Herzlich Willkommen! Referent/in: Katrin Schlötterer & Stefan Stark
Ca. 2,7 Millionen Kinder/Jugendliche (bis 18 Jahre) leben mit mindestens einem alkoholkranken bzw. missbräuchlich konsumierenden Elternteil zusammen (vgl. BÜHRINGER, 2000; KLEIN, 2003). > Fremdplatzierungsquote = 13% (vgl. LENZ, 2010) Schätzungsweise 40.000 50.000 Kinder leben mit Eltern, die von illegalen Drogen abhängig sind zusammen (vgl. LENZ, 2003). > Fremdplatzierungsquote = ca. 30% (vgl. LENZ, 2010) Somit ist fast jedes 6. Kind von der Suchterkrankung eines Elternteils betroffen (LACHNER & WITTCHEN, 1997).
Schätzungsweise leben in Dtl. 5 Millionen erwachsene Kinder aus suchtbelasteten Familien (vgl. ARENZ-GREIVING). In Dtl. werden jährlich etwa 6.500 Kinder mit einer Fetalen-Alkohol-Spektrums- Störung (FASD) geboren, darunter ca. 2.000 Kinder mit Vollbild des fetalen Alkoholsyndroms (FELDMANN, 2016; LÖSER 2001).
Kurzfilm LA MÈRE À BOIRE - The Fortunate Son
Kurzfilm LA MÈRE À BOIRE - The Fortunate Son Was haben Sie wahrgenommen? Gedanken Gefühle Körperempfindungen Impulse
ICD-10 Kriterien starkes Verlangen Kontrollverlust Entzugssymptome Toleranz Einengung auf Konsum schädliche Folgen
Körperliche Abhängigkeit Toleranzentwicklung Entzugserscheinungen Psychische Abhängigkeit Kontrollverlust Suchtgedächtnis Verlangen nach Alkohol (Craving) Mangel an alternativen Bewältigungsfertigkeiten
Absichtslosigkeit keine Eigenmotivation/extrinsisch Klient denkt noch nicht über Veränderung nach kein Problembewusstsein vorsichtige Rückmeldungen & Infos, um Problembewusstsein zu entwickeln
Absichtsbildung geprägt durch Ambivalenz Ich glaube nicht, dass ich wirklich ein Problem mit dem Trinken habe. Wahrscheinlich trinke ich in der Tat zu viel für meine Gesundheit, aber mehr als meine Freunde trinke ich nicht. Manchmal geht es mir am Morgen danach ganz schön schlecht, und es beunruhigt mich, wenn ich mich von Zeit zu Zeit an bestimmte Ereignisse nicht erinnere. Aber ein Alkoholiker bin ich nicht. Ich kann aufhören zu trinken, wann immer ich will, ohne es zu vermissen! notwendig ist nun ein Anstoß zur Veränderung
Vorbereitung Stadium der Vorbereitung ist wie ein offenes Fenster, das für eine gewisse Zeit geöffnet ist. Wenn eine Person in dieser Zeit tätig wird, besteht eine große Chance, dass der Änderungsprozess anhält.
Handlung Unternehmen von konkreten Schritten (z.b. Therapie ) Ziel: konkrete Veränderung einleiten und möglichst aufrechterhalten.
Aufrechterhaltung -Veränderungen festigen - Rückfall vorbeugen
Rückfall -Rückfälle sind normal -Entmutigung und Demoralisierung vermeiden -Möglichst schnell zurück in den Kreislauf der Veränderung
Film Flaschenkinder. Wenn Eltern trinken (Tina Soliman & Thorsten Läpp, 1997)
Der Alkohol ist das bestimmende Element in Suchtfamilien. Die Atmosphäre ist davon geprägt, ob der Abhängige getrunken hat oder nicht. Der/Die Süchtige richtet alle Aufmerksamkeit und Energie auf die Befriedigung seiner/ihrer Sucht. In einer suchtbelasteten Familie kann sich kein Mitglied dem Geschehen entziehen, da sich alles um den/die Süchtige/n dreht. Über die Sucht darf nicht geredet werden, obwohl jeder davon weiß. Annahme: Alles wird nur noch schlimmer! Die Sucht wird verleugnet, verzerrt und entschuldigt (externalisiert). Hohe Ambivalenz: Veränderung wird als Bedrohung empfunden. Daher wird der Status quo erhalten.
Subjektiv wahrgenommene Belastungen: Gebot der ständigen Rücksichtnahme Tabuisierung Isolierung und Kommunikationsverbot Angst, dass etwas auffliegt (keine Freunde mit nach Hause nehmen) Ausgrenzung Erleben ihre Eltern mit wechselnder unzuverlässiger Stimmung & Verhalten Eltern werden hochsensibel beobachtet > Frühwarnzeichen für eine Verschlechterung des elterlichen Zustandes Parentifizierung > Überlastung
Subjektiv wahrgenommene Belastungen: Verlusterfahrungen (z.b. durch Klinikeinweisungen) Trennungsängste Angst vor eigener psychischer Erkrankung Schuldgefühle (bspw. bei Abgrenzungsversuchen) Wut/Hass
Kinder suchtkranker Eltern sind die größte bekannte Sucht-Risikogruppe Risiko bis zu 6fach erhöht Drogenmissbrauch im Jugendalter: Risiko bis zu 17fach erhöht etwa ein Drittel im Erwachsenenalter alkohol-, drogen- oder medikamentenabhängig Schädigungen durch Substanzkonsum während der Schwangerschaft
erhöhtes Risiko für psychische Störungen Mannheimer Risikokinderstudie zu väterlichen Alkoholstörungen: ab dem Alter von 2 Jahren bereits Unterschiede bei Jugendlichen mit elterlicher Alkoholproblematik z.b. für alle Angststörungen, affektive und Essstörungen erhöht (s. Plass & Wiegand-Grefe, 2012)
SEILHAMER/JACOB (1990)
Kinder von abhängigen Müttern haben stärkere Probleme als Kinder abhängiger Väter. Erwartungsgemäß haben Kinder die stärksten Problem, wenn beide Eltern suchtkrank sind (ZOBEL & KLEIN, 1997). Belastungstrias (vgl. KLEIN): Psychische Erkrankung d. Eltern Gewalterfahrung durch Eltern Suchterkrankung d. Eltern
Was bringen die Kinder möglicherweise auch auf somatischer Ebene mit? genetische/epigenetische Vulnerabilitäten gestörte Stressregulation: z.b. überschießende und langandauernde Antworten des Stresssystems (Binder, 2017) mütterlicher Stress während der Schwangerschaft => möglicher Einfluss auf die fetale Gehirnentwicklung => Auswirkungen auf affektive und kognitive Prozesse (Buß, 2016) mütterliches Trauma in Kindheit: physiologische und psychologische Folgen beim Kind (Buß, 2016)
Fallbeispiel nach Alfons Aichinger
Ziel: Korrigierende Beziehungserfahrungen: Beziehungserfahrungen, die die Kinder nicht machen konnten, sollen ergänzt werden. Beziehung heilt.
verlässliches Beziehungsangebot mit Vermitteln von Sicherheit Feinfühlig auf kindliche Bedürfnisse eingehen. Gefühle und Bedürfnisse angemessen thematisieren und gemeinsam überlegen, wie sie sozial angemessen ausgelebt werden können. Wertschätzend mit dem Kind sein (Kind als Person wertvoll, unabhängig von Verhalten) Stärkung des Selbstwertgefühls
Einnahme einer optimistisch-realistischen Haltung in Bezug auf das derzeitige und zukünftige Leben des Kindes und in Blick auf die Erkrankung des Elternteils ggf. mit Kind überlegen, was es von seinen Eltern Gutes mit auf den Weg bekommen hat Stellen erreichbarer Anforderungen an das Kind und Ermutigen, dies Herausforderungen anzupacken, ggf. mit partieller Hilfe Psychoedukation
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!