Wettbewerb um Fachkräfte und Einwohner - Megatrends, veränderte Lebensstile und Ansatzpunkte für kommunales Handeln Fürstenwalde, 12. Mai 2016
Megatrends: Die großen Veränderungstreiber (Halbwertzeit rund 30 Jahre) 1. Neo-Ökologie (Klimawandel) 2. Powershift (Energiewandel und Infrastrukturen) 3. Rohstoffe (Wasser, Metalle, Agrar) 4. Neo-Urbanisierung 5. Multipolare Weltordnung / Migration 6. Demografischer Wandel 7. Gesundheit 8. New Work 9. Digitalisierung 10. Mobilität 11. Individualisierung 12. (digitale) Bildung 13. Social Media 14. Familie 2.0 15. Dezentralisierung
Die zwei entscheidenden Hebel für Halten resp. Gewinnung von Fachkräften und Einwohnern: 1. In Familie investieren 2. In das Internet der Dinge investieren
Was ist eigentlich unsere Identität?
Der Unterschied zwischen wirklichem und gefühltem Alter
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Zukunft passiert jetzt! 20. Jhdt.: Öl, Verbrennungsmotor, zentralisierte Telekommunikation, Atomkraft und Kohle 21. Jhdt.: Internet-basierte Kommunikation, Walldorf, 08. Juni 2011 Energie, vollautomatisiertes, GPSgestütztes Transportsystem (Straße, Schiene, Wasser, Luft)
65% der Kinder, die jetzt in die Schule kommen, werden in Berufen arbeiten, die es noch gar nicht gibt.
Digitalisierung anderer Branchen Quelle: Deloitte 2014
Die Bedürfnis-Pyramide bekommt ein digitales Fundament Quelle: Ron Shevlin 2015
Urbanisierung ist als Megatrend unumkehrbar. Aber: d
> Großfamilie 2.0: Deutlicher Aufschwung weltweit seit den 2000er-Jahren > Großfamilie 2.0 als zeitgemäße Orientierung an signifikanten Lebensstilveränderungen (nicht nur) in Deutschland. > Integraler Bestandteil eines zukunftsfähigen Fachkräfte- Managements
2. Großfamilie 2.0: Steigender Anteil der US-Bevölkerung, die in Mehrgenerationen- Haushalten lebt
Modernen Lebensstilen die Tür aufmachen > Latte-Macchiato-Familien mit Landlust: Jung, am Beginn der Karriere, bewusste Entscheidung für Kinder - Bedürfnis nach Nestbau, Freiraum und heiler Welt für die Kinder. > SubUrb 2.0: In den USA wird beobachtet, dass Zurück-aufs-Land bzw. ruhiges Leben in den Vororten wieder eine Sehnsucht unter den jungen Menschen ist. Allerdings sieht die Generation Y keine Realisierungschancen, so wie es bei den Eltern in den 1970er- und 1980er-Jahren der Fall war.
Industrie 4.0 stärkt Regionen > Die kommende Revolution der digitalen Technologie führt physische und digitale Systeme zusammen und lässt die meisten Unternehmen dadurch ein neues Plateau der Produktivität erklimmen. > Voraussetzung dafür: Das Internet der Dinge muss sich dorthin bewegen, wo sich die klügsten Köpfe in den jeweiligen Branchen aufhalten. So wird es aus der Idee der dezentralen Produktion neue revolutionäre Geschäftsmodelle machen. > Die Vernetzung (Sensoren, Daten) quasi jedes gewünschten Produktionsablaufs führt dazu, dass Produkte grundsätzlich überall auf der Welt hergestellt werden können. > Die nächsten Innovationssprünge bei den 3-D-Druckern werden dazu führen, dass Autos nicht mehr nur an einigen wenigen Standorten gefertigt werden können.
The Rise of the rest: Die Eisenbahnen des 21. Jahrhunderts > Software-Visionen aus der Provinz Gerade in den USA, wo New York und das Silicon Valley die Idee der disruptiven Innovation monopolisiert zu haben schienen, zeichnen sich klare Dezentralisierungstendenzen ab. > Tief in der Provinz, in Durham, North Carolina, steht der American Tobacco Campus, eine zukunftsfähige Start-up- Schmiede für Technologieunternehmen. Hier wurden zwischen 2013 und 2015 sieben Firmen von größeren Technologiegiganten für insgesamt 1,5 Milliarden US- Dollar übernommen. > Zu den Unternehmen gehören: Square 1 Bank (Spezialist für Finanzierungsentwicklung von Investmentfirmen) ging für 849 Millionen US-Dollar an die Pacific West Bank, Digitalsmiths (Suchmaschine 2015 für Filminhalte) ging für 135 Millionen US-Dollar an TiVo und Bronto Software (u. a. Social-Media-Software für Handelsunternehmen) ging für 200 Millionen US-Dollar an NetSuite.
Wie Regionen vom neuen Start-up-Trend profitieren werden > Das Internet der Dinge ist der entscheidende Treiber für die Renaissance der klassischen Standorte und muss in den Regionen entschlossen gefördert werden. > Der Trend muss rechtzeitig erkannt und umgesetzt werden. Mit Selbstbewusstsein muss der Gedanke in der Region durchgesetzt werden, sodass der nächste Technologieaufschwung vor Ort stattfinden kann. > Zusammenarbeit zwischen Region, Verwaltung, Bildung und Unternehmen ist die unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass sich der neue Trend mit Robustheit etablieren kann.
Zukunftsagenda Brandenburg Stärken Schwächen Lebenshaltungs kosten Gemeinsinn Wertschöpfungs- & Beschäftigunseffekte durch EE Etablierung als Technologie- & Wissenschaftsstandort Potenzialregion zwischen den Metropolen Industrie 4.0 Familie / Großfamilie 2.0 Digitale Nachhaltigkeitsgesellschaft Demographie Fehlende gesellschaftspolitische Innovationsagenda Arbeitsplätze Fehlende Außenwirkung Bundesweite Konkurrenz um junge Familien Chancen Risiken Quelle: ITZ 2015
Handlungsfelder
Potenzial-Region: Zukunftsentscheidende Megatrends (Erneuerbare Energien, Gesundheit, Lebensstiltrends) sind erkannt und müssen in den kommenden Jahren umgesetzt werden. 1. Deutschlands Zukunft wird nicht alleine in der Stadt entschieden. In dem Maße wie die Urbanisierung weiter voranschreitet, wächst das Interesse an einem Leben in ländlichen Regionen. Für die Region bedeutet Digitalisierung in den kommenden Jahren in vielerlei Hinsicht neue Zukunftschancen: als Tourismus-Magnet, Wohnort mit hoher Lebensqualität, Arbeitsplatz mit Zukunft.
Entwicklung der Region als moderne Hybridregion (Technologieführer mit Entschleunigungsumfeld) führt aus dem Dilemma Stadt/Land heraus. 2. Der veraltete Gegensatz Stadt/Land sollte ab sofort für die Region keine Bedeutung mehr haben und in der Kommunikation nicht weiter thematisiert werden.
3. Familien, Großfamilie 2.0 und Rabenmütter -Kernfamilien müssen als das soziale und wirtschaftliche Kapital der Zukunft begriffen werden. Familien, die Gemeinsinn stiften und Unternehmertum in der Region halten, sollten bei der Suche nach den Einwohnern von morgen ganz oben auf der Agenda stehen. Die Transformationslandschaft Brandenburg bietet einen verlässlichen Lebensraum, in dem Familienleben wieder möglich (und bezahlbar) erscheint. Die Region muss das Umfeld für Familien optimieren. Das heißt, Hausbau und Existenzgründung müssen erleichtert werden. Dann können Vergesellschaftungseffekte entstehen.
Eine Willkommenskultur muss entwickelt werden, die sich an modernen Lebensstilbedürfnissen / Lebensstiltrends der Menschen orientiert. 4. Die Region kann mit einer in der modernen Welt des 21. Jahrhunderts höchst knappen und kostbaren Ressource wuchern: Lebens-Raum. Raum, der Luft zum Durchatmen lässt, in Wohnraum umgewandelt werden kann und auch Spiel-Räume für Unternehmer und Kreative eröffnet.
Wir empfehlen, Kooperationen zu den benachbarten Wirtschaftsräumen aufzubauen und bewusst zu entwickeln. Regionen machen sich zukunftsfähig, wenn sie kollaborativnachbarschaftlich wachsen. 5. In der digitalen Nachhaltigkeitsgesellschaft siegt Kooperation gegenüber Konkurrenz. Um die regionale Wertschöpfung vor substanziell zu unterstützen, raten wir zur intensiven Kooperation mit den Nachbarlandkreisen und Gemeinden. Auf diese Weise lässt sich der in der Region gut entwickelte Trend Regionalität solide abstützen; Binnennachfrage und Arbeitsplatzinitiativen lassen sich auf diese Weise nachhaltig stärken.
Das Exzellenz-Wissen beim Thema Energie sollte noch stärker in der Region verankert werden. Die Region muss noch deutlicher als Epizentrum für den Technologieaufschwung der Energiewende sichtbar werden. 6. Know-how wird für einen Standort erst dann nachhaltig, wenn es sich an Personen und Arbeitsplätze knüpfen lässt. Kompetenz durch Akquise von (Grundlagen-)Forschung, Bildungsinstitutionen und Startup-Kultur absichern.
7. Technologieführerschaft kann jetzt auf gutem Fundament strategisch ausgebaut werden. Internet der Dinge und Industrie 4.0 sind in der Region bereits angekommen. Es gilt in nächster Zeit, gerade beim Zusammenwachsen von Energiewende und Digitalisierung weitere Exzellenzprojekte zu schaffen. Das muss durch neue Zusammenschlüsse mit den Sektoren Bildung/Ausbildung und Startup-Kultur geschehen.
Neue Zielgruppe trendbasiert identifizieren. Gesundheit bekommt ein völlig neues Marktdesign, von dem viele Branchen vor Ort profitieren können. 8. Der Wandel des Gesundheitsbegriffs bringt es mit sich, dass auch die Zielgruppe für Gesundes sich gewandelt hat. Von 0 bis 90 Jahren und nicht unbedingt immer schwerkrank ist die neue Zielgruppe, die dem boomenden Zweiten Gesundheitsmarkt in den kommenden Jahren weiteren Antrieb verleihen wird. Der Zweite Gesundheitsmarkt ist ein Wohlfühlmarkt, der alle Lebensphasen und Alltagssituation mit einschließt. Hieraus ergeben sich in den kommenden Jahren weitere Chancen für innovative Gesundheitsdienstleister vor Ort. Aber auch für Tourismus und Gastronomie entstehen völlig neue Chancen.
Regionen mit Zukunft Sechs ewige Wahrheiten
1.Regionen mit Zukunft verfügen über Zentren, in denen nicht nur Geschäfte eröffnen, sondern auch Menschen wohnen und am Abend das Licht brennt.
2. Regionen mit Zukunft haben eine Geschichte, die die Menschen gerne erzählen. Und sie haben Leistungs-träger, die sich mit der Region identifizieren.
3. Regionen mit Zukunft arbeiten in Public-Private- Partnerships, um Arbeitsplätze zu schaffen und Innovationen zu folgen.
4. Regionen mit Zukunft stärken nicht nur die Starken, sondern geben den»bildungsversagern«durch Kooperationen mit Unternehmen eine zweite Chance.
5. Regionen mit Zukunft begreifen Wissen als Schicksalsressource: Sie bemühen sich um Start-ups, die in örtlichen Hochschulen gegründet werden und nachhaltige Produktivität vor Ort garantieren.
6. Regionen mit Zukunft integrieren aktiv Migranten, um Wachstum vor Ort zu sichern, die Abwanderung der Bevölkerung zu verhindern und langfristige demographische Verwerfungen zu bekämpfen.
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