Fortbildungsveranstaltung HAPO-Zusatzqualifikation Österreichische Tierärztekammer Wien, 29.11.2014 Antibiotika und gute Veterinärpraxis Ivo Schmerold Vormals Institut für Pharmakologie und Toxikologie Department für Biomedizinische Wissenschaften Veterinärmedizinische Universität Wien 1 Entstehung von Resistenzen Jeder, auch der ordnungsgemäße Einsatz von Antibiotika (AB) kann die Entstehung Resistenzen zur Folge haben Besonders kritisch Subtherapeutische Dosierung Zu lange und zu kurze Anwendung Unsinnige Anwendung (nichttherapeutische Zwecke) Wiederholte Anwendung Behandlung vieler Tiere (Bestand) Daher: Regeln der Gute Veterinärmedizinischen Praxis befolgen 2 1
Allgemeine AB-Anwendungskriterien ( prudent use ) Anwendung nur bei bakteriellen Infektionen Klinische Indikation muss gegeben sein Sind andere/weitere Maßnahmen erforderlich? Sorgfältige Auswahl des Wirkstoffes 3 4 2
Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln (2013) Einsatz von AB nur zu Therapie oder Metaphylaxe bakterieller Infektionen Fachinformation (SPC)! Prophylaktischer Einsatz nur in begründeten Fällen z.b.. bei Operationen, immunsuppressive Medikation etc. Auswahl und Entscheidung nur durch den Tierarzt Verantwortung liegt beim Tierarzt Klinische Untersuchung, Diagnosestellung, gegebenenfalls mikrobiologische Diagnostik Anwendung gemäß aktuellem Stand der Wissenschaft 5 Klinische Untersuchung und Diagnose in jedem Falle erforderlich Gute Veterinärmedizinische Praxis Grundsätzlich mikrobiologische Diagnostik, Erregeridentifizierung, Antibiogramm Diagnostik muss nachvollziehbar und dokumentiert sein Antibiotische Veterinärarzneispezialitäten sind rezept- und apothekenpflichtig Abgabe nur durch behandelnden Tierarzt oder bzw. aufgrund einer Verschreibung Anwendung nur unter tierärztlicher Aufsicht und Anweisung 6 3
Zur mikrobiologischen Diagnostik Nicht bei jeder Behandlung notwendig Sofortige Behandlung kann z.b. indiziert sein bei schweren Erkrankungen oder starker Ausbreitungstendenz des Erregers Erregernachweis und Antibiogramm grundsätzlich erforderlich: Wechsel des AB bei nicht ausreichendem Behandlungserfolg Bei wiederholtem oder längerfristigem Einsatz bei Tiergruppen Bei kombinierter Verabreichung von AB Bei Umwidmung ( off label use ) Muss fachlich begründet sein Auf Basis der Kenntnisse der Resistenzlage 7 Welches AB ist am besten geeignet? Oftmals sind mehrere Arzneispezialitäten geeignet. Auswahlparameter: Auswahl-Kriterien beachten (siehe nächste Folie) Reserveantibiotika nur nach strenger Indikationsstellung Fluorchinolone Cephalosporine (3./4. Generation) Makrolide Bei akuten Erkrankungen kann die Behandlung nach Maßgabe der klinischen Erfahrungen begonnen werden. Tierschutzgedanke Auswahl des AB auf Basis klinischer Befunde, Erfahrungen, besonderer Erkenntnisse. 8 4
Umwidmung von AB Bei Anwendung von AB sind die Zulassungsbedingungen (SPC) beachten z. B.. Applikationsart, Indikation, Dosis, Zieltierart) Jede Umwidmung muss begründet sein Ausreichend hohe Dosierung Behandlungsintervalle einhalten (SPC) Bei bestandsweiser oraler Verabreichung Korrekte Dosierung Verschleppung vermeiden Bei Abgabe von AB: Dosierungsangaben schriftlich mitteilen 9 Was ist noch zu beachten? Therapiedauer so kurz wie möglich und so lange wie notwendig (SPC auch hier verbindlich) Behandlungserfolg überprüfen Zusätzliche Dokumentationspflichten bei AB- Anwendung: Diagnostische Maßnahmen Angewendete und abgegebene Menge Detaillierte Begründung bei Umwidmung Kontrolle des Behandlungserfolges Befunde zur Erreger- und Resistenzsituation im Bestand Meldung von Wirksamkeitsverlust 10 5
AB - Auswahlkriterien (I) Wirkungsspektrum Erreger muss/müssen erfasst werden Bevorzugung von Schmalspektrum - AB Resistenzlage Betriebsspezifische gegebenenfalls auch regionale Resistenzlage beachten Therapeutische Breite Beachtung der Sicherheit des Arzneimittels Wirkungstyp Bakteriostase vs. Bakterizidie Pharmakokinetik Galenik der Arzneispezialität Pharmakokinetik und dynamik in den Anwendungsvorschriften (SPC) berücksichtigt 11 Ein ideales AB AB - Auswahlkriterien (II) Stimmt mit den vorgenannten Auswahlkriterien am besten überein Hat ein schmales Wirkungsspektrum Eine große therapeutische Breite Gute Gewebeverteilung am Infektionsort Wenn Erreger und Resistenzsituation unbekannt, Einsatz eines Breitspektrum-AB erwägen Bei schweren Infektionen (z.b. Septikämien) und geschwächter Immunabwehr ein bakterizides AB bevorzugen. 12 6
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit Referenz (dort weitere Referenzen): Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln. http://www.tieraerztekammer.at/fileadmin/daten/downloads/leitlinien_positi onen/leitlinien_fuer_den_sorgfaelitgen_umgamg_mir_antibakteriell_wirksam en_tam_24072013.pdf 13 7