Offensive Gutes Bauen. Die fünf Regeln des guten Bauens für Bauherren, Planer und Bauunternehmen

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Transkript:

238 Schul Offensive Gutes Bauen Die fünf Regeln des guten Bauens für Bauherren, Planer und Bauunternehmen Dr. Sebastian Schul Mitglied des Leitungskreises der Initiative Neue Qualität des Bauens (INQA-Bauen) Hessisches Sozialministerium Abteilung III Arbeit Dostojewskistr. 4 65187 Wiesbaden

Schul 239 1 Die nationale Initiative INQA-Bauen INQA-Bauen ist eine nationale Initiative aller Partner der Bauwirtschaft. Partner sind Sozialpartner, Bauherrenverbände, Fachverbände, Bund, Länder und Unternehmen insgesamt rund 140 Organisationen, Dienstleister und Unternehmen. Als INQA- Bauen-Partner werden die Institutionen/Unternehmen bezeichnet, die sich aktiv an der Arbeit von INQA-Bauen beteiligen und die Angebote und Produkte von INQA- Bauen nutzen. Dies wird einvernehmlich zwischen Partner und INQA-Bauen- Leitung/Geschäftsführung durch Nennung in der Liste auf www.inqa-bauen.de dokumentiert. Die Zusammenarbeit im Rahmen von INQA-Bauen erfolgt auf Basis gegenseitigen Vertrauens, gegenseitiger Wertschätzung und Rücksichtnahme auf die Interessen aller Beteiligten. Dies haben sich die Partner von INQA-Bauen über die Vereinbarung von Grundsätzen der Zusammenarbeit gegenseitig versichert. INQA-Bauen will eine neue Qualität des Bauens fördern und mit dabei helfen, dass sich eine hohe Bauqualität durchsetzen kann. Hierzu will INQA-Bauen möglichst vielen am Bau Beteiligten dabei helfen, qualitätsorientiert, sicher und wirtschaftlich bauen zu können. Nur so kann und wird die Bauwirtschaft in Deutschland auch morgen noch ein Standortfaktor sein. Die Ziele von INQA-Bauen sind: Bauherren motivieren, die Vorteile eines qualitätsbewussten und wirtschaftlichen Bauens wahrzunehmen und zu nutzen. Alle am Bau Beteiligten bei einer wirkungsvollen Kommunikation und Kooperation zu unterstützen. Bauunternehmen beim Gestalten ihrer Arbeits- und Geschäftsabläufe zu unterstützen. INQA-Bauen ist Bestandteil der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) und ist aus dem Thematischen Initiativkreis (TIK) "INQA-Netzwerk Baustelle" [1] hervorgegangen. INQA-Bauen ergänzt und unterstützt die Initiativen "Architektur und Baukultur" (jetzt daraus hervorgegangen: Bundesstiftung Baukultur (www.bundesstiftungbaukultur.de) und "Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen" des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Die Leitung von INQA-Bauen gewährleistet, dass sich alle Interessierten in die Initiative einbringen können. Hierzu werden mindestens zwei offene Sitzungen pro Jahr als INQA-Bauen-Plenum durchgeführt. Alle wesentlichen Aktivitäten werden im INQA-Bauen-Plenum vorgestellt und beraten. Beschlüsse werden einvernehmlich gefasst. Zur Schaffung von Transparenz werden alle Themen in den jeweiligen Einladungen zu INQA-Bauen-Plena benannt. Die Inhalte der Beratungen sowie deren

240 Schul Ergebnisse und Vereinbarungen werden in einer Ergebnisniederschrift durch die Leitung von INQA-Bauen veröffentlicht. Die Leitung von INQA-Bauen besteht aus: Karlheinz Brömer (Brömer & Sohn GmbH) Oleg Cernavin (BC GmbH Forschungs- und Beratungsgesellschaft) Dr. Burkhard Siebert (Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e.v.) Stephan Gabriel (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin - BAuA) Andreas Harnack (Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt) Andreas Heiland (Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft) Rainer Huhle (Bauherren-Schutzbund e. V.) Bernhard Köppler (Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte /Wohnstadt) Corinna Merzyn (Verband Privater Bauherren e.v.) Dr. Sebastian Schul (Hessisches Sozialministerium) Achim Sieker (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) Geschäftsführer von INQA-Bauen ist Oleg Cernavin. Die Geschäftsstelle ist in Wiesbaden (INQA-Bauen, Kaiser-Friedrich-Ring 53, 65185 Wiesbaden). 2 Eigene Qualitätsstandards der Branche INQA-Bauen versteht sich als unabhängige Plattform zur Unterstützung einer neuen Qualität der Arbeit in der Bauwirtschaft wie in den INQA-Bauen-Leitgedanken [2] sowie den gemeinsam vereinbarten Qualitätsstandards und Referenzinstrumenten CASA-bauen.de, KOMKO-bauen.de und Check-bauen.de beschrieben. Abb. 1: INQA-Bauen-Referenzinstrumente

Schul 241 Die Referenzinstrumente von INQA-Bauen beschreiben das gemeinsame Ziel konkret und praxisbezogen: sichere, gesunde und wirtschaftliche Arbeitsbedingungen. Sie stellen damit einen von allen Partnern Bauherren wie Unternehmen getragenen Qualitätsstandard der Bauwirtschaft dar. Die INQA-Bauen-Referenzinstrumente stellen dabei keine zusätzlichen Instrumente, sondern den inhaltlichen Rahmen für bestehende Praxisinstrumente der Partner dar. Sie schaffen quasi ein gemeinsames Methodeninventar der INQA-Bauen-Partner, ohne die Vielfalt und Eigenständigkeit der Beteiligten und ihrer Instrumente einzuschränken. Damit schlagen sie auch die Brücke vom gemeinsam entwickelten Qualitätsleitbild hin zur jeweils individuellen praktischen Arbeit der verschiedenen Partner von INQA-Bauen. Die jeweiligen Fragen der Referenzinstrumente zeigen den Zusammenhang auf und führen per Mausklick direkt zu den Praxiswerkzeugen der Partner (z. B. Gefährdungsbeurteilung, Koordination, AMS Bau, SCC, QM, PQ, Bauen mit IQ). Somit wird eine konkrete und fachliche Vernetzung auf der Arbeitsebene ermöglicht. Zentrales Umsetzungsinstrument von INQA-Bauen ist das Portal Gute-Bauunternehmen.de. Das Portal ist eine unabhängige und marktneutrale Plattform der nationalen Initiative INQA-Bauen, die gemeinsam von allen Partnern der Bauwirtschaft getragen wird. Sie ist werbefrei. Dieses Portal bietet insbesondere Bauherren somit Informationen über Bauleistungen, welche in dieser Form nirgendwo sonst zu finden sind. Gute-Bauunternehmen.de listet vor allem Handwerksunternehmen aus allen Bereichen der Bauwirtschaft. Diese verpflichten sich zur Qualität und guter Arbeitsorganisation. Dies wird untermauert durch: eine umfassende Selbstbewertung, das Erfüllen von weitergehenden Anforderungen von Qualitätssiegeln, in diesem Portal veröffentlichten Bewertungen durch Bauherrn. Gute-Bauunternehmen.de stellt die einzige Internetplattform im Baubereich dar, die von Verbraucherschutzverbänden der Bauherren und Verbänden der Unternehmen gemeinsam betrieben wird. Sie macht dem Kunden zudem viele Qualitätssiegel gemeinsam sichtbar und stärkt gleichzeitig die Identität der einzelnen Siegel. 3 Regionale Netzwerke von INQA-Bauen Die Instrumente von INQA-Bauen werden von regionalen Netzwerken von INQA- Bauen und von den Partnerorganisationen umgesetzt. Regionale Netzwerk von INQA-Bauen bestehen aus mindestens drei Partnern (im o. g. Sinne der Grundsätze der Zusammenarbeit ). Sie handeln in eigener Verantwortung und werden dabei von INQA-Bauen im Rahmen der Möglichkeiten unterstützt. Regionale Netzwerke berichten dem INQA-Bauen-Plenum regelmäßig über die Arbeit des Netzwerkes und die

242 Schul darin entwickelten Ergebnisse. Sie tragen damit zur Weiterentwicklung von INQA- Bauen insgesamt bei. Die Vielfalt der Netzwerke ist eine entscheidende Grundlage für ihre Wirksamkeit und die Weiterentwicklung der Netzwerke und damit insbesondere auch von INQA-Bauen insgesamt. Um den regionalen Netzwerken einen möglichst großen Handlungsspielraum zu ermöglichen und dennoch mögliche Konflikte zu vermeiden, haben die Partner von INQA-Bauen Kriterien für ihre regionalen Netzwerke erarbeitet und beschlossen. Demnach erkennt ein regionales Netzwerk von INQA-Bauen die INQA-Bauen Leitgedanken an und arbeitet auf der Basis der Grundsätze der Zusammenarbeit von INQA-Bauen. Es hilft mit, die INQA-Bauen-Referenzinstrumente (CASA-bauen, Checkbauen, KOMKO-Bauen) und Gute-Bauunternehmen.de umzusetzen. Abb. 2: Regionale Netzwerke von INQA-Bauen 4 Studie Bauqualität und deren Wahrnehmung Aus der Arbeit des regionalen INQA-Bauen-Netzwerks Gutes Bauen in NRW heraus wurde eine Studie zur Bauqualität und Wahrnehmung der Bauqualität aus der Sicht von privaten und öffentlichen Bauherren und Bauunternehmen [3] beauftragt.

Schul 243 Maßgeblich daran beteiligt waren Vertreter von Bauindustrieverband NRW, Baugewerbliche Verbände, INQA-Bauen, Bildungszentren des Baugewerbes e.v. (BZB) sowie Bauherren. Durchgeführt wurde die Studie von Univ.-Prof. Dr. Manfred Helmus und seinem Team von der Bergischen Universität Wuppertal. Einbezogen wurden vorliegende Forschungsarbeiten sowie eine eigene praxisnahe Befragung von Bauherren und Bauunternehmen. Die Studie kommt zu dem wesentlichen Ergebnis, dass von Bauherren und Bauunternehmen zu wenig über Bauqualität gesprochen wird. Bauqualität ist kein selbsterklärender Begriff. Ein Drittel der privaten Bauherren gibt an, dass die Qualitätsmerkmale der Bauleistung weder besprochen werden, noch dass eine gemeinsame Definition vorgenommen wird. Die Unternehmer dagegen sind der Meinung, dass die Qualität der Bauleistungen mit den Bauherren ausreichend diskutiert und definiert wird. Wenn Bauherr und Bauunternehmen unterschiedliche Qualitätsvorstellungen besitzen und diese nicht abgleichen, kommt es regelmäßig zu Missverständnissen. Unzufriedenheit auf beiden Seiten ist vorprogrammiert [4]. Abb. 3: Unterschiedliche Wahrnehmungen von privaten Bauherren und Bauunternehmen zur Kommunikation über Qualität beim Bauen [4] 5 Die fünf Regeln des guten Bauens Die vielfältigen Erfahrungen von INQA-Bauen werden nicht zuletzt durch diese Studie untermauert und führen zu fünf wesentlichen Schlussfolgerungen, die in der ab

244 Schul Herbst 2013 laufenden zweiten Phase der bundesweiten Initiative in Form von Fünf Regeln des guten Bauens konzentriert und eingängig transportiert werden. Regel 1 Sich bewusst machen: Unser Bauprojekt kommt nicht von der Stange Jedes Bauwerk ist ein Unikat mit spezifischen Erwartungen, Zielen und Anforderungen an die Planung und Bauausführung. Bauherr, Planer und Bauunternehmen müssen sich diese Tatsache bewusst machen. Kein Bauprojekt läuft wie das andere. Unikate können nur von qualifizierten Menschen erstellt werden. Regel 2 Das Gleiche verstehen, das Passende bauen: Qualitätsvorstellun gen miteinander abstimmen Bauherr, Planer und Bauunternehmen müssen ihre Erwartungen, Ziele, Qualitätsvorstellungen und Möglichkeiten miteinander abstimmen. Dafür ist eine verständliche Planung und Beschreibung der Bauleistungen erforderlich. Vor allem sollte auch deutlich werden, welche Leistung in welcher Qualität welchen Preis hat. Regel 3 Miteinander Bauen, nicht gegeneinander Bauherr, Planer und Bauunternehmen achten gemeinsam darauf, dass die Bauarbeiten gut organisiert sind, engagiert und reibungslos ausgeführt werden können, dass die Baustelle sauber ist und es keinen Ärger mit den Nachbarn gibt. Zusammenarbeit, Leistung, Qualität und Preis alles muss stimmen. Dann können alle Beteiligten ihr fachliches und handwerkliches Können motiviert einbringen, ihre Kräfte auf das Bauwerk und nicht auf unnötige Konflikte konzentrieren. Regel 4 Für Kommunikation und Transparenz sorgen Planer und Bauunternehmen informieren ausführlich über die Planung und Bauwerkserstellung. So kann auch ein fachfremder Bauherr den gesamten Bauprozess nachvollziehen. Bauunternehmen und Planer informieren den Bauherrn rechtzeitig, wenn sich bei der Bauausführung Änderungen oder Terminverschiebungen ergeben. Genauso informieren Bauherren rechtzeitig, wenn sich ihre Vorstellungen während des Bauens ändern.

Schul 245 Regel 5 Sicher stellen, dass die Erwartungen zu Preis und Terminen erfüllt werden Planer und Bauunternehmen müssen dem Bauherrn auch im eigenen Interesse verdeutlichen, inwieweit bauliche Änderungswünsche Einfluss auf Preis und Termine haben. Dies sollte vor der jeweiligen Ausführung geschehen. Nur dann kann der Bauherr absehen, wie sich seine Wünsche auf Preis und Termine auswirken. 6 Offensive Gutes Bauen Die mehrjährige Erfahrung der Arbeit auf den verschiedenen Ebenen zeigt, dass INQA-Bauen eine reife nationale und branchenweite Initiative im Baubereich ist, die sich selbst - wie keine andere Initiative zuvor - Referenzinstrumente, Qualitätsstandards und Strukturen für Bauqualität erarbeitet hat. Über diese Standards und Strukturen haben auch die übergeordneten Themen der Initiative für eine neue Qualität der Arbeit [5] die Betriebe vor Ort bereits erreicht. INQA-Bauen bietet mit den aufgebauten Möglichkeiten viel mehr Potenziale als momentan genutzt werden. Vor diesem Hintergrund wird im Herbst 2013 eine zweite Phase der Initiative gestartet: im kommenden Herbstplenum am 25. und 26. September in der BAuA in Berlin werden die Partner gemeinsam über die folgenden Eckpunkte der geplanten Offensive Gutes Bauen in geübter INQA-Bauen-Manier umfassend beraten, beschließen und diese dann gemeinsam sowie in ihren jeweiligen Arbeitsstrukturen umsetzen. Neue Partner sind hierbei jederzeit hilfreich und willkommen. Aus INQA-Bauen wird Offensive Gutes Bauen Die Umbenennung von INQA-Bauen zu Offensive Gutes Bauen leitet die zweite Phase der nationalen Initiative für eine neue Qualität des Bauens ein. Die Offensive Gutes Bauen setzt die Ergebnisse der ersten Phase, die gemeinsam initiierten Vernetzungen und gemeinsam entwickelten Instrumente zur Bauqualität in konkretes Handeln um. Die Offensive Gutes Bauen arbeitet dabei weiter unter dem Dach der nationalen Initiative Neue Qualität der Arbeit. Offensiv werden heißt für die Partner dabei: Nicht jammern, offensiv denken: Wichtiger Bestandteil der Philosophie der Offensive Gutes Bauen ist der Kulturwandel in den Köpfen der Baubeteiligten hin zu mehr Planung, zu mehr Zusammenarbeit, zu mehr Mitarbeiterorientierung und zu mehr Kundenorientierung.

246 Schul Nicht debattieren offensiv handeln: Probleme sind beim Bauen zumeist kaum zu vermeiden, deshalb sind sie klar zu benennen. Die Referenzinstrumente der Offensive leisten hier erhebliche Unterstützung, gerade weil sie gemeinsam formulierte Qualitätsstandards von Bauherren, Planern, Bauunternehmen und allen weiteren Partnern sind. Probleme werden somit leichter als gemeinsame Probleme erkannt, für die gemeinsame Lösungen entwickelt werden können, die dann jeder Beteiligte in seinem Bereich zielgerichtet angehen kann. Selbstverpflichtung zum guten Bauen: Alle am Bauprojekt beteiligten Partner unterstützen die Fünf Regeln des guten Bauens für Bauherren, Planer und Bauunternehmen und treiben sie gemeinsam und in ihrer jeweiligen Arbeit voran. Diese Regeln konzentrieren die Erkenntnisse der Initiative INQA-Bauen und benennen das Grundverständnis aller am Bau-Beteiligten, wie sie miteinander in einem Bauprojekt umgehen wollen. Die fünf Regeln des guten Bauens sind gleichzeitig die kondensierten Kernaussagen der Offensive Gutes Bauen, um die sich die Inhalte und Praxishilfen gruppieren und die für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden sollen. Alle Partner sollen diese Regeln offensiv verbreiten und bei jedem Bauprojekt sollen diese Regeln von allen Beteiligten als gemeinsame Grundlage vereinbart und umgesetzt werden. Nutzen und Handeln: Es werden für alle Partner und Multiplikatoren in den Bereichen Bauherren, Planer, Bauunternehmen (und auch andere Multiplikatoren wie Arbeitsschützer, Koordinatoren nach Baustellenverordnung, Hochschulen, Berufsausbildung) zweiseitige Papiere erstellt, in denen die Unterstützungsangebote der Offensive Gutes Bauen und deren spezifischer Nutzen für die jeweilige Partnergruppe dargestellt werden. Dies wird die möglichen Maßnahmen im jeweils eigenen Handeln aufzeigen und deren Umsetzung erleichtern. Literatur [1] Sieker, Achim; Schul, Sebastian; Steinborn; Volker: INQA-Netzwerk Baustelle, Bundesarbeitsblatt 9-2004. Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales. [2] Initiative Neue Qualität des Bauens INQA-Bauen (Hrsg.): INQA-Bauen- Leitgedanken. Berlin: INQA-Geschäftsstelle c/o Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2006

Schul 247 [3] Helmus, Manfred; Offergeld, Berit: Qualität des Bauens, Bericht 44 der Initiative Neue Qualität der Arbeit. Berlin: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2012 [4] Gutes Bauen in NRW (Hrsg.): Bauqualität ist Teamwork Die unterschiedliche Wahrnehmung der Bauqualität und deren Folgen oder wie Ärger beim Bauen vermieden werden kann. Wiesbaden: INQA-Bauen 2012 [5] Initiative Neue Qualität der Arbeit (Hrsg.): Im Dialog für eine bessere Arbeitswelt - Publikationen 2012/2013. Berlin: INQA-Geschäftsstelle c/o Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2013