Einsatz von Magnesiumsulfat in der Geburtshilfe Fetale Neuroprotektion und Eklampsieprophylaxe

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Für Sie kommentiert 18/3/2009

Transkript:

Einsatz von Magnesiumsulfat in der Geburtshilfe Fetale Neuroprotektion und Eklampsieprophylaxe Ioana Lakovschek Universitätsklinik für Frauenheilkunde Graz

Eklampsie Eklampsie: Komplikation der Präeklampsie mit charakterist. tonisch-klonischen blitzartige Anfälle (Eclampsia convulsiva) die keiner anderen Ursache zugeordnet werden können. Präeklampsie: > 20. SSW auftretende Blutdruckwerte 140 und/oder 90 mm Hg Proteinurie ( 300mg/24 h bzw. > + U-Sticks). Eklampsie nur in etwa 50% mit schwerer Hypertonie assoziiert und selbst bei fehlen- der Hypertonie oder Proteinurie möglich (14-34% der Fälle) Prodromalsymptome: zentral-nervöse Symptome: Augenflimmern, persistierende Kopfschmerzen, Hyperreflexie; (Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen) Eklampsie in 1 von 2000 Schwangerschaften

Eklampsieprophylaxe: Literatur 1906 erster Bericht wo MgSO4 als Eklampsiemittel eingesetzt wurde MAGPIE Trial Lancet 2002: Magnesium sulphate halves the risk of eclampsia, and probably reduces the risk of maternal death. There do not appear to be substantive harmful effects to mother or baby in the short term. ACOG Practice Bulletin 2002: Significant evidence supports the use of magnesium sulfate to prevent seizures in women with severe preeclampsia and eclampsia. WHO Practice Guidelines 2006: Recommendations for the use of magnesium sulphate at the primary health care level in cases of pre-eclampsia and eclampsia. AWMF/DGGG Leitlinie 2010: Die Behandlung der ersten Wahl zur Prophylaxe einer Eklampsie besteht in der intravenösen Gabe von Magnesiumsulfat, da mit Magnesiumsulfat eine signifikante Reduktion der Eklampsierate zu erreichen ist.

Eklampsieprophylaxe: Wann geben? Eklampsie: Therapie erster Wahl im Rahmen des Krampfgeschehens (überlegen dem Phenytoin/Diazepam) Präeklampsie und Prodromalsymptome der Eklampsie Schwere Präeklampsie: Neurologische Symptome (schwere Kopfschmerzen, Sehstörungen) Leberbeteiligung (Transaminasenanstieg über mehr als 2x Normalwert, schwere Oberbauchschmerzen) Hämatologische Störungen (Thrombozytopenie unter 100 000, Hämolyse) Säuerstoffsättigung unter 90 %, bzw. Lungenödem oder Zyanose Blutdruck 160 und/oder 110 mm Hg Nierenfunktionseinschränkung (Kreatinin 0.9 g/l oder Oligurie < 30 ml/h ü. 3h) Proteinurie 5 g/24 h Fetale Wachstumsrestriktion HELLP

Eklampsieprophylaxe: Verabreichungsschema Hghj 4g Bolus/ 1g/h Dauertherapie 6g Bolus/ 2g/h Dauertherapie

Neuroprotektion: Literatur Doyle et al. Cochrane Database Syst Rev. 2009 The neuroprotective role for antenatal magnesium sulphate therapy.is now established. The number of women needed to be treated to benefit one baby by avoiding cerebral palsy is 63. Magee et al. SOGC Clinical Practice Guideline. 2011 For women with imminent preterm birth ( 31+6 weeks), antenatal magnesium sulphate administration should be considered for fetal neuroprotection. (I-A) ACOG, Committee Opinion 2010 The available evidence suggests that magnesium sulfate given before anticipated early preterm birth reduces the risk of cerebral palsy in surviving infants. NHMRC, National Clinical Practice Guidelines 2012 In women at risk of early preterm imminent birh, use magnesium sulphate for neuroprotection of the fetus, infant and child.

Neuroprotektion: Indikation Gestationsalter < 32. SSW Einling- und Mehrlingsschwangerschaften Unmittelbare Frühgeburt zu erwarten: 30 Min. bis 24 h Frühgeburt im Gange: Muttermundsweite 4-8 cm mit/ohne vorzeitigem Blasensprung (pprom) Indizierte/geplante Frühgeburt in den nächsten 24 h (bei z.b. Präeklampsie/HELLP-Syndrome, IUGR etc.) Maternale Kontraindikationen gegenüber der MgSO4-Therapie wie z.b.: NINS, Myasthenia gravis, AV-Block etc.

Neuroprotektion