Wert der Biodiversität. Kurzimpulse aus ethischer Sicht. 14. November 2018
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- Elke Baumgartner
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1 Wert der Biodiversität Kurzimpulse aus ethischer Sicht 14. November 2018 Dr. Maren Heincke (Diplom-Agraringenieurin) Referentin für den ländlichen Raum Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
2 Anthropozän - das neue Erdzeitalter des Menschen! Mensch ist zum wichtigsten Faktor der Entwicklung des Planeten geworden Neolithische Revolution vor Jahren Beginn unserer heutigen Zivilisation Ressourcenzerstörungen heute Transformation der bisherigen Zivilisation zu mehr Nachhaltigkeit oder Bedrohung des friedlichen Überlebens der Menschheit?! Erhalt der Biodiversität : eine der größten Herausforderungen für die Menschheit
3 Überschreitung der Planetarischen Belastbarkeitsgrenzen Arten-Aussterberate um Faktor 100 bis erhöht (Kipppunkte möglich!) Einfluss der Landwirtschaft: Biodiversität, Landnutzungsänderung, Klimawandel, Biogeochemische Kreisläufe
4 Verhältnisbestimmung Mensch-Natur Erst die Belebung der Erde durch Pflanzen und Tiere ermöglicht das Leben der Menschen Ernährung, Rohstoffe, Aufrechterhaltung von Ökosystemfunktionen, Medikamente, technische Innovationen, Erholung. Mensch ist ein Teil der Natur Mensch nutzt die Natur Landwirtschaft (Agrikultur): Vernetztes System aus Natur + Kultur Trotz technischem Fortschritt: keine Emanzipation von der Natur möglich!
5 Ethisch-Kultureller Vorgang: Naturerfahrung und Bewertung Bewertungen von Naturphänomenen sind ethisch-kulturell geprägt und unterliegen einem kulturgeschichtlichen Wandel (Bsp. Gebirge) Früher: starke Naturabhängigkeit in ländlich-bäuerlichen Gesellschaften Heute: Distanz zur Natur und wenig Naturwissen in einer städtisch-industriellen, hoch technisierten Gesellschaft Naturwissenschaftler liefern lediglich das Wissen für den Naturschutz und Landwirtschaft Zielkonflikte : gesellschaftspolitische Aushandlungsprozesse und kulturelle Werte bestimmend 3 große Argumentationslinien zum Thema Erhalt der Biodiversität Klugheit Gerechtigkeit Glück
6 Klugheitsargumente Klugheitsargumente betonen die Nützlichkeit der Natur für den Menschen Biodiversität nützt der Landwirtschaft direkt (Bestäubung, Bodenbiologie, Biologischer Pflanzenschutz, Vielfalt an Sorten und Rassen) ökonomische Argumente: Verlust an Ökosystemleistungen führt zu immensen volkswirtschaftlichen Schäden (Bsp. Leistung der Imkerei in Deutschland: ca. 1,6 Mrd. Euro/Jahr durch Blütenbestäubung) ökologische Argumente: Vorsorgeprinzip, Rationaler Einsatz bei natürlicher Knappheit, Resilienz von Agrarsystemen, Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel, Entwicklungsmöglichkeiten zukünftiger Generationen Klugheitsargumente: Einnehmen einer kollektiven Perspektive sowie einer Langfristperspektive
7 Gerechtigkeitsargumente Gerechtigkeitsargumente betonen die moralischen Verpflichtungen zum Biodiversitätsschutz zwecks Bedürfnisbefriedigung aller Menschen einschließlich armer Mitmenschen im Süden sowie zukünftiger Generationen bei gleichzeitigem Erhalt der Ökosystemfunktionen (siehe Agenda 2030, 17 SDGs) Gerechtigkeitsargumente betonen Verursacherprinzip und Nutznießerprinzip Gerechtigkeitsargumente dienen der Prioritätensetzung bei Fragen der Verteilungsgerechtigkeit und Schutz-Pflichten für Agrobiodiversität!
8 Gerechtigkeitsargumente Biodiversitätsschutz und Ernährungssicherung 821 Millionen Menschen sind chronisch unterernährt (FAO 2018) Anzahl steigt wieder! Essentiell: Ernährungssicherung vulnerabler Bevölkerungsgruppen - nicht Ausspielen gegenüber Ressourcenschutz!
9 Gerechtigkeitsargumente Biodiversitätsschutz und Armutsbekämpfung Teufelskreis aus Armut und Naturzerstörung: Naturzerstörung fällt lebenshemmend auf die Menschheit zurück und führt zu Gewaltkonflikten und umgekehrt Leitbild: gerechter Zugang zu genetischen Ressourcen
10 Gerechtigkeitsargumente Biodiversitätsschutz und Generationengerechtigkeit Leitbild: Erhalt der multiplen ökologischen Funktionen für zukünftige Generationen Mensch hat nur das Recht zur Teilhabe am Ökosystem im Rahmen seiner Tragfähigkeit und Regenerationsfähigkeit
11 Glücksargumente Umwelthandeln rein aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen ist oft schwierig! Glücksargumente fokussieren auf die Rolle der Natur und Biodiversität als Bestandteil eines guten und erfüllten menschlichen Lebens - jenseits ihrer direkten Nützlichkeit Ästhetik, Naturerleben, Eigenart und Schönheit der Kulturlandschaften, Erholung, etc. Rücksichtsnahme auf die Natur als Lebenshaltung - Intuitionen folgen Immaterieller Gewinn statt Verzicht und Einschränkung - Suffizienzdiskurs Gesellschaftliche kulturelle Reifeprozesse nötig!
12 Der stumme Frühling Spirituelle Trauererfahrungen und Biodiversität Verluste in der Landschaft wahrnehmen nicht bloß das noch Vorhandene Trauer um Aussterben von Arten unwiederbringliche Verluste sehr langer Evolutionsprozesse Verlust an weiteren Evolutionsmöglichkeiten durch Artensterben Verlust an Biodiversität ist auch ein Verlust in spiritueller Hinsicht
13 Aufbruch zu mehr Biodiversitätsschutz: Geist, Herz, Hand und Verstand nötig!
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