ISW-Betriebsräte-Befragung 2016 zeigt: Oberösterreichs Unternehmen im Aufschwung

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Ihre Gesprächspartner: Dr. Johann Kalliauer Mag. Julius Braun Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ISW-Betriebsräte-Befragung 2016 zeigt: Oberösterreichs Unternehmen im Aufschwung Pressekonferenz Donnerstag, 13. Oktober, 2016, 11 Uhr Arbeiterkammer Linz

Das Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (ISW) befragt jährlich die Betriebsratsvorsitzenden der oberösterreichischen Betriebe, wie sie die wirtschaftliche Situation in den Unternehmen einschätzen und mit welchen arbeitspolitischen Veränderungen ihre Belegschaften konfrontiert sind. Die aktuelle Befragung ergab: In den Betrieben hat ein Aufschwung eingesetzt, die Betriebsräte rechnen damit, dass sich diese positive Stimmung mittelfristig halten wird. Um diese Aufwärts- Entwicklung zu erhalten, muss nun in die Arbeitnehmer/-innen investiert werden: in Form von Reallohnerhöhungen und der Förderung betrieblicher Weiterbildung. Die ISW-Betriebsrätebefragung wird einmal pro Jahr unter allen Betriebsratsvorsitzenden Oberösterreichs mittels Online- und Papierfragebögen durchgeführt. 2016 wurden 1.615 Personen befragt, der Rücklauf lag bei 36 Prozent. Die Befragung liefert seit Jahren Einblicke in Entwicklungen, Spannungsfelder und Probleme der regionalen Betriebe aus Sicht der Arbeitnehmervertretungen. Oberösterreichische Betriebsratsvorsitzende schätzen die wirtschaftliche Lage der Betriebe optimistisch ein. Acht von zehn Befragten gehen von einer positiven Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten aus. Tendenziell hat sich das Spitzenfeld jene Betriebsratsvorsitzenden, die die kurzfristige Geschäftsentwicklung ihres Betriebes als sehr gut einschätzen im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht verringert. Dafür hat sich der Anteil jener Betriebsräte, die die Geschäftsentwicklung als gut bzw. eher gut einschätzen deutlich erhöht auf zwei Drittel der Befragten. 2

40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 0,6% Sehr schlecht Kurzfristige Geschäftsentwicklung: Einschätzung der Betriebsräte 4,9% 1,4% 3,2% Schlecht 17,8% 14,3% Eher schlecht 35% 31,4% 29,3% 29,7% 17,6% Eher gut Gut Sehr gut 14,8% BRV gesamt 2015 kurzfristig BRV gesamt 2016 kurzfristig Grafik 1: Einschätzung der kurzfristigen Geschäftsentwicklung (in den nächsten sechs Monaten) des eigenen Betriebs - Befragungsergebnisse 2015 und 2016 im Vergleich Bei den Metallbetrieben für Oberösterreichs Wirtschaft eine sehr wichtige Branche ist die Einschätzung der Betriebsrätinnen und Betriebsräte besonders positiv: 86 Prozent sehen eine positive kurzfristige Entwicklung, nur 14 Prozent gehen von einer Negativentwicklung aus. Auch im Baubereich ist die Stimmung positiv im Gegensatz zum Vorjahr. Kurzfristige Geschäftsentwicklung nach Branchen: Einschätzung der Betriebsräte Gesamt 19,8 81,8 Papier, Druck 44,4 55,6 Bauwesen 15,8 84,2 Verkehr, Transport Banken, Versicherung Metall 14,2 21,9 33,3 85,8 78,1 66,7 0% 20% 40% 60% 80% 100% Negativ Positiv Grafik 2: Einschätzung der kurzfristigen Geschäftsentwicklung nach Branchen, Items sehr schlecht eher schlecht als negativ zusammengefasst, sehr gut eher gut als positiv 3

Die Einschätzung der Entwicklung der nächsten 24 Monate ist überwiegend positiv: 83 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden sehen die mittelfristige Geschäftsentwicklung als eher gut bis sehr gut. Nur etwa jeder sechste Betriebsratsvorsitzende geht von einer schlechten Geschäftsentwicklung aus. 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 0,8% Mittelfristige Geschäftsentwicklung: Einschätzung der Betriebsräte 0,7% 2,9% 2,3% 18% 13,7% 35,1% 40% 34,2% 33,5% 9,6% Sehr schlecht Schlecht Eher schlecht Eher gut Gut Sehr gut 9,1% BRV gesamt 2015 mittelfristig BRV gesamt 2016 mittelfristig Grafik 3: Einschätzung der mittelfristigen Geschäftsentwicklung (in den nächsten 24 Monaten) des eigenen Betriebs - Befragungsergebnisse 2015 und 2016 im Vergleich Rückblickend zeigt sich, dass die Einschätzung der Betriebsrätinnen und Betriebsräte die tatsächliche Konjunkturlage gut trifft: Die offensive Konjunkturpolitik gleich nach Ausbruch der Krise 2009 hat in den Jahren 2010 und 2011 zum leichten Aufschwung beigetragen, entsprechend optimistisch fiel auch die Einschätzung der Betriebsräte damals aus. 2012 bis 2014, die Jahre der europaweiten Sparund Kürzungsprogramme, haben die Wirtschaftsentwicklung und positive Stimmung stark gebremst. Seit 2015 geht es wieder leicht aufwärts. Diese Trendumkehr muss unbedingt genutzt werden. 4

1 = sehr schlecht 6 = sehr gut 4,8 4,7 4,6 4,5 4,4 4,3 4,2 4,1 4,0 3,9 3,8 3,7 Einschätzungen der Betriebsratsvorsitzenden im Zeitverlauf 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Grafik 4: Einschätzung der Geschäftsentwicklung der Betriebsratsvorsitzenden im Zeitverlauf, bereinigte Mittel; 1 = sehr schlecht, 6 = sehr gut, 2009 2016 kurzfristige Einschätzung mittelfristige Einschätzung Ein zentrales Problem aus betriebs- und volkswirtschaftlicher Sicht ist es, wenn erwirtschafteter Ertrag den Betrieben und dem gesamten Wirtschaftskreislauf entzogen und nicht in Form von höheren Löhnen, Investitionen in die Qualifikation der Beschäftigten oder in Sachanlagen produktiv eingesetzt wird. Die Auswirkungen auf die Arbeitnehmer/-innen: Sie bekommen den Aufschwung im Unternehmen zu wenig zu spüren. Investitionsentwicklung: Einschätzung der Betriebsräte BR allgemein 2016 26,9% 52,4% 20,7% BR allgmein 2015 33,4% 49,5% 17,1% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Geringer als in den vergangenen 12 Monaten In etwa gleich hoch wie in den vergangenen Monaten Höher als in den vergangenen 12 Monaten Grafik 4: Einschätzung der Investitionsentwicklung (Befragungsergebnisse 2015 2016 im Vergleich) 5

In der langfristigen gesamtösterreichischen Betrachtung wird offensichtlich, wie Gewinn- und Investitionsquote mittlerweile auseinanderklaffen: Aktuell schätzen die Betriebsratsvorsitzenden in Oberösterreich die Investitionslage gegenüber 2015 aber etwas besser ein. Im Vergleich zu 2015 gibt es bei der Befragung 2016 eine Tendenz zur Ausweitung des Personalstandes: Mehr Betriebsratsvorsitzende erwarten binnen des nächsten Jahres Neueinstellungen. Insgesamt geht nur jeder fünfte Betriebsratsvorsitzende von einer Verringerung des Personalstandes aus. Deutlich mehr als die Hälfte schätzt, dass der Personalstand gleich bleibt. Fast ein Viertel geht davon aus, dass es zu einem Beschäftigtenplus kommt. 6

Entwicklung des Personalstandes: Einschätzung der Betriebsratsvorsitzenden BRV 2016 20,5% 56,3% 23,2% Eine Verringerung der Beschäftigtenzahl BRV 2015 22,6% 57,8% 19,6% Eine gleichbleibende Anzahl der Beschäftigten Eine Erhöhung der Beschäftigtenzahl 0% 20% 40% 60% 80% 100% Grafik 5: Einschätzungen zur Entwicklung des Personalstands in den nächsten 12 Monaten Befragungsergebnisse 2015 2016 im Vergleich Die Anforderungen in den Unternehmen steigen, der Personalstand jedoch nicht in dem Ausmaß, das eigentlich notwendig wäre, um diese wachsenden Anforderungen gut zu bewältigen. Seit Jahren beobachten die Betriebsratsvorsitzenden einen Anstieg bei den körperlichen und psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Zu den psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zählen emotionaler Druck und Stress. Dieser entsteht etwa durch schlechtes Führungsverhalten, häufige Beschwerden von Kunden/-innen, das Leiden von Patient/-innen, Freundlichkeitsdruck, ständige Belastung, ständige Erreichbarkeit, mangelnden Entscheidungsspielraum, Zeitdruck, ständige Unterbrechungen oder Informationsmangel. Diese Belastungen steigen seit Jahren, es gibt zumindest kurzfristig keine Indizien für eine Entspannung. 2016 beobachten 68 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden eine Zunahme der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Kein einziger Betriebsratsvorsitzender berichtet 2016 von einem Rückgang. 7

Entwicklung psychischer Belastung: Einschätzung der Betriebsratsvorsitzenden BRV 2016 0 32,2% 67,8% BRV 2015 1,1% 26,9% 72% BRV 2014 1,9 29,8% 68,3% BRV 2013 1,9 22,5% 75,6% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Abgenommen Gleich geblieben Zugenommen Grafik 6: Entwicklung der psychischen Belastung im Unternehmen, Einschätzung der Betriebsratsvorsitzenden, Ergebnisse 2015 2016 im Vergleich Ein Instrument gegen die Problematik der steigenden psychischen Belastungen ist die seit 2013 gesetzlich verpflichtende Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen. Erfreulich: Rund 70 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden geben an, dass diese Maßnahme in ihrem Betrieb bereits durchgeführt wurde oder gerade wird. Allerdings beobachten 35 Prozent, dass mit den Ergebnissen nicht weitergearbeitet wird. Auch die körperliche Arbeitsbelastung steigt an, aber in geringerem Ausmaß als noch im Vorjahr: Etwa ein Drittel der Betriebsratsvorsitzenden findet, dass die körperlichen Belastungen steigen. Zwei Drittel meinen, sie bleiben gleich. Ein Rückgang ist nicht zu erkennen. Dazu kommt: 83 Prozent der Befragten geben an, dass im Betrieb regelmäßig Überstunden und Mehrarbeit anfallen. Kein Wunder, dass für 44 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden das Thema Gesundheitsförderung 2016 das für sie wichtigste war, dicht gefolgt vom steigenden Leistungsdruck. 8

Die wichtigsten Themen der Betriebsratsarbeit 2016 Gesundheitsförderung Erhöhung des Leistungsdrucks Altersteilzeit Änderung der Arbeitsorganisation ArbeitnehmerInnenschutz Verschlechterung des Betriebsklimas Einführung neuer Arbeitszeitformen Personalabbau 44,5% 41,5% 40,8% 40,0% 37,2% 34,9% 31,8% 30,9% Grafik 7: Wichtigste Themen in der Betriebsratsarbeit in den vergangenen zwölf Monaten, Mehrfachnennungen Die Befragung ergibt ein mangelndes Bekenntnis der Unternehmen zur betrieblichen Weiterbildung: Bei der Hälfte der Betriebsräte/-innen nimmt Weiterbildung in der Firma nur einen mittelmäßigen Stellenwert ein, 16 Prozent sprechen von einem niedrigen Stellenwert, 35 Prozent von einem hohen Stellenwert. 9

Der Trend geht wieder in Richtung Optimismus. Diese positive Stimmung in den Betrieben muss unbedingt stabilisiert und genutzt werden: zum Beispiel mit Maßnahmen, die die Konjunktur beleben, wie gute Abschlüsse bei den Lohnverhandlungen und langfristige Investitionen der Betriebe in ihre Niederlassungen und Beschäftigten. Die Unternehmen müssen ihre Erträge wieder verstärkt produktiv einsetzen. Die psychischen Belastungen der Beschäftigten in den Betrieben sind seit Jahren ein zentrales Problem, das sich kontinuierlich zuspitzt. Es müssen daher verstärkt Maßnahmen gesetzt werden, die die Arbeitnehmer/-innen vor steigendem Druck und Stress am Arbeitsplatz schützen. Unternehmen müssen die gesetzlich vorgeschriebene Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz auch durchführen und aus den Ergebnissen die richtigen Maßnahmen ableiten. Schließlich haben sie als Arbeitgeberinnen/Arbeitgeber die Pflicht, dafür zur sorgen, dass ihre Beschäftigten gesund und arbeitsfähig bleiben. Investitionen beim Personal, wie Neueinstellungen und Förderung der Weiterbildung, haben langfristige positive Effekte auf die Beschäftigten, auf den Betrieb und auf die gesamte Wirtschaft und die Gesellschaft. Von verstärkter betrieblicher Aus- und Weiterbildung und der damit verbundenen Qualifizierung der Beschäftigten profitieren alle. 10