Eigenversorgung mit Eiweißfuttermitteln in Deutschland: eine Utopie?

Ähnliche Dokumente
Gesunde Ernährung Effektiver Umwelt-und Klimaschutz. Tanja Dräger de Teran

Gentechnikfreie Futtermittel. Ein Erfolgsrezept für die Zukunft

3. Leguminosentag Greening eine Chance für Leguminosen?

Informationsblatt: Biodiesel in Deutschland

Eiweißalternativen in der Milchviehfütterung

Dr. Dr. Alois Leidwein Wissenstransfer & Angewandte Forschung, AGES Akademie. 16. Österreichischer Klimatag Wien,

Essen fürs Klima: Klimawirkung von Lebensmitteln tierischer Herkunft

Aktuelle Entwicklungen auf den Rohstoff- und Futtermittelmärkten. DLG-Ausschuss für Geflügelproduktion

3. Österreichisches Soja-Symposium Der weltweite Sojamarkt und die europäische Eiweißlücke

Proteinversorgung im ökologischen Landbau

Einsatz von Rapsprodukten in der MIlchviehfütterung

Präsentation Landwirtschaft Schweiz Schwerpunkt Viehwirtschaft Europäischer Simmentaler Fleckviehkongress

Entwicklung umweltrelevanter Stickstoffverbindungen aus der Landwirtschaft in der Schweiz

Top Exportländer Österreichs KAP 01-24: Gesamter agrar. Aussenhandel 2014

Eiweiß-Futtermittel aus der Bioethanolproduktion

Top Importländer Österreichs KAP 01-24: Gesamter agrar. Aussenhandel 2014

Wie viel Fläche braucht ein Mensch um sich zu ernähren?

BOTSCHAFT LONDON Gz.: Wi IRL London, den Ber.Nr.: 314 M Verf.: Dr. Polten

Soja-Lebensmittel - Quelle von hochwertigem Eiweiß

Klimaoptimiert essen wie geht das?

Alternativen zu gentechnisch veränderten Proteinträgern in der Milchviehfütterung

3. Pflanzliche und tierische Produktionswerte in Kärnten

Eiweisse und Tierernährung

Aktuelle Marktentwicklungen und Handlungsentscheidungen. Waigolshausen

STUDIE. Langfassung. Alternativen zu importierter Soja in der Milchviehfütterung

Auslobung Ohne Gentechnik Marktbedeutung und Mitwirkungsmöglichkeiten

Lebensmittel und Gentechnik

Vermarktungsstrategien bei volatilen Märkten Dr. Reimer Mohr. Hanse Agro Unternehmensberatung GmbH

Agrar insight. Big Data und das Agri-Business Landwirtschaft auf dem Weg in die Digitalisierung. Frankfurt, 17. Juli 2015

Stärkung der Versorgung mit Schweizer Kraftfutter

Klimaschutz geht uns alle an!

Vegane Ernährung aus Sicht der westlichen und östlichen Ernährungslehre. Karin Nowack Beratung für nachhaltige und gesunde Ernährung, Aarau

Ernährung. ( aid infodienst, Idee: S. Mannhardt) Ernährung 1

Irmgard Fortis, Johanna Kriehuber, Ernst Kriehuber. Ernährung bei Gicht. maudrich.gesund essen

Gentechnik und Lebensmittel: Die wichtigsten Fakten

Zusammenfassung und Wertung 2. Allgemeine Wirtschaftssituation 2. Allgemeine Situation der Agrar- und Ernährungswirtschaft 3

EU-US-Freihandelszone und WTO Chance für die deutsche Landwirtschaft?

Aktuelle Marktentwicklungen und Handlungsentscheidungen. Baudenbach

Abschlussveranstaltung Gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit

Sojaimporte Schweiz: Entwicklung und Hintergründe, Handlungsmöglichkeiten und Grenzen

Produktionsgrundlagen in der landwirtschaftlichen Produktion mit Bezug zu GVO

Essen für den Klimaschutz

Protein - Eiweiß Der Baustoff des Lebens

Ernährungsfläche der Agglomeration Basel Ein Versuch der Visualisierung

Ökologische Nutztierhaltung Produktionspotential der Schweizer Landwirtschaft. Eine Studie im Auftrag von Greenpeace Schweiz

STUDIE. Nahrungsmittelverbrauch und Fußabdrücke des Konsums in Deutschland. Eine Neubewertung unserer Ressourcennutzung

Klassenarbeit - Ernährung. Ordne die Wörter zu dem richtigen Feld ein. 3. Klasse / Sachkunde

Wie unsere Ernährungsgewohnheiten den Planeten gefährden

Die EU als Agrarexporteur am Beispiel Deutschland. Referat von Bernadette Brugger und Carolin Hesshaus

Gentechnisch verändert?

Landwirtschaft unter neuen Markt- und Preisbedingungen - Konsequenzen für hessische Betriebe. Dr. Christian Bickert

Exportpotenzialmonitor für die Nahrungsmittelindustrie

Qualitätsanforderungen an Eiweiß-Futtermittel. Wolfgang Wetscherek 6. AMA Ei-Forum Wels

Biolebensmittel regional, Klimagesund, identifizierbar?

PRODUKT - INFORMATION

Gesundheitliche Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung

Platz da?! Warum Bodenfläche knapp und kostbar ist.

5. BUCHFÜHRUNGSERGEBNISSE LAND- UND FORSTWIRTSCHAFTLICHER BETRIEBE 2008 UND 2009

Das Nahrungsmittel Ei Lehrerinformation

Schadensrisikokarten in Schleswig-Holstein

2. Schweizer Landwirtschaft in Zahlen. Schweizerischer Bauernverband Union Suisse des Paysans Unione Svizzera dei Contadini SBV/USP Seite 1

Schutz der Bezeichnungen Berg und Alp in der Schweiz

ÖLSAATEN: PRODUKTIONSPOTENZIAL DER EU IM FOOD- UND NON-FOOD-BEREICH VOR DEM HINTERGRUND DER ENTWICKLUNG VON BIODIESEL

Fleischproduktion statt Milchproduktion Mutterkuhhaltung und Bullenmast. Einzelbetriebliche Betrachtung. Mutterkuhhaltung.

Aktuelle Fragen des Risikomanagements. Landwirtschaftsbetrieben

Factsheet: Ernährung und Klima

Gentechnikfreiheit in Österreich. Kontrolle der landwirtschaftlichen Produktion

Verordnung des EDI vom 23. November 2005 über gentechnisch veränderte Lebensmittel (VGVL; SR )

Work Life Balance / Ernährung

Ernährungssystem Schweiz Nachhaltig und in den Märkten gut positioniert. Système alimentaire suisse - durable et bien positionné sur les marchés

Produktion von Fleisch und Fleischwaren im Plus

Virtuelles Wasser. In dieser Bilanz gehört Deutschland zu den Top-Ten der Nettoimporteure von virtuellem Wasser.

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit

SOJA - LEBENSMITTEL MIT ZUKUNFT

Agenda 21 Stoffstromorientierter Diskurs Zur Futtermittelproblematik. Die Sojabohne und ihre Verarbeitungsprodukte in der Ernährung

Das Ernteversicherungsprogramm

Ökologisch wirtschaftende Betriebe in den ostdeutschen Bundesländern Vergleich der Rechtsformen

Bestimmung der Verdaulichkeit von Aminosäuren heimischer Energiefuttermittel für die ökologische Hühnermast

Nachweis gentechnisch veränderter Lebensmittel: Ohne Gentechnik oder: Wieviel Gentechnik ist da eigentlich drin? Dr. Lutz Grohmann

Fleckvieh-Züchter mit System Happel

Gesamtorganigramm der Fleischprüfring-Firmengruppe

McDonald's - Weltunternehmen mit Herz auch für die Kartoffel: Philosophie des Unternehmens, Stellenwert der Pommes, Anspruch an den Rohstoff

Gesundheit mit pflanzlicher Ernährung

Strategien für 40 Jahre erfolgreichen Weizenanbau in der Agrargenossenschaft e.g. Köchelstorf

Qualitätsbestimmungen für Getreide, Öl- und Eiweißfrüchten aus biologischer sowie aus Umstellung auf biologische Landwirtschaft Ernte 2012

Klarer Fall: Gäbe es bei uns schon gentechnisch verändertes Obst und Gemüse zu kaufen, dann müsste es gekennzeichnet werden - ohne wenn und aber.

Veredlungsbetriebe in den ostdeutschen Bundesländern Vergleich der Rechtsformen

Gentechnikrechtliche Kennzeichnungsvorschriften des Bundes und der Europäischen Union

Marktchancen GVO-freier Lebensund Futtermittel: Strategien und Ziele im Einzelhandel. Dr. Ludger Breloh Stuttgart, 29.

Ohne Gentechnik Siegel Verbrauchertäuschung oder mehr Wahlfreiheit?

Milchwirtschaftlicher Informationsdienst

Öffentlich-rechtliche Kennzeichnungsregeln für Agrarprodukte

Eiweißbedarf. & Eiweißverlust bei Dialysepatienten. 20. Mai Karin Steindl, Diätologin.

Ökologischer Fussabdruck und 2000 Watt-Gesellschaft

Paul Mertens Molkerei GmbH & Co KG Teil H: Produktspezifikationen

Newsletter-Leguminosen 01/2014

Kapitel 1: Der Welthandel im Überblick 1-1

Laugenbrez'n Laugengebäck, tiefgekühlt

Argumente für eine vegetarische Ernährung «Die Fakten in Kurzform»

Agrar- und allgemeinwirtschaftliches Profil der Republik Namibia

Transkript:

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Eigenversorgung mit Eiweißfuttermitteln in Deutschland: eine Utopie? Robert Schätzl

Deutschland: Erzeugung von und Außenhandel mit Eiweißträgern* Importe: 4,0 Mio. t RP Nettoimporte: 2,4 Mio. t RP Erzeugung: 1,5 Mio. t RP Exporte: 1,6 Mio. t RP (1.000 t Rohprotein) * fünfjähriges Mittel 2006-2010 2

Exporte von Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen aus Deutschland Datenquelle: Statistisches Bundesamt 3

Abschätzung zur Verfütterung der importierten Sojafuttermittel Deutschland*: 4,8 Mio. t Sojaschrot 2,3 Mio. t Rohprotein Bayern*: 813.000 t Sojaschrot 374.000 t Rohprotein * fünfjähriges Mittel 2006-2010 4

Wirtschaftlichkeit von Mähdruschfrüchten 2007 bis 2011 5

Theoretischer Ackerflächenbedarf zum Schließen der Eiweißlücke mit: Ertrag (dt/ha): 29,5 35,1 27,4 36,7 74,5 Verhältnisse in Deutschland: Ø Erträge 2007 2011, Ackerfläche 2011: 11,9 Mio. ha 6

Faktischer Import und Export von Ackerland (EU 2007/2008) Nettoimport pflanzliche Erzeugnisse Nettoimport: 35 Mio. ha = 3 * deutsche Ackerfläche (12 Mio. ha) > 1/3 der Ackerfläche in der EU (94 Mio. ha) tierische Erzeugnisse Rindfleisch: 0,1 Mio. t Anderes Fleisch: -2,3 Mio. t Milchprodukte: -2,1 Mio. t Quelle: von Witzke & Noleppa (2010), verändert 7

Preiswürdigkeit von Rapskuchen gegenüber Sojaprodukten und RES Preis Rapskuchen* Preiswürdigkeit von Rapskuchen mit 8 % XF gegenüber einer Kombination aus Sojaschrot und Futterweizen, ohne MwSt. * Quelle: Haas & Remmele (2011) 8

Geschätzte Rohproteinpotentiale für Deutschland* Verhältnis zur Eiweißlücke 27 % 35 %??? 8 % 3 % 27 % * abgeleitet aus Schätzungen für Bayern 9

Fazit Deutschland ist in hohem Maße auf den Import von Eiweißfuttermitteln (Soja) angewiesen: rund 2,4 Mio. t Rohprotein jährlich. Gleichzeitig wird Rapsschrot in großen Mengen exportiert: rund 650.000 t Rohprotein jährlich. Die inländische Verwendung des Rapsschrotes ist innerhalb der landwirtschaftlichen Erzeugung der am einfachsten zu realisierende Ansatzpunkt zur Verkleinerung der Eiweißlücke. Vor allem für Rinder sind Rapsschrot und Rapskuchen hochwertige Eiweißfuttermittel. Sehr große Rohproteinpotentiale bestehen auch im Grünland. Sie könnten vor allem über idealere Pflanzenbestände, eine stärker an den Bedarf angepasste Düngung, einen zeitigen Schnitt und eine verlustärmere Konservierung genutzt werden. Über ihr Konsumverhalten haben die Verbraucher großen Einfluss auf den (Eiweiß-)Futterbedarf. 10

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Arbeitsschwerpunkt Eiweißstrategie

Fütterung von Milchkühen: Entwicklung von Rations- und Erzeugungskosten je nach Grobfutterbasis (Ä) * Tagesfutterration für Milchleistung von 25 kg/tag, 7.500 kg Milchleistung pro Jahr, mittlere Verhältnisse 2006-2010 bei Äquivalenzpreisen für einen vergleichbaren DB zu Winter- u. Sommergerste (Ø 2006-2010) * bei maisbetonter Ration: Ergänzung mit 1 kg Rapsextraktionsschrot Rationsberechnungen: M. Moosmeyer, LfL-ITE 12

Flächenbedarf von Lebensmitteln pro verzehrfähiger Energie und Eiweiß* Faktoren der benötigten Anbaufläche nach Energie Pr. in Spalte zu Pr. in Zeile Weizen Rindfleisch Sojabohnen AF LF AF LF Milch (Acker) 4,2 4,5 2,2 2,3 Eier Schweinefleisch Junghühnerfl. 5,2 11,5 10,4 21,0 22,0 2,7 5,9 5,3 10,7 11,2 * Abschätzung für durchschnittliche bayerische Standortverhältnisse 13