PROTOKOLL 7. Bezirkliche Regionale Bildungskonferenz Hamburg-Nord
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- Alke Baumgartner
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1 Regionale Bildungskonferenzen PROTOKOLL 7. Bezirkliche Regionale Bildungskonferenz Hamburg-Nord Datum: Sitzungsort: Protokollant/in: Verteiler: Thema Top 1 Bezirksamt Hamburg-Nord, Gr. Sitzungssaal Robert-Koch-Straße, Hamburg Moderation: Gisela Beck Sandra Lösel Veröffentlichung auf der Internet-Seite: Inhalt Begrüßung Yvonne Nische, Leiterin des Dezernates Soziales, Jugend und Gesundheit des Bezirksamtes Hamburg-Nord Top 2 Informationen über die Flüchtlingsunterkünfte im Bezirk Hamburg-Nord Susanne Otto, Leitung Integrierte Sozialplanung, Bezirksamt Hamburg-Nord Die Liste der Wohn-Unterkünfte in Hamburg-Nord finden Sie im Anhang zum Protokoll. Auch im Internet finden sie alle Standorte im Bezirk Hamburg-Nord. Top 3 Vorstellung der Empfehlungen aus der Region Langenhorn / Fuhlsbüttel / Ohlsdorf Dr. Ronnie Peplow, Bildungskoordination, Bezirksamt Hamburg-Nord Die Empfehlung Quereinstieg für Lehrkräfte für Internationale Vorbereitungsklassen, Basisklassen und Deutschunterricht und die Stellungnahme der Behörde für Schule und Berufsbildung finden Sie im Anhang zum Protokoll. Patenprojekt für jugendliche Flüchtlinge über 18 Auf der 8. RBK Langenhorn wurde eine besondere Gruppe identifiziert, die Unterstützung benötigt: Junge unbegleitete Flüchtlinge, die volljährig sind und nicht mehr in den Genuss der Jugendhilfe kommen. Es wurde empfohlen, diese jungen Menschen durch Paten / Mentoren zu begleiten, damit sie hier ankommen und Anschluss an die Bildungsinstitutionen finden. 1
2 Es gründete sich daraufhin eine kleine Arbeitsgruppe, die ein Konzept für ein Patenprojekt geschrieben hat und nun an Finanzierungsund Umsetzungsmöglichkeiten arbeitet. Der Mentor.Ring, fördern & wohnen und Träger haben den Bedarf bestätigt und der Projektskizze zugestimmt. Die AG arbeitet jetzt an der Realisierung. Wir werden Sie über den weiteren Verlauf des Projektes informieren. Top 4 Was wollen und können wir den Flüchtlingen anbieten? Assimilation oder Integration? Auszug aus der Podiumsdiskussion mit: Seher Dincer (Leitung Jugendparkweg), Ralf Pöhler (Schulleitung Fritz-Schumacher-Schule) und Mürsel Dogan (basis & woge e.v. / Globus) Frau Dincer, wie können jugendliche Flüchtlinge gestärkt werden, dass sie für ihre eigenen Anliegen selbstbewusst eintreten und die Gesellschaft aktiv mitgestalten? Man müsse die jungen Flüchtlinge wahrnehmen, respektieren und akzeptieren. Wichtig sei es, sie nicht zu assimilieren. Integration sei immer zweiseitig. Man müsse die Jugendlichen mit einbeziehen und ihnen Wertschätzung entgegen bringen. Herr Pöhler, seit Sommer 2015 hat Ihre Schule Internationale Vorbereitungsklassen (IVK) eingerichtet. Was war / ist wichtig in der Vorbereitung? Wie lassen sich Ihrer Meinung nach gemeinsam Bildungschancen und Teilhabe der geflüchteten Kinder und Jugendliche verbessern? Für die Kinder und Jugendlichen sei es wichtig, die Schule im Rahmen des gebundenen Ganztags besuchen zu können. Nicht nur der Unterricht, sondern gerade die Nachmittagsangebote seien für die Integration wichtig. Hier hätten die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, im Regelschulbetrieb mit anderen Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu kommen. Klappt das? An der Fritz-Schumacher-Schule seien die IV-Klassen ganz neu, Strukturen müssen erst aufgebaut werden. Besondere Bedürfnisse tauchen auf und die ersten Erfahrungen werden nun gesammelt. Auf den bisherigen Erkenntnissen wird weiter aufgebaut. Herr Dogan, sie arbeiten mit Migranten und Migrantenorganisationen, d.h. Sie haben eine Menge an Erfahrung. Vor welcher Herausforderung stehen Sie jetzt in der Flüchtlingsarbeit? Wie können Migranten die Flüchtlingsarbeit unterstützen? Eine wichtige Aufgabe von Globus ist die Begleitung von Projekten und Initiativen von und für die BewohnerInnen des Stadtteiles Dulsberg, welche die Interkulturelle Öffnung und Partizipation der Menschen zum Ziel haben. Es gäbe ganz unterschiedliche Schwerpunkte und Herangehensweisen in der Arbeit mit Migranten und in der Arbeit mit Flüchtlingen. Gemeinsamkeiten gäbe es hinsichtlich der Sprache, der Kultur und der Traditionen. Man stehe in der Flüchtlingsarbeit vor großen Herausforderungen. Ressourcen, Geld, Personal seien dringend von Nöten. Die Aufgabe sei gewaltig. Konzepte gäbe es seit Jahrzehnten, der Staat müsse für die notwendigen Strukturen sorgen. Beachten müsse man auch die Heterogenität der Flüchtlinge. Nicht nur die Unterbringung und das Erlernen der Sprache seien wichtig, man müsse auch für die darüber hinausgehenden Bedürfnisse Angebote bereitstellen. 2
3 Frau Dincer: Frau Dincer betont die Bedeutung der Migranten bei der Unterstützung in der Flüchtlingsarbeit. Zum Verstehen reiche nicht immer die Sprache aus. Gefühle, Kultur, Religion auch darauf müsse man eingehen können. Gerade auch die Elternarbeit mit Migranten zu gestalten, sei sehr wichtig. Herr Pöhler: Ja, man brauche Kulturmittler. Herr Pöhler sehe hier auch bei seinen Schülern große Kompetenzen. So habe er beispielsweise eine Liste in den Oberstufen-Klassen der Schule erstellen lassen, in der deutlich wird, welche Schüler welche Sprachen sprechen. Dies sei in der Praxis eine große Unterstützung beim Erstkontakt mit den Eltern. Hier sei eine Übersetzung, unterstützt durch die Schüler, sehr wichtig. Denn gerade hier könne man viele Fehler machen, die die Beziehung nachhaltig beeinflussen. Das sei nur ein Beispiel, jede Schule müsse für sich schauen, welche Strukturen man schaffen kann. Als Schulleiter setzt er zudem voraus, dass sich auch das Kollegium interkulturell fortbildet. Herr Dogan: Sehr viele vorhandene Ressourcen würden nicht genutzt. Das führe zu Frust bei vielen MigrantInnen, die schon länger versuchen beruflich Fuß zu fassen. Diese Menschen müssen die Möglichkeit bekommen die Berufe auszuüben, die sie gelernt haben (Bsp.: Lehrerinnen mit Kopftuch). Dann können sie sich als Vorbilder einbringen. Welche Werte / Rituale müssen wir denn vermitteln? Herr Dogan: Innerhalb der Schule sei es wichtig, Demokratie zu vermitteln, weniger Religion und Tradition. Integration müsse immer auch von zwei Seiten aus gehen. Denken, Werte und Grundhaltungen der Deutschen seien den Flüchtlingen nicht bekannt. Daher müsse hier neu gedacht und mehr erklärt werden, um die Bedeutung besser herausstellen. Frau Dincer: Gegenseitiger Respekt und Akzeptanz, sowie das Verstehen und Tolerieren der gegenseitigen Regeln seien sehr wichtig. Man brauche u.a. auch die Unterstützung der Imame und Moscheen beim Ankommen, Erklären und verstehen. Herr Dogan: Sieht den besonderen Schutz dieser Menschen. Man brauche die nötige Sensibilität und Fingerspitzengefühl. Die Problematiken dieser Menschen im Alltag müssen ernstgenommen werden. Alle seien unglaublich willig und interessiert. Moscheen leisten bereits einen großen Beitrag in Form von Übernachtungsmöglichkeiten, Verpflegung und Beratung. Die Helfer und Unterstützer wissen nur zu wenig übereinander. Begegnungen würden fehlen. 3
4 Fragen aus dem Publikum: Gibt es Möglichkeiten für die Flüchtlinge, ihren Alltag in der Unterkunft selber zu gestalten, Aktivitäten zu organisieren? Frau Dincer: Der Träger fördern & wohnen sei nur Unterbringer, soziale Dienste können nicht geleistet werden. Unterstützung erhalte man hierbei von Ehrenamtlichen. Das Problem sei häufig nicht das Angebot, sondern auch das Annehmen. Traumatisierung erzeuge u.a. auch Lähmung im Alltag. Somit sei auch eine Motivation nötig. Die Flüchtlinge können auch selbständig gestalten und organisieren, jedoch habe der Träger hier keinen Einblick in die Aktivitäten. Ist bei der Beschulung der Kinder und Jugendlichen ein flexibles Vorgehen / eine gezielte Förderung der Kompetenzen möglich? Herr Pöhler: Die Diagnostik sei letztendlich mit der der Inklusion vergleichbar. Es zähle der individuelle Blick auf alle Schüler. In den IV-Klassen 5/6 würde man beispielsweise Englisch als vermittelte Drittsprache später in den Unterricht einführen. Für alles andere müsse man innerhalb der jeweiligen Schulstrukturen gucken, was möglich ist. Man wünsche sich Flexibilität und baut auf die Erfahrungen im Rahmen der Inklusion. Frage an Schule zu strukturellen Maßnahmen mit Blick auf die Klassenfrequenzen. Wird ein Quantum frei gehalten oder sind die Klassen im Moment voller? Herr Pöhler: Ja, das sei ein Problem. Wo kommen die Kinder nach der IVK in die Regelklassen? Eine Möglichkeit wäre statt mit 23, mit 21 Kindern in Klasse 5 zu starten. Auch hier müssen Strukturen geschaffen werden, um die Schülerinnen und Schüler aufzunehmen. Kinder erhalten gemeinsame Lebenserfahrungen und einen Austausch an Schule mit einem 8-Stunden-Tag. Wie sieht der Austausch, die Kommunikation im Alltag hingegen für Erwachsene aus? Schon jetzt gäbe es sog. Parallelgesellschaften. Wie wolle man das nun unter den neuen Voraussetzungen regeln? Steuerungsgruppe: Diese Frage und der Blick auf die Erwachsenen könne ein Thema für die nächste bezirkliche RBK sein. Top 5 Ich sehe was - was Du nicht siehst! Interkulturelle Kommunikation im Kontext von Bildung Input von Gülcan Yoksulabakan-Üstüay Dipl. Pädagogin, Trainerin und Beraterin im Bereich Interkulturalität und Diversity Frau Yoksulabakan-Üstüay ging mit den Teilnehmern den Fragen nach, - welche Faktoren die Kommunikation beeinflussen können (z.b. unterschiedliche Kommunikationsstile und Formen der Körpersprache), - Ob sich Missverständnisse und Konflikte ausschließlich aus kulturellen Prägungen heraus entwickeln, - Welche Rolle Vorurteile spielen und 4
5 - welche Bedeutung die Vermittlung von kulturellen Werten für die eigene Brille der Wahrnehmung hat? Wichtig sei es bei aller Sprach- und Kulturvermittlung, auch die Kompetenzen der Flüchtlinge zu erkennen: Was bringen die Menschen mit, was können sie? Die Teilnehmer wurden direkt angesprochen, um mit verschiedenen Übungen auch emotionale Erlebnisse zu ermöglichen. Top 6 Arbeitsphase Die Teilnehmer teilten sich zum Thema junge Flüchtlinge & Bildung den folgenden Handlungsfeldern zu Kinder und Jugendliche Erwachsene Elternarbeit Werte und Kultur und diskutierten Herausforderungen und Wünsche, zogen Fazits bzw. sprachen Empfehlungen aus und sammelten weitere Fragen für RBK Steuerungsgruppe: 5
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9 Top 7 Ausblick Die Steuerungsgruppe wird die Vorschläge und Ideen aus den Arbeitsgruppen in Ihre Planungen für die regionale Arbeit aufnehmen. Die Termine für die Regionalen Bildungskonferenzen im Bezirk Hamburg-Nord für das Jahr 2016 werden per Mailverteiler und auf der RBK- Homepage veröffentlicht. 9
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