1 Wirtschaft und Arbeitsmarkt. 2 Einkommen und soziale Sicherheit. 3 Betriebliche Gesundheitspolitik und Umwelt

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Transkript:

II. Berichte zur wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen und kulturellen Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 1 Wirtschaft und Arbeitsmarkt 2 3 Betriebliche Gesundheitspolitik und Umwelt 4 Kultur 174 sdfs df

2 2.1 Weiterhin Verdienstabstand Vor allem als Folge der Entlastungen bei der Einkommensteuer stiegen im vergangenen Jahr in Deutschland die realen Nettoverdienste je Arbeitnehmer um 0,7 Prozent. Im Saarland stiegen die Bruttomonatsverdienste im Produzierenden Gewerbe ähnlich wie im Bundesdurchschnitt. Strukturbereinigt erhöhte sich jedoch der Rückstand zum Bundesgebiet. Dies gilt für die Arbeiterverdienste (-2,7 Prozent) und in sehr viel stärkerem Maße bei den Angestellten (-14,6 Prozent). Seit 1991 mussten die Arbeitnehmer reale Kaufkrafteinbußen hinnehmen. Hinzu kommt eine gravierende Schieflage bei der Verteilung der Vermögen. Dies alles muss als Signal verstanden werden, korrigierend tätig zu werden. In zahlreichen Wirtschaftszweigen wurden bereits im Jahr 2000 Lohn- und Gehaltstarifverträge für das Jahr 2001 abgeschlossen. Daher wurden in 2001 nach Angaben des WSI-Tarifarchivs lediglich für rund 5,7 Mio. Beschäftigte neue Vergütungsabkommen geschlossen. Aus den in den beiden Vorjahren getroffenen Verträgen traten in 2001 für weitere rund 13,2 Mio. Beschäftigte Tariferhöhungen in Kraft. Insgesamt erhöhten sich die Tarifverdienste 2001 durchschnittlich um 2,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 (jahresbezogene Tarifsteigerung). Die effektiven monatlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer stiegen 2001 in Deutschland um 1,8 Prozent. Netto war der Anstieg deutlich höher, hier waren es 3,2 Prozent mehr als im Jahr 2000. Hierzu haben in erster Linie die zu Beginn des vergangenen Jahres wirksam gewordenen Steuerentlastungen beigetragen. Gleichzeitig stiegen im vergangenen Jahr stark in der ersten Hälfte, weniger stark in der zweiten die Preise insbesondere für Heizöl und Kraftstoffe. Die Lebenshaltungskosten erhöhten sich auch auf Grund tierseuchenbedingten Preisauftriebs bei den Lebensmitteln. Per Saldo stehen den um 3,2 Prozent höheren Nettolöhnen und -gehältern um 2,5 Prozent höhere Verbraucherpreise gegenüber bleibt ein realer Zuwachs der Nettoverdienste in Höhe von 0,7 Prozent. Minimaler Reallohnanstieg In diesem Jahr sind Reallohnzuwächse (und damit Impulse für die Konsumentwicklung und damit für Wachstum und Beschäftigung) nur auf Grund deutlich verbesserter Abschlüsse bei den laufenden Tarifrunden zu erwarten. Entlastende Effekte durch Rücknahme des Einkommensteuertarifs 203

bleiben 2002 aus erst im nächsten Jahr greift die nächste Stufe bei den Lohnund Einkommensteuersenkungen. Höhere Ökosteuern und Anhebungen bei den Versicherungs- und Tabaksteuern treiben die Preise und schmälern die Aussichten auf hohe reale Einkommenszuwächse im laufenden Jahr. Der kostenneutrale Verteilungsspielraum für eine stabilitätsorientierte Lohnentwicklung aus Preissteigerung (2,5 Prozent) und Produktivitätszuwachs je Erwerbstätigenstunde (1,4 Prozent) konnte auch im vergangenen Jahr bei weitem nicht ausgeschöpft werden. Dies ist seit 1996 nicht mehr gelungen. Angesichts der Kaufkraftverluste der Arbeitnehmer in den 90er Jahren bleibt nach wie vor noch ein gewaltiger Aufholbedarf. Auch die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Lohnquote (Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen) macht die Verschiebung über die Jahre zulasten der Arbeitnehmereinkommen deutlich. Die Quote für Gesamtdeutschland hat sich erst in den letzten drei Jahren leicht konsolidiert, nachdem seit Beginn der 90er Jahre eine kräftige Umverteilung zugunsten der Gewinnquote zu Grafik 1 Prozent 7 6 5 4 3 2 1 Tarifverdienstentwicklung und Verteilungsspielraum Verteilungsspielraum Tarifverdienst 0 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Verteilungsspielraum = Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995 je geleisteter Erwerbstätigenstunde + Preisentwicklung für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte Ab 1996 Gesamtdeutschland Quelle: bis 1995 WSI, ab 1996 DIW, SVR Arbeitskammer 204

verzeichnen war. Mit aktuell 72,5 Prozent ist das Niveau der Jahre 1992 1995 allerdings noch lange nicht erreicht. Die Produktivität (Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen) erhöhte sich von 1991 bis 2001 in Deutschland nominal (in jeweiligen Preisen) um 36,1 Prozent. Im gleichen Zeitraum stiegen die Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer im Durchschnitt von 1.150 Euro auf 1.410 Euro pro Monat prozentual also um 22,6 Prozent. Gleichzeitig verteuerte sich jedoch die Lebenshaltung um 25,7 Prozent. Netto und real lagen somit die monatlichen Löhne und Gehälter je Arbeitnehmer um 2,5 Prozent unter dem Wert von 1991 und dies bei deutlich gestiegener Produktivität. Saarland: Zuwachs wie im Bundesgebiet Die Bruttomonatsverdienste der saarländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Arbeiter und Angestellte zusammen) im Produzierenden Gewerbe insgesamt sind im vergangenen Jahr um 2,1 Prozent gestiegen. Die saarländische Steigerungsrate unterschied sich dabei nur sehr unwesentlich von dem Zuwachs im früheren Bundesgebiet, wo die Verdienste um 2,0 Prozent zulegten. In den einzelnen Gewerbezweigen gab es hierbei allerdings erhebliche Unterschiede. Erhebliche Unterschiede in den Teilbereichen Dies gilt insbesondere für die nicht so strukturgewichtigen Bereiche. Die Schwergewichte unterschieden sich in den Zuwachsraten kaum. Die Arbeiter- und Angestelltenverdienste im Maschinenbau, im Fahrzeugbau und in der Herstellung von Metallerzeugnissen lagen jeweils leicht über dem Durchschnitt von 2,1 Prozent. Lediglich in der Metallerzeugung und -bearbeitung stiegen die Bruttomonatsverdienste etwas unterdurchschnittlich. Für alle vorgenannten Wirtschaftszweige also auch für die Metallerzeugung und -bearbeitung war die Steigerung der Bruttoverdienste höher, als dies für das gesamte frühere Bundesgebiet zu errechnen war. Umgekehrtes gilt für den Dienstleistungsbereich. Im Einzelhandel, im Großhandel, im Kredit- und im Versicherungsgewerbe war die Entwicklung zum Teil sehr viel weniger günstig und dies bei ohnehin zum Teil recht deutlichen Verdienstrückständen in diesen Bereichen. Am augenfälligsten war diese Entwicklung im Versicherungsgewerbe, wo im Saarland nur 1 Prozent, im früheren Bundesgebiet aber 3,4 Prozent brutto mehr zu verdienen war. Stark zugelegt haben die Verdienste im saarländischen Kreditgewerbe (3,6 Prozent) allerdings hatten die Kollegen in Westdeutschland mit einem 3,9-Prozent-Plus noch einmal mehr auf dem Konto. 205

Tabelle 1 Bruttomonatsverdienste der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Saarland und im Bundesgebiet/West Saarland Veränderung Bund (West) Veränderung Abstand Wirtschaftszweig 2001 2001/2000 2001 2001/2000 Saar/ Bund in DM in % DM in % in DM in % Produzierendes Gewerbe insgesamt 5.285 2,1 5.560 2,0 275 4,9 Verarbeitendes Gewerbe 5.295 2,4 5.602 1,9 307 5,5 Ernährungsgewerbe 4.333 2,1 4.905 1,7 572 11,7 Textil- und Bekleidungsgewerbe 3.901 0,2 4.359 2,3 458 10,5 Holzgewerbe (ohne Herst. von Möbeln) 5.050 1,4 4.582 0,8 468 10,2 Papier-, Verlags- und Druckgewerbe 5.222 1,1 5.619 1,3 397 7,1 Chemische Industrie 4.938 0,5 6.132 2,0 1.194 19,5 Herstellung von Gummi- u. Kunststoffwaren 4.806 2,9 4.853 1,5 47 1,0 Herstellung und Verarbeitung von Glas 4.314 0,2 4.868 1,2 554 11,4 Metallerzeugung u. -bearbeitung, H. v. Metallerzeugnissen 5.341 2,0 5.231 1,4 110 2,1 Metallerzeugung und -bearbeitung 5.430 1,7 5.549 1,1 119 2,1 Herstellung von Metallerzeugnissen 5.174 2,1 5.039 1,4 135 2,7 Stahl- und Leichtmetallbau 5.272 3,4 5.076 0,9 196 3,9 Maschinenbau 5.310 2,3 5.833 2,1 523 9,0 H. v. Büromasch., DV-Anlagen, Elektrot., Feinmech., Optik 5.027 2,7 5.883 2,4 856 14,6 Fahrzeugbau 5.846 2,2 6.273 1,9 427 6,8 Herst. v. Kraftwagen und Kraftwagenteilen 5.865 2,2 6.254 1,6 389 6,2 H. v. Möbeln, Musikinstrumenten u. sonst. Erz. 4.457 5,6 4.660 1,9 203 4,4 Energie- und Wasserversorgung 6.110 1,3 6.148 1,8 38 0,6 Baugewerbe (ab 1999 Hoch- und Tiefbau) 4.815 2,6 5.045 1,7 230 4,6 Großhandel 4.543 1,5 5.374 2,6 831 15,5 Einzelhandel (oh. Kfz. u. Tankst.); Rep. v. Gebrauchsgütern 5.383 2,2 4.232 2,8 367 8,7 Kreditgewerbe (ab 2000 Kreditinst. ohne Spezialkreditinst.) 5.820 3,6 6.027 3,9 207 3,4 Versicherungsgewerbe 5.439 1,0 6.407 3,4 968 15,1 Produzierendes Gewerbe; Handel; Instandhaltung u. Rep. von Kfz u. Gebrauchsgütern; Kredit- u. Versicherungsgewerbe insges. 5.182 2,2 5.510 2,3 328 6,0 Bundeswerte 2001 ohne Berlin Quelle: Statistisches Landesamt Saarland, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen. Arbeitskammer 206

Bei den weniger strukturgewichtigen Wirtschaftszweigen ist der Verdienstzuwachs bei der Herstellung von Möbeln, Musikinstrumenten und sonstigen Erzeugnissen zu beachten: 5,6 Prozent mehr, bei einem westdeutschen Zuwachs von 1,9 Prozent, bringt den Bruttoverdienst hier etwas näher an den Durchschnitt. Die Steigerungen in den Bereichen Textil und Bekleidung sowie Herstellung und Verarbeitung von Glas sind mit jeweils 0,2 Prozent kaum der Rede wert in beiden Wirtschaftszweigen konnten die Kollegen außerhalb des Saarlandes im Übrigen etwas stärker zulegen in der Chemischen Industrie hatte die Verdienstentwicklung sogar ein negatives Vorzeichen (bei einem Zuwachs im früheren Bundesgebiet von 2 Prozent). Alles in allem hat die geringfügig bessere Entwicklung im vergangenen Jahr wenig am Verdienstrückstand der saarländischen Arbeiter und Angestellten geändert. Im Produzierenden Gewerbe beträgt der Negativabstand jetzt 4,9 Prozent (nach 5,1 Prozent im Vorjahr), das Verarbeitende Gewerbe liegt 5,5 Prozent (nach 5,9 Prozent) zurück und der Abstand in allen Bereichen (Produzierendes Gewerbe, Baugewerbe, Handel, Versicherungsgewerbe etc.) ist wegen der oben beschriebenen Entwicklung der Verdienste in den Dienstleistungsbereichen sogar noch größer geworden (-6 Prozent, nach -5,8 Prozent in 2000). Strukturbereinigt: Saar-Rückstand bei den Löhnen... Diese Betrachtung berücksichtigt noch nicht die unterschiedlichen Gegebenheiten zwischen dem Saarland und dem früheren Bundesgebiet insgesamt hinsichtlich Branchen-, Geschlechts- und Leistungsgruppenstruktur. Strukturbereinigt (also unter Annahme der dortigen Strukturen für das Saarland) ergibt sich für die saarländischen Arbeiterinnen und Arbeiter ein Rückstand bei den Bruttostundenverdiensten von 2,7 Prozent. Im vergangenen Jahr wurde in Westdeutschland brutto je Stunde noch 2,4 Prozent mehr verdient als im Saarland der Rückstand hat sich also wieder vergrößert.... und vor allem bei den Gehältern weiter gestiegen Gleiches gilt auch für die saarländischen Angestelltenverdienste. Auch hier ergibt die Annahme westdeutscher Branchen-, Geschlechts- und Leistungsgruppenstruktur für die saarländischen Angestellten (im Produzierenden Gewerbe, Baugewerbe, Handel, Versicherungsgewerbe etc.) ein weiteres Zurückfallen. Hier allerdings ist der Abstand noch größer und im Vorjahresvergleich klafft die Schere bei den Bruttomonatsverdiensten noch weiter auseinander: -14,6 Prozent, nach -13,8 Prozent im vergangenen Jahr. Über Jahre hinweg ist bei den Bruttoverdiensten der Angestellten der Rückstand des Saarlandes stetig und regelmäßig angewachsen. 207

Grafik 2 0-2 -4-6 -8-10 -12-4,9-4,5-4,7 Entwicklung des Verdienstabstandes zum Bundesgebiet (West) Minderverdienste in Prozent Arbeiter -5,0-3,7-6,6 Angestellte Verteilungsschieflagen bei Einkommen und Vermögen Über einen längeren Zeitraum betrachtet sinnvollerweise wählt man hier den Zeitraum ab 1991 (Übergang auf den Gebietsstand Gesamtdeutschland und Änderung der statistischen Systematik) hat sich eine zunehmende Ungleichentwicklung bezüglich Entwicklung der Arbeitseinkommen auf der einen Seite und der der Steigerung der Einkommen aus Gewinnen und Vermögen auf der anderen Seite herausgebildet. Darüber hinaus besteht eine große Ungleichheit bei der Verteilung der Vermögen. Seit 1991 Arbeitnehmerkaufkraft deutlich gesunken So ist festzustellen, dass die ohnehin auch brutto nur mäßig angewachsenen Arbeitseinkommen (reale Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer: 1991 2001: +4,2 Prozent) durch Steuern und Sozialabgaben immer stärker belastet werden. Netto, d.h. nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben, hatten die Arbeitnehmer real deutlich weniger zur Verfügung: -2,5 Prozent weniger Nettoeinkommen bedeutet letztlich auch 2,5 Prozent weniger Kaufkraft je Arbeitnehmer als 1991. In den Jahren 1994 1997 war der Nettoreallohn stark rückläufig und verharrte seitdem mehr oder weniger auf dem gesunkenen Niveau. Ursache hierfür, neben den geringen Bruttolohnerhöhungen: die zunehmende Steuer- und Sozialversicherungsbelastung der Arbeitnehmer. -4,5-10,5-2,4-2,7-14 -13,8-16 -14,6 1980 1985 1990 1995 2000 2001 Bruttostundenverdienst der Arbeiter im Produzierenden Gerwerbe (strukturbereinigt) Brutomonatsverdienst der Angestellten im Produzierenden Gewerbe, Handel, Bank-, Versicherungsgewerbe (strukturbereinigt) Quelle: Statistisches Landesamt Saarland, eigene Berechnungen Arbeitskammer Die ohnehin relativ geringe Belastung der Gewinn- und Vermögenseinkommen durch die öffentlichen Haushalte nahm im Übrigen im vorgenannten Zeitraum weiter deutlich ab. Während die Lohnsteuerbelastung der 208

Bruttolöhne und -gehälter von 16,3 Prozent im Jahr 1991 auf 19,4 Prozent im Jahr 2000 anstieg, verringerte sich die Belastung der Gewinn- und Vermögenseinkommen durch direkte Steuern im gleichen Zeitraum von 7,3 Prozent auf 6,7 Prozent. Die Beitragsbelastung (Sozialbeiträge) der Bruttolöhne und -gehälter stieg von 14,3 Prozent im Jahr 1991 auf 16,1 Prozent im Jahr 2000. Die Belastung der Gewinn- und Vermögenseinkommen durch Sozialbeiträge stieg hingegen von 2,8 Prozent um kaum spürbare 0,2 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent an. 1 Die Finanzierung des Sozialstaates wird damit nach wie vor zum größten Teil aus den Bruttolohneinkommen finanziert, die Umverteilung über das Steuer- und Abgabensystem erfolgt innerhalb der Arbeitnehmerschaft. Grafik 3 225 200 175 150 125 100 75 1980 1981 Entwicklung der Gewinne und Löhne Messziffern (1980 = 100) - ab 1991 Deutschland - Gewinne 1) Löhne 2) Löhne je Arbeitnehmer 3) 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1) reale Nettogewinne, in BIP-Preisen von 1991, 2) reale Nettolohnsumme, inlebenshaltungskosten von 1991, 3) reale Nettolohnsumme je Arbeitnehmer, in Lebenshaltungskosten von 1991. Quelle: DGB nach Stat. Bundesamt Arbeitskammer Vermögen: mehr Reiche und mehr Arme 1998 1999 2000 2001 Bezüglich der gravierenden Ungleichheit bei Verteilung der Vermögen und somit der daraus resultierenden Einkommen macht der Erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr aufschlussreiche Aussagen. Die Bestandsaufnahme und Analyse der Entwicklung in Deutschland bis 1998 macht in fast allen Lebensbereichen deutlich, dass soziale Ausgrenzung zugenommen und Verteilungsgerechtigkeit abgenommen hat. 2 Nach den im Bericht definierten Einkommensarmuts- und Einkommensreichtumsgrenzen sind in Westdeutschland seit 1973 sowohl die Armutsquote (Bevölkerungsanteil mit 50 oder weniger Prozent des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens) als auch die Reichtumsquote (Bevölkerungsanteil mit dem Doppelten oder mehr des durchschnittlichen 209

Nettoäquivalenzeinkommens) angestiegen. Die Armutsquote erhöhte sich von 6,5 auf 10,9 Prozent. Die Reichtumsquote stieg von gut 4 auf rund 5 Prozent, während sich der mittlere Bereich ausdünnte. 3 Da in den Erhebungen (Einkommens- und Verbrauchsstichproben der amtlichen Statistik) die oberen Einkommensbereiche nicht vollständig erfasst werden, ist die Reichtumsquote noch unterschätzt. Bei der Betrachtung der privaten Vermögensverteilung sind Vermögensbestände, Vermögenseinkommen und Vermögensbildung im Zusammenhang zu sehen. Das Privatvermögen, das verzinsliches Geldvermögen und Immobilien abzüglich Bau- und Konsumschulden umfasst, ist in Deutschland nach wie vor sehr ungleichmäßig verteilt. Nach der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (in welche die reichsten Haushalte noch nicht einmal einbezogen sind) entfielen 1998 (letzte verfügbare Daten) 42 Prozent des Privatvermögens auf die vermögendsten 10 Prozent der Haushalte. Die unteren 50 Prozent der Haushalte in der Vermögenspyramide verfügten insgesamt lediglich über einen Anteil von rund 4,5 Prozent am gesamten Privatvermögen. 4 Alles in allem ist festzuhalten: Die Schieflage bei der Verteilung und dies gilt sowohl für die Einkommen als auch für die Vermögen muss als Signal an die Politik verstanden werden, hier korrigierend tätig zu werden. Nicht nur kurzund mittelfristige Störungen des ökonomischen Gleichgewichts durch die Aushöhlung der Massenkaufkraft werden durch die Verteilungsschieflage begründet. Auch gesellschaftspolitische Gleichgewichte, die letztendlich den sozialen Frieden und damit die Grundlage für jedes wirtschaftliche Handeln in unserem Staat begründen, geraten so in Gefahr. 1 Vgl. Schäfer, C.: Ungleichheiten politisch folgenlos? Zur aktuellen Einkommensverteilung, in: WSI-Mitteilungen 11/2001, S. 662 2 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung: Lebenslagen in Deutschland. Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Berlin 2001, S. XV 3 Siehe auch: Hauser, R.: Soziale Ausgrenzung nimmt zu, in: Böckler zum Bündnis, Nr. 14, S. 4 4 Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung: Lebenslagen in Deutschland. Berlin 2001, S. 67, Tabelle S. 551. 210