Praxis der Schweinehaltung in Österreich

Ähnliche Dokumente
Bioschweinehaltung in Österreich

11 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Landwirtschaftliche Nutztierhaltung in Schleswig-Holstein

Dein Name.

Vergleich der Schweinemast in Stallungen konventioneller und alternativer Bauweise

1. Lückentext. Aus dem Leben eines Schweins aus konventioneller Haltung (AB 01)

Kartenatlas zur Landwirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein 2010 Endgültige Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010

Fördermöglichkeiten (AFP, FAKT)

Die Entwicklung der Tierhaltung Deutschland und Bayern

Agrarstrukturerhebung 2013

Bioschweinehaltung in Österreich. Situation, Entwicklungspotenzial und Wirtschaftlichkeit

ÖPUL Tierschutz Stallhaltung Informationsstand: 13. September 2016

Verordnung des EVD über den regelmässigen Auslauf von Nutztieren im Freien

Betriebswirtschaftliche Analyse der biologischen Milchproduktion

Bewertung der Abluftreinigung als Kostenposition in der Schweinehaltung

Haltungssysteme für Kaninchen: Wohin geht die Entwicklung?

Der Eurobetriebsrat optimiert seine Arbeitsbedingungen

Factsheet Ferkelschutzkorb -Diskussion

Schweinetag Mecklenburg-Vorpommern. Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung der Countdown läuft

NatureLine - Schweineställe. Innovative Lösungen für mehr Tierwohl in der Schweinehaltung

Wirtschaftliche Schweineproduktion in Dänemark Hans-Jørgen Brock, SEA/Danske Slagterier, Kopenhagen

Lebensqualität in der Landwirtschaft Walter Schneeberger

Tierschutz und bäuerliche Landwirtschaft: Tierkomfort oder Tierwohl? Die Diskussion um die Haltungsformen

Aufbau des Experiments Reihung von Versuchsitems und Distraktoren

FORSCHUNGSTELEGRAMM 04/2008

Gehalt der angestellten Architekten leicht gestiegen

Wachstum und Spezialisierung in der österreichischen Landwirtschaft: Status quo und Trends am Beispiel der Milchproduktion

Planungsgrundlagen Schweinehaltung

Wie beurteilen Studierende computergestützte Prüfungen? Erste Ergebnisse der Evaluation der E-Examinations an der Freien Universität Berlin

Landwirtschaftstagung Hofgeismar, April 2013

Kartenatlas zur Landwirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein 2010 Endgültige Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010

Pilotstudie zur repräsentativen Erfassung des Antibiotikaeinsatzes beim Lebensmittel liefernden Tier in Deutschland

- 1 - Inhaltsverzeichnis

ProPig. Fachtagung für biologische Landwirtschaft 2014, Gumpenstein, Leeb et al.

STAR: Kostenstrukturen in Anwaltskanzleien 1994 und 1998

Gliederung. Ergebnisse und Einordnung des Arbeitszeitaufwands

Möglichkeiten der Investitionsförderungen in der Schweinehaltung

Land- und forstwirtschaftliche Gesamtrechnung 2014

INHALTSVERZEICHNIS ENTWURFSGRUNDLAGEN

Betriebsstruktur in Mittelsachsen und Chemnitz

NS-Geschichtsbewusstsein und autoritäre Einstellungen in Österreich

Kartenatlas zur Landwirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein 2013 Endgültige Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2013

Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV Tierschutz

VOR ALLEM GROSSE ARCHITEKTURBÜROS PROFITIEREN VOM WIRT- SCHAFTLICHEN AUFSCHWUNG

FORSCHUNGSTELEGRAMM 10/2009

ALB Fachgespräch Bauen und Landschaft

Gezielte Förderung einer multifunktionalen und nachhaltigen Berglandwirtschaft am Beispiel Österreich

Gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit (GERN) ist ein Projekt im Rahmen von

Volkswirtschaftliche Bedeutung gemeinnütziger Organisationen in Österreich

Die neue Richtlinie zum Schutz von Schweinen

Schweine und Ferkel. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. des Jahresheftes Agrarmärkte Version vom

VOM STALL ZUM SCHNITZEL

Tierschutz-Checkliste für Zuchtsauenbetriebe

A Verlag im Internet

Energiepotenziale aus biogenen Reststoffen in Veredlungsregionen

Vorschlag der AG Richtlinien zur Überarbeitung der NEULAND Richtlinien für die artgerechte Schweinehaltung

RL LIW/2014 Anforderungen an Gebäude und Anlagen der Nutztierhaltung Prüfliste Jung- und Zuchtsauen, Zuchteber BNR:

Stephan Klingner, Stephanie Pravemann, Michael Becker ERGEBNISSE DER STUDIE «PRODUKTIVITÄT BEI DIENSTLEISTUNGEN»

Beurteilung des Wohlergehens mittels der Welfare Quality -Protokolle

= fiktiver Ertragswert (kein Verkehrswert, kein wirklicher Wert) zur Abbildung der Einkommensverhältnisse davon abhängig sind beispielsweise:

Struktur der Milchviehhaltung in Österreich:

Auswertungen der Einrichtungsstrukturen des Projektes AQUA für Sachsen-Anhalt

Umweltschutz Standbein der Lebensmittelsicherheit

Vorschulische Sprachstandserhebungen in Berliner Kindertagesstätten: Eine vergleichende Untersuchung

Kartenatlas zur Landwirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein 2013 Endgültige Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2013

Die Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen durch ältere Menschen

Beschreibende Statistik Deskriptive Statistik. Schließende Statistik Inferenzstatistik. Schluss von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit

Statistik I. Übungklausur. Prof. Dr. H. Toutenburg

Sélection d'article sur la politique suisse

Global denken lokal handeln: Mehr landwirtschaftliche Produkte aus Österreich

Umweltrelevante Verhaltensweisen und Kenntnisse von Landwirten in einigen ausgewählten Problemfeldern

Herausforderungen und Lösungsansätze

Alexandra Lang, Gabriele Ellsäßer

KMU FORSCHUNG AUSTRIA. Austrian Institute for SME Research. Konjunkturbeobachtung. Arbeitskräfteüberlasser OÖ. III. Quartal 2010

Ökonomische Situation österreichischer Landwirtinnen und Landwirte

Einleitung und Herangehensweise

Analysen zu Strukturen und Entwicklungen in der Schweine- und Sauenhaltung in Deutschland

Nachhaltiges Wirtschaftswachstum: Kann dies in der Praxis funktionieren?

Methoden der empirischen Sozialforschung

Forstbetriebe Zentraleuropas im direkten Leistungsvergleich

Arbeiten trotz Krankheit

Initiative Tierwohl: Vergleich der Wahlpflicht- und Wahlkriterien mit der österreichischen Gesetzeslage.

Real Estate Asset Management in der Schweiz

Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung

BAP-Umfrage Oktober 2011 (Welle 47) IW-Fortschreibung. Beschäftigung in der Zeitarbeit nahezu konstant

Regelstudienzeiten an den brandenburgischen Hochschulen

Tierschutz ist Klimaschutz - das Ende eines vermeintlichen Zielkonflikts

Prof. Dr. Martin Ziron Fachhochschule Südwestfalen Fachbereich Agrarwirtschaft

Berechnung der Hofdüngerlagerkapazitäten

Ergebnisse für die Länder der Bundesrepublik Deutschland

Dienstleistungen. Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich Werbung und Marktforschung. Statistisches Bundesamt

Wirtschaftlichkeit der Ferkelerzeugung Trends und Perspektiven

Forschungs verbund management

Umgebungslärm-Aktionsplan Österreich Teil A2 Zusammenfassende Darstellung der Daten

Die ökologische Lehrwerkstatt am LBZ Echem. Juliane Helmerichs Trainee ökologische Tierhaltung

Die Rolle der Frau in den Schweizer Finanzdienstleistungsindustrien

Hopp, hopp, hopp im Schweinsgalopp? Klauen- und Gliedmaßengesundheit beim Schwein

Standardisierte Vorgehensweisen und Regeln zur Gewährleistung von: Eindeutigkeit Schlussfolgerungen aus empirischen Befunden sind nur dann zwingend

Transkript:

Ländlicher Raum 4/2004 1 Michael Omelko - Walter Schneeberger Praxis der Schweinehaltung in Österreich 1. Problemstellung Die Viehzählungen geben über die Anzahl der Halter und die Bestände Auskunft, nicht aber über die Haltungssysteme. Es liegen dazu nur Untersuchungen mit besonderen Fragestellungen vor. Im Jahr 1995 widmete sich KONRAD der Rinder,- Schweine- und Legehennenhaltung in Österreich aus ethologischer Sicht. LEEB erfasste 2000 die Haltungssysteme für tragende Sauen in der Praxis. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Praxis der Zuchtsauen- und Mastschweinehaltung in konventionell wirtschaftenden Betrieben. Die Befragungsergebnisse gewähren einen Einblick wenn auch kein völlig exaktes Bild in die Schweinehaltungssysteme in Österreich. 2. Datengrundlage Die Daten stammen aus einer schriftlichen Befragung im Jahr 2002 mit dem Hauptzweck, die Umstellungsabsichten bzw. die Hemmnisse für die Umstellung auf die biologische Wirtschaftsweise zu erkunden (siehe OMELKO und SCHNEEBERGER, 2003). Im Rahmen dieser Befragung wurden auch die Anzahl der im Produktionsablauf verfügbaren Stallbereiche sowie die Fütterungsverfahren und die Bodenausgestaltung erhoben. Betriebe mit Aufzeichnungen wurden ferner gebeten, ihre biologischen Leistungen in der Zucht und Mast anzugeben. Für die Befragung wurden die Betriebe aus dem INVEKOS-Datensatz 2001 ausgewählt. Da es in Österreich sehr viele Schweinehalter mit einem kleinen Bestand gibt, wurde keine Zufallsstichprobe aus der Gesamtzahl der schweinehaltenden Betriebe gezogen, sondern aus jenen Betrieben, in denen die Schweinehaltung ein wirtschaftlich bedeutsames Ausmaß einnimmt. Daher wurde die Befragung auf Betriebe eingeschränkt, die mindestens 20 ha landwirt-schaftlich genutzte Fläche, davon mindestens 50 % Ackerland bewirtschaften, und mindestens 10 Großvieheinheiten (GVE), davon mindestens zwei Drittel Schweine-GVE, halten. Diese Kriterien erfüllten 6.525 Betriebe mit einem Bestand von rund 2,2 Mio. Schweinen, das sind rund 70 % des Bestands der konventionell wirtschaftenden Betriebe.

Ländlicher Raum 4/2004 2 Von diesen Betrieben wurden 1.600 zufällig ausgewählt. Der Versand der Fragebögen erfolgte im Juli 2002, der Rücklauf betrug 413 Stück (25 %). Zur Problemstellung des vorliegenden Beitrags waren Fragebögen von 355 Betrieben auswertbar. Diese Betriebe werden im Folgenden als Befragungsbetriebe bezeichnet. Die wiedergegebenen Ergebnisse sind arithmetische Mittel. Die bewusste Auswahl größerer Betriebe und die stärkere Beteiligung größerer Betriebe an der Befragung bewirkten, dass die Ergebnisse nicht für alle schweinehaltenden Betriebe gelten, sondern primär die Situation in Betrieben mit größeren Beständen repräsentieren. Die Tabellen 1 und 2 zeigen die Verteilung aller Zuchtsauen- und Mastschweinebetriebe im INVEKOS auf Größenklassen und den Anteil der Befragungsbetriebe in den einzelnen Größenklassen. Unter den 355 Befragungsbetrieben sind 85 % Zuchtsauenhalter und 76 % Mastschweinehalter, d. h. rund 61 % der Betriebe halten sowohl Zuchtsauen als auch Mastschweine. In den Betrieben mit kleinen Mastschweinebeständen gibt es Zuchtsauen, die Betriebe mit kleinen Zuchtsauenbeständen halten auch Mastschweine. Tabelle 1: Verteilung der Betriebe mit Zuchtsauen auf Größenklassen Größenklassen in Stk. Betriebe im INVEKOS Betriebe der Befragung Anzahl % Anzahl % 1 bis10 6.267 48,6 22 7,3 11 bis 20 2.196 17,0 48 15,9 21 bis 40 2.720 21,1 123 40,9 41 bis 60 1.077 8,3 57 18,9 61 bis 100 527 4,1 46 15,3 101 bis 150 101 0,8 4 1,3 über 150 16 0,1 1 0,3 Gesamt 12.904 100,0 301 100,0

Ländlicher Raum 4/2004 3 Tabelle 2: Verteilung der Betriebe mit Mastschweinen auf Größenklassen Größenklassen in Stk. Betriebe im INVEKOS Betriebe der Befragung Anzahl % Anzahl % 1 bis10 34.984 73,8 15 5,5 11 bis 20 2.362 5,0 5 1,8 21 bis 60 3.352 7,1 21 7,7 61 bis 100 1.757 3,7 44 16,2 101 bis 200 2.679 5,7 105 38,7 201 bis 400 1.749 3,7 71 26,2 über 400 494 1,0 10 3,7 Gesamt 47.377 100,0 271 100,0 3. Ergebnisse 3.1 Zuchtsauenhaltungssysteme In der Zuchtsauenhaltung wird zwischen drei Produktionsphasen, der Deck-, Warte- und Abferkelphase, unterschieden (siehe dazu SCHÖN et al., 1998). Diese Phasen stellen an die Haltung unterschiedliche Anforderungen. Nicht alle Betriebe verfügen jedoch für die einzelnen Phasen über separate Ställe bzw. Abteile oder Bereiche innerhalb des Stalles. In der Fragebogenauswertung wurde nur unterschieden, welcher Prozentsatz der Betriebe für jede Phase zumindest über einen getrennten Stallbereich verfügt, aber nicht ob es sich um einen separaten Stall oder ein separates Abteil handelt. Außerdem ist angegeben, ob die Sauen einzeln oder in Gruppen gehalten werden. Abferkelbuchten, bei denen die Sauen fixiert werden, bezeichnen SCHÖN et al. (1998) als konventionelle Buchten. Dieser Begriff wird auch hier verwendet. Andere Ausführungen werden hier unter der Bezeichnung alternative Buchten zusammengefasst. Der Anteil der alternativen Buchten war 2002 in den konventionellen Betrieben mit rund 5 % relativ gering.

Ländlicher Raum 4/2004 4 Die Prozentangaben in Abbildung 1 beziehen sich auf die Anzahl der Betriebe mit entsprechenden Haltungssystemen. Da die Betriebe mit separatem Deckbereich größere Bestände als die übrigen Betriebe aufweisen, kommen nicht rund 73 %, sondern rund 83 % der Sauen in einen Deckstall. Jene 1,7 % der Betriebe, welche die Sauen in allen drei Produktionsphasen in derselben Bucht halten, verfügen nur über 0,5 % des Gesamtbestandes. Abbildung 1: Zuchtsauenhaltungssysteme der Befragungsbetriebe Die Befragungsbetriebe wurden zur weiteren Auswertung in zwei etwa gleich große Gruppen geteilt, Betriebe bis 35 Zuchtsauen und Betriebe ab 36 Zuchtsauen, um den Einfluss der Bestandsgröße auf das Haltungssystem herauszuarbeiten. Tabelle 3 beschreibt mit einigen Kennzahlen die Betriebe der beiden Gruppen und gibt die Haltungssysteme in den drei Produktionsphasen wieder. Die Zuchtsauenhalter mit mehr als 35 Zuchtsauen gaben im Durchschnitt pro Zuchtsau und Jahr um 0,5 Ferkel mehr an. Mit der Bestandsgröße ändert sich auch das Haltungssystem. Der Anteil der Betriebe mit separaten Stallbereichen für jede der drei Produktionsphasen ist bei Beständen mit mehr als 35 Zuchtsauen wesentlich höher, die Gruppenhaltung erreicht

Ländlicher Raum 4/2004 5 einen höheren Anteil, die Einzelhaltung überwiegt aber dennoch. Über einen Auslauf verfügt ein höherer Prozentsatz der Betriebe mit mehr als 35 Sauen. Die Trockenfütterung überwiegt in beiden Größenklassen. Flüssigfütterungssysteme oder Kombinationen mit Trockenfütterungsanlagen gibt es nur in wenigen Betrieben. Planbefestigte Böden finden sich unabhängig von der Bestandsgröße am häufigsten in Abferkelbuchten. In den Betrieben mit mehr als 35 Sauen sind die Ställe zu einem höheren Prozentsatz mit Teil- bzw. Vollspaltenböden ausgestattet. Tabelle 3: Haltungssysteme nach Zuchtsauenbestandsgröße Bezeichnung Zuchtsauenbestände in Stück 1 bis 35 ab 36 Anzahl Betriebe 157 144 Zuchtsauen je Betrieb [Stk.] 22 59 Anteil Betriebe mit Mast [%] 82 64 Mastschweine je Mäster [Stk.] 56 202 Ferkel pro Sau und Jahr [Stk.] 20,6 21,1 Produktionsphase D 1 W 2 A 3 F 4 D 1 W 2 A 3 F 4 Betriebe mit betreffenden Stall [%] 63,7 96,8 100 61,1 82,6 100 100 77,1 Einzelhaltung/konvent. Buchten [%] 63,8 56,0 79,0 53,5 59,7 86,8 Gruppenhaltung/alternat. Buchten [%] 23,7 36,0 16,6 25,0 33,6 10,4 Kombinationen [%] 12,5 8,0 4,5 21,5 6,7 2,8 Auslauf [%] 2,0 3,9 0,0 1,0 2,5 9,0 0,0 4,5 Trockenfütterung [%] 96,3 95,8 97,4 97,6 97,3 94,7 95,2 95,0 Flüssigfütterung [%] 3,7 4,2 2,6 0,0 2,7 4,6 4,8 5,0 Kombination [%] 0,0 0,0 0,0 2,4 0,0 0,8 0,0 0,0 Planbefestigte Böden [%] 64,4 63,5 71,5 42,4 37,8 40,9 43,1 17,7 Teilspaltenböden [%] 33,3 32,1 23,1 27,2 52,3 41,6 36,9 29,2 Vollspaltenböden [%] 1,1 0,7 3,8 23,9 7,2 5,8 10,8 36,3 Kombinationen [%] 1,1 3,6 1,5 6,5 2,7 11,7 9,2 16,8 1 Deckbereich, 2 Wartebereich, 3 Abferkelbereich, 4 Ferkelaufzuchtbereich

Ländlicher Raum 4/2004 6 3.2 Mastschweinehaltungssysteme Die Befragungsbetriebe sind wiederum in zwei etwa gleich große Gruppen geteilt, um den Einfluss der Bestandsgröße auf das Haltungssystem zu eruieren (siehe Tabelle 3). Ein Auslauf steht 5 bzw. 6 % der Bestände zur Verfügung. Sowohl im Fütterungssystem als auch in der Bodengestaltung sind Unterschiede festzustellen. Die Betriebe mit Beständen über 150 Mastschweinen bevorzugen die Flüssigfütterung, planbefestigte Böden sind mit einem Anteil von 10 % in viel geringerem Ausmaß vertreten als in den Betrieben bis 150 Mastschweinen, wo die Teilspaltenböden am häufigsten anzutreffen sind. Die Vollspaltenböden sind in den Betrieben mit mehr als 150 Mastschweinen am häufigsten. Tabelle 3: Haltungssysteme der Betriebe mit Mastschweinen Bezeichnung Mastschweinebestände in Stück 1 bis 150 ab 151 Anzahl Betriebe 137 134 Mastschweine je Betrieb [Stk.] 91 277 Anteil Betriebe mit Zuchtsauen [%] 84 78 Mittleres Verkaufsgewicht [kg] 128 118 Mittlerer Magerfleischanteil [%] 58,3 58,8 Zuchtsauen je Halter [Stk.] 38 42 Auslauf [%] 5,1 6,0 Trockenfütterung [%] 80,5 46,2 Flüssigfütterung [%] 17,7 51,5 Kombination [%] 1,8 2,3 Planbefestigte Böden [%] 27,5 10,1 Teilspaltenböden [%] 30,8 21,7 Vollspaltenböden [%] 19,2 45,7 Kombinationen [%] 22,5 22,5

Ländlicher Raum 4/2004 7 4. Diskussion und Schlussfolgerungen Die Erhebung lässt erkennen, dass in der österreichischen Schweinehaltung ein breites Spektrum an Haltungssystemen besteht. Aus den vorliegenden Daten lässt sich leider nicht entnehmen, welche Systeme in der jüngsten Vergangenheit von den Schweinehaltern bevorzugt errichtet wurden und wie lange sie in Betrieb sind. Das Jahr der Errichtung der Ställe wurde nicht gefragt. Von den 301 Befragungsbetrieben mit Zuchtsauenhaltung waren 217 zugleich Mäster, nur Zuchtsauen hatten somit 28 % der Betriebe. Von den 271 Betrieben mit Mastschweinen hatten 20 % keine Zuchtsauen. Wie die Strukturdaten in den Tabellen 1 und 2 zeigen, ist der Anteil der schweinehaltenden Betriebe ohne Zuchtsauen weitaus höher. Diese unterschiedlichen Relationen sind eine Folge der Elimination der Betriebe mit niedrigem Schweinebestand. Zusammenhänge zwischen dem Haltungssystem und anderen Merkmalen der Befragungsbetriebe außer der Bestandsgröße konnten mit den Befragungsdaten nicht festgestellt werden. Die Befragung war aber auch nicht danach ausgerichtet, die Gründe für die Wahl des Haltungssystems zu erklären. In der Zuchtsauenhaltung steigt mit der Bestandsgröße der Anteil der Betriebe mit separatem Deckabteil und Ferkelaufzuchtbereich. Sämtliche Betriebe ab 36 Sauen verfügten über einen Warte- und einen Abferkelbereich. Die Haltung in alternativen Abferkelbuchten findet sich hauptsächlich in Betrieben mit kleinen Beständen. Auch haben planbefestigte Böden in kleinen Beständen mehr Bedeutung. Die Systeme mit Einstreu werden in größeren Beständen weniger häufig praktiziert. Die höhere Leistung in Beständen ab 36 Sauen um durchschnittlich 0,5 Ferkel pro Sau und Jahr könnte managementbedingt sein (z.b. durch den höheren Anteil von Deck- und Ferkelaufzuchtbereichen) oder von der Ausführung der Abferkelbuchten abhängen. Die Gründe könnten nur mit einer dazu konzipierten Untersuchung abgeklärt werden, die Befragungsdaten lassen diesbezüglich keine Schlüsse zu. Das durchschnittliche Verkaufsgewicht von 118 kg und der Magerfleischanteil von 58,8 % der Gruppe mit mehr als 150 Mastschweinen entsprechen den Daten der AGRAR MARKT AUSTRIA (2002), die über die durchschnittlichen Ergebnisse aller kontrollierten

Ländlicher Raum 4/2004 8 Schweineschlachtungen in Österreich berichtet. Das angegebene Verkaufsgewicht der Schweine in Beständen unter 150 Tieren von durchschnittlich 128 kg erscheint hoch. Da in der Befragung nicht nach der Verwendung der Schweine gefragt wurde, fehlen Grundlagen für eine Interpretation (zb Anteil der Schweine für die Dauerwarenerzeugung etc.). Sowohl in der Zucht als auch in der Mast zeigt sich mit steigender Bestandsgröße eine Zunahme des Leistungsniveaus und des Technisierungsgrades. Vor allem Spaltenböden gewinnen an Bedeutung. Die Befragungsergebnisse deuten darauf hin, dass bei einer Anhebung der Standards in der Schweinehaltung in vielen Betrieben ein Anpassungsbedarf besteht, wenn die Schweinehaltung weiter betrieben werden soll. Die Bereitstellung von Fördermitteln in entsprechender Höhe zur Adaption der Ställe wird notwendig werden. Ein beschleunigter Strukturwandel ist zu erwarten. 5. Zusammenfassung Der vorliegende Beitrag präsentiert quantitative Daten zu den Schweinehaltungssystemen in Österreich im Jahr 2002. Diese Daten stammen aus einer schriftlichen Befragung von 355 konventionell wirtschaftenden Betrieben, davon 301 mit Zuchtsauenhaltung und 271 mit Mastschweinehaltung. In der Zuchtsauenhaltung konnte mit zunehmender Bestandsgröße ein höherer Anteil an Betrieben mit separaten Ställen für jede Produktionsphase festgestellt werden. Auch der Anteil der Betriebe mit Gruppenhaltungssystemen im Wartestall ist höher. In der Sauenfütterung dominiert unabhängig von der Bestandsgröße die Trockenfütterung. In der Mast hingegen steigt mit zunehmender Bestandsgröße der Anteil der Flüssigfütterungssysteme. Sowohl in der Zucht als auch in der Mast nimmt mit zunehmender Bestandsgröße der Anteil der Teil- und Vollspaltenböden zu. Nach den Befragungsergebnissen verzeichnen im Durchschnitt sowohl in der Zucht als auch in der Mast die größeren Betriebe bessere biologische Leistungen. Danksagung:

Ländlicher Raum 4/2004 9 Die Autoren bedanken sich beim BMLFUW für die finanzielle Unterstützung zur Durchführung des Projektes. Besonderer Dank gilt den Landwirten, die an der Befragung teilnahmen, ohne ihre Mitwirkung wäre die Untersuchung nicht möglich gewesen. Literatur: AGRAR MARKT AUSTRIA (2002): Daten Fakten Informationen zu agrarischen Märkten. 11.2002. http://www.ama.at/portal.html. KONRAD, S. (1995): Die Rinder-, Schweine- und Legehennenhaltung in Österreich aus ethologischer Sicht. Eigenverlag: Institut für Nutztierwissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien. LEEB, CH. (2000): Erfassung von Haltungssystemen für tragende Zuchtsauen in der Praxis. Wien: Diss. Veterinärmedizinische Universität Wien. OMELKO, M.; SCHNEEBERGER, W. (2002): Bedeutung, Struktur, Potenziale und Hemmnisse der Bioschweinehaltung. 2. Teilbericht an das Bundesministerium für Landund Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft des Projektes Betriebsvergleiche mit den Buchführungsdaten 2000 und Wirtschaftlichkeitsfragen der biologischen Schweinehaltung. SCHÖN, H.; AUERNHAMMER, H.; BAUER, R.; BOXBERGER, J.; DEMMEL, M.; ESTLER, M.; GRONAUER, A.; HAIDN, B.; MEYER, J.; PIRKELMANN, H.; STREHLER, A.; WIDMANN, B. (1998): Landtechnik Bauwesen, Verfahrenstechnik Arbeit Gebäude Umwelt. München: BVL Verlag. STATISTIK AUSTRIA (2002): Statistische Nachrichten, Mai 2002. Wien: Verlag Österreich GmbH. Autoren: Dipl.-Ing. Michael Omelko O.Univ.Prof.Dr. Walter Schneeberger Universität für Bodenkultur Wien Institut für Agrarökonomik

Ländlicher Raum 4/2004 10 Feistmantelstraße 4 1180 Wien e-mail: michael.omelko@boku.ac.at walter.schneeberger@boku.ac.at