3.3 Schweiz. Das Schulsystem der Schweiz
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- Käte Kurzmann
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1 3.3 Schweiz Das Schulsystem der Schweiz Das Schulsystem in der Schweiz ist nicht einheitlich und wird in jedem der 26 Kantone unterschiedlich geregelt. Die Kompetenzen des Bundes beschränken sich auf die Festlegung der allgemeinen Qualitätsanforderungen von Schulen und dem einheitlichen Ausstellen von Zeugnissen und Zertifikaten. Schulpflicht besteht für die Volksschule, welche 9 Schuljahre umfasst und sich in Primar- und Sekundarschule aufteilt. Die Dauer der Primarschule variiert von Kanton zu Kanton und umfasst in den meisten Fällen 6 Jahre, in 6 Kantonen aber nur 4 oder 5 Jahre. Abhängig vom Zeitpunkt der Beendigung der Primarstufe beginnt die Sekundarstufe im Alter von 10 bis 12 Jahren. Manche Kantone haben vor der Sekundarschule noch eine ein- oder zweijährige Orientierungsschule eingerichtet. In der Sekundarstufe I gibt es eine erste Selektion der Schüler, indem Schulen mit Grundansprüchen, erweiterten Ansprüchen und ohne Selektion existieren. Der Besuch einer Schule mit erweiterten Ansprüchen kann durch Empfehlungen der Lehrkräfte und sehr gute schulische Leistungen in der Primarstufe ermöglicht werden. Die Sekundarstufe II besteht aus einer berufsbildenden bzw. einer allgemeinbildenden Ausbildung. Bei der Wahl einer Berufsschule werden neben Allgemeinbildung insbesondere erforderliche Kenntnisse und Fertigkeiten für einen bestimmten Beruf erlernt. Zur gleichen Zeit oder im Anschluss kann zur Vertiefung der Allgemeinbildung zusätzlich die Berufsmaturität erlangt werden. Wird ein allgemeinbildender Ausbildungsweg eingeschlagen, kann man zwischen einer Maturitätsschule (Gymnasium) oder einer Fachmittelschule (FMS) wählen. Die 3 bis 4-jährige Ausbildung am Gymnasium wird mit der Matura abgeschlossen und ermöglicht das Hochschulstudium. Die FMS wird mit dem Fachmittelschulabschluss oder der Fachmaturität abgeschlossen und bereitet auf bestimmte Berufsfelder, höhere Fachschulen (HF) und Fachhochschulen (FH) vor. Rund 90 % der Jugendlichen in der Schweiz schließen die Sekundarstufe II mit Matura, Fachmatura beziehungsweise Fachmittelschulabschluss ab.
2 [Grafik6]: Das Bildungssystem der Schweiz Informatische Bildung in der Schweiz Im Jahr 1995 wurde Informatik als eigenständiges Fach in der allgemeinbildenden Sekundarstufe II abgeschafft. Das Bestreben, die Unterrichtsinhalte in andere Fächer zu integrieren hat sich aber mit der Zeit als nicht praktikabel herausgestellt und es wird in vielen Kantonen darüber diskutiert, das Schulfach Informatik wieder einzuführen. [24] Eine generelle informatische Grundausbildung findet in der Schweiz spätestens in den höheren allgemein bildenden Schulen (Gymnasien und FMS) oder in den Berufsschulen statt. Immer mehr wird aber auch schon in der Volksschule auf das Vermitteln von informatischem Grundwissen wertgelegt. Die einzelnen Kantone dabei für die Integration von IKT und Medien in die jeweiligen Lehrpläne, sowie die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen verantwortlich und tragen zusammen mit den Gemeinden den größten Teil der finanziell eingesetzten Mittel. Die Schweizerische Konferenz der S eite
3 kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) koordiniert die Handlungen der Kantone mit Hilfe der Schweizerischen Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB). Seit 1986 setzt sich die EDK mit der Integration von Informatik in den Schulen auseinander und gründet auf Grundlage der immer stärkeren Bedeutung von IKT im Bildungswesen im Herbst 2000 eine nationale Task Force ICT und Bildung. Das Ziel der Task Force war unter anderem die Umsetzung der folgenden Maßnahmen: - Einbezug der ICT in die Lehrpläne und Koordination zwischen den verschiedenen Schulstufen - Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen - Entwicklung von Lehr- und Lernsoftware - Schaffung von guten Rahmenbedingungen (Rahmenverträge mit Software-Herstellern und dem Bildungsfernsehen, günstiger Internetzugang für Schulen) - Förderung und Mitwirkung bei Projekten (zum Beispiel «Virtueller Campus Schweiz» im Hochschulbereich) Im Herbst 2001 wurde der Schweizerische Bildungsserver educa in Betrieb genommen, der Arbeitsblätter und Webressourcen für den Unterricht, Informationen zu Lehrberufen, Berufsbildung und Schulsystem, sowie eine interaktive Lernplattform zur Verfügung stellt. Mit educa, i-doc und edu.sibp stehen den Lehrkörpern gleich mehrere Tauschbörsen für elektronische Lehrmittel zur Auswahl, mit deren Hilfe eigene Materialien, pädagogisch didaktische Konzepte oder andere Unterlagen zur Verfügung gestellt und getauscht werden können. [Link21] Nicht alle schweizerischen Volksschulen sind bezüglich der Integration von IKT in den Unterricht auf dem gleichen Stand. Meist sind Informatik und Medienerziehung nur fächerübergreifende Unterrichtsgegenstände. Die aktuelle Situation wird allerdings durch zahlreiche digitale Plattformen, Initiativen, Tagungen, ICT-Fachstellen und Kompetenzzentren fortwährend ausgebaut und verbessert. Die Einbindung von IKT in die Lehrpläne der Vorschule und Primarstufe ist noch nicht sehr ausgeprägt und hängt vielmals noch von dem individuellen Engagement der Lehrpersonen ab. Da ein Internetanschluss in den Schulen der Unterstufe nur teilweise zu finden ist, greifen die Lehrer oft auf Übungsprogramme und CD-ROMs als Lehrmittel zurück. Die Ausstattung mit Computern ist relativ flächendeckend realisiert worden und es kommen bei der Nutzung vorwiegend themenbezogene Software, Spiele und Kreativwerkzeuge zum Einsatz. Textbearbeitungswerkzeuge werden oft schon frühzeitig in den ersten Klassenstufen zur Abarbeitung von Schreibarbeiten genutzt. Derzeit wird in einer zentralschweizerischen Fachgruppe daran S eite
4 gearbeitet, IKT kantonübergreifend und ergänzend zu den Lehrplänen der Volksschule intensiver in die Unterstufenlehrpläne zu integrieren. In den Schulen der Sekundarstufe I und II werden IKT in die Lehrpläne unterschiedlich integriert. Dies ist unter anderem auch abhängig von der unterschiedlichen Ausstattung mit IT Equipment. Mit Ausnahme des teilweise angebotenen Fachs Informatik existieren nur selten offizielle Lehrplaninhalte als Richtlinie für den Unterricht. Am Gymnasium kommen in der Regel Textverarbeitung, Bildgestaltung und das Arbeiten mit Lernprogrammen zum Einsatz. Auch der Einsatz von Groupware, wie zum Beispiel BSCW oder educanet, ist immer öfter zu beobachten. Computergestütztes Lernen kommt seit der großflächigen Anbindung der Schulen an das Internet vermehrt zum Tragen. Durch die erweiterten Möglichkeiten des Lehrens und Lernens werden neue Wege der Kommunikation, Wissensrecherche und Wissensverarbeitung gegangen. Eine Ausnahme bildet die projektorientierte Zusammenarbeit zwischen Schülerinnen, Schülern und Lehrern über das Internet, welche noch sehr wenig genutzt wird, was darin begründet sein kann, dass durch herkömmliche Gruppenarbeit ein ähnlich hoher Lernerfolg möglich ist. Es ist weiterhin auffällig, dass die Computernutzung hauptsächlich zu Hause stattfindet. Unter 30 % der befragten Schülerinnen und Schüler arbeiten regelmäßig mit dem Computer in der Schule, dafür wird die häusliche Nutzung von über 80 % bevorzugt. [Grafik7]: regelmäßige Computernutzung Jähriger Im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen werden Lehrkräfte mit guten technischen und medienpädagogischen IKT Kompetenzen dazu angeregt, ihre Projekterfahrungen und Kenntnisse weiterführend als Dozent oder einfach als Ansprechpartner in Schulen zur Weiterbildung anderer Lehrkräfte einzubringen S eite
5 Im Sektor der Berufsschulen hat der Einsatz von IKT durch stetig bessere IT Ausstattung in den letzten Jahren stark zugenommen. Die häufigste Nutzung ist hier in den Bereichen Textverarbeitung und Tabellenkalkulation sowie der Wissensrecherche im Internet zu beobachten. Außerdem fungiert das Internet als weltweite Schnittstelle zwischen Berufsschulen und Betrieben und ermöglicht damit einen schnellen und dynamischen Informationsaustausch. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die zukünftige Nutzung von neuen Technologien in den schweizerischen Schulen, wie zum Beispiel Multimedia Anwendungen, e-plattformen oder Content-Management-Systeme, einen kontinuierlichen Ausbau der Infrastruktur erfordern. Insbesondere könnte dies in den Sekundarschulen durch drahtlos vernetzte Notebooks geschehen, die das Aufstellen von Computern in jedem Klassenraum hinfällig machen würde. Die Schaffung von Bildungsstandards und damit die Planung eines Gesamtkonzeptes für die Integration von IKT in allen Kantonen der Schweiz würde eine allgemeine Grundbildung für die Schüler und Schülerinnen der einzelnen Gemeinden und Schulen schaffen und neben pädagogischen und didaktischen Aspekten auch eine Basis für informatische Bildung auf dem aktuellen Stand bilden. Ob ein solches Konzept allerdings praktisch durchführbar ist, hängt von dem Willen und der Flexibilität der einzelnen Kantone ab. [23] Die Schweiz im internationalen Vergleich Die Schweiz schneidet im internationalen Vergleich im Bereich der Computerausstattung von Schulen sehr gut ab, die Ergebnisse variieren aber zum Teil erheblich unter den einzelnen Kantonen. Laut einer Erhebung des Schweizerischen Bundesamtes für Statistik (BfS) standen Ende 2001 im Schnitt 16 Schülerinnen und Schülern der Primarstufe ein Computer zur Verfügung, in der Sekundarstufe I kamen 9 Schüler auf einen PC, was 1,5 Computer pro Klasse entsprach. Die PISA Studie ermittelte 2003 einen noch besseren Durchschnitt von 6 Schülern pro Computer. Das erklärt auch, dass im Vergleich zum Jahr 2000 nur noch halb so viele Schüler bemängeln, dass der Unterricht durch einen Mangel an Computern negativ beeinflusst wird. Von den 82 % aller Schulen (100% Sek I, 73% Primarstufe) die mit Computern ausgerüstet sind, verfügten rund zwei Drittel über einen Internetanschluss. Heute sollten nahezu 100% der Schulen vernetzt sein. Der größte Anteil des Bildungsbudgets wird weiterhin in die Infrastruktur und den technischen Support gesteckt, wohingegen für Aus- und Weiterbildung nur 5 10 % aufgebracht werden. Der Standard der IKT-Infrastruktur in den schweizerischen Berufsschulen ist generell S eite
6 gut. Die meisten Berufsschulen verfügen über mehrere vernetzte PC- Arbeitsplätze mit Breitband-Internetzugang. Genauso sieht auch die Situation in den Mittelschulen aus, in denen, anders als in den Primarschulen, Computer meist nur in Computerkabinetten installiert worden sind und weniger in den Klassenräumen. Einige Schulen sind zusätzlich mit mobilen Beamern und Notebooks ausgestattet, die über WLAN in der gesamten Schule auf das Internet zugreifen und so in beliebigen Klassenzimmern genutzt werden können. Die Evaluationsergebnisse im internationalen Vergleich zeigen auf, dass die Schweizer Kantone in den meisten Kategorien durchschnittliche Ergebnisse erzielen. Dies betrifft die Infrastruktur, die meist überdurchschnittlich gut ist, die Informatikkenntnisse der Lehrpersonen, die stetig verbessert werden, und die Qualität des Einsatzes von IKT Materialien im Unterricht. Zu bedenken geben allerdings nicht die Durchschnittswerte, sondern die zum Teil erheblichen Unterschiede bei der Integration von IKT in den einzelnen Schulen und Schulklassen S eite
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