Gesundheitskompetenz im Gesundheitssektor Mehr Engagement für Koproduktion

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Transkript:

Report Careum Dialog 2017 Gesundheitskompetenz im Gesundheitssektor Mehr Engagement für Koproduktion www.careum.ch

Kurzzusammenfassung Careum Dialog 2017 Gesundheitskompetenz ist ein wichtiges Thema, das durch die aktive Beteiligung aller Akteure des Gesundheitswesen zu fördern ist nicht nur in Bezug auf die Bürgerinnen und Bürger sowie Patientinnen und Patienten, sondern auch im Hinblick auf das Verhalten der Gesundheitsfachleute und die Gestaltung der Gesundheitssysteme. Dies war das Fazit von 70 hochrangigen Entscheidungsträgern aus Politik, Praxis und Wissenschaft, die im Rahmen des Careum Dialogs 2017 politische und professionelle Initiativen zur Förderung von Gesundheitskompetenz diskutierten, verglichen und überprüften. Hervorgehoben wurde die Dringlichkeit des Themas durch ein Podium aus Staatssekretären der Gesundheitsministerien der Schweiz, Deutschlands und Österreichs sowie einer Vertreterin der Weltgesundheitsorganisation. «Gesundheitskompetenz im Gesundheitssektor» unter diesem Leitthema griff der Careum Dialog 2017 die strategische Ausrichtung für Gesundheitskompetenz in den drei deutschsprachigen Nachbarländern auf. In einem zielorientierten Dialog einer breiten Gruppe von zentralen Entscheidungsträgern wurden Handlungsfelder und Handlungsakteure identifiziert, die für die Stärkung von Gesundheitskompetenz und die Umsetzung entsprechender Strategien wichtig sind. 70 hochkarätige Gäste aus leitenden Positionen in Gesundheits- und Bildungsministerien, Krankenkassen, Gesundheitseinrichtungen, Verbänden, Patientenorganisationen, Wissenschaft und Forschung, Gesundheitswirtschaft, Stiftungen, Think Tanks sowie Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus der Schweiz, Deutschland und Österreich diskutierten engagiert, kritisch und kontrovers folgende Fragen: Was ist im Bereich Gesundheitskompetenz schon erreicht worden? In welchen Bereichen des Gesundheitssektors besteht besonderer und prioritärer Handlungsbedarf? Welche Akteure sind besonders gefordert? Die Kernergebnisse des Dialogs Gesundheitskompetenz wird als relationales Konzept verstanden. Das heisst: Die Fähigkeit, mit gesundheitsbezogenen Informationen umzugehen, ist beeinflusst durch die persönliche Kompetenz des Individuums und die Anforderungen, mit denen jeder Einzelne konfrontiert ist. Eine erfolgreiche Strategie zur Stärkung von Gesundheitskompetenz muss einen bevölkerungsbezogenen Ansatz verfolgen, der die Bedeutung des sozialen Kontexts und die Wichtigkeit von Systemen, Organisationen und Gesundheitseinrichtungen für die Ausprägung von Gesundheitskompetenz berücksichtigt. Es besteht dringender Handlungsbedarf, denn trotz erster Initiativen in Politik, Wissenschaft und Praxis hat ungefähr die Hälfte der Bevölkerung in der Schweiz, Deutschland und Österreich Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsbezogener Information. Sieben prioritäre Handlungsfelder können dazu beitragen, Gesundheitskompetenz zu stärken: (1) ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz, (2) die Veränderung von Systemen, Settings und Organisationen, (3) die Stärkung der Beziehung zwischen Patienten und Gesundheitsfachpersonen, (4) die Bereitstellung von verständlicher und nutzerfreundlicher Information, (5) die Förderung von Gesundheitskompetenz vulnerabler Gruppen, (6) politische Initiativen als Motor für die Umsetzung von Massnahmen und (7) begleitende Forschung. Die Förderung von Gesundheitskompetenz ist kosteneffizient und trägt nicht nur zu besserer Gesundheit bei, sondern hat positive Auswirkungen auf alle gesellschaftspolitischen Akteure und Institutionen. Eine Strategie zur Förderung von Gesundheitskompetenz muss von allen Akteurinnen und Akteuren aktiv mitgetragen werden. Zitierhinweis 2_Report Careum Dialog 2017 Kickbusch, I., Weishaar, H. (2017). Report Careum Dialog 2017: Gesundheitskompetenz im Gesundheitssektor. Mehr Engagement für Koproduktion.

Gesundheitskompetenz im Gesundheitssektor. Mehr Engagement für Koproduktion Was ist Gesundheitskompetenz? Gesundheitskompetenz beschreibt die Fähigkeiten eines Einzelnen, mit gesundheitsbezogener Information umzugehen. Der soziale und institutionelle Kontext spielt in der Entwicklung und Ausprägung von Gesundheitskompetenz eine entscheidende Rolle. Gesundheitskompetenz ist beeinflusst durch die persönliche Kompetenz des Einzelnen, die situativen Anforderungen und die Komplexität des Systems, mit dem der/die Betroffene* konfrontiert ist. Gesundheitskompetenz ist demnach kein individuelles, sondern ein relationales Konzept. Definition von Gesundheitskompetenz «Gesundheitskompetenz basiert auf allgemeiner Literacy und umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, gesundheitsrelevante Informationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Domänen der Krankheitsbewältigung, der Krankheitsprävention und der Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die ihre Lebensqualität während des gesamten Lebenslaufs erhalten oder verbessern.» (Sørensen et al. 2012) Was ist im Bereich Gesundheitskompetenz schon erreicht worden? Die Schwierigkeiten der Bevölkerungen in der Schweiz, Deutschland und Österreich, mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen, werden durch verschiedene Erhebungen klar bestätigt. In allen drei Ländern wurden aufbauend auf dem europäischen Gesundheitskompetenz- Survey (HLS-EU) Studien durchgeführt, die die Gesundheitskompetenz der Allgemeinbevölkerung und einzelner Begrüssungsrede von Hans Gut, Präsident der Careum Stiftung Bevölkerungsgruppen untersuchten. Die Ergebnisse dieser Studien bilden eine gute Evidenz- und Datengrundlage für politische und praxisbezogene Interventionen. Diese Studienergebnisse haben schon erste politische Wirkung gezeigt: In allen drei Ländern sind in den letzten Jahren Massnahmen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz angelaufen. Auch gemeinsam haben die Schweiz, Deutschland und Österreich erste Schritte unternommen, um die Gesundheitskompetenz durch Kooperationen im deutschsprachigen Raum zu stärken, beispielsweise durch die Veröffentlichung einer Zusammenfassung zum Thema «Gesundheitskompetenz Die Fakten» und durch regelmässige Treffen der Gesundheitsminister. Ein wichtiger Schritt, um mehr internationale Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, ist die WHO Shanghai Erklärung zur Förderung von Gesundheit in der 2030 Agenda, die die Notwendigkeit der Stärkung von Gesundheitskompetenz und ihre Bedeutung für die Verringerung von sozialer Ungleichheit herausstellt. Die nationalen, regionalen und internationalen Initiativen haben eine stärkere politische und gesellschaftliche Sensibilisierung für das Thema herbeigeführt. * Im Interesse der Lesbarkeit werden die weibliche und die männliche Form synonym verwendet. Report Careum Dialog 2017_3

Existierende gesundheitspolitische Initiativen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in den drei Ländern Schweiz Deutschland Österreich Strategie Bund/Länder Das Thema Gesundheitskompetenz wurde in die nationale Schweizer Gesundheitsstrategie 2007 2011 integriert. Gesundheitskompetenz ist unter den Themen Chancengleichheit und Patientenstärkung in die nationalen Gesundheitsziele «Gesundheit 2020» integriert. Ein deutsches Gesundheitsziel ist die «Gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Patientensouveränität stärken». Gesundheitskompetenz ist Bestandteil des österreichischen «Masterplan Gesundheit» und des österreichischen Integrationsplans «Verbesserung der Gesundheitskompetenz der MigrantInnen». Das 3. Österreichische Rahmengesundheitsziel lautet «Stärkung der Gesundheitskompetenz». Umsetzung der Strategie Derzeit werden Vorschläge zur besseren Integration des Themas Gesundheitskompetenz in die laufenden Public Health-Strategien sowie zur verstärkten Koordination zwischen den Akteuren erarbeitet. Derzeit wird ein Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz erarbeitet. Um das 3. Österreichische Rahmengesundheitsziel umzusetzen, wurde die Strategie zur Verbesserung der Gesprächsqualität in der Krankenversorgung von Bund, Ländern und Sozialversicherungen erarbeitet. Allianzen Es existiert eine Schweizer Allianz Gesundheitskompetenz, die Kernakteure aus Politik, Praxis und Wissenschaft zusammenbringt. Die Gründung einer Allianz Gesundheitskompetenz als Zusammenschluss von Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ist geplant. Eine österreichische Plattform für Gesundheitskompetenz wurde unter Einschluss von Akteuren aus Politik, Praxis und Wissenschaft etabliert. Warum ist Gesundheitskompetenz ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema? In den letzten Jahren wurde sowohl in der Schweiz, Deutschland als auch in Österreich die bevölkerungsbezogene Gesundheitskompetenz in umfangreichen Studien erhoben. Die Befragungen zeigen, dass grosse Lücken in der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung der drei deutschsprachigen Nachbarländer bestehen. Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung berichtet von Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsbezogener Information. Limitierte Gesundheitskompetenz ist daher kein Minderheitenproblem, sondern ein Begrüssung durch Moderatorin Illona Kickbusch am Dialog 2017 4_Report Careum Dialog 2017

Problem von grossen Teilen der Bevölkerung. In benachteiligten Gruppen hat die Gesundheitskompetenz zudem eine besondere Bedeutung: Ältere Personen, Menschen mit chronischer Erkrankung, Menschen mit Behinderungen, sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen und solche mit niedrigem Bildungsstatus empfinden es als besonders schwierig, mit gesundheitsbezogenen Informationen umzugehen. Die Daten aus dem deutschsprachigen Raum bestätigen damit, worauf auch europäische Studien hinweisen: Gesundheitskompetenz ist sozial ungleich verteilt. Gesundheitskompetenz steht in enger Verbindung mit dem Gesundheits- und Krankheitsverhalten, dem Gesundheitsstatus und der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems. Menschen, die Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von gesundheitsrelevanten Informationen haben, zeigen tendenziell ein ungesünderes Gesundheitsverhalten als solche mit hoher Gesundheitskompetenz. Sie schätzen zudem ihren Gesundheitsstatus schlechter ein und nehmen das Gesundheitssystem, beispielsweise Ärzte, Krankenhäuser und den ärztlichen Notdienst, öfter in Anspruch als Menschen, die ausreichende Gesundheitskompetenz aufweisen. Gesundheitskompetenz ist also von bedeutender Relevanz für die Gesundheitskompetenz im Ländervergleich (Quelle: HLS-EU Survey 2011) Bevölkerungsgesundheit und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Zudem ist Gesundheitskompetenz beeinflussbar und messbar. Folglich findet Gesundheitskompetenz zunehmend Beachtung in der Politik, der Praxis und der Wissenschaft. Aktuelle Daten zur Gesundheitskompetenz im internationalen Vergleich und zur gesellschaftspolitischen Relevanz von Gesundheitskompetenz sind in der WHO-Publikation «Gesundheitskompetenz Die Fakten» zusammengestellt (Kickbusch et al. 2016). Matrix des Gesundheitskompetenz-Messinstruments HLS-EU Studie (Quelle: Sørensen et al. 2012) Gesundheitskompetenz = Fähigkeit, mit gesunheitsrelevanten Informationen umzugehen Informationen finden Informationen verstehen Informationen beurteilen Informationen anwenden Für Krankheitsbewältigung 1) Informationen über Krankheitsbewältigung finden 2) Informationen über Krankheitsbewältigung verstehen 3) Informationen über Krankheitsbewältigung beurteilen 4) Informationen über Krankheitsbewältigung anwenden Für Krankheitsprävention 5) Informationen über Prävention finden 6) Informationen über Prävention verstehen 7) Informationen über Prävention beurteilen 8) Informationen über Prävention anwenden Für Gesundheitsförderung 9) Informationen über Gesundheitsförderung finden 10) Informationen über Gesundheitsförderung verstehen 11) Informationen über Gesundheitsförderung beurteilen 12) Informationen über Gesundheitsförderung anwenden Report Careum Dialog 2017_5

«Die Gesundheitskompetenz der Bürger und der Patienten muss unbedingt verbessert werden. Die Gesundheitsligen spielen dabei eine zentrale Rolle.» Pascal Strupler Direktor des Bundesamtes für Gesundheit Schweiz 6_Report Careum Dialog 2017

In welchen Bereichen des Gesundheitssektors besteht besonderer und prioritärer Handlungsbedarf? 1) Gesamtgesellschaftlicher Ansatz Die effektive Stärkung von Gesundheitskompetenz muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe angegangen werden und erfordert einen intersektoralen Ansatz. Der Gesundheitssektor sollte als gutes Beispiel vorangehen, aber Engagement ist von allen politischen Sektoren erforderlich. Es bedarf einer Sensibilisierung für das Thema in allen Teilen der Gesellschaft und in allen Politikbereichen. Ebenso werden gesundheitskompetente Politiker und Entscheidungsträger in verschiedenen gesellschaftspolitischen Bereichen benötigt, um eine umfassende Strategie zur Förderung von Gesundheitskompetenz umzusetzen. 2) Veränderung von Systemen, Settings und Organisationen Gesundheitskompetenz ist ein relationales Konzept. Mangelnde Gesundheitskompetenz darf nicht als ein Zeichen für das individuelle Versagen des einzelnen Patienten oder Bürgers verstanden werden. Vielmehr ist Gesundheitskompetenz entscheidend durch die situativen Bedingungen und Herausforderungen beeinflusst und muss im sozialen Kontext betrachtet werden. Politische und institutionelle Rahmenbedingungen sowie soziale Netzwerke spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung und Ausprägung von Gesundheitskompetenz. Deshalb müssen Systeme, Verhältnisse und Settings verändert werden, wenn Gesundheitskompetenz nachhaltig gestärkt werden soll. Die Förderung der Gesundheitskompetenz von Institutionen, z. B. Betrieben und Behörden und insbesondere von Gesundheitseinrichtungen (z. B. Diskussion am Careum Dialog 2017 Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen) spielt im Rahmen einer umfassenden Strategie eine herausragende Rolle. Beispiele guter Praxis sind politische Ansätze wie «Make the healthier choice the easier choice» und Pilotprojekte zur Etablierung gesundheitskompetenter Gesundheitseinrichtungen. 3) Stärkung der Beziehung zwischen Patienten und Gesundheitsfachpersonen Die Beziehung zwischen Patienten bzw. ihren Angehörigen sowie Vertrauenspersonen und Gesundheitsfachpersonen muss gestärkt und verbessert werden. Hierfür ist die Förderung der Gesundheitskompetenz von Angehörigen von Gesundheitsberufen essentiell. Alle Berufsgruppen, die mit Patienten und ihren Angehörigen in Kontakt stehen (d. h. Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten, Arzthelfer/Praxisassistenten, Ersthelfer, Rezeptionisten, administratives Personal, Angestellte von Versicherungsträgern und andere Berufsgruppen) sind gefordert. Um die Patienten und Angehörigen bei der Navigation durch das Gesundheitssystem zu unterstützen, brauchen Gesundheitsfachpersonen eine gute Kenntnis der Strukturen des Systems und ein Verständnis der Kompetenzen und Rollen anderer Gesundheitsprofessionen. Ein entsprechendes Verständnis und Wissen, gekoppelt mit den notwendigen Kompetenzen, kann Angehörige von Gesundheitsberufen dazu befähigen, als Lotsen im Gesundheitssystem zu agieren. Diskussion am Careum Dialog 2017 In einem ersten Schritt muss das Bewusstsein für das Thema in den verschiedenen Berufsgruppen geschärft werden. Denn nur wenn Gesundheitsfachpersonen sich bewusst sind, dass Report Careum Dialog 2017_7

mehr als die Hälfte aller potentiellen Nutzer des Gesundheitssystems Probleme im Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen hat sowie dass sie wichtige Kontaktpersonen sind und eine Schlüsselfunktion in den gesundheitsbezogenen Überlegungen und Entscheidungen der Patienten übernehmen, können sie die Nutzer besser unterstützen. Gesundheitsfachpersonen kommt eine Kernaufgabe in der Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz zu, denn sie sind primäre Ansprechpartner in Gesundheits- und Krankheitsfragen. Sie sind häufig diejenigen, auf deren kompetente Einschätzung Patienten und Angehörige in ihrer Entscheidungsfindung angewiesen sind. Sie sind auch diejenigen, die Patienten befähigen können, gesundheitsbezogene Entscheidungen eigenverantwortlich zu treffen und ihnen helfen, sich im immer komplexer werdenden Gesundheitssystem zurechtzufinden. Um diese Funktionen adäquat ausfüllen zu können, müssen Angehörige von Gesundheitsprofessionen ein entsprechendes Verständnis ihrer Rolle haben. Angehörige von Gesundheitsberufen müssen gut auf ihre Rolle und entsprechende Anforderungen vorbereitet werden. Die Aus- und Weiterbildung spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, denn hier können Rollenverständnisse ausgebildet und Kompetenzen vermittelt werden. Gemeinsame Lernerfahrungen und teamorientierte Ansätze, wie Fallbesprechungen oder die Arbeit an Schnittstellen, haben sich als vielversprechende Ansätze erwiesen. Der Vermittlung von Gesprächsinhalten und Gesprächstechniken kommt zudem eine besondere Bedeutung zu. Die folgenden Themen wurden als wichtige Aspekte der Aus- und Fortbildung von Gesundheitsfachpersonen identifiziert: Diskussion am Careum Dialog 2017 Ein kooperativer, partnerschaftlicher Dialog mit den Patienten mit dem Ziel der gemeinsamen Entscheidungsfindung (shared decision making); Kompetenzen, um zur Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz zu Prävention, Gesundheitsförderung und krankheitsspezifischen Themen beitragen zu können; Hilfe bei der Navigation durch das Gesundheitssystem; Zielgruppenspezifische Gesprächsführung unter Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse verschiedener Gruppen (z. B. ältere Menschen, chronisch Kranke, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit niedrigem Bildungsgrad, Menschen mit niedrigem Sozialstatus); Spezifische Gesprächstechniken, die gemeinsame Entscheidungsfindung ermöglichen, z. B. Rückfragetechniken wie Ask Me 3 oder Chunk & Check; Einbindung von Angehörigen und für den Patienten relevanten Personen. Um eine patientenorientierte Kommunikation zu ermöglichen, müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Diese beinhalten Ressourcen wie Zeit, Personal und Vergütungsstrukturen. 4) Bereitstellung von verständlicher und nutzerfreundlicher Information Gesundheitskompetenz ist ein relationales Konzept das hat Konsequenzen für die Messung und für Interventionen Gesundheitsbezogene Informationen müssen evidenzbasiert, verständlich, nutzerfreundlich, transparent und unabhängig sein, um informierte Entscheidungen zu ermöglichen und Patienten zum selbstbestimmten Handeln zu befähigen. Informationen müssen nicht nur krankheitsspezifische Themen, sondern auch Fragen zur Prävention, zum Gesundheitssystem und zu Patientenrechten abdecken. 8_Report Careum Dialog 2017

Um die Qualität, Verständlichkeit, Nutzerfreundlichkeit, Transparenz und Unabhängigkeit von Informationen sicherzustellen, sind standardisierte Verfahren der Entwicklung und Bereitstellung nötig, die von unabhängigen Gremien regelmässig überprüft werden müssen. Patientenvertreter sollten in die Prozesse der Informationsentwicklung und -bereitstellung eingebunden werden. Da es aufgrund der Vielfalt und Komplexität an Informationen nicht immer möglich ist, klare Informationen zur Verfügung zu stellen, müssen Bürger zusätzlich befähigt werden, Informationen kritisch zu bewerten und zu beurteilen sowie Kriterien zu entwickeln und anzuwenden, die auch bei unklarer und unübersichtlicher Datenlage als Entscheidungshilfen dienen. 5) Förderung von Gesundheitskompetenz vulnerabler Guppen Einige Bevölkerungsgruppen sind im Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen vor besondere Herausforderungen gestellt. Deshalb ist die zielgruppenspezifische Fokussierung und die Förderung von Gesundheitskompetenz sogenannter vulnerabler Gruppen ein wichtiger Bestandteil der Stärkung von Gesundheitskompetenz. Hierbei ist es essentiell, Stigmatisierung zu vermeiden. Aufgrund der steigenden Anzahl chronisch kranker Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund verursachen die grösseren Schwierigkeiten dieser Bevölkerungsgruppen, mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen, erhebliche Kosten im Gesundheitssystem und in der Gesellschaft. Durch eine gezielte Unterstützung dieser Gruppen kann bei Networking am Careum Dialog 2017 Diskussion am Careum Dialog 2017 den Betroffenen und bei den sie betreuenden Systemen ein grosser Nutzen erzielt werden. Diesen Gruppen muss daher in der Interventionsentwicklung besondere Beachtung geschenkt werden. Hier kommen der Kompetenzförderung, der Befähigung zu selbstständigem Handeln, der Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe und (im Fall von Menschen mit Migrationshintergrund) der Grundbildung entscheidende Aufgaben zu. Spezifische wissenschaftliche Studien sind nötig, um die Gesundheitskompetenz vulnerabler Bevölkerungsgruppen zu untersuchen und zielgruppenspezifische Interventionen zu evaluieren. 6) Politische Initiativen als Motor für die Umsetzung von Massnahmen Politischer Wille ist essentiell, um die Förderung von Gesundheitskompetenz auf nationaler Ebene und im deutschsprachigen Raum voranzutreiben. Politische Initiativen können das Bewusstsein unter gesundheitspolitischen Akteuren und in der Öffentlichkeit für das Thema erhöhen und Anstoss für zentrale Entscheidungsträger sein, Massnahmen zur Stärkung von Gesundheitskompetenz umzusetzen. Hierzu steht der Politik eine Bandbreite von Möglichkeiten zur Verfügung von weichen Instrumenten wie Plattformen und Selbstverpflichtungen bis hin zu Gesetzesinitiativen. Politische Entschlossenheit kann dazu beitragen, freiwillige Initiativen von gesundheitspolitischen Akteuren anzustossen und Normen zu verändern. Ohne gesetzliche Rahmenbedingungen ist es hingegen unwahrscheinlich, dass Aktionen und Kooperationen nachhaltig bleiben. Deshalb sollten Massnahmen zur Verbesserung von Gesundheitskompetenz durch Gesetzesinitiativen, wie beispielsweise die gesetzliche Report Careum Dialog 2017_9

«Die existierenden Daten zu Gesundheitskompetenz zeigen uns: Es besteht Handlungsbedarf.» Lutz Stroppe Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit Deutschland 10_Report Careum Dialog 2017

Verankerung von Leistungsanreizen, die Einführung einer Impfpflicht für Kindergarten-, Schul- und Krankenhauspersonal oder die Veränderung von Bildungscurricula, unterstützt und abgesichert werden. 7) Begleitende Forschung Die Forschung kann durch die Bereitstellung von wissenschaftlicher Evidenz entscheidend zur Stärkung von Gesundheitskompetenz beitragen. Durch vergleichbare Datenerhebungen ist es möglich, evidenzbasierte politische Massnahmen einzuleiten. Entsprechend zeigen die jüngsten Entwicklungen: Politische und gesellschaftliche Initiativen werden durch die wissenschaftliche Datenlage angetrieben. Wichtige Bereiche für die wissenschaftliche Forschung sind: Ein regelmässiges, standardisiertes Monitoring von individueller, bevölkerungsbezogener und organisationaler Gesundheitskompetenz; Internationale Vergleichsforschung sowohl zwischen europäischen Staaten als auch deutschsprachigen Ländern; Die Weiterentwicklung von Erhebungsinstrumenten, insbesondere zur Messung von systemischer, organisationaler Gesundheitskompetenz und von Gesundheitskompetenz von Gesundheitsfachpersonen; Qualitative Studien zum besseren Verständnis, weshalb chronisch kranke Menschen und Migranten deklarieren, dass sie grössere Schwierigkeiten haben, Informationen zu beschaffen, zu verstehen und anzuwenden; Begleitende Interventionsforschung, um Strategien und Einzelmassnahmen zur Förderung von Gesundheitskompetenz zu evaluieren; Careum Mitarbeitende am Careum Dialog 2017 Anschlussfähigkeit von Forschung zu Gesundheitskompetenz Die Forschung zu Gesundheitskompetenz schliesst an bestehende Forschung in den Sozialwissenschaften, der Psychologie, der Verhaltensforschung, den Politik- oder Wirtschaftswissenschaften an. Zukünftige Forschungsvorhaben sind entsprechend gefordert, existierende Forschungsergebnisse zu berücksichtigen, Bezüge zu anderen Wissenschafts-Disziplinen herzustellen, das Konstrukt Gesundheitskompetenz gegen bestehende Konstrukte abzugrenzen sowie die Anschlussfähigkeit von Gesundheitskompetenz an bestehende Forschung herauszuarbeiten. Ein direktes Ergebnis des Careum Dialogs 2017: Systematische Zusammenfassung der wissenschaftlichen Evidenz zur Stärkung von Gesundheitskompetenz Als direktes Ergebnis des Careum Dialogs wird die Weltgesundheitsorganisation einen systematischen Überblick über die Effektivität von Massnahmen zur Stärkung von Gesundheitskompetenz erstellen. Der Health Evidence Network Report über Health Literacy wird vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit finanziert. Er wird Ende 2017 vorgelegt. Studien zum wechselseitigen Nutzen von Gesundheitskompetenz, um intersektorale Erfolge und Vorteile für verschiedene Akteure (z. B. Auswirkungen von besserer Gesundheitskompetenz auf die Arzt-Patienten-Beziehung, von Förderung von Gesundheitskompetenz auf Bildungs- Outcomes) messbar zu machen. Internationale wissenschaftliche Vergleiche tragen entscheidend dazu bei, nationale und internationale Handlungsbedarfe zu identifizieren und gute Praxis voranzutreiben. Im August 2016 traf sich das Quintett der deutschsprachigen Gesundheitsminister aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Lichtenstein und Luxemburg. In der gemeinsamen Schlusserklärung des Treffens betonten die Gesundheits- Report Careum Dialog 2017_11

minister die Wichtigkeit von Gesundheitskompetenz für aktuelle Reformbestrebungen im Bereich des Gesundheitswesens und verpflichteten sich, als Impulsgeber für ein internationales Monitoring zu fungieren (Gesundheitsquintett 2016). Folglich wurde im Dezember 2016 eine Arbeitsgruppe etabliert. Geplant ist ein durch die WHO koordiniertes Netzwerk, das eine regelmässige, international vergleichbare Erhebung zu Gesundheitskompetenz sicherstellt. Ziel dieses Monitorings ist es: Entwicklungen in der Gesundheitskompetenz der Allgemeinbevölkerung zu überwachen, eine Datenbasis für Interventionen und Strategien zu schaffen, Handlungsbedarfe zu identifizieren, den Erfolg von bestehenden und zukünftigen Interventionen abzuschätzen, Beispiele guter Praxis zu identifizieren. Welche Akteure sind besonders gefordert? Um Gesundheitskompetenz zu fördern, ist eine gemeinsame, sektorenübergreifende Strategie nötig. Diese Strategie muss durch eine Vielzahl von gesundheitspolitischen Akteuren getragen werden, denn Gesundheitskompetenz kann nur durch eine Allianz aller Partner verbessert werden. Die folgenden Kernakteure sollten in Allianzen zusammenkommen: Politische Entscheidungsträger der nationalen, regionalen und kommunalen Ebene; Kranken- und Sozialversicherungsträger; Gesundheitsfachpersonen; Patientenvertretungen und Selbsthilfeorganisationen; Träger von Gesundheitseinrichtungen, z. B. Krankenhäuser, Arztpraxen, Rehabilitationskliniken, Pflegeeinrichtungen; Wissenschaftler und wissenschaftliche Fachorganisationen; Verbände; Medienvertreter, Journalisten; Arbeitgeber, Betriebe, Vertreter des Wirtschaftssektors. Eine Umfrage der Dialogteilnehmer zeigte, dass nur ein kooperativer Ansatz, der alle Akteure einbezieht, erfolgsversprechend ist. Bezüglich der Förderung von Kooperation und Vernetzung sind insbesondere politische Akteure und Kran- Podium am Careum Dialog 2017 Gesundheitskompetenz eine ökonomische Frage? Die Forschung zu Gesundheitskompetenz zeigt: Eine gute Gesundheitskompetenz korreliert mit guter individueller Gesundheit und Lebensqualität. Sie hat das Potential, unabhängiges Leben mit chronischer Krankheit zu stärken, die Qualität der Arzt-Patient-Beziehung zu verbessern und Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte zu reduzieren. Durch die Stärkung von Gesundheitskompetenz lässt sich die Versorgungsqualität erhöhen, und es besteht das Potential, Gesundheitskosten zu senken. Akteure aus allen Gesellschaftbereichen müssen erkennen, dass die Förderung von Gesundheitskompetenz für verschiedene Sektoren Gewinne bringt. Dies ist eine besondere Herausforderung, weil mangelnde Gesundheitskompetenz andererseits einen lukrativen Markt für einige kommerzielle Akteure (z. B. Berater, Hersteller von ungesunden Lebensmitteln und Arzneimitteln) bietet. Momentan existiert ein nur unzureichendes Anreizsystem, um Akteure zu motivieren, sich für Gesundheitskompetenz zu engagieren. Solange dies der Fall ist, bleibt zu befürchten, dass auch die Handlungsbereitschaft begrenzt ist. Strategien zur Förderung von Gesundheitskompetenz müssen finanzielle Interessen und Aspekte berücksichtigen und entsprechende Anreizsysteme etablieren, die die Förderung von Gesundheitskompetenz und das Zusammenspiel von gesundheitspolitischen Akteuren begünstigen. 12_Report Careum Dialog 2017

ken- und Sozialversicherungsträger gefordert, da sie die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Stärkung von Gesundheitskompetenz setzen. Darüber hinaus wurde allen anderen Akteursgruppen ähnlich hohe Bedeutung beigemessen, und es wurde betont, dass deutlich definiert werden muss, welche Akteure für welche Bereiche Verantwortung übernehmen. Gesundheitsfachpersonen fungieren als Hauptmultiplikatoren, aber auch Patientenvertretungen und Selbsthilfegruppen kommen besondere Rollen in der Schulung und Förderung der Gesundheitskompetenz von Patienten zu. Die Träger von Gesundheitseinrichtungen sind besonders gefordert, Einrichtungen gesundheitskompetent und nutzerfreundlich zu gestalten, die Kommunikation im Rahmen des Entlassungsmanagements zu verbessern, um Informationsverlust zu vermeiden, und die Mitarbeiter zu schulen. Einrichtungen, die gesundheitsrelevante Information bereitstellen, können einen bedeutenden Beitrag leisten, damit Informationen evidenzbasiert, verständlich, nutzerfreundlich, transparent und unabhängig sind. Vertretungen der verschiedensten Arten von Medien sind in den Prozess einzubeziehen, damit u. a. auch Tageszeitungen, Fernsehsendungen und andere populäre Medien diesen Ansprüchen genügen. So sind verschiedene Akteure in unterschiedlichen Aufgabenbereichen gefordert. Careum Dialog Expertenworkshops: Gesundheitskompetenz und Leben mit chronischer Krankheit Chronisch kranke Menschen sind vor besondere Herausforderungen im Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen gestellt. Denn chronische Krankheit bedeutet, dass man körperlich und emotional herausgefordert ist und das Gesundheitssystem verstärkt in Anspruch nehmen muss. Die Förderung der Gesundheitskompetenz ist also im Kontext vom Leben mit chronischer Krankheit von besonderer Bedeutung. Die Dringlichkeit des entsprechenden Handlungsbedarfs spitzt sich in alternden Gesellschaften zu, in denen chronische Krankheiten die Mehrheit aller Erkrankungen ausmachen. «Gesundheitskompetenz und Leben mit chronischer Krankheit» war daher Thema des Expertenworkshops am zweiten Tag des Careum Dialogs am 3. Februar 2017. Aufgrund der besonderen und umfassenden Herausforderungen, mit denen chronisch Kranke konfrontiert sind, ist es nicht verwunderlich, dass es ihnen schwerer fällt als gesunden Menschen, die für die Krankheitsbewältigung nötigen Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und umzusetzen und sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden. Dies ist u. a. der Tatsache geschuldet, dass chronisch Kranke stärker als gesunde Menschen mit der Komplexität des Gesundheitssystems und gesundheitsrelevanter Informationen konfrontiert sind. Chronisch kranke Menschen und Menschen, die sie unterstützen, sind gefordert, aktiv für adäquate Versorgung zu sorgen und sich an Versorgungsprozessen zu beteiligen. Diskussion am Careum Dialog 2017 Gesundheitskompetenz und chronische Krankheit: Zusammenhänge zwischen Gesundheitskompetenz und der Nutzung des Versorgungssystems Report Careum Dialog 2017_13

«Eine Plattform, an der alle Akteure beteiligt sind, die an dem Thema Interesse haben, ist die Grundlage, um Gesundheitskompetenz national voranzubringen.» Dr. in Pamela Rendi-Wagner, MSc Sektionschefin Öffentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten Seit 8. März 2017 Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Österreich 14_Report Careum Dialog 2017

Entsprechend müssen chronisch Kranke als Ko-Produzenten ihrer Gesundheit und Erkrankung agieren. Die Rolle chronisch Kranker und ihrer Angehörigen beinhaltet ausserdem den Umgang mit Unsicherheit, die Bewältigung von Krisen, instabilen Phasen und verschiedener Verlaufsdynamiken, den Umgang mit Symptomen, Emotionen, Isolation, Stigma und Abhängigkeit und das Management von Therapien und Medikamenten. Gesundheitskompetenz ist im Rahmen dieser Herausforderungen eine Grundkompetenz. Darüber hinaus brauchen Patienten jedoch eine Vielzahl an Fähigkeiten, z. B. administrativ-rechtliche Fähigkeiten, Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten, Kompetenzen im Finanzmanagement, Networking am Careum Dialog 2017 im Umgang mit Emotionen, Prozess-, Organisations- und Selbstmanagementkompetenzen. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben wird häufig vom «arbeitenden Patient» gesprochen. Auch in der Zielgruppe chronisch Kranker ist es wichtig, über die Verbesserung der individuellen Kompetenzen hinaus die an chronisch kranke Menschen gestellten Herausforderungen in den Mittelpunkt einer Strategie zur Stärkung von Gesundheitskompetenz zu stellen. Um den Patienten die Orientierung im System zu ermöglichen, ist es essentiell, die Anforderungen des Systems zu reduzieren und die Nutzerfreundlichkeit und Verständlichkeit des Systems zu erhöhen. Die interpersonelle Kommunikation spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle und muss neben der Bereitstellung von nutzerfreundlicher, verständlicher, transparenter und unabhängiger Information eine zentrale Rolle einnehmen. Studien zeigen, dass der Arzt der primäre Ansprechpartner in Gesundheitsfragen und das Arzt-Patienten-Gespräch in gesundheitsbezogenen Entscheidungen von grosser Bedeutung ist. Darüber hinaus ist der Kontakt mit Angehörigen anderer Gesundheitsprofessionen wichtig, z. B. Pflegekräften, Therapeuten, Apothekern. Zur Stärkung der Gesundheitskompetenz bei Leben mit chronischer Krankheit können folgende Massnahmen beitragen: Im Rahmen der verbesserten integrierten Versorgung etablieren sich Gesundheitseinrichtungen als Kerninstitutionen der Stärkung von Gesundheitskompetenz: Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeheime und andere Institutionen sind Kerninstitutionen, in denen Gesundheitskompetenz systemisch verankert werden. Chronische Patienten müssen ganzheitlich und bereichsübergreifend unterstützt werden. Um einen ersten Schritt in diese Richtung zu unternehmen, muss die derzeit starke Fragmentierung des Gesundheitssystems überwunden werden. Denn in einem fragmentierten System ist es schwierig, Kontinuität zu gewährleisten und dem Patienten bei der Navigation durch das System zu helfen. In diesem Zusammenhang spielt die integrierte Versorgung, einschliesslich des Überweisungs- und Entlassungsmanagements, eine bedeutende Rolle. Patienten werden gut durch das System begleitet und unterstützt: Es braucht Lotsen, die das Gesundheitssystem verstehen und fähig sind, den Patienten auch bei komplexen Anforderungen durch das System zu leiten. Diese Rolle können sowohl Angehörige von Gesundheitsprofessionen als auch Patientenvertreter übernehmen. Insbesondere Gesundheitsfachpersonen sollten sich nicht ausschliesslich als medizinische Experten, sondern auch als Gesundheitslotsen verstehen. Als solche müssen sie über das System, bestehende Angebote und die Kompe- Diskussion am Careum Dialog 2017 Report Careum Dialog 2017_15

tenzen anderer Akteure Bescheid wissen und effektiv vermitteln können. In diesem Kontext sind die kontinuierliche Weiterbildung und effektive Zusammenarbeit von Angehörigen verschiedener Gesundheitsberufe sowie die Kooperation mit anderen Akteuren und Institutionen essentiell, beispielsweise Patientenvertretern, Sozialarbeitern, Frühen Hilfen, Selbsthilfe. Patienten werden in die Planung und Steuerung des Gesundheitssystems einbezogen: Das Einbeziehen von Patienten in die Planung und Steuerung der gesundheitlichen Versorgung kann entscheidend zur gesundheitskompetenten und nutzerfreundlichen Gestaltung von Gesundheitseinrichtungen beitragen. Zwischen den drei deutschsprachigen Ländern bestehen klare Unterschiede in der Form, in der Partizipation möglich ist. Beispielsweise sind Patienten in Deutschland durch den Gemeinsamen Bundesausschuss in die Planung und Steuerung des Systems einbezogen, wohingegen in der Schweiz Abstimmungen zum Gesundheitssystem üblich sind. Ziel sollte die Mitbestimmung von Patienten auf allen Ebenen des Systems sein. Möglichkeiten der Partizipation bieten beispielsweise die Planung von Krankenhäusern, die Überprüfung von Prozessen oder das Einbeziehen von Selbsthilfeorganisationen in die Versorgung. Durch entsprechende Massnahmen, Schulung der Patienten und Zusammenarbeit mit Patientenvertretungen können Patienten zu aktiven Systempartnern gemacht werden. Hierbei ist es auch wichtig, Personen zu berücksichtigen, die im Leben chronisch Kranker wichtige Rollen spielen, wie Angehörige oder andere Vertrauenspersonen. «Anschlusstellen» im Alltag von Bürgern werden in Strategien zur Förderung von Gesundheitskompetenz bei Leben mit chronischer Krankheit berücksichtigt: Orte, an Diskussion am Careum Dialog 2017 Diskussion am Careum Dialog 2017 denen sich Bürger im Alltag bewegen (z. B. Supermärkte, Bahnhöfe, Cafés, Restaurants, Vereine, Arbeitsplätze, «digitale Räume») müssen stärker in Strategien zur Förderung von Gesundheitskompetenz berücksichtigt werden. Nur ein Setting-Ansatz, der Informationen dort vermittelt, wo Menschen sich täglich aufhalten, ist erfolgsversprechend. Auch zusätzliche wohnortnahe und setting-bezogene Angebote und Formate, wie beispielsweise Gesundheitskioske, sollten als Pilotprojekte getestet werden. Strategien zur Förderung von Gesundheitskompetenz im Leben mit chronischer Krankheit berücksichtigen soziale Ungleichheit: Gesundheitskompetenz spielt eine wichtige Rolle bei der Verringerung von gesundheitlicher Ungleichheit. Daher müssen effektive Strategien zur Förderung von Gesundheitskompetenz bei chronisch Kranken gesundheitliche Ungleichheit mit in den Blick nehmen. Es ist wichtig, Stigmatisierung und die Fokussierung auf leicht erreichbare Gruppen zu vermeiden und stattdessen Anstrengungen zu unternehmen, um systemische Veränderungen herbeizuführen und vulnerable Gruppen zu adressieren. Niederschwellige Angebote, die sich an spezifische Zielgruppen wenden, und komplexe Interventionen müssen sich ergänzen. Digitale Medien werden genutzt, um Menschen mit chronischer Krankheit zu unterstützen: Digitale Medien ergänzen die persönliche Kommunikation. Sie bieten eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich über Gesundheitsförderung, Prävention und gesundheitliche Versorgung zu informieren, auszutauschen und zu organisieren sowie gesundheitsbezogene Angebote zu bewerten. Digitale Medien können zudem neue Arbeitsplätze im Bereich der Gesundheitskommunikation schaffen und bieten technische Lösungen für das Versorgungsmanagement, 16_Report Careum Dialog 2017

«Ziel ist die Beteiligung der Bürger. Die Frage ist: Was brauchen diese, um gesunde Entscheidungen treffen zu können?» Dr. Josef Probst Generaldirektor Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungs-Träger Österreich Report Careum Dialog 2017_17

«Gesundheitskompetenz betrifft jeden Einzelnen. Aber nicht nur. Auch Institutionen und Politik stehen in der Verantwortung.» Dr. Thomas Heiniger Regierungsrat und Gesundheitsdirektor Kanton Zürich Schweiz 18_Report Careum Dialog 2017

Autoren Networking am Careum Dialog 2017 z. B. in der Diagnose, durch die elektronische Patientenakte und im Entlassungsmanagement. Die Dynamik der digitalen Medien und ihre Nutzung durch kommerzielle Akteure, welche von einer Fehlinformation und Beeinflussung der Nutzer profitieren, stellen besondere Herausforderungen dar. Digitale Medien müssen daher adäquat reguliert werden, um negative Effekte zu vermeiden. Wissenschaftliche Forschung begleitet Strategien zur Stärkung von Gesundheitskompetenz: Um Interventionen zur Stärkung von Gesundheitskompetenz beim Leben mit chronischer Krankheit voranzutreiben, ist wissenschaftliche Begleitforschung unerlässlich. Forschungsbedarf besteht insbesondere im Bereich der Interventionsentwicklung und -evaluation, der e-health literacy, der Exploration von Patientenbedürfnissen und -erfahrungen und der Rolle des sozialen Umfeldes. Auch anwendungsbezogene Forschung und die Bereitstellung von effektiven Ansätzen, Materialien und Methoden zur Stärkung von Gesundheitskompetenz sind bislang unzureichend entwickelte Handlungsfelder. Prof. Dr. Ilona Kickbusch Ilona Kickbusch ist Mitglied des leitenden Ausschusses der Careum Stiftung und Direktorin des Global Health Programme, Graduate Institute for International and Development Studies, Genf. Sie prägte während ihrer langjährigen Tätigkeit bei der WHO die europäische und internationale Gesundheitspolitik, besonders im Bereich Gesundheitsförderung. Sie war Professorin an der Yale University und Leiterin eines Fulbright Programms zur globalen Gesundheit. Sie berät eine Vielzahl von nationalen und internationalen Organisationen, so auch das Schweizer Bundesamt für Gesundheit und die WHO. Dr. Heide Weishaar Heide Weishaar ist Research Associate der Hertie School of Governance in Berlin und Honorary Research Fellow der Universität Glasgow. Ihre Forschungsexpertise liegt im Bereich der europäischen und nationalen Gesundheitspolitik, der Politiknetzwerk-Forschung, der Gesundheitskompetenz, der Tabakkontrolle und der Gesundheit von Migranten und Flüchtlingen. Sie ist zudem Beraterin des Smokefree Partnership Brüssel. Literaturverzeichnis Gesundheitsquintett. Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister Deutschlands, des Fürstentums Liechtenstein, Luxemburgs, Österreichs und der Schweiz. (2016). Gesundheitsquintett 4. Treffen der deutschsprachigen Gesundheitsminister/innen (25. 26. August 2016). Luxemburg. Schlusserklärung. Sørensen, K., Van den Broucke, S., Fullam, J., Doyle, G., Pelikan, J., Slonska, Z., & Brand, H. (2012). Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health, 12(1), 1 13. Detaillierte Informationen sowie weiterführende Materialien finden Sie unter www.careum-dialog.ch Kickbusch, I., Pelikan, J., Haslbeck, J., Apfel, F., & Tsouros, A. D. (2016). Gesundheitskompetenz. Die Fakten. Kopenhagen: World Health Organization. Report Careum Dialog 2017_19

Careum Stiftung, Pestalozzistrasse 3, CH-8032 Zürich T +41 43 222 50 00, F +41 43 222 50 05, info@careum.ch, www.careum.ch