Forum 2: Herausforderung Integration. Dr. Fiona Brunk 5. Wolfsburger Bildungskonferenz, 30. November 2016

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Forum 2: Herausforderung Integration Dr. Fiona Brunk 5. Wolfsburger Bildungskonferenz, 30. November 2016

Die Bildungsdebatte vermittelt den Eindruck, ein Migrationshintergrund sei nur ein Nachteil Bildung für für hervorragende Lebensperspektiven 1

Was wäre wenn Schulen in Deutschland...... die interkulturellen Fähigkeiten ihrer Schülerschaft als Vorteil begreifen und zu inter-sozialen Kompetenzen ausbauen würden?... zeigen würden, wie der Fachkräftemangel durch Bildungsgerechtigkeit behoben werden kann? Renommierte deutsche Zeitung Thema des Tages 4. Juli 2018 Migrationshintergrund als Erfolgsfaktor Eine freie Schule in Berlin bildet Brennpunktschüler zu interkulturellen Fachkräften aus Berlin. Der Vorsitzende der Berliner IHK ist begeistert: Endlich eine Schule, die wirklich ausbildungsreife Absolventen an die Betriebe vermittelt, so beschreibt er Anschlussperspektive. Alle Schüler sind entweder an Gymnasien eingeschrieben oder haben einen unterschriebenen Ausbildungsvertrag in der Tasche. eine Kultur der hohen Erwartungen sowie intensive, auch den familiären Hintergrund einbeziehende Förderung. Erste politische Reaktionen waren heute Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 2

Im Berliner Wedding manifestiert sich die Statistik, dass in Deutschland die soziale Herkunft den Bildungserfolg bestimmt Berlin-Wedding (2011) Die Hälfte der Grundschulkinder wird mit Sprachdefiziten eingeschult. Zwei Drittel der Unter-15-Jährigen sind Transferleistungsempfänger Ein Viertel der Jugendlichen verlässt die Schule ohne Abschluss Berlin-Mitte (inkl. Berlin-Wedding, 2015) 80% der Schüler/innen haben einen sog. Migrationshintergrund Nur 5,6% der Schulabgänger beginnen nach der 10. Klasse eine duale Berufsausbildung, 1/3 bricht ab. Grafik: Kinderarmut (Stiftung SPI 2012) Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 3

Wir haben die Quinoa-Schule gegründet, um im Berliner Wedding konkrete Lösungsansätze zu entwickeln Fakten zur Quinoa-Schule Sekundarschule in Berlin-Wedding (Klassen 7 10) Eröffnet August 2014, einzügig aktuell je 1 Klasse à 26 SuS in den Jahrgängen 7, 8, 9 (gesamt: 78 SuS) ab nächstem Schuljahr im Vollbetrieb mit je 1 Klasse 7, 8, 9, 10 Finanzierung 1/3 staatliche Zuschüsse knapp 2/3 Spenden (2,4% Elternbeiträge, 1% Untermiete) Eindrücke aus der Schule: https://www.youtube.com/watch?v=brtntx1jqxe Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 4

Wie können Schulen die Vielfalt ihrer Schülerschaft als Stärke nutzbar machen? Drei Ansätze aus der Quinoa-Schule Wahlpflicht-Unterricht Verhaltensmanagement Tutorensystem Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 5

Im Wahlpflicht-Unterricht lernen die Jugendlichen, Vielfalt als Bereicherung zu erkennen Türkisch Anfänger- & Fortgeschrittenen-Kurse jahrgangsübergreifend 7-8 und 9-10 einzige 2. Fremdsprache an der Quinoa-Schule; weitere Familiensprachen (v.a. Arabisch) sollen nach Möglichkeit folgen (Signal der Gleichwertigkeit der Kulturen) interkulturelles Lernen Ziel: Jugendliche befähigen, in einem multikulturellen Umfeld ihre individuelle Identität zu entwickeln und bereichernd in die Gesellschaft einzubringen. Spiralcurriculum bzgl. Kernthemen wie Sprache, Heimat, Migration, Rassismus, Flucht & Asyl, Feste & Rituale, Identität. tagesaktuelle Themen: lernen, sich eine faktenbasierte, fundierte Meinung zu bilden und sich an Debatten zu beteiligen. SuS sollen in möglichst jedem Themenfeld gestalterisch aktiv sein und so dazu befähigt werden, die Komplexität ihrer Umgebung und ihrer (individuellen) Welt durch ihr eigenes Handeln zu entdecken. Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 6

Eindrücke aus dem interkulturellen Lernen: Themenkomplex Identität Erstellung & Präsentation von Kulturplakaten (Klasse 7, Jahrgang 2014/15) Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 7

Vielfalt ist bereichernd und gleichzeitig ist die Entwicklung gemeinsamer Werte viel harte Arbeit Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 8

Verhaltensmanagement zur Förderung unserer Schulwerte Achtsamkeit, Verbindlichkeit, Mut Ziel Wir schaffen und bewahren ein Schulklima, in dem sich jeder wohl und sicher fühlt sowie konzentriert arbeiten kann. Umsetzung klare Richtlinien mit positiven und negativen Konsequenzen für alle am Schulleben Beteiligten Mitbestimmung der Schüler_innen gerechtes, flexibles aber verbindliches Konzept Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 9

Positive Konsequenzen: Alles, was Aufmerksamkeit bekommt, wächst Lob gibt es für achtsames, verbindliches oder mutiges Verhalten (außer man fragt nach Lob) Nach vier Wochen wird ausgewertet Die Klasse mit den meisten Punkten erhält den Schulpreis (Wandertag) Schüler/innen, die besonders viele Punkte gesammelt haben, bekommen individuelle positive Konsequenzen Punkte individuelle positive Konsequenzen 80 positiver Logbucheintrag von Klassenlehrer_in 100 Lob-Zertifikat von Klassenlehrer_in 150 Lob-Anruf der Eltern durch Tutor_in 300 Hall of Fame und Eisessen o.ä. in der Konsequenzzeit mit Klassenlehrer_in 350 Assembly und persönlicher Wunsch von Tutor_in Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 10

Grenzen erfahren durch negative Konsequenzen Konsistentes System im gesamten Kollegium Die individuelle pädagogische Einschätzung bleibt bestehen. Die Konsequenzen sind bei allen Lehrkräften gleich. Fehlerkultur vorleben Transparente Werte und Konsequenzen gelten für alle am Schulleben Beteiligten, also auch Lehrkräfte und alle anderen Mitarbeitenden. Fehler dürfen/sollen gemacht und als Chance zur Reflexion und Annäherung genutzt werden. Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 11

Zusammenfassung Verhaltensmanagement Alles, was Aufmerksamkeit bekommt, wächst. Explizite Schulwerte sind im Alltag stets präsent. Handeln hat Konsequenzen. Wir streben folgendes Verhältnis an: 10 Lobe : 1 Strich. Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 12

Mit oder ohne Vielfalt die Qualität der menschlichen Begegnung bleibt entscheidend für den Lernerfolg Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 13

Jede/r Schüler/in der Quinoa-Schule hat eine/n Tutor/in im pädagogischen Team Das Tutorensystem der Quinoa-Schule Einzelgespräche wöchentlich Ziele setzen und evaluieren alle 2 Wochen Ziel- & Bilanzgespräche mit Eltern (bzw. Personen, die die Erziehungsverantwortung tragen) 2x jährlich Umsetzung v.a. durch Teach First Deutschland Fellows Die Rolle der Klassenleitung bezieht sich auf die Gruppe/ Gemeinschaft der Klasse. Die Einzelarbeit mit dem Schüler/ der Schülerin liegt hauptsächlich beim Tutor/ bei der Tutorin. Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 14

Blick über den Teller- bzw. Schulrand Vielfalt als Chance gelingt das auch beim Übergang Schule Beruf? Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 15

Unser ambitioniertes Ziel erinnert uns stets daran, über die Schulzeit hinaus zu denken Ziel der Quinoa-Schule Alle Absolvent/innen unserer Sekundarschule (Klassen 7 10) haben vier Jahre nach ihrem Schulabschluss eine Berufsausbildung absolviert oder die Hochschulreife erworben. Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 16

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit www.facebook.com/quin oabildung Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 17

Vielfalt in der Wolfsburger Bildungslandschaft welche Lösungsansätze sehen Sie in Ihrem Kontext? Bildung für hervorragende Lebensperspektiven 18