Braunkehlchen auf Ökobetrieben in Mecklenburg-Vorpommern

Ähnliche Dokumente
Windkraft Vögel Lebensräume

Lebensraum Maisacker aus der Vogelperspektive. Dr. Krista Dziewiaty Petra Bernardy

Monitoring häufiger Brutvögel in Deutschland

Was ist ein Betriebsplan Natur?

LANDWIRTSCHAFT FÜR ARTENVIELFALT Ein Naturschutzmodul für ökologisch bewirtschaftete Betriebe

Gartenrotschwanz-Hotspot Basel: Ökologie und laufende Förderprojekte. Hintermann & Weber AG

6. landesweite Wiesenbrüterkartierung in Bayern 2014/2015

Aktuelle Fragen der Agrarpolitik/GAP-Reform ab 2014

Spechte im Duisburger Süden 1

Lebensraum Feldflur Beispiele aus Bayern

Gerhard Egger Prioritäre Handlungsfelder für den Naturschutz in den March-Thaya-Auen

LIFE Projekt Renaturierung Polder Blücher

Artenschutzrechtliche Kompensation am Beispiel der Rodgau-Ringstraße

Fenster auf! Für die Feldlerche.

Rahmenbedingungen für die Grünlandwirtschaft

Beratung für Natur und Landwirtschaft

Brutvogelkartierung. Nordholz-Spieka. Büro für Biologie und Umweltplanung. (Landkreis Cuxhaven)

Kartieranleitung zum Monitoring häufiger Brutvogelarten

LANDWIRTSCHAFT FÜR ARTENVIELFALT Ein Naturschutzstandard für ökologisch bewirtschaftete Betriebe

Praxisbeispiele und Visionen zur nachhaltigen Entwicklung unserer Kulturlandschaft durch Bodenordnungsmaßnahmen

im Winterweizen Lena Ulber (JKI), Sebastian Klimek (vti) & Horst Steinmann (Uni Göttingen)

Der Baumfalke ein heimlicher Brutvogel im Taunus

1 Lektion. Kärtchen für Wollknäuelspiel ausdrucken, ausschneiden Ball oder Globus. Zeit Inhalt 10 Einführung 30 Wollknäuelspiel 5 Abschluss

Revierkartierung für ausgewählte Wiesenbrüter im Wiesenbrütergebiet

Biodiversität im Siedlungsraum: Zustand und Potenziale

Ermittlung des Potentials an nutzbarer Biomasse und kommunalen Abfällen zur energetischen Verwertung für die Einheitsgemeinde Havelberg

Maßnahmenauswahl zur Erprobung im Hauptvorhaben

Landwirtschaft und Biodiversität

Möglichkeiten und bestehende Instrumente für eine Integration von Ökosystemleistungen in die Agrarpolitik

Die deutschen Berichte zu Natura 2000: Ergebnisse und Schlußfolgerungen

Kiebitzschutz im Ackerland die Situation im Schwäbischen Donaumoos

Tag gegen Lärm. - Land Brandenburg - Rahmenplan zur Lärmaktionsplanung im Umfeld des Flughafens Berlin Brandenburg (Teilaspekt Fluglärm)

Für die Artenschutzprüfung relevante Schutzkategorien / Planungsrelevante Arten

Reform der EU Agrarpolitik Bedeutung für den Ökolandbau und den Grundwasserschutz in Unterfranken

Inventar der schützenswerten Naturobjekte (Naturinventar)

Der Rotmilan im Sinkflug

Ergänzungssatzung Sandackerstraße, Gemeinde Kusterdingen, Gemarkung Jettenburg

Aufwertung von Ackerflächen für Feldvögel durch Umstellung auf Ökologischen Landbau

Praxisnahe Zusammenarbeit mit Landwirten

Gefördert durch: Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Österreich

Natura Das europäische Netz der biologischen Vielfalt

LANDESJÄGERTAG 2016 in KULMBACH

Vögel des Grünlandes in Sachsen. Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz

Die Umsetzung des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Ländliche Entwicklung (ELER) in Bayern

Kristin Lüttich - IBZ St. Marienthal -

Kiebitz - Soforthilfe - Schwaben 2013/2014

Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf die Biodiversität

Systemwechsel bei der Umsetzung der EU-Agrarpolitik in Deutschland. Bioland-Pressekonferenz, Internationale Grüne Woche

Die wirtschaftliche Situation der Mutterkuhhaltung mit Blick auf die Agrarreform

SIEDLUNGSDICHTE UND HABITATANALYSE DES WENDEHALSES IN DEN UNTERSUCHTEN STREUOBSTWIESEN BADEN-WÜRTTEMBERGS

Norbert Höll und Dr. Karin Deventer REFERAT 24 Flächenschutz, Fachdienst Naturschutz

Kathrin Hasler, Vorstandsmitglied Fricktal Regio Planungsverband. Fricktalkonferenz. 22. Januar 2016

Bestandsentwicklung und Brutergebnisse der Großvögel in Mecklenburg- Vorpommern in den Jahren 2013 und 2014

Feldlerchenprojekt Fenster für die Lerche

Vernetzte Agrarlandschaft

Populationsökologische Untersuchungen an Kormorankolonien in Mecklenburg- Vorpommern und Möglichkeiten eines Managements

Wie können gerade kleine Standorte hessenweit gefördert werden? Stephan Schumm Wasserkraftanlage Hoppe-Schumm, Hadamar

Rebhuhnschutzprojekt. Auswahl geeigneter Flächen für die Schaffung neuer Lebensräume

Ideen für die Programmierung der extensiven Landbewirtschaftung:

ARTENSCHUTZPROJEKT WIESENWEIHE (CIRCUS PYGARGUS) DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN

Stiftungen als Garant für die funktionsgerechte Erfüllung der Ausgleichsverpflichtung Beispiele aus NRW

Thematische Dienste Agrar-Monitoring

Verbreitung von und Umgang mit Jakobskreuzkraut in Schleswig-Holstein

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode der Abgeordneten Jeannine Rösler und Torsten Koplin, Fraktion DIE LINKE

Greening-Maßnahmen zum Schutz der Niederwildes Dr. Josef Kuhlmann, LWK Niedersachsen

Die neue EU-Förderperiode in Sachsen - das Agrarumwelt-Naturschutz-Programm AUNaP

Flächenbelegung durch Energiepflanzenanbau in Schleswig-Holstein

Grundlagen für einen Naturschutzstandard Pilotprojekt in Mecklenburg-Vorpommern

Moorschutzprojekt Schwäbisches Donaumoos - 20 Jahre und kein Ende!?

Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Paludikulturen

Hilfe fur. Wir bringen ihre Küken in die Luft

UnternehmensNatur Hamburg

Auftraggeber. HP&P GRUPPE Marburger Straße Giessen. Auftragnehmer

Greening in der 1. Säule: Welche Anforderungen sollten ökologische Vorrangflächen erfüllen?

Der Einfluss von Windkraftanlagen auf den Baumfalken (& andere Greifvögel & Eulen)

Biomasseanbau Anforderungen aus Sicht eines Umweltverbandes

Geschichte der Öko -Förderung der EU und der Länder gehalten von Manuela Kelch und Theresa Rebholz

Regionaler Mehrwert für Landwirtschaft und Natur

Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e.v. Abschlusspräsentation Seite

Agroforstsysteme in MV Flächenauswahl und -potenziale

Biodiversitätsklausel im Pachtvertrag der Stadt Frankfurt am Main

Freiburger Resolution zur Erhaltung der Wiesen und Weiden im Schwarzwald

Stellen Blühflächen auch für die Landwirtschaft eine Alternative dar? Werner Kuhn,

1. LANIS im Internetbrowser öffnen. Adresse: Nach dem Öffnen die Fenstergröße maximieren

Klimawandel: lokales und regionales Naturschutzmanagement

ETZ SK-AT DI Martina Liehl (Weinviertel Management)

Landschaftsbild im Windenergie-Erlass

Naturschutz und Landwirtschaft im Dialog: GAP ab 2014 Mehr Biodiversität im Ackerbau? BfN, Naturschutzakademie Vilm,

Auen als halboffene Weidelandschaften Dr. Walter Hemmerling

Streuobstwiesenschutz Gemeinsam mehr erreichen. Foto: G. Hein

Vermarktung von Leguminosen

Energielandschaft Morbach: Energieregion

Übersicht. Langzeitunterstudien am Mittelspecht. 1. Mittelspecht in Hessen. 2. Habitatansprüche

Analyse. Beratung. Fortbildung. Büro für Bodenschutz & Ökologische Agrarkultur. Analysis. Consultancy.

Naturschutz in Deutschland

Energiepflanzenanbau in Niedersachsen aus regionaler Sicht: Wechselwirkungen mit anderen Raumnutzungen

Interessengemeinschaft Informations- und Managementsysteme in der Fleischwirtschaft, Leipzig, Fleischhygiene plus

Förderprogramm Biotopschutz und Landschaftspflege

Indikatorenbasierte Bewertung der Freiraumentwicklung

Transkript:

Braunkehlchen auf Ökobetrieben in Mecklenburg-Vorpommern Erste Ergebnisse zu Habitatwahl, Bruterfolg und Fördermaßnahmen Frank Gottwald, Andreas + Adele Matthews, Karin Stein-Bachinger DO-G Fachgruppentreffen Vögel der Agrarlandschaft, 1.-2.4. 2016 in Hitzacker

Projekt Landwirtschaft für Artenvielfalt Initiatoren Anbauverband Biopark WWF Deutschland Tanja Dräger de Teran, Markus Wolter Wegbereiter und Unterstützer Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern EDEKA Wissenschaftliche Begleitung und Umsetzung Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.v., Wissenschaftliche Begleitung: Dipl. Biol. Frank Gottwald, Dr. agr. Karin Stein- Bachinger, Dipl.-Ing. Andreas & Adele Matthews, Dipl.-Ökol. Constanze Tröltsch DUENE e.v., Univ. Greifswald Dr. agr. Michael Rühs Fruchtwechsel e.v. Dipl.-Ing. Arne Bilau, M.Sc. Weert Sweers Pilotregion: Mecklenburg-Vorpommern Laufzeit: 3/2012 10/2017

Ziele des Projektes Förderung der Artenvielfalt auf gesamtbetrieblicher Ebene (ÖL) Entwicklung und Einführung eines Bewertungssystems für Naturschutzleistungen ( Naturschutzmodul ) Naturschutzfachliche Beratung Zertifizierung von Betrieben für Naturschutzleistungen Honorierung von Naturschutzleistungen über die Vermarktung Grundlage: Wertschätzung und Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft & Naturschutz

Bestandsentwicklung und Gefährdung Index [%] 350 Braunkehlchen (Saxicola rubetra ) 300 250 200 150 100 50 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Gesamt West Ost Quelle: Monitoring deutscher Brutvögel, M. Flade & J. Schwarz, DDA (pers. Mitt.) Rote Liste Deutschland (2007): gefährdet Braunkehlchen (Saxicola rubetra)

Untersuchungsgebiete 6 Betriebe in N- und NO- Mecklenburg-Vorpommern Insgesamt 850 ha Extensive Mutterkuhhaltung, 0,6 1,3 GVE Grünland (Wiese, Dauerweide, Umtriebsweide, Mähweide) 2014 2015 Kontrolle Bruterfolg

Methodik 5 Begehungen von M Mai bis M Juli Registrierung brutanzeigender Verhaltensweisen mit bes. Berücksichtigung des Brutstatus (fütternde u. warnende Vögel) Status 0 1 ww 2 3a 3b 4 Definition keine brutanzeigenden Verhaltensweisen (z.b. nur singendes Männchen) Paar anwesend, ohne auffällige brutanzeigende Verhaltensweisen warnen, vermutlich status 2 oder 3, auch warnende Einzelvögel Nestfund ohne Inhalt oder Nestbau-Aktivität Nest mit Eiern oder aufgrund Verhalten sicher brütendes Weibchen Nestjuv. oder Futter tragende Altvögel Ausgeflogene Juv. (incl. nicht flügge Juv. außerhalb Nest)

Bruterfolg Maximal festgestellter Brutstatus pro Revier mit Brutversuch 2014 Nestbau Juv. warnend 10,5% 39% 28% Gelege 19% Nestjuv. 2015 2015 54% n = 57 n = 46 4% 24% 15% Daten 2014 2015 A. Matthews Bruterfolg dürfte real etwas höher sein, ist aber nur mittelmäßig (vgl. z.b. Fischer et al. 2012: 38-82% je nach Biotop + Landnutzung, Grüebler et al. 2012: 10% bei früher Mahd, 70% in spät genutzten Wiesen)

Habitate im Grünland Braunkehlchen Kartierung 2013-2014

Sonstige Mais Grabenböschung Habitate im Grünland Verteilung der Neststandorte im Grünland auf Ökobetrieben in Mecklenburg-Vorpommern Saum 20% 20% Brache 5% 43% n = 90 Neststandorte Weide/Wiese Daten 2014 2015 A. Matthews 40% aller Nester in linearen Begleitstrukturen am Schlagrand (Säume, Grabenböschungen)

Habitate im Grünland Bk 2013-2014 Hofweide Marth Reviere häufig in der Nähe von Weidezäunen u. Gräbensäumen (Ansitzwarten!) Siedlungsdichte großräumig (846 ha): 1,0 (2014) / 0,7 (2015) BP/10ha im Mittel der Einzel-UG Maximal 2,4 BP/10ha

Habitate im Grünland Braunkehlchen Kartierung 2013-2014 >71% aller Reviere enthalten Zäune (50m Radius um Neststandort, n = 64)

Nestabstände zum Schlagrand m Schlagrand Wiesen + Weiden n = 46 76% aller Nester bis 30m vom Schlagrand Abstand von Zäunen n = 64 69% aller Nester bis 10m von Zäunen (in Revieren mit Zäunen) Median = 14m Median = 4m Daten 2014 2015 A. Matthews

Stehenlassen von Teilflächen Folgerungen für Maßnahmen: Mit dem Stehenlassen von Teilflächen an Schlagrändern kann ein großer Teil der Nester geschützt werden! Effektiver als Spätmahd ganzer Schläge Besonders effektiv in der Nähe von Weidezäunen und günstigen Randstrukturen mit Ansitzwarten

Stehenlassen von Teilflächen Braunkehlchen Kartierung 2013-2014 Maßnahmen bei Beweidung Auszäunung von Teilflächen bis Mitte Juli Effektiv v.a. bei früher Beweidung im Mai!

Fazit Maßnahmen Großflächige Spätmahd ab M. Juli ist in der Regel nicht umsetzbar! Gezielter Schutz an Standorten, an denen die Vögel brüten Optionen: (1) Kartierung im Gelände (Reviere, Strukturen) (2) Anlage von Strukturen, die für die Vögel attraktiv sind Ansiedlungszentren Ansiedlungszentrum: überj. Streifen (mind. 3m) / dauerhafter Saum, evtl. mit Zaun, Stäben etc. Nestschutz Streifen: mind.10m (bis 30m) Spätnutzung Restschlag: betriebsübliche Nutzung

Maßnahmen im Handbuch + Ansiedlungszentren Schutz der Neststandorte Kleinflächige effektive Maßnahmen Erfordert Beratung der Landwirte download: http://www.landwirtschaft-artenvielfalt.de/das-projekt/informationen

Beispiel Maßnahmenumsetzung Festlegung spät genutzter Teilflächen aufgrund Kartierung 2014-2015 Brutortstreue hoch bei Bruterfolg: Maßnahme jedes Jahr an gleicher Stelle sinnvoll

Vielen Dank! www.landwirtschaft-artenvielfalt.de