Hürden, Lücken und (Wieder-)Einstieg: Frauenerwerbstätigkeit im Lebenslauf

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Transkript:

Hürden, Lücken und (Wieder-)Einstieg: Frauenerwerbstätigkeit im Lebenslauf Vortrag von Eva M. Welskop-Deffaa, Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Fachtagung der KAS mit dem Landesfrauenrat Niedersachsen, 29. März 2014

I. Watch the Gap: Frauen fehlen in Führungspositionen, balancieren Familie und Beruf, bekommen niedrigere Löhne und geringere Renten II. Rollenbilder und Familienernährer III. Frauenbeschäftigung in den Dienstleistungsbereichen IV. Generationen-Responsivität & soziale Lebenslaufpolitik

Erster Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Aufmerksamkeit für Übergänge im Lebenslauf Lebensverlauf Berufswahl Berufseinstieg Berufstätigkeit Berufsausstieg Erwerbsunterbrechungen Auswirkungen Geschlechtsspezifisches Berufswahlverhalten Unterschiede bei Unterschiedliche Frauen und + Karriereerwartungen + in Führungs- Männern = von Frauen und Männern positionen beim Entgelt bei Teilzeit Alterssicherung Beeinflussende Faktoren (institutionelle Rahmenbedingungen, Arbeitsmarkt- und Betriebsstrukturen, Frauen- und Familienbilder)

Führungspositionen 2. Atlas zur Gleichstellung, BMFSFJ 2012

Führungspositionen Wippermann, Brücken und Barrieren, 2013 (5)

Führungspositionen Anteil Vollzeit erwerbstätiger Führungskräfte in der Privatwirtschaft, die werktags, samstags oder sonntags mindestens 1 Std. Hausarbeit leisten (DIW), Zahlen für 2009

Wiedereinstieg Wippermann, Zeit für Wiedereinstieg, 2011

Wiedereinstieg Quelle: Zeit für Wiedereinstieg Potenziale und Perspektiven ; BMFSFJ, Mai 2011

Wiedereinstieg Quelle: Zeit für Wiedereinstieg Potenziale und Perspektiven ; BMFSFJ, Mai 2011

Wiedereinstieg Quelle: Zeit für Wiedereinstieg Potenziale und Perspektiven ; BMFSFJ, Mai 2011

Wiedereinstieg Quelle: Zeit für Wiedereinstieg Potenziale und Perspektiven ; BMFSFJ, Mai 2011

Wiedereinstieg Quelle: Zeit für Wiedereinstieg Potenziale BMFSFJ, Mai 2011 und Perspektiven ;

Wiedereinstieg Quelle: Zeit für Wiedereinstieg Potenziale und Perspektiven ; BMFSFJ, Mai 2011

Gender Pay Gaps 7 % bereinigte Lohnlücke (bei gleicher Arbeit und gleichen Merkmalen) 22 % 59 % unbereinigte Lohnlücke (Durchschnitt aller Bruttostundenlöhne) Alterssicherungslücke zwischen Frauen und Männern

Gender Pension Gap Definition: Das Verhältnis der durchschnittlichen persönlichen eigenen Alterssicherungseinkommen von Frauen gegenüber denen von Männer (in Prozent) Aussage: Der Gender Pension Gap soll den relativen Unterschied der in Alterssicherungseinkommen kumulierten Erwerbseinkommen von Frauen und Männern während der gesamten Erwerbsphase widerspiegeln (er ist damit kein Maß für Altersarmut von Frauen). Höhe: Gender Pension Gap aktuell (Stand 2007): 59,6 % Veränderungen über die Zeit: minus 9,6 %-Punkte (1992 bis 2007) Prognose Gender Pension Gap 2020: 53 % (Berechnungen des Fraunhofer Instituts für das BMFSFJ) Deutliche regionale Unterschiede: Alte Länder: 63,8 % / Neue Länder: 36,7 % Auswirkungen der gemeinsamen Entscheidung für Kinder sind in den alten Ländern stark geschlechtsspezifisch ausgeprägt; Gender Pension Gap Alte Länder: Verheiratete mit Kindern 69,6 %, ohne Kinder 51,6 % Neue Länder: Verheiratete mit Kindern 39,6 %, ohne Kinder 34,3 %

Gender Pension Gap Quelle: 25 Jahre Bundesfrauenministerium (BMFSFJ 2011)

II. Rollenbilder und Familienernährer

02.04.2014 Wippermann, Jungen und Männer im Spagat, BMFSFJ 2013

Familienernährerinnen

Familienernährerinnen: Anteil an den Mehrpersonenerwerbshaushalten weibl. Familienernährerin alleinerzieh. 8,8% weibl.familienernährerin im PaarHH 9,0% Andere Kombinationen 2,6% männl. Familienernähre r alleinerzieh. 1,2% PaarHH beide verdienen gleich 20,9% männl. Familienernährer im PaarHH 57,5% Quelle: SOEP, Brehmer/Klenner/Klammer 2010.

III. Frauenbeschäftigung in den Dienstleistungsbereichen

Frauenbeschäftigung im Dienstleistungsbereich Mittlerweile sind fast drei Viertel aller Beschäftigten im Dienstleistungssektor tätig. Allein in den letzten 20 Jahren ist der Anteil der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor an allen Erwerbstätigen um 13,6 Prozentpunkte gewachsen. Wir beobachten einen Zuwachs von 23.4 Millionen Dienstleistungsbeschäftigten in den letzten 60 Jahren. Im Dienstleistungssektor sind überwiegend Frauen tätig: Frauen stellen bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung + im Gesundheits- und Sozialwesen 80% der Beschäftigten, + bei sonstigen Dienstleistungen 65%, + im Bereich Erziehung und Unterricht 69% + Finanz- u Versicherungsdienstleistungen 56% und + im Handel 52%. Quelle: ver.di 2013

Tarifbindung im ver.di-organisationsbereich Branche Branchentarifvertrag Haus-/ Firmen- Tarifvertrag Öffentliche Verwaltung/ Sozialversicherung Finanz-und Versicherungsdienstleistungen 87 11 79 2 Gesundheit, Erziehung und Unterricht 57 10 Wirtschaftliche Dienstleistungen 46 5 Gastgewerbe und sonstige Dienstleistungen 45 3 Verkehr/Logistik 44 15 Handel 43 4 Beschäftigte mit Tarifbindung 2011 in % Quelle: IAB-Betriebspanel 2011

Keine Brückenfunktion der Minijobs in den Dienstleistungsbranchen

Benachteiligung von Frauen bereits in der Berufsausbildung

Arbeitsfähigkeit im Lebenslauf Arbeitsfähig bis zur Rente in den Dienstleistungsberufen? Beispiel Pflegeberufe: [Ergebnisse des DGB-Index Gute Arbeit 2012]

IV. Generationen-Responsivität & soziale Lebenslaufpolitik

Generationen-Responsivität (1) Generation Y: jüngere Kohorte von Frauen und Männern (Jg. 1975 und jünger) Zeit für Familie und Beruf: Ausbau der Kinderbetreuung Demographiebewusst Einkommensperspektiven im Alter (2) Generation Golf: mittlere Kohorte von Frauen (Jg. 1965-1975) Perspektiven für den Wiedereinstieg stärken (3) Babyboomer-Generation: Frauen, die vor 1992 ihre Kinder bekommen haben (Jg. 1950-1965) lange Lücken in Erwerbsbiographie Nachteilsausgleichdurch Ausweitung der Kindererziehungszeiten auf 3 Jahre (4) Wirtschaftswunder-Generation: Frauen im Rentenalter Anrechnung von Pflegeleistungen auf den Rentenanspruch auch im Rentenalter

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit