Arbeit mit nicht deutschsprechenden Personen 1980-2017
Hauptziel von mudra e.v.: Unterstützung von Menschen mit Sucht/Drogenproblemen auf dem Weg in ein zufriedenes, selbstbestimmtes und gelingendes Leben Arbeitsansatz der mudra: Akzeptanzorientiert: Ziel der Beratung richtet sich nach Vorstellung der zu Beratenden Abstinenz kann, muss aber nicht oberstes Ziel der Beratung sein
Arbeit mit nicht deutschsprechenden Personen, die illegale Suchmittel konsumieren, stellt eine besondere Herausforderung dar Zugangsbarrieren neben den mangelnden Sprachkenntnissen: Struktur des Suchthilfesystems in Deutschland oftmals völlig unbekannt erreicht diese Menschen oft nur partiell (fühlen sich mit ihren Bedürfnissen und Realitäten oft nicht akzeptiert) Unklare Vorstellungen, was sich hinter Begriffen wie z.b.: Beratungsstelle, Therapie, Sozialstaat etc. verbirgt Drogenhilfe wird unter Umständen als Teil eines repressiven Systems wahrgenommen Mangelnde kultursensible Kompetenzen der Beratenden
Arbeit mit nicht Deutschsprachigen bei der Mudra von den Anfängen bis heute. Einstellung von Mitarbeiter_innen mit Migrationshintergrund oder mit guten Fremdsprachenkenntnissen und kultursensiblen Kompetenzen vorrangig 1987 Einstellung des ersten türkischsprachigen Mitarbeiters Bis 2001 Einstellung einer weiteren türkischsprachigen, einer russischsprachigen Mitarbeiterin und eines italienischsprachigen Mitarbeiters 2009-2012 Teilnahme am bundesweiten Transver-Modellprojekt zur Verringerung der Zugangsbarrieren von Migrant_innen zum Suchthilfesystem 2015 Einstellung einer weiteren russischsprachigen Mitarbeiterin für das Projekt Port für russischsprachige Klient_innen 2017 Einstellung eines farsisprachigen Mitarbeiters und einer Honorarkraft für 6 Stunden für Dari und Farsi momentan folgende Beratungssprachen möglich: Deutsch, Russisch, Türkisch, Farsi und Dari, Arabisch, Italienisch und Englisch
Positive Auswirkungen unserer Angebote: Gelebte Vielfalt offensichtlich Außenwirkung: Beratungsstelle als Spiegelbild der Vielfalt in unserer Gesellschaft unschätzbarer Effekt, auch wenn wir nur einige Sprachen sprechen Selbstverständlichkeit für uns und unsere Klient_innen Vergleichsweise hoher Anteil nicht oder wenig Deutschsprechender bzw. von Personen mit Migrationshintergrund (52% incl. Angehörige) Hohe Flexibilität, viele Mitarbeiter_innen sprechen mehrere Sprachen Beratung deutscher und nicht deutsch sprechender Personen Gemeinsamkeiten und Unterschiede sichtbar Ideen für die Zukunft: Workshop
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und viel Erfolg für die weitere Arbeit mit nicht deutschsprachigen Personen!
Planungen und Überlegungen für die Zukunft Aus-/Fortbildung und Einsatz von muttersprachlichen Peers, schwerpunktmäßig bei Sprachproblemen Schulungen, z.b. für Mitarbeiter_innen der Sozialdienste von Unterkünften Entwicklung von Apps in verschiedenen Sprachen (nur möglich in Vernetzung mit anderen Institutionen) Plakate in Anlaufstellen und Unterkünften mit Barcode-App Konzeptionierung der Substitutionsbegleitung mittels muttersprachlicher Ärzt_innen Verteilung von mehrsprachigen Flyern in Unterkünften Anonymes Online-Beratungsangebot Niedrigschwelliges Gesundheitszentrum für Geflüchtete
Entwicklung kultursensibler Kompetenzen sind unabdingbar für die Arbeit mit Nichtdeutschsprachigen Im Einzelnen: Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmale Motivation und Interesse an interkulturellem Kontakt Unvoreingenommenheit; Verzicht auf negative Bewertungen Positive Einstellung zu einer fremden Kultur Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu akzeptieren Höflichkeit, Freundlichkeit, Diplomatie, Geduld und Toleranz Wissen und Kenntnisse Allgemeines Wissen und Bewusstsein für kulturelle Unterschiede Kenntnisse über Eigenheiten anderer Kulturen (Werte, Normen, Konventionen) Kenntnis über Kommunikations- und Interaktionsregeln der Kultur
Weitere kultursensible Kompetenzen: Kommunikationsfähigkeit Beherrschung von Strategien zur Vermeidung und Klärung von Missverständnissen Fähigkeit, bedeutungsvolle Dialoge mit Mitgliedern anderer Kulturen in Gang zu setzten und aufrechtzuerhalten Selbstdarstellung und Interaktionsmanagement Fähigkeit des Aushandelns von für beide Seiten akzeptierbaren Identitäten Bereitschaft fremdkulturelle Perspektiven und Rollen einzunehmen Empathiefähigkeit
Rezept: Interkulturelle Kompetenz 3 Esslöffel Sympathie 70 g Erkennen von Affekten 2 Gläser frische Anteilnahme 4 Stück eingelegter Scharfsinn 5 Tüten Querdenken 1 Prise freundliche Neugier (es dürfte auch ein bisschen mehr sein) 1 Portion Weisheit 5-9 Messerspitzen sinnliche Erfahrung und viele, viele Geschichten (von Schlippe, El Hachimi)