Training für den Knochen

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Transkript:

Training für den Knochen W. Bily, C. Franz Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation Wilhelminenspital, Wien Vorst.: Prim.Univ.Doz.DDr. H. Kern Arbeitsgruppe Training bei Osteoporose (AG-TOP)

Training für den Knochen Wie funktioniert das? Ausgangszustand Knochendichte, - qualität (BMD, pqct) (sport)motorische Grundeigenschaften Risikofaktoren, Kontraindikationen Training zielorientierte Methodik Compliance, Adherence ( mind. 6 12 Monate) Erfolgskontrolle, ggf. Modifikation Trainingseffekte reversibel

Training für den Knochen Wie funktioniert das? adäquater Reiz: axiale Stossbelastungen - Muskelspannungsspitzen biopositive Reaktion Superkompensation - höheres Level

Training für den Knochen Wie funktioniert das?

Training für den Knochen Zielparameter: Knochendichte Kräftigungsübungen bis Krafttraining Ausdauertraining mit Impact Schnelles Gehen, Nordic Walking (Step) Aerobic, Tanzen Ganzkörper-Vibration Multimodale Programme (high and low Impact) Spezielle Programme: Heel drops, Sprünge Balance, Koordination, Tai Chi Präventive Effekte div. Sportarten

Training für den Knochen Trainingsmodule Gr. I: Prävention (peak bone mass) Gr. II: Osteopenie (+ / - Sturzrisiko) Gr. III: Osteoporose (+ / - Sturzrisiko)

Training für den Knochen Definition Trainingsmodule Einschlussempfehlung: Zielpopulation Zielsetzung Methodik Ausschlusskriterien Beurteilung der Evidenzlage

I Prävention II Osteopenie III Osteoporose IIa IIb IIIa IIIb ohne Sturzrisiko mit Sturzrisiko ohne Sturzrisiko mit Sturzrisiko Progr. Max.Krafttr. SMT + Max. Krafttr. Mischtraining SMT oder E-HG +high impact Sport A) Gruppengymnastik B) Tai Chi C) Indiv. Heimübungen aerobes AT + impact +Kraftausdauertraining + Balance - Übungen A) B) C)

Faktoren, die die Zuordnung in die Trainingsgruppen / Therapiemodule beeinflussen: Alter (rel.frakturrisiko: Frauen >70a, Männer>80a) Frakturrisiko: FRAX Manifeste Osteoporose: frische Fraktur Manifeste Osteoporose: alte Fraktur (> 2Mo) BMD (T-Score, pqct) Sturzrisiko (TUG >30, chair raising test, Guralnik) Kognitive Faktoren (z.b. mini mental < 24) Begleiterkrankungen (z.b. KHK, PM, Discusprolaps) Medikamente (als Risiko für Sturz, Risiko für Osteoporose) Funktionsstatus, Mobilität, Kooperationsfähigkeit

Gruppe I: Prävention Zielpopulation alle Knochengesunden insbesonders postmenopausale Frauen mit normaler Knochendichte mit Risikofaktoren f. Entwicklung einer Osteoporose Ziele: - Knochenmasse und qualität erhalten oder verbessern - Muskelmasse erhalten oder verbessern

Gruppe I: Prävention Sport A progressives Maximalkrafttraining Frequenz: 2-3x / Woche Dauer: 30 60 min Intensität: 60 80 % des 1 RM 8 12 Wiederholungen 2 Sätze 3 Minuten Satzpause 6 Hauptmuskelgruppen Evidenzkategorie B (lt. ACSM)

Gruppe I: Prävention Sport B Ausdauertraining mit Impact (z.b. Laufen, Nordic walking) Frequenz: 3-5 x / Woche Dauer: 30 60 min Intensität: aerob oder Intervalltraining Evidenzkategorie B (lt. ACSM)

Sport Sport

Leistungssport und Knochen zahlreiche Studien seit den 1980ern beschreiben eine niedrige Knochendichte bei Spitzensportlern. Anfänglich wurde dieses Problem vorwiegend bei Frauen beobachtet. Als Ursache galt zunächst die Supprimierung der Sexualhormone (Amenorrhoe). Drinkwater et al., NEJM 1984 Micklesfield et al., Med Sci Sports Exerc 1995 Keen et al., Osteoporosis Int 1997 Myerson et al., Obstet Gynecol 1992 Myburgh et al., Med Sci Sports Exerc 1993 Rencken et al., JAMA 1996

Leistungssport und Knochen zunehmende Evidenz für verminderte Knochendichte auch bei Männern im Hochleistungssport. Sportler welcher Sportart sind gefährdet? Profiradfahrer Langstreckenläufer diverse Ausdauersportarten sogar Basketballspieler Barry et al., JBMR 2008 Hind et al., Bone 2006 Klesges et al., JAMA 1996

Abnahme der Knochendichte im Hochleistungssport Mögliche Mechanismen Calciumverlust über den Schweiß ungenügende Energiebereitstellung während der Belastung Supprimierung der Sexualhormone Anstieg der Stresshormone und pro-inflammatorischen Zytokine Drinkwater et al., NEJM 1984 Micklesfield et al., Med Sci Sports Exerc 1995 Keen et al., Osteoporosis Int 1997 Barry et al., JBMR 2008 Hind et al., Bone 2006 Klesges et al., JAMA 1996

Knochenstoffwechsel Spitzensport Eine prospektive Untersuchung an 14 männlichen Profiradfahrern zeigte eine Abnahme der Knochendichte um -1,5% im Bereich des Schenkelhalses während einer Saison. [Barry et et al. al. JBMR 2008] Eine andere prospektive Studie an 14 Basketballspielern berichtet über eine Abnahme der gesamt-knochenmasse (BMC) von 6,1% während einer Saison, sowie von 10,5% BMC im Bereich der Beine. [Klesges et et al. al. JAMA 1996] Diverse Querschnittsstudien bei Langstreckenläufern zeigen eine verminderte Knochendichte im Ausmaß von 3-24% im Vergleich zur Normalbevölkerung. [Drinkwater et et al., NEJM 1984; Micklesfield et et al., Med Sci Sports Exerc 1995 ;; Myerson et et al., Obstet Gynecol 1992; Myburgh et et al., Med Sci Sports Exerc 1993]

Gruppe II: Osteopenie Zielpopulation postmenopausale Frauen verminderter BMD bis max. -2,4 T-score ohne erhöhtes Sturzrisiko Gruppe IIa mit erhöhtem Sturzrisiko Gruppe IIb Ziele: - Erhalt / Verbesserung der Knochendichte - Erhalt / Verbesserung der Muskelmasse - Verminderung des Sturzrisikos

Gruppe II: Osteopenie Trainingstherapie Gruppe IIa: Maximalkraft / high impact Sport Gruppe IIb: Maximalkraft / Ausdauer + impact + SMT A) multimodale Gruppengym (GGW, Kraft, Flex., Ausdauer) B) Tai Chi in der Gruppe C) individuelle Heimübungen (Kräftigung, Balance) Evidenzgrad lt. DVO: Kraft: mittel, Mischprogramme hoch A) mittel bis hoch, B) niedrig, C) niedrig

Gruppe III: manifeste Osteoporose Zielpopulation postmenopausale Frauen mit einer Knochendichte kleiner gleich -2,5 T-score und / oder osteoporotischen Frakturen ohne erhöhtem Sturzrisiko: Gruppe IIIa mit erhöhtem Sturzrisiko: Gruppe IIIb Ziele: - Reduzierung des Sturzrisikos - Erhalt der Knochenmasse - Minimierung des Knochenmasseverlusts

Gruppe III: manifeste Osteoporose Trainingstherapie Gruppe IIIa: Mischtraining in der Gruppe aerobes Ausdauertraining mit Impact (Tanz, Step) Kraftausdauertraining mit 50-60 % des 1 RM Gleichgewichtsübungen Gruppe IIIb: SMT A, B oder C oder Einzel-HG Evidenzgrad lt. DVO: Mischtraining und SMT: mittel bis hoch (Sturzinzidenz)

I Prävention II Osteopenie III Osteoporose IIa IIb IIIa IIIb ohne Sturzrisiko mit Sturzrisiko ohne Sturzrisiko mit Sturzrisiko Progr. Max.Krafttr. SMT + Max. Krafttr. Mischtraining SMT oder E-HG +high impact Sport A) Gruppengymnastik B) Tai Chi C) Indiv. Heimübungen Aerobes AT + impact +Kraftausdauertraining + GGW-Übungen A) B) C)

Prävention Training für den Knochen gute Evidenzlage High impact Sport: Laufen, Ballsport, Sprünge,... Maximalkrafttraining ( + high impact-ausdauer) postmenopausale Frauen, ältere Männer: Maximalkrafttraining (+ Ausdauertraining mit Impact) Multimodale Programme (Kraft + Ausdauer + SMT) Vibrationstraining Osteopenie Osteoporose Kraftausdauertraining (+ Ausdauertraining mit Impact) Mischprogramme (Walking + Gymnastik) SMT Vibrationstraining

Training für den Knochen Resummé Bewegung und Training schlägt Immobilisation Prävention durch Impact-Sport (peak bone mass) Regelmässiges Training wirkt biopositiv je niedriger Knochendichte desto geringer Effekt Training: additiver Effekt zur Medikation

AG-TOP Y. Alacamlioglu W. Bily C. Franz M. Grim-Stieger W. Haas M. Neuhauser R. Peceny E. Preisinger K.A. Sander B. Schors M. Seidler E.M. Strasser M. Vogelauer G. Winkler