Georgia Sea Grant Ölkatastrophen Update

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1 Georgia Sea Grant Ölkatastrophen Update Ergebnisse/ Handlungsanleitungen vom Georgia Sea Grant Programm: Aktueller Status der BP-Ölkatastrophe Von Chuck Hopkinson, Direktor, Georgia Sea Grant, 17.Aug.2010 (inoffizielle Übersetzung des Georgia Sea Grant Oil Spill Update ) Am 2.August 2010 hat das National Incident Command (NIC) einen Bericht zum Status des Öls der BP-Ölkatastrophe herausgegeben. Über die Ergebnisse dieses Berichts, die nahelegen, dass 75% des Öls verschwunden seien und nur noch 25% übrig sind, wird von den Medien breit berichtet. Trotzdem gibt es eine Zahl unabhängigen Wissenschaftlern, die die Ergebnisse anders interpretieren. Einige behaupten, dass weniger als 10% verschwunden seien, über 90% des Öls noch da wären und das Ökosystem weiterhin bedrohen würden. Wenn man die Empfindlichkeit der Südost-Atlantikküste (der USA) bedenkt und die Möglichkeit in Betracht zieht, dass der Golfstrom das Öl in unsere Richtung (Küste Georgias) tragen könnte, dann ist es besonders wichtig, dass wir herausfinden, welche dieser Interpretationen die zutreffendere ist. Um sich damit auseinanderzusetzen hat die Georgia Sea Grant eine ad-hoc Arbeitsgruppe aus Meeresfachleuten der Universitäten aus Georgia zusammengestellt, die die Schlussfolgerungen des NIC-Berichtes auswerten und interpretieren soll. Diese Gruppe hat herausgefunden, dass die Interpretation dieses Berichts durch die Medien größtenteils ungenau und irreführend war. Öl, welches vom NIC-Bericht als verdunstet oder aufgelöst, natürlich oder chemisch dispergiert kategorisiert wurde, wurde von den Medien größtenteils als verschwunden und als ungefährlich für das Ökosystem bezeichnet. Die Arbeitsgruppe glaubt jedoch, dass das aufgelöste und dispergierte Öl weiterhin vorhanden ist und nicht unbedingt als harmlos eingestuft werden kann. Um den Medien, der Öffentlichkeit, den kommunalen Funktionären und den politischen Entscheidungsträgern den aktuellen Status des Öl im Ökosystem zu illustrieren, konzentriert sich die Gruppe ausschließlich auf das Öl, welches auch wirklich in den Golf von Mexiko gelangte. D.h. Öl, das direkt am Bohrloch ausgefangen wurde, wird nicht berücksichtigt. In der Analyse wird das Öl in Kategorien eingeteilt, die für die weitere Diskussion um Rückgewinnung und ökologische Auswirkungen relevant sind: verbrannt, abgeschöpft, verdunstet, abgebaut und verbleibend. Von den Zahlen des NIC ausgehend, wie viel Öl ins Wasser gelangte, wird dann berechnet, wie viel Öl bis zur Veröffentlichung des NOAA-Berichts überhaupt abgebaut und verdunsten konnte. Der Rest verbleibt in verschiedenen Formen schädigend im Golf. Die Gruppe hat ebenso versucht, zu berücksichtigen, wie sich die Schadenanfälligkeit der Atlantikküstengewässer verändert hat, seit BP das Bohrloch verschlossen hat. Eine Liste der beteiligten Experten findet sich am Ende. 1

2 Wie viel Öl gelangte in den Golf von Mexiko? Die Gruppe war sich einig, dass, wie im NIC-Bericht veröffentlicht, ca. 4,9 Millionen Barrel Öl (ein Barrel entspricht 159 Litern) zwischen der Explosion der Bohrinsel am 20.April 2010 und dem Verschluss des Bohrlochs am 15.Juli 2010 aus der Quelle ausgetreten sind. In dieser Gesamtmenge sind laut NIC-Bericht auch etwa 0,8 Millionen Barrel (17%) enthalten, die direkt vom Bohrloch aus auf Schiffe abgepumpt wurden. Dieses Öl gelangte also niemals wirklich in den Golf von Mexiko. Auch wenn die Arbeitsgruppe BP für das Auffangen dieses Öls in großer Tiefe und unter schwierigsten Bedingungen lobt, wird sich die Analyse ausschließlich auf das Öl konzentrieren, das tatsächlich ins Wasser gelangte und von dem sich der Golf erholen muss. Darum lassen wir auf unseren Tabellen und in unseren Diskussionen die 0,8 Millionen Barrel, die direkt am Bohrloch aufgefangen werden konnten, weg und untersuchen nur den Status der übrigen 4,1 Millionen Barrel, welche wirklich ins Wasser gelangten. Aufgrund dieses Unterschieds lassen sich die Prozentzahlen von unseren Tabellen nicht direkt mit denen vom NIC vergleichen, können aber leicht umgerechnet werden. Ein Beispiel: Die Barrel, die laut NIC-Bericht abgeschöpft oder an der Oberfläche abgebrannt wurden, entsprechen 8% von 4,9 Millionen Barrel beim NIC. Das gleiche Volumen entspricht 10% der 4,1 Millionen Barrel, die tatsächlich ins Wasser gelangten. 26% - Residual noch auf See oder an Strände gespühlt 25% - Evaporated or Dissolved verdunstet oder im Wasser gelöst 16% - Naturally Dispersed natürlich dispergiert (verstreut, verteilt) 8% - Chemically Dispersed chemisch (durch Corexit) dispergiert 3% - Skimmed abgeschöpft 5% - Burned verbrannt 17% - Direct Recovery from Wellhead direkt am Bohrloch aufgefangen 2

3 Abbildung 1: Der NIC-Bericht schließt das gesamte ausgeströmte Öl ein, auch solches, das direkt am Bohrkopf aufgefangen und auf Schiffe an der Oberfläche gepumpt wurde. Die Analyse der Georgia Sea Grant berücksichtigt dieses Öl nicht, da es nie wirklich in den Golf von Mexiko gelangte. Wie viel Öl kann als sicher aus dem Golf entfernt bewertet werden? Der NIC-Bericht schätzt, dass Barrel Öl entweder an der Oberfläche abgebrannt oder abgeschöpft wurden. Was nach Ansicht der Arbeitsgruppe eine vernünftige Schätzung ist. Trotzdem basieren diese Annahmen nach dem Wissen der Arbeitsgruppe auf Informationen, die weder Wissenschaftlern noch der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich und somit nicht von unabhängiger Seite überprüfbar sind. Trotzdem wurden die Zahlen aus dem staatlichen Bericht genutzt und es wurde berechnet, dass 10% des Öls, das tatsächlich in den Golf von Mexiko gelangte an der Oberfläche durch abschöpfen oder abbrennen verschwunden ist. Damit verbleiben noch 90% des Öls, welches in den Golf von Mexiko gelangte, im Wasser. Was passierte mit den verbleibenden 90%? Der NIC-Bericht behauptet, dass das ins Wasser gelangte Öl, das nicht abgeschöpft oder verbrannt wurde, aktuell in einer der vier Formen vorliegt: 1) dispergiert in Mikro-Tropfen 2) chemisch dispergiert in Mikro-Tropfen 3) aufgelöst (einiges davon ist verdunstet) und 4) noch immer im Wasser vorhanden Zusammengenommen liegen die verbleibenden 90% in diesen Formen vor. Die Neigung der Medien, dispergiert und gelöst als verschwunden zu interpretieren, ist falsch. Die dispergierte und gelöste Form kann immer noch hochgradig giftig sein. Des weiteren reicht eine Kategorisierung in vier verschiedene Zustände nicht aus, um zu bewerten, wie viel davon noch als Bedrohung einzustufen ist. Glücklicherweise findet ein natürlicher Abbau- und Lösungsprozess statt, der die verschiedenen Verbindungen, die unter dem Begriff Rohöl zusammen gefasst werden, abbaut. Ganz sicher ist ein nicht unbedeutender Teil des verbliebenen Öls aus dem Golf durch Auflösung oder Abbau verschwunden. Im folgendem versucht die Gruppe abzuschätzen wie viel abgebaut wurde. Wie viel Öl wurde tatsächlich durch Meeresorganismen abgebaut? Es liegen keinerlei Daten zum Abbau von Öl aus dem BP Unfall vor, weder in der wissenschaftlichen Literatur, noch vom National Incident Command. Da eine sehr große Menge des Öls in Form von Mikro-Tropfen im tiefen, sehr kalten Ozeanwasser existiert, ist es schwierig, Abbauraten von anderen Unfällen heranzuziehen, da sie wesentlich dichter an der Oberflächen lagen. Genau damit beschäftigen sich einige wissenschaftliche Studien, die aktuell durchgeführt werden. Die Arbeitsgruppe hat ihre Experten gebeten, so gut wie möglich zu schätzen, welcher Anteil des unter der Oberfläche befindlichen Öls abgebaut wurde. Der Anteil lag zwischen 5% (Abbildung 2) und 10% (Abbildung 3). Aufgrund dieser Annahme haben wir berechnet, dass zwischen und Barrel aus dem Golf durch Abbau verschwunden sind. Dies entspricht 4-8% der Gesamtmenge des Öls, welches in den Golf gelangte. 3

4 Es ist wichtig zu beachten, dass sich der Abbau von Rohöl durch Meeresorganismen hauptsächlich auf kurzkettige Kohlenwasserstoffe bezieht und nicht auf die wesentlich giftigeren polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Reine Mengenberechnungen, wie sie hier gemacht wurden, berücksichtigen diese Verteilung nicht. Die giftigsten Bestandteile von Rohöl sind jene, die wahrscheinlich nicht auf natürlichem Wege abgebaut werden können. (burned verbrannt; skimmed abgeschöpft; degraded abgebaut; evaporated verdunstet) Abbildung 2: Diese Grafik basiert auf den hohen Annahmen zu Verdunstung und Abbau des Öls, woraus sich ergibt, dass noch 70% des Öls im Ökosystem verbleiben. Abbildung3: Diese Grafik basiert auf den niedrigeren Annahmen zu Verdunstung und Abbau des Öls, woraus sich ergibt, dass noch 79% des Öls im Ökosystem verbleiben. Wie viel Öl kann verdunstet sein? Der NIC-Bericht nimmt an, dass 1,2 Millionen Barrel (30%) des am Bohrloch freigesetzten Öls in Wasser gelöst und somit in einer Form vorhanden sind, die verdunsten kann. Damit Öl jedoch verdunsten kann, muss es mit der Atmosphäre in Kontakt kommen. Da nicht bekannt ist, wie viel Öl in welchen Tiefen ist, ist es schwierig zu schätzen, wie viel wirklich die Oberfläche erreichte, um dort zu verdunsten. Die Experten gehen von 25% (Abbildung 3) bis 40% (Abbildung 2) aus. Basierend darauf, gehen wir davon aus, dass zwischen und Barrel Öl in die Atmosphäre verdunstet und somit nicht länger im Golf vorhanden sind. Dies entspricht 8-12% der Gesamtmenge des Öls, das in den Golf gelangte. Aber auch Öl, das in die Atmosphäre verdunstet ist, kann immer noch ökologische oder gesundheitliche Folgen haben. Staatliche Wissenschaftler haben die Frage nach der Anfälligkeit der Gemeinden aufgeworfen, die windabwärts in Regionen am Golf von Mexiko, einschließlich Atlanta, leben. Ein Programm für atmosphärische Probenentnahmen, mit dem 4

5 gemessen werden könnte, wie hoch die Ölkonzentration in der Luft ist und das konstantiert, wie viel verdunstet ist, ist dringend notwendig. Außerdem könnte so bestimmt werden, wo sich das dispergierte Öl in der Luft befindet und wie es sich durch die Region bewegt. Wie viel Öl bleibt übrig? Es hat keine umfassende meereskundliche Untersuchung zu dem gesamten unter der Wasseroberfläche befindlichen Öl gegeben, es gab immer nur kleinere Erkundungen von Regionen, die aus wissenschaftlicher Sicht gerade interessant waren. Darum kann nur geschätzt werden, wie viel Öl sich noch unterhalb des Wasserspiegels befindet. Nach den Berechnungen der Arbeitsgruppe sind etwa 10% des Öls verbrannt oder abgeschöpft worden, 8-12% sind verdunstet, 4-8% wurden abgebaut. Daraus folgt, dass zwischen 70% und 79% des Öls noch unterhalb der Wasseroberfläche verblieben sind. Das entspricht einer Menge zwischen 2,9 und 3,2 Millionen Barrel. Dabei versteht sich, dass diese Rechnung nicht das Öl berücksichtigt, welches in die Sumpfgebiete an den Küsten gespült wurde. Dies ist auch besonders schwer zu berechnen, da dieses Öl größtenteils in tideabhängige Flussmündungen und Buchten gelangt ist oder sich in Sümpfen und Flussbetten eingelagert hat. Wie anfällig sind die Gewässer der Ostküste? Die gute Nachricht ist, dass unsere Anfälligkeit von Tag zu Tag sinkt. Nachdem BP das Leck geschlossen hat, strömt kein weiteres Öl in den Golf von Mexiko und der natürliche Abbau des vorhandenen Öls geht weiter voran. Solange Eddy Franklin (eine Strömung im Golf von Mexiko) weiterhin den Loop Current (schleifenförmige warme Meeresströmung) davon abhält, mit Öl verunreinigtes Wasser in den Golfstrom zu transportieren, sollte nur sehr wenig Öl an die Ostküste gelangen. Und mit der Zeit wird der natürliche Abbau des Öls dessen Konzentration und Giftigkeit weiter verringern. Trotzdem, ohne genaue Angaben zu der Dispersion und den Mischverhältnissen sowohl an der Oberfläche, wie auch in den tieferen Wasserschichten in der Region um die Unglücksstelle, die Verdunstungsraten an der Oberfläche und der natürlichen Abbaugeschwindigkeit zu kennen, kann man kaum etwas darüber sagen, wie lange es noch dauern wird, bis das Öl aus dem Golf verschwunden ist. Die Arbeitsgruppe braucht, während sie Gelder für Probenahmen zur Verfolgung der verschiedenen Formen und Konzentrationen des Öls in den Küstengewässern von Georgia beantragt, weiterhin kontinuierliche Informationen über Abbau und Verdünnung des Öls im Golf von Mexiko und genaue Messungen zum Öltransport des Loop Current und des Florida Current (eine Strömung im Golf von Mexiko). Das Georgia Sea Grant Programm Das Georgia Sea Grant Programm, beheimatet an der Universität von Georgia, hat eine führende Rolle in der Arbeit mit den bundesstaatlichen Gesetzgebern übernommen, um ein Überwachungssystem für das Öl in den Gewässern Georgias und seine Küstengebieten zu entwickeln. Die Georgia Sea Grant hat in Zusammenarbeit mit anderen Südatlantik Sea Grant Programmen verschiedene Veranstaltungen durchgeführt, um den Input der Top-Experten der Region aus den Bereichen der physikalischen, petrochemischen und chemischen Meereskunde zu sammeln. Damit kann herausgearbeitet werden, auf welchen Wegen und in welcher Form Öl aus dem Golf von Mexiko in die Südatlantischen Gewässer gelangt. 5

6 Die Georgia Sea Grant unterstützt Untersuchungen, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit um Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Vitalität im Küstengebiet Georgias voranzutreiben. Durch Verbesserung der öffentlichen Ressourcenpolitik, Ermunterung zu weitsichtigen Entscheidungen in den Gebieten Wirtschaft und Fischerei, Vorhersehen von Anfälligkeiten für Veränderungen und die Ausbildung der Bürger hin zu selbständigen Verwaltern der Küstengebiete wird dies bewerkstelligt. Für weitere Informationen zum Georgia Sea Grant wenden sie sich bitte an Jill Gambill, Communications Director oder besuchen sie unsere Homepage: Liste der Teilnehmer: Jay Brandes, Skidaway Institut of Oceanography Chuck Hopkinson, Department of Marine Sciences, University of Georgia Samantha Joye, Department of Marine Sciences, University of Georgia Richard Lee, Skidaway Institut of Oceanography Ming-yi Sun, Department of Marine Sciences, University of Georgia Deutsche Übersetzung: Mattias Schürbrock 6