2 Fertigungs- und kostengerechtes Gestalten
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- Minna Meinhardt
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1 2 Fertigungs- und kostengerechtes Gestalten Fertigungsgerechtes undkostengerechtes Gestalten sind untrennbarverknüpft, dennesgeht beimfertigungsgerechten Gestalten keineswegs nur darum,dass ein Bauteil überhaupt herstellbar ist, sondern dass es bei voller Erfüllung der Funktion mit möglicht geringen Gesamtherstellkosten gefertigt und montiert werden kann. Wenn imweiteren Text nurmit dembegriff fertigungsgerechtgearbeitetwird,istalso immer die synonyme Bedeutung des Titelsgemeint. 2.1 DieVerantwortungdesKonstrukteurs Auf demwegzumfertigungsgerechten Bauteil bzw.erzeugnis helfen die in[34]dargelegtenunderläutertenregeln F1bis F4,sie lassen sichdurchregeln zurgestaltungvongussstücken,schweißkonstruktionen und Blechteilen sowie zur spanenden Bearbeitung und Montageuntersetzen siehetafel2.1. Werkstoffgut ausnutzen! RohteilgleichFertigteil(z.B.bearbeitungsfreieGussstücke)oder RohteildemFertigteilweitgehendangenähert StufenarmenFertigungsprozessanstreben! MinimaleAnzahlvonAufspannungenanstreben! In einer Aufspannung fertigbearbeiten! WenigeEinzelteileanstreben! Grundregeln und Kernaussagenzur Gestaltung von Guss-, Schweiß-und Blechkonstruktionen: Gussstücke lassenkompliziertegestaltzu,abernichtjedegestaltistökonomischvertretbar! Schweißkonstruktionen kennenkeinebaugrößenbegrenzung und benötigen kein Modell. Die beste Schweißkonstruktion hat wenigeschweißnähte! BeiBlechkonstruktionenistdiegleichmäßigeWanddickedurchgeschickteGestaltungzu kompensieren! Blech- und Schweißkonstruktionen kennenkeinetechnologischbedingtemindestwanddicke LeichtbauistPflicht! Tafel 2.1 Regeln des fertigungsgerechten Gestaltens In[34]istdas fertigungsgerechtegestalten eingeschränktaufdie Mengenbereicheder Einzel-und Kleinserienfertigung.Für Studierende des Maschinenbauswird damit nach demtechnischen Zeichnen die Grundlagefürden Einstieg in die Maschinenelemente und die erstenkonstruktionsbelege gebildet.das vorliegende,darauf aufbauende Buch erfasst auchdie BereichederSerien-undGroßserienfertigung.Dabeiistesnichtmöglich,auchnur annähernd eine Vollständigkeit zu erreichen,wenn es einhandhabbaresbuch sein soll allein die Fülle der Fertigungs-und Fügeverfahren lässtdasnichtzu. Da unter Nutzung der fertigungstechnischen Möglichkeiten und Einrichtungen eigentlich jedebeliebige Gestalt erzeugtwerden kann Bild 2.1 steht für den gestaltenden Konstrukteurgrundsätzlich immer diefrage:
2 32 2 Fertigungs-und kostengerechtes Gestalten Wasistbezahlbar?Oderbessergefragt: Wieist minimaler Aufwand von Teilefertigung bis Endmontage erreichbar? Bild2.1 FertigungsgerechtesGestalten,wasistmöglich?DasgeschmiedeteTor(Detail)und die Blechtreibarbeit(Goldener Reiter,Dresden)geben die Antwort:Alles! EsgibtBemühungen,demKonstrukteurdieQuellenallerHerstellkostenzubenennenund die Kosteneinflüsse zu verdeutlichen siehe[15]. Dieser Ansatz ist gut, er darf aber nicht daringipfeln,denkonstrukteurzumkostenrechnerzuentwickeln.derkonstrukteurhat sein eigenes Aufgabenfeld,aber braucht Unterstützung. KostendenkenistGemeinschaftsaufgabe!(freinach[15]) Das trifftinsbesondere für den Anfang einer Neuentwicklung zu,der nie allein von der Konstruktionsabteilung getragenwerden sollte. Einigeweitere Aussagenhierzu sind im Abschnitt 5.1 dargelegt.welche Möglichkeiten kann aber den Konstrukteur direkt erreichen? Hierzuempfiehlt[15]: Der Konstrukteur informiert sich selbst im Unternehmen(sollte selbstverständlich sein) Der Konstrukteur wird vomfertigungsberater informiert nachanruf bei Rundgang zufestenzeiten durch ständigen Kontakt Berater hat seinen Arbeitsplatz imkonstruktionsbüro undübt fertigungstechnischezeichnungskontrolle aus DerKonstrukteurkontaktiertdenentsprechendenZulieferer(Gießerei,Modellbau usw.) Verstehtesder Konstrukteur, zumrichtigen ZeitpunktseinerKonstruktionsarbeitendem Berater die richtigen Fragen zu stellen,kann diese Art der Unterstützung sehr hilfreich sein. VomBerater sinddurchauswichtigehinweisezu erhalten. Die zur einfachen konstruktiven Lösung führendenschlussfolgerungen sindkonstrukteuraufgabe,erfordernvielübung,
3 2.1DieVerantwortungdesKonstrukteurs 33 viel konstruktivesgefühl, Geduld und gute Lehrerwährend der Ausbildung und inder Phasedes Berufseinstiegs.Fehlt eine solche Führung,können Konstruktionenwie in Bild 2.2 entstehen.nach der Bereinigung der konstruktiven Funktionsmängel wie bei fast jederneukonstruktion wardiesemaschine über mehrere Jahre in Serienfertigung,die Kompliziertheit blieb. DieMaschinewurdeübervieleJahre produziertunderfolgreicheingesetzt. ErstdiezweckmäßigereNachfolgegenerationoffenbartedieKompliziertheit:DieAl-Gussabdeckung erfordert FräseninfünfEbenenunddieBearbeitung einer großen Rundung. Kompliziertkonstruierenistleicht! Bild 2.2 Revolverkopf eines Drehautomaten(Abdeckhaube demontiert, sieheauch Bild3.82) Es mussbetontwerden,dasshiermitdembegriff einfach nichteineprimitivegestaltung, sonderndie Tendenz zu einergenialeinfachen Konstruktion gemeintist. Die zweifolgenden Beispiele sollen zumweiteren Verständnis beitragen.so wird mit Bild 2.3 eine kostensparende Lösung vorgestellt, die durchausnoch verbessert werden kann. Bild2.3 BeispielefürkostengünstigeBlechkonstruktionen, hergestellt aufnc-stanzmaschine [15] DieUmstellungeinesGusslagerbocks aufein einfachesblechteilführtezu einerbeeindruckenden Kosteneinsparung. Die Blechteilgestalt istdagegenenttäuschend.hier ist der Begriff primitiv anwendbar. Die Blechdicke ließe sich ohne Weiteres verringern, wenn Ecksicken und einegezogene Lagerstelle Anwendung finden würden,wasebenfalls aufnc- Stanzmaschinen machbar ist. Der in Abschnitt 1.1 erwähnte Meißelhalter liegt auf gleicher Ebene.
4 34 2 Fertigungs-und kostengerechtes Gestalten Ein häufiger Mangel bei Schweißkonstruktionen besteht darin, dass vorangegangene Gusskonstruktionen einfach nachgebildet werden, ohne die veränderten Gestaltungsmöglichkeitenzubeachten.DieLagerschaleTeil4inBild2.4 isteinderartigesbeispiel.hinzu kommt,dassdiesesteilmiteinerdickevon50mmnurdurchwarmumformunggebogen werden kann und vor demschweißen noch bearbeitet werden muss. Nachteile:NähteNliegenindenArbeitsflächen,Teil4:Blechbiegeteil(t=50)mitBearbeitungvor demschweißen Hinweis:DerRaumunterTeil4wirdalsÖlkammergenutzt;Einfüll-,ÖlstandskontrolleundAblassschraubesindnichtdargestellt.DieSchweißkonstruktionwurdevermutlichnachdemVorbildeiner ähnlichen Gusskonstruktion gestaltet. Bild 2.4 Stehlager-Gehäuse-Unterteil[76] Die in der BearbeitungsebeneliegendeNahtNwarAnlassfürdie Lösung nachbild 2.5. Der Gestaltungsansatz mit den Brennschneidteilen 4 ist zu begrüßen und ErgebnisderBeratung mit dem Schweißingenieur[76].Aber auch er bleibt der ursprünglichen Gestalt zu starkverhaftet. DieNachteile, insbesondere die Nähte N, wurden beseitigt,das BiegeteilwurdedurcheinhalbesRohrstück6ersetzt.DieTeile4sindBrennschneidteile(t=70).DieAnzahlderSchweißnähtewurdenicht verringert. Bild2.5 Stehlager verbesserte Variante[76]
5 2.1DieVerantwortungdesKonstrukteurs 35 Aufgabe2.1 Verringern Sie die Anzahl der Schweißteile unter Beibehaltung des Gestaltansatzes durchbrennschneiden/laserschneiden.dieölkammeristbeizubehalten. Die zweite Haupteinflussgröße neben derwahl des Hauptfertigungsverfahrens und der gestaltbedingten Anzahl der Fertigungsoperationen geht vomverwendeten Werkstoff und dererforderlichenwerkstoffmengeaus.nebender funktionsbedingtenbaugrößehatder Konstrukteur mit der Wahl der Wanddicke seiner Bauteile darauf den größten Einfluss, und er sollte sich bewusstsein,dass diematerialkosten ein Mehrfachesder Lohnkosten betragenkönnen[15]. Zu Werkstoffen und Wanddicken EffektivesGestalten ist nicht denkbarohnewahl eineswerkstoffes mindestensjedoch derwerkstoffgruppeundunterumständeneineshalbzeugs(z.b. BlechoderProfilmaterial).Voraussetzung für die Werkstoffwahl ist neben der selbstverständlichenkenntnisder Werkstoffeigenschaftendie KenntnisderKosten.Die Relativkosten nachbild 2.6 sind für denkonstrukteurausreichend. Bild2.6 BeispielfürWerkstoff-Relativkosten(Kv*=KostenproVolumenbezogenaufUSt32 Rundmaterial)[15]
6 36 2 Fertigungs-und kostengerechtes Gestalten Für Gusswerkstoffe gilt seit längerem[15]: Grauguss:Kugelgraphitguss :Temperguss:Stahlguss= 1: 1,2...1,5 :1,7 :2,0...2,5 In einem gut geführten Unternehmen sollten aktuelle Relativkosten einer dem Erzeugnisspektrumangepassten Materialauswahlliste selbstverständlich sein,wobei Richtwerte für Mindestmengenzuschlägenicht fehlen sollten. JederWerkstoff kann zweckmäßig und unzweckmäßig eingesetzt werden.biegebeanspruchtenatursteinquaderkönnennurgeringeabstände überbrückenund erforderngeringe Pfeilerabstände; die Belastbarkeit gegenüber einer Gewölbebrücke ist gering.der falsche und richtige Einsatz der Konstruktionswerkstoffe im Maschinenbau ist nicht immer so augenscheinlich. Bild2.7 JederWerkstoff kann zweckmäßig und unzweckmäßig eingesetzt werden Die Wahl der Wanddickeist nicht immer allein an Beanspruchung und Berechnung gebunden.während bei Schweißkonstruktionen und Blechteilen geringste Wanddicken keine grundsätzlichen Fertigungsprobleme darstellen,ist das beiguss- undschmiedestücken anders. Wird bei Gussaller Art eine bestimmte minimale Wanddickeunterschritten(für jede Werkstoffart und jedes Gießverfahren sind das unterschiedliche Werte), fließt der Werkstoff nicht mehr odernurunvollkommen in denformspalt. Mit Sondermaßnahmen kann die minimal gießbarewanddickeeventuell herabgesetzt werden,aberdasbedeutet KostensteigerungoderunerwünschteVeränderungderGusseigenschaften.Die fürden Konstrukteur maßgebendewanddicke istdaher immer die von der Gussstückgröße abhängige, ohne Sondermaßnahmen gießbare Wanddicke.Diese Minimalwanddicke ist zweifellosauchvomgießerei-know-howabhängig.beigesenkschmiedestückenbestehtebenfalls eine ähnlich geartete minimale Wanddickengrenze.
7 2.1DieVerantwortungdesKonstrukteurs 37 Gutkonstruierte Gussstückesindaus minimal gießbarenwanddicken aufgebaut und beherrschen diebeanspruchung durch eine zweckvolle kraftgerechte Gestaltung siehehierzu Tafel 2.2 die Zeit klotziger Wanddicken sollte überwunden sein. Bild 1.8 links zeigt ein solch negativesbeispiel,dagegen stehtderdoppelflanschnachbild 2.8. K1: LeiteKräfteaufkurzenunddirektenWegen! K1.1: Zug istdieökonomischste Beanspruchungsart! K1.2: Jede vermiedene Kraftumlenkung beseitigt werkstoffaufwändige bzw.verformungsungünstige Biegung! K2: Strebe bei nicht vermeidbarer Biegung kurze Biegelängen an! K3: Ordne jeder Beanspruchungsart den entsprechenden materialökonomischen Querschnittzu! K3.1: Biegeträger sollten dem Biegemomentenverlauf angepasst werden! K3.2: BeachteGrößeneinfluss undherstellbarkeit bzw.herstellaufwand! K4: Torsion bei offenem Querschnitt verlangt Dreieck- oder Diagonalverrippung. K5: Öffnungen in geschlossenentorsionsquerschnitten in Größeund Anzahl auf ein Minimumbegrenzen. Kraftgerechte Blechteilezeichnensich durchsicken,bördel, Abkantungen, Wölbungen undspiegel aus. Tafel 2.2 Grundregeln des kraftgerechten Gestaltens und Kernaussagenzur kraftgerechten Blechteilgestaltung
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