Frühe Entwicklungstraumatisierungen und ihre Folgen

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Transkript:

TABALUGA 2017 Elke Garbe www. elke-garbe.de Frühe Entwicklungstraumatisierungen und ihre Folgen 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 1

Gesellschaft Innere und äußere Ressourcen Bindung Entwicklung Trauma Innere und äußere Risikofaktoren 26.09.2017 Individuum Tabaluga 2017, elke garbe 2

Entwicklung Entwicklung ist die Grundvoraussetzung für Leben, Sie geschieht immer, Sie geschieht in einem unübersehbaren, komplexen Netzwerk, Ressourcen und Risikofaktoren sind Einflussfaktoren, ob Entwicklung gelingt oder nicht, Das basale Entwicklungsgesetz ist die Wiederherstellung von Homöostase 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 3

Global denken Lokal handeln Hier und Jetzt Innen: Selbst Außen: Bindungsnetzwerk Selbst Soziales Netzwerk Sozioökologisches Netzwerk Dort und Damals 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 4

Das kindliche Entwicklungstrauma Definition I Vernachlässigung, körperliche, sexuelle und seelische Misshandlung, Bindungsabbrüche, Flucht, Migration. Geschehen in frühen, sensiblen Phasen des Lebens. Sie geschehen in privaten und gesetzesfreien Räumen. Sie sind schwer kontrollierbar. Sie geschehen wiederholt über lange Zeiträume. 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 5

Das kindliche Entwicklungstrauma Definition I Vernachlässigung, körperliche, sexuelle und seelische Misshandlung, Bindungsabbrüche, Flucht, Migration. Geschehen in frühen, sensiblen Phasen des Lebens. Sie geschehen in privaten und gesetzesfreien Räumen. Sie sind schwer kontrollierbar. Sie geschehen wiederholt über lange Zeiträume. 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 6

Das kindliche Entwicklungstrauma Definition II Bindungspersonen sind Verursacher, Täter und Mittäter. Das Kind ist existenziell von der Fürsorge und dem Schutz durch eine Bindungsperson abhängig. Das Aufsuchen einer Bindungs- und Schutzperson zur Regulierung von Stress ist nicht möglich. Gewalt, Angst, Verlassenheit und Konflikt ist Alltag und Normalität. 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 7

Das kindliche Entwicklungstrauma Definition III Zwei gleichzeitig vorhandene Impulse werden erlebt: Das Kind sucht die Bindungsperson und flüchtet gleichzeitig vor ihr. Die Folge: 26.09.2017 Bindungsimpulse bleiben traumaassoziiert dauerhaft erhöhter Stresslevel Erhöhte körperliche, geistige und psychische Vulnerabilität Tabaluga 2017, elke garbe 8

Der traumaassoziierte affektive Kommunikationskreislauf zwischen Bindungsperson und Kind Macht- und Überlegenheitsgefühl zur eigenen Selbstregulierung Ohne Angst, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle usw Sehnsucht Angst Schuldgefühle Schuld- Gefühle, Sehnsucht 26.09.2017 Ohne Bindungsperson kein Überleben Tabaluga 2017, elke garbe 9

Ich liebe Dich auch Ja(nein) Nein, das ist nicht schön, das ist keine Liebe 26.09.2017 Nein/ ja Äußere und innere Dynamik zwischen Täter und Kind bei sexueller Gewalt. Die schleichende Form der Unterwerfung Angst, Scham, Verwirrung Einsamkeit Hilflosigkeit Tabaluga 2017, elke garbe Macht, Überlegenheit, Lust, Gier, Egozentrik Ich liebe Dich Ich tue das, weil ich Dich liebe Das ist doch schön, nicht? Du bist dazu da, meine Bedürfnisse zu befriedigen 10

Ich liebe Dich auch Ja(nein) Nein, das ist nicht schön, das ist keine Liebe 26.09.2017 Nein/ ja Äußere und innere Dynamik zwischen Täter und Kind bei sexueller Gewalt. Die schleichende Form der Unterwerfung Angst, Scham, Verwirrung Einsamkeit Hilflosigkeit Tabaluga 2017, elke garbe Macht, Überlegenheit, Lust, Gier, Egozentrik Ich liebe Dich Ich tue das, weil ich Dich liebe Das ist doch schön, nicht? Du bist dazu da, meine Bedürfnisse zu befriedigen 11

Frühe Vernachlässigung und ihre äußere und innere Dynamik -Überlastung -fehlende Emphatie -Retraumatisierung -Schuldgefühle -Hass, Ungeduld, Leere -geringes 26.09.2017 Selbstwertgefühl -Keine Zeit -Bis später -Geh mir aus den Augen -Nerv nicht -Du bist zu viel -Wärst Du nicht geboren -Mama, Mama -Bleib hier -Verlass mich nicht -Wann kommst Du wieder -Ich bin aber da -Ich mach mich ganz klein und unsichtbar - -Angst, Panik -Leere, Verlorenheit -Wut, Hass -Schuldgefühle Traumatisierung Geringes Selbstwertgefühl Tabaluga 2017, elke garbe 12

Still face experiment Edwart Tronick 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 13

Die Funktion des Vagus bei Gefahr 3 Ebenen des Überlebens 1. Hilfe rufen, Soziales Engagement (Muskel, Gesicht, Rachen, Herz, Lunge), (ventral vagaler Prozess dämpft den Sympatikus und moduliert Empfindungen/ Neokortex/ bewusst). 2. Flucht und Verteidigung (Muskeln, Herz, Lunge), Prozess des limbischen Systems/ Reflexebene (angelegt und konditioniert),(hemmung des ventral-vagalen Prozesses) 3. Notfallsystem, Todstellen (Magen, Niere, Darm, Stoffwechsel), (dorsaler Prozess/ Hemmung des ventrale-vagalen Prozesses und der Reflexebene) 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 14

Anpassung und Überlebensstrategien Anpassungsleistungen Flucht und Verteidigung Unterwerfung Dissoziation Fragmentierung (Kohut) Symptome sozial auffälliges Verhalten unangepasstes Verhalten Leistungsversagen innerer Vorgang äußerlich sichtbar 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 15

Kindliche Überlebensstrategien Das Kind ist nicht nur passives Objekt, sondern aktiv gestaltendes Subjekt Es gestaltet bereits in den ersten Monaten Beziehungen aktiv mit (Säuglingsforschung) Entsprechend seines Alters aktiviert es alle Möglichkeiten, um die lebenserhaltene Beziehung zur Bindungsperson aufrecht zu erhalten Dies geschieht auch unter traumatischen Entwicklungsbedingungen 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 16

Unterwerfung als Überlebensstrategie Kind unterwirft sich aus Gründen des Überlebens und des Bindungserhalts Ja, Papa/ Mama Du hast recht, ich muss bestraft werden. Introjektion der Botschaften des Täters Speicherung der eigenen inneren Reaktionen Dort und Damals waren sie überlebensrettend Hier und Jetzt sind sie belastend, störend Unterwerfung muss als Lebenserhaltungsreaktion gewürdigt werden 26.09.2017 Erst danach ist Veränderung möglich Tabaluga 2017, elke garbe 17

Unterwerfungsreaktionen sind Überlebensstrategien, Retter und Beschützer Sie sind eine aktive, kreative Leistung des kindlichen Organismus. Sie sind als Lösungen in ausweglosen Situationen zu verstehen. Sie dienen dazu, traumatische Situationen zu überleben 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 18

Entwicklung und Traumaverarbeitung nur im Toleranzfenster Hyperarousel, Übererregung, Freeze, Sympatikus gesteuert Affekttoleranzfenster Numbing, Hypoarrousel, Dissoziation, Parasympatikus gesteuert 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 19

Neurobiologische Folgen nach Entwicklungstraumatisierung Ein dauerhaft erhöhter Stresslevel bei fehlender Ko Regulation Erhöhte Bereitschaft, bei geringer Belastung weitere Stresshormone auszuschütten Beeinträchtigung des Hippocampus (Langzeitgedächtnis) Erhöhte Vagusaktivität im Modus Überlebenssicherung Chronische, somatoforme und Autoimmunerkrankungen, Infektanfälligkeit Geringere Lebenserwartungszeit 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 20

Symptome nach kindlichen Entwicklungstraumatisierungen Störungen im Bindungssystem Störungen in der Affektregulierung Störungen im Selbstwertsystem Störungen der Selbst- und Fremdwahrnehmung Störungen der Selbstfürsorge Störungen der Bewältigungsfähigkeit Dissoziative Störungen Störungen der kognitiven Entwicklung Störungen in der körperlichen Resilienz 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 21

Bedrohung in der Kindheit Hilferuf Flucht Verteidigung Unterwerfung Gedeihstörungen, Desorganisiertes und unsicher- ambivalentes Bindungsverhalten andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung Persönlichkeitsstörungen Psychosen Somatoforme Störungen Chronische Erkrankungen Autoimmunerkrankungen Infektanfälligkeit, Invalidität, Pflegebedürftigkeit Frühberentung Früher Tod Entwicklungsverzögerungen, Entwicklungstraumatisierungen, Bindungsstörungen, Komplexe Traumafolgestörungen, ADHS, Depersonalisation Derealisation DESNOS, DIS, Dissoziative Störungen, Lernstörungen Angst, Zwang, Depression Störungen des Sozialverhaltens 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 22

Das Selbst nach Heinz Kohut Das Selbst ist der zentralste Ort einer Persönlichkeit mit der Fähigkeit, sich in seinem So Sein zu sehen, zu beobachten, zu reflektieren, zu steuern und zu verstehen(kohut, Die Heilung des Selbst, 1979) 23 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe

Die gesunde Entwicklung des Selbst Aus dem Kernselbst entwickelt sich über gute Selbstobjekterfahrungen ein gesundes Selbst Gute Selbstobjekterfahrungen sind jene die das Kind in enger Verbundenheit (Symbiose) mit Bindungspersonen über deren Empathie und Spiegelung erlebt und verinnerlicht Selbst und Objekt bilden eine Einheit 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 24

Die gesunde Entwicklung des Selbst Gute Selbstobjekterfahrungen sind die Grundlage für die Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstachtung Mit zunehmender Entwicklung verfügt das Kind über die Wahrnehmungsfähigkeit, Selbst und Objekt als getrennt wahrzunehmen Durch maßvolle Frustration führt die Wahrnehmung der Verschiedenheit zu Konsolidierung der Selbstgrenze Voraussetzung dafür sind ausreichend gute innere Selbstobjektrepräsentanzen 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 25

Entwicklung sicherer Selbstgrenzen und Selbstkonsolidierung durch optimale Frustration nach Kohut Selbst Kind Patient Klient Ich will Nein Objekt Bi Person Therapeut Ich Du 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 26

Selbstobjektrepräsentanzen Bildung und Auswirkungen Selbst Kind Patient Klient Selbstobjekterfahrung Bindungssituation H + J Objekt Bi Person Therapeut D + D Selbstobjektrepräsentanzen Objekt Andere Person 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 27 H + J

Die Schädigung des Selbst nach Heinz Kohut Die pathogene Persönlichkeit der Eltern ist verantwortlich für die geschädigte Entwicklung des Kindes Die frühe Nichtbeantwortung der basalen Bedürfnisse des Kindes durch die Bindungsperson führt zur Integration schädigender Selbstobjektrepräsentanzen 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 28

Fragmentierung als Innere Folge von kindlichen Entwicklungstraumatisierungen Die überlebensbedrohlichen Erfahrungen können nicht verarbeitet werden. Sie werden zu Fragmenten im Selbst (verkapselt, dissoziiert). Sie sind Anteile einer eigentlich ganzheitlichen Geschichte. Fragmentierung verhindert die Auflösung des Selbst. Sie zeigen sich als Egostates, Ichanteile, emotionale Persönlichkeitsanteile, Selbstobjektrepräsentanzen, Selbstanteile. 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 29

Die 2 Formen der Schädigung des Selbst (Kohut) 1. Schädigung des Selbst vor Konsolidierung Das Selbst wird rudimentär ausgebildet, wesentliche Entwicklungsschritte sind nicht möglich aufgrund fehlender guter Selbstobjektrepräsentanzen (Selbstanteile) 2. Schädigung des Selbst nach Konsolidierung Das Selbst fragmentiert, ein kohärentes Selbst kann sich nicht bilden, es bilden sich traumaassoziierte Selbstanteile (innerer Prozess der Dissoziation) 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 30

Angst und Panik nach Heinz Kohut Es entwickelt sich ein präpsychotisches Gleichgewicht Zwei Formen der Angst: -Die Angst zu sterben, -Die Angst vor dem Zerbrechen, Fragmentieren des Selbst. 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 31

Selbst, Kernselbst, Selbstgrenze, positive und negative Selbstanteile (Selbstobjektrepräsentanzen/ Kohut) 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 32

Ein konsolidiertes Selbst mit Kernselbst und Selbstgrenze 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 33

Ein traumatisiertes Selbst mit bedrohtem Kernselbst und brüchiger Selbstgrenze 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 34

Das Selbst mit Selbstgrenze Das Kernselbst Gute Selbst- und Objektanteile Schädigende, traumaassoziierte Selbst- und Objektanteile 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 35

Psychoedukation Innere Selbstanteile Ego-States innere Kinder Sie machen Selbstanteile mein komplexe, vielfältiges Ichanteile Selbst aus EP, TI und ANP Selbstobjektrepräsentanzen Sie sind auch das Ergebnis von Überlebensleistungen Sie sind in neuronalen Netzwerken gespeicherte Erfahrungen und veränderbar Sie haben Informations- und Funktionscharakter und wollen verstanden und integriert werden Eigenschaften bleiben, ihre Aufgaben ändern sich 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 36

Der Ressourcenaspekt von Fragmentierung Fragmentierungen verhindern die Auflösung des Selbst, sie sind deshalb als Selbstschutz zu verstehen Fragmente sind Hüter der traumatischen Wahrheit bei Aufrechterhaltung einer relativen Stabilität des Selbst und seiner Überlebensfähigkeit 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 37

Therapeutische und pädagogische Hilfen bei der Selbstkonsolidierung (Kohut) 1. Internalisierung neuer, guter Selbstobjekterfahrungen ermöglichen, (Selbst und Objekt sind momenthaft eine Einheit). 2. Optimale Frustration bei Aufrechterhaltung der Bindung. (Selbst und Objekt sind eine Zweiheit) auf dem Boden einer Einheit (Bindung). 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 38

Therapeutische Integration von belastenden Selbstanteilen Affektregulierung und tieferes Verstehen zum Zwecke der Integration geschieht: - Über das emotionale Einschwingen des Therapeuten auf die mögliche innere Situation des Patienten während der optimal aktivierten Belastung - und das Beachten der auslösenden Kontextsituation wird dem Patienten ein tieferes Verstehen ermöglicht (Ko Regulation - Kreation). - Dies führt zu einer Integration in das Selbst (Auflösung von Fragmenten). 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 39

Mentalisierung und Ko-Regulation ausreichend gute Bindungsbeziehungen in Traumapädagogik und Traumatherapie Für die (Wieder)Herstellung von Stabilität ist das Kind angewiesen auf feinfühlige Mentalisierung durch ausreichend gute Bindungspersonen (Fonagy). Über Ko-Regulation entwickelt das Kind die Bereitschaft zur (Wieder)Aufnahme von Bindung und die Fähigkeit der Affektregulation 26.09.2017 (Schore). Tabaluga 2017, elke garbe 40

Selbstkonsolidierung durch Mentalisierung Die Bindungsperson versteht die belastenden Affekte des Kindes als Äußerung des negativen Fremdkörpers (negative Objekterfahrungen) und kann diese in sich selbst containen. Hier können sie verändert werden. Um sie dann dem Kind auf eine Weise zu spiegeln, die es annehmen und verarbeiten kann. 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 41

Trennung von linker und rechter Frontalhirnhälfte nachtraumatisierung Linke Frontalhirnhälfte Rechte Frontalhirnhälfte Hippokampus Amygdala Talamus Hypotalamus Bedrohlicher Reiz Stresshormonachse Motorisches System 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe Vegetatives System 42

Trennung von linkem und rechten Präfrontalkortex Konsequenzen für die Behandlung Die Funktionen des linken Präfrontalkortex reaktivieren (Kognition, Planen, Analysieren)durch Stärkung der neutralen Beobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeit in Richtung Innen und Außen. Einsetzen von Sprache (Dialogfähigkeit) Kooperation zwischen linkem und rechtem System schrittweise fördern (pendeln). Die Zusammenarbeit von Denken und Fühlen wieder aufbauen. 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 43

Wut und Aggression als (Über-) Lebensenergie Die Wut Die aktivierte, festgehalteneund gespeicherte Wut des Kindes im Dort und Damals Die wahrgenommene und gespeicherte Wut des Täters im Dort und Damals (Introjektion) Die im Hier und Jetzt erlebte Wut als Reaktion auf die frühen Bedrohungen durch den Täter 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 44

Schuld und Verantwortung Schuld des Mittäters 20% Schuld anderer Personen 8 % eigene Schuld? 2 % Schuld des Täters 70 % 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 45

Schonende Traumatherapie nach Martin Sack (2010) Stabilisierung und Durcharbeiten bilden eine Einheit Primärer Ansatz der Bearbeitung ist die Symptomatik im Alltag Bewältigungsressourcen werden gezielt aktiviert Bindungs-, Beziehungs- und Bewältigungsstörungen werden berücksichtigt und bearbeitet Vernachlässigte Grundbedürfnisse als Folge traumatischer Kindheitserfahrungen werden durch korrigierende Bindungserfahrungen und Unterstützung zur Selbstversorgung nachgeholt 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 46

Zusammenfassung Trauma Bindung- Beziehung Sprache (nach Freemann) Die traumatische Erfahrung ist stumm, sensorisch ohne narrative Einbettung. Es ist eine Herausforderung, für das Trauma Sprache zu finden. Das Unsagbare auszusprechen ermöglicht, es verstehbar und sagbar zu machen. So wie Kinder durch Unterwerfung zum Objekt gemacht werden, werden sie wieder Subjekt indem sie fürsorglich ihre Geschichte einem Anderen erzählen, der in der Lage ist zuzuhören. 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 47

Zusammenfassung Trauma Entwicklung Bindung - Selbst Bindung, Beziehung und Entwicklung sind neutrale Begriffe. Erst durch ihre Inhalte werden sie zu Risiko- oder Schutzfaktoren und entscheiden Entwicklung negativ oder positiv mit. Inhalte werden transportiert durch: Gestik, Mimik, Haltung, innere Verfassung (nonverbal) Körperliche Berührung Sprache 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 48

Was hättest Du gebraucht? 26.09.2017 Tabaluga 2017, elke garbe 49