Globale Güterketten und Produktionsnetzwerke
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- Werner Sommer
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Globale Güterketten und Produktionsnetzwerke RVO Kapitalistische Entwicklung in Nord & Süd VO Karin Fischer Projekt Internationale Entwicklung Universität Wien
2 Starting point Staatszentriertheit der Sozialwissenschaften Methodischer Nationalismus State-istics Transnationale Perspektive Fokus auf Verflechtungsräume, Netzwerke Inter/transdisziplinäre Entwicklungsforschung
3 Was erwartet Sie? Teil 1: Teil 2: Teil 3: Veränderungen in der globalen Ökonomie Theorieansatz der globalen Güterketten und Produktionsnetzwerke Globale Ketten/Produktionsnetzwerke und Entwicklung
4 Veränderungen in der globalen Ökonomie quantitativer Anstieg Welthandel, Kapitalflüsse, Direktinvestitionen qualitative Veränderungen
5 Veränderungen in der globalen Ökonomie Qualitative Veränderungen im Handel: räumlich selektiv, aber deep integration früher Handel zwischen unabhängigen Firmen und mit fertigen Produkten oder Rohstoffen (Ricardo!) globale Produktions- und Handelsnetzwerke Handel von Zwischenprodukten
6 Veränderungen in der globalen Ökonomie Handel mit Zwischenprodukten = Kennzeichen einer räumlich gestreuten Produktion Gestiegene Bedeutung der transnationalen Konzerne (TNK) intrafirm und interfirm-handel Handel = hierarchisch, zentralisiert
7 Veränderungen in der globalen Ökonomie ( ) the global economy is a highly complex, kaleidoscopic structure involving the fragmentation of many production processes, and the geographical reallocation on a global scale in ways which slice through national boundaries Peter Dicken 2003 Neue Internationale Arbeitsteilung (NIAT): integration of trade disintegration of production & distribution Aufspaltung des Produktionsprozesses, global production sharing, outsourcing
8 Veränderungen in der globalen Ökonomie ( ) the global economy is a highly complex, kaleidoscopic structure involving the fragmentation of many production processes, and the geographical reallocation on a global scale in ways which slice through national boundaries Peter Dicken 2003 Von Importsubstituierung zur Exportorientierung Strukturanpassung und Washington Konsens Liberalisierung und Deregulierung
9 Transnationale Konzerne (...) ability to break up the production process into different parts and locate them in different countries William Milberg 2008 Von großen vertikal integrierten Multis (1960/70er) zu netzwerkartigen TNK organisatorisches subcontracting und geographisches outsourcing : Flexibilität und Konkurrenz unter den Zulieferern erhöhen, Arbeitskosten senken Konzentration auf Kernkompetenzen mit hoher Wertschöpfung (R&D, Marketing, Branding, etc.)
10 Theorieansatz: Globale Güterketten und Produktionsnetzwerke Produktionskette von Rohstoff bis Entsorgung räumliche Dimension beteiligte Akteure, insbesondere Firmen, und ihre Beziehungen interdisziplinär verschiedene Ansätze The concept `commodity chain refers to a network of labour and production processes whose end result is a finished commodity. Hopkins/Wallerstein 1986
11 Theorieansatz: Globale Güterketten und Produktionsnetzwerke Human- Ressourcen produktionsbezogene DL lead firm Abfall / Entsorgung Reparatur / Service Endverbrauch Einzelhandel Marketing Produktbezogene Strategien: Konzept, Design, Vermarktung Weiterverkauf / Handel Endfertigung Teilefertigung Komponenten Material Infrastruktur (Energie, Transport, Wasser) Kapital- und Ausrüstungsgüter Sturgeon 2001 Rohstoffe
12 Verschiedene Ansätze: Ketten, Netzwerke, Bäume Filiére Frankreich er anwendungsorientierte Entwicklungs- und Wirtschaftsforschung, Planung, Industriepolitik Value Chain Michael Porter 1980er Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, industrial learning, Cluster-Bildung
13 Verschiedene Ansätze: Ketten, Netzwerke, Bäume Commodity Chain (CC) 1980er Hopkins/Wallerstein, Weltsystemansatz Global Commodity Chain (GCC) 1990er Gary Gereffi Global Value Chain (GVC) ab 2000 IDS Sussex Global Production Network (GPN) ab 2000 Dicken/Henderson, University of Manchester
14 ❶ Weltsystemansatz (WST): Commodity Chain Güterketten sind typischerweise in Form eines transnationalen Netzwerks organisiert unterschiedlich geregelte Arbeitsverhältnisse in global organisierten Produktionsprozessen Historische und holistische Makro-Perspektive: kapitalistische Prozesse, Werttransfer, ungleiche Entwicklung Zentrale Frage: How do CC structure and reproduce a hierarchical world system?
15 ❷ Global Commodity Chain (Gereffi) Organisation von globalen Industrien, Sektoranalysen Inter-firm-Netzwerke: Produzenten, Zulieferer, subcontractors, lead firms lead firms und wie diese Ketten/Netzwerke kontrollieren Kohärentes Forschungsparadigma, aber engere Perspektive als Weltsystemansatz Zentrale Frage: How are global industries organized and governed and how does this affect development and upgrading opportunities for firms and regions?
16 Global Commodity Chain als Forschungsparadigma Vier Dimensionen von GCC - Input-Output Struktur - räumliche Dimension: Streuung, Konzentration - Governance Dimension: Macht und Kontrolle - institutionelles Gefüge und Regulierung Idealtypische Formen (Governance) - Producer-driven: Produzent hat die Macht Beispiele: Auto, Computer, Luftfahrt - Buyer-driven: Käuferunternehmen (nicht Konsument!) hat die Macht Beispiele: Konsumgüter, Bekleidung, Spielzeug
17 Idealtypische Formen Produzentendominierte CC ( Machtbeziehung) Produzent Großhandel Einzelhändler, Handelsvermittler in- und ausländische Zulieferer und Teilefertiger Käuferdominierte CC ( Machtbeziehung) Großhandel Ausländische Einkäufer Warenhersteller Markenartikelunternehmen Einzelhandelsunternehmen Kulke 2006
18 ❸ Global Value Chain (IDS Sussex) Organisation und Steuerung von globalen Industrien Wertschöpfung und Werterhaltung in der Kette Koordinationsmechanismen zwischen Firmen und upgrading-möglichkeiten in bestimmten Sektoren anwendungs- und problemlösungsorientiert, Politikempfehlungen Einfluss von Internationaler Management Literatur
19 ❹ Global Production Network (GPN) Verbindet Ergebnisse von GCC/GVC Ansatz mit strukturellerer Analyse Betont Komplexität und Nicht-Linearität der Beziehungen in GPN Netzwerk statt Kette Produktion statt Commodity (Ware) Aber: Netzwerk soll nicht gleichberechtigten Zugang zu Ressourcen suggerieren Machtbeziehungen! Corporate power! Fokus auf Firmen und Inter-firm-Netzwerke plus andere Akteure: Staaten, NGOs, internationale Organisationen, Gewerkschaften etc.
20 Einfache Wertschöpfungskette Kaplinsky/Morris 2000
21 Komplexe Wertschöpfungskette Kaplinsky/Morris 2000
22 Global Commodity Chain: inter firm-beziehungen vertikale Kettendimension
23 Globales Produktionsnetzwerk Henderson et al. 2002
24 Globale Güterketten und Produktionsnetzwerke Erkannte Defizite Fokus auf Firmen und interfirm-beziehungen Vernachlässigung anderer Akteure Produktion als black box: Arbeit, gesellschaftliche Beziehungen, Macht Regulierung, institutioneller Kontext Machbarkeitsstudien zulasten der Analyse von (globalen) Machtstrukturen
25 Produktionsnetzwerke und Entwicklung Fragen (ungleicher) Entwicklung bestimmen von Beginn an GCC/GVC-Forschung Weltsystemansatz räumlich ungleiche Verteilung von Konkurrenz und der daraus folgend ungleichen Verteilung der Möglichkeit, jenen Wert anzueignen, der entlang der Produktionskette geschaffen wird
26 Produktionsnetzwerke und Entwicklung GCC/GVC-Forschung Zugang, Position, Aufstiegschancen von EL / lokalen Firmen in Produktionsnetzwerken Politiknahe Strategien für private und öffentliche Akteure (UN, ILO, CEPAL, GTZ) Entwicklungskonforme und -adverse Formen der Weltmarktintegration feststellen Machbarkeitsstudien zulasten der Analyse von (globalen) Machtstrukturen
27 Produktionsnetzwerke und Entwicklung Strategien Gegenmachtstrategie Globale Güterketten verkürzen und eigene Produktionsnetzwerke schaffen, die weniger global und stärker national integriert sind (Dependenztheorie) Bei jedweder Tätigkeit Wertschöpfung erhöhen und am Ort der Produktion aneignen (WST) Upgrading: lokale Unternehmen sollen ihre Position in globalen Güterketten verbessern (aktuelle entwicklungspolitische Debatten) enge Perspektive akzeptiert ungleiche Machstrukturen
28 Produktionsnetzwerke und Entwicklung: Upgrading Prozess-Upgrading: Effizienz/Qualität steigern oft im Interesse der lead firms Produkt-Upgrading: hochwertigere Güter herstellen im Interesse der Produzenten Funktionales Upgrading: Verbesserung des Produktionsspektrums durch Wechsel zu höherer WS Chain-Upgrading: zu höherwertigen Kette wechseln Firmen-Upgrading: Erweiterung der - Tätigkeitsfelder im Unternehmen, z.b. selbständige Vermarktung - Absatzmöglichkeiten des Unternehmens (neue Märkte, neue Produkte) mehr Unabhängigkeit von der lead firm
29 Produktionsnetzwerke und Entwicklung: EZA Lernen Beispiele Träger gezielte Partnerförderung Lernen in Partnerschaften (spill over-effekte) Hilfe bei Reorganisation von Abläufen Einübung neuer Qualitätsstandards Anpassung von Technologien der lead firm Mächtige lead firm Staatliche Entwicklungshilfe, NGOs Lernen durch Imitation Demonstration durch lead firm lead firms Stamm 2004
30 Produktionsnetzwerke und Entwicklung Zahlreiche Untersuchungen: Institute of Development Studies Sussex (IDS): The Global Value Chains Initiative: International Labour Organisation (ILO): UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL):
31 Produktionsnetzwerke und Entwicklung Global production sharing ließ in EL Produktionskapazitäten und Industriegüterexporte ansteigen aber ohne Erhöhung der Wertschöpfung Transformation der Produktion hat flexible, informelle und unsichere Arbeitplätze erhöht
32 Produktionsnetzwerke und Entwicklung Lead firms verlagern Aktivitäten mit niedriger Wertschöpfung behalten Kontrolle über Bereiche mit hoher WS und hohen Gewinnen Macht der lead firms: wer produziert was/wie/wann in welcher Menge und Qualität Asymmetrische Marktstrukturen: oligopolistische Strukturen bei den lead firms und hoher Wettbewerb bei den Zulieferern (niedrige Eintrittsbarrieren, freie Kapazitäten, Sonderwirtschaftszonen, fallende ToT)
33 Produktionsnetzwerke und Entwicklung Upgrading führt nicht automatisch zu einer höheren WS, da z.b. durch Konkurrenz und zusätzliche Anbieter Preise fallen Selbst wenn WS und Profite steigen, heißt das noch nicht, dass Profite für produktive Investitionen eingesetzt oder durch höhere Löhne weitergegeben werden Integration in GCC/GPN kann auch zu downgrading führen, Beispiel Maquildaoras in Mexiko
34 Produktionsnetzwerke und Entwicklung Upgrading ist ein enges Konzept, basiert auf Wettbewerbsfähigkeit von Firmen in bestimmten Sektoren, akzeptiert ungleiche Machstrukturen (...) it sheds a very partial light on the critical question of winners and losers in today`s global economy. Jennifer Bair 2005
35 Produktionsnetzwerke und Entwicklung: Defizite revisited Produktion als black box: Arbeit, gesellschaftliche Beziehungen Regulierung, institutioneller Kontext Machbarkeitsstudien zulasten der Analyse von (globalen) Machtstrukturen Fokus auf Firmen und interfirm-beziehungen Vernachlässigung anderer Akteure Fragen von Macht und Raum
36 TERMINHINWEIS: JEP Präsentation Journal für Entwicklungspolitik Heft 2 (2009): Global Commodity Chains und Production Networks Wann: Montag, 8. Juni 2009 Zeit: Uhr Ort: Aula des AAKH, Hof 1 Mit: Jeffrey Henderson (Uni Bristol), Martin Hess (Uni Manchester), Ralph Lessmeister (Uni Bayreuth) und Leonhard Plank/Cornelia Staritz (Schwerpunktredaktion JEP)
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