3. UNTERNEHMENSFÜHRUNG IM HANDEL 3.1 Personal und Organisation 3.2 Handelscontrolling 3.3 E-Commerce 108
Lernziele und Schlüsselbegriffe des Gliederungspunktes Lernziele Die betriebswirtschaftliche Bedeutung des Faktors Personal im Handel ist Ihnen bekannt. Weiterhin wissen Sie in welchen Schritten eine Personalbedarfsplanung und eine Personaleinsatzplanung abläuft. Sie wissen, was unter Controlling zu verstehen ist und sind weiterhin in der Lage Besonderheiten des Handelscontrolling zu benennen. Sie kennen grundlegende Kennzahlen im Handel und können diese eigenständig anwenden. Insbesondere die beiden Formen der Handelsspanne können Sie eigenständig berechnen und auf konkrete Anwendungen beziehen. Sie kennen verschiedene Vertriebsformen des Handels und können den E-Commerce in dieses Schema einsortieren. Schlüsselbegriffe Ablauforganisation Quantitative Arbeitsmenge Personalbedarf Personaleinsatzplanung Controlling Handelsspanne Verkaufsflächenproduktivität Electronic Commerce 109
3. UNTERNEHMENSFÜHRUNG IM HANDEL 3.1 Personal und Organisation 3.2 Handelscontrolling 3.3 E-Commerce Weitere Inhalte in der Vorlesung Organisation und Personalmanagement und/oder im Wahlpflichtfach Personalmanagement im Handel 110
Betriebswirtschaftliche Relevanz der Personalkosten Ausgangsjahr Fünf Jahre später Gewinn 1,40 % Mehrwertsteuer 15,97 % Umsatz 100 % 5 Jahre Personalkostensteigerung um je 5 % Mehrwertsteuer 15,97 % Verlust 3,16 % Personalkosten 16,50 % Personalkosten 21,60 % Sonstige Kosten 20,50 % Sonstige Kosten 20,50 % Wareneinstand 45,63 % Wareneinstand 45,63 % Quelle: In Anlehnung an: Müller-Hagedorn et al. (2012), S. 880. 111
Personalpolitik im Handel Personalpolitische Instrumente Personalbedarfsplanung und -deckung Personaleinsatz Personalentlohnung Personalführung Personalbedarfsplanung: Quantitativ Qualitativ Zeitlich Räumlich Personalbeschaffung Personalentwicklung Personalfreisetzung Gestaltung des Arbeitsinhalts Gestaltung des Arbeitsplatzes Gestaltung der Arbeitszeit Ziele und Verfahren der Entgeltdifferenzierung Auswahl und Kombinationen von Entgeltformen Festlegung der absoluten Entgelthöhe Führungsprozess: Führungsphilosophie Entscheidungsfindung Entscheidungsdurchsetzung Entscheidungskontrolle Quelle: In Anlehnung an: Holtbrügge (2010), S. 95. 112
Personalbedarfsplanung 1. Schritt: Ermittlung der quantitativen Arbeitsbelastung (Arbeits-Mengengerüst) 2. Schritt: Ermittlung von Ist- und Soll-Produktivitäten 3. Schritt: Planung der künftigen quantitativen Arbeitsbelastung 4. Schritt: Ableitung des künftig erforderlichen personellen Inputs 5. Schritt: Erstellung einer mittel- und langfristigen Personalbeschaffungs- und -entwicklungplanung Quelle: In Anlehnung an: Lerchenmüller (2014), S. 373. 113
Personaleinsatzplanung 1. Schritt: Umrechnung der quantitativen Arbeitsbelastung auf die kurzfristige Planungsperiode 2. Schritt: Ermittlung des kurzfristigen Personalbedarfs 3. Schritt: Konkrete Personaleinsatzplanung für die nächstfolgende Planungsperiode 4. Schritt: Planungsumsetzung 5. Schritt: Plankontrolle Quelle: In Anlehnung an: Lerchenmüller (2014), S. 380. 114
Personalentlohnung Funktionen der Mitarbeiterentlohnung: Gegenleistung für erbrachte Arbeit Motivation der Mitarbeiter Steuerung des Mitarbeitereinsatzes im Hinblick auf die Unternehmensziele Grundformen der Entlohnung Zeitlohn Vergütung für erbrachte Arbeitszeit Anreizcharakter fehlt Leistungslohn Vergütung für erbrachte Arbeitsleistung häufig mit Problemen behaftet Quelle: Vgl. Lerchenmüller (2014), S. 386ff. 115
3. UNTERNEHMENSFÜHRUNG IM HANDEL 3.1 Personal und Organisation 3.2 Handelscontrolling 3.3 E-Commerce Vertiefung erfolgt im Wahlpflichtfach Handelscontrolling 116
Controllingbegriff Controlling aus dem engl. to control = regeln, beherrschen, steuern Control umfasst in einer Organisation alle devices that insure that it goes where its leaders want it to go. (Anthony/Dearden 1992, S. 3) Controlling ist.. ein funktionsübergreifendes Steuerungsinstrument, das den unternehmerischen Entscheidungs- und Steuerungsprozess durch zielgerichtete Informationserarbeitung und verarbeitung unterstützt. Der Controller sorgt dafür, dass ein wirtschaftliches Instrumentarium zur Verfügung steht, das vor allem durch systematische Planung und der damit notwendigen Kontrolle hilft, die aufgestellten Unternehmensziele zu erreichen. Inhalt der Zielvorhaben können alle quantifizierbaren Werte des Zielsystems sein. Jung (2011), S. 6 Controlling Kontrollieren Quelle: Vgl. Horváth (2011), S. 17; Vgl. Weber/Schäfer (2011), S. 19.. 117
Besonderheiten des Handelscontrolling Hoher Informations- und Koordinationsbedarf im Handel bedingt durch: Vielfältige Koordinations- und Lenkungsmechanismen notwendig Einkaufspreis meist erst nach dem Verkauf ermittelbar (nachträgliche Vergütungen) Beachtung von Standortspezifika aufgrund der Vielzahl und Unterschiede zwischen den Standorten Betreibungskonzepte können nicht geschützt werden Starker Einfluss von Umfeldfaktoren mit hoher Dynamik Konsequente Markt- und Kundenorientierung der dominierenden Funktionsbereiche Beschaffung und Absatz Hohe Sortimentsbreite und tiefe Hohe Anzahl an Daten aufgrund des Kundenkontakts Quelle: Vgl. Becker/Winkelmann (2008), S. 13ff.; Zentes et al. (2012), S. 797. 118
Instrumente des Handelscontrolling Planungsinstrumente Kontrollinstrumente Informationsinstrumente Erfahrungskurvenkonzept Produktlebenszyklen Potenzialanalysen Produkt-Markt-Portfolio Kostenvergleichsrechnung Deckungsbeitragsrechnung Scoring-Modelle Budgetierung Szenarionanalyse Konkurrenzportfolio Marktsegmentierung Prämissenkontrolle Durchführungskontrollen (Stichproben) Planungsfortschrittskontrollen Ergebniskontrollen (Soll-Ist-Abweichungen) Ursachenanalyse Vollkostenrechnung Fixkostendeckungsrechnung Investitionsrechnung ABC-Analyse Kennzahlensysteme Balanced Scorecard Quelle: : Vgl. Becker/Winkelmann (2008), S. 46. 119
Ausgewählte Kennzahlen des Handelscontrolling - Handelsspanne Handelsspanne ist die Differenz zwischen Verkaufspreisen und Einkaufs- oder Einstandspreisen der abgesetzten Waren eines Handelsbetriebes, mit der die Handlungskosten gedeckt und Gewinne erzielt werden sollen; dabei werden auch Warenverluste (z. B. Diebstahl, Verderb) berücksichtigt. Ausschuss für Definitionen zu Handel und Distribution (2006), S. 147 Bezug zum Einkaufspreis Bezug zum Verkaufspreis VK EK Handelsspanne (h) = EK Handelsspanne (a) = VK EK VK auch als Aufschlagsspanne bezeichnet auch als Abschlagsspanne bezeichnet EK x (1+h) = Verkaufspreis Handelsspanne (a) = h 1+ h Quelle: Vgl. Müller-Hagedorn et al. (2012), S. 616f. 120
Ausgewählte Kennzahlen im Handelscontrolling - Sortiment Kennzahlen Formeln Umsatzleistung Umsatz (Artikel) / Gesamtumsatz Verkaufsflächenproduktivität Umsatz der Verkaufsfläche / qm Zahl der Verkaufsfläche Personalleistung Umsatz / Anzahl Mitarbeiterstunden Endbestand Anfangsbestand + Wareneingang - Warenabgang Umschlagshäufigkeit Umsatz einer Periode / Ø-Lagerbestand einer Periode Ø-Lagerbestand (Anfangsbestand + Endbestand) / 2 Quelle: Vgl. Haller (2008), S. 214ff.; Becker/Winkelmann (2008), S. 242ff. 121
3. UNTERNEHMENSFÜHRUNG IM HANDEL 3.1 Personal und Organisation 3.2 Handelscontrolling 3.3 E-Commerce Vertiefung erfolgt im Wahlpflichtfach Electronic Commerce 122
Klassifikation der Vertriebsformen im Handel Residenzprinzip Domizilprinzip Treffprinzip Distanzprinzip Kontaktort Stationärer Handel Ambulanter Handel Ladenhandel Automatenhandel face-to-face voice-to-voice Kontaktform Holprinzip Bringprinzip Raumüberbrückung Halbstationärer Handel Versand-/Distanzhandel Wochenmarkt 123
Formen des Versand-/Distanzhandels Traditioneller Versandhandel Online-Handel Tele-Shop M-Shop Angebot an Endkunden mittels Katalog, Prospekt, Anzeigen Bestellung: schriftlich, mündlich oder telefonisch Universal- und Spezialversandhandel Angebot an Endkunden mittels World Wide Web Bestellung: interaktiv Einsatz neuer Marketinginstrumente Angebot an Endkunden mittels Fernsehen Bestellung: interaktiv Keine besondere Sortimentsausrichtung Angebot an Endkunden mittels Handy als Plattform Bestellung: telefonisch Quelle: Vgl. Heinemann (2012), S. 29f. 124
Formen des Online-Handels Pure-Online-Handel: immer seltener anzutreffen oft stark spezialisiert Kooperierender Online-Handel: möglich als Händlerkooperationen unter einer einheitlichen E-Store-Brand aber auch eigene Shops auf Ebay und Amazon Multi-Channel-Handel: Kombination von Online-Handel und stationärem Handel = echte Multi-Channel-Systeme Hybrider Online-Handel: Parallelbetrieb aus klassischen und elektronischen Versand Vertikalisierter Online-Handel: Online-Kanal als Vertikalisierungsinstrument Quelle: 125
Long Tail Konzept Anzahl der erzielten Verkäufe Produkte sortiert nach der Anzahl der erzielten Verkäufe Quelle: In Anlehnung an: Kreutzer (2012), S. 39. 126
Entwicklung des Online-Umsatzes in Deutschland Umsatz in Mrd. Euro 45 40 39,1 35 30 27,6 25 21,7 20 15 10 5 5,8 7,6 9,0 10,2 11,4 13,6 15,5 18,3 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Bundesverband des deutschen Versandhandels 127
Abschließendes zum Gliederungspunkt Fragen zur Wiederholung 21. Siehe Extrablatt 22. Sie wollen den Warenbereich Hochwertige Pralinen und Schokoladen analysieren. Hierzu liegen Ihnen die folgenden Informationen vor: Artikel Verkaufspreis (brutto) in EUR Einkaufspreis (netto) in EUR Nougat Pralinenkasten 12,99 7,50 Gemischter Pralinenkasten 14,59 10,25 Omas Lieblinge 27,99 14,50 a) Berechnen Sie die Aufschlags- und Abschlagsspannen der vier Artikel! (Mehrwertsteuersatz 19 %) b) Ein neues Produkt Ingwer-Marzipan-Pralinen wird Ihnen angeboten. Sie wollen das Produkt für einen Verkaufspreis brutto von 15,79 EUR anbieten. Sie selbst kalkulieren immer mit einer Spanne von 45 %. Welcher Einkaufspreis darf demnach nicht überschritten werden? 23. Welche Vor- und Nachteile weist der Vertriebskanal Internet aus Kunden- und Unternehmenssicht auf? 128