NETZWERK INNOVATION SERVICE www.burg-warberg.de Bundeslehranstalt Burg Warberg e.v., An der Burg 3, 38378 Warberg Tel. 05355/961100, Fax 05355/961300, seminar@burg-warberg.de Futtermittelhandelstag am 11./12. Mai 2015 Initiative Tierwohl Vorstellung und Auswirkung auf die Futtermittelwirtschaft Oliver Thelen
Initiative Tierwohl Vorstellung und Auswirkung auf die Futtermittelwirtschaft Oliver Thelen Futtermittelhandelstag 2015, Burg Warberg Emotionale Debatte um Tierhaltung Drei Themen bestimmen die Diskussion um Massentierhaltung: 1. Auswirkung auf den Menschen. 2. Auswirkung auf das Tier. 3. Auswirkung auf die Umwelt. Debattentreiber sind vor allem Tier- und Umweltschutzorganisationen sowie die veröffentlichte Meinung und die Politik Die Wirtschaft ist gefordert! 2
Warum die Initiative Tierwohl? FAKT IST: ABER: DESHALB: Es findet ein gesellschaftliches Umdenken in Deutschland statt, Einstellungen zu Fleischkonsum und Tierhaltung verändern sich 60% der Verbraucher halten artgerechte Tierhaltung bei der Lebensmittelerzeugung für besonders wichtig. Handel, Fleischwirtschaft und Landwirtschaft nehmen ihre Verantwortung ernst. Die Realität ist auch Viele Verbraucher wollen ihre Konsumgewohnheiten nicht ändern. Nur knapp über 30% der deutschen Verbraucher würden deutlich mehr Geld für Produkte aus artgerechter Tierhaltung ausgeben. 98% des Schweine- und Geflügelfleisches stammt aus konventioneller Erzeugung. Tierwohl als gesamtgesellschaftliche Aufgabe angehen und Lösungen suchen, die in der Fläche umsetzbar sind. 3 Überblick Erstmalig in Deutschland: Branchenübergreifendes Bündnis von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel Start am 01. Januar 2015 Zielsetzung: Förderung des Tierwohls in der Schweine- und Geflügelhaltung Wichtig: Breitenwirkung, Machbarkeit, Freiwilligkeit Breite Abdeckung: Teilnehmende LEH decken ca. 85 Prozent des deutschen Marktes ab Bereitstellung von ca. 85 Mio. EUR p.a. / 255 Mio. EUR in den ersten 3 Jahren Teilnahme von bis zu 8 Millionen Schweinen und von bis zu 300 Millionen Hähnchen und 15 Millionen Puten 4
Breites Bündnis Gesellschafter Teilnehmer aus dem Handel 5 Organisation Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbh Trägergesellschaft verantwortet und kontrolliert die organisatorische und finanzielle Umsetzung der Initiative Tierwohl. Clearingstelle überwacht Zahlungsabwicklung; betreibt Liquiditätsmanagement Fachausschuss Formuliert Anforderungen und Verfahren für Initiative Finanzausschuss Bestimmt Höhe Tierwohlbeitrag und Auszahlungsmodalitäten Beraterausschuss Impulse für die Weiterentwicklung; je 5 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Tierschutz- und Verbraucherorganisationen 6
Grundprinzip 7 Registrierung und Auditierung 8
Tierwohlkriterien Schweinehaltung Wahlpflichtkriterien mindestens eines der beiden Kriterien muss gewählt werden Schweinemast Platzangebot +10/20/40 % und/oder Raufutter (Wühlturm, Raufe) Sauenhaltung Platz in der Gruppenhaltung +10/20/40 % und/oder Raufutter/Nestbaumaterial Ferkelaufzucht Platzangebot +10/20/40 % und/oder Raufutter (Wühlturm, Raufe) 9 Tierwohlkriterien Schweinehaltung Wahlpflichtkriterien mindestens eines der beiden Kriterien muss gewählt werden Wahlkriterien definierte Mindestanzahl an Kriterien, die gewählt werden müssen Schweinemast Jungebermast Automatische Luftkühlung Organisches Beschäftigungsmaterial Saufen aus offenen Flächen Buchtenstrukturierung Scheuermöglichkeit Komfortliegefläche Klimareize (Offenfrontstall) Auslauf Sauenhaltung Kastration mit wirksamer Schmerzausschaltung Organ. Beschäftigungsmaterial Saufen aus offenen Flächen (Gruppenhaltung und/oder Abferkelbereich) Scheuermöglichkeit Gruppenhaltung ab 6. Tag nach Belegen 4-wöch. Säugezeit Abgedecktes Ferkelnest/ Ferkelschlupf Wühlerde für Ferkel Komfortliegefläche (Wartestall) Freie Abferkelung Klimareize (Offenfrontstall) Auslauf Ferkelaufzucht Mikroklimabereich Organisches Beschäftigungsmaterial Saufen aus offenen Flächen Scheuermöglichkeit Komfortliegefläche Klimareize (Offenfrontstall) Auslauf 10
Tierwohlkriterien Schweinehaltung Wahlpflichtkriterien mindestens eines der beiden Kriterien muss gewählt werden Wahlkriterien definierte Mindestanzahl an Kriterien, die gewählt werden müssen Grundanforderungen jährlicher Sockel-Tierwohl-Zuschuss Zertifizierte Qualitätssicherung (QS oder vergleichbares System) jährliche Auditierung der Tierwohlkriterien Qualifizierte Teilnahme am Antibiotikamonitoring Gesundheitsplan unter Berücksichtigung der betrieblichen Krankheits-Historie standardisierter Stallklimacheck standardisierter Tränkewassercheck Tageslicht mind. 1,5 % der Stallgrundfläche Sonderkriterium Ringelschwanz Erfüllung von Grund-, Wahl- und Wahlpflichtkriterien fachliche Begleitung durch Experten/qualifizierte Berater 70% Erfüllungsquote (intakter Ringelschwanz) 11 Tierwohlkriterien Schweinehaltung Wahlpflichtkriterien mindestens eines der beiden Kriterien muss gewählt werden Kriterienkatalog definierte Vergütung für Umsetzung eines höheren Platzangebots und/oder Zugang zu Raufutter/Nestbaumaterial Wahlkriterien definierte Mindestanzahl an Kriterien, die gewählt werden müssen Kriterienkatalog mit definierter Vergütung für die Umsetzung einzelner Anforderungen Mindestbetrag, der erreicht werden muss begrenzt auf das Dreifache des jeweils zu erreichenden Mindestbetrages Grundanforderungen jährlicher Sockel-Tierwohl-Zuschuss Kriterienkatalog Pauschal 500 EUR pro Betrieb und Jahr für alle Aufwendungen Sonderkriterium Ringelschwanz Kriterienkatalog Pauschal 6 EUR, die auf Ferkelerzeuger, Ferkelaufzüchter und Mäster zu verteilen sind Tierwohlentgelt Landwirtschaft = Pauschalierter Grundbetrag + Kriterienabhängige Vergütung 12
Registrierung und Auditierung Schweinehalter 47 Bündler 01.04.2015 28.04.201502.05.2015 4 Wochen 5 Monate Registrierung Bündler Registrierung Tierhalter Prüfung Umsetzungszeitpunkt/Auditierung Nach erfolgreichem Audit Verpflichtung, Tierwohlkriterien 3 Jahre umzusetzen Anspruch auf Tierwohlentgelt Quartalsweise Erfassung abgegebener Tiere (Mastschweine über Schlachtbetriebe) Auszahlung Tierwohlentgelt 6 Monate nach Erfassung (Erste Auszahlung: 31. Dezember 2015) Bei Nicht-Einhaltung der Kriterien Verlust Anspruchsberechtigung Tierwohlentgelt Gegebenenfalls Rückerstattung bisher erhaltener Tierwohlentgelte, rechtliche Maßnahmen 13 Tierwohlkriterien Geflügel Tierwohlkriterien Tierwohlentgelt Tierwohlentgelt Grundanforderungen Definierte Qualitätsanforderung für Brütereien und Elterntierbetriebe Nachweis über eine jährliche Fortbildung von Tierhaltern (Hähnchen und Puten) Maßnahmen zur Verbesserung der Fußballengesundheit (Hähnchen und Puten) Handlungsanweisungen zum Vorausstallen (Hähnchen) Teilnahme am Tierwohlkontrollplan (Hähnchen und Puten) 3,6 ct für Hähnchen, mind. 2,0 ct 3,25 ct für Putenhennen, mind. 2,5 ct 4,0 ct für Putenhähne, mind. 3,0 ct jeweils pro Kilogramm Lebendgewicht Wahlpflichtkriterien Angebot zusätzlichen Beschäftigungsmaterials Höheres Platzangebot 14
Registrierung und Auditierung Geflügelhalter 47 Bündler Voraussichtlich ab 01.07.2015 Ca. 30.07.2015 01.08.2015 4 Wochen Hähnchen bis 15. Oktober 2015 Puten bis 15. Januar 2016 Registrierung Bündler Registrierung Tierhalter Prüfung Umsetzungszeitpunkte/Auditierung Nach erfolgreichem Audit Verpflichtung, Tierwohlkriterien 2 Jahre umzusetzen Anspruch auf Tierwohlentgelt Wöchentliche Erfassung zur Schlachtung angelieferter Tiere (getrennt nach Hähnchen und Puten, in Kilogramm Lebendgewicht) Anspruchsberechtigt für das Tierwohlentgelt nach Freigabe des Tierwohl-Audits Bei Nicht-Einhaltung der Kriterien Verlust Anspruchsberechtigung Tierwohlentgelt Ggf. Rückerstattung der bisher erhaltenen Tierwohlentgelte, rechtliche Maßnahmen 15 Motive Verbraucherkommunikation 16
Aktueller Stand Schweinehaltung Zum Ende der Registrierungsphase am 28. April 2015, 24.00 Uhr: Registriert: 4.653 Betriebe - 25,5 Mio. Tiere/Auszahlungsvolumen 105,1 Mio. Euro Zur Auditierung zugelassen: 2.142 Betriebe - 12,03 Mio. Tiere 1.345 Schweinemastbetrieb mit 4,49 Mio. Tieren 324 Ferkelaufzuchtbetriebe mit 2,82 Mio. Tieren 473 Sauenhaltende Betriebe mit 4,71 Mio. Tieren Am häufigsten ausgewählte Kriterien: in Schweinemast und Ferkelaufzucht: zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial, 10 Prozent mehr Platz, Saufen aus offener Fläche in der Sauenhaltung: zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial, ständiger Zugang zu Raufutter in der Gruppenhaltung, Bereitstellung von organischem Nestbaumaterial, 10 Prozent mehr Platz 17 Auswirkungen auf die Futtermittelwirtschaft Initiative Tierwohl ohne unmittelbare Auswirkung auf Futtermittelwirtschaft keine konkreten Anforderungen an Futtermittel, Futtermittelqualität oder Futtermittelmenge keine Aussage zum Thema GVO, keine konkreten Verbote aber denkbar: mittelbare Auswirkungen auf die Futtermittelwirtschaft Grundanforderung in Sauenhaltung, Ferkelaufzucht und Schweinemast: (1) höheres Platzangebot 10/20/40% - mehr Platz, mehr Bewegung, mehr Futter - Rückgang des Tierbestandes, weniger Futter (2) zusätzlich Raufutter Gras, Heu, Stroh weniger Kraftfutter Bewusstseinswandel: (1) wachsende öffentliche Aufmerksamkeit beim Thema Tiergesundheit und Tierwohl (2) zu erwarten: wachsendes öffentliches Interesse an Fragen der Tierernährung - Positivliste der Normenkommission für Einzelfuttermittel - Einführung einer Negativliste für Einzelfuttermittel? 18
Vielen Dank. Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbh GF: Dr. Alexander Hinrichs, Schedestr. 1-3, 53113 Bonn Tel +49 228 35068-0, info@initiative-tierwohl.de