Kongress 2016
Wiesbaden, 22. Oktober 2016 Europa, Deutschland und das falsche Gewicht Prof. Dr. Heiner Flassbeck
Inflation und Löhne 1970-2013 in verschiedenen Ländern Ø jährl. Veränder rung der Lohnstückkosten in % 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Japan Deutschland (1991-2013) USA Frankreich Belgien (1980-2013) Österreich (1980-2013) Niederlande (1980-2013) EWU (12 Länder) R² = 0,9955 UK Westdeutschland (1970-1991) Italien Spanien 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Quellen: Ameco, OECD Ø jährl. Veränderung des BIP-Deflators in %
Deutschland in der EWU 150 Griechenland Italien 140 Index 1999 = 100 130 120 110 Spanien Frankreich EZB Ziel: 1.9% 100 Deutschland 90 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 1) Ratio of compensation per employee to real GDP per person employed; Index 1999 = 100 Quelle: AMECO. Geneva and Zurich, February 2015
Frankreich hat alles richtig gemacht Nominallohn und Produktivität, Frankreich (1999=100) 150 140 130 Nominallohn pro Stunde 120 Produktivität 110 100 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Anmerkung: 2012er Werte für Arbeitsstunden der Beschäftigten geschätzt anhand von AMECO Daten. Quelle: AMECO Datenbank (Stand Nov-12); OECD Datenbank (Stand Apr-13); eigene Berechnungen
Deutschland betrieb Lohndumping Nominallohn und Produktivität, Deutschland (1999=100) 150 140 130 120 110 100 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Anmerkungen: 1) Definiert als nominale Einkommen der abhängig Beschäftigten geteilt durch die Arbeitsstunden der abhängig Beschäftigten mal Anzahl der abhängig Beschäftigten. 2) Definiert als reales BIP geteilt durch Arbeitsstunden aller Beschäftigten mal Anzahl aller Beschäftigten. 3) 2012er Werte für Arbeitsstunden der Beschäftigten geschätzt anhand von Destatis Daten. Quelle: AMECO Datenbank (Stand Nov-12); OECD Datenbank (Stand Apr-13); eigene Berechnungen
Deutschland ist einfach produktiver als Frankreich Produktivität pro Stunde 53 51 49 Frankreich 2010er Euro/Stunde 47 45 43 41 39 37 35 Deutschland 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Reales Bruttoinlandsprodukt je geleistete Arbeitsstunde der Erwerbstätigen; 2010er Euro pro Stunde Quelle: AMECO.
Deutschland verstößt gegen die Regeln 1) 8 6 +6%-Limit des MIP der Überschussländer Bilanz in % des Nominal-B BIPs 4 2 0-2 -4 3-Jahresdurchschnitt 2) -6-4%-Limit des MIP für Defizitländer 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 1) In vh des nominalen Bruttoinlandsprodukts; bis 1990 Westdeutschland; negative Werte Defizit, positive Werte Überschuss gegenüber dem Ausland. 2) Der Dreijahresdurchschnitt ist hier im jeweils letzten Jahr eingezeichnet, also etwa der Durchschnitt von 2012, 2013 und 2014 im Jahr 2014. Quellen: Deutsche Bundesbank, Statistisches Bundesamt, Ameco-Datenbank.
Wenn die Löhne sinken, sinkt auch die Arbeitslosigkeit 30 22 25 20 Arbeitslosenrate in % 20 15 10 5 0 1999 2000 2001 Reallohn pro Stunde (Produzentenlohn) 2) Arbeitslosenrate 1) Reallohn pro Stunde (Konsumentenlohn) 3) 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 18 16 14 12 10 Reallohn pro Stunde (in 2005er Preisen) 1) Arbeitslose in %, im Verhätlnis von beschäftigten zu unbeschäftigten Personen; Definitiert von Eurostat, linke Skala 2) Vergütung von Angestellten pro tatsächlich gearbeiteter Stunde; BIP-Deflator einbezogen, rechte Skala 3) Vergütung von Angestellten pro tatsächlich gearbeiteter Stunde; Deflator für privaten Verbrauch einbezogen, rechte Skala Quelle: Ameco (Mai 2013), Werte für 2013 sind Schätzungen der EU-Kommission.
Deutschland gewinnt schon wieder 120 100 Deutscher Leistungsbilanzsaldo mit der EWU 1) In Milliarden EUR/DM I 80 60 40 20 0-20 -40 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2) 1) EWU: 19 Länder; in Milliarden EUR/DM 2) Wert für 2016: Schätzung, Halbjahreswert x 2 Quelle: Deutsche Bundesbank
Schulden sind schlecht, Sparen ist gut Westdeutschland 1960-1975 10 8 Private Haushalte 6 4 Saldo in % des BIP 2 0-2 -4-6 -8 Ausland 2) Unternehmen Staat -10 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1) In Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts. 2) Negative Werte bedeuten Verschuldung des Auslands in Westdeutschland. Quellen: Deutsche Bundesbank, Ameco Datenbank. Geneva and Zurich, February 2015
Deutschland wächst ohne Schulden 8 Finanzierungssalden 1) der Wirtschaftssektoren in Deutschland in Prozent des BIP 6 4 2 0-2 -4-6 private Haushalte Unternehmen Staat Ausland 2) -8-10 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 1) In % des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO
Frankreich soll sparen? 6 4 Finanzierungssalden 1) der Wirtschaftssektoren in Frankreich private Haushalte in Prozent des BIP 2 0-2 Staat Unternehmen Ausland 2) -4-6 -8 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 1) In % des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO
Italien auch? 5 4 3 Finanzierungssalden 1) der Wirtschaftssektoren in Italien private Haushalte in Prozent des BIP 2 1 0-1 -2 Ausland 2) Unternehmen -3-4 -5 Staat -6 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 1) In % des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO
Europa insgesamt 6 Finanzierungssalden 1) der Wirtschaftssektoren im Euroraum 4 private Haushalte Unternehmen in Prozent des BIP 2 0-2 Ausland 2) -4 Staat -6-8 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 1) In % des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO
Europa ohne Deutschland kann nicht sparen 6 Finanzierungssalden 1) der Wirtschaftssektoren im Euroraum (ohne Deutschland) 4 private Haushalte Ausland 2) Unternehmen in Prozent des BIP 2 0-2 -4 Staat -6-8 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 1) In % des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO
Genau wie die USA 8 6 4 2 Finanzierungssalden 1) der Wirtschaftssektoren in den USA Ausland 2) Unternehmen private Haushalte in Prozent des BIP 0-2 -4-6 -8-10 Staat -12-14 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 1) In % des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO
Folgerungen Nur Deutschland kann den Euro retten Italien und Frankreich sind entscheidend Wir brauchen eine neue Wirtschaftspolitik und ein neues ökonomisches Denken Vorurteile und Ideologien müssen scheitern
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Wiesbaden, 22. Oktober 2016 Zwischen Eurofetischismus & Nationalismus Ein Dritter Weg für die Zukunft der EU Peter Wahl von World Economy, Ecology & Development für
Finalitätsfrage Mehr Europa Politische Union USE Dritter Weg Flexible Integration Zurück zum Nationalstaat
Die drei Prinzipien flexibler Integration 1. Flexibilisierung nach innen 2. Öffnung nach außen 3. Variable Geometrie der Zusammenarbeit
Flexibilisierung nach Innen Zwei Komponenten Selektive Vertiefung der Integration Selektiver Rückbau
Öffnung nach außen Nordafrika Russland/ Eurasische Union Türkei Syrien, Libanon, Israel Osteuropa Balkan
Variable Geometrie Türkei Syrien, Libanon, Israel Balkan Osteuropa Koalitionen von Willigen Russland Eurasische Union
Konsequenzen Flexibles Netzwerk statt Einheitsstaat Regionalisierung statt Zentralismus Subsidiarität statt Souveränitätstransfer Intergouvernementale Zusammenarbeit statt Supranationalität Plurilaterale Kooperationen Pluralität von Wirtschafts- und Gesellschaftsmodellen statt neoliberaler Konstitutionalismus
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Wiesbaden, 22. Oktober 2016 Eine Reformagenda für eine flexiblere Europäische Union apl. Prof. Dr. Martin Höpner vom für
Eine EU-Reformagenda in drei Punkten 1. Dem wirtschaftsliberalen Richterrecht Einhalt gebieten 2. Dem europäischen Gesetzgeber aus der Konsensfalle helfen 3. Den Euro schrittweise einem Währungsregime annähern, das auf den heterogenen Euroraum passt
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