Makroökonomik für Betriebswirte

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Transkript:

Makroökonomik für Betriebswirte 4. Die Neoklassik Dr. Michael Paetz Universität Hamburg Fachbereich Volkswirtschaftslehre Oktober 2017 Email: Michael.Paetz@wiso.uni-hamburg.de

Die Neoklassik Die Nationalökonomik - eine formal exakte Wissenschaft? Durchbruch in der Zeit zwischen 1850 und 1900 Bis heute einflussreichste Denkschule der Makroökonomik Individuelle Optimierung und Marginalismus Mikroökonomische Theorie? Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 2 / 48

4.1 DER WEG ZUR NEOKLASSIK Der Homo Oeconomicus und die klassische Mechanik

Der Weg zur Neoklassik Die klassische Nationalökonomie Klassische Ökonomen: längerfristiges Wachstum, Preisbildung und Einkommensverteilung Adam Smith: Die unsichtbare Hand des Marktes: Funktionierender Wettbewerb schützt vor Wucher Wenn alle Einzelinteressen folgen, wird in der Summe das Gesamtinteresse gefördert, ohne dass dies bewusst geschieht Philosophische Denkschule: Utilitarismus im Sinne (vor-)klassischer Ökonomen wie Francis Hutcheson oder David Hume Menschliches Verhalten nicht in Gut und Böse einteilen, sondern danach, ob das Glück gefördert wird, also ob es nützlich ist Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 4 / 48

Der Weg zur Neoklassik Der Weg zu einer formal exakten Wissenschaft Wunsch, eine echte Wissenschaft zu werden Economic Man ist bewusst unrealistisches, abstraktes Wesen, welches eine anständige Wissenschaft ermöglichen soll: Not that any political economist was ever so absurd as to suppose that mankind are really thus constituted, but this is the mode in which science must necessarily proceed. Buchdruck brachte erste Physiklehrbücher hervor Auch die Nationalökonomie wollte eine formal exakte Wissenschaft sein Geburtsstunde der Neoklassik Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 5 / 48

Der Weg zur Neoklassik Die marginalistische Revolution Typisch: Denken in Grenzbegriffen Im Optimum entsprechen die Grenzerträge einer Firma ihren Grenzkosten Gemeint: Zusätzliche Erträge und Kosten Bei steigender Produktionsmenge sinken die zusätzlichen Erträge......und steigen die zusätzlichen Kosten. Produktion ausweiten, solange zusätzliche Erträge > zusätzliche Kosten Im Optimum wird gerade so viel produziert, dass beide Größen gleich sind! Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 6 / 48

Der Weg zur Neoklassik Der Mensch als rationaler Nutzenmaximierer Optimierung unter Nebenbedingungen prägt neoklassische Problemanalyse Alles andere wäre irrational und wird ausgeschlossen (moderne Erweiterungen erlauben begrenzte Rationalität) Gleichgewichte: Zustände, in denen kein Individuum mehr einen Grund hat, Verhalten zu ändern Marktdiagramme mit Angebots- und Nachfragekurven Methodologischer Individualismus: Alle ökonomischen Phänomene basieren auf Entscheidungen Einzelner Auch Institutionen, Familien oder die Regierung sind nicht mehr als Zusammenschlüsse von Individuen, die der selben Logik folgen wie die einzelnen Individuen selbst Dichotomie (Trennung) zwischen realer und monetärer Sphäre Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 7 / 48

Der Weg zur Neoklassik Das Kapital? Bis heute kein klar definiertes Konzept Technisch: Bestand an Maschinen und anderen Produktionsmitteln Finanziell: Fonds und andere finanzielle Ressourcen Cambridge-Cambridge Kontroverse: Was ist Kapital und wie misst man es? Hier: Derzeitige Ausstattung mit Produktionsmitteln (Maschinen, Gebäude, Fahrzeuge, Organisationsstrukturen, usw.) Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 8 / 48

4.2 PRODUKTIONSFUNKTION Positive aber abnehmende Grenzerträge...

Die Produktionsfunktion Positive, aber abnehmende Grenzerträge (1) (2) F N > 0, F K Y = F (N, K ), > 0, F NN < 0, F KK < 0, F NK > 0 mit Y : Output, N: Arbeit, K :Kapital (Maschinen), alle Variablen real 1. Jede zusätzliche Einheit Arbeit (Kapital) erhöht die Produktion: F N > 0, F K > 0 2. Die Zuwächse werden aber immer geringer: F NN < 0, F KK < 0 Kooperative Faktoren ( F NK > 0) : 3. Jede weitere Einheit Kapital (Arbeit) erhöht die Grenzproduktivität der Arbeit (des Kapitals) Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 10 / 48

Die Produktionsfunktion Plausibel? Eine größere Anzahl von Arbeitnehmern sollte mehr herstellen als eine geringere (Punkt 1) Produktionszuwachs sollte mit steigendem Arbeitseinsatz abnehmen, weil zunächst Tätigkeiten mit höchstem Ertrag erledigt werden (Punkt 2). Eine bessere Kapitalausstattung (z.b. neuere und/oder leistungsfähigere Maschinen) sollte zudem die Produktion eines Betriebes bei gleicher Anzahl von Arbeitnehmern erhöhen. Dies führt zu einer höheren Produktion pro eingesetzter Arbeitseinheit und somit zu einer höheren Arbeitsproduktivität (Punkt 3). Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 11 / 48

Die Produktionsfunktion Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 12 / 48

4.3 DIE UNTERNEHMEN Die Arbeitsnachfrage

Das repräsentative Unternehmen Die repräsentative Firma Ergebnisse für individuelle Firma gilt ebenso für den Unternehmenssektor Gewinnmaximierung Kapitalkosten: Gesamte Kapitalausstattung wird durch Fremdkapital finanziert Alternative Interpretation: Zinskosten sind Opportunitätskosten Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 14 / 48

Das repräsentative Unternehmen Die repräsentative Firma Bruttoinvestition: I b = K K 0 Neuverschuldung: B = P (K K 0 ) Bisheriger Kapitalbestand = Verschuldung: PK 0 = B 0 i( B }{{} 0 +P (K K 0 ) }{{} ) = ipk Schuldenstand Neuverschuldung Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 15 / 48

Das repräsentative Unternehmen Das typische Optimierungsproblem max PF (N, K ) {N,K } }{{}}{{} WN }{{} ipk δpk }{{}, Erlöse Lohnkosten Kapitalkosten Abschreibungsverluste Bedingungen erster Ordnung (3) (4) W P = F N i + δ = F K Grenzproduktivität der Arbeit entspricht Reallohn Grenzproduktivität des Kapitals entspricht Zins zuzüglich Abschreibungsrate Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 16 / 48

Das repräsentative Unternehmen Grenzertrag = Grenzkosten F N W P = F N, wird bei zunehmendem Arbeitseinsatz immer klein Unternehmen stellt so lange zusätzliche Arbeitskräfte ein, bis der zusätzliche reale Ertrag der letzten Arbeitskraft ( F N) gerade den Kosten dieser Arbeitskraft entspricht (W /P) Arbeitsnachfrage der Unternehmen hängt somit negativ vom Reallohn ab: ( ) W N D = N D, N D W /P < 0 P Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 17 / 48

Das repräsentative Unternehmen Die Arbeitsnachfrage W /P = F N ( ) N, K (5) d (W /P) = F NN dn + F dn = ( F NK /F NN NK dk ) dk + ( 1/F NN) d (W /P) 1/F NN < 0: Steigt der Reallohn, wird weniger Arbeit nachgefragt (bis das Grenzprodukt der Arbeit wieder groß genug ist). F NN < 0: Die Arbeitsnachfrage ist negativ geneigt. ( F NK /F NN) > 0: Steigt der Kapitaleinsatz, verschiebt sich die Arbeitsnachfrage nach rechts Weil die Arbeitsproduktivität gestiegen ist, fragen die Unternehmer bei gleichem Reallohn nun mehr Arbeit nach (bis wieder W P = F N ). Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 18 / 48

Das repräsentative Unternehmen Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 19 / 48

Das repräsentative Unternehmen Die Investitionsgüternachfrage Angenommen, i < F K δ i + δ = F K Geld zum Zins i leihen und investieren, bringt einen Ertrag von F K δ Unternehmen wird so lange investieren bis Grenzprodukt des Kapitals so weit gesunken ist, dass i = F K δ Investitionen hängen negativ vom Zins ab: I = I (i), I i < 0 Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 20 / 48

4.4 DIE HAUSHALTE Das Arbeitsangebot

Der repräsentative Haushalt Das Arbeitsangebot: Die optimalen Arbeits-Freizeit-Entscheidung U C > 0, U 1 N U U (C, 1 N), > 0, U CC < 0, U 1 N 1 N < 0 Konsum und Freizeit stiften Nutzen (Arbeit erzeugt Leiden) Übliche Grenzeigenschaften: Bei steigendem Konsum (bzw. steigender Freizeit) steigt der Nutzen Der zusätzliche Nutzen sinkt aber mit der Höhe des Konsums (bzw. der Freizeit) Häufig verständlicher: Nutzenverlust durch Arbeit (statt Nutzengewinn aus Freizeit) Budgetbeschränkung: C = (W /P)N Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 22 / 48

Der repräsentative Haushalt Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 23 / 48

Der repräsentative Haushalt Das Arbeitsangebot: Die optimalen Arbeits-Freizeit-Entscheidung ( ) W max U {N} P N, 1 N W P U C = U 1 N Zusätzlicher Nutzen aus Erhöhung des Arbeitsangebots (Reallohn mal Grenznutzen des Konsum, WU C ) entspricht zusätzlichem Nutzen einer weiteren Einheit Freizeit (Grenznutzen der Freizeit, U 1 N ) Wäre (W /P)U C < U 1 N, könnte man Nutzen steigern durch weniger Konsum und mehr Freizeit Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 24 / 48

Der repräsentative Haushalt Das Arbeitsangebot: Die optimalen Arbeits-Freizeit-Entscheidung W P = U 1 N U C Reallohn entspricht Grenznutzenverlust aus Arbeit: Verhältnis vom Nutzengewinn aus zusätzlicher Freizeit und zusätzlichem Konsum. Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 25 / 48

Der repräsentative Haushalt Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 26 / 48

Der repräsentative Haushalt Das Arbeitsangebot: Reallohnerhöhung Einkommenseffekt (EE): Durch Lockerung der Budgetrestriktion kann man sowohl mehr konsumieren als auch mehr Freizeit genießen Substitutionseffekt (SE): Weniger Freizeit, weil relativer Preis der Freizeit gestiegen ist (Reallohn als Opportunitätskosten der Freizeithaltung) Übliche Annahme: SE > EE Arbeitsangebot hängt positiv vom Reallohn ab ( ) W N S = N S, N S W /P > 0 P Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 27 / 48

Der repräsentative Haushalt Die optimale Sparentscheidung Sparen ist eine Konsumverschiebung in die Zukunft Da Menschen eine Gegenwartspräferenz besitzen, entsteht ein Nutzenverlust Nutzenverlust sollte bei steigender Ersparnis zunehmen, weil für den Konsum verbleibendes Einkommen immer knapper wird Zinsertrag kompensiert für den Nutzenverlust (Warteopfer) Nutzen aus Zinsen sinken mit steigender Ersparnis, weil bei hohem Zinseinkommen, zusätzliche Zinserträge einen geringeren Nutzenanstieg aus zukünftigem Konsum erbringen Ein Nutzenmaximierender Haushalt wird nur Ersparnis erhöhen, wenn der Zins steigt: S = S (i), S i > 0 Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 28 / 48

4.5 DER ARBEITSMARKT Die gleichgewichtige Arbeitslosenquote

Der Arbeitsmarkt Angebot und Nachfrage Arbeitsnachfrage entspricht dem Grenznutzen der Arbeit (dem zusätzlichen Ertrag, den eine weitere Einheit Arbeit erbringt) Arbeitsangebot entspricht dem Grenznutzenverlust durch Arbeit (dem zusätzlichen Nutzenverlust durch weniger Freizeit) Im Gleichgewicht findet jeder Arbeit, der zum herrschenden Reallohn bereit ist zu arbeiten Es gibt keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 30 / 48

Der Arbeitsmarkt Angebot und Nachfrage Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 31 / 48

Der Arbeitsmarkt Gleichgewicht Reallohn zu hoch (W /P) 1 : Angebotsüberschuss Unternehmen finden auch zu geringerem Lohn Arbeitskräfte Reallohn sinkt auf Gleichgewichtsreallohn (W /P) 0 Reallohn zu niedrig (W /P) 1 : Nachfrageüberschuss Unternehmen finden zum herrschenden Lohn nicht genügend Arbeitskräfte Reallohn wird auf Gleichgewichtsreallohn erhöht Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 32 / 48

Der Arbeitsmarkt Erhöhung des Kapitalstocks Grenzertrag der Arbeit steigt...... und liegt über dem derzeitigen Reallohn Nutzenmaximierendes Unternehmen wird zusätzliche Arbeitnehmer einstellen Reallohn steigt, weil Grenznutzenverlust der Arbeit steigt; Grenzertrag der Arbeit fällt Man bewegt sich auf das neue Gleichgewicht E 1 zu, in dem beide Größen wieder gleich sind Fazit: Arbeitsproduktivität, Beschäftigung, Produktion und Reallohn steigen Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 33 / 48

Der Arbeitsmarkt Angebot und Nachfrage Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 34 / 48

4.6 DER KREDITMARKT (KAPITALMARKT) Finanzintermediation: Ersparnisse = Investitionen

Der Kreditmarkt Kreditnachfrage und Ersparnisangebot Kapitalausstattung wird durch Verschuldung finanziert Investitionsgüternachfrage = Angebot an Unternehmensanleihen: I (i) = B s /P Ersparnisangebot = Nachfrage nach Unternehmensanleihen: S (i) = B d /P Sind die Ersparnisse zu hoch, finden Sparer keine Anleihen und geben sich auch mit geringeren Zinsen zufrieden Investitionsgüternachfrage steigt und Ersparnisangebot sinkt Sind die Ersparnisse zu gering, suchen Unternehmen nach Finanzierungsmöglichkeiten und bieten höhere Zinsen Investitionsgüternachfrage sinkt und Ersparnisangebot steigt Der Schnittpunkt bestimmt den gleichgewichtigen Zins Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 36 / 48

Der Kreditmarkt Angebot und Nachfrage Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 37 / 48

4.7 DIE MONETÄRE SPHÄRE Die Quantitätsgleichung

Die monetäre Sphäre Die Quantitätsgleichung MV = PY (mit V : sogenannte Umlaufgeschwindigkeit des Geldes) Identität: Nominaler Wert des Güterbergs (die nominale Produktion PY ) entspricht zirkulierender Geldmenge MV Theorie: Dichotomie von realer und monetärer Sphäre Erhöhung der Geldmenge hat keinen Einfluss auf die Produktion und muss zu Preiserhöhungen führen Reine Tauschwirtschaft? P = MV Y Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 39 / 48

Die monetäre Sphäre: Die Quantitätsgleichung Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 40 / 48

Die monetäre Sphäre Die Nominallohnisoquante W 0 = W P P Der Reallohn wird in der realen Sphäre bestimmt Für gegebenen Nominallohn hängt das Preisniveau negativ vom Reallohn ab: P = W 0 W /P Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 41 / 48

Die monetäre Sphäre: Die Nominallohnisoquante Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 42 / 48

4.8 NEOKLASSISCHES GESAMTMODELL Die vollständige Sichtweise

Neoklassisches Modell Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 44 / 48

Neoklassisches Modell Argumentationskette 1. Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt bestimmt Beschäftigung und Reallohn 2. Produktionsfunktion bestimmt Produktion und somit Volkseinkommen 3. Geldmenge bestimmt Preisniveau 4. Preisniveau und Reallohn bestimmen Nominallohn Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 45 / 48

Neoklassisches Modell: Geldmengenerhöhung Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 46 / 48

Neoklassisches Modell: Geldmengenerhöhung Dichotomie von realer und monetärer Sphäre Erhöhung der Geldmenge erhöht die Preise, weil sich Kunden überbieten Reallohn müsste sinken Bei niedrigerem Reallohn wäre aber der Arbeitsmarkt nicht geräumt, weil zu wenig Arbeit angeboten wird Nominallohn steigt bis markträumender Reallohn wieder erreicht Verschiebung der Nominallohnisoquante Vollständige Neutralität des Geldes Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 47 / 48

Neoklassisches Modell Wirtschaftspolitische Konzeption Steuerung der Geldmenge zur Erhaltung der Preisstabilität Stabile Preise gut für Investitionen Regierung sollte möglichst nicht in das wirtschaftliche Geschehen eingreifen, um die Marktprozesse nicht zu behindern. Moderne Neoklassik: Bei Marktversagen sollte Staat eingreifen: Internalisierung externer Effekte (z.b. Umweltschädigung) Kartelle und Monopole wegen ihrer Marktmacht zerschlagen Eigennutz des Einzelnen führt zum besten Ergebnis für die Gesellschaft Kollektives Verhalten ist abzulehnen Überinvestitionen, Unterkonsumtion oder längere Wirtschaftskrisen sind nicht möglich Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/27 48 / 48