Lehrgang Neulehrer des Fachtheoretischen Unterrichtes

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Lehrgang Neulehrer des Fachtheoretischen Unterrichtes"

Transkript

1 Lehrgang Neulehrer des Fachtheoretischen Unterrichtes Herzlichen Dank an die PH Burgenland für die Bereitstellung ihrer LMS-Inhalte! Seite 1 von 209

2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis...2 Modul 2 Teil Philosophie und Pädagogik...7 Allgemeine Begriffsdefinitionen Philosophie Pädagogik Didaktik Methodik...10 Historische Entwicklung der Pädagogik Frühe Bildungssysteme Abendländische Traditionen Das Christentum als bestimmende Kraft Das Mittelalter Humanismus und Renaissance Protestantische Einflüsse Römisch-Katholische Einflüsse Die Entwicklung der Naturwissenschaften im 17. Jahrhundert Die Verbreitung europäischer Ideen in anderen Ländern Das 18. Jahrhundert: Roussenau und andere Das 19. Jahrhundert und die nationalen Schulsysteme Das 20. Jahrhundert: Das Kind im Mittelpunkt...23 Prägende Persönlichkeiten der Pädagogik Sokrates Platon Aristoteles Francis Bacon Rene Descartes Comenius...38 Seite 2 von 209

3 1.23Jean Jaques Rousseau Johann Heinrich Pestalozzi Johann Friedrich Herbart Bertrand Russell Maria Montessori John Dewey Weitere Philosophen, die für die Pädagogik von Interesse sind...50 Modul 2 Teil Soziologie und Kommunikation...51 Begriffsdefinitionen...52 Geschichte der Soziologie Geschichte der Soziologie als eigenständige Definition Soziologie in Deutschland...53 Gegenstände der soziologischen Forschung Disziplinen der Soziologie Zentrale Begriffe...56 Untergliederung der Soziologie Untergliederung der Soziologie nach untersuchten Einheiten Untergliederung der Soziologie nach Reichweite der Theoreme...59 Forschungsmethoden der Soziologie Teilnehmende Beobachtung Quantitative Methoden Umfrageanalysen / Empirische Sozialforschung...63 Relevante Ingenieurpädagogische Themenfelder Jugendsoziologie Sender-Empfänger-Modell der Kommunikation Vier-Seiten-Modell der Kommunikation Proxemik Die zwischenmenschliche Kommunikation...72 Modul 3 Teil Fachdidaktik Fachtheorie...72 Begriffe Lernen...73 Seite 3 von 209

4 1.45Wissen Bildung Unterricht Pädagogik Didaktik Fachdidaktik Ingenieurpädagogik...81 Einflussgrößen auf Unterricht...83 Unterrichtsformen...90 Unterrichtsdurchführung Was ist guter Unterricht? Guter Unterricht...93 Lehrstoff und seine Aufbereitung Lehrstoffaufbereitung zum Thema Ausbildungsziele Lehrstoffaufbereitung zum Thema Wissensexplosion Lehrstoffaufbereitung Didaktische Reduktion Formen didaktischer Reduktionen Elemente didaktischer Reduktion Sicherung der Unterrichtsergebnisse Einsichtsvolle Erarbeitung des Lehrstoffes Übung und praktische Anwendung des Lehrstoffes Wiederholung Modul 3 Teil Fachdidaktik Projektunterricht Begriffe Projekt Projektunterricht Projektmanagements Der Projektunterricht Merkmale des Projektunterrichts Die Struktur des Projektunterrichts Begriffsvielfalt und Abgrenzungsvorschlag des Projektunterrichts (1/2) Seite 4 von 209

5 1.69Begriffsvielfalt und Abgrenzungsvorschlag des Projektunterrichts (2/2) Projektmanagement und Projektunterricht Die Aufgabe des Projektmanagements Instrumente und Methoden des Projektmanagements Menschen im Projekt Modul 3 Teil Blended Learning Einstimmung E-Learning Wie unterscheiden sich Settings mit E-Learning von konventionellen Lernen? Blended Learning Learning Management Systeme Bedeutung des E-Learnings Einige Tipps für den Start Modul 4 Teil Unterrichtsentwicklung und Schulentwicklung Unterrichtspraxis oder von Unterricht zu gutem Unterricht Guter Unterricht, was ist das? Trägerkriterien für guten Unterricht Von der Theorie wieder zurück zur Praxis Schulentwicklung Definition Schulentwicklung Gründe für die Schulentwicklung Gedanken zur Schulentwicklung Ansätze der Schulentwicklung Unterrichtsentwicklung und seine 5 Aktionsfelder Warum ist Unterrichtsentwicklung so wesentlich? Unterrichtsreflexion, Unterrichtsanalyse Einige Grundregeln bei der Evaluation Unterrichtsbeobachtung Feedback Definition Feedback Wozu Feedback? Seite 5 von 209

6 1.92Feedback geben Feedback nehmen Modul 4 Teil Evaluierung und Wissenschaftliches Arbeiten Evaluation Evaluierung aus Sicht der Qualitätsentwicklung Evaluierungsinstrumente (Methodenset) Modul 4 Teil Schulpraxis Grundlegendes Sender-Empfänger-Modell der Kommunikation Begriffsbestimmung Präsentation Begriffsbestimmung Moderation Kommunikation Vier-Seiten-Modell der Kommunikation Die zwischenmenschliche Kommunikation Interdisziplinärer Anteil Kommunikation auf verschiedenen Ebenen Face-to-Face-Kommunikation Vierfache Botschaft Nonverbaler Kommunikationsteil Forschungsthemen Präsentation Vorbereitung einer Präsentation Organisation der Präsentation Wichtige Hilfsmittel bei Präsentationen Moderation Vorbereitung einer Präsentation Der/Die Moderator/in Moderator/innenkoffer Frageformen Moderationstechniken Seite 6 von 209

7 Modul 2 Teil 1 Philosophie und Pädagogik Seite 7 von 209

8 Allgemeine Begriffsdefinitionen 1.1 Philosophie Philosophie (von griechisch philo und sophia: Liebe zur Weisheit ), ursprünglich die Bezeichnung für das Erkenntnisstreben nach den Anfangsgründen, Ursachen und Elementen aller Dinge. Der Begriff wurde zuerst in der Antike verwendet. Platon zufolge strebt die Philosophie nach der Erkenntnis des Seins oder des Unvergänglichen und Ewigen. Philosophische Wahrheit muss sich der platonischen Dialektik zufolge in der kritischen Diskussion bewähren. Auch ist die Philosophie einem ständigen zeitgeistigen Wissenstrend unterworfen. Der erste Gegenstand mit dem sich die Philosophie der alten Griechen beschäftigte war die Natur. Frühe griechische Denker wie Thales und Heraklit (5/6 Jhd. v. Chr.) fragten nach dem Baustoff der Welt und den Gesetzen der Bewegung. Für Platon (3/4 Jhd. v. Chr.) war die grundlegende philosophische Disziplin wiederum die Ideenlehre. Die christlich geprägte Philosophie der Spätantike und des Mittelalters stellte Gott in das Zentrum von Augustinus (4. Jhd. n. Chr.) bis Thomas von Aquin (13. Jhd. n. Chr.). Rene Descartes (16.Jhd.), in dem viele den Vater der modernen Philosophie sehen erklärte die Erkenntnis selbst zum wichtigsten philosophischen Thema. Die Philosophie hat aber nicht nur öfters ihren Gegenstand gewechselt und erweitert, sie ist auch die Mutter aller Wissenschaften. Fast alle anderen Wissensgebiete sind aus der Philosophie hervorgegangen. Die Physik begann als Naturphilosophie. Die Chemie geht auf die philosophische Beschäftigung mit den Elementen und Atomen der Materie zurück. Die Psychologie ist aus der philosophischen Seelenlehre entstanden. Thales ist in diesem Sinne der erste Physiker, Demokrit der erste Chemiker, Platon der erste Psychologe. Jeder Beschäftigung mit der Philosophie ist deswegen auch immer eine Zeitreise zu den Wurzeln unseres Wissens. Jeder Pädagoge, der sich nicht nur als Wissensvermittler versteht, sondern ganz im Sinne des fächerübergreifenden Lernens und vernetzten Denkens auch über den eigenen Tellerrand schauen will, muss sich auch als Philosoph begreifen. 1.2 Pädagogik Die Pädagogik ist die Wissenschaft von der Erziehung. Sie erforscht die Grundlagen der Erziehung. Sie hat das Ziel, Anleitungen und Regeln für die erzieherische Praxis zu geben; dargestellt und hinterfragt werden Normen für das erzieherische Handeln sowie die Seite 8 von 209

9 Erziehungsmethoden. Pädagogik untersucht u. a. Begabung und Lernen sowie organisierte Formen der Erziehung, wobei die Schule eine tragende Rolle spielt. Zu den bedeutenden Strömungen der Pädagogik gehört die geisteswissenschaftliche Pädagogik; diese versucht, Erziehung vor dem Hintergrund von Geschichte und der Kultur zu beschreiben und zu verstehen. Die empirisch-sozialwissenschaftliche Pädagogik verwendet empirische Methoden wie Befragung, Beobachtung und Experiment, um die Erziehungswirklichkeit zu beschreiben, zu erforschen und Kenntnisse für die Praxis abzuleiten (z.b. Unterrichtsevaluierung innerhalb der Schulpädagogik). Die Wissenschaft der Pädagogik ist aufgrund ihrer Komplexität in verschiedene Teilbereiche gegliedert. Die allgemeine Pädagogik beschäftigt sich mit philosophischen und theoretischen Aspekten von Erziehung und Bildung. Die historische Pädagogik untersucht die Entwicklung von erzieherischen Fragestellungen. Die vergleichende Pädagogik bezieht in ihre Forschung Erkenntnisse und Gegebenheiten anderer Länder sein. Darüber hinaus sind eine Reihe von besonderen Pädagogien, wie Schulpädagogik, Behindertenpädagogik, Musikpädagogik, Sozialpädagogik oder auch die Wirtschaftspädagogik und die Ingenieurpädagogik entstanden. Unerlässlich für die Untersuchung pädagogischer Fragestellungen sind die Nachbarwissenschaften Philosophie, Soziologie und Psychologie. 1.3 Didaktik Didaktik, griechisch für die Kunst des Lehrens. Heute werden darunter sowohl wissenschaftliche Theorien des Lehrens als auch Bildungslehren und Theorien zu Bildungsinhalten und Lehrplangestaltung (Curriculum) verstanden. Als ergänzende Theorie zur Didaktik gibt es in der Schulpädagogik die Methodik; die Theorie der Lehr- und Unterrichtsmethoden. Erste umfassende Überlegungen zur Unterrichtsgestaltung stammen aus dem klassischen Altertum. Die ersten großen Werke der neuzeitlichen Pädagogik stammen von Johan Amos Komensky (lateinisch: Comenius; ), der sich in seinem Hauptwerk Die große Seite 9 von 209

10 Didaktik (lateinisch Magna Didactica) umfassend mit Unterrichtszielen, -methoden und -mitteln auseinander setzte. Modernere Überlegungen zur Didaktik stammen aus dem 18. Jahrhundert, als Kindheit und Jugend erstmals als eigenständige Lebensabschnitte verstanden und unter besonderen Schutz und Begleitung durch Erwachsene gestellt wurden. In Deutschland fand diese neue Auffassung ihren Ausdruck in der Einführung der allgemeinen Schulpflicht ab 1717 in Preußen, der 1795 die staatliche Aufsicht über das Schulwesen folgte. Etwas später folgte auch Kaiserin Maria Theresia dem Beispiel Preußens und erließ auch für Österreich die allgemeine Schulpflicht. Gegen eine allzu strenge Festlegung von Lehrinhalten und Lehrplänen wandte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Reformpädagogik, die eine Individualisierung und Differenzierung des Unterrichts forderte. Später wurde dieser Auffassung widersprochen mit dem so genannten Primat der Didaktik (Wolfgang Klafki), wonach zunächst die Bildungsziele und -inhalte festgelegt werden müssten, bevor die Unterrichts- und Lehrmethoden diskutiert werden können. Die Didaktik soll nach dieser Auffassung also der Methodik stets vorausgehen. 1.4 Methodik Methodik ist die Wissenschaft über die Vielfalt von Lehr- und Unterrichtsmethoden. Die Methodik beschäftigt sich damit, in welcher Art und Weise und mit welchen Hilfsmitteln ein Lehrer den Unterricht gestalten soll, um den Lernenden das zu vermittelnde Wissen bestmöglich beizubringen. Zur methodischen Vorentscheidung gehört aber auch die Perspektive, ob der Lehrer ganzheitlich, mit der Lerngruppe den Prozess der Aneignung entwickelnd oder autoritativ feststellend vorgeht. Danach bemisst sich die Unterrichtsform (=Unterrichtsorganisation): Einzel-, Gruppen- oder dozierender Frontalunterricht. Diese Entscheidungen befinden sich im Spannungsfeld von erzielbarem Lernerfolg, Gruppenerwartung und den jeweiligen Fähigkeiten bzw. Begrenzungen des Lehrers. Seite 10 von 209

11 Seite 11 von 209

12 Historische Entwicklung der Pädagogik 1.5 Frühe Bildungssysteme Die ältesten geschichtlich bekannten Bildungssysteme erfüllten zwei Aufgaben: Sie unterwiesen in der Religion und gaben die Traditionen des Volkes weiter. Die Tempelschulen des alten Ägypten vermittelten ihren Schülern außerdem auch das Schreiben, die Naturwissenschaften, die Mathematik und die Baukunst. Auch in Indien, wo der Buddhismus entstand, wurde religiöses und weltliches Wissen vornehmlich von Priestern in buddhistischen Klöstern weitergegeben. Die buddhistischen Werte beeinflussten auf dem Weg über China den gesamten Fernen Osten. Im alten China waren aber auch die Lehren von Laotse (600 v. Chr.) und Konfuzius (500 v. Chr.) maßgeblich, die den Schwerpunkt der Erziehung auf Philosophie, Dichtkunst und Religion legten. Die in Persien weit verbreiteten Methoden der körperlichen Übungen dienten als Vorbild für das Bildungswesen im alten Griechenland, in dem auf Gymnastik ebenso Wert gelegt wurde wie auf Mathematik und Musik. Seite 12 von 209

13 1.6 Abendländische Traditionen Die Bildungssysteme, die heute in Europa verbreitet sind, basieren einerseits auf der jüdischchristlichen Tradition, andererseits auf der griechischen Antike. Vor allem Sokrates, Platon und Aristoteles ( v. Chr.) beeinflussten mit ihren Gedanken das griechische Erziehungswesen, dessen Ziel es war, vielseitig gebildete junge Menschen für Führungspositionen in Staat und Gesellschaft heranzubilden. Auf dieser Grundlage bildeten sich später die Geisteswissenschaften, die Philosophie, die Kunst und die Gymnastik heraus. In der nachhellenistischen Zeit übte vor allem der griechische Philosoph Plutarch (ca. 100 n. Chr.) einen großen Einfluss auf die Erziehung aus. Er strebte die Erziehung des Kindes durch eine Erziehung der Eltern an, die dann im Haus ihre Bildung weitergeben sollten. Später setzte sich auch bei den Römern das griechische Erziehungsideal durch, woraufhin viele Lehrer von Griechenland nach Rom geholt wurden, um die römische Jugend auszubilden. Quintilian (100 n. Chr.), ein Rhetoriklehrer, vertrat die Auffassung, dass zur Ausbildung eines guten Redners das Studium der Sprache, der Literatur, der Philosophie und der Naturwissenschaften gehören, wobei er einen besonderen Wert auf die Entwicklung des Charakters legte. Seite 13 von 209

14 1.7 Das Christentum als bestimmende Kraft Nachdem das Christentum im Römischen Reich zur Staatsreligion geworden war, gewann auch die christliche Erziehung an Bedeutung. In den ersten Jahrhunderten wurden viele Klöster sowie Kloster- und Domschulen gegründet, die die Artes liberales (die freien Künste) vermittelten: Das Trivium, das die Fächer Grammatik, Rhetorik und Logik sowie Das Quadrivium, das Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik umfasste. 1.8 Das Mittelalter Im 9. Jahrhundert lebte in Westeuropa das Interesse an Erziehung erneut auf. Karl der Große, der den Wert der Bildung anerkannte, holte Kleriker und den Pädagogen Alkuin von York aus England, um in Aachen eine Palastschule zu gründen. In England gründete König Alfred der Große, der selbst ein Gelehrter war, Erziehungs- und Bildungsinstitutionen. Seite 14 von 209

15 Darüber hinaus regte er die Klöster dazu an, ihre Bildungsaktivitäten zu erweitern. In Irland gab es Zentren der Gelehrsamkeit, aus denen Mönche als Lehrer auf den europäischen Kontinent geschickt wurden. Die hochgebildeten und kultivierten maurischen Eroberer Spaniens belebten zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert die römische Universität in Córdoba wieder und machten diese zu einem Zentrum der philosophischen, altertumswissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und mathematischen Forschung. In Persien und Arabien entstanden zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert Institutionen, an denen Naturwissenschaften und Sprache gelehrt wurden. Als Zentren islamischer Gelehrsamkeit wurden 859 die Al-Karawiyin-Universität in Fez (Marokko) und 970 die AlAzhar-Universität in Kairo gegründet. Im europäischen Mittelalter versuchte die Scholastik mit Hilfe der Logik, das Christentum mit den aristotelischen Auffassungen in Einklang zu bringen. Vor allem der französische Theologe Abélard, Schüler Roscelins, und der italienische Philosoph und Theologe Thomas von Aquin waren berühmte Lehrer der Scholastik. Ihr guter Ruf zog viele Schüler an, was seit dem 12. Jahrhundert in Europa zur Gründung einiger Universitäten z.b. in Paris, Oxford, Cambridge und Bologna führte. Während des ganzen Mittelalters waren die Klöster Hochburgen der Bildung, nicht zuletzt deshalb, weil in ihren Bibliotheken viele Handschriften auf der Antike aufbewahrt wurden. Die Berufsausbildung im Mittelalter sah eine Lehrzeit in einem Handwerk oder in den Diensten einer höher gestellten Person vor. Generell lässt sich jedoch sagen, dass Bildung das Privileg der Oberschicht war, während die Unterschicht keine Möglichkeit hatte, Bildung zu erwerben. Muslime und Juden, die außerhalb der christlich geprägten europäischen Gesellschaften standen, führten in Europa als Übersetzer und Gelehrte die Gedankenwelt der Antike ein. 1.9 Humanismus und Renaissance Während der Renaissance erwachte erneut ein Interesse an der griechischen und römischen Kultur, sodass sich die mittelalterlichen Schulen verstärkt mit dem Studium der Antike beschäftigten. Viele Lehrer der griechischen Sprache und Literatur kamen nach Italien, darunter als erster der griechische Gelehrte Manuel Chrysoloras aus Konstantinopel (1397). Seite 15 von 209

16 Die von den italienischen Pädagogen Vittorino da Feltre in Mantua (1425) und Guarino von Verona gegründeten Schulen demonstrierten das Bildungsideal der Renaissance in ihrer Konzentration auf Wissenschaft, Geschichte, Geographie, Musik und körperliche Übungen. Sie beeinflussten die pädagogische Theorie und dienten bis ins 18. Jahrhundert als Schulmodell. Auch der holländische Humanist Erasmus von Rotterdam beeinflusste in der Renaissance die Theorie der Pädagogik. Alle legten Wert auf die klassischen Fächer wie Griechisch und Latein, was zur Gründung der Lateinschulen führte. Aus dieser entwickelte sich u. a. auch das Gymnasium Protestantische Einflüsse Durch die Reformation, die auf Martin Luther zurückging, entstanden im frühen 16. Jahrhundert viele Schulen, die von protestantischen Kirchen gegründet wurden. Im Grundschulunterricht wurde Lesen, Schreiben, Rechnen und der Katechismus vermittelt; weiterführend wurden dann klassische Fächer wie Hebräisch, Mathematik und Naturwissenschaften angeboten. In Genf gründete der französische Theologe und Reformator Johannes Calvin 1559 eine Akademie, die sich zu einem bedeutenden Bildungszentrum entwickelte. Seite 16 von 209

17 1.11 Römisch-Katholische Einflüsse Der wachsende protestantische Einfluss in Europa führte in der katholischen Kirche zur Gegenreformation, in die jedoch auch Gedanken der Renaissance mit einflossen. Der spanische Kleriker Ignatius von Loyola gründete 1540 mit Billigung von Papst Paul III. den Jesuitenorden. Dieser führte in vielen Ländern Europas Schulen ein, die eine katholisch geprägte Bildung vermittelten. Seite 17 von 209

18 1.12 Die Entwicklung der Naturwissenschaften im 17. Jahrhundert Das 17. Jahrhundert war durch große Fortschritte in den Naturwissenschaften durch Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler, Galileo Galilei, Isaac Newton u. v. m. gekennzeichnet, wobei die 1660 in London gegründete Royal Society eine besondere Rolle spielte. Sie diente dem Austausch wissenschaftlicher und kultureller Informationen und förderte den Austausch von Entdeckungen und Forschungsergebnissen untern den Gelehrten der verschiedenen europäischen Länder. Die neuen Naturwissenschaften wurden in die Lehrpläne der weiterführenden Schulen und Universitäten aufgenommen. Das Christ s Hospital in London war eine der ersten weiterführenden Schulen, wo Naturwissenschaften durch Fachkräfte gelehrt wurden. Sie diente zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Vorbild für die erste naturwissenschaftlich ausgerichtete weiterführende Schule in Russland: die Moskauer Schule für Navigation und Mathematik. Die Bedeutung der Naturwissenschaften legte im 16. Jahrhundert der englische Philosoph Francis Bacon in seinen Schriften dar, in denen er Wert auf das Lernen durch Prozesse des induktiven Schließens legte. Lernende sollten dazu angeregt werden, viele Dinge mit ihren Sinnen geistig zu erfassen, bevor sie zu Schlussfolgerungen gelangten. Seite 18 von 209

19 Im 17. Jahrhundert gewannen viele herausragende Pädagogen an Einfluss. Der deutsche Pädagoge Wolfgang Ratke leistete Pionierarbeit bei der Vermittlung der Muttersprache, der alten Sprachen und des Hebräischen. Der französische Philosoph René Descartes betonte die Rolle der Logik als grundlegendes Prinzip rationalen Denkens. Bis heute bildet die Logik in Frankreich die Grundlage der Bildung. Der englische Philosoph John Locke empfahl einen Lehrplan, der darauf beruhte, nachweisbare Tatsachen empirisch zu überprüfen. Zu seiner Erziehungsmethode gehörten auch körperliche Übungen. In seinem Werk Some Thoughts Concering Education (1693; Gedanken über Erziehung) sprach sich Locke für eine Reihe von pädagogischen Reformen aus. Er schlug u. a. vor, in Schulen weniger Buchwissen und mehr anschauliches Wissen zu vermitteln. So riet er, lieber einen Baum zu studieren als ein Buch über Bäume, lieber nach Frankreich zu fahren, als ein Buch über Frankreich zu lesen. Locke wird auch die Lehre von der Ausbildung des Geistes zugeschrieben, der zufolge die geistigen Fähigkeiten durch Übungen in der Logik und im Erkennen und Widerlegen von Trugschlüssen geübt und erweitert werden. Diese Lehre übte einen großen Einfluss auf die Pädagogen des 18. Und 19. Jahrhunderts aus. Der französische Pädagoge Jean Baptiste de la Salle gründete 1684 in Frankreich das Institut der Christlichen Schulbrüder und rief 1685 ein Lehrerseminar ins Leben, das zum ersten Mal eine systematische Lehrausbildung betrieb. Der wohl größte Pädagoge des 17. Jahrhunderts war der protestantische polnisch-mährische Bischof Jan Komensk, der unter seinem lateinischen Namen Comenius bekannt wurde. Er schrieb ein weit verbreitetes, illustriertes Lehrbuch der lateinischen Sprache, Orbis Pictus (1658; Welt in Bildern). In seinem Werk Didactica Magna ( ; Die große Didaktik) betonte er, wie förderlich es für den Erziehungsprozess sei, wenn man das Interesse der Schüler anrege und sich beim Lehren auf konkrete Dinge und nicht nur auf deren Beschreibungen beziehe. Sein Erziehungsziel kann in der Formulierung auf der Titelseite seiner Didactica Magna zusammengefasst werden: Alle Menschen in gleich Weise alles zu lehren. Durch seinen Einsatz für eine allgemeine Bildung erwarb er sich den Ehrentitel Lehrer der Völker. Seite 19 von 209

20 1.13 Die Verbreitung europäischer Ideen in anderen Ländern Seit dem 16. Jahrhundert verbreiten sich europäische Bildungsvorstellungen auch in Afrika, Asien und Amerika. Die Bildungseinrichtungen, die in Mittel- und Südamerika und Teilen Nordamerikas gegründet wurden, gehen auf spanische und portugiesische Pädagogen zurück. Obwohl in der Neuen Welt auch Colleges und Universitäten gegründet wurden, reisten Studenten von dort oft nach Europa, um hier die höhere Bildung zu erlangen. Seite 20 von 209

21 1.14 Das 18. Jahrhundert: Roussenau und andere Zur gleichen Zeit als das Schulsystem in Preußen eingeführt wurde, ließen im 18. Jahrhundert die Zaren Peter I (der Große) und seine Nachfolger in Russland Schulen errichten. Im kolonialen Amerika entwickelten sich Schulen und Colleges; in Frankreich führt die Französische Revolution auch zu einer Reform der Bildung. Gegen Ende des Jahrhunderts wurden in England von dem Mäzen und Zeitungsverleger Robert Raikes Sonntagsschulen für arme und arbeitende Kinder gegründet. Die Sonntagsschulen schufen die Grundlagen für die Bildung der unteren Bevölkerungsschichten. Der bestimmte Pädagoge des 18. Jahrhunderts war der aus Genf stammende JeanJacques Rousseau. In seinem Buch Émile ou l éducation (1762; Èmile oder über die Erziehung) forderte er, dass Kinder als Kinder und nicht als kleine Erwachsene behandelt werden sollten und dass die Persönlichkeit des Einzelnen zu entwickeln sei. Er schlug vor, dass Kinder Natur und Gesellschaft durch direkte Beobachtung untersuchen sollten. Seine radikalen Vorschläge bezogen sich jedoch nur auf Jungen, während bei Mädchen die traditionelle Erziehung beibehalten werden sollte. Seite 21 von 209

22 1.15 Das 19. Jahrhundert und die nationalen Schulsysteme Der einflussreichste Schüler Rousseaus war der Schweizer Pädagoge Johann Pestalozzi. Sein Hauptziel bestand darin, die Lehrmethoden an die natürliche Entwicklung des Kindes anzupassen. Zu diesem Zweck strebte er die harmonische Entwicklung aller Fähigkeiten des Lernenden (Leitsatz: Lernen mit Kopf, Herz und Hand) an. Weitere einflussreiche Pädagogen im deutschsprachigen Raum des 19. Jahrhunderts waren Friedrich Fröbel, der Vater des Kindergartens und Johann Herbart, der die psychologische und philosophische Theorie in die Pädagogik einführte. Das 19. Jahrhundert war auch die Zeit, in der England, Frankreich, Deutschland, Italien und andere europäische Länder nationale Schulsysteme einführten. Einige Länder Lateinamerikas orientierten sich an den Bildungssystemen Europas und der Vereinigten Staaten. Japan löste sich aus seiner traditionellen Isolierung und führte Institutionen nach westlichem Vorbild ein, wobei es sich bei der Gründung eines modernen Schul- und Universitätssystems ebenfalls auf Erfahrungen europäischer Länder und der Vereinigten Staaten stützen konnte. Seite 22 von 209

23 1.16 Das 20. Jahrhundert: Das Kind im Mittelpunkt Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übte die schwedische Feministin und Pädagogin Ellen Key einen großen Einfluss auf die Pädagogik aus. Ihr Buch Das Jahrhundert des Kindes (1900) wurde in viele Sprachen übersetzt und regte Reformpädagogen in vielen Ländern an. Unter Reformpädagogik verstand man Erziehungsmethoden, die an den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Kinds ansetzten und nicht die Bedürfnisse der Gesellschaft oder religiöse Vorschriften in den Mittelpunkt stellten. Einflussreiche Reformpädagogen waren Hermann Lietz und Georg Kerschensteiner, Bertrand Russell und Maria Montessori. In den vereinigten Staaten entwickelte John Dewey eine Projektmethode, die durch Einbeziehung der persönlichen Bedürfnisse und Interessen die schulische Entwicklung des Kindes fördern sollte. In den Vereinigten Staaten und anderen Ländern war diese Methode lange Zeit führend im Grundschulunterricht. Nach der Russischen Revolution von 1917 begann das Thema der Erziehung in der UdSSR einen größeren Stellenwert einzunehmen. Besonders als die Sowjetunion 1957 den Sputnik als ersten künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn brachte, war dies ein Zeichen für den fortgeschrittenen technischen Ausbildungsstand in der Sowjetunion. Zahlreiche ausländische Besucher, vor allem aus Entwicklungsländern, übernahmen das auf den Ideen des Marxismus-Leninismus basierende sowjetische Erziehungsmodell. Zur Zeit des Kalten Krieges wirkte der technische Vorsprung der UdSSR als Sputnikschock, der vor dem Hintergrund des Wettrüstens auch zur Verbesserung der technischen Ausbildung an amerikanischen Schulen führte. Unser Jahrhundert ist von der Ausweitung des Bildungswesens in den Industrienationen und vom Entstehen eines Schulwesens in den jüngeren, sich noch entwickelnden Ländern Asiens und Afrikas gekennzeichnet. Obwohl es fast in allen Ländern eine Schulpflicht gibt, gehen jedoch weltweit schätzungsweise 50 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter nicht zur Schule. Mit dem Ziel, auf jedem Niveau bessere Bildungschancen zu schaffen, hat die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) Alphabetisierungskampagnen und andere Bildungsprojekte ins Leben gerufen. Die UNESCO arbeitet darauf hin, dass alle Kinder der Welt zur Schule gehen können und der Analphabetismus beseitigt wird. Dies scheitert jedoch oft an kulturellen Wertvorstellungen (speziell in Bezug auf die Bildung von Mädchen) sowie an der weltweit immer noch verbreiteten Kinderarbeit, die den oft genug für die Familien lebensnotwendigen Beitrag zum Broterwerb über abstrakte Bildungsideale stellt. Seite 23 von 209

24 Prägende Persönlichkeiten der Pädagogik 1.17 Sokrates Der griechische Philosoph Sokrates ( v. Chr.) prägte die abendländische Philosophie nachhaltig, vor allem durch die Vermittlung seiner Gedanken in den nach im benannten Dialogen seines Schülers Platon. Platon verdankt die Nachwelt auch die meisten Informationen über sein Denken. Sokrates selbst hat keine Schriften hinterlassen. Sokrates wurde in Athen als Sohn eines Steinmetzes und einer Hebamme geboren und erhielt eine klassische Ausbildung in Literatur, Musik sowie Gymnastik. Er eignete sich Kenntnisse über die Rhetorik und die Dialektik (Gesprächskunst; miteinander sprechen in Rede und Gegenrede; Überredekunst ) der Sophisten (Philosophen die der Dialektik anhingen) an, die er später stark kritisieren sollte, und beschäftigte sich mit den Schriften anderer griechischer Philosophen. Nachdem er zunächst den Beruf seines Vaters ausgeübt hatte, diente er im Peloponnesischen Krieg als Infanterist, wobei er sich in verschiedenen Schlachten durch große Tapferkeit ausgezeichnet haben soll. Anschließend hatte er vermutlich mehrere politische Ämter inne. Sokrates lehrte auf den öffentlichen Plätzen Athens und unterwies vor allem griechische Knaben, indem er Lehrdialoge führte und durch seine Methode der Mäeutik (griechisch: Hebammenkunst), die Menschen zur Wahrheit führen wollte. Dahinter stand die Auffassung, dass jeder Mensch aufgrund seiner Vernunft die Wahrheit verbordern in sich trage, diese jedoch erst durch ein gezieltes Frage- und Antwortspiel geboren werden müsse. Deshalb wandte er sich gegen die Sophistik deren eristische Dialektik nicht der Erkenntnis, sondern der überredenden Blendung des jeweiligen Gesprächspartners galt. Seite 24 von 209

25 Sein Schüler Platon schilderte Sokrates in den so genannten sokratischen Dialogen als einen Menschen, der sein wahres Gesicht hinter dem Bekenntnis zur eigenen Unwissenheit verbarg ( Ich weiß, dass ich nichts weiß ), dessen Scharfsinn und Einfallsreichtum ihn jedoch befähigten, die Argumentation seines Gegenübers mit Leichtigkeit zu durchschauen und zu unterwandern. Sokrates wird allgemein als ein Mann von kleiner Statur und unattraktiven Aussehen beschrieben. Neben einem großen Maß an Selbstbeherrschung soll er eine große Schlagfertigkeit sowie einen ausgeprägte Sinn für Humor besessen haben; letzterer inspirierte den dänischen Philosophen Søren Kierkegaard zu einer Abhandlung über die sokratische Ironie. 399 v. Chr. wurden Vorwürfe gegen Sokrates wegen Gotteslästerung und Verführung der Jugend erhoben. Apologie gibt die wesentlichen Inhalte der Verteidigungsrede wieder, die Sokrates während seines Prozesses gehalten haben soll. Als dieser mit knapper Mehrheit für schuldig befunden wurde, unterbreitete er dem Gericht den Vorschlag, eine geringe Geldbuße zu zahlen, die dem Wert des Philosophen für den Staat entspräche. Dies Seite 25 von 209

26 versetzte das Gremium derart in Zorn, dass es nahezu geschlossen für die Todesstrafe stimmte. Freunde sollten Sokrates aus dem Gefängnis entführen, doch zog er es vor, dem Gesetz zu gehorchen und für seine Sache zu sterben. Seine letzten Stunden verbrachte er im Kreise seiner Freunde, ehe er am Abend den Richterspruch erfüllte und den Schierlingsbecher trank. Da Sokrates selbst seine Lehren nicht niederschrieb, gaben ausschließlich die Schriften seiner Schüler, darunter Platon, Antisthenes, Euklid von Megara, Aristipos, Phaidon von Elis und Xenophon, Auskunft über seine Persönlichkeit und Denkweise. Bei Xenophon findet sich auch eine Beschreibung von Sokrates Frau Xanthippe, die als zänkisches Weib geschildert wird und Sokrates des Öfteren mit der Begründung vom Marktplatz geholt haben soll, er solle sich lieber um den Lebensunterhalt der Familie statt um die Jünglinge kümmern, die er in der Philosophie üben wollte (im Gegensatz zu den Sophisten nahm Sokrates für seine Tätigkeit kein Geld). Xanthippe soll wesentlich jünger als Sokrates gewesen sein und mit diesem drei Söhne gehabt haben Die philosophische Lehre des Sokrates Sokrates Beitrag zur Philosophie liegt im Wesentlichen im Bereich der Ethik. Seine Lehre basierte auf einem rein rationalen Verständnis von Gerechtigkeit, Liebe, Tugend und der immer wiederum beharrlich von ihm eingeforderten Selbsterkenntnis. Sokrates ging davon aus, dass alle Laster auf Unkenntnis, nicht aber auf absichtlicher Bösartigkeit beruhten. Tugend (im Sinn von Tüchtigkeit) setzte er mit Erkenntnis gleich und vertrat die Auffassung, dass diejenigen, die wissen, was recht ist, auch richtig (d.h. tugendhaft) handeln müssten. Dahinter stand die Idee, dass alles Tugendhafte nützlich und alles Lasterhafte schädlich sei. Im Bereich der Logik legte Sokrates großen Wert auf allgemeine Definitionen, was insbesondere in den Schriften des Aristoteles zum Ausdruck kommt, der wiederum ein Schüler Platons war Platon Der griechische Philosoph Platon (um 428 bis ca. 347 v. Chr.) war der einflussreichste Denker der abendländischen Philosophie. Seite 26 von 209

27 Platon war der Sohn einer Aristokratenfamilie aus Athen. Sein Vater, Ariston, soll ein Nachkomme der frühen Könige von Athen gewesen sein und seine Mutter eine entfernte Verwandte des athenischen Staatsmanns Solon. Platons Vater starb früh, und seine Mutter heiratete Pyrilampes, einen Freund des Perikles. Als junger Mann verschrieb sich Platon der Politik, zog sich aber schon bald, enttäuscht von der politischen Führung Athens, aus der Metier zurück. Schließlich wurde er Schüler des Sokrates und bekannte sich zu den Grundlagen seines Erkenntnisverfahrens einer überzeugenden Dialektik. 399 v. Chr. verurteilte Platon die Hinrichtung seines Lehrers und ging, um seine eigene Sicherheit besorgt, auf Reisen nach Italien, Sizilien und Ägypten. 387 v. Chr. gründete er, nach Athen zurückgekehrt, die Akademie. Ihr breit gefächerter Studienplan umfasste die Gebiete der Astronomie, Biologie, Mathematik, der politischen Theorie und der Philosophie. Der berühmteste Schüler der Akademie war Aristoteles Platons Werke Platon schrieb seine Werke in Dialogform: Anhand von Gesprächen zwischen zwei oder mehreren Personen werden philosophische Gedanken vorgetragen, diskutiert und kritisiert. Die älteste Sammlung von Platons Werken umfasst 35 Dialoge und 13 Briefe. Seite 27 von 209

28 Die frühesten Dialoge folgten der Methode der sokratischen Dialektik. Zumeist trifft Sokrates auf eine Person, die behauptet, ein umfassendes Wissen zu besitzen. Sokrates stellt sich unwissend und wendet sich hilfesuchend an den vermeintlich Wissenden. Aufgrund seiner Fragen jedoch muss derjenige, der sich weise dünkt, erkennen, dass seine Erkenntnis nicht ausreicht und Sokrates somit der Weisere von beiden ist, da er zumindest weiß, dass er nichts weiß. Diese Erkenntnis steht am Anfang der Weisheit. Die frühen Dialoge umfassen Charmides (ein Versuch zur Beschreibung der Besonnenheit), Lysis (Gespräche über die Freundschaft) und Weitere. Die Dialoge der mittleren und späten Schaffensperiode spiegeln Platons eigenen philosophischen Werdegang wider, obwohl Sokrates immer noch als Hauptgestalt im Zentrum steht. Zu den Werken der späteren Periode, in der Sokrates als Figur deutlich zurücktritt, gehören z.b. Timaios (Platons Anschauungen zu Naturwissenschaft und Kosmologie) und Nomoi ( Gesetze, eine praktische Analyse politischer und sozialer Fragen) Platons Ideenlehre Im Mittelpunkt von Platons Philosophie steht seine Ideenlehre (Lehre über das innere Wesen und die höchste Wahrheit eines Dinges oder eines Begriffs). Auch seine Schriften zur Erkenntnistheorie, Ethik, Psychologie und Staatstheorie sowie seine Betrachtungen über die Kunst können nur vor dem Hintergrund dieser Lehre verstanden werden. Platons Ideenlehre steht in direktem Zusammenhang mit seiner Erkenntnislehre. Unter dem Einfluss von Sokrates war Platon von der Möglichkeit der Erkenntnis überzeugt. Gegenstand der Erkenntnis sei das wahrhaft Wirkliche und nicht das bloße Scheinbild der Wirklichkeit. Nach Platon muss das vollkommen Wirkliche ewig und unveränderlich sein. Er setzte das Wirkliche mit der idealen Welt gleich, die der physischen Welt des Werdens entgegengesetzt ist Politische Theorie Platons Platons bedeutendstes politisches Werk, die Politeia, beschäftigt sich mit dem Problem der Gerechtigkeit und der Idee der der Gerechtigkeit entsprechenden Staatsverfassung. Platon Seite 28 von 209

29 zufolge setzt sich der ideale Staat aus drei Ständen zusammen. Für die wirtschaftliche Struktur des Staates ist der Stand der Gewerbetreibenden zuständig. Die Sicherheit des Volkes wird von dem Stand der Krieger gewährleistet und die politische Leitung von den Philosophen oder weisen Königen gebildet. Der Stand eines Individuums wird durch eine Erziehung bestimmt. Ziel der Erziehung ist die Weisheit. Diese zu erreich ist freilich nicht jedem bestimmt. Tatsächlich ist Platons ideales Erziehungssystem so aufgebaut, dass es hauptsächlich auf die Ausbildung von Philosophen oder Königen ausgerichtet ist. Platon baut seine Standeseinteilung im idealen Staat auf die traditionellen griechischen Tugenden auf. Mäßigung ist die einzigartige Tugend der Gewerbetreibenden, Tapferkeit die typische Tugend des Kriegerstandes und Weisheit charakteristisch für die Herrscherklasse. Die Gerechtigkeit als vierte Tugend entspricht der Gesellschaft als Ganzem. In dem gerechten Staat nimmt jeder einzelne Stand seine Aufgabe wahr, ohne dabei die Tätigkeit der anderen Stände zu beeinträchtigen. Die menschliche Seele ist nach der Auffassung Platons dreigeteilt, und zwar in die Vernunft, den Willen und die Begierden. Der gerechte Mensch kontrolliert die Begierden durch die Vernunft, mit Unterstützung des Willens. Diese Dreiteilung steht offensichtlich in Analogie zu dem Dreiständeaufbau des Staates, in welchem der erleuchtete Philosoph oder König die restliche Gesellschaft mit Unterstützung der Krieger regiert Platons Ethik Platons ethische Lehre beruht auf der Annahme, dass die Tugend Erkenntnis sei und gelehrt werden könne. Dies muss in Bezug auf seine Ideenlehre verstanden werden. Wie bereits erwähnt, ist für Platon die letzte Idee die Idee des Guten, während in der Erkenntnis dieser Idee die Quelle für moralische Entscheidungen begründet liegt. Nach Platon bedeutet das Gute erkennen gleichviel wie Guten tun. Dementsprechend verhält sich bloß derjenige unmoralisch, der aus Unwissenheit handelt Aristoteles Seite 29 von 209

30 Aristoteles Werke Aristoteles verfasst ein Wörterbuch philosophischer Begriffe und eine Zusammenfassung der Lehren von Pythagoras, von denen kurze Auszüge erhalten blieben. Dafür sind seine Unterrichtsnotizen als sorgfältig ausgeführte Kursunterlagen zu fast allen Zweigen von Wissenschaft und Kunst nahezu vollständig erhalten. Die Schriften, welche Aristoteles Ansehen begründeten stützen sich hauptsächlich auf diese Unterrichtsnotizen, die von späteren Herausgebern gesammelt und geordnet wurden. Seite 30 von 209

31 Unter diesen Schriften befinden sich Abhandlungen über die Logik, genannt Organon ( Werkzeug ), da sie die Mittel aufzeigen, mit Hilfe derer rechtes Wissen erreicht werden kann. Seine naturwissenschaftlichen Arbeiten umfassen u. a. Physik, worin umfassende Informationen über Astronomie, Meteorologie, Pflanzen und Tiere vermittelt werden. Seine Schriften bezüglich Natur, Zweck und Eigenschaften der Dinge, die ursprünglich von Aristoteles Erste Philosophie genannt wurde, erhielten in der ersten veröffentlichten Ausgabe seiner Werke (um 60 v. Chr.) den Titel Metaphysik, da sie in jener Ausgabe unmittelbar hinter der Physik standen. Die Metaphysik enthält auch seine Betrachtungen über den Ersten Beweger, oder die erste Ursache. Zu seinen weiteren Hauptwerken gehören auch die Rhetorik, die Poetik (die unvollständig erhalten ist) sowie die Politik (auch unvollständig erhalten) Aristoteles Lehren Die nachfolgende Zusammenfassung der aristotelischen Lehren und Theorien vermittelt einige der wichtigsten Aspekte seiner Gedankenwelt. 1. Physik oder Naturphilosophie a. In der Astronomie geht Aristoteles von einem endlichen, sphärischen Universum aus, in dessen Mittelpunkt sich die Erde befindet. Der zentrale Bereich besteht aus den vier Elementen: Erde, Luft, Feuer und Wasser. 2. Ethik a. Aristoteles Ethik ist eine Untersuchung des Charakters und der Intelligenz sowie deren Verhältnis zum Glück. Der Philosoph unterscheidet innerhalb seiner Ethik dabei zwischen zwei Arten von Tugenden: die moralische und die des Denkens. Die moralische Tugendhaftigkeit ist eine Ausdrucksform des Charakters der aufgrund von Gewohnheiten entstanden ist. Eine moralische Tugend ist immer der Mittelweg zwischen zwei Extremen ( goldene Mittelweg ). Tapferkeit z.b. ist der Mittelweg zwischen Freiheit und Tollkühnheit; Freigebigkeit das Mittelding zwischen Verschwendung und Geiz. Die Tugend des Denkens ist jedoch nicht denselben Gesetzen des Mittelweges unterworfen. Nach Aristoteles kann nur von einem reifen, männlichen Erwachsenen die vollkommene Tugend erlangt werden, niemals aber von einer Frau oder Kindern oder Barbaren (also den Nichtgriechen). Seite 31 von 209

32 3. Logik a. In der Logik entwickelte Aristoteles Regeln für Denkketten, die von bestimmten Voraussetzungen ausgehend immer zu richtigen Schlüssel führen würden (Gültigkeitsregeln). Die Hauptverbindungen im Denkprozess sind die Syllogismen: Satzpaare die zusammengenommen zu einem neuen Schluss führen. Das klassische Beispiel hierzu: Alle Menschen sind sterblich und Alle Griechen sind Menschen, ergeben den gültigen Schluss Alle Griechen sind sterblich. Aus dem Aufbau komplexerer Denksysteme ergibt sich die Wissenschaft. In seiner Logik unterscheidet Aristoteles zwischen Dialektik und Analytik. Für Aristoteles werden anhand der Dialektik bloß die Behauptungen auf ihre logische Folgerichtigkeit hin überprüft. Die Analytik geht von Prinzipien aus, die auf Erfahrungen und genauer Beobachtungen beruhen. Damit vollzog er einen klaren Bruch mit Platons Akademie, da dort die Dialektik als einzig angemessene Methode sowohl für die Wissenschaft wie auch für die Philosophie angesehen wurde. 4. Metaphysik a. Die aristotelische Metaphysik handelt vom Ersten Beweger, der alle anderen Bewegungen in der Welt bewirkt. Gott ist vollkommen, woraus sich das Streben aller Dinge dieser Welt ergibt, denn alle Dinge sehnen sich nach Vollkommenheit Einflüsse auf die Nachwelt Nach dem Niedergang Roms gingen Aristoteles Werke im Westen verloren. Während des 9. Jahrhunderts n. Chr. führten arabische Gelehrte das aristotelische Werk in arabischer Übersetzung in den Islam ein. Der spanisch-arabische Philosoph Averroes, der im 12. Jahrhundert lebte, ist der Bekannteste unter den arabischen Gelehrten, der sich mit dem Studium und der Erläuterung des aristotelischen Werkens befasst. Im 13. Jahrhundert wurde das Interesse des lateinischen Abendlandes an dem Werk von Aristoteles wieder geweckt, und Thomas von Aquin entdeckte in ihm eine philosophische Grundlage für christliches Denken. Anfangs fand die Geistlichkeit Aquins Beschäftigung mit Aristoteles fraglich, da seinem Werk zu Zeit der Wiederentdeckung eine gewisse Skepsis entgegengebracht wurde. Dies beruhte hauptsächlich auf der Annahme, dass seine Lehren zu einer materialistischen Sicht der Welt Seite 32 von 209

33 führen würde. Das Werk von Aquin wurde jedoch trotz allem angenommen, und die späteren Anhänger der Scholastik setzten jene philosophische Tradition fort, die sich auf Aquins Bearbeitung aristotelischen Gedankenguts gründete. Viele Wissenszweige bestätigten die Philosophie des Aristoteles und die gesamte gelehrte Nachwelt huldigte ihn. Darwin sagte einmal, die geistigen Größen seiner Zeit seien, gemessen an Aristoteles, einfache Schuljungen Francis Bacon Der englische Philosoph, Schriftsteller und Staatsmann Francis Bacon ( ) war einer der Wegbereiter des klassischen Empirismus. Bacon wurde am 22. Januar 1561 in London geboren und studierte am Trinity College in Cambrigde erhielt er einen Sitz im Unterhaus, den er bis 1614 innehatte. Bacon legte der englischen Königin Elisabeth I Pläne zur Vereinigung von England und Schottland vor und empfahl Wege zur Verhandlung mit den Katholiken. Für seine Bestrebungen wurde er am 23. Juli 1603 zum Ritter geschlagen und zum Beauftragten für die Vereinigung von Schottland und England ernannt. Seite 33 von 209

34 Werke Bacon verfasste philosophische, rein literarische und wissenschaftliche Schriften. Die bekanntesten seiner philosophischen Werke sind The Advancement of Learning (1605), eine Übersicht über den Wissensstand seiner Zeit in englischer Sprache, und Novum Organum oder Indications Respecting the Interpretation of Nature (1620). Bacons Philosophie geht von dem Gedanken aus, dass Wahrheit nicht von Autoritäten herrühre, sondern einzig durch Erfahrung gewonnen werden könne; in diesem Rahmen wird Bacon allgemein der Verdienst zugesprochen, die Logik um die Methode der Empirie bereichert zu haben. Im Gegensatz zu den Logikern vor ihm, die ihre allgemeinen Schlüsse durch Induktion aufgrund der Summe einzelner Informationen gewannen, suchte Bacons durch Analogie von den charakteristischen Merkmalen und Eigenschaften auf zugehörige größere Gruppen zu schließen. Eine Korrektur von Abweichungen erfolgte dann aufgrund späterer Erfahrung. Die Empirie bedeutete einen grundlegenden Fortschritt im wissenschaftlichen Verfahren, da sie einen wichtigen Beitrag zur Verifikation bzw. Falsifikation wissenschaftlicher Hypothesen erbrachte. Im Novum Organum vertrat Bacon die Ansicht, dass alle Vorurteile und vorgefassten Meinungen, so genannte Idole, in einem Akt der tabula rasa aufgeben werden müssen, bevor wahre Erkenntnis entstehen kann. Seite 34 von 209

35 1.21 Rene Descartes Rene Descartes ( ), französischer Philosoph, Naturwissenschaftler und Mathematiker gilt auch als Begründer der neuzeitlichen Philosophie, namentlich des Rationalismus. Descartes wurde am 31. März 1596 als Sohn eines niederen Adeligen geboren. Im Alter von acht Jahren ging er auf die Jesuitenschule in La Fléche (Anjou), die er acht Jahre lang besuchte. Neben den gewöhnlichen, klassischen Studienfächern wurde Descartes in moderner Mathematik, in Scholastik sowie in Naturwissenschaften unterrichtet (so waren ihm z. B. Galileo Galileis optischen Entdeckungen früh bekannt). Nach dem Abschluss der Schule studierte Descartes Recht an der Universität von Poiters und schloss 1616 seine Studien ab; jedoch übte er zeit seines Lebens nie einen Beruf im Rechtsbereich aus. Im Jahr 1618 trat er in den Dienst des Prinzen Maurice von Nassau, des damaligen Statthalters der Vereinigten Provinzen der Niederlande, um eine militärische Laufbahn einzuschlagen. IN den darauf folgenden Jahren diente Descartes in unterschiedlichen Armeen, wobei er auch am Dreißigjährigen Krieg teilnahm. Sein Interesse galt jedoch den Problemen der Mathematik und der Philosophie, denen er sein gesamtes Leben widmete. Von 1623 bis 1625 unternahm Descartes eine Reise nach Italien und verbrachte anschließend die Jahre zwischen 1625 und 1629 in Frankreich, wo er Mitglied einer sich dort formierenden Forschergruppe war. Hier studierte er Philosophie und experimentierte auch im Bereich der Optik. Nachdem er seinen Besitz verkauft hatte, zog er 1629 in die republikanischen Niederlande, weil er sich Seite 35 von 209

36 dort mehr Gedankenfreiheit versprach als im royalistischen Frankreich. Dort lebte er in Amsterdam, Deventer, Utrecht und Leiden. Als er an seinem Werk Le Monde (Die Welt) arbeitete, hörte er von der Verurteilung Galileis wegen dessen Äußerung zu einer naturwissenschaftlich begründeten Neuinterpretation der christlichen Überlieferung und der damit verbundenen Infragestellung des ptolemäischen Weltbildes. Descartes veröffentlichte daraufhin nur relativ ungefährliche Teile seines Werkes: Discours de la méthode (Abhandlungen über die Methode), mit drei Anhängen über die Geometrie, die Meteorologie und die Dioptrik. Dieses Werk wurde sein bekanntestes, es kam 1637 anonym in Leiden heraus. Der Rest wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht. Es folgten weitere philosophische Werke wie Meditationes de Prima Philosophia (1631; Meditationen über die Erste Philosophie, überarbeitet 1641) und Principia Philosophiae (1644; Die Prinzipien der Philosophie). Auch in den Niederlanden geriet Descartes in Konflikt mit kirchlichen Kreisen, vor allem aufgrund seines Gottesbegriffs. Aufgrund seines Konflikts mit der Kirche folgte Descartes 1649 der Einladung der Königen Christine von Schweden nach Stockholm, um ihr Philosophieunterricht zu erteilen. Hier erkrankte er an Lungenentzündung und starb am 11. Februar 1650 ebendort. Seite 36 von 209

37 Descartes Philosophie Descartes versuchte, die rationalistischen und induktiven Methoden der Wissenschaft, insbesondere jene der Mathematik, auf die Philosophie zu übertragen. Die Philosophie vor seiner Zeit wurde von den Methoden der Scholastik beherrscht, die sich ganz auf den Vergleich und die Gegenüberstellung von Lehrmeinungen stützten. Stattdessen postulierte Descartes: Auf unserer Suche nach dem unmittelbaren Weg zur Wahrheit sollten wir uns nicht mit Dingen abgeben, über die wir keine mit dem Beweisen der Arithmetik und Geometrie vergleichbare Gewissheit erlangen können. Er beschloss, nichts für wahr anzuerkennen, bis er nicht die Gründe herausgefunden habe, die ihn dazu veranlassten, etwas als wahr anzusehen. Die einzig sichere Tatsache, von der er in seinen Untersuchungen ausging, wird in seinem berühmt gewordenen Ausspruch ausgedrückt: Cogito, ergo sum, ( Indem ich denke (zweifle), bin ich ). Nur der Akt des Denkens beweist die eigene Existenz. Seite 37 von 209

38 Wissenschaft Descartes' Philosophie, die auch Cartesianismus genannt wird, ersetzt die Theorien der meisten früheren Philosophen durch ein System von mechanischen Erklärungen der physikalischen Phänomene. Ursprünglich neigte Descartes dazu, das Kopernikanische System der sich drehenden und um die Sonne kreisenden Planeten anzuerkennen. Er erklärte die Entstehung des Sonnensystems aus Materiewirbeln, eine Theorie, die gleichzeitig eine Erklärung der Planetenbewegung enthält und erst im 18. Jahrhundert von der Gravitationstheorie Newtons abgelöst wurde. Auch auf dem Gebiet der Physiologie und Optik veröffentlichte Descartes zahlreiche Theorien Mathematik Der bemerkenswerteste Beitrag Descartes' zur Mathematik war seine Systematisierung der analytischen Geometrie. Er war der erste Mathematiker, der eine Klassifizierung der Kurven nach den sie erzeugenden Gleichungstypen vornahm. Bedeutend ist auch sein Beitrag zur Theorie der Gleichungen. Descartes war auch der Erste, der die letzten Buchstaben des Alphabets für die Bezeichnung der unbekannten Größen und die ersten Buchstaben für die bekannten verwendete. Er erfand auch die Methode der Indizierung (wie in x2). Darüber hinaus formulierte er das so genannte kartesische Gesetz der Zeichen, zur Auffindung der positiven und negativen Werte einer algebraischen Gleichung Comenius Johann Amos Comenius ( ), lateinischer Name für Jan Amos Komensk, tschechischer protestantischer Theologe und Pädagoge, geboren in Nivnice (Südmähren), besuchte die Universität in Heidelberg. Comenius war Lehrer in den mährischen Städten Prerov und Fulnek bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges, als die Armee des Heiligen Römischen Reiches die Mähren ins Exil trieb. Er ließ sich danach in Polen nieder und war Bischof der Mährischen Brüder. Im Jahre 1638 wurde er von Schweden eingeladen, um bei Bildungsreformen zu helfen. Von der englischen Regierung erhielt er eine ähnliche Einladung. Comenius wirkte auch in Ungarn und den Niederlanden. Am bekanntesten ist Comenius wegen seiner Beiträge zu Lehrtechniken die zusammen mit seinen Prinzipien der Erziehung in Didactica magna ( ; übersetzt 1960, Große Didaktik) enthalten sind. Er war der Erste, der die alten Sprachen mit Hilfe paralleler Textstellen der antiken und modernen Sprachen lehrte. Sein Werk Orbis sensualium pictus Seite 38 von 209

39 (1658; Nachdruck 1979), ein Lehrbuch für Latein, soll das erste illustrierte Unterrichtsbuch für Kinder gewesen sein Jean Jaques Rousseau Jean-Jacques Rousseau ( ), französisch-schweizerischer Philosoph und Schriftsteller, war einer der zentralen Gestalten der Aufklärung, Rousseau wurde am 18.Juni 1712 in Genf geboren und als Halbwaise von Verwandten aufgezogen. Dort verlebte er eine unglückliche Kindheit. Später wurde er Sekretär und Gefährte von Madame Louise de Warens, einer wohlhabenden, zum Katholizismus konvertierten Kalvinistin, die als mütterliche Freundin und Geliebte auf Rousseaus Leben und Schreiben einen großen Einfluss ausübte und ihn veranlasste, ebenfalls zum katholischen Glauben überzutreten. In diese Zeit fällt auch Rousseaus Entscheidung, Schriftsteller und Musiker zu werden zog er nach Paris, wo er seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer und als Kopist von Partituren bestritt. Auch lebte er zusammen mit Therese Levasseur in freier Ehe (1768 legalisiert) und ließ die fünf Kinder, die aus dieser Beziehung hervorgingen, im Waisenhaus aufziehen verließ Rousseau Paris und zog sich in die Abgeschiedenheit von Montmorency zurück, wo er eine romantische Erzählung Julie ou la nouvelle Heloise (Julie oder die neue Heloise) schrieb. Durch seinen einflussreichen Erziehungsroman Emile ou de l'education (Emil, oder über die Erziehung) geriet Rousseau in Seite 39 von 209

40 Konflikt mit der französischen und schweizerischen Obrigkeit, woraufhin er 1762 zunächst nach Preußen und - auf Einladung von David Hume - nach England floh. Während seines Englandaufenthalts begann er ein Manuskript über Botanik mit dem Titel La Botanique (1802) kehrte Rousseau unter dem Decknamen Renou nach Frankreich zurück und vollendete 1770 sein autobiographisches Werk Confessiones ( , Bekenntnisse), in dem er sein Leben darstellte und deutete wurde sein Singspiel Le Devin du village (Der Dorfwahrsager) uraufgeführt. Rousseau starb am 2.Juli 1778 in Ermenonville (Frankreich) Philosophie Schriften 1750 gewann Rousseau den Preis der Akademie von Dijon für seinen Discours surles sciences et les arts (1750). In seinem Discours sur l'origine et les fondements de l'inegalite parmi les hommes (1755, Über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen) stellt er die Entwicklungen von einer glücklichen Urgesellschaft bis zur Rechtsungleichheit in der modernen spezialisierten Gesellschaft dar und beschreibt dort das Wesen des Menschen als von Natur aus gut und erst durch die Zivilisation verdorben. Damit Seite 40 von 209

41 soll an ursprüngliche Werte wie menschliche Freiheit und Unschuld gemahnt, keineswegs aber ein "Zurück zur Natur" gefordert werden. In seiner berühmten politischen Abhandlung Du contrat social ouprincipes du droit politique (1762, Der gesellschaftliche Vertrag oder die Grundregeln des allgemeinen Staatsrechts) vertrat er die Theorie, dass der Staat als politische Organisation auf dem Gesellschaftsvertrag (Contrat social) beruht, der von Bürgern freiwillig eingegangen wurde. Seine Verteidigung des Gemeinwillens (Volonte generale) gegenüber dem absolutistischen Staat, bildete die theoretischen Grundlagen der Französischen Revolution Wirkung Obwohl Rousseau als Repräsentant der Aufklärung für individuelle Freiheit und gegen den Absolutismus von Kirche und Staat eintrat, sahen einige Historiker in seiner Auffassung vom Staat als der Verkörperung des abstrakten Gemeinwillens und seiner Forderung nach striktem Einhalten politischer und religiöser Konformität den Ursprung totalitärer Ideologien. Rousseaus Erziehungstheorie führte zu der Herausbildung toleranterer und psychologisch orientierter Methoden der Kindererziehung und beeinflusste Pädagogen wie Friedrich Fröbel und Johann Heinrich Pestalozzi zu ihren Konzepten moderner Erziehung. Rousseaus emotional-subjektiver Ansatz, der in seinen Romanen Die neue Heloise und Bekenntnisse zum Ausdruck kommt, wirkte nicht nur auf die französische Literatur der Romantik und prägte das Denken von Schriftstellern wie Johann Gottfried von Herder, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die politischen Theorien des Philosophen wirkten insbesondere auf Immanuel Kant. Durch seine Betonung der Willensfreiheit sowie die Ablehnung der Erbsünde übte er auch großen Einfluss auf die Psychoanalyse des 20.Jahrhunderts aus Johann Heinrich Pestalozzi Johann Heinrich Pestalozzi ( ), schweizerischer Pädagoge und Reformer, gilt mit seinen Theorien als der Wegbereiter der heutigen Volksschule. Pestalozzi wurde in Zürich geboren. Dort studierte er ab 1764 zunächst Theologie, dann Rechtswissenschaften. Angeregt durch Hans Caspar Hirzel (Die Wirtschaft eines philosophischen Bauern, 1761), gründete er 1769 im Kanton Aargau mit seiner Frau das landwirtschaftliche Versuchsgut Neuhof, das jedoch schon bald scheiterte. Seite 41 von 209

42 Beeinflusst von den Gedanken des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau gestaltete er das Gut 1775 in eine Armenschule um. Fünf Jahre später musste auch diese aus Geldmangel schließen, und Pestalozzi widmete sich ausschließlich der schriftlichen Niederlegung seiner Erziehungstheorien. Pestalozzi sympathisierte mit der Französischen Revolution und engagierte sich politisch und publizistisch für eine Liberalisierung in der Schweiz übernahm er im staatlichen Auftrag ein Waisenhaus in Stans, 1799 dann eine Versuchsschule in Burgdorf, die er 1804 wegen einer Heimschule in Yverdon aufgab. Diese Schule diente ihm über 20 Jahre zur Erprobung seiner pädagogischen Theorien. Konflikte mit den Mitarbeitern führten 1825 zur Auflösung der Schule, danach kehrte Pestalozzi nach Neuhof zurück. Pestalozzi legte großen Wert auf die Entfaltung der in jedem Menschen angelegten positiven Kräfte, als deren Grundlage er u. a. die Familie ansah. Für ihn gründete Erziehung nicht auf Wissensanhäufung, sondern auf der Entwicklung von menschlichen Fähigkeiten aus der direkten Anschauung und im praktischen Umgang (Pestalozzis oft zitierter Leitspruch: "Lernen mit Hand, Herz und Hirn"). Seite 42 von 209

43 Darüber hinaus forderte er Bildung unabhängig von Standesunterschieden. Mit der Zeit gewannen seine Ideen Einfluss auf die Methoden der Elementarerziehung in ganz Europa und Nordamerika. Insbesondere in der Lehrerausbildung wirkten sie schulbildend. In seinen Schriften Die Abendstunden eines Einsiedlers (1782) und dem vierbändigen Roman Lienhard und Gertrud ( ) legte Pestalozzi seine Gedanken zur Gesellschaftsreform und zur Pädagogik dar. Außerdem verfasste er u. a. Abhandlungen Über Volksbildung und Industrie (1806) sowie Über die Elementarbildung (1809). Unter seinen schon zu Lebzeiten zahlreichen Anhängern, den so genannten Pestalozzianern, sind vor allem Friedrich Fröbel und Adolph Diesterweg zu nennen. Nach dem 2. Weltkrieg entstanden in verschiedenen Ländern die auf den Schweizer Walter R. Corti zurückgehenden Pestalozzidörfer für Waisen- und Flüchtlingskinder. Seite 43 von 209

44 1.25 Johann Friedrich Herbart Johann Friedrich Herbart ( ), Philosoph und Pädagoge, wurde am 4. Mai 1776 in Oldenburg geboren und studierte an der Universität Jena. Danach ging er für einige Jahre als Erzieher in die Schweiz, wo er das Werk des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi kennen lernte erhielt Herbart einen Ruf auf den Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Göttingen wechselte er an die Universität Königsberg (heute Kaliningrad, Russland) kehrte er nach Göttingen zurück, wo er bis zu seinem Tod am 14. August 1841 lebte. Herbarts Philosophie geht von der Analyse der Erfahrung aus und befasst sich sowohl mit Fragen der Logik und Metaphysik als auch mit solchen der Ästhetik. Herbart wies alle Theorien über getrennte geistige Fähigkeiten zurück und setzte ihnen die Behauptung entgegen, dass alle geistigen Phänomene auf dem Zusammenspiel elementarer Ideen beruhten. Nach Herbart sollten die Erziehungsmethoden und -systeme auf Psychologie und Ethik aufbauen, wobei die Psychologie das notwendige Wissen vermitteln und die Ethik den sozialen Zweck der Erziehung bestimmen helfen sollte. Eines der Hauptwerke Herbarts ist das Lehrbuch zur Psychologie (1816). Seite 44 von 209

45 1.26 Bertrand Russell Bertrand Arthur William Russell; 3. Earl Russell ( ), britischer Philosoph und Mathematiker war ein wichtiger Verfechter des Positivismus. Russell wurde am 18.Mai 1872 in Trelleck geboren und studierte am Trinity College an der Universität Cambridge, wo er später auch lehrte. The Principles of Mathematics (1902), in dem er versuchte, der Mathematik einen exakten wissenschaftlichen Rahmen zu geben, machten ihn schlagartig berühmt. Danach arbeitete er acht Jahre lang mit dem britischen Philosophen und Mathematiker Alfred North Whitehead an den Principia Mathematica (3 Bände, ). Im 1.Weltkrieg verurteilte Russell als Vertreter eines radikalen Pazifismus öffentlich beide Seiten; er wurde für seine Kritik am britischen Empire verhaftet und von seinem Lehrstuhl in Cambridge enthoben. Im Gefängnis schrieb er seine Introduction to Mathematical Philosophy (1919, Einführung in die mathematische Philosophie). Nach dem Krieg besuchte Russel die Sowjetunion; sein Buch Practice and Theory of Bolshevism (1920) gibt seiner Enttäuschung über die Art des dort praktizierten Sozialismus Ausdruck. Seite 45 von 209

46 1921 und 1922 lehrte Rüssel an der Universität Peking. Von 1928 bis 1932 leitete er in England eine Privatschule und lehrte von 1938 bis 1944 an verschiedenen Bildungseinrichtungen in den USA. Wegen seiner religionskritischen Schriften, darunter What I Believe (1925, Was ich glaube) und seiner Verteidigung der sexuellen Freiheit in Manners and Morals (1929) wurde ihm die Lehrbefugnis für das College of the City of New York vom New York Supreme Court verweigert. Russell kehrte 1944 abermals nach England zurück und wurde wieder in das Trinity College aufgenommen. Zwar unterstützte Russel nun das Eingreifen der Alliierten im 2. Weltkrieg, doch wurde er zu einem leidenschaftlichen und aktiven Gegner der atomaren Rüstung verlieh ihm Georg VI. den Verdienstorden, 1950 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Gegen Ende der fünfziger Jahre avancierte er zum Führer einer Bewegung, die die einseitige atomare Abrüstung befürwortete. Im Alter von 89 Jahren wurde er nach einer Antiatomdemonstration nochmals verhaftet. Er starb Seite 46 von 209

47 1.27 Maria Montessori Maria Montessori, ( ), in Chiaravalle (Italien) geborene Pädagogin und Ärztin ist für ihre Methode zur Erziehung von Kindern weltberühmt. Nach ihrer Lehrtätigkeit in einer Anstalt für geistig Behinderte ( ) wurde Montessori 1907 Leiterin eines Kinderhauses in Rom, wo sie ihre Theorien erstmals anwenden konnte. Montessori ging davon aus, dass die Erziehung gemäß der spezifischen inneren Fähigkeiten und Begabungen des Kindes zu erfolgen habe. Mit Hilfe von speziellem Arbeitsmaterial sollen Interessen ohne allzu starke Eingriffe seitens des Pädagogen gelenkt und die Entwicklung somit beschleunigt werden. Ihre Ideen fasste Montessori in mehreren Schriften zusammen. Seite 47 von 209

48 1.28 John Dewey John Dewey, ( ), amerikanischer Philosoph, Psychologe und Pädagoge wurde in Burlington (Vermont, USA) geboren. Er studierte an der University of Vermont und beendete 1879 erfolgreich sein Studium wurde er Doktor der Philosophie an der John Hopkins University. Deweys lange und einflussreiche Karriere in der Pädagogik begann an der University of Michigan und endete an der Columbia University, wo er 1931 emeritiert wurde. Dewey war Dozent und arbeitete als Berater in pädagogischen Fragen. Er studierte die Bildungssysteme in China, Japan, Mexiko, der Türkei und der Sowjetunion. Während seiner universitären Zeit in Chicago war Dewey aktiv an der Reform der Pädagogik beteiligt. Seine pädagogischen Prinzipien testete er in der berühmten Versuchsschule, der Dewey-Schule, die 1896 in Chicago gegründet wurde. Deweys Prinzipien stellten Lernen durch vielfältige Tätigkeiten über formale Lehrpläne und widersprachen autoritären Methoden, die den Menschen keine wirklichkeitsnahe Vorbereitung auf das Leben in einer demokratischen Gesellschaft bieten. Seite 48 von 209

49 Dewey war der Meinung, Erziehung sollte selbst das Leben sein und nicht nur Vorbereitung auf das zukünftige Leben. Seine Arbeit und seine Schriften bewirkten zum großen Teil tief greifende Veränderungen in der Pädagogik, die im frühen 20. Jahrhundert in den USA begannen. Deweys Theorien wurden von den Verfechtern der progressiven Erziehung häufig falsch ausgelegt. Obwohl sich Dewey gegen autoritäre Methoden stellte, wollte er nicht, dass Führung und Lenkung gänzlich aufgegeben werden. Er kritisierte eine Erziehung, die darauf ausgerichtet war, die Schüler nur zu unterhalten und zu beschäftigen, ebenso wie eine, die nur auf berufliche Ausbildung abzielte. Als Philosoph betonte Dewey die Praxis und versuchte immer aufzuzeigen, wie philosophische Gedanken im täglichen Leben umgesetzt werden könnten. Seine Logik und seine Philosophie änderten sich ständig und passten sich den Bedürfnissen und Umständen an. In seiner Philosophie ist das Denken ein Mittel zur Handlungsplanung, um die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die zwischen dem Gegebenen und dem Gewollten liegen. Wahrheit ist ein Begriff, der sich in der praktischen Erfahrung bewährt hat. Dewey folgte dem amerikanischen Philosophen und Psychologen William James als Seite 49 von 209

50 führende Persönlichkeit des Pragmatismus. Deweys eigene Philosophie, Instrumentalismus oder Experimentalismus, stammt von James' Pragmatismus ab der Weitere Philosophen, die für die Pädagogik von Interesse sind Neben den vorhin beschriebenen Philosophen gibt es noch eine Vielzahl an Persönlichkeiten, die bei der Entwicklung von pädagogischen Strömungen Einfluss genommen haben. Viele davon gelten als Wegbereiter neuer weltanschaulicher Denkrichtungen, einige erreichten sogar einen regelrechten Prophetenstatus". Seite 50 von 209

51 Modul 2 Teil 2 Soziologie und Kommunikation Seite 51 von 209

52 Begriffsdefinitionen Die Soziologie (von lateinisch socius: Gefährte, Geselle, und griechisch logos: Wort, Vernunft) ist die Wissenschaft von der Gesamtheit der sozialen Beziehungen innerhalb der menschlichen Gesellschaft. Sie untersucht und beschreibt die der Gesellschaft zugrunde liegenden Struktur-, Funktions- und Entwicklungszusammenhänge. Das Erkenntnisinteresse der Soziologie richtet sich auf den Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, die Interaktion zwischen sozialen Gruppen, Organisationen und Institutionen und ihre gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Soziologie als universitäre Disziplin in Deutschland (und Österreich) widmet sich vor allem der problemorientierten empirischen Forschung. Sie versteht sich somit in erster Linie als theoretisch fundierte Erfahrungswissenschaft. Die Soziologie weist zahlreiche Berührungspunkte mit anderen Sozialwissenschaften wie Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Politikwissenschaft, Ethnologie und Sozialpsychologie auf. Seite 52 von 209

53 Geschichte der Soziologie 1.30 Geschichte der Soziologie als eigenständige Definition Die Soziologie ist eine junge wissenschaftliche Disziplin, die sich erst im 19. Jahrhundert aus dem Reigen der Staatswissenschaften ausdifferenzierte. Die gedankliche Trennung von Gesellschaft und Staat findet sich zuerst im 17. Jahrhundert in den Schriften der englischen Philosophen Thomas Hobbes und John Locke. Der Begriff der Soziologie wurde aber erst vom französischen Philosophen Auguste Comte 1838 geprägt. Er benutzte ihn, um seine Vision von einer neuen Wissenschaft zu beschreiben, die, wie die Naturwissenschaften die Gesetze der Natur, die Gesetzmäßigkeiten der menschlichen Gesellschaft entdecken sollte. Viele Sozialphilosophen des 18. Jahrhunderts, die sich selbst nie als Soziologen bezeichnet hatten, werden heute ebenfalls zu den Gründungsvätern dieser Wissenschaft gerechnet. Den größten Einfluss übten dabei die theoretischen Schriften von Karl Marx aus, aber auch die französischen Aristokraten Claude Henri de Rouvroy, Graf von Saint-Simon, der Schriftsteller und Staatsmann Alexis de Tocqueville gelten als Wegbereiter der frühen Soziologie. In England übernahm der Philosoph Herbert Spencer sowohl Comtes Begriff als auch seine Vision einer naturwissenschaftlich bzw. evolutionstheoretisch" ausgerichteten Soziologie. Erst in den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Soziologie als akademische Disziplin anerkannt. In Frankreich unterrichtete Emile Durkheim, der geistige Erbe von Saint-Simon und Comte, Soziologie an den Universitäten von Bordeaux und Paris. Durkheim begründete die erste soziologische Schule. Dürkheim und seine Anhänger unternahmen umfangreiche Studien nichtindustrialisierter Gesellschaften Soziologie in Deutschland In Deutschland wurde die Soziologie als akademische Disziplin erst im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts anerkannt, vor allem aufgrund der Bemühungen des Ökonomen und Historikers Max Weber. Im Gegensatz zu den Versuchen, die neue Wissenschaft nach dem Vorbild der "objektiven" Physik zu strukturieren, die in Frankreich und den englischsprachigen Ländern damals als "Königswissenschaft" galt, war die deutsche Soziologie eng mit der Geschichtswissenschaft verbunden. Seite 53 von 209

54 Die Bemühungen des Philosophen und Soziologen Georg Simmel, die Soziologie als eigenständige Wissenschaft zu etablieren, spiegelten das Weltbild des philosophischen Idealismus wider. Die formale Soziologie Simmeis trachtete danach, den gesellschaftlichen Verkehr der Individuen untereinander auf einfache analytische Formen zu reduzieren. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nachdem das frühe Interesse an den breit angelegten Evolutionstheorien Comtes und Spencers verebbt war, konzentrierte sich die Soziologie auf die Untersuchung bestimmter sozialer Phänomene wie Kriminalität oder die Akkulturation (Kulturanpassung) von Einwanderern. Als das renommierteste Zentrum für soziologische Studien galt vor dem 2. Weltkrieg ( ) die Universität von Chicago (USA). Dort lehrte George Herbert Mead, der in Deutschland studiert hatte, in seinen Schriften, dass der Ursprung des Geistes, des Selbst und der Gesellschaft in den Aktionen und Interaktionen von Menschen liege. Dieser Ansatz, der später als Symbolischer Interaktionismus bezeichnet wurde, lenkte die Aufmerksamkeit weitgehend auf mikrosoziologische und soziopsychologische Aspekte. Kennzeichnend für die amerikanische Soziologie wurde der Ausbau eines systemtheoretischen (oder kybernetischen) Ansatzes. Die Deutsche Soziologie der in Deutschland zwischen 1933 und 1945 arbeitenden Soziologen war von den ideologischen Vorgaben des Nationalsozialismus geprägt. Die Deutsche Soziologie propagierte eine völkisch determinierte klassenlose Gesellschaft. Sie wollte als angewandte Wissenschaft einen Beitrag zur Volkswerdung" leisten. Seite 54 von 209

55 Gegenstände der soziologischen Forschung 1.32 Disziplinen der Soziologie Die Soziologie beschäftigte sich zunächst hauptsächlich mit Theorien zum historischen Wandel sowie mit der Erforschung der Beziehungen und gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen Wirtschaft, Staat, Familie und Religion. Als wissenschaftliche Disziplin versuchte sie von Anfang an die Erkenntnisse der anderen Sozialwissenschaften in ein System zu integrieren. Die Betonung empirischer Untersuchungen anhand statistischer Forschungsmethoden lenkte die Aufmerksamkeit von der abstrakten Ideenwelt der Gelehrten des 19. Jahrhunderts hin zu Teilbereichen der gesellschaftlichen Praxis. Die ältesten Spezialdisziplinen der Soziologie sind jene, die sich auf soziale Phänomene konzentrieren, wie z. B. Ehe und Familie, soziale Ungleichheit und soziale Schichtenbildung, ethnische Beziehungen, abweichendes Verhalten, städtische Gemeinden und komplexe oder formale Organisationen. Neuere Unterbereiche untersuchen die sozialen Aspekte der Gerontologie (Altersforschung) und die Soziologie der Geschlechter und Geschlechterrollen. Ein weiteres wichtiges Feld der Soziologie ist die Untersuchung der Sozialstruktur in institutionellen Bereichen: Politik, Recht, Religion, Erziehungswesen. Militär, Industrie, Wissenschaft und Massenmedien. Weitere Forschungsgebiete haben die soziologischen Aspekte von Sprache, Medizin, Wissenschaft und Kunst zum Gegenstand. Demographie und Kriminologie existierten als Fachdisziplinen bereits vor ihrer formellen Einbindung in die Soziologie. Einer der ältesten interdisziplinären Forschungsbereiche ist die Sozialpsychologie Während sich Soziologen primär mit sozialen Normen, Rollen, Institutionen und der Struktur von Gruppen beschäftigen, konzentrieren sich Sozialpsychologen auf die Auswirkungen dieser verschiedenen Bereiche auf die Persönlichkeit des Individuums. Sozialpsychologen haben Pionierarbeit auf den folgenden Gebieten geleistet: Interaktion in kleinen, informellen Gruppen, Verbreitung von Einstellungen und Ansichten in einer Bevölkerung und die Entstehung von Charakter und Lebenseinstellung unter dem Einfluss Seite 55 von 209

56 von Familie, Schule, Peergroups (Meinungsführer) und anderen sozialen Instanzen. Hierbei sind u. a. auch die Ideen Sigmund Freuds und späterer Psychoanalytiker von Bedeutung gewesen. Die vergleichende historische Soziologie konnte in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung verzeichnen. Viele Historiker haben sich von soziologischen Konzepten inspirieren lassen; zur selben Zeit haben manche Soziologen groß angelegte, historischkomparative Untersuchungen durchgeführt Zentrale Begriffe Vor allem folgende Begriffe nehmen in der Soziologie einen dominanten Stellenwert ein und müssen daher näher erläutert werden: Gesellschaft Soziales Handeln Soziale Tatbestände Gesellschaft In der Soziologie bezieht sich der Begriff "Gesellschaft" auf eine Summe von Beziehungen und Verhältnissen unter Menschen. Nicht gemeint ist also die bloße räumliche und mengenmäßige Anzahl von Individuen, sondern deren Sozialität (= zwischenmenschliches Zusammenleben). Der Prozess, der aus Individuen Gesellschaftsmitglieder macht, wird "Vergesellschaftung" genannt. Institutionen wie der Staat, die Schule, die Familie werden heute als Unterkategorien (Subsysteme) der "Gesellschaft" angenommen. und dessen Editionen subtile Kontroversen hervorgerufen haben. Seite 56 von 209

57 Soziales Handeln Der Begriff soziales Handeln" bedeutet in der Soziologie (nach Max Weber) ein Handeln" (Tun, Dulden oder Unterlassen), das für den Handelnden (Akteur) subjektiv mit Sinn" verbunden ist. Seite 57 von 209

58 Soziale Tatbestände Ein sozialer Tatbestand" ist (nach Emile Durkheim) jede mehr oder weniger festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Druck (Zwang) auszuüben". Seite 58 von 209

59 Untergliederung der Soziologie 1.34 Untergliederung der Soziologie nach untersuchten Einheiten Eine häufig vorzufindende Unterteilung der Soziologie unterscheidet zwischen dem Ausgangspunkt von ganzen Gesellschaften als Einheiten (=Makrosoziologie) und dem Ausgangspunkt des sozialen Handelns und Interagierens der Akteure (=Mikrosoziologie) Makrosoziologie (Gesellschaft. Kollektiv, Struktur, System): Marxistische Soziologie Strukturalismus Funktionalismus Systemtheorie Kulturtheorie u. m. Mikrosoziologie (Akteur. Individuum, Handeln): Konfliktsoziologie Symbolischer Interaktionismus Situationsdynamik (z. B. soziologische Rollentheorie) Phänomenologische Soziologie u. m Untergliederung der Soziologie nach Reichweite der Theoreme Weiteres lassen sich Themenbereiche der Soziologie auch danach unterscheiden, ob sie der allgemeinen Soziologie zuzurechnen sind, also generelle Gültigkeit beanspruchen, oder ob es sich dabei um Themen einer speziellen Soziologie handelt. Allgemeine Soziologie: Zur Allgemeinen Soziologie zählt man alle wichtigen Ansätze, die folgende Sachverhalte klären sollen: Verhältnis von Person und Sozialsystem bzw. Gesellschaft Struktur und Wandel von Sozialsystemen bzw. Gesellschaften Verwendete Forschungsmethoden in der Soziologie Seite 59 von 209

60 Spezielle Soziologie: Spezielle Soziologie befasst sich mit den Strukturen und Prozessen gesellschaftlicher Teilsysteme oder institutioneller Bereiche der Gesellschaft Allgemeine Soziologie Hauptthemen der Allgemeinen Soziologie sind z. B.: Soziales Handeln soziale Interaktion Sozialstruktur Sozialisation sozialer Wandel sozialer Wandel im Hinblick auf den Einsatz neuer Technologien soziale Ungleichheit Gruppen Macht, Herrschaft Klassen Elite soziale Rollen u. m. Seite 60 von 209

61 Spezielle Soziologie Folgende Spezielle Soziologien finden sich in der Literatur: Agrarsoziologie Jugendsoziologie Polizeisoziologie Alterssoziologie Katastrophensoziologie Raumsoziologie Arbeitssoziologie Kindheitssoziologie Rechtssoziologie Architektursoziologie Kommunikationssoziologie Regionalsoziologie Berufssoziologie Konfliktsoziologie Religionssoziologie Betriebssoziologie Konsumsoziologie Siedlungssoziologie Bildungssoziologie Kriegssoziologie Soziobiografie Elitesoziologie Kriminalsoziologie Soziologie der Lebensphasen Entwicklungssoziologie Kultursoziologie Soziologie der Sexualität Erziehungssoziologie Kunstsoziologie Sportsoziologie Ethnosoziologie Literatursoziologie Sprachsoziologie Familiensoziologie Maritime Soziologie Staatssoziologie Finanzsoziologie Markensoziologie Stadtsoziologie Frauenforschung Marktsoziologie Techniksoziologie Freizeitsoziologie Soziologie der Medien Thanatosoziologie Gefängnissoziologie Medizinsoziologie Umweltsoziologie Gemeindesoziologie Migrationssoziologie Verkehrssoziologie Geschlechtersoziologie Militärsoziologie Verwaltungssoziologie Gender Studies Musiksoziologie Wirtschaftssoziologie Industriesoziologie Organisationssoziologie Wissenschaftssoziologie Pädagogische Soziologie Wissenssoziologie Politische Soziologie Zeitsoziologie Seite 61 von 209

62 Forschungsmethoden der Soziologie Die soziologische Forschungsmethodik reicht mathematischer Statistiken, Beobachtungen, Textinterpretationen. von der Erstellung umfangreicher Umfrageanalysen bis hin zu Dabei stützt sie sich auch in hohem Maße auf statistische Primärdaten, die regelmäßig von öffentlichen Institutionen (in Deutschland: Statistischen Bundesamt; in Österreich: Statistik Austria) zusammengetragen werden, wie die Ergebnisse von Volkszählungen und Bevölkerungsstatistiken sowie Daten zur Bildungsverteilung, Arbeitslosigkeit, Einwanderung, Verbrechenshäufigkeit und anderen Phänomenen Teilnehmende Beobachtung Die unmittelbare Beobachtung eines bestimmten gesellschaftlichen Geschehens, also die zeitweise Zugehörigkeit zu der untersuchten Gruppe, ist eine der effektivsten methodischen Vorgehensweisen, die allerdings nicht immer zu realisieren ist. Soziologen erhalten auch Informationen, indem sie sich auf zuverlässige Informanten aus dieser Gruppe verlassen. Beide Methoden (unmittelbare Beobachtung & Informanten aus Gruppe) sind vor allem von Ethnologen (Völkerkundler) entwickelt und eingesetzt worden. Die Arbeit des in Kanada geborenen amerikanischen Soziologen Erving Goffman bietet sowohl Modelle als auch den theoretischen Überbau für solche Untersuchungen. Nach seiner Auffassung ist das Alltagsleben die Grundlage sowohl der gesellschaftlichen Realität als auch aller statistischen und konzeptionellen Abstraktionen. Dieser Schwerpunkt hat zu intensiven mikrosoziologischen Untersuchungen unter Einsatz von Tonbandgeräten und Videokameras angeregt, die weniger in konstruierten, experimentellen sozialen Situationen als vielmehr am Schauplatz des Geschehens selbst durchgeführt wurden (=Teilnehmende Beobachtung) Quantitative Methoden Die quantitative Soziologie umfasst die Darstellung von großen Mengen statistischer Daten, Methoden der Datenerhebung und den Einsatz anspruchsvoller mathematischer Modelle sowie neuerdings Computersimulationen sozialer Prozesse. Seite 62 von 209

63 In Deutschland haben die Simulationsexperimente der Forschergruppe um Dietrich Dörner, Professor für Psychologie in Bamberg, das Handeln in komplexen Entscheidungssituationen verstehbarer gemacht Umfrageanalysen / Empirische Sozialforschung In den vierziger und fünfziger Jahren galt die Durchführung von empirischen Meinungsumfragen (mittels Fragebögen oder standardisierten Interviews) als die wichtigste soziologische Forschungsmethode. Die heutige Form der Umfragen vor Wahlen und zu Marktforschungszwecken wurde zum ersten Mal in den dreißiger Jahren eingesetzt. Obwohl Umfragen ein wichtiges Instrument sind, um Erkenntnisse zu gewinnen, bleibt ihre Reichweite beschränkt. Die direkte Beobachtung sozialen Verhaltens kann nicht durch mündliche Antworten auf eine genormte Fragenliste ersetzt werden. selbst wenn sich solche Antworten leicht für die Erstellung von statistischen Tabellen und eine beliebige Vielzahl anderer Ziele verwenden lassen. Die Beobachtung versetzt einen Soziologen in die Lage, gründliche Informationen über bestimmte Gruppen zu erhalten; die Umfragenanalyse auf der anderen Seite liefert Soziologen vereinheitlichte, aber oberflächliche Informationen über einen viel größeren Bevölkerungsanteil. In Österreich versucht man an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) über die Internetplattform QIBB (Qualitätsinitiative BerufsBildung) über standardisierte Umfrageanalysen (Evaluierungen mittels Fragebögen) langfristig die Qualität an diesem Schultyp zu erhöhen. Seite 63 von 209

64 Relevante Ingenieurpädagogische Themenfelder 1.39 Jugendsoziologie Die Jugendsoziologie ist wie erläutert eine Spezielle Soziologie. Da im BHS Bereich nahezu alle Schüler Jugendliche sind, kommt an diesem Schultyp der Jugendsoziologie eine besondere Bedeutung zu Definition der Jugend: Unter Jugend versteht man in der westeuropäischen Kultur die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein, also etwa zwischen dem 13. und 21. Lebensjahr. Diese Zeit wird auch als Adoleszenz bezeichnet. Der Begriff Jugend ist historisch gesehen relativ jung und wurde erst um 1800 häufiger verwendet. Der Begriff des Jugendlichen war dabei ursprünglich ambivalent besetzt (Jugend ist Trunkenheit ohne Wein) und diente auch zur Distanzierung von einer Personengruppe, die als gefährdet definiert wurde. Der Begriff bezeichnete dann beispielsweise in der Jugendhilfe der 1880er Jahre eine männliche Person aus der Arbeiterklasse zwischen 13 und 18 Jahren, der Tendenzen zur Verwahrlosung. Kriminalität und eine Empfänglichkeit für sozialistisches Gedankengut unterstellt wurde. Erst nach 1900, im Zuge der Jugendbewegung, wurde die eher negative Anmutung des Begriffs (Jugend als Gefährdung und Unreife) durch ein positives Bild ersetzt. Im Rahmen nationalistischer Strömungen entstand nach dem Ersten Weltkrieg ein politischer Jugendmythos: Jugend als Motor der Geschichte ( Jugend ist Zukunft"). Das erste negative Jugendbild in der Industriegesellschaft wirkte jedoch auch heute latent weiter und ist gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche wieder aktuell, wie die Diskussion um Jugendgewalt und Jugendkriminalität zeigt (Jugend(liche)) als Gefährdung und Bedrohung; inkl. der oft zitierten Alkohol-, Spiel-, Computer- u. Handysucht). Jugend kann auf verschiedene Arten betrachtet werden, zum einen bezeichnet der Begriff eine Phase im Leben eines Individuums und zum anderen wird damit eine eigenständige Gruppe von Menschen erfasst. Je nach Auffassung kann man zur Eingrenzung der Lebensphase heute bestimmte Alterswerte oder aber eine Definition anhand von qualitativen Merkmalen vornehmen. Seite 64 von 209

65 Gemäß dieser zweiten Möglichkeit wird als Beginn der Jugendphase meistens die körperliche Geschlechtsreife gewählt, als Ende das Erreichen von finanzieller und emotionaler Autonomie. Die UN-Generalversammlung definiert Personen, die älter als 15 Jahre und jünger als 25 Jahre alt sind, als Jugendliche. In dieser Kategorie soll aber zwischen den Teenagern (13-19) und den jungen Erwachsenen (20-24) unterschieden werden, da die Probleme auf soziologischer, psychologischer und gesundheitlicher Ebene stark differenzieren. Diese Definition wurde für das Internationale Jahr der Jugend gemacht, das 1985 abgehalten wurde. Alle Statistiken der UNO über Jugendliche basieren auf dieser Definition. Laut aktuellen Schätzungen waren ~% (oder 1 Milliarde) der Weltbevölkerung Jugendliche, wovon 85~% in Entwicklungsländern leben. Die UNO hat den 12. August zum Tag der Jugend ernannt Jugend als Lebensabschnitt In die Jugendzeit fällt: die Pubertät, das Ende der Schulzeit, der Beginn der Berufsausbildung, die Abnabelung vom Elternhaus und die Identitätsfindung. Deswegen wird die Jugendzeit sowohl vom Jugendlichen, der sie durchlebt, als auch von den Eltern, als nicht ganz einfach angesehen. Seite 65 von 209

66 Aufgrund dieser Vielschichtigkeit" der Jugend(zeit) nehmen Jugendthemen in Dichtung, in Volks- und Studentenliedern bis hin zu zur eigenen Jugend-Literatur, innerhalb des kulturellen Geschehens, einen großen Platz ein. Der Begriff der Jugend, wie auch der Begriff der Kindheit sind historisch gewachsene Begriffe, die im Zusammenhang mit der jeweiligen Gesellschaftsform gesehen werden müssen. So gab es noch im 17. Jh. in vielen Ständen und vergleichbaren Gruppierungen jenseits der Säuglingszeit weder eine ausgeprägte Kindheit in unserem Sinn noch eine Jugend. Jedoch hatten sich im Adel, dann im Bürgertum das Muster des Jünglings bzw. der Jungfrau herausgebildet, im geistlichen Stand der Novize. Jugend als eigene Lebensphase ist erst ein Produkt der Modernisierung. In vormodernen, agrarisch strukturierten Gesellschaften mit wenig ausgeprägter Arbeitsteilung wurden die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen von der Elterngeneration vermittelt. Durch die zunehmende Industrialisierung und Technisierung reichte dies aber nicht mehr aus. Vielmehr sollten die Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Schule und der Berufsausbildung erworben werden. Dies bedeutete aber eine längere Freistellung der nachwachsenden Generation vom Arbeitsleben. Ab den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Jugend (als Lebensabschnitt gesehen) dann als Folge der Bildungsexpansion, veränderter elterlicher Erziehungsziele, einer zunehmenden kulturellen Autonomie der Jugendlichen und dem Wirken einer jugendspezifischen Konsum- und Unterhaltungsindustrie zu einer relativ eigenständigen Lebensphase (z.b.: 68er-Bewegung) Jugendsoziologie Wie schon erwähnt ist die Jugendsoziologie ist eine Spezielle Soziologie. Sie ist eng verwandt, aber nicht synonym zur Jugendsozialarbeit. Während sich die Jugendsozialarbeit jedoch mit der sozialen Praxis auseinandersetzt (sie begleitet individuell und sozial benachteiligte Jugendliche; z.b. Schüler mit Lernschwierigkeiten, Schulabbrecher, Drogensüchtige, etc.) untersucht die Jugendsoziologie hingegen vielfach die systemischen Aspekte der Jugendbewegung Diese ist eine ab etwa 1896 in Deutschland einsetzende Jugendkultur. In der Entstehung gab es wechselseitige Einflüsse mit der Reformpädagogik, später mit der deutschen Pfadfinderbewegung. Seite 66 von 209

67 Im Dritten Reich" mit der NS Politik (Hitlerjugend). Die heutigen Jugendbewegungen sind sehr facettenreich und meist bündisch organisiert (z.b. Landjugend", Junge ÖVP", Katholische Jugend", etc.). Allgemeine Ansätze heften sich oftmals an einen soziologischen Begriff der "Generation" (z.b.: Nachkriegsgeneration, Baby-Boomer Generation etc.). Generationsspezifische Verhaltensweisen und Interessen werden meist mit Hilfe der empirischen Sozialforschung" erkundet; die Ergebnisse daraus bilden nicht nur die Grundlage für die Werbewirtschaft (Konsumverhalten) sondern auch für große Bereiche der Erziehungswissenschaften Grobe Einteilung der Generationenfolge in Deutschland und Österreich "Skeptische Generation": Machtbewusst, ideologieskeptisch, pragmatisch: Elterngeneration der Baby Boomer, die allermeisten Männer als junge Erwachsene bereits aktive Kriegsteilnehmer. Der kriegsbedingte Frauenüberschuss und das selbstbewusste Auftreten vieler Vertreterinnen trug zum dt. Fräuleinwunder (steht für: junge, attraktive, moderne, selbstbewusste deutsche Frauen der 50er Jahre; Bsp.: Hildegard Knef) bei "Flakhelfer-Generation: Als diese werden jene Jugendlichen bezeichnet, die in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges (ab 1943) im Deutschen Reichsgebiet zum Einsatz als Kindersoldaten kamen (Bsp.: Papst Benedikt, Helmut Kohl) Nachkriegsgeneration": Einige waren noch 1945 im Kriegseinsatz; generell waren sie Nazizeit- und Kriegskinder, Beispiele: Ulrike Meinhof und Gerhard Schröder. Zw und 1954 mangelt es an einschneidenden Kindheitserfahrungen, die eine Generations - Kennzeichnung sinnvoll machen würde Generation X: Die Generation X bezeichnet als politisches Schlagwort die in den 1960er und 1970er-Jahren geborene Generation. Der Begriff geht zurück auf einen 1991 erschienenen Episodenromans des Kanadiers Douglas Coupland (Generation X Geschichten für eine immer schneller werdende Kultur). Diese Generation war erstmals einer Seite 67 von 209

68 technisch, wirtschaftlich, medialen, soziologischen Schnelllebigkeit" ausgesetzt. Die Generation X inkludiert auch die Baby-Boomer-Generation" ( ) Generation Golf: Diese ist eine sehr unpolitische Generation. Dafür ist sie die erste Generation, die Mode- Orientierung, Hedonismus und Markenbewusstsein zu einem Wert hochstilisierte. Namensgebend ist der Golf von Volkswagen: Er stellte das Markenprodukt dar, während die Konkurrenzprodukte von Ford und Opel oftmals als minderwertig betrachtet wurden MTV-Generation: Musik, TV, Charts, Videos, Events, Stars und Games stehen im Mittelpunkt der Jugendlichen 1990-? Generation Chips: (=Computer - Generation) 1.40 Sender-Empfänger-Modell der Kommunikation In der Soziologie kommt der Kommunikation naturgemäß eine bedeutende Rolle zu. Das Sender-Empfänger-Modell der Kommunikation, das von Stuart Hall 1970 auf der Basis des Kanalmodells der Informationstheorie entwickelt wurde, ist für einen ingenieurpädagogischen Ansatz zur Definition und Erklärung des Kommunikationsprozesses besonders geeignet. Das Sender-Empfänger-Modell definiert Kommunikation als Übertragung einer Nachricht von einem Sender (z.b. Lehrer) zu einem Empfänger (z.b. Schüler). Dazu wird die Nachricht kodiert und als Signal über einen Übertragungskanal übermittelt. Dabei kann die Nachricht durch Störungen verfälscht werden. Eine Voraussetzung für die erfolgreiche Kommunikation ist, dass Sender und Empfänger die gleiche Kodierung für die Nachricht verwenden (d.h. Lehrer muss das soziale u. verbale Verhalten der Schüler verstehen u. interpretieren können)! Seite 68 von 209

69 Der Sender hat eine Idee und will diese mitteilen und damit etwas erreichen. Aber zwischen Sender und Empfänger lauern viele Kommunikationsstörungen: "gedacht" ist nicht gesagt... "gesagt" ist nicht gehört... "gehört" ist nicht verstanden... "verstanden" ist nicht gewollt... "gewollt" ist nicht gekonnt... "gekonnt und gewollt" ist nicht getan... "getan" ist nicht beibehalten... (obige Zitate in Anlehnung an Konrad Lorenz ( ), österreichischer Verhaltensforscher, 1973 Nobelpreis) Störungen können auch bei der Codierung und bei der Decodierung auftreten: unterschiedliche Sprache und Übersetzungsfehler. Mehrdeutigkeit, kulturelle Unterschiede, mangelnde Aufmerksamkeit, eingegrenzte Wahrnehmung. Selektion begrenzter Merkmale, etc. Auf dem Übertragungsweg entstehen weitere Störungen: verfälschende oder verfremdende Stille Post, übertönender Lärm, unterschiedliche Wahrnehmungskanäle, und andere Filteroder Veränderungseinflüsse. Deshalb ist es wichtig, dass der Empfänger eine Rückmeldung (Feedback) an den Sender gibt, wieweit er die Botschaft verstanden hat und was er damit zu tun gedenkt und welche Bedingung er daran knüpft oder welche Unterstützung er dafür braucht (Stichwort "Evaluierung") Seite 69 von 209

70 Dieses Kommunikationsmodell deckt sich mit dem Konzept der Kommunikation, wie es in der Nachrichtentechnik und der klassischen Informationstheorie verwendet wird Vier-Seiten-Modell der Kommunikation Das Vier-Seiten-Modell (auch Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell ist in diesem Dokument bereits erwähnt worden bzw. wird noch erwähnt Proxemik Die Proxemik ist ein Gebiet der Psychologie und der Kommunikationswissenschaft sowie ein Teilbereich der Lokomotorik (Teilbereich der Motorik: beschreibt die Bewegungsfähigkeit und das Bewegungsverhalten). Sie untersucht, welche Signale Individuen durch das Einnehmen eines bestimmten Abstandes zueinander austauschen, beschäftigt sich also mit dem Raumverhalten als einem Teil der nonverbalen Kommunikation. Das Empfinden dieser Distanzen resp. des Raumes allgemein kann je nach Kultur sehr verschieden sein. Die Proxemik hat eher den Charakter ungeschriebener territorialer Gesetze (als den eines biologischen Triebes), die sich in kleinräumigen Verhaltensweisen äußern. Im einfachsten Fall geschieht dieses durch die regelmäßige Benutzung oder durch das Setzen von Marken. Beispiel Bewusst abgelegte Gegenstände - eine Zeitung, ein Handtuch, usw. - können dazu dienen, einen Platz in einem Lesesaal oder an einem Strand zu belegen. Teilgebiete der Proxemik: Distanz: intim, persönlich, sozial, öffentlich Richtung: Blickkontakt und Zuwendung der Körper bei Interaktion Berührung: meistens an Händen, Schulter, Rücken oder Kopf In unserem Kulturkreis gilt die Grundregel: In der zwischenmenschlichen Kommunikation (Interaktion) soll der Blickkontakt zum Gesprächspartner gewahrt bleiben; ebenso soll man die Vorderseite des Körpers dem Gesprächspartner hinwenden. Bei Berührungen muss man bei nicht nahe stehenden" Personen prinzipiell vorsichtig sein (speziell gegenüber anderen Kulturen, dem anderen Geschlecht und gegenüber minderjährigen Personen). Berührung schafft zwar Nähe" jedoch kann diese falsch aufgefasst werden. Die Art der Berührung kann nur aus der jeweiligen Situation abgeleitet werden. Seite 70 von 209

71 Einteilung der Distanzen Intimdistanz: (20 bis 60 cm) Die Intimdistanz, auch intime Zone genannt, bezeichnet den Bereich (Radius) um den Menschen, in den sich ausschließlich die von ihm geduldeten (nahe stehenden) Personen nähern dürfen. Diese Distanz ist kultur-, gesellschafts- und geschlechtsspezifisch. So beträgt die intime Zone in Deutschland bzw. in Österreich ca cm um die Person herum. In nordischen Ländern (od. muslimischen) ist sie größer. Persönliche Distanz: (45 bis 120 cm) Die persönliche Distanz entspricht jener Distanz, die zwei (sich nicht nahe stehende) Akteure in der zwischenmenschlichen Kommunikation zueinander einnehmen. Sie ist das Bindeglied zwischen gewünschter Vertrautheit" und notwendiger Distanz" (Bsp.: Lehrer - Schüler; Lehrer - Eltern). Soziale Distanz: (120 bis 360 cm) Soziale Distanz kann auf Unterschieden in der Zugehörigkeit zu Kasten, Klassen, Schichten, Machteliten oder sozialen Milieus beruhen. Üblicherweise wird von den normalen" Mitgliedern einer Gesellschaft gegenüber Ausgegrenzten wie psychisch Kranken, Behinderten, Bettlern, Wohnungslosen usw. eine soziale Distanz eingehalten. Diese beinhaltet das Vermeiden von direkten Kontakten, eine auf formale Situationen (Hilfeleistung. Behörde) beschränkte Kommunikation und im Alltag zur Schau gestelltes Ignorieren und Übersehen. Eine Distanzierungsweise im Sprachlichen (z. B. gegenüber Fremden) ist das Siezen. In der postmodernen Gesellschaft verschwimmen die ehemals scharfen Trennungslinien zwischen Klassen und Schichten. Jedoch entstehen auch neue Grenzlinien sozialer Distanz (z.b. zwischen ethnischen Gruppen, verschiedenen Berufsgruppen, gegenüber Fremden oder neuen Randgruppen). Öffentliche Distanz: (ab 360 cm) Eine Öffentlicher Distanz nimmt man dann ein, wenn ein Akteur mit der Öffentlichkeit kommunizieren will und nicht mit einer Privatperson (z.b. bei Ansprachen, Vorträgen u. ä.). Seite 71 von 209

72 1.43 Die zwischenmenschliche Kommunikation Als Teil der sozialen Interaktion wird die zwischenmenschliche Kommunikation verstanden, welche aus soziologischer Sicht das äußerlich sichtbare wechselseitige Aufeinanderwirken zwischen Individuen zum Zwecke der Abstimmung des Denkens und Verhaltens der Beteiligten bzw. des konkreten Handelns von Kooperationspartnern oder Feinden bezeichnet. Kommunikation in der Menschheitsgeschichte: Mit der Entwicklung der Sprache tat der Mensch einen entscheidenden Schritt in seiner Evolution. Die vielen dadurch gewonnenen Informations-Chancen überdecken aber nicht die instinkthaften und nonverbal übertragenen Signale. Große Bedeutung für die mentale Entwicklung der Menschheit hatte die Erfindung der Schrift. Diese erlaubt es, Information auch über die Zeit hinweg zu kommunizieren, also zu speichern. Dies ermöglicht eine Ansammlung von Wissen, auf der später aufgebaut werden kann, ohne dass sich die Menschen alles Wissen merken müssen. Die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg war zur Verbreitung von geschriebener Sprache entscheidend. Weitere Kommunikations-Themen werden in Modul 4 Schulpraxis näher erläutert. Modul 3 Teil 1 Fachdidaktik Fachtheorie Seite 72 von 209

73 Begriffe 1.44 Lernen In der Alltagssprache: Erwerb von Wissen sowie von motorischen und sprachlichen Fertigkeiten. In der Psychologie: die durch Erfahrung entstandenen, relativ überdauernden Verhaltensänderungen. Lernen kann somit als ein Prozess verstanden werden, der bestimmte Organismen, jedoch auch technische Anlagen (z.b. Automaten) befähigt, aufgrund früherer Erfahrungen und durch organische Eingliederung weiterer Erfahrungen, situationsangemessen zu reagieren. Lernen ist in neurodidaktischer Hinsicht ein sehr komplexer teilweise noch nicht entschlüsselter Prozess. Seite 73 von 209

74 1.45 Wissen Unter Wissen verstehen wir alle Kenntnisse im Rahmen alltäglicher Handlungs- und Sachzusammenhänge (Alltagswissen). Im philosophischen Sinne bedeutet Wissen die begründete und begründbare (rationale) Erkenntnis, im Unterschied zur Vermutung und Meinung oder zum Glauben. Wissen kann primär durch zufällige Beobachtung, durch systematische Erforschung (Experiment) oder deduzierende Erkenntnis gewonnen werden, sekundär durch lernende Aneignung von Wissensstoff. Seite 74 von 209

75 1.46 Bildung Unter Bildung versteht man sowohl den Prozess, in dem der Mensch seine seelischgeistige Gestalt gewinnt, als auch diese Gestalt selbst (Bildung als Zustand eines Menschen). Darüber hinaus werden auch das Wissen, insbesondere das Allgemeinwissen auf traditionell geisteswissenschaftlichem Gebiet und mittlerweile auch die berufliche Bildung als Bildung bezeichnet. Seite 75 von 209

76 1.47 Unterricht Jede Form des systematischen Bemühens durch erzieherische und didaktische Mittel Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln. Unterricht schließt demnach alle Situationen ein, in denen Lernen durch gezielte Bemühungen von Lehrenden und Lernenden stattfindet. Die modernen Unterrichtsmethoden sind Bestandteil der pädagogischen Theorie und beziehen sich ebenso auf Erkenntnisse aus der Psychologie. Seite 76 von 209

77 1.48 Pädagogik Erziehungslehre. Die Pädagogik erforscht die wissenschaftlichen Grundlagen der Erziehung. Sie hat das Ziel, Anleitungen und Regeln für die erzieherische Praxis zu geben; dargestellt und hinterfragt werden Normen für das erzieherische Handeln sowie die Erziehungsmethoden. Die Pädagogik untersucht u. a. Begabung und Lernen sowie organisierte Formen der Erziehung, wobei die Schule eine tragende Rolle spielt. Kurz und gut: Pädagogik ist die Bezeichnung sowohl für die Wissenschaft, Theorie und Lehre als auch für die entsprechende Praxis von Bildung, Erziehung und Unterricht Seite 77 von 209

78 1.49 Didaktik Unterrichtslehre Ursprünglich: Lehrkunst Heute: allgemein als die Wissenschaft vom Lehren und Lernen (Unterrichtslehre) aufgefasst oder als die Theorie der Bildungsinhalte und des Lehrplans. Aktuelle Auffassungen von Didaktik beschränken sich nicht nur auf die Lehrplangestaltung, sondern befassen sich umfassend mit Didaktik als Unterrichtswissenschaft. Grundbegriffe der Didaktik sind demzufolge: Seite 78 von 209

79 1. Lernziele 2. Lerninhalte 3. Lehr- und Unterrichtsmethoden 4. Lehr-, Lern-, Arbeits- und Unterrichtsmittel 5. Psychologische Voraussetzungen der Lernenden und Lehrenden sowie 6. Die soziologischen Bedingungen und soziokulturellen Voraussetzungen des Unterrichts. Es wird somit ein stärkerer Bezug von Lehrinhalt und psychologischen Komponenten des Lernens betont. Die ersten großen Werke der neuzeitlichen Pädagogik stammen von Johann Amos Komensky (lateinisch Comenius), der sich in seinem Hauptwerk Die große Didaktik (lateinisch: Didactica Magna = große Unterrichtslehre) umfassend mit Unterrichtszielen, -methoden und -mitteln auseinandersetzte. Seite 79 von 209

80 1.50 Fachdidaktik Neben der allgemeinen Didaktik stehen verschiedene spezielle Didaktiken wie die Fachdidaktik (Begründung und Zielsetzung des jeweiligen Fachs, dessen Stellung im Fächerkanon sowie dessen fachspezifische Inhalte). Fachdidaktik ist die Konkretisierung von Didaktik für ein bestimmtes Fach oder eine Gruppe von Fächern. Fachdidaktik steht somit an der Schnittstelle von Pädagogik und jeweiliger Fachwissenschaft. Seite 80 von 209

81 Eine Fachdidaktik im Bereich berufsbildender Schulen steht im Spannungsfeld zwischen fachwissenschaftlichen Erkenntnissen, beruflichen Anforderungen und schulischer bzw. betrieblicher Realität. Unterrichtstheorien mit fachspezifischen Anwendungen Berufsspezifische Lernziele Didaktische Reduktionen Berufswichtige Lerninhalte Gestaltung und Organisation von Fachunterricht 1.51 Ingenieurpädagogik Die Ingenieurpädagogik zielt auf eine Interaktion der Technik mit der Pädagogik ab. Gegenstand dieser Disziplin ist demzufolge die wissenschaftliche Untersuchung und praktische Realisierung der Ziele, der Inhalte technischer Fächer, sowie der Prozesse in welchen der Lehrstoff durch Medien, Lehrmethoden in Wissen bei bestimmten Adressaten umgewandelt wird. Seite 81 von 209

82 Seite 82 von 209

83 Einflussgrößen auf Unterricht Jeder Prozess ist in seinem Ablauf, seiner Wirkungsweise und Nachhaltigkeit von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Kenntnis dieser Faktoren ist bezüglich einer größtmöglichen Einflussnahme auf den Prozess wesentlich. Der Prozess des Unterrichtens ist ebenso von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, welche für den Verlauf und das Ergebnis große Bedeutung haben. In Einzelnen wäre hier eine Fülle von Einflüssen zu nennen, es lassen sich - ausgehend von Paul Heimann und Helmar Frank sechs Metaeinflussfaktoren formulieren, welche das Unterrichtsgeschehen maßgeblich prägen. Helmar Frank deutscher Mathematiker und Kommunikationskybernetiker) Diese sechs Metaeinflussfaktoren lauten: Lehr- bzw. Lernziel Lehrstoff Psychostruktur Soziostruktur Medien Lehrmethode Lehr bzw. Lernziel ( oder: wozu wird unterrichtet?) Unter einem Lehrziel versteht man die beabsichtigten Ergebnisse einer Lehrveranstaltung. Seite 83 von 209

84 Bedeutung der Lehrziele für den Lehrer: Sie ermöglichen eine sorgfältige Planung des Unterrichts, z.b. dienen sie als Grundlage für die Auswahl angemessener Lerninhalte, Lehrverfahren, Lehr- und Lernmittel. Außerdem sind sie eine Hilfe bei der Auswahl angemessener Lernzielkontrollen. Bedeutung der Lehrziele für den Schüler: Lernziele machen den Unterricht für den Schüler durchsichtiger und verständlicher und erleichtern ihm die Selbstkontrolle, da er seinen Lernfortschritt besser beurteilen und einschätzen kann Lehrstoff ( oder: was wird unterrichtet?) Der Lehrstoff wird durch die Curricula (Lehrpläne) in einem groben Rahmen für einzelne Unterrichtsgegenstände vorgegeben. Seite 84 von 209

85 Achtung: Diese Vorgabe ist durch den Status des Lehrplans insofern bindend, als nicht Stoffinhalte aus höheren Jahrgängen vorgezogen werden dürfen! Erfolgreiche Lehrer/innen beherzigen immer wieder folgende Tatsachen im Zusammenhang mit Lehrstoff: Der Lehrstoff erscheint den Schülern als relevant Der Lehrstoff ist didaktisch reduziert und den Schülern angepasst Der Lehrstoff wird strukturiert angeboten (Zusammenhänge statt isolierter Fakten) Psychostruktur ( oder: wer wird unterrichtet?) Seite 85 von 209

86 Ein vollbeschäftigter Lehrer mit fachtheoretischen Unterrichtsgegenständen an HTL s unterrichtet wöchentliche ca. 5-8 verschiedene Klassen, oft vom ersten Jahrgang (Schüler im Alter von 14 Jahren) bis zum fünften Jahrgang (Schüler im Alter von 19 Jahren). Dabei wird klar, dass man seine Vorbereitung auf die einzelnen Unterrichtsstunden differenzieren muss. Die Analyse seiner Adressaten besorgt die für die jeweilige Lehr- bzw. Lernsituation erforderlichen Informationen und ist deshalb wesentlich für erfolgreichen Unterricht. Die nachfolgenden Punkte sind hier besonders zu berücksichtigen: Alter Vorwissen Einstellung Leistungsfähigkeit Leistungsbereitschaft Heterogenität der Gruppe Seite 86 von 209

87 Soziostruktur ( oder: wo (in welcher sozialen Umgebung) wird unterrichtet?) Soziologie (von lateinisch socius: Gefährt, Geselle): ist die Wissenschaft von der Gesamtheit der sozialen Beziehungen innerhalb der menschlichen Gesellschaft. Sie untersucht und beschreibt die der Gesellschaft zugrunde liegenden Struktur-, Funktions- und Entwicklungszusammenhänge. Das Erkenntnisinteresse der Soziologie richtet sich auf den Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, die Interaktion zwischen sozialen Gruppen, Organisationen und Institutionen und ihre gesamtgesellschaftliche Bedeutung Microsoft Corporation. Unterricht findet nahezu immer in Gruppen statt. Daher sind die Wechselwirkungen zwischen Individuum und Gruppe und umgekehrt für den gesamten Prozess wesentlich Medien ( oder: womit wird unterrichtet?) Seite 87 von 209

88 Unter dem Begriff Medien im Unterricht verstehen wir alle nichtpersonalen Hilfsmittel, welche dazu beitragen den Unterricht so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Sorgfältige überlegte Auswahl und gezielter Einsatz bringt Abwechslung und Motivation in den Unterricht. Durch das Ansprechen möglichst vieler Sinne durch Medieneinsatz kann einerseits der Arbeitsprozess im Unterricht einsichtiger gestaltet werden, die Behaltensrate kann andererseits enorm gesteigert werden Lehrmethode ( oder: wie wird unterrichtet?) Die Art und Weise wie unterrichtet wird, ist vielleicht die entscheidendste Festlegung im Bezug auf nachhaltigen Unterricht. Bildungstheoretiker nennen immer wieder eine Vielzahl verschiedener Methoden. Darin geht es aber immer um die Positionierung der Methode hinsichtlich folgender Pole: Darbietende Methoden: Seite 88 von 209

89 Der Lehrer steht im Zentrum, er organisiert und steuert den Lernprozess. Der Schüler hingegen ist eher passiv. Erarbeitende Methoden: Der Lehrer lenkt, moderiert und unterstützt. Der Schüler steht mit seiner aktiven Arbeit im Zentrum des Unterrichtsgeschehens. Jede Methode hat ihre Berechtigung. Auf die Dosis kommt es an oder anders ausgedrückt: in der Abwechslung liegt die Würze! Seite 89 von 209

90 Unterrichtsformen Man versteht darunter jede Form der Weitergabe bzw. Aneignung von Fähigkeiten, Fertigkeiten bzw. Einstellungen in einem Lehr- bzw. Lernsystem unter folgenden Bedingungen: 1. Der Transfer erfolgt bewusst und durch systematische Bemühung 2. Es liegt beidseitiges Bemühen (Lehrsystem + Lernsystem) zum Zustandekommen des Transfers vor 3. Bewusster Einsatz von pädagogischen und didaktischen Mitteln Für die aktuelle Situation ist es wenig zielführend, sich auf diese breite Palette der didaktischen Modelle im Detail einzulassen. Vielmehr sollte zunächst versucht werden, einige wenige ausgewählte Unterrichtsformen herauszunehmen und so zu bearbeiten, dass sie im eigenen Arbeitsumfeld sinnvoll eingesetzt werden können. Bei der Auswahl der hier bearbeiteten didaktischen Modelle wird besonderer Wert darauf gelegt eine gewisse Bandbreite an sozialen Interaktionen im Lehr-, Lerngefüge zu ermöglichen, die aktive Schülerbeteiligung und auch Übernahme von Verantwortung für den Lehr-, Lernprozess durch Schüler zu fördern und letztlich auch darauf Bedacht zu nehmen, dass der Unterricht jene Strukturen erfährt, in welchen eine solide, umfassende fachliche Ausbildung ermöglicht wird. In diesem Zusammenhang sei besonders auf das Lehrstoff Zeit Problem hingewiesen! Seite 90 von 209

91 Frontalunterricht ist obwohl nicht gerne gehört die häufigste praktizierte Unterrichtsform. Diese Form des Unterrichts bietet einige Vorteile, aber auch viele Nachteile. Gruppenpuzzle (auch unter anderen Namen wie Jigsaw-Method oder Gruppen Rallye bekannt) ist eine Kombination von autonomen Lernen und Gruppenarbeit, in welcher die Lernenden ein großes Maß an Verantwortung für den Lehr-, Lernprozess übernehmen. Seite 91 von 209

92 Projektunterricht bietet die größtmögliche Schülerzentrierung. Hier tritt die Lehrperson noch weiter in den Hintergrund als bei der Methode Gruppenpuzzle sie agiert in einer völlig neuen Rolle als Lernbegleiter (Coach). Seite 92 von 209

93 Unterrichtsdurchführung 1.52 Was ist guter Unterricht? Bevor man sich mit der Frage der Durchführung von Unterricht auseinandersetzt, sollte man die Frage nach den Kriterien guten Unterrichts stellen. Notieren Sie Ihre Gedanken: An welche wesentlichen Kriterien ist für Sie guter Unterricht gebunden? 1.53 Guter Unterricht Tatsächlich gibt es viele Merkmale guten Unterrichts. Manche davon sind eher objektiv, manche wiederum sehr subjektiv, manche eher kleinräumig, andere wiederum weitreichend. Um sich nicht in Details zu vergraben, sollte an dieser Stelle der Blick fürs Ganze geschärft werden. Deshalb kann man 3 wesentliche Grundelemente guten Unterrichts zusammenstellen: Relevantes Thema Seite 93 von 209

94 Konsequente Schülerorientierung Konstruktive Atmosphäre Sind die drei erwähnten Grundelemente für guten Unterricht gegeben, sind Rahmenbedingungen für Unterricht, welcher als GUT erlebt werden kann, günstig aber noch nicht ausreichend. Eine Unterrichtsstunde bzw. Unterrichtssequenz wird überwiegend als gut empfunden, wenn sie strukturiert angeboten wird. Die Phasen eines guten Unterrichts sind somit: Einstieg Unterrichtsarbeit Abschluss (Transfer, Ergebnissicherung) Die Beherzigung dieser Grundelemente und deren strukturierte Durchführung bieten die Basis für einen guten Unterricht. Seite 94 von 209

95 Lehrstoff und seine Aufbereitung 1.54 Lehrstoffaufbereitung zum Thema Ausbildungsziele Der Lehrplan für höhere technische und gewerbliche Lehranstalten (HTL) gibt etwa im Abschnitt Allgemeines Bildungsziel folgendes vor: Höhere technische und gewerbliche Lehranstalten dienen im Rahmen der Aufgabe der österreichischen Schule ( 2 Schulorganisationsgesetz) dem Erwerb höherer allgemeiner und fachlicher Bildung ( 65 und 72 Schulorganisationsgesetz), die zur Ausübung eines höheren Berufes auf technischen und gewerblichen Gebiet in der industriellen und gewerblichen Wirtschaft befähigt und zur Hochschulreife führt. Zur Erfüllung der im Alltag, im Berufsleben oder im Studium gestellten Aufgaben soll der Absolvent einer höheren technischen und gewerblichen Lehranstalt über Fachkompetenz (Kenntnis der mit dem Berufsfeld zusammenhängenden fachlichen Inhalte in Theorie und Praxis), Methodenkompetenz (Fähigkeit, Informationen zu beschaffen und Problemlösungen zu planen, geeignete Lösungsmethoden auszuwählen und durchzuführen), Sozialkompetenz (Fähigkeit zu Kooperation und Kommunikation, Teamfähigkeit) sowie Selbstkompetenz (Fähigkeit zu aktiver Lebensund Berufsgestaltung, zu Selbstorganisation, Eigeninitiative und Weiterbildung) verfügen Seite 95 von 209

96 und weiter beschreibt der Lehrplan unter didaktische Grundsätze, Lehrstoffaufbereitung : 1.1 Zur Erreichung des allgemeinen Bildungszieles ist von der Vorbildung der Schüler auszugehen und der Lehrstoff in praxisnaher Form nach den Erfordernissen der Fachrichtung auszuwählen. 2.1 Der Vertiefung und Festigung von wesentlichen Lehrstoffinhalten ist gegenüber einer überblicksmäßigen Darstellung der Vorzug zu geben. 3.1 Die im allgemeinen Bildungsziel geforderte Anpassung des Unterrichts an den aktuellen Stand der Technik verlang, dass der Lehrer seine fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten stets weiterzuentwickeln hat. 4.1 Zur rechtzeitigen Bereitstellung von Vorkenntnissen und zur Vermeidung von Doppelgleisigkeiten ist die Zusammenarbeit der Lehrer unerlässlich. Besonders empfehlenswert ist der Aufbau eines Beziehungsnetzes zwischen inhaltlich zusammenhängenden Gegenständen in Form von abstimmten Lehrstoffverteilungsplänen. 5.1 Entscheidend für den Unterrichtserfolg ist, dass der Lehrstoff in einer übersichtlichen Form und der jeweiligen Altersstufe entsprechend dargestellt wird. Einen wichtigen Beitrag dazu bilden Unterrichtsmittel und Verständnishilfen, vor allem auch jene, die von den Lehrern selbst hergestellt werden. 6.1 Seite 96 von 209

97 Zur Förderung der Motivation ist problemorientiert in neue Themenbereiche einzuführen. Das Herstellen von Querverbindungen innerhalb eines Gegenstandes sowie zwischen verschiedenen Gegenständen ist für die Festigung des Lehrstoffes sowie für die Entwicklung interdisziplinärer Fähigkeiten von Bedeutung Lehrstoffaufbereitung zum Thema Wissensexplosion Die vorangegangenen Seiten haben uns klar vor Augen geführt, dass die Ausbildung immer umfangreicher wird. So sind Bereiche der Sozial- und Selbstkompetenz sowie der Sprachenkompetenz im Vergleich zur fachlichen Ausbildung in letzter Zeit stark in den Mittelpunkt gerückt worden. Eine weitere Komponente, mit der sich alle Lehrende seriös auseinandersetzen müssen, ist die Tatsache, dass in immer kürzeren Abständen immer mehr neues Wissen oder allenfalls neue Information generiert wird. Wir sprechen von einer regelrechten Wissens- bzw. Informationsexplosion. Diese explosionsartige Vermehrung von Wissen bzw. Information bringt in der Lehre einige Probleme mit sich, wenn man nicht bewusst Maßnahmen dagegen ergreift. Dazu zwei Beispiele: Fall 1: Lehrer speziell Quereinsteiger in fachtheoretische Unterrichtsbereiche in HTL s sind unzweifelhaft Fachexperten in Theorie und Praxis. Oft wollen sie in bester Absicht in der gesamten Breite des Fachgebietes dieses Wissen detailreich weitergeben. Aufgrund der beschränkten zeitlichen Ressourcen ist dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Fach 2: Es gibt ebenso auch hier häufiger als man annehmen sollte Pädagogen, welche die Meinung vertreten, dass für die Lernenden von heute es doch immer schlechter wird frei nach dem Motte Im Internet steht eh alles. Auch hier ist Scheitern vorprogrammiert, wenn der Lernende nicht bereits die Stufe des fortgeschrittenen Lerntypus erreicht hat Nähere Behandlung dieser Fälle Seite 97 von 209

98 Zu Fall 1: Grundmuster päd. Irrtums: alles-ist-wichtig Syndrom Mögliche Folgen: (Frontalunterricht der Unterricht der Stoff gestaltet muss sich oftmals durchgebracht werden ) sehr mit eintönig all den Folgeproblemen Möglich Ursache: ist zumeist die verhängnisvolle Grundhaltung wäre nicht alles wichtig was ich sage, wäre eventuell mein Fachgebiet nicht wichtig oder vielleicht sogar auch ich als Lehrer auch nicht Zu Fall 2: Grundmuster päd. Irrtums: Lernen ist Beschaffung von Information Folge: Der Schüler verlässt unter Umständen jede Verankerung zu traditionellen Werten, Grundmustern und Fundamenten der Bildung; er treibt mit seiner Bildung wie ein Blatt im Wind. Ursache: missverständliche Deutung des Lernens als Prozess der Informationsbeschaffung im Gegensatz zu einer bleibenden Kompetenzänderung. Seite 98 von 209

99 1.56 Lehrstoffaufbereitung Die Aufbereitung (Erarbeitung) und Darbietung (Fassung in geeignete Form zur Verwendung im Unterricht) des Lehrstoffes gehört zu den wichtigsten vorbereitenden Tätigkeiten des Lehrers, da es die Grundlage für seine Alltagsarbeit bildet. Die Art der Aufbereitung und Darbietung spielt weit hinein in die Unterrichtsarbeit, da sie auch die wählbare Unterrichtsform ganz wesentlich beeinflusst. Lehrstoff im Vorfeld gut aufzuarbeiten bringt zwar eine Menge Arbeit mit sich, gibt andererseits aber wesentlich größere Handlungsfreiheit und die Basis für breitere Methodenvielfalt in der Unterrichtsarbeit! Seite 99 von 209

100 Anhand von zwei Beispielen soll die Bandbreite der Möglichkeiten, wie Lehrstoff aufbereitet werden kann, dargestellt werden Lehrstoffaufbereitung Beispiel 1 Beispiel 1: (oft praktiziert, relativ wenig Arbeit, keine optimale Basis für den Schüler) Lehrplan besorgen (Abschnitt IV) Kapiteleinteilung = Schlagwort der Lehrstoffangabe lt. Lehrplan Vorlagen besorgen Inhalte herauskopieren usw. und wenn sich das dann alles am Ende des Schuljahres nicht ausgeht, werden einfach ganze Kapitel gestrichen und auch noch unter dem Schlagwort Mut zur Lücke gut verkauft. Seite 100 von 209

101 Was wurde hier nicht beachtet? Einige wesentliche Merkmale für gut aufbereiteten Lehrstoff sind: Er ist den Adressaten angepasst Er ist strukturiert Er ist entsprechend didaktisch reduziert Es gibt Arbeits- und Lernunterlagen, welche die Schüleraktivität fördern und zum Selbstlernen anregen Es wird auf individuelle Bedürfnisse bedacht genommen All diese Merkmale werden in Beispiel 1 wenig bis überhaupt nicht beachtet! Lehrstoffaufbereitung Beispiel 2 Beispiel 2: Informationen sammeln über Lehrplan (auch Abschnitte I IV) o Aktuelles fachspezifisches Qualifikationsprofil o Aktuelle Entwicklungen im Fachgebiet Seite 101 von 209

102 o Adressaten o Zeitbudget für die Arbeiten mit den Schülern Lehrstoff strukturieren Lehrstoff reduzieren o Didaktische Reduktion (Reduktionstiefe je nach Zeitbudget) Lehr-, Lernunterlagen erstellen Anmerkung: Die Aussage eines Lehrers das wäre zwar noch wichtig, dazu haben wir aber leider keine Zeit mehr wäre ganz offensichtlich vermeidbar. Sie würde jedenfalls darauf schließen lassen Didaktische Reduktion Unterricht gleichgültig in welchem Fach kann nie die ganze, umfassende Wirklichkeit mit allen ihren Details vollständig an die Schüler vermitteln. Unterricht kann immer nur Ausschnitte aus der komplizierten und vielschichtigen Wirklichkeit aufnehmen. Es ist also erforderlich, die Komplexität der Wirklichkeit zu reduzieren (Zitat H. Meyer) Seite 102 von 209

103 Didaktische Reduktion: Ist die Rückführung komplexer Sachverhalte (wissenschaftliche Aussagen) auf ihre wesentlichen Elemente, um sie für Lehrende überschaubar und begreifbar zu machen. Zentrales Anliegen muss hierbei aber stets das Prinzip der fachlichen Richtigkeit sein. Dies bedeutet, dass trotz der gewählten Reduktionsstufe diese kann manchmal erheblich sein eine Widerspruchsfreiheit der reduzierten Unterrichtsinformation zur Ausgangssituation besteht. Wird der Gültigkeitsumfang der reduzierten Information eingeschränkt, ist dies ebenfalls anzumerken! Der Begriff didaktische Reduktion wurde erstmals im Jahre 1967 von Gustav Grüner geprägt.... alles sollte so einfach gemacht werden wie möglich aber nicht einfacher 1.58 Formen didaktischer Reduktionen Didaktische Reduktion kann auf zweierlei Arten bewerkstelligt werden: Seite 103 von 209

104 a) Komplexe, wissenschaftliche Information wird zur Herausfilterung einer vergleichsweise einfachen Unterrichtsform eingeschränkt. Es handelt sich hier um vertikale Reduktion. Die Einschränkung der Gültigkeit, bzw. eine eventuell entstandene Unschärfe ist jedenfalls anzugeben. b) In manchen Fällen lässt der Sachzusammenhang eine Einschränkung zur didaktischen Reduzierung nicht zu. Dann muss der Weg über Veranschaulichung der Information bestritten werden. Es werden komplexe, abstrakte Zusammenhänge in überschaubare, gut anwendbare Informationen (z.b. Diagramme, Schaubilder, etc. ) gefasst. In diesem Fall liegt horizontale Reduktion vor. Wie bereits in der folgenden Abbildung angedeutet, wird selten eine Art der Reduktion angewendet werden. Vielmehr ist meist eine Koppelung von vertikaler und horizontaler Reduktion notwendig Elemente didaktischer Reduktion Isolierung Der Unterrichtsgegenstand wird aus seinen verwickelten Zusammenhängen gelöst und durch Isolation fassbar gemacht. Eingrenzung Seite 104 von 209

105 Der Umfang des Unterrichtsgegenstandes wird soweit eingegrenzt, dass dessen Bearbeitung in der zur Verfügung stehenden Zeit möglich ist (z.b.: Einschränkung auf wichtige Sonderfälle) Straffung Die Unübersichtlichkeit (Detailreichtum, Komplexität) von Lehrinhalten wird herabgesetzt, sein Gehalt herausgearbeitet (z.b.: Vernachlässigung von Randeffekten ). Veranschaulichung Ein abstrakter Unterrichtsgegenstand wird anschaulich gemacht (z.b.: Verdeutlichen durch Beispiele, Veranschaulichung durch Prinzip-Skizzen, Kennlinien, Experimente, Computeranimationen, Analogien usw., verbale Erläuterungen oder Merkregeln, statt mathematischer Gleichungen). Seite 105 von 209

106 Sicherung der Unterrichtsergebnisse Viele Unterrichtsinhalte werden nach nur einmaliger Erarbeitung von den Schülern wieder vergessen. Grundsätzlich soll hier betont werden, dass die Schüler für die Sicherung der im Unterricht gewonnen Erkenntnisse größtenteils selbst die Verantwortung tragen! Um den Prozess der Sicherung der Unterrichtsergebnisse zu unterstützen bzw. hier motivierend einzugreifen, sollte die Lehrkraft dennoch in diesem Bereich einige Überlegungen anstellen. Schließlich geht es auch um die dadurch mögliche Rückmeldung über den erreichten Ausbildungsstand. Was sind nun wesentliche Bausteine für nachhaltige Unterrichtsarbeit im Verantwortungsbereich der Lehrkraft? Wesentliche Bausteine für eine nachhaltige Unterrichtsarbeit: Einsichtsvolle Erarbeitung des Lehrstoffes Der Lehrstoff wird adressaten-gerecht aufbereitet und in Form von geeigneten Lernunterlagen zur Verfügung gestellt. Unterricht wird differenziert angeboten Übung und praktische Anwendung des Lehrstoffes Wiederholung Seite 106 von 209

107 1.60 Einsichtsvolle Erarbeitung des Lehrstoffes Neues Wissen muss systematisch in die vorhandene kognitive Struktur eingegliedert werden. Nur was wir als bedeutungsvoll mit unserem Vorwissen verbinden, ergibt Sinn, Einsicht und damit auch besseres Behalten. Unverstandenes wird hingegen rasch vergessen. Daher: Anknüpfen an Vorwissen Unterricht (Informationen) gut strukturieren Während der Erarbeitung wichtige Informationen und Zusammenhänge deutlich sichtbar machen (Stichwörter, Grafiken, ) Die erarbeiteten Ergebnisse mehrfach von verschiedenen Schülern frei formulieren lassen Nach einer intensiven Lernphase eine kurze Pause einlegen Möglichst alle Sinne miteinbeziehen 1.61 Übung und praktische Anwendung des Lehrstoffes Ein wesentlicher Faktor für die Einprägung von Information ist der übende Umgang aus verschiedensten Blickrichtungen. Da die Unterrichtszeit sehr beschränkt ist, muss dieser Schritt Großteils ausgelagert werden (eigenständige Übung, kontrollierte Übung zu Hause > Hausübung etc.) Seite 107 von 209

108 Die Ergebnissicherung durch Hausaufgaben bietet sich unter bestimmten Voraussetzungen als gute Möglichkeit an. Neben dieser Art, Nachbereitung des Unterrichts zu betreiben, können Hausaufgaben auf zur Vertiefung und z. T. auch zur Vorbereitung des kommenden Unterrichts genutzt werden Wiederholung Erstwiederholung Die Vergessenskurve fällt gerade in der ersten Zeit nach dem Lernprozess rapide ab. Überdies muss sofort überprüft werden, ob Schüler alles verstanden haben und sich nicht etwas Falsches einlernen (was dann schwer zu löschen ist). Daher: Sofortige Erstwiederholung zur Verankerung und zur Korrektur von möglichen Fehlern. Verteilte Wiederholung Das Frequenzgesetz (von Thorndike): Mit der Zahl der Wiederholung steigt der Lernerfolg. Kürzere und verteilte Wiederholung ist günstiger als konzentrierte Wiederholung (z.b. kumuliertes Lernen vor der Prüfung ist schlecht für die nachhaltige Sicherung des Lernertrages!). Daher: Kürzere Übungs- und Wiederholungsperioden laufend einbauen! Seite 108 von 209

109 Modul 3 Teil 2 Fachdidaktik Projektunterricht Seite 109 von 209

110 1 Begriffe 1.63 Projekt Das Wort Projekt stammt vom lateinischen Wort proicere und heißt soviel wie vorwerfen, entwerfen bzw. hinauswerfen. In unserem Sprachgebrauch bedeutet das Wort Projekt soviel wie Plan, Entwurf, Vorhaben. Das gleiche gilt für den englischen Sprachgebrauch. Das Wort projektieren meint planen, beabsichtigen, in Aussicht nehmen, immer mit der Tendenz, den Plan auch tatsächlich zu verwirklichen Projektunterricht Der Projektunterricht wird in der Literatur vielfach als die Idealform des handlungsorientierten Unterrichts bezeichnet. Der Schüler hat es im Projektunterricht mit Unternehmungen (Sonderaufgaben) zu tun, die geplant und dann ausgeführt werden. Im Ablauf eines Unterrichtsprojektes lassen sich vier Aktionsphasen (Arbeitsphasen) erkennen: Seite 110 von 209

111 1. Zielbestimmung 2. Planung a. In sachlicher und arbeitsorganisatorischer Hinsicht 2. Durchführung sowie 3. Reflexion a. Die Beurteilung der Ergebnisse und rückblickend kritische Betrachtung der Vorgangsweise Die Befürworter des Projektunterrichts bemühen sich, ihn auch inhaltlich zu definieren. Die verschiedenen genannten Merkmale unterscheiden sich jedoch oftmals deutlich voneinander, so dass es keine einheitliche Definition für den Projektunterricht gibt. Auch das Verständnis von Projektunterricht variiert deutlich zwischen den Autoren Projektmanagements Wie Projektarbeiten in der Wirtschaft (oder auch im Projektunterricht an Höheren Schulen) abzulaufen haben bzw. wer sich dafür verantwortlich zeichnet und welche Organisationsform für einen möglichst reibungslosen sowie ziel- und ergebnisorientierten Ablauf zu verwenden ist, ist Aufgabe des Projektmanagements. Der Begriff Management stammt aus dem angloamerikanischen Raum (to manage: handhaben, leiten) und meint im ursprünglichen Sinne die Führung/Leistung eines Unternehmens oder eines anderen sozialen Systems. Als Institution schließt die Bezeichnung Management alle auf verschiedene Hierarchieebenen tätigen Führungskräfte ein. Das Projektmanagement muss ebenso obig angeführte Managementaufgaben wahrnehmen. Jedoch ist die Managementfunktion zeitlich auf die Dauer des Projektes beschränkt. Die Aufgaben des Managements werden in der gängigen betriebswirtschaftlichen Literatur wie folgt beschrieben: Ziele setzen Pläne erstellen Entscheidungen treffen Anweisungen erteilen Kontrollen vornehmen Seite 111 von 209

112 All dies erfordert vom Management natürlich eine permanente Kommunikation mit Angehörigen sämtlicher Stufen der innerbetrieblichen Rangordnung. Wie vorhin schon erwähnt, lässt sich das Projektmanagement (PM) in allgemeingültige Managementfunktionen unterteilen. Die Literatur kennt dafür mehrere sich teilweise überlagernde Definitionen, die sich jedoch meist nur in Details unterscheiden Projektmanagements-Teilaufgaben Projektdefinition Umfeldanalyse (Ermittlung der Umfeldbeziehungen) Aufgabengliederung Projektplanung Gestaltung der Arbeitsaufträge Qualitätsplanung Terminplanung Ressourcenplanung (inkl. Kosten- und Finanzplanung) Rollendefinition (Projektorganigramm) Arbeitsverteilung Kompetenz- und Verantwortungsverteilung Projektorganisation Gestaltung der Kommunikation im Projektteam und -umfeld. Schnittstellenmanagement Gestaltung von Werten, Normen, Regeln (Projektkultur) Projektteamführung Mitarbeiterauswahl (für die verschiedenen Seite 112 von 209

113 Rollen/Arbeiten) Förderung der Zielklarheit und Zielakzeptanz Förderung der Entwicklung der Teammitglieder Förderung der Teammitglieder Zusammenarbeit (Motivation, der Coaching, Konfliktbehandlung) Förderung der Arbeitsbedingungen Teamauflösung Integrierte Überwachung Maßnahmenplanung zur Steuerung von: o Qualität o Terminen Projektcontrolling o Ressourcen o Kosten o Finanzmittel Verfolgung der Entwicklung kritischer Erfolgsfaktoren Seite 113 von 209

114 2 Der Projektunterricht G. Anzengruber gibt in seinem Buch Chancen und Grenzen des Projektlernens einen guten historischen Umriss über das Entstehen des Projektunterrichtes und dessen Rechtfertigung. Nach Anzengruber gibt es keinen speziellen Erfinder der Projektmethode, wohl aber mehrere Wurzeln, die bis weit in die vorindustrielle Zeit zurückreichen. Er kommt zum Schluss, dass schon so große Pädagogen wie Johann Amos Comenius ( ), Jean Racques Roussenau ( ) und Johann Heinrich Pestalozzi ( ) die Realisierung des projektorientierten Lernens, zumindest in Ansätzen, fordern. Comenius, der Didaktik als Lehrkunst versteht, engagiert sich für eine Menschenbildung als emendatio rerum humanorum ( Verbesserung der Anliegen der Menschheit ) auch in seinen Schulen: Alle Menschen Reiche und Arme, Knaben und Mädchen! sollen alles nicht Stoffanhäufung und Vielwisserei, sondern Wissen um Grundlagen, Ursachen und Zwecke, da die Menschen nicht nur als Zuschauer sondern als Handelnde in die Welt eintreten sollten! allseitig mit Blick auf das Wesentliche, ganzheitlich! vermittelt bekommen!. Beim Schweizer Volkspädagogen Pestalozzi taucht erstmals die oft wiederholte Forderung nach einem Lernen mit Kopf, Herz und Hand auf. Nach Ansicht Anzengrubers kommen die zwei wesentlichsten Impulse zur Entwicklung der Projektidee jedoch aus dem technischen Bereich und sind folgende: Der Begriff Projekt bezeichnet die wettbewerbsartigen Vorhaben innerhalb der akademischen Architektenausbildung im Paris des frühen 18. Jahrhunderts. Folgende wesentliche Projektmerkmale sind in diesem ersten Ansatz für projektorientiertes Lernen bereits vorhanden: o Erstellung eines Projektentwurfes o Kooperation in Gruppen o Verbindung von Theorie und Praxis sowie Orientierung an der Realität Mitte des 19. Jahrhunderts waren an mehreren ebenfalls Pariser Ingenieurschulen zwei Ausbildungsphasen vorgesehen. Nach der Phase der Wissenschaft erfolgt die Seite 114 von 209

115 Anwendung in Projekten mit selbstständiger Planung und Realisierung größerer Arbeitsvorhaben. Beide Impulse dienten in späterer Folge Technischen Hochschulen, die mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts in einigen europäischen Großstädten gegründet wurden, als Vorlage. Ebenso bedient man sich der Projektidee der Pariser Ingenieurschulen im BHS-Bereich, wo man speziell an den Höheren Technischen Lehranstalten (HTL) schon seit Bestehen dieses Schultyps Projektarbeiten in technischen Lernfächern als Abschlussarbeit (schriftliche Maturaarbeit) durchführt. In den letzten Jahren erfährt der Projektgedanke an den HTL s insofern einen höheren und zeitgemäßeren Stellenwert, da man anstatt der klassischen Projektarbeit, die als Einzelarbeit erarbeitet wurde, ein Ingenieurprojekt (später eine Diplomarbeit) größeren Ausmaßes, welches in Teamarbeit durchgeführt wird, ausarbeiten kann. Parallel zur Projektentwicklung in den Pariser Ingenieurschulen findet Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Amerika eine eigenständige Entwicklung des Projektunterrichts am Massachusetts Institute of Technology (MIT) statt. Fixer Bestandteil der Ausbildung ist dort die praktische Arbeit, welche die Studenten von der Planung bis zur Fertigstellung so exakt auszuführen haben, dass die Produkte zu dieser Zeit vor allem Maschinen tatsächlich verkauft werden können. Heute ist das MIT die Nobelpreisschmiede der USA bzw. der Welt schlechthin. Das MIT ist nicht nur Wegbereiter für neue Technologien, es geht auch im pädagogischen Bereich neue Wege. So gibt man den dort Studierenden die Möglichkeit, sich neben den traditionellen technischen Schwerpunktsetzungen auch mit philosophischen bzw. künstlerischen Lehrinhalten intensiv auseinanderzusetzen. Ziel dieser Kombination von Technik & Philosophie ist es, neben dem Vernetzungsgedanken vor allem die Kreativität zu fördern. Der Projektgedanke kombiniert mit dem komplementären Ausbildungsangebot scheint am MIT der Garant für den weltweit ausgezeichneten Ruf ein Innovationszentrums ersten Ranges zu sein. Seite 115 von 209

116 1.66 Merkmale des Projektunterrichts In der Literatur gibt es kaum umfassende Studien mit ausgearbeiteten Standards zum Thema Projektunterricht. Jedoch gibt es eine Flut von Veröffentlichungen der Beispiele von den verschiedensten Arten durchgeführter Projekte, so gab z.b. das Bundesministerium für Unterricht und Kunst (BMUK) jährlich einen Katalog (Bericht) über erfolgreich durchgeführte Ingenieurprojekte an den HTL s heraus. Karl Frey hat in seinem Buch über die Projektmethode (1982) sicher recht, wenn er diese als eine offene Lehrform bezeichnet, die sich folglich auch nicht durch eine exakte Definition beschreiben lässt. Dennoch sollte der Versuch unternommen werden speziell im BHS-Bereich, wo in kaufmännischen und technischen Fächern die frühe Anwendung von Standards notwendig ist zumindest eine Merkmalsbeschreibung dieser handlungsorientierten Lehrmethode vorzunehmen. Seite 116 von 209

117 Herbert Gudjons beschreibt 10 solcher Merkmale, die, wie er selbst anführt, den Projektunterricht nicht definieren, sondern lediglich umschreiben. Auch andere Autoren versuchten eine Merkmalsfindung des Projektunterrichtes vorzunehmen, jedoch orientierten sie sich vorwiegend nach den Merkmalen Gudjons Die 10 Merkmale des Projektunterrichts nach Gudjons Produktorientierung o Mit einem Produkt im Projektunterricht ist nicht das gemeint, was man womöglich als Lernerfolg in einer Klassenarbeit feststellen kann. Aber persönlich tiefgreifende Erfahrungen, angeeignetes Methodenwissen, Veränderungen von Haltungen und Einstellungen können durchaus Produkte oder bessere Ergebnisse des Projektunterrichtes sein. Situationsbezug und Lebensweltorientierung o Gegenstand der Projektarbeit sind Sonderaufgaben oder Probleme, die sich aus dem Leben ergeben. Ihr Bezugsrahmen ist also nicht die Systematik der Wissenschaft, die ja die Phänomene logisch-systematisch und damit anders ordnet, einteilt und voneinander abgrenzt, als dies natürlich passiert. Darum sind Projekte inhaltlich auch nicht an die Fachwissenschaften und letztlich auch nicht an Schulfächer gebunden. Orientierung an den Interessen der Beteiligten o Nicht selten spiegelt bereits der Inhalt eines Projektes die Interessen der Beteiligten (Lehrer und Schüler) wieder. Spätestens beim ersten Sich auseinandersetzten mit einer Projektinitiative bringen die Beteiligten ihre Bedürfnisse, Betätigungswünsche (und Ablehnungen!) ein. o Interessen sind nicht mit einem Schlag da. Sie sind zu einem Produkt bisheriger Erfahrungen, aus denen sie sich gebildet haben. Zum anderen entwickeln sie sich im Prozess der Reorganisation dieser Erfahrungen, insbesondere z.b. durch erste Handlungserfahrungen in einem Projekt. Einbeziehen vieler Sinne Seite 117 von 209

118 o Im Projektunterricht versuchen Schüler und Lehrer gemeinsam etwas zu tun, zu praktizieren, zu erarbeiten unter Einbeziehung möglichst vieler Sinne aber auch Gefühle. o Vor allem sollten geistige und körperliche Arbeit (Theorie & Praxis) wiedervereinigt werden wie es im Spiel, im Fest, in der Aktion, Im Erstellen eines Projektes wie im Drucken desselben möglich und erforderlich ist. Soziales Lernen o Gerade die Verunsicherung organisatorischen Rahmen durch für einen selbst unterschiedliche zu entwickelnden Tätigkeiten der Projektteilnehmer weist auf die Notwendigkeit gegenseitiger Rücksichtnahme, aber auch auf die generelle Unverzichtbarkeit von Kooperation bei gemeinsamen Handeln. o Der gemeinsame Bezug auf eine Sache führt zur Kommunikation der Schüler untereinander und mit dem Lehrer. Interaktionen werden nicht mehr durch die Kommandos vom Lehrerpult gesteuert. Der Lehrer wird vom Kommandeur zum Coach. Voneinander und miteinander wird gelernt. Selbstorganisation und Selbstverantwortung o Von diesem Merkmal ist entscheidend abhängig, ob ein Unterricht Projektunterricht genannt werden kann. Es soll am Beispiel eines an einer Schule angebotenen Rhetorik-Kurses dargestellt werden: o Wenn die Schüler nach einem vom Lehrer vorgegangenen Modell die Muster der sprachlichen Kommunikation lernen, ist das für das spätere Leben sicherlich nützlich, es handelt sich aber nicht um ein Projekt. Wie im traditionellen Unterricht werden hier Zielsetzung, Art und Methode des Lernens durch die Lehrperson selbst festgelegt, obwohl die Schüler selbst aktiv lernen. Interdisziplinarität o Projektunterricht überschreitet Fächergrenzen, obwohl er auch im Fachunterricht möglich ist. Oft wird gerade das Merkmal der Interdisziplinarität insofern missverstanden, als diese nur in einer Projektwoche möglich erscheint, in der sämtlicher Fachunterricht ausfällt und in der Fächervernetzungen vorgenommen werden. Es geht beim interdisziplinären Arbeiten darum, ein Problem, eine Aufgabe in ihrem komplexen Seite 118 von 209

119 Lebenszusammenhang zu begreifen und sie sich im Schnittpunkt verschiedener Fachdisziplinen vorzustellen. o Somit ist Projektarbeit infolge der Interdisziplinarität nicht unbedingt an eine große Zeiteinheit (wie die der Projektwoche) gebunden. Vielmehr muss in jenen Stunden, in denen gemeinsam am Projekt gearbeitet wird, die gestellte Thematik von verschiedenen Seitenher beleuchtet werden. Gesellschaftliche Praxisrelevanz o Um es gleich zu sagen: Das Merkmal der gesellschaftlichen Bedeutung eines Projektes wird nicht selten in einer gewissen Spannung, ja im Widerspruch zu der Orientierung an den Interessen der Schüler stehen. Ein gleichsam hobbyartiges, privates Bedürfnis allein reich aber für ein Projekt nicht aus, soll Projektunterricht nicht der völligen Beliebigkeit und Zufälligkeit verfallen. o Im Merkmal der gesellschaftlichen Praxisrelevanz liegt hingegen die Chance, den gesellschaftlichen Bezug schulischen Lernens zu stärken. Im Idealfall greifen die Projektbeteiligten in lokale oder regionale Entwicklungen ein, und bisweilen verändern sie ein Stückchen betriebliche oder gesellschaftliche Wirklichkeit. Grenzen o Seine Grenzen sind ebenfalls ein Merkmal des Projektunterrichts. (Vielleicht qualifiziert ihn gerade dies gegenüber dem herkömmlichen Fachunterricht, der seine Möglichkeiten bisweilen für grenzenlos zu halten scheint ) Zielgerichtete Projektplanung o Projektunterricht hat genau wie andere Unterrichtsformen auch Ziele. Der Projektunterricht stellt keineswegs nur beliebige, offene Lernsituationen bereit, deren Ausgang zufällig bleibt. o Projektarbeit ist nicht bloßes trial-and-error, sondern immer zielgerichtetes Tun. Die Voraussetzung dafür, dass Projektunterricht plangeleitet und zielbestimmt ist, liegt aber nicht in der Festlegung und Operationalisierung von Lernzielen durch den Lehrer, sondern in der Beantwortung der Frage, wie die Handlungssituation der Projektarbeit didaktisch zu organisieren ist. Seite 119 von 209

120 1.67 Die Struktur des Projektunterrichts Eine Strukturierung der Projektmethode aus methodisch-didaktischer Sicht ist insofern interessant und notwendig, um das Wesen dieser Methode besser verstehen und begreifen zu können. Eine alleinige Beschränkung auf Merkmale des Projektunterrichts scheint dafür nicht ausreichend zu sein. Unter Berücksichtigung der angeführten Definitionen zum Projektunterricht und der erwähnten Merkmale des Projektunterrichtes, scheint das nach PETRI angeführte Strukturmodell zum Projektunterricht am treffendsten zu sein. PETRI erarbeitete ein auf 4 Säulen basierendes Strukturmodell, welches als übersichtliches didaktisches Konzept zur Beschreibung des Wesens des Projektunterrichtes dient. Die 4 Säulen lauten: 1. Leitziel 2. Vorgangsweise 3. Methodische Komponenten 4. Angestrebte Effekte Leitziel Identifikation der Lernenden mit den Zielen ihres Lernhandelns durch unmittelbare Bedürfnisund Lebensorientierung des Unterrichts. Nicht: Entfremdetes, von Lebensbezügen abgesondertes Lernen Vorgangsweise Geplante Realisierung von Handlungszielen (z.b. materiellen Objekten, Problemlösungen u. ä.) entsprechend individuellen oder allgemeinen Bedürfnissen Methodische Komponenten Essentiell-spezifische Komponenten: Phasen der Arbeitsorganisation Seite 120 von 209

121 o Zielbestimmung o Planung o Durchführung o Reflexion Essentiell unspezifische Komponenten: 1. Handelndes Lernen 2. Selbst- und Mitbestimmung der Lernenden 3. Ganzheitliches Lernen (mit Kopf, Herz und Hand ) 4. Kreatives, forschendes Lernen 5. Kooperative Arbeitsformen Operationale Komponenten: Fächerübergreifendes Lernen Außenweltkontakte Angestrebte Effekte Inhaltlich-Kognitive: o Dauerhafte Aneignung von anwendungsfähigem Wissen und Können in erlebten Sinnzusammenhängen nicht bloßes Auswendiglernen. Funktional-Kognitive: o Fähigkeit zum selbstständigen Planen und Handeln, Lernen lernen, Flexibilität, Kreativität, komplexitätsbewältigendes, vernetztes Denken, Immunität gegen ideologische Manipulation, Problembewusstsein, Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen, Argumentationsfähigkeit, Prozessdenken, Verständnis für Multikausalität, Wahrnehmen der Selbstorganisation usw. Seite 121 von 209

122 Selbstkompetenz o Verbesserte Selbstwahrnehmung, Selbstvertrauen, Bewältigung von inneren Konflikten und Problemen, Initiative, Durchhaltevermögen, usw. Sozialkompetenz o Verbesserte Verständnis Wahrnehmung für anderer andere, Fähigkeit Personen, der Kontaktfreudigkeit, Konfliktbewältigung, Kooperationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Selbstbehauptung, Verhandeln können, Sich präsentieren können, usw. Verbesserung des Schulklimas o Weniger Schulangst mehr Freude an der Schule und am Lernen o Gute Beziehungen zwischen Schülern und Lehrern, Schülern und Schülern, Lehrern und Lehrern usw Begriffsvielfalt und Abgrenzungsvorschlag des Projektunterrichts (1/2) Wie in den vorigen Kapiteln bereits erläutert, gibt es im Zusammenhang mit dem Projektunterricht eine Vielzahl von Begriffen (z.b. Projektunterricht, Projektmethode, Projektorientierter Unterricht, Projektwoche, Unterrichtsprojekt, Lernprojekt, Vorhaben, u. ä.) die im pädagogischen Sprachgebrauch kaum einer einheitlichen Definition unterliegen. Walter WELLENHOFER unternimmt einen Abgrenzungsvorschlag, indem er im Zusammenhang mit dem Thema Projektunterricht nur folgende Begriffe zulässt und definiert: Projektunterricht Projektmethode Projektorientierter Unterricht Projektwoche Projektunterricht (Oberbegriff) Beinhaltet nahezu alle 10 Merkmale nach Gudjons. Seite 122 von 209

123 Durchführung: im Rahmen des regulären Stundenplans Meist fächerübergreifend Dauer: über mehrere Wochen hinweg Projektmethode Schwerpunkt sind hier methodische Abläufe und Verfahren in Zusammenhang mit Projekten, und nicht Lerninhalte (z.b. Klassenevaluierung durch die Klasse selbst) meist in Zusammenhang mit Schwerpunktsetzungen aus dem Unterrichtsstoff Durchführung: im Rahmen des regulären Unterrichtes Projektorientierter Unterricht Traditioneller Unterricht mit Elementen des Projektunterrichtes. Die Betonung liegt besonders auf selbstgesteuerte Gruppenarbeit Fachbezogen Durchführung: Im Rahmen des regulären Stundenplanes Projektwoche Nach Aufhebung des regulären Stundenplans wird oft jahrgangsübergreifend innerhalb einer Woche ein Thema bearbeitet und zum Abschluss gebracht Begriffsvielfalt und Abgrenzungsvorschlag des Projektunterrichts (2/2) Hinsichtlich der Komplexität, Größe und Projektdauer von WELLENHOFER noch folgende zusätzliche Projektdefinitionen: Kleinprojekt Mittelprojekt Großprojekt Projektarbeiten trifft Seite 123 von 209

124 Kleinprojekt Durchführung innerhalb einer Klasse Meist auf ein Unterrichtsfach begrenzt Dauer: 2-6 Unterrichtsstunden Auch in der Alltagspraxis realisierbar Mittelprojekt Greift ein komplexes Thema auf Tangiert oftmals mehrere Unterrichtsfächer Erstreckt sich über mehrere Unterrichtswochen Bis 40 Stunden Gesamtdauer Großprojekt Ein Thema mit Öffentlichkeitsrelevanz und Gebrauchswert Wird umfassend, fächerübergreifend, oft unter Mitwirkung mehrerer Klassen und mehrerer Lehrer erschlossen Aufwendige und umfangreiche Aktivitäten bei Planung, Durchführung und Dokumentation Über 40 Stunden Gesamtdauer Seite 124 von 209

125 3 Projektmanagement und Projektunterricht Den Projektunterricht kann man nicht nur auf einige Lehrfächer beschränken. Er ist mit wenigen Ausnahmen (vorwiegend in mathematisch ausgerichteten Lehrfächern) in nahezu jedem Unterrichtsfach möglich. Vor allem aber bei technischen und kaufmännischen Fächern scheint ein vermehrter Einsatz des Projektunterrichtes besonders sinnvoll zu sein. Mit welchem Erfolg und welcher Qualität man aber in einer Klasse im Rahmen des regulären Stundenplans, über mehrere Wochen hinweg an Projekten arbeiten kann, hängt vorwiegend vom organisatorischen Talent des zu betreuenden Lehrers ab. Während man Kleinprojekte mit einem gesunden Hausverstand organisieren, bearbeiten und betreuen kann, bedarf es bei Großprojekten oder bei Projektarbeiten, die von besonderem schulischen oder außerschulischen Interesse sind, geeigneter Projektmanagementmodelle, die den organisatorischen Ablauf von Projektarbeiten unterstützen helfen sollen. Durch Einsatz dieser Modelle ist eine beträchtliche höhere Gewähr gegeben, dass die der Projektarbeit zugrunde gelegte Zielsetzung (qualitäts- und fristgerecht) auch erreich wird. Ein zur Durchführung von komplexen Projektarbeiten der Projektgruppe vorgeschaltetes Projektmanagement, das bewusst nach einem Projektmanagementmodell (= beim Projekt verwendete Methoden zur Unterstützung von Projektorganisation und Projektmanagement) vorgeht, hilft beträchtlich, die gewünschte Zielsetzung des Projektes auch zu erreichen. Weiters wird durch die Verwendung solcher dem Projekt individuell angepasster Projektmanagementmodelle, dem Schüler auch ein in der wirtschaftlichen Praxis gerne verwendetes Werkzeug vermittelt, was den Praxisbezug noch zusätzlich erhöht Die Aufgabe des Projektmanagements Das Autorenteam Schwab/Schneider/Schwab-Matkovits führt in ihrem Buch EDVProjektentwicklung, welches auch im HTL-Bereich als Arbeitsbuch Anwendung findet, folgende Aufgabenfelder für das Projektmanagement (PM) auf: Das Projektmanagement leitet das Projektteam und ist verantwortlich für die Vorgabe von Zielen, für die Planung des Projektes, für die reibungslose Abwicklung des Projektes, für die Kontrolle und Steuerung des Projektverlaufes Seite 125 von 209

126 Projektmanagement umfasst somit alle Aufgaben, die zur klaren Zielformulierung und zur zielgerichteten Projektdurchführung notwendig sind: Schaffung einer dem Projekt förderlichen Organisation und Arbeitsumgebung Verbesserung der fachbereichsübergreifenden Zusammenarbeit durch Herstellung einer geeigneten Kommunikationsstruktur Durchsetzung und Umsetzung der Planung Einhaltung der Projektziele bezüglich Ergebnis, Terminen, Aufwand und Produktivität Instrumente und Methoden des Projektmanagements Ein wesentliches Merkmal eines Projektes ist seine Einmaligkeit. Das bedeutet aber, dass jedes Projekt ein anderes Projektziel und einen anderen Projektverlauf hat. Wie ist es aber möglich, Erfahrungen, die wir in vergangenen Projekten gemacht haben, in neuen Projekten anzuwenden? Wie können wir Erfahrungen in allgemein gültiger Form an andere Projektmitglieder weitergeben? Die Projekterfahrungen müssen jedoch in allgemeine Regeln verpackt werden, welche bei Problemen immer wieder angewendet werden können. Eine Gruppe von Regeln für die Bewältigung einer bestimmten Art von Problemen wird Methode genannt. Viele Methoden besitzen darüber hinaus eine bestimmte Form der graphischen Darstellung. Die Anwendung von Methoden im Projekt hilft, das Projektrisiko möglichst gering zu halten. Seite 126 von 209

127 Die in einem Projekt verwendeten Methoden können prinzipiell in zwei große Gruppen eingeteilt werden: 1. Methoden zur Unterstützung von Projektorganisation und Projektmanagement 2. Methoden zur fachlichen Unterstützung der Projektarbeit Diese beiden Methodengruppen können bei jeder Projektart angewendet werden, sie werden als unterstützendes Werkzeug für einen möglichst reibungslosen Projektverlauf verwendet. Die Methodenauswahl im fachlichen Bereich hängt jedoch sehr von den speziellen Gegebenheiten des Projektes ab (z.b. ob Bauprojekt, Religionsprojekt, Unternehmensanalyse, etc.) Methoden zur Unterstützung Projektmanagement von Projektorganisation und Methoden der Zielsetzung o Sie unterstützen das Finden und das Bewerten von Projektzielen. o Z.B.: Kreativitätstechniken (Brainstorming, Methode 6-3-5, morphologische Methode, etc.), Wertanalyse, u. m. Methoden zur Projektorganisation Seite 127 von 209

128 o Diese werden verwendet, um die Organisations- und Aufgabenstruktur der Projektteams festzulesen. o Z.B.: Projektorganisationsform Projetorganisation, etc.), (reine Projektorganisationsform, Projektorganisationsplan Matrix- (Organigramm), Funktionen- u. Verantwortungsmatrix, Stellenbeschreibung (für Projektleiter u. -mitglieder), u. m. Methoden der Planung und Strukturierung o Werden verwendet, um das Projekt in überschaubare Teilaufgaben und Abschnitte zu zerlegen und den Projektablauf sowie den Ressourceneinsatz (Personen, Geräte, Geld, etc.) zu planen o Z.B.: Projektstrukturplan, Leistungsverzeichnis, Meilensteinliste, Balkendiagramme (für Zeitabschnitte, Beginnzeiten, Endzeiten bestimmter Vorhaben), Netzplantechnik, Aktions- u. Arbeitspläne (Aufgabenverteilungsliste) u. m. Methoden der Kontrolle und Steuerung o Die Einhaltung der geplanten Arbeitsergebnisse, der Kosten und Termine muss vom Projektmanagement während der Projektarbeit sichergestellt werden. Spezielle Methoden unterstützen diese Aufgabe. o Z.B.: Leistungs- und Fortschrittskontrolle (Soll-Ist-Vergleiche auf eventuell graphischer Basis), Kostenkontrolle, u. m. Methoden der Kommunikation und Dokumentation o Der Einsatz dieser Methoden erfolgt während des gesamten Projektverlaufes. Sie unterstützen und strukturieren Projektmeetings, Bericht, die Projektdokumentation u. ä. Vor allem das Projekthandbuch nimmt hier einen großen Stellenwert ein. o Das Projekthandbuch ist eine gegliederte Zusammenfassung der organisatorischen Regeln für die Durchführung von Projekten im Rahmen des Unternehmens oder im Rahmen des Projektunterrichtes an einer Schule. Während der Projektarbeit dient das Projekthandbuch als Nachschlagwerk für organisatorische Regeln und als Führungsinstrument, welches über Ziele, Aufgaben und Methoden informiert. o Neben dem Projekthandbuch, das die organisatorischen Regeln der Projektdurchführung vorgibt, wird projektbegleitend oftmals auch Projektbericht verfasst. o Projektberichte dienen zur Information, Dokumentation und Kommunikation. Sie sind ein wichtiges Mittel zur Projektsteuerung und Kontrolle. Die Gestaltung von Projektberichten sollte in einem Projekt durch einheitliche Seite 128 von 209

129 Formulare (mit Hilfe eines Textverarbeitungssystems) festgelegt sein. Wesentlich in Zusammenhang mit Projekten ist natürlich eine entsprechende Projektdokumentation. Diese bildet mit dem Projektergebnis eine Einheit. Form und Umfang der Projektdokumentation sind von der Art des Projektes abhängig Projektphasen Wenn man sich Praxis- und wirtschaftsnah dem Thema Projektarbeit bzw. Projektmanagement innerhalb des Projektunterrichtes stellt, muss man sich auch über den Projektverlauf in zeitlicher Hinsicht bewusst sein. Nachfolgende Erläuterungen zu diesen einzelnen Schritten im Projektverlauf, genannt Projektphasen, stammen vom Autorenteam Schwab/Schneider/Schwab-Matkovits. Eine Projektphase ist ein zeitlicher Abschnitt im Projektverlauf. Sie bildet eine Einheit, welche logisch und sachlich gegenüber anderen Abschnitten abgegrenzt ist. In jeder Phase stehen bestimmte Tätigkeiten (Aktivitäten) und Verfahren (Methoden, Hilfsmittel) im Mittelpunkt. Den Abschluss einer Projektphase bildet ein sogenannter Meilenstein. Ein Meilenstein ist ein überprüfbares Zwischenergebnis, das inhaltlich und terminlich genau beschrieben ist. Der an jedem Meilenstein zu erstellende Projektbericht gibt Aufschluss über den aktuellen Projektstatus und bildet die Grundlage für die Projektsteuerung. Meilensteine dienen daher als Orientierungshilfe sowohl für die Projektmitglieder als auch für den Projektleiter. Die Abwicklung eines jeden Projektes folgt in zeitlicher Hinsicht grundsätzlich folgendem Schema: Projektauslösung (Projektidee) Vorstudie Projektplanung Projektdurchführung Seite 129 von 209

130 Beispiele für Projektphasen 1. Projektidee a. Einrichtung eines Firmenbusdienstes für die Mitarbeiter zur Reduzierung des Individualverkehrs b. Jedes Projekt beginnt mit einer Projektidee, d.h. dem Wunsch, Bestehendes zu ändern und neues zu schaffen. c. Gründe für die Entstehung einer Projektidee können sein: i. Technische Innovation ii. Gesellschaftspolitische Grüne (Umweltschutz u. ä.) iii. Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit iv. Betriebliche Umorganisation u. ä. 2. Vorstudie a. Wer hat Interesse? Erlaubt die Arbeitszeitregelung einen sinnvollen Fahrplan? Wie teuer sind ca. Investition u. Betrieb des Busdienstes? Wie ist der Nutzen für die Mitarbeiter? b. Die Vorstudie soll vorab ermitteln, ob eine Projektdurchführung zur vorrangegangenen Projektidee überhaupt Sinn ergibt (bzw. machbar ist). Ist die Vorstudie positiv, d.h. das Projekt ergibt Sinn und ist realisierbar, wird ein Projektauftrag erstellt. 3. Projektplanung a. Bestimmen des Projektmanagements, Formulieren aller Ziele, Bilden eines Projektteams mit Mitarbeitern aus allen Bereichen, Festlegung von Meilensteinen, Budget- u. Ressourcenplanung. b. Die Projektplanung versucht das Projekt in seiner Umsetzungscharakteristik transparent zu machen. 4. Durchführung a. Genaue Bedarfserhebung, Erstellung u. Abstimmung des Fahrplanes, Stellenausschreibung für den Busfahrer, Beschaffung des Firmenbusses, Seite 130 von 209

131 Informationen der Mitarbeiter, PR-mäßige Umsetzung des Projektes, Inbetriebnahme des Busdienstes b. Die verschiedenen zu bearbeitenden Aufgabenfelder, die sich aus der Arbeit(ver)teilung ergeben, werden in dieser Phase von den jeweiligen Projektteammitgliedern bearbeitet. Während der Projektdurchführung wird in Form eines Soll-Ist-Vergleiches der Projektfortschritt überprüft Pro und Kontra Projektunterricht von Projektmanagementmodellen im Der Einsatz von Projektmanagementmodellen innerhalb des Projektunterrichts wird sowohl von Lehrer- als auch von Schülerseite mit gemischten Gefühlen betrachtet. Zum einen setzt der Einsatz solcher Modelle ein hohes Maß an Methodenwissen voraus, was natürlich eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Projektmanagement von beiden Seiten her erfordert; zum anderen aber wird durch den Einsatz dieser Projektmanagementmodelle der Praxisbezug und die Zielerreichungswahrscheinlichkeit deutlich erhöht Menschen im Projekt Den Schülern, die an einem Projekt arbeiten, ist ein besonderes Augenmerk zu schenken. Für die verändert sich, wenn sie in einem Projektteam eintreten, in zweifacher Weise ihre Arbeitsumgebung: Der Schüler wird meistens aus seinem bestehenden Arbeitsplatz/Sitzplatz herausgeholt. Dem gewohnten, meist auf Kontinuität und Stabilität ausgerichteten Arbeitsablauf stellt sich eine neue, von der herkömmlichen (meist statisch-linearen) Organisation herausgehobene (dynamisch-vernetzte) Arbeitsform die Projektarbeit gegenüber. Der gewohnten Kultur seines bisherigen Umfeldes steht die im Entstehen begriffene Kultur der Projektgruppe gegenüber. Daraus ergeben sich Konfliktpotentiale, welche von Projektleiter und Projektteam bewältigt werden müssen. Seite 131 von 209

132 Der Projektleiter Arbeiten, die in Projektform durchgeführt werden, benötigen innerhalb des Projektteams einen Projektleiter, egal ob nach einem Projektmanagementmodell vorgegangen wird oder nicht. Der Projektleiter (Projektmanager) ist für die Erreichung der vorgegebenen Projektziele verantwortlich. Dabei muss er das Projekt so leiten, dass die vorgegebene Leistung erreicht wird und die geplanten Termine und Kosten eingehalten werden. Im Rahmen seiner Tätigkeit hat er unter Anderem folgende Aufgaben zu erfüllen: das Projektziel formulieren, die Genehmigung des Auftraggebers einholen die Projektplanung erstellen und aktualisieren die Projektdurchführung kontrollieren und steuern für Kommunikationsmöglichkeiten u. Informationsaustausch sorgen die Projektgruppe führen Projektentscheidungen vorbereiten und treffen Je umfangreicher ein Projekt ist, desto wichtiger sind die koordinierenden und steuernden Tätigkeiten des Projektleiters. Bei Kleinprojekten hingegen ist er natürlich auch zur fachlichen Mitarbeit im Projekt aufgerufen, während seine Führungsrolle in den Hintergrund tritt. Aus diesem flexiblen Rollenbild heraus ergibt sich ein besonderes Anforderungsprofil eines Projektleiters. Status, Professionalität und Persönlichkeit des Projektleiters sind ein entscheidender Faktor für den Projekterfolg. Der Projektleiter benötigt aber auch gleichermaßen Kompetenzen in den Bereichen: Fachwissen (= fachliche Kenntnisse zum Projektinhalt) Methodenwissen (= Beherrschung der Methode des Projektmanagements) Soziale Fähigkeiten (= persönliche Autorität) Führungskompetenz (= zielgerichtetes Leiten des Teams) Da Projektarbeiten in ihrer Gesamtheit sehr dynamisch sind, muss der Projektleiter im Verlauf eines Projektes auch eine Vielzahl von Rollen übernehmen können. Der Begriff Rolle kennzeichnet jene persönlichen Fähigkeiten und Tätigkeiten eines Projektleiters, die weit über seine rein formal definierten Aufgaben hinausgehen, die aber für den Projekterfolg gleichermaßen wichtig sind. Seite 132 von 209

133 Das Projektteam Die richtige Zusammensetzung des Projektteams ist wichtig für den Erfolg eines Projektes. Die teilweise oder vollständige Herauslösung der Projektmitglieder aus ihrem gewohnten Arbeitsbereich sowie die Integration in ein (neues) Projektteam können zu Spannungen und Problemen zwischen den Betroffenen führen. Ein externer Berater (im Berufsleben ein Coach; in der Schule der projektbetreuende Lehrer u. ä.) kann in dieser kritischen Phase der (optimalen) Teambildung und zur Vertrauensbildung innerhalb des Teams von Vorteil sein. Bei der Bildung einer Projektgruppe müssen vor allem folgende Punkte berücksichtigt werden: Die unterschiedlichen Fachkompetenzen der Projektmitglieder Die Zeit- und Arbeitskapazität, die jedes Projektmitglied einbringen kann Die Persönlichkeit der einzelnen Teammitglieder Die Freiwilligkeit, mit der eine Person in ein Projektteam eintritt Einflussfaktoren für die Arbeit im Projektteam: Positive Einflussfaktoren Identifikation der Gruppenmitglieder Negative Einflussfaktoren mit den Projektzielen Fähigkeit zur Zusammenarbeit Fachwissen der Projektmitglieder und Konkurrenzverhalten innerhalb der Gruppe (Teamfähigkeit) Neid Infragestellen des Projektleiters Einzelne Projektmitglieder in der Projektgruppe haben keinen klaren Seite 133 von 209

134 Auftrag Fähigkeit zur Kommunikation (sowohl innerhalb der Gruppe als auch zum Auftraggeber (bzw. Lehrer)) Einzelne Projektmitglieder versuchen ohne entsprechenden Arbeitseinsatz mit dem Projektstrom zu schwimmen Auch die Größe des Projektteams hat Einfluss auf das Projektergebnis. Diese hängt vorwiegend von der zu erfüllenden Projektaufgabe ab. Großprojekte erfordern im Regelfall größere Gruppengrößen als Kleinprojekte. Die Projektgruppe sollte jedoch nicht zu groß sein, um die Bildung einer sozialen Gruppe zu fördern und einen zu hohen Kommunikationsund Koordinationsaufwand zu vermeiden. In der schulischen Praxis ergeben sich meist Teamgrößen von mindestens 2 bis maximal 10 Schüler. Modul 3 Teil 3 Blended Learning Seite 134 von 209

135 Einstimmung 1.73 E-Learning Unter E-Learning (auch elearning, engl. electronic learning) werden nach einer Definition von Michael Kerres alle Formen von Lernen verstanden, bei denen digitale Medien für die Präsentation und Distribution von Lernmaterialien und/oder zur Unterstützung zwischenmenschlicher Kommunikation zum Einsatz kommen. Für E-Learning finden sich als Synonyme auch Begriffe wie Online-Lernen, Telelernen, Computer Based Training (CBT), multimediales Lernen, Open und Distance Learning, computergestütztes Lernen u. a. Anfang der 1970er Jahre gab es eine Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zum computergestützten Unterricht. Der Begriff E-Learning hat sich seit Mitter der 1990er Jahre etabliert, seit Ende der 1990er Jahre erfuhr das E-Learning durch die Verbreitung des Internets einen starken Aufschwung Wie unterscheiden konventionellen Lernen? sich E-Learning Settings mit E-Learning Konventionelles Lernen Lernen: ortsunabhängig und zeitunabhängig Lernen: ortsgebunden (Klasse) zeitgebunden (Stundenplan) Wenig soziale Interaktionen Viel soziale Interaktionen Nur mediale Informationsvermittlung Überwiegend von und personale Seite 135 von 209

136 Informationsvermittlung Ausschließlich selbstverantwortliches Lernen Überwiegend fremdgesteuertes Lernen Feedback nur zeitverzögert möglich Sofortiges Feedback möglich 1.75 Blended Learning Blended Learning oder Integriertes Lernen bezeichnet eine Lehr-/Lernform, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anstrebt. Das Konzept verbindet die Effektivität und Flexibilität von elektronischen Lernformen mit den sozialen Aspekten der Face-to-Face-Kommunikation, wobei verschiedene Lernmethoden, Medien sowie lerntheoretische Ausrichtungen miteinander kombiniert und vermischt werden. Blended Learning zielt als Lernorganisation darauf ab, durch die geeignete Kombination verschiedener Medien und Methoden deren Vorteile zu verstärken und die Nachteile zu minimieren. Sehr wichtig dabei ist, dass die Präsenzphasen und Online-Phasen funktional aufeinander abgestimmt sind. Besondere Stärken von Blended Learning liegen in der optimalen Ausgestaltung der Vorbereitungsphase und der Nachbereitungsphase von Lernprozessen. Seite 136 von 209

137 1.76 Learning Management Systeme Eine wichtige Funktion in einem Blended Learning -Setting erfüllt das LMS (Learning Management System, Lernplattform). Diese Systeme unterstützen für ein Online- und/oder Präsenz-Kursangebot den kompletten (oder Teile des) Workflow des Veranstaltungsmanagements von Buchungsprozessen, Lehr-/Lernprozessen bis zur Ressourcenadministration. Für folgende wesentliche Funktionen können Lernplattformen im Rahmen des Unterrichts und bei Seminaren eingesetzt werden: Als Tafel : Präsentation von Inhalten o Die von Lehrenden und Lernenden erarbeiteten Unterlagen werden über die Plattform präsentiert und stehen über das Seminar/den Unterricht hinaus auf der Plattform bereit Als Lehrbuch : Datenbasis aller Unterrichtsunterlagen Seite 137 von 209

138 o Zugriff auf die Unterlagen jederzeit möglich. Bei Verhinderung kann hier nachgelesen werden. Als Schulheft : Unterrichtsdokumentationen o Die Plattform beinhaltet die Unterrichtdokumentation (Mitschriften). Der hohe Grad an Verschriftlichung führt zu höherer Selbstwirksamkeit. Weiters dient das LMS als: Koordinationsmedium : Administration o Abstimmung des Unterrichts-/Seminarverlaufs. Unterricht kann bis zu einem gewissen Grad z.b. von Prozessen der Terminkoordination oder der Gruppenteilung freigehalten werden. Austauschmedium : Kommunikations- und Kollaborationswerkzeug o Für die Kommunikation und den Austausch der Lernenden untereinander. Dabei werden Foren, Chats, Weblogs oder Wikis verwendet. Übungsmaschine : Aufgaben- und Übungswerkzeuge o Die Übungen können je nach Wissensstand wiederholt durchgeführt werden. Notenbuch : Feedback- und Evaluationshilfe Seite 138 von 209

139 o Die Lernenden haben durch die Nutzung der Lernplattform die Möglichkeit, ständig über ihren eigenen Lernfortschritt Bescheid zu wissen. Neben der (externen) Evaluation durch den Lehrenden haben die Lernenden die Möglichkeit sich gegenseitig Feedback zu geben bzw. sich selbst zu evaluieren Bedeutung des E-Learnings E-Learning / Blended Learning ist kein Allheilmittel und kann die traditionellen Bildungsformen nicht ersetzen. Es ist lediglich als eine sinnvolle Unterstützung im Lernprozess zu sehen. Durch die Kombination verschiedener medialer Vermittlungsformen ( hybride Lernarrangements ) kann Lernen optimiert werden. Insbesondere Menschen, die lieber den PC und das Internet nutzen als Bücher lesen, können durch E-Learning viele Lerninhalte besser aufnehmen oder bereits bekannte Inhalte ergänzend und interaktiv erarbeiten. Durch die räumliche und zeitliche Unabhängigkeit der Lernenden sind diese Settings besonders im Bereich des berufsbegleitenden Lernens, wo die Flexibilität hinsichtlich Ort und Zeit besonders wichtig ist, hervorragend geeignet. Seite 139 von 209

140 1.78 Einige Tipps für den Start E-Learning = Learning, Learning, Learning, o Wer sich mit E-Learning beschäftigen will, muss sich zunächst mit Lernen auseinandersetzen! Blended Learning ist der Normalfall o Lernen zumindest in einem gewissen Alterssegment lebt ganz wesentlich von sozialen Interaktionen. Ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Lernprozesses sind somit Präsenzlernphasen -> E-Learning ist somit nur ein Teil des gesamten Lernsettings Start small, grow later Contents (1): beachten Sie das Prinzip K.I.S.S. o K.I.S.S. = keep it small and simple Contents (2): gestalten Sie abwechslungsreich o Die einzige Möglichkeit in E-Learning Settings die Lernenden zu fesseln, ist die Gestaltung möglichst interessanter und abwechslungsreicher Contents Seite 140 von 209

141 E-Learning bedeutet nicht automatisch die Lösung aller Probleme es schafft zunächst weitere Belastungen (Peter Derler) Modul 4 Teil 1 Unterrichtsentwicklung und Schulentwicklung Seite 141 von 209

142 Unterrichtspraxis Unterricht 1.79 oder von Unterricht zu gutem Guter Unterricht, was ist das? Die Kategorisierung gut oder nicht gut im Zusammenhang mit Unterricht ist sehr problematisch, da sehr subjektiv. Um sich diesem Thema objektiv zu nähern, sollte man zunächst einmal klären welche Ziele man mit Unterricht verfolgt. Ist dies einmal klar festgelegt, könnte man guten Unterricht am Grad der Zielerreichung einerseits und an der Art und Weise des beschrittenen Weges (mehrere Wege führen zum Gipfelkreuz) andererseits festmachen. Der Grad der Zielerreichung ist hier die objektive Größe, der beschritte Weg wiederum sehr subjektiv. Ein Versuch einer Definition von gutem Unterricht könnte demnach wie folgt aussehen: Unterricht ist als gut anzusehen, wenn er umfassend den Forderungen der entsprechenden Lehrpläne folgt, im Stile gegenseitigen Respekts und Anerkennung (Lehr Schüler, Schüler Schüler) verläuft und ein gemeinsames Bemühen aller Beteiligten [Schüler, Lehrer, Eltern] besteht, die Bildungs- und Lehraufgaben zu bewältigen. Seite 142 von 209

143 Um den Begriff umfassend in den Forderungen des Lehrplans seitens des Lehrers richtig einschätzen zu können, ist das Kennen des Lehrplans über die Abschnitte Aufteilung des Lehrstoffs auf die Schulstufen hinaus unbedingt notwendig. Dies gilt noch mehr denn je für die neue Generation der Lehrpläne, welche statt Inputorientierung nunmehr den Weg zur Outputorientierung welche Kompetenzen soll der Schüler am Ende seiner Ausbildung mitbringen bestritten haben. Wesentliche Elemente für guten Unterricht sind also: Bilden und Erziehen Lernen und Lehren Orientierung an den Bedürfnissen der Schüler Jeder trägt Verantwortung Nachhaltigkeit Es gibt zahlreiche Kriterien, welche Unterricht als positives Erlebnis für die Schüler erscheinen lassen. Versteht man Unterricht jetzt in dem Sinn wie gerade eben definiert also guten Unterricht so genügt es eben nicht, eine freundliche ja geradezu nette Atmosphäre zu schaffen, um dann in diesem Rahmen den Tag zu verbringen. Verantwortungsvoller, ehrlicher Unterricht ist vielmehr harte Arbeit, welche von beiden Seiten (Lehrer und Schüler) viel abverlangt. Seite 143 von 209

144 1.80 Trägerkriterien für guten Unterricht Klare Strukturierung des Unterrichts Die klare Struktur des Unterrichts bezieht sich notwendigerweise immer auf zwei Ebenen: Den Rahmen Den Prozess in welchem Unterricht stattfinden in welchem Unterricht abläuft Äußere Struktur Innere Struktur Dem Unterricht in allen Belangen klare Strukturen zu geben, bedeutet nicht ihn einzuschränken im Gegenteil man kann Unterricht wesentlich offener halten, wenn jeder weiß, was er darf und auch weiß, was er nicht darf, wenn klare Regeln bestehen und wenn jeder seine Rolle kennt. Studien belegen eindeutig, dass eine klare Struktur des Unterrichts den stärksten Einfluss auf den Lernerfolg von Schülern hat! Seite 144 von 209

145 Dem Unterricht einen klaren Rahmen zu geben, zielt vor allem darauf ab, unnötige Störungen und Ablenkungen (Handys, Essen und Trinken, Kommen und Gehen ) zu vermeiden. [Vorsorge ist besser als ] Dadurch gewinnt man mehr echte Lernzeit! Wesentliche Elemente zur Schaffung eines klaren Rahmens für Unterricht sind: Festlegung verbindlicher Regeln im Unterricht und auch klare Konsequenzen bei Nichteinhaltung Der Lehrer ist immer präsent und nimmt seine Führungsrolle für seine Schüler für alle deutlich sichtbar wahr. Jeder Schüler (Schüler wie Lehrer) ist sich seiner Rolle bewusst und übernimmt dafür Verantwortung Seite 145 von 209

146 Erzieherische Elemente sind Bestandteil des Unterrichts Klare innere Struktur: dem Unterricht klare innere Struktur zu geben, heißt nicht ihn einzuschränken ganz im Gegenteil man kann mit klar vorgegebenen inneren Strukturen den Unterricht wesentlich offenen halten (Jeder weiß, was er darf und was nicht, es bestehen klare Regeln, jeder kenn seine Rolle). Struktur des Unterrichts: Einstieg (Aufwärmen) Unterrichtsarbeit Transfer der Inhalte Ergebnissicherung Seite 146 von 209

147 Wenn wir nun unseren Ansprüchen folgen wollen von Unterricht zu gutem Unterricht zu kommen, können wir gerade bei der Klarheit der inneren Unterrichtsstruktur nachbessern. Wesentliche Elemente dazu sind: In der Unterrichtsarbeit ist eine Abstimmung von Unterrichtszielen, Unterrichtsinhalten und Unterrichtsmethoden erkennbar! o Beispiel wo das nicht gegeben ist: die Schüler sollen ein Projekt machen, sind auf sich alleine gestellt und haben keine Ahnung über projektorientiertes Arbeiten) Die Schüler wissen zu jeder Zeit, was sie zu tun haben; die Unterrichtszeit wird zum Arbeiten verwendet, die Aufgabenstellungen sind den individuellen Möglichkeiten angepasst o Überforderung erzeugt Resignation, Unterforderung erzeugt Langeweile und in der Folge Unruhe) Den Schülern wird viel Möglichkeit gegeben ihr Wissen zu konstruieren (Konstruktion statt Instruktion) Steigerung der Schülerbeteiligung und Aufmerksamkeit und als Folge auch Steigerung der Nachhaltigkeit des gesamten Unterrichts! Maximierung des Anteils echter Lernzeit Die Bedeutung dieses Kriteriums für guten Unterricht ist unmittelbar einsichtig. Wer mehr Zeit zum Lernen hat, kann sich umfassender mit Sachzusammenhängen beschäftigen der Unterricht wird nachhaltiger. Seite 147 von 209

148 Warum also sollte dann dieses ohnehin klare Kriterium weiter vertieft werden? Es geht darum, sich der Thematik Zeitdiebe im Schulalltag bewusst zu werden und wo nur irgendwie möglich dagegen anzusteuern! Schule ist ein Ort, an dem der Faktor Zeit anscheinend sehr oft keine Rolle spielt. Wie sonst wäre es erklärbar, dass Schüler bereits Minuten vor dem planmäßigen Unterrichtsende die Klassen verlassen Unterrichtstunden entfallen, da keine (oder keine sinnvolle) Vertretung eingeteilt wird Unterricht entfällt, da Konferenzen, Elternsprechtage etc. unpassend eingesetzt werden Unterrichtszeit nicht genützt wird, da Lehrer mit administrativen Tätigkeiten beschäftigt sind Gute Schulen zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie die Unterrichtszeit für ihre Schüler möglichist hoch halten! Gute Lehrer zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie die echte Lernzeit an ihrem Unterricht maximieren! Seite 148 von 209

149 Betrachtet man die Problematik Zeitdiebe im Schulalltag, so kann man eine mehrstufige Verantwortlichkeit dafür erkennen. Unterrichtszeit Echte Lernzeit Zunächst geht es um die Zeit, die dem Lehrer für seinen Unterricht zu Verfügung gestellt wird. Diese ergibt sich aus der Stundentafel abzüglich In weiterer Folge geht es nun um die echte Lernzeit, welche die Lehrer und auch die Schüler im Rahmen ihrer gemeinsamen Unterrichtszeit herausholen können. Nicht beeinflussbarer Entfallszeiten o z.b. Feiertage Echte Lernzeit verbleibt aus der Unterrichtszeit abzüglich der sich ergebenden Fehlzeiten aus beeinflussbarer Entfallszeiten o unkoordinierte Schulveranstaltungen o schulautonom ungünstig schulischen geplanten Terminen wie Elternsprechtage, Konferenzen etc. o schlecht Unpünktlichkeit Administrativen Arbeiten während des Unterrichts unterrichtsfreien Tagen o abgestimmter Kopieren von Lernunterlagen in der Unterrichtszeit Bewältigen von Unterrichtstörungen Leistungserhebungen Etc. Vertretungsplan Diese Zeitdiebe sind alle gut beeinflussbar und größtenteils vermeidbar! Die Verantwortlichkeit liegt hier im Bereich der Orange der Schulverwaltung (Direktion, Abteilungsleitung) Die Verantwortlichkeit liegt hier im Bereich der einzelnen Lehrer und Schüler Untersuchungen zeigen, dass Unterricht mit deutlich ausgeprägter innerer und äußerer Struktur wesentlich unanfälliger bezüglich Zeitdieben ist als Unterricht mit unklaren Strukturen! Methodenvielfalt Didaktik beschäftigt sich mit der Theorie des Unterrichts, den Zusammenhängen und Wechselwirkungen der einzelnen Einflussfaktoren bzw. mit der Theorie und Praxis von Seite 149 von 209

150 Lehren und Lernen. Für das konkrete Vorgehen im Unterricht wählt man Themen, Ziele und darauf abgestimmte Methoden zur Umsetzung. Die Methodik ist also eine Untermenge der Didaktik und ist sehr stark abhängig von den angestrebten Lehrzielen. Will man ansatzweise diesen Anforderungen des Lehrplans nachkommen, ist klar, dass dies nur mit verschiedenen Methoden des Unterrichts machbar ist (Methodenmix). Methodenvielfalt im Unterricht ist also eine Selbstverständlichkeit (bzw. sollte eine solche sein). Sieht man sich in der Realität des Schulalltags um, sind die Ergebnisse eher nüchtern. Knapp 80% der im Unterricht verwendeten Sozialformen nimmt Frontalunterricht ein! Ca. zwei Drittel der Schüler nehmen in einem Frontalunterricht eine Beobachterrolle an, statt aktiv dabei zu sein! Individualisierter Unterricht (Lernen Selbsterkenntnis) Kooperativer Unterricht durch (Lernen durch soziale Interaktionen, Gespräche, (Lernen etc.) Unterweisung) Selbstorganisierter Gruppenunterricht, Unterricht, Einzelarbeit, Teamunterricht Alleinarbeit Lehrgangsförmiger Unterricht durch Plenumsunterricht ( man könnte auch Frontalunterricht dazu sagen Seite 150 von 209

151 ) Förderung von eigenem Förderung von Effektiver Transport von Handeln, Kreativität und Kommunikationskompetenz, Informationen kognitive Selbstbewusstsein Rollenverständnis, Kompetenzen (gut vorbereiteter, auf die solidarischem Handeln etc. Adressaten abgestimmter Plenumsunterricht vorausgesetzt) Konstruktion von Wissen, Fähigkeiten und Bedeutungen Instruktion von Wissen In gutem Unterricht finden sich alle Unterrichtsformen in einem den Lernzielen entsprechenden Verhältnis! Was also spricht für Methodenvielfalt im Unterricht? wir wollen Schülern mit breit gefächerten Kompetenzen (Fachkompetenz, Selbstkompetenz, Sozialkompetenz)? o Verschiedene Bildungsaufgaben (Bildungsziele) erfordern verschiedene Unterrichtmethoden zur Steigerung des Lernerfolgs (Informationsverarbeitung) sollten möglichst viele Eingangskanäle beim Schüler angesprochen werden o Methodenvielfalt im Unterricht muss auch verschiedene Eingangskanäle im Visier haben! Unterricht sollte für den Schüler als spannend erlebt werden o Methodenvielfalt sorgt für Abwechslung und Spannung im Unterricht. Motivation beim Schüler wird wahrscheinlicher! Seite 151 von 209

152 Entwickeln Sie Methodenvielfalt in Ihrem Unterricht, oder glauben Sie ernsthaft, dass für Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Selbstkompetenz Plenarunterricht das richtige Werkzeug ist? Individuelles Fördern Individuelles Fördern bedeutet, jedem Schüler die Möglichkeit zu geben sein Potential weiter zu entwickeln. Dies gilt für sowohl lernschwache wie auch für begabte Schüler! Die Sinnhaftigkeit individuellen Förderns ist zwar grundsätzlich klar, die Durchführung im Schulalltag wird aber tendenziell schwieriger, da einerseits die Schülerzahlen in den Klassen eher steigen und andererseits die Heterogenität der Schüler einer Klasse in allen Belangen ebenfalls immer größer wird. Individuelles Fördern setzt folgendes voraus: Diagnostische Kompetenz der Lehrperson Unterrichtsmethoden, welche dies überhaupt erst zulassen Vorbereitete Umgebung (speziell Unterrichtsmaterialien!) Zusammenarbeit der Klassenlehrer Überschaubare Klassengröße Seite 152 von 209

153 Inhaltliche Klarheit Einige Gedanken zum Thema Klarheit ganz allgemein: Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen (Ludwig Wittgenstein) Am Beginn der Weisheit steht die Klarheit des Begriffs (Sokrates) Beherrsche die Sache, dann folgen die Worte (Marcus Porcius Cato) Wenn einer einen wirklich klaren Gedanken hat, kann er ihn auch darstellen (Michel de Montaigne) Elemente inhaltlicher Klarheit im Unterricht Der Lehrstoff wird bezüglich seines Gehaltes durch entsprechend angepasste Siebe der Reduktion gegeben Neuer Unterrichtsinhalt wird konsequent an Vorwissen angeknüpft (Wissenskonstruktion wird gefördert) Jeder Schüler verfügt spätestens am Ende einer Unterrichtseinheit über entsprechende Lernunterlagen, um die weiteren Schritte des Lernprozesses (Sicherprozess) in Gang zu halten. Der Lehrer hat in seinem Unterrichtsfach große Übersicht und sehr gute Fachkenntnisse. Dies schafft Selbstvertrauen und kommt den Schülern mehrfach zu Gute. o Korrekte, auf die Schüler zugeschnittene Unterrichtsinformation o Alternative eigenständige Lösungsstrategien guter Schüler werden angeregt und in den Unterricht einbezogen o Der Lehrer ist für seine Schüler glaubhaft und somit vertrauenswürdig Transparente Leistungserwartungen Wenig in der Schule hat solche Konsequenzen wie Noten Diese Tatsache gilt bekannterweise seit jeher für Schüler bzw. Eltern, aber zunehmen stärker auch für den dritten Teil der Schulpartner die Lehrer. Somit sind wir im sensibelsten Bereich der Schulpartnerschaft angelangt. Seite 153 von 209

154 Der gesamte Bereich Schülerleistung ist nicht nur deshalb sensibel, da es unmittelbare Konsequenzen mit sich bringt, sondern das bestehende Arbeitsbündnis zwischen Schüler und Lehrer nachhaltig beeinträchtigen kann (Spannungsfeld Selektion - Förderung). Betrachtet man das Gesamtfeld unterscheiden und sauber trennen: Leistungserwartung Leistungserhebung Leistungsbeurteilung Schülerleistung, muss man mehrere Bereiche Für ein dauerhaft gutes Arbeitsbündnis zwischen Schüler und Lehrer ist Transparenz und Gerechtigkeit (auch Berechenbarkeit ) in allen oben genannten Bereichen notwendig. Bereich 1: LEISTUNGSERWARTUNGEN Seite 154 von 209

155 Klarheit über Leistungserwartungen des Lehrers ist für Schüler wesentlich, da sie dann zielgerichtet Lernstrategien einsetzen können. Die beste Möglichkeit, Leistungserwartungen zu kommunizieren, geht über Lernziele. Formulieren Sie Lehr-, Lernziele und besprechen Sie diese mit Ihren Schülern! Jeder Schüler sollte wissen was er tun muss, um bei Ihnen das Lehr-, Lernziel erreicht zu haben! Erwartungsklarheit bezüglich schulischer Leistungen bringt Übersicht und Kalkulierbarkeit und damit Sicherheit beim Schüler! Bereich 2: LEISTUNGSERHEBUNG Das Schulrecht (LBVO) bietet eine breite Palette an Formen der Leistungsfeststellung. Das Gesamtmodell zur schulischen Leistungserhebung. Der Schüler sollte dieses Konzept der Leistungserhebung seiner einzelnen Lehrer kennen, um sich darauf einstellen zu können! Das Kennen der persönlichen Konzepte der Leistungsbeurteilung der einzelnen Lehrer bringt Übersicht und Kalkulierbarkeit. Bereich 3: LEISTUNGSBEURTEILUNG Funktion der Leistungsbeurteilung: Selektion Legitimation Disziplinierung Rückmeldung Prognose Anreiz Seite 155 von 209

156 Formen der Leistungsbeurteilung: Lehrzielorientierte Leistungsbeurteilung: o Gruppenorientierte Leistungsbeurteilung o Die Bezugnorm ist das vorher (gemeinsam) festgelegte Lernziel Die Bezugnorm ist die gesamte Lerngruppe (Vergleich mit anderen Schülern) Individuelle Leistungsbeurteilung o Die Bezugnorm ist die Vorleistung des Schülers Das Wissen um die Funktion und Form einer Leistungsbeurteilung bringt Übersicht und Kalkulierbarkeit Üben, Anwenden, Üben, Anwenden, Der gesamte Lernprozess umfasst mehrere Schritte: Erarbeitung o Es wird ein Bewusstsein für eine neue Thematik geschafften o In diesem Schritt werden Wissen, Kenntnisse und Fertigkeiten aufgebaut. Man spricht hier vom ersten Schritt zum Qualifikationszuwachs. Vertiefung o Bildung von Verknüpfung und Querverbindungen zu bekannten Wissensbereichen und somit Verankerung im Gedächtnis. o Automatisierung von Handlungsroutinen o Transfer des Gelernten in neue Zusammenhänge und Aufgaben. Erarbeitung von Lösungsstrategien o In diesem Schritt wird die gewonnene Qualifikation abgesichert und Kompetenz (= Qualifikation + Umsetzungsvermögen) aufgebaut. Seite 156 von 209

157 Übung und Anwendung ist ein unabdingbarer Bestandteil des Lernprozesses für den Aufbau von Kompetenz (Qualifikation + Umsetzungsvermögen) Erst beim Üben findet eine dauerhafte Wissenskonstruktion beim einzelnen Schüler statt. So schreibt beispielsweise Hilbert Meyer im Buch Was ist guter Unterricht : Beim Üben findet eine Anreicherung des Könnens statt, die nur zum Teil durch den vorausgegangenen Unterricht zu erklären ist und die auch nur teilweise bewusstfähig ist Daraus schließt er weiter, dass wirkliche Könner mehr können, als sie wissen Seite 157 von 209

158 Üben und Anwenden ist also ein fundamentaler Bestandteil des Lernprozesses. Damit Üben aber tatsächlichen Erfolg bringt, den man sich davon erwartet, sollte folgendes beachtet werden: Geübt sollte an Bespielen werden, welche den Lernvoraussetzungen entsprechen und welche das Lernziel möglichst gut abbilden Geübt sollte ausreichend oft und entsprechend intensiv werden (siehe Vergessenskurve) Die Übungen sollten nicht zu leicht sein (Langeweile), aber auch nicht zu schwer (Aussichtslosigkeit) Wenn der Schüler Hilfe beim Üben benötigt, sollte es auch möglich sein, diese zu geben In der Übung sollte bestehendes Basiswissen integriert werden (Anschluss an bestehende Informationen) und davon ausgehend auf die neuen Inhalte hingearbeitet werden (Aufbau von neuen Wissensstrukturen) Üben ist ein zeitlich sehr intensiver Prozess die Unterrichtszeit alleine genügt hier bei weitem nicht. Deshalb muss der einzelne Schüler hier eigenverantwortlich auf die gemeinsame Unterrichtsarbeit aufbauen und durch entsprechende eigenständige Übung den Lernprozess (Sickerprozess) weiterführen. Seite 158 von 209

159 1.81 Von der Theorie wieder zurück zur Praxis Alle zuvor genannten Trägerkriterien sind für sich schlüssig, scheinen alle irgendwie praxistauglich zu sein, geben aber keine Garantie für guten Unterricht. Warum ist dies so? Lehrer steuern den Unterricht dazu benötigen sie zweierlei: o Qualifikation (Wissen, Kenntnisse, Fertigkeiten) o Kompetenz (Umsetzungsvermögen von Wissen, Kenntnissen bzw. Fertigkeiten) Die Wirkung von Unterricht auf den einzelnen Schüler ist nur zum Teil von Unterrichtsprozess selbst bestimmt. Weitere Faktoren wie etwa Zusammensetzung der Klasse, Soziales Umfeld der Schüler und Elternhaus etc. sind ebenso maßgebend! Das Kochrezept für guten Unterricht gibt es nicht, es gibt lediglich Gelingensfaktoren! Das bloße Wissen um diese Gelingensfaktoren (Qualifikationen) genügt nicht, die Kompetenz diese Trägerkriterien umzusetzen zu können ist unabdingbar! Diese Kompetenz gilt es aufzubauen! Seite 159 von 209

160 Eine Hilfe dazu könnte das Werkzeug Unterrichtsbeobachtung bieten! Seite 160 von 209

161 Schulentwicklung War Schulentwicklung noch vor über einem Jahrzehnt eher die Ausnahme und nur tatsächlich innovativen Schulstandorten vorbehalten, so ist heute zumindest der Begriff Schulentwicklung nahezu in jeder Schule präsent. Die Zeiten, in denen die Schule nur von Gesetzen, Verordnungen und Lehrplänen alleine geleitet und gestaltet wurde, sind offensichtlich endgültig vorbei! 1.82 Definition Schulentwicklung Was versteht man unter Schulentwicklung? R. Fehlmann formuliert beispielsweise folgendermaßen: unter Schulentwicklung versteht man die Anwendung Organisationsentwicklung auf die Institution Schule der Grundsätze der Vielleicht ein wenig deutlicher beschreibend könnte man ausführen: Seite 161 von 209

162 Schulentwicklung ist eine gesteuerte und bewusst gestaltete Weiterentwicklung einer Schule unter Beteiligung möglichst aller Gruppen und Personen. Das Ziel ist die Verbesserung der Organisation, des Personals und des Unterrichts Gründe für die Schulentwicklung Leidensdruck der Schule (Standortabsicherung) Anpassung an geänderte Anforderungen der Gesellschaft Anpassung an geänderte Anforderungen der Wirtschaft bzw. nachgelagerten Ausbildungseinrichtungen Internationale Vergleichsstudien und deren Folgen Mehr Raum zur Selbstgestaltung Die Gründe für ehrliche und tiefschürfende Schulentwicklung liegen also klar am Tisch. Dennoch findet Schulentwicklung zu oft im Spannungsfeld zwischen unbedingter Notwenigkeit (= äußere Bedrohung) und innerer Möglichkeit statt. Seite 162 von 209

163 1.84 Gedanken zur Schulentwicklung Schulen von Heute (und da sprechen wir vor allem von öffentlichen Schulen) haben nach einer stetigen Talfahrt oft bestenfalls nur noch Mittelmaß in Ihrer Ausbildungsqualität. Dies wird mittlerweile nicht nur von Vertretern der Wirtschaft bemerkt und auch artikuliert sondern auch von anerkannten Bildungswissenschaftlern immer öfter zur Diskussion gestellt. Um nicht gänzlich das Monopol der Informationsvermittlung zu verlieren, bleibt der Institution Schule wohl nichts andere übrig als flexibel und dynamisch auf die geänderten gesellschaftspolitischen und informationstechnologischen Anforderungen zu reagieren. Der Schlüssel dorthin wird wohl nicht in der tätigkeitsorientierten Bestreitung des Alltages liegen wie etwa: Pflichten befolgen Dinge (richtig) tun Probleme lösen (im Sinne von reagieren) Mittel verwalten etc. Seite 163 von 209

164 nach dem Motto der Alltagsbetrieb muss möglichst störungsfrei laufen, sondern es muss ein Umdenken hin zu einem modernen Dienstleistungsbetrieb geben, wo visionäres Denken und innovatives Handeln Dominanz ergreift. Es muss an Stelle der alten (vorhin beschriebenen) Handlungsmuster geänderte Grundhaltung treten: Ergebnisse erzielen (statt Pflichten befolgen) Die richtigen Dinge tun (statt Dinge lediglich richtig tun) Neuerungen herbeiführen (agieren statt reagieren) Diese Haltungen und Einstellungen einer zeitgemäßen Institution Schule gegenüber, müssen von allen Ebenen ihrer Hierarchie getragen und auch gelebt werden, also vom Direktor bis zum Schulwart. Solange sich nicht jeder in dem System Beschäftigte seiner Verantwortung für seine Tätigkeit bewusst wird oder es auch verschiedenen Voraussetzungen nicht gelingt, ihm seine Verantwortung bewusst zu machen, wird Schulentwicklung auf wenig fruchtbaren Boden stoßen. Seite 164 von 209

165 Der gesamte Prozess von Schulentwicklung baut auf 3 Säulen auf: SÄULE 1: ORGANISATIONSENTWICKLUNG Gegenstand der Betrachtungen sind Regeln, Abläufe, Prozesse, Strukturen, Ausstattung einer Organisation SÄULE : PERSONALENTWICKLUNG Planmäßige, in der Organisation verankerte, systematische und zielorientierte Veränderung der Qualifikation bzw. Kompetenz der Mitarbeiter Gestaltung und Koordination der Zusammenarbeit Verteilung von Entscheidungskompetenzen SÄULE 3: PÄDAGOGISCHE ENTWICKLUNG Unterrichtsentwicklung Seite 165 von 209

166 War Schulentwicklung in der Vergangenheit standortspezifisch und oft nur auf bestimmten Ebenen angesetzt, gibt es seit 2004 für das berufsbildende Schulwesen in Österreich ein einheitliches Qualitätsmanagement System (QM-System) QIBB. QIBB = QualitätsInitiative BerufsBildung MR Dr. Schüller (bm:bwk) QIBB ist ab sofort das Qualitätssystem im berufsbildenden Schulwesen MR Dr. Timischl (bm:bwk) In Österreich gibt es keine gesetzliche Vorgabe, wie Bildungsanbieter mit QualitätsStandards umgehen Aber: Vereinbarung -> wir wollen Qualitätssystem einführen. QIBB is so far a committment! Jede Institution (Schule, Schulaufsicht, Ministerium) evaluiert ihre Schlüsselprozesse Seite 166 von 209

Gutes Leben was ist das?

Gutes Leben was ist das? Lukas Bayer Jahrgangsstufe 12 Im Hirschgarten 1 67435 Neustadt Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium Landwehrstraße22 67433 Neustadt a. d. Weinstraße Gutes Leben was ist das? Gutes Leben für alle was genau ist das

Mehr

Spracherwerb und Schriftspracherwerb

Spracherwerb und Schriftspracherwerb Spracherwerb und Schriftspracherwerb Voraussetzungen für ein gutes Gelingen Tipps für Eltern, die ihr Kind unterstützen wollen Elisabeth Grammel und Claudia Winklhofer Menschen zur Freiheit bringen, heißt

Mehr

Binnendifferenzierte Aufgaben: Subtrahieren von negativen Zahlen

Binnendifferenzierte Aufgaben: Subtrahieren von negativen Zahlen Binnendifferenzierte Subtrahieren von negativen Zahlen Mit Hilfe der von uns erstellten Arbeitsblätter sollen die Schülerinnen und Schüler selbstständig erarbeiten, wie man negative Zahlen subtrahiert.

Mehr

Evangelisieren warum eigentlich?

Evangelisieren warum eigentlich? Predigtreihe zum Jahresthema 1/12 Evangelisieren warum eigentlich? Ich evangelisiere aus Überzeugung Gründe, warum wir nicht evangelisieren - Festes Bild von Evangelisation - Negative Erfahrungen von und

Mehr

Zahlenwinkel: Forscherkarte 1. alleine. Zahlenwinkel: Forschertipp 1

Zahlenwinkel: Forscherkarte 1. alleine. Zahlenwinkel: Forschertipp 1 Zahlenwinkel: Forscherkarte 1 alleine Tipp 1 Lege die Ziffern von 1 bis 9 so in den Zahlenwinkel, dass jeder Arm des Zahlenwinkels zusammengezählt das gleiche Ergebnis ergibt! Finde möglichst viele verschiedene

Mehr

Primzahlen und RSA-Verschlüsselung

Primzahlen und RSA-Verschlüsselung Primzahlen und RSA-Verschlüsselung Michael Fütterer und Jonathan Zachhuber 1 Einiges zu Primzahlen Ein paar Definitionen: Wir bezeichnen mit Z die Menge der positiven und negativen ganzen Zahlen, also

Mehr

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit? Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit? Grexit sind eigentlich 2 Wörter. 1. Griechenland 2. Exit Exit ist ein englisches Wort. Es bedeutet: Ausgang. Aber was haben diese 2 Sachen mit-einander zu tun?

Mehr

der die und in den von zu das mit sich des auf für ist im dem nicht ein eine als auch es an werden aus er hat daß sie nach wird bei

der die und in den von zu das mit sich des auf für ist im dem nicht ein eine als auch es an werden aus er hat daß sie nach wird bei der die und in den von zu das mit sich des auf für ist im dem nicht ein eine als auch es an werden aus er hat daß sie nach wird bei einer um am sind noch wie einem über einen so zum war haben nur oder

Mehr

DRITTE VORLESUNG: Schöpfung im Alten Testament

DRITTE VORLESUNG: Schöpfung im Alten Testament DRITTE VORLESUNG: Schöpfung im Alten Testament [1] Wie belegt Weizsäcker seine Behauptung auf S. 40, die alttestamentliche Schöpfungsgeschichte sei noch nicht Wissenschaft? [2] Inwiefern setzt sich die

Mehr

predigt am 5.1. 2014, zu römer 16,25-27

predigt am 5.1. 2014, zu römer 16,25-27 predigt am 5.1. 2014, zu römer 16,25-27 25 ehre aber sei ihm, der euch zu stärken vermag im sinne meines evangeliums und der botschaft von jesus christus. so entspricht es der offenbarung des geheimnisses,

Mehr

Wissenschaftliche Anerkennung contra Heilerfolge

Wissenschaftliche Anerkennung contra Heilerfolge Diphtherie erkrankten Kindern. Durch seine unbestreitbaren Behandlungserfolge wird Schüßlers Anhängerschaft immer größer und beginnt sich zu organisieren. In Oldenburg wird 1885 der erste biochemische

Mehr

Womit beschäftigt sich Soziologie? (1) Verschiedene Antworten:

Womit beschäftigt sich Soziologie? (1) Verschiedene Antworten: (1) Verschiedene Antworten: Soziale Tatsachen Emile Durkheim Interaktion (soziale Wechselwirkungen Georg Simmel) (soziales) Handeln Max Weber Gruppen Strukturen Soziale Systeme Fazit: Mikro- und Makro-Ebene

Mehr

Philosophie als Studienfach in Japan

Philosophie als Studienfach in Japan ENDO Yoshito Universität Mainz/Keio Universität Fragestellung Als ich anfing, in Deutschland Philosophie zu studieren, fiel mir auf, dass es hier im Vergleich zu Japan viele Philosophiestudenten gibt und

Mehr

Was erwarten Sie vom Gymnasium? Ein Abiturzeugnis zur Bescheinigung der allgemeinen Hochschulreife...

Was erwarten Sie vom Gymnasium? Ein Abiturzeugnis zur Bescheinigung der allgemeinen Hochschulreife... Was erwarten Sie vom Gymnasium? Ein Abiturzeugnis zur Bescheinigung der allgemeinen Hochschulreife... Ist das alles...... oder darf es auch noch ein bisschen Bildung sein? Warum Latein? Darum! Latein ist

Mehr

Nicaragua. Wo die Menschen leben Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten. Denn auf dem Land gibt es wenig Arbeit.

Nicaragua. Wo die Menschen leben Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten. Denn auf dem Land gibt es wenig Arbeit. Nicaragua Nicaragua ist ein Land in Mittel-Amerika. Mittel-Amerika liegt zwischen Nord-Amerika und Süd-Amerika. Die Haupt-Stadt von Nicaragua heißt Managua. In Nicaragua leben ungefähr 6 Millionen Menschen.

Mehr

Das Frauenbild im Islam.Analyse und Vergleich von Koran und Bibel

Das Frauenbild im Islam.Analyse und Vergleich von Koran und Bibel Geisteswissenschaft Sina Meyer Das Frauenbild im Islam.Analyse und Vergleich von Koran und Bibel Studienarbeit Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 2 2. Grundlagen des Islams... 2 3. Rollenbestimmende

Mehr

DAS PARETO PRINZIP DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG

DAS PARETO PRINZIP DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG DAS PARETO PRINZIP DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG von Urs Schaffer Copyright by Urs Schaffer Schaffer Consulting GmbH Basel www.schaffer-consulting.ch Info@schaffer-consulting.ch Haben Sie gewusst dass... >

Mehr

Arbeitsblatt 1 Albrecht Dürer (Nürnberg, 1471-1528), deutscher Maler der Renaissance und des Humanismus

Arbeitsblatt 1 Albrecht Dürer (Nürnberg, 1471-1528), deutscher Maler der Renaissance und des Humanismus Arbeitsblatt 1 Albrecht Dürer (Nürnberg, 1471-1528), deutscher Maler der Renaissance und des Humanismus Dokument 1 : Albrecht Dürer, Erasmus von Rotterdam, 1526, Kupferstich, 25 x 19 Zm, Museum von Nantes,

Mehr

Geisteswissenschaftlicher Hochschuldialog der Universitäten Erlangen und Damaskus

Geisteswissenschaftlicher Hochschuldialog der Universitäten Erlangen und Damaskus Geisteswissenschaftlicher Hochschuldialog der Universitäten Erlangen und Damaskus Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung des Anderen in Politik, Geschichte und Kultur Auswertung u. Analyse der Einrichtung und

Mehr

Fragebogen der IG Metall-Jugend zur Qualität der Berufsausbildung

Fragebogen der IG Metall-Jugend zur Qualität der Berufsausbildung - 1 - Fragebogen der IG Metall-Jugend zur Qualität der Berufsausbildung 1. Ablauf der Ausbildung/Ausbildungsplan: 1.1 Der Ausbildungsablauf ist gut gegliedert und erfolgt nach Plan. mtrifft zu mtrifft

Mehr

Kolumbus fuhr noch dreimal zur See. Aber er fand keinen Seeweg nach Indien. Seine Träume erfüllten sich nicht und er starb 1506 in Spanien.

Kolumbus fuhr noch dreimal zur See. Aber er fand keinen Seeweg nach Indien. Seine Träume erfüllten sich nicht und er starb 1506 in Spanien. Christopher Kolumbus war ein berühmter Seefahrer. Er wurde 1451 in Genua in Italien geboren. Vor über 500 Jahren wollte er mit seiner Mannschaft von Spanien aus nach Indien segeln. Zu dieser Zeit war Indien

Mehr

Kreativ visualisieren

Kreativ visualisieren Kreativ visualisieren Haben Sie schon einmal etwas von sogenannten»sich selbst erfüllenden Prophezeiungen«gehört? Damit ist gemeint, dass ein Ereignis mit hoher Wahrscheinlichkeit eintritt, wenn wir uns

Mehr

Werte und Grundsätze des Berufskodexes für interkulturell Dolmetschende. Ethische Überlegungen: Was ist richtig? Wie soll ich mich verhalten?

Werte und Grundsätze des Berufskodexes für interkulturell Dolmetschende. Ethische Überlegungen: Was ist richtig? Wie soll ich mich verhalten? Werte und Grundsätze des Berufskodexes für interkulturell Dolmetschende Ethische Überlegungen: Was ist richtig? Wie soll ich mich verhalten? 1 Was ist «Moral»? «ETHIK» und «MORAL» Moralische Grundsätze

Mehr

Es gilt das gesprochene Wort. Anrede

Es gilt das gesprochene Wort. Anrede Sperrfrist: 28. November 2007, 13.00 Uhr Es gilt das gesprochene Wort Statement des Staatssekretärs im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Karl Freller, anlässlich des Pressegesprächs

Mehr

Kulturelle Evolution 12

Kulturelle Evolution 12 3.3 Kulturelle Evolution Kulturelle Evolution Kulturelle Evolution 12 Seit die Menschen Erfindungen machen wie z.b. das Rad oder den Pflug, haben sie sich im Körperbau kaum mehr verändert. Dafür war einfach

Mehr

1. Man schreibe die folgenden Aussagen jeweils in einen normalen Satz um. Zum Beispiel kann man die Aussage:

1. Man schreibe die folgenden Aussagen jeweils in einen normalen Satz um. Zum Beispiel kann man die Aussage: Zählen und Zahlbereiche Übungsblatt 1 1. Man schreibe die folgenden Aussagen jeweils in einen normalen Satz um. Zum Beispiel kann man die Aussage: Für alle m, n N gilt m + n = n + m. in den Satz umschreiben:

Mehr

Das Leitbild vom Verein WIR

Das Leitbild vom Verein WIR Das Leitbild vom Verein WIR Dieses Zeichen ist ein Gütesiegel. Texte mit diesem Gütesiegel sind leicht verständlich. Leicht Lesen gibt es in drei Stufen. B1: leicht verständlich A2: noch leichter verständlich

Mehr

Informationsblatt Induktionsbeweis

Informationsblatt Induktionsbeweis Sommer 015 Informationsblatt Induktionsbeweis 31. März 015 Motivation Die vollständige Induktion ist ein wichtiges Beweisverfahren in der Informatik. Sie wird häufig dazu gebraucht, um mathematische Formeln

Mehr

Oft gestellte Fragen:

Oft gestellte Fragen: Oft gestellte Fragen: Muss ich eine zweite Fremdsprache belegen? Die Verpflichtung für die zweite Fremdsprache ist abhängig von den Vorkenntnissen: Jahre Unterricht in der zweiten Fremdsprache Jahre Unterricht

Mehr

Die Magna Charta der Universitäten Präambel Die unterzeichneten Universitätspräsidenten und -rektoren, die sich in Bologna anlässlich der neunten Jahrhundertfeier der ältesten europäischen Universität

Mehr

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln Zeichen bei Zahlen entschlüsseln In diesem Kapitel... Verwendung des Zahlenstrahls Absolut richtige Bestimmung von absoluten Werten Operationen bei Zahlen mit Vorzeichen: Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren

Mehr

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten Das große x -4 Alles über das Wer kann beantragen? Generell kann jeder beantragen! Eltern (Mütter UND Väter), die schon während ihrer Elternzeit wieder in Teilzeit arbeiten möchten. Eltern, die während

Mehr

Behindert ist, wer behindert wird

Behindert ist, wer behindert wird Behindert ist, wer behindert wird Alle Menschen müssen lernen, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt sind Auf der ganzen Welt leben sehr viele Menschen mit Behinderungen: über 1 Milliarde Menschen

Mehr

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren W. Kippels 22. Februar 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 2 Lineargleichungssysteme zweiten Grades 2 3 Lineargleichungssysteme höheren als

Mehr

Charakteristikum des Gutachtenstils: Es wird mit einer Frage begonnen, sodann werden die Voraussetzungen Schritt für Schritt aufgezeigt und erörtert.

Charakteristikum des Gutachtenstils: Es wird mit einer Frage begonnen, sodann werden die Voraussetzungen Schritt für Schritt aufgezeigt und erörtert. Der Gutachtenstil: Charakteristikum des Gutachtenstils: Es wird mit einer Frage begonnen, sodann werden die Voraussetzungen Schritt für Schritt aufgezeigt und erörtert. Das Ergebnis steht am Schluß. Charakteristikum

Mehr

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir?

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir? 1 Welches Übersetzungsbüro passt zu mir? 2 9 Kriterien für Ihre Suche mit Checkliste! Wenn Sie auf der Suche nach einem passenden Übersetzungsbüro das Internet befragen, werden Sie ganz schnell feststellen,

Mehr

Latein an der Bettinaschule

Latein an der Bettinaschule Latein an der Bettinaschule Bettinaschule Frankfurt am Main Inhaltsverzeichnis Warum und wozu überhaupt Latein? Argumente für Latein als 2. Fremdsprache Was bietet die Bettinaschule? Was ist bei der Wahl

Mehr

Fremdsprachen. 1. Untersuchungsziel

Fremdsprachen. 1. Untersuchungsziel Fremdsprachen Datenbasis: 1.004 Befragte im Alter ab 14 Jahre, bundesweit repräsentativ Erhebungszeitraum: 8. bis 10. April 2015 Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte Auftraggeber: CASIO Europe

Mehr

Achten Sie auf Spaß: es handelt sich dabei um wissenschaftliche Daten

Achten Sie auf Spaß: es handelt sich dabei um wissenschaftliche Daten Tipp 1 Achten Sie auf Spaß: es handelt sich dabei um wissenschaftliche Daten Spaß zu haben ist nicht dumm oder frivol, sondern gibt wichtige Hinweise, die Sie zu Ihren Begabungen führen. Stellen Sie fest,

Mehr

Das Russlandbild der Deutschen

Das Russlandbild der Deutschen Thomas Petersen Das Russlandbild der Deutschen Tagung Das Image zwischen Russen und Deutschen im Wandel Stiftung Russki Mir Friedrich-Ebert-Stiftung Moskau, 9. Oktober 2015 1. Deutsch-russische Beziehungen

Mehr

Weltweite Wanderschaft

Weltweite Wanderschaft Endversion nach dem capito Qualitäts-Standard für Leicht Lesen Weltweite Wanderschaft Migration bedeutet Wanderung über große Entfernungen hinweg, vor allem von einem Wohnort zum anderen. Sehr oft ist

Mehr

Burg-Gymnasium Hetlage 5 D-48455 Bad Bentheim --------------------------------------------------------------------------- Darum Latein!

Burg-Gymnasium Hetlage 5 D-48455 Bad Bentheim --------------------------------------------------------------------------- Darum Latein! Burg-Gymnasium Hetlage 5 D-48455 Bad Bentheim --------------------------------------------------------------------------- Darum Latein! 1. LATEIN IST NICHT TOT! Manchmal hört man die Meinung, Latein auf

Mehr

Das Leben von Frauen und Männern in Europa (LQVWDWLVWLVFKHV3RUWUlWYRQ)UDXHQXQG 0lQQHUQLQDOOHQ/HEHQVDEVFKQLWWHQ

Das Leben von Frauen und Männern in Europa (LQVWDWLVWLVFKHV3RUWUlWYRQ)UDXHQXQG 0lQQHUQLQDOOHQ/HEHQVDEVFKQLWWHQ 67$7 8. Oktober 2002 Das Leben von Frauen und Männern in Europa (LQVWDWLVWLVFKHV3RUWUlWYRQ)UDXHQXQG 0lQQHUQLQDOOHQ/HEHQVDEVFKQLWWHQ (XURVWDW GDV 6WDWLVWLVFKH $PW GHU (XURSlLVFKHQ *HPHLQVFKDIWHQ LQ /X[HPEXUJ,

Mehr

Inklusion in Dänemark

Inklusion in Dänemark 1 Ein historischer Überblick 2 From the Von der Salamanca declaration Erklärung and bis forward heute Salamanca- 3 Ist Inklusion eine Frage von Werten oder Methoden? Ist Inklusion eine Frage des Unterrichtens

Mehr

Hinweise zum BA-Beifach-Studium in Philosophie

Hinweise zum BA-Beifach-Studium in Philosophie Hinweise zum BA-Beifach-Studium in Philosophie Es werden insgesamt drei Philosophie-Basismodule angeboten, von denen mindestens zwei ausgewählt werden. Im Rahmen eines Bachelorstudiengangs an der Philosophischen

Mehr

Religionen oder viele Wege führen zu Gott

Religionen oder viele Wege führen zu Gott Religionen oder viele Wege führen zu Gott Menschen haben viele Fragen: Woher kommt mein Leben? Warum lebe gerade ich? Was kommt nach dem Tod? Häufig gibt den Menschen ihre Religion Antwort auf diese Fragen

Mehr

Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Christophorus Siegen Dienst am Wort. vor zwei Wochen habe ich euch schon gepredigt, dass das

Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Christophorus Siegen Dienst am Wort. vor zwei Wochen habe ich euch schon gepredigt, dass das Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Christophorus Siegen Dienst am Wort Johannes 14,23-27 Wer mich liebt, der wird mein Wort halten. Liebe Gemeinde, 24. Mai 2015 Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes

Mehr

Elterninformation zur Wahl der 2. Fremdsprache

Elterninformation zur Wahl der 2. Fremdsprache Elterninformation zur Wahl der 2. Fremdsprache? Latein oder Französisch ab Klasse 6 1 Liebe Eltern! Sie müssen zusammen mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn überlegen, welche 2. Fremdsprache Ihr Kind ab Klasse

Mehr

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst. 40-Tage-Wunder- Kurs Umarme, was Du nicht ändern kannst. Das sagt Wikipedia: Als Wunder (griechisch thauma) gilt umgangssprachlich ein Ereignis, dessen Zustandekommen man sich nicht erklären kann, so dass

Mehr

Der Nachhilfe Campus. Warum Nachhilfe?

Der Nachhilfe Campus. Warum Nachhilfe? Der Nachhilfe Campus Der Nachhilfe Campus ist ein von mir privat geführtes Nachhilfeinstitut, welches keiner Franchise-Kette angehört. Dadurch haben wir die Möglichkeit das Unternehmenskonzept speziell

Mehr

FRIEDENSREICH HUNDERTWASSER

FRIEDENSREICH HUNDERTWASSER FRIEDENSREICH HUNDERTWASSER 1) Wie kann man den Künstlername von Hundertwasser erklären? Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt war ein sehr berühmter Maler und Künstler. Er wurde am 15. Dezember

Mehr

4. In dem Kurs lernt sie, was zu tun ist, wenn etwas Schlimmes passiert.

4. In dem Kurs lernt sie, was zu tun ist, wenn etwas Schlimmes passiert. 1 Hören: Thema lebenslanges Lernen Lesen Sie die Aussagen. Hören Sie dann Track Nr. 1.26 von der Lehrbuch-CD und kreuzen Sie an: richtig oder falsch? r f 1. Herr Schubert ist mit seiner Ausbildung fertig.

Mehr

Papa - was ist American Dream?

Papa - was ist American Dream? Papa - was ist American Dream? Das heißt Amerikanischer Traum. Ja, das weiß ich, aber was heißt das? Der [wpseo]amerikanische Traum[/wpseo] heißt, dass jeder Mensch allein durch harte Arbeit und Willenskraft

Mehr

Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung

Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung Forschungsprojekt: Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung Leichte Sprache Autoren: Reinhard Lelgemann Jelena

Mehr

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Die Post hat eine Umfrage gemacht Die Post hat eine Umfrage gemacht Bei der Umfrage ging es um das Thema: Inklusion Die Post hat Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung gefragt: Wie zufrieden sie in dieser Gesellschaft sind.

Mehr

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut Von Susanne Göbel und Josef Ströbl Die Ideen der Persönlichen Zukunftsplanung stammen aus Nordamerika. Dort werden Zukunftsplanungen schon

Mehr

Und im Bereich Lernschwächen kommen sie, wenn sie merken, das Kind hat Probleme beim Rechnen oder Lesen und Schreiben.

Und im Bereich Lernschwächen kommen sie, wenn sie merken, das Kind hat Probleme beim Rechnen oder Lesen und Schreiben. 5.e. PDF zur Hördatei und Herr Kennedy zum Thema: Unsere Erfahrungen in der Kennedy-Schule Teil 2 Herr Kennedy, Sie haben eine Nachhilfeschule in der schwerpunktmäßig an Lernschwächen wie Lese-Rechtschreibschwäche,

Mehr

1 Mathematische Grundlagen

1 Mathematische Grundlagen Mathematische Grundlagen - 1-1 Mathematische Grundlagen Der Begriff der Menge ist einer der grundlegenden Begriffe in der Mathematik. Mengen dienen dazu, Dinge oder Objekte zu einer Einheit zusammenzufassen.

Mehr

Elma van Vliet. Mama, erzähl mal!

Elma van Vliet. Mama, erzähl mal! Elma van Vliet Mama, erzähl mal! Elma van Vliet Mama, erzähl mal! Das Erinnerungsalbum deines Lebens Aus dem Niederländischen von Ilka Heinemann und Matthias Kuhlemann KNAUR Von mir für dich weil du

Mehr

Verband der TÜV e. V. STUDIE ZUM IMAGE DER MPU

Verband der TÜV e. V. STUDIE ZUM IMAGE DER MPU Verband der TÜV e. V. STUDIE ZUM IMAGE DER MPU 2 DIE MEDIZINISCH-PSYCHOLOGISCHE UNTERSUCHUNG (MPU) IST HOCH ANGESEHEN Das Image der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) ist zwiespältig: Das ist

Mehr

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Was ist Sozial-Raum-Orientierung? Was ist Sozial-Raum-Orientierung? Dr. Wolfgang Hinte Universität Duisburg-Essen Institut für Stadt-Entwicklung und Sozial-Raum-Orientierte Arbeit Das ist eine Zusammen-Fassung des Vortrages: Sozialräume

Mehr

Unser Sponsor: JO KRAWATTE

Unser Sponsor: JO KRAWATTE Unser Sponsor: JO KRAWATTE Der doppelte Knoten Der kleine Knoten Atlantik Knoten Der Diagonale-Rechts Knoten http://www.krawattenknoten.info/krawatten/krawattenknoten/ary.html (1 di 8) [13/03/2003 11.37.02]

Mehr

DNotI. Fax - Abfrage. GrEStG 1 Abs. 3 Anteilsvereinigung bei Treuhandverhältnissen. I. Sachverhalt:

DNotI. Fax - Abfrage. GrEStG 1 Abs. 3 Anteilsvereinigung bei Treuhandverhältnissen. I. Sachverhalt: DNotI Deutsches Notarinstitut Fax - Abfrage Gutachten des Deutschen Notarinstitut Dokumentnummer: 1368# letzte Aktualisierung: 14. Juni 2004 GrEStG 1 Abs. 3 Anteilsvereinigung bei Treuhandverhältnissen

Mehr

1. Weniger Steuern zahlen

1. Weniger Steuern zahlen 1. Weniger Steuern zahlen Wenn man arbeitet, zahlt man Geld an den Staat. Dieses Geld heißt Steuern. Viele Menschen zahlen zu viel Steuern. Sie haben daher wenig Geld für Wohnung, Gewand oder Essen. Wenn

Mehr

4. Jeder Knoten hat höchstens zwei Kinder, ein linkes und ein rechtes.

4. Jeder Knoten hat höchstens zwei Kinder, ein linkes und ein rechtes. Binäre Bäume Definition: Ein binärer Baum T besteht aus einer Menge von Knoten, die durch eine Vater-Kind-Beziehung wie folgt strukturiert ist: 1. Es gibt genau einen hervorgehobenen Knoten r T, die Wurzel

Mehr

AUFGABE 1. Sehen Sie das Schaubild über das deutsche Schulsystem an und und markieren Sie: richtig oder falsch.

AUFGABE 1. Sehen Sie das Schaubild über das deutsche Schulsystem an und und markieren Sie: richtig oder falsch. 22. DAS SCHULSYSTEM AUFGABE 1. Sehen Sie das Schaubild über das deutsche Schulsystem an und und markieren Sie: richtig oder falsch. Bild: https://www.google.lt/search 1. Die Kinder gehen mit 6 Jahren zur

Mehr

Mehr Geld verdienen! Lesen Sie... Peter von Karst. Ihre Leseprobe. der schlüssel zum leben. So gehen Sie konkret vor!

Mehr Geld verdienen! Lesen Sie... Peter von Karst. Ihre Leseprobe. der schlüssel zum leben. So gehen Sie konkret vor! Peter von Karst Mehr Geld verdienen! So gehen Sie konkret vor! Ihre Leseprobe Lesen Sie...... wie Sie mit wenigen, aber effektiven Schritten Ihre gesteckten Ziele erreichen.... wie Sie die richtigen Entscheidungen

Mehr

Die Quantitative und Qualitative Sozialforschung unterscheiden sich bei signifikanten Punkten wie das Forschungsverständnis, der Ausgangspunkt oder

Die Quantitative und Qualitative Sozialforschung unterscheiden sich bei signifikanten Punkten wie das Forschungsverständnis, der Ausgangspunkt oder 1 2 3 Die Quantitative und Qualitative Sozialforschung unterscheiden sich bei signifikanten Punkten wie das Forschungsverständnis, der Ausgangspunkt oder die Forschungsziele. Ein erstes Unterscheidungsmerkmal

Mehr

Willkommen zu Ihrem Elternratgeber

Willkommen zu Ihrem Elternratgeber Willkommen zu Ihrem Elternratgeber Es ist eine große Entscheidung, wenn Ihr Kind auf eine Universität im Ausland gehen will. Sie möchten Gewissheit haben, dass Ihr Kind an einer etablierten Universität

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Portfolio: "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Portfolio: Die Ratten von Gerhart Hauptmann Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Portfolio: "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann Das komplette Material finden Sie hier: Download bei School-Scout.de Titel: man zum

Mehr

Wichtige Parteien in Deutschland

Wichtige Parteien in Deutschland MAXI MODU L 4 M1 Arbeitsauftrag Bevor du wählen gehst, musst du zuerst wissen, welche Partei dir am besten gefällt. Momentan gibt es im Landtag Brandenburg fünf Parteien:,,, Die Linke und Bündnis 90/.

Mehr

M03a Lernstraße für den Unterricht in Sekundarstufe I

M03a Lernstraße für den Unterricht in Sekundarstufe I M03a Lernstraße für den Unterricht in Sekundarstufe I 1. Station: Der Taufspruch Jedem Täufling wird bei der Taufe ein Taufspruch mit auf den Weg gegeben. Dabei handelt es sich um einen Vers aus der Bibel.

Mehr

Woche 1: Was ist NLP? Die Geschichte des NLP.

Woche 1: Was ist NLP? Die Geschichte des NLP. Woche 1: Was ist NLP? Die Geschichte des NLP. Liebe(r) Kursteilnehmer(in)! Im ersten Theorieteil der heutigen Woche beschäftigen wir uns mit der Entstehungsgeschichte des NLP. Zuerst aber eine Frage: Wissen

Mehr

PD Dr. habil. Werner Becker Max-Planck Institut für extraterr. Physik Email: web@mpe.mpg.de

PD Dr. habil. Werner Becker Max-Planck Institut für extraterr. Physik Email: web@mpe.mpg.de PD Dr. habil. Werner Becker Max-Planck Institut für extraterr. Physik Email: web@mpe.mpg.de Worüber wir heute sprechen wollen: Warum interessieren sich die Menschen für die Sterne? Sternbilder und ihre

Mehr

Ein und dieselbe Taufe

Ein und dieselbe Taufe 1 Ein und dieselbe Taufe Eph. 4,5 Nach V. 3 geht es um die Einheit des Geistes. In diesem Zusammenhang nennt Paulus sieben Aspekte der geistlichen Einheit: Ein [geistlicher] Leib Ein Geist Eine Hoffnung

Mehr

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele 4. März 2015 q5337/31319 Le forsa Politik- und Sozialforschung GmbH Büro Berlin Schreiberhauer

Mehr

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office Der Name BEREICH.VERSCHIEBEN() ist etwas unglücklich gewählt. Man kann mit der Funktion Bereiche zwar verschieben, man kann Bereiche aber auch verkleinern oder vergrößern. Besser wäre es, die Funktion

Mehr

August Macke. Niveau A2. 1 Berühmte Künstler a) Wer kommt woher? Überlegen Sie und sprechen Sie im Kurs.

August Macke. Niveau A2. 1 Berühmte Künstler a) Wer kommt woher? Überlegen Sie und sprechen Sie im Kurs. August Macke 1 Berühmte Künstler a) Wer kommt woher? Überlegen Sie und sprechen Sie im Kurs. Vincent van Gogh (1853 1890) Wassily Kandinsky (1866 1944) Spanien Gustav Klimt (1862 1918) August Macke (1887

Mehr

Und was uns betrifft, da erfinden wir uns einfach gegenseitig.

Und was uns betrifft, da erfinden wir uns einfach gegenseitig. Freier Fall 1 Der einzige Mensch Der einzige Mensch bin ich Der einzige Mensch bin ich an deem ich versuchen kann zu beobachten wie es geht wenn man sich in ihn hineinversetzt. Ich bin der einzige Mensch

Mehr

Auszug aus der Auswertung der Befragung zur Ermittlung der IT-Basiskompetenz

Auszug aus der Auswertung der Befragung zur Ermittlung der IT-Basiskompetenz Auszug aus der Auswertung der Befragung zur Ermittlung der IT-Basiskompetenz Wir arbeiten in Strukturen von gestern mit Methoden von heute an Problemen von morgen, vorwiegend mit Menschen, die die Strukturen

Mehr

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit Frau Dr. Eva Douma ist Organisations-Beraterin in Frankfurt am Main Das ist eine Zusammen-Fassung des Vortrages: Busines

Mehr

Umfrage zum Thema Fremdsprachen (Spanisch)

Umfrage zum Thema Fremdsprachen (Spanisch) Umfrage zum Thema Fremdsprachen (Spanisch) Datenbasis: 1.004 Befragte ab 14, bundesweit Erhebungszeitraum: 27. bis 30. Januar 2012 Statistische Fehlertoleranz: +/ 3 Prozentpunkte Auftraggeber: CASIO Europe

Mehr

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE im Bundes-Land Brandenburg vom Jahr 2014 bis für das Jahr 2020 in Leichter Sprache

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE im Bundes-Land Brandenburg vom Jahr 2014 bis für das Jahr 2020 in Leichter Sprache Für Ihre Zukunft! Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE im Bundes-Land Brandenburg vom Jahr 2014 bis für das Jahr 2020 in Leichter Sprache 1 Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE

Mehr

Welche Themen sind interessant für japanische Lerner im Fremdsprachenunterricht?

Welche Themen sind interessant für japanische Lerner im Fremdsprachenunterricht? Welche Themen sind interessant für japanische Lerner im Fremdsprachenunterricht? Fumiko Yosida ➀Einleitung Wir haben viele Themen im Deutsch-Unterricht. Aber nicht alle Themen sind immer interessant für

Mehr

Mt 22,15-22. Leichte Sprache

Mt 22,15-22. Leichte Sprache Mt 22,15-22 Leichte Sprache Als Jesus lebte, gab es im Land Israel fromme Leute. Die frommen Leute hießen Pharisäer. Einige Pharisäer mochten Jesus nicht leiden. Diese Pharisäer wollten, dass Jesus ins

Mehr

in diesem Fragebogen finden Sie eine Reihe von allgemeinen Aussagen. Ein Beispiel: Gutmütige Menschen lassen sich leicht schikanieren.

in diesem Fragebogen finden Sie eine Reihe von allgemeinen Aussagen. Ein Beispiel: Gutmütige Menschen lassen sich leicht schikanieren. Sehr geehrte Teilnehmerin, sehr geehrter Teilnehmer unserer Untersuchung, in diesem Fragebogen finden Sie eine Reihe von allgemeinen Aussagen. Ein Beispiel: Gutmütige Menschen lassen sich leicht schikanieren.

Mehr

Die Theorie der Praxis. Die Welt ist so komplex, dass man sie mittels bloßer Wahrnehmung nicht erfassen kann.

Die Theorie der Praxis. Die Welt ist so komplex, dass man sie mittels bloßer Wahrnehmung nicht erfassen kann. Die Theorie der Praxis Die Welt ist so komplex, dass man sie mittels bloßer Wahrnehmung nicht erfassen kann. Beispiel: Am Rücken liegen Tausende von Nervenzellen und sagen dauernd: Da ist eine Stuhllehne.

Mehr

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, Freunde,

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, Freunde, Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, Freunde, wenn ich mir die vergangenen zwei Jahre so vor Augen führe, dann bildete die Aufnahmezeremonie immer den Höhepunkt des ganzen Jahres. Euch heute, stellvertretend

Mehr

Schüler und Lehrer. Teil 1: Was ist Erleuchtung? von Anssi Antila

Schüler und Lehrer. Teil 1: Was ist Erleuchtung? von Anssi Antila Schüler und Lehrer Teil 1: Was ist Erleuchtung? von Anssi Antila Dieses E-Book wurde erstellt für Tamara Azizova (tamara.azizova@googlemail.com) am 25.06.2014 um 11:19 Uhr, IP: 178.15.97.2 Inhaltsverzeichnis

Mehr

offene Netzwerke. In diesem Sinn wird auch interkulturelle Kompetenz eher als Prozess denn als Lernziel verstanden.

offene Netzwerke. In diesem Sinn wird auch interkulturelle Kompetenz eher als Prozess denn als Lernziel verstanden. correct zu verstehen. Ohne Definitionen von interkultureller Kompetenz vorwegnehmen zu wollen: Vor allem gehört dazu, einen selbstbewussten Standpunkt in Bezug auf kulturelle Vielfalt und interkulturelles

Mehr

schlechte Gewissen sind in ähnlichem Maße gewachsen, wie die Verhütungsmethoden sicherer wurden. Seit Einführung der Pille, dem häufigsten

schlechte Gewissen sind in ähnlichem Maße gewachsen, wie die Verhütungsmethoden sicherer wurden. Seit Einführung der Pille, dem häufigsten schlechte Gewissen sind in ähnlichem Maße gewachsen, wie die Verhütungsmethoden sicherer wurden. Seit Einführung der Pille, dem häufigsten Verhütungsmittel in Deutschland, können sich Mütter ganz bewusst

Mehr

Was ist Leichte Sprache?

Was ist Leichte Sprache? Was ist Leichte Sprache? Eine Presse-Information vom Verein Netzwerk Leichte Sprache in Leichter Sprache Leichte Sprache heißt: So schreiben oder sprechen, dass es alle gut verstehen. Leichte Sprache ist

Mehr

Kinder: Grafiken und Karten zu den Lebensverhältnissen weltweit. Wo die meisten Kinder leben Anzahl der unter 15-Jährigen in absoluten Zahlen, 2010

Kinder: Grafiken und Karten zu den Lebensverhältnissen weltweit. Wo die meisten Kinder leben Anzahl der unter 15-Jährigen in absoluten Zahlen, 2010 Schillerstr. 59 10 627 Berlin E-Mail: info@berlin-institut.org Tel.: 030-22 32 48 45 Fax: 030-22 32 48 46 www.berlin-institut.org Kinder: Grafiken und Karten zu den Lebensverhältnissen weltweit Wo die

Mehr

Studieren- Erklärungen und Tipps

Studieren- Erklärungen und Tipps Studieren- Erklärungen und Tipps Es gibt Berufe, die man nicht lernen kann, sondern für die man ein Studium machen muss. Das ist zum Beispiel so wenn man Arzt oder Lehrer werden möchte. Hat ihr Kind das

Mehr

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen 18 «Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen teilnimmt und teilhat.» 3Das Konzept der Funktionalen

Mehr

Leibniz. (G.W.F. Hegel)

Leibniz. (G.W.F. Hegel) Leibniz 3. Der einzige Gedanke den die Philosophie mitbringt, ist aber der einfache Gedanke der Vernunft, dass die Vernunft die Welt beherrsche, dass es also auch in der Weltgeschichte vernünftig zugegangen

Mehr

Herzensrosen, die bedingungslose Liebe und die Schuld

Herzensrosen, die bedingungslose Liebe und die Schuld Herzensrosen, die bedingungslose Liebe und die Schuld Wir leben in einer Zeit des Aufbruchs und des Umbruchs. Viele Menschen machen sich auf und beginnen zu suchen. Sie suchen nach etwas, nach dem die

Mehr

Dr. Hans-Ulrich Rülke. Der nächste Schritt für unser Land Das Kurz-Wahlprogramm in Leichter Sprache

Dr. Hans-Ulrich Rülke. Der nächste Schritt für unser Land Das Kurz-Wahlprogramm in Leichter Sprache Dr. Hans-Ulrich Rülke Der nächste Schritt für unser Land Das Kurz-Wahlprogramm in Leichter Sprache Liebe Bürger und Bürgerinnen, Baden-Württemberg ist Vorbild für Deutschland. Viele andere Bundes-Länder

Mehr

Entwicklung nach der Geburt

Entwicklung nach der Geburt Entwicklung nach der Geburt Entwicklung des Babys nach der Geburt. Wie sich ein Baby in den ersten Monaten entwickelt,verändert und was sich in ihren ersten 12 Monaten so alles tut. Entwicklungsphasen

Mehr