Gemeinde Moormerland FLEDERMAUSKARTIERUNG WARSINGSFEHN ZWISCHEN DR.-WARSING-STRAßE UND GERHART-HAUPTMANN-STRAßE G EMEINDE M OORMERLAND Postfach 1120 26793 Moormerland Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gem. 4 (2) BauGB sowie öffentliche Auslegung gemäß 3 (2) BauGB in der Zeit vom 02.01.2017 bis 02.02.2017 Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange sowie öffentliche Auslegung gem. 4a (3) BauGB in der Zeit vom 07.07.2017 bis 21.07.2017 DATUM, OLDENBURG, NOVEMBER 2014 NWP PLANUNGSGESELLSCHAFT MBH GESELLSCHAFT FÜR RÄUMLICHE PLANUNG UND FORSCHUNG Escherweg 1 26121 Oldenburg Postfach 3867 26028 Oldenburg Telefon 0441/97 174 0 Telefax 0441/97 174 73
1 INHALTSVERZEICHNIS 1.0 FLEDERMAUSKARTIERUNG WARSINGSFEHN... 2 1.1 ANLASS UND METHODE... 2 1.2 ERGEBNISSE... 4 1.3 BEWERTUNG... 5 1.4 LITERATUR... 6 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ABB. 1: LAGE DER HORCHKISTENSTANDORTE... 3 ABB. 2: BEISPIELHAFTER AUFBAU EINER HORCHKISTE... 4 P:\PLANUNG\BPLAN\WARSINGS\W43\IHV-10\FLMÄUSE-KATIERUNG.DOCX SEITEN 7
2 1.0 FLEDERMAUSKARTIERUNG WARSINGSFEHN 1.1 ANLASS UND METHODE Für die geplante Wohnbebauung in Warsingsfehn, Gemeinde Moormerland, sollte gemäß den Anforderungen der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Leer eine Ermittlung des Lebensraumspotenzials für Fledermäuse erfolgen. Gemäß der Vorgabe des Landkreises sollte hierfür eine einmalige Begehung zur Erfassung jagender Tiere sowie zur Suche nach etwaigen Quartierstandorten erfolgten. Hierfür wurde am 15.08.14 eine entsprechende Bestandserfassung von Fledermäusen mit zwei Kartierern durchgeführt. Die Begehung erstreckte sich ca. ab Sonnenuntergang bis nach Mitternacht und deckte damit die nächtliche Hauptaktivitätszeit der Fledermäuse ab: Datum Witterung Charakterisierung 15.08.2014 ca. 18 C, Windstärke ca. 2-3 aus NW, 10% Wolken Abendliche Ausflugkontrolle mit anschließender Kartierung jagender Tiere und parallelem Einsatz von Horchkisten Die zwei Kartierer postierten sich bei den Abendkartierungen zur Ausflugzeit (ca. ab Sonnenuntergang) in der Nähe möglicher Fledermausquartiere. Anschließend erfolgte eine mehrmalige systematische Begehung des Untersuchungsgebietes zur Suche nach jagenden Tieren. Die Kartierung wurde mit Hilfe von Ultraschall-Detektoren (Petterson D 240x) und Sichtbeobachtungen durchgeführt. Mit den Detektoren ist es möglich, die Ultraschallaute, die Fledermäuse zur Orientierung und zum Beutefang einsetzen, für menschliche Ohren hörbar zu machen. Die Artbestimmung anhand der akustischen Charakteristika dieser Laute erfolgte nach Literaturangaben und Hörbeispielen (AHLÈN 1990b; AHLÈN 1990a; LIMPENS & ROSCHEN 1995; BARATAUD 2000; SKIBA 2003). Während der Kartierung wurde mit dem Detektor 240x möglichst jeder Fledermauskontakt sofort aufgezeichnet, um anschließend bereits direkt im Gelände die relevanten Hauptfrequenzen der Ultraschalllaute durch längeres Abhören herauszufinden. An besagtem Termin wurden ergänzend zu den Kartierungen an vier gleichmäßig verteilten Standorten (Abb. 1) sog. Horchkisten ausgebracht. Diese automatischen Fledermaus-Erfassungsgeräte ermöglichen eine kontinuierliche Aufzeichnung der Fledermausaktivität im Nahbereich der Horchkiste und damit quantitative Aussagen für die jeweiligen Standorte. Im Hinblick auf die Fragestellung dieser einmaligen Erfassung sollte der Horchkisteneinsatz prüfen, ob in dem betreffenden Bereich zur Ausflugzeit und in den ersten Nachtstunden eine besonders hohe Flugaktivität aufgezeichnet wird, die auf einen nahe gelegenen Quartierstandort bzw. auf eine hohe Bedeutung als quartiernahes Jagdgebiet schließen lassen würde. Bei der eingesetzten Technik handelt es sich um automatische Registriergeräte bestehend aus einem CielCDP102 R3 Dualbanddetektor und einem digitalen Aufnahmegerät (Trekstore MP3-Player bzw. Olympus Digital Voice Recorder VN-713PC (vgl. RAHMEL et al. 1999 und Abb. 2). Die eingestellten Frequenzen des Detektors betrug an jedem Standort 25 khz und 41 khz. Damit lassen sich Abendsegler und Breitflügelfledermaus (25 khz) sowie Pipistrellus- und Myotis-Arten (41 khz) quantitativ gut erfassen. Zwergfledermäuse lassen sich allerdings mit der eingesetzten Technik und
3 den fest eingestellten Frequenzen nicht eindeutig von Rauhautfledermäusen unterscheiden (beide Arten gehören zur Gattung Pipistrellus). In diesem Fall wäre daher lediglich eine Bestimmung bis zum Gattungsniveau möglich, wie auch bei den verschiedenen Angehörigen der Gattung Myotis. In der Auswertung wurde beim Abhören der Aufnahmen jeder neue Fledermauskontakt gezählt (erkennbar durch die Anzahl der gespeicherten Dateien). Hierbei ist nicht unterscheidbar, ob es sich um dasselbe Individuum handelt, das in die Registrierreichweite des Detektors zurückkehrt oder um ein anderes. Insofern geben die Ergebnisse der Horchkisten keine Individuenzahlen wieder, sondern aufgezeichnete Kontakte als Maß für die Fledermausaktivität an dem jeweiligen Standort. Die Kartierer bewegten sich mit ihren Detektoren durch das Gelände, wohingegen die Horchkiste konstant an einem Ort verbleibt und dadurch eine räumlich allerdings sehr eingeschränkte dauerhafte Aktivitätserfassung vornimmt. ABB. 1: LAGE DER HORCHKISTENSTANDORTE
4 ABB. 2: BEISPIELHAFTER AUFBAU EINER HORCHKISTE 2.0 ERGEBNISSE Bei der Erfassung wurde sowohl von den Kartierern als auch von den Horchkisten lediglich eine Fledermausart registriert: Deutscher Name Anzahl der Kontakte durch Horchkisten Breitflügelfledermaus Wissenschaftlicher Name Gefährdungskategorie Rote Liste Nds* Anzahl der Kontakte während der Kartierung Eptesicus serotinus Stark gefährdet 8 HK 1: 0 HK 2: 77 HK 3: 29 HK 4: 11 * HECKENROTH (1991); die Gefährdungseinstufung muss allerdings als überholt angesehen werden Die Kartierer konnten am Untersuchungstermin von der Breitflügelfledermaus acht Kontakte mit jagenden Tieren im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes registrieren. Darüber hinaus wurde von ihnen keine Funktion des Untersuchungsgebietes für diese oder andere Fledermausarten festgestellt.
5 Gerichtete Flugbewegungen, die auf einen Ausflug aus einem Quartier bzw. eine entsprechende Flugstraße hingewiesen hätten, traten nicht auf. Ebenso wenig konnten ein Schwärmverhalten, Soziallaute oder andere Hinweise auf Quartiere innerhalb des Untersuchungsgebietes festgestellt werden. Hinsichtlich der Aktivitätserfassung durch die Horchkisten ergaben sich deutliche räumliche Unterschiede. Im Nordosten des Untersuchungsgebietes (HK 2) wurde mit 77 Kontakten die höchste Aktivität verzeichnet, was auf 1-2 Tiere zurück zu führen war, die längere Zeit über dem Horchkistenstandort jagten. Dies konnte auch von den Kartierern bestätigt werden. Im Gegensatz dazu wurde im Südosten des Untersuchungsgebietes (HK 1) überhaupt keine Fledermausaktivität aufgezeichnet. Die Breitflügelfledermaus als einzige festgestellte Art ist in Nordwestdeutschland nicht selten und kommt vor allem in Dörfern und Städten vor, wo sie neben der Zwergfledermaus als die typische Siedlungsfledermaus angesehen werden kann. Sie bezieht Spaltenquartiere vor allem in den Firstbereichen von Dachstühlen und hinter Fassadenverkleidungen. Die Jagdgebiete sind meist über offenen Flächen, die teilweise randliche Gehölzstrukturen aufweisen. Dazu zählen Waldränder, Grünland (bevorzugt beweidet) mit Hecken, Gewässerufer, Parks, Baumreihen. Ein Individuum besucht 2-8 verschiedene Jagdgebiete pro Nacht, die innerhalb eines Radius von durchschnittlich ca. 4-6 km liegen (PETERSEN et al. 2004). 3.0 BEWERTUNG Eine Quartierfunktion für Fledermäuse im Untersuchungsgebiet konnte nicht nachgewiesen werden. Zwar ist nicht völlig auszuschließen, dass zu anderen Zeiten im Jahr zumindest Einzeltiere kleine Spalten in den entsprechenden Gebäuden als Quartier nutzen, das Potenzial hierfür wird jedoch nur für gering gehalten. Es wird daher davon ausgegangen, dass die Tiere von außen in das Untersuchungsgebiet eingeflogen sind. Eine Jagdgebietsfunktion konnte für mehrere Individuen der Breitflügelfledermaus nachgewiesen werden. Auffällig ist allerdings das eingeschränkte Artenspektrum. Hierüber kann allerdings auf der Grundlage von nur einem Erfassungstermin keine abschließende Aussage getroffen werden. Es muss vielmehr davon ausgegangen werden, dass im Jahresverlauf auch andere Fledermausarten nahrungssuchend im Untersuchungsgebiet auftreten können. Zu nennen wären in erster Linie Zwerg- und Rauhautfledermaus sowie ggf. Bartfledermäuse oder Langohren. Für die Bewertung von Horchkistendaten wird die Methodik von Dürr (2007) und LANU (Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2008) genutzt, die folgende Klasseneinteilung vorschlagen: sehr hohe Flugaktivitäten = > 100 Kontakte pro Nacht hohe Flugaktivitäten = > 30-100 Kontakte pro Nacht mittlere Flugaktivitäten = > 10-30 Kontakte pro Nacht fehlende oder geringe Flugaktivitäten = 0-10 Kontakte pro Nacht Aus dieser Einteilung geht hervor, dass am Untersuchungstermin an einem HK-Standort eine hohe Flugaktivität sowie an zwei weiteren HK- Standorten eine mittlere Flugaktivität der Breitflügelfledermaus gegeben war. Auf dieser Datengrundlage wird die Bedeutung des Untersuchungsgebietes insgesamt als gering-mittel eingestuft. Eine Quartiersfunktion ist demnach nicht gegeben, zur Nahrungssuche tritt eine der in der Region häufigsten Fledermausarten auf. Die festgestellten Individuen zeigen dabei teilweise durchaus hohe Aktivitäten, das Untersuchungsgebiet wird dabei jedoch nicht gleichmäßig genutzt. Das Artenspektrum scheint deutlich eingeschränkt zu sein.
6 Insgesamt ergibt sich somit ein Bild, das in dieser Region zu dieser Jahreszeit erwartet werden kann, wobei jedoch mit dem Auftreten weiterer Fledermausarten zu rechnen ist. Weitergehende Aussagen lassen sich auf der Grundlage nur eines einzigen Erfassungstermins nicht treffen. 4.0 LITERATUR AHLÈN, L. (1990a): Identification of bats in flight. Swedish Society for Conservation of Nature. Stockholm. AHLÈN, L. (1990b): European bat sounds. Swedish Society for Conservation of Nature. Kassette. BARATAUD, M. (2000): Fledermäuse. Buch und Doppel-CD. Musikverlag Edition Ample DÜRR, T. (2007): Möglichkeit zur Reduzierung von Fledermausverlusten an Windenergieanlagen in Brandenburg. Nyctalus 12 (Heft 2-3): 238-252. HECKENROTH, H. (1991): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Säugetierarten. Naturschutz und Landschaftspflege Niedersachsen 26: 161-164. LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN (2008): Empfehlungen zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei Windenergieplanungen in Schleswig-Holstein. Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Flintbek. LIMPENS, H.J.G.A. & A. ROSCHEN (1995): Bestimmung der mitteleuropäischen Fledermausarten anhand ihrer Rufe. NABU-Projektgruppe Fledermauserfassung Niedersachsen, mit Kassette. PETERSEN, B., G. ELLWANGER, R. BLESS, P. BOYE, E. SCHRÖDER&A. SSYMANK (2004): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 2: Wirbeltiere. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg. SKIBA, R. (2003): Europäische Fledermäuse. Die Neue Brehm-Bücherei, Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben