Auslegung von Systemen zur. ultraschallunterstützten Zerspanung

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Transkript:

Auslegung von Systemen zur ultraschallunterstützten Zerspanung Zürich, 18.11.2010 Michael Gull Michael Gull 11/2010 inspire AG 1

Gliederung Motivation Stand der Technik Modellvorstellung Kinematik Dynamik Übertragung der Verformung Dynamische Auslegung Messungen Michael Gull 11/2010 inspire AG 2

Motivation Anstieg der Nachfrage für die Bearbeitung sprödharter Materialien wie Keramik, PKD, CBN Bedürfnis, diese Materialien effizient zu bearbeiten Bild 1: Herstellung einer Zirkonoxid- Brücke [1] Bild 2: Formschleifen eines Zahnersatzes aus einem Keramikblock [1] [1] www.cerec.uzh.ch Michael Gull 11/2010 inspire AG 3

Stand der Technik I Grund für Ultraschall: Erhöhung des Zeitspanvolumens Ansatz: Einbringung von zusätzlicher Energie in den Prozess Erste Versuche in den 70er Jahren Hauptschwierigkeiten: Implementierung auf WZM wegen Energieübertragung Übertragung einer elektrischen Spannung auf ein schnell rotierendes Werkzeug Regelung der Oszillation und Kontrolle der Schwingungsamplitude während des Bearbeitungsprozesses Prozessverständnis am Wachsen Michael Gull 11/2010 inspire AG 4

Stand der Technik II: Vorteile US Schleifen: Wirkweise und daraus resultierende Vorteile / Nachteile Mikrorisse in der Oberflächenregion des Werkstücks durch oszillierende Bewegung Schwächung des Werkstückmaterials reduzierte Prozesskräfte höheres Zeitspanvolumen Gleichzeitiges Zersplittern bzw. Schärfung der Schleifkörner (Messung mit Raster Elektronen Mikroskop) reduzierte Prozesskräfte erhöhter Verschleiss Michael Gull 11/2010 inspire AG 5

Modellvorstellung / Kinematik 1 Modellvorstellung: Durch die Schwingung entsteht eine Kontaktunterbrechung zwischen Werkzeug und Werkstück, was zu einer Reibungsreduktion führt. Kinematik 1: Aufhebung der Haftreibung auf der Spanfläche des Reibkorns [1] [1]: D.E. Brehl, T.A. Dow / Precision Engineering 32 (2008) 153 172 Michael Gull 11/2010 inspire AG 6

Kinematik 2 Randbedingungen: Schnittgeschwindigkeit um 50 m/s Kleine Kontaktfläche zwischen Werkzeug (ø5 mm) und Werkstück Michael Gull 11/2010 inspire AG 7

Kinematik 2 Kinematik 2: Das Schleifkorn durchfährt in der zu bearbeitenden Kontaktfläche die Wegstrecke x mit mindestens einer Oszillation. Bestimmung der Anregungsfrequenz: x = 2.5 mm v c = 50 m/s t = 50 µs f = 20 khz Michael Gull 11/2010 inspire AG 8

Dynamik Schleifdorn: m = 10 g x 0 = 5 µm x = x0 sin x& = x ω cos max 0 && x = x F 0 ω 2 ω ( ωt) ( ωt) 2 sin( ωt) Michael Gull 11/2010 inspire AG 9

Übertragung der Verformung I Übertragung der Anregung in die gleiche Richtung wie Anregungsrichtung Formschluss anstelle von Kraftschluss Übertragung der Anregung Verformungsrichtung Anregungsrichtung Übertragung der Anregung Verformungsrichtung Anregungsrichtung Übertragung der Anregung Michael Gull 11/2010 inspire AG 10

Übertragung der Verformung II Optimale Übertragung: Formschluss geringe Reibung geringe Wärmeentwicklung Nicht optimale Übertragung: Kein vollständiger Formschluss hohe Reibung hohe Wärmeentwicklung Michael Gull 11/2010 inspire AG 11

Dynamische Auslegung: Grundlagen I Analogie zwischen der Fundamentierung von Werkzeugmaschinen und Ultraschallsystemen Analogie: Modellansatz Kenntnisse über Eigenmode Unterschiede: Fundamentierung η > 3 Ultraschall η = 1 Michael Gull 11/2010 inspire AG 12

Dynamische Auslegung: Grundlagen II Stehende Welle: Überlagerung zweier entgegengesetzter Wellen Bedingungen: gleiche Frequenz, Amplitude l = c 2 f = 1 2 f E ρ Michael Gull 11/2010 inspire AG 13

Dynamische Auslegung: Simulation mit FEM I Ansys Modalanalyse: Ohne Anregung Hilft die Eigenmoden (Längs-, Biege- und Torsionsschwingung) der Sonotrode in einem Frequenzbereich zu finden Hilft zur Optimierung der Länge / Gestalt der Sonotrode Harmonische Analyse: Harmonische Kraftanregung in axialer Richtung Zeigt auf, welche der gefundenen Moden angeregt werden Zeigt, ob die angeregte Mode gut isoliert ist Zeigt das Verhältnis zwischen longitudinaler und transversaler Schwingungsamplitude Michael Gull 11/2010 inspire AG 14

Dynamische Auslegung: Simulation mit FEM II Modalanalyse: Längsmode bei 70 khz Michael Gull 11/2010 inspire AG 15

Dynamische Auslegung: Simulation mit FEM III Modalanalyse: Längsmode bei 35 khz Michael Gull 11/2010 inspire AG 16

Dynamische Auslegung: Simulation mit FEM IV Harmonische Analyse Frequenz (Hz) Michael Gull 11/2010 inspire AG 17

Messung: Grundlagen Laservibrometer Funktionsweise Laservibrometer Quelle: www.polytec.com Michael Gull 11/2010 inspire AG 18

Messung Wendeschneidplatte I Messpunkte an verschiedenen Flächen Michael Gull 11/2010 inspire AG 19

Messung Wendeschneidplatte II Beispiel Frequenzspektrum Michael Gull 11/2010 inspire AG 20

Messung rotierende Spindel I Amplitudenmessung bei nichtrotierender Spindel und maximaler Generatorleistung: Amplitude: ± 3.2 µm Frequenz: 70 khz Michael Gull 11/2010 inspire AG 21

Messung rotierende Spindel II Amplitudenmessung bei rotierender Spindel und verschiedenen Generatorleistungen: Michael Gull 11/2010 inspire AG 22

Messung rotierende Spindel III Vergleich mit den Herstellerangaben: Michael Gull 11/2010 inspire AG 23

Versuchsdurchführung I Bearbeitung von einem PKD-Werkstück US - Schwingung im Bereich von 35 khz Diamantschleifscheibe Schnittgeschwindigkeit v c = 22 m/s Vorschub kraftgesteuert Michael Gull 11/2010 inspire AG 24

Versuchsdurchführung II Durch den Einsatz einer US Anregung des Werkstückes konnte die Abtragsleistung verdoppelt werden. Schleifscheibe Tyrolit US US-Frequenz [khz] Schleifzeit [s] Abtrag [mm] Q w [mm 3 /s] Bemerkungen nein - 10 1.6 0.80 Keine Ausbrüche nein - 10 1.7 0.87 ja 35.9 ca. 8 2.3 1.70 Kante weggebrochen ja 36.2 ca. 8 2.6 2.10 Keine Ausbrüche Schleifscheibe Diacraft US US-Frequenz [khz] Schleifzeit [s] Abtrag [mm] Q w [mm 3 /s] Bemerkungen nein - 23 2.0 0.48 Keine Ausbrüche ja 36.2 10 1.8 0.95

Auslegung von Systemen zur ultraschallunterstützten Zerspanung Zürich, 18.11.2010 Michael Gull gull@inspire.ethz.ch Michael Gull 11/2010 inspire AG 26