wird die Volatilität ignoriert, d.h. Long Positionen werden nur in UpTrend Phasen eröffnet, und Short Positionen nur in DownTrend Phasen. In Seitwärtsphasen bleibt man investiert. Vola Trend Up Seitwärts Down Niedrig Long Pass Short Mittel Long Pass Short Hoch Long Pass Short TradeMarktPhasenStandard LongOnly Backtest Trendhandel mit Excel Tabelle ( BerlinMarktphasenTrend) Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 28
Standard Marktphasen B. Der Mehr Phasenhandel ($FilterAnzahl = 2) Spinnt man die Idee von oben weiter, kann man mit den Marktphasen auch ganz neue Handelsansätze generieren, z.b. den 2 Phasenhandel: 2 Phasen Trend Up Seitwärts Down Vola Niedrig Long Pass Pass Mittel Long Pass Short Hoch Pass Pass Short Hier werden jeweils nur genau zwei Phasen Long und zwei Phasen Short gehandelt. LongOnly Backtest für 2 Phasen Modell als Excel Tabelle ( BerlinMarktphasenTrend2only) Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 29
Fazit Fazit Neben dem reinen Bollingerband Handelsansatz wurden Ansätze basierend auf der markttechnischen Trenderkennung und Ansätze basierend auf unserem Marktphasen-Modell diskutiert und mit Backtests unterlegt. Scheinbar eignen sich alle Handelsansätze für den langfristigen Trendhandel. Alle Handelsansätze können den maximalen Drawdown gegenüber der BuyAndHold Methode erheblich reduzieren, ohne dass man bei der Performance Abstriche machen müsste. Zur Umsetzung eignen sich ETF der behandelten Branchen/Indizes (kostengünstig handelbar zum Beispiel bei EBASE). Zusammenfassung der LongOnly Backtests als Excel Tabelle ( BerlinZusammenfassung) Kontakt: maier@smp-fe.de Webseite: www.smp-fe.de Oktober 2014 VTAD Vortrag Frankfurt Seite 30