24. / 25. Februar Zahlen, Fakten, Trends die Milchwirtschaft 2016
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- Katja Hafner
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1 Molkereik Der achte Molkereikongress fand in einer sehr schwierigen Situation für die Milcherzeuger und -verarbeiter statt. Verbunden damit war das große Interesse, statt 150 Teilnehmern in den letzten Jahren waren es in diesem Jahr gut 190. Die Teilnehmer kamen u. a. von mehr als 25 in- und ausländischen Molkereiunternehmen. Dr. Andreas SCHWIERZ, Berlin 24. / 25. Februar 2016 Investition Investition in in die Zukunft Strategien Strategien und Absatzmärkte und im im RAMADA Hotel München Messe Molkereikongress 2016 in München versammelte 190 Te Ein breites Vortragsangebot kennzeichnete den diesjährigen Molkereikongress in München. Die von der conference group aus Frankfurt/Main durchgeführte Veranstaltung befasste sich einerseits mit Problemen der aktuellen Milchmarktsituation und möglichen Lösungsansätzen. Andererseits stellten mehrere Molkereiunternehmen ihre Vorhaben für die aktuelle Festigung und weitere Entwicklung dar. Umrahmt wurde die zweitägige Veranstaltung von einer Ausstellung verschiedener mit der Molkereiwirtschaft eng verbundener Unternehmen wie z. B. AF Packing Solution, DMA Maschinen- und Anlagenbau, Hajek, Grunwald, Alpma, Egemin, IE Food, Watson Marlow, Nagel Group, Frischpack, Tetra Pack und Chr. Hansen. Zahlen, Fakten, Trends die Milchwirtschaft 2016 Zu diesem Thema sprach Enrico Kriens von der Nielsen Company (Germany) GmbH. In seinem Beitrag ging der Referent auf den Absatz und Umsatz in der weißen und gelben Linie enrico Kriens Sponsoren: 2015 in Deutschland ein. Als positiv bewertete er die gestiegene Nachfrage bei halbfettem Schnittkäse, In Zusammenarbeit mit: Medienpartner: Es referieren und diskutieren u. a.: Blauschimmel- und Fetakäse. Beim Handel stellte er fest, dass die Anteile von Promotion-Aktionen von 2013 bis 2015 im LEH deutlich gestiegen sind. Unter den von ihm angeführten aktuellen Trends gab es neben bereits bekannten auch einige neuere so Produkte mit hoch Eiweiß weniger Fett, e-commerce oder auch Veggie. Zu den Produkten - mit hoch Eiweiß und weniger Enrico Krien Sebastian Wolff Christian Hain The Nielsen Fett Company zählte Rabobank er Arla Skyr, Milbona Alpenhain Skyr und Optiwell Der Cremige. Zu einer Umfrage hinsichtlich des Wunsches bei den Verpackungsgrößen machte Kriens darauf aufmerksam, dass 37 Prozent der Umfrageteilnehmer bei abgepackter Wurst, 30 Prozent bei Käse im Stück bzw. in Scheiben und 17 Prozent bei Milch im Handel an kleineren Abpackgrößen interessiert sind. Dabei handelt es sich überwiegend um Einbzw. Zweipersonenhaushalte, Paare ohne Kinder oder ältere Singles. Stephan Tetra Pak 226 DMW Die Milchwirtschaft 7/2016 (7. Jg.)
2 reikongress 2016 ft im Fokus im Fokus 0 Teilnehmer ein innovatives Produktangebot starke Marken Zugang zu attraktiven Märkten und Kanälen eine effiziente Wertschöpfungskette eine hohe Flexibilität im Unternehmen eine schlagkräftige Organisation eine ausreichende Finanzkraft und Investitionsfähigkeit. Die von ihm genannten drei Grundtypen von Geschäftsmodellen zeichnen sich durch jeweils hohe Industrialisierung oder Volumenflexibilität oder Spezialisierung aus. Dabei gab er die Hinweise, dass es keine Strategie von der Stange gibt und man manchen gerald Lindinger Pesendorfer Weg besser nicht allein gehen sollte. Auf Fragen eingehend, sagte er, dass in Deutschland die Konzentration unter den Molkereien zunimmt, für kleinere aber dennoch Chancen bestehen. Ein Exportpotenzial besteht für die Molkereien noch weiterhin, die Schwellenländer werden aber auch investieren. Ein Ausblick auf die Internationalen Märkte für Milch und Molkereiprodukte Zu diesem Thema machte Sebastian Wolff von der Rabobank in Frankfurt/Main seine Ausführungen. Einleitend wies er auf gewisse Spezialisierung, Flexibilisierung, Analogien der aktuellen Milchmarktsitua- Internationalisierung welche tion und der des Jahres 2009 hin. Seiner Einschätzung Geschäftsmodelle gewährleisten nach haben heute mehr Faktoren Zukunftsfähigkeit und nachhaltige als damals einen Einfluss. Als wichtig bewersitives Erträge tet der Referent, dass Milch weiterhin ein po- Image besitzt, die Butternachfrage gestiegen ist und der iranische Markt sich Zu Beginn führte Gerald Lindinger Pesendorfer Europevon Beemster der Dr. Deutschland Wieselhuber Privatmolkerei & Partner Bechtel für europäische Stephan Karl Christa Langen Martin Miller Tetra Pak Mid GmbH aus, dass seit 2012 die Rentabilität Milch erzeugnisse und Profitabilität in den großen internationalen öffnen könnte. Er Molkereiunternehmen rückläufig wa- nannte auch Bei- ren. Die gleichen Werte bei den deutschen spiele, wo schon Molkereien liegen unter dem Durchschnitt große europäische Ein Business-Event der: derer für die gesamte Lebensmittelindustrie. Milchverarbeiter Er nannte in seinem Beitrag acht Hebel, die in Afrika Fuß gefasst haben, so z. für ein funktionierendes Geschäftsmodell von wesentlichem Einfluss Conference sind: B. Arla in Senegal Vorhandensein von Group differenzierender oder Danone und Rohware sebastian Wolff Ornua in Nigeria. Kongress Er informierte aber auch darüber, dass für die vier wichtigsten Molkereiprodukte die Preise deutlich gefallen sind und unter dem Niveau von 2009 liegen. Er sieht auch die EU, ein wichtiger Spieler am Weltmilchmarkt, mit in der Verantwortung für das Entstehen der aktuellen Situation. Nach einer Beleuchtung einzelner Länder bzw. Regionen schätzte er u. a., dass: 2016 nicht unbedingt besser als 2015 wird, sondern eher schwieriger ein Aufholbedarf für deutsche Molkereien im Ausland besteht in Russland ein Comeback stattfinden kann, aber nicht im bisherigen Umfang ein Teil der Überproduktion bereits seine Abnehmer gefunden hat sich der Markt zu teureren Produkten hin bewegt. Internationale Trends und Innovationen im Molkereibereich Die Referentin, Julia Büch vom Unternehmen Mintel International, nannte als einen wichtigen Trend das Comeback der Butter. Dies zeigt sich in mehr Produkten aus Margarine mit Butter, in der zunehmend positiveren Wertung der Sahne aber auch der Milch, z. B. mit das Gute in der Sahne oder das Gute in der Milch. Eine gestiegene Nachfrage nach Joghurt griechischer Art unter- Julia Büch streicht diese Entwicklung. Andererseits bleibt Zucker weiter in der Kritik. Im Zeitraum 2010 bis 2015 ist der Zuckergehalt im europäischen Joghurt nicht zurückgegangen. Es gibt Initiativen, den Zucker durch die Verwendung von Stevia, z. B bei Jovia von Herzgut, zu ersetzen. Julia Büch wies auch auf die vielen Neuerungen mit Zusatz Gluten frei, Laktose frei oder Vegetarisch hin. Dabei unterstrich sie, dass Deutschland der Treiber bei den laktosefreien Produkten ist. Hier werden vor allem pflanzliche Alternativen von Soja-, Reis- oder Kokosmilch bzw. von Erbsen- oder Lupinenprotein genutzt. Die Kunden wünschten eine Abkehr von der puren laktosefreien Milch hin zur schmackhaften Milch, analog wie frische Milch. Das Gebiet des Snackings (Zwischen- DMW Die Milchwirtschaft 7/2016 (7. Jg.) 227
3 mahlzeit, Außerhauskonsum) gewinnt an Bedeutung. So hat z. B. das US-Unternehmen Chobani Joghurtprodukte für jede Tageszeit mit verschiedenen Zusätzen auf den Markt gebracht. Verstärkt hat sich die Sortimentserweiterung bei den Molkereiprodukten, wie z. B. Joghurt oder verschiedene Käsearten, durch den Einsatz von Samen (Lein, Kürbis, Sonnenblumen, Sesam oder Amaranth), von Nüssen oder Trockenfrüchten. Neubelebung des globalen Milchmarktes Das neue Gute der Milch Nach Aussage des Referenten, Stephan Karl von Tetra Pak Mitteleuropa, wird Milch noch immer als gesund, schmackund nahrhaft angesehen. In einer eigenen Studie in Karl Stephan acht Ländern der Welt bestätigten 84 Prozent der Teilnehmer keine Veränderung in ihrer positiven Einstellung zur Milch. Eventuelle Ablehnungen gingen seinen Worten nach nicht auf negative Ursachen zurück. Dagegen erwartet man von der Milch, dass sie: rein und Natur belassen sein soll, einen hohen Eiweißgehalt besitzen soll und einen höheren Calcium-Gehalt haben sollte. Unter den Trends bei Produktneuheiten führte der Referent den Wunsch nach Genuss, nach reiner Milch Biomilch, Laktosefrei, geeignet als Mahlzeitersatz bzw. Zwischenmahlzeit, aber auch für den Verzehr unterwegs an. Als interessante Angebote nannte er Joghurtdrinks, Milch-Honig- Drinks, Proteinshakes aber auch die verschiedenartige Verwendung des ungekrönten Champions, der Buttermilch. Für sehr wichtig erachtet er die Notwendigkeit, zu jedem der neuen, unverzichtbaren Produkte eine Gute Geschichte in petto zu haben. Wohin mit der Milch? Trockenprodukte und deren Marktchancen und Abhängigkeiten im In- und Ausland Im Zentrum der Betrachtung des Referenten, Georg Herbertz vom gleichnamigen Dairy Food Service in Kempten, standen die Produkte Vollmilch- und Magermilchpulver sowie Molkenpulver. In seinem Beitrag benannte er ein breites Einsatzspektrum insbesondere in der Georg Herbertz Lebensmittelindustrie. In letzter Zeit kommt der Erzeugung dieser Produkte eine große Bedeutung zur Marktentlastung des überversorgten Milchmarktes zu. Dies ist möglich, da sich insbesondere Magermilchpulver durch eine gute Haltbarkeit, eine kostengünstige Lagerung wie auch durch die Möglichkeit eines weltweiten Transportes auszeichnet. Außerdem lässt sich das Magermilchpulver wieder gut zu den verschiedensten Milchprodukten umarbeiten. Auf die augenblickliche Preissituation am Milchmarkt eingehend, wies der Referent darauf hin, dass die Preise für Molkereiprodukte erst wieder steigen können, wenn die Lager für Milchpulver immer wieder geräumt werden. Sie haben auch nur eine bestimmte Kapazität und auch Magermilchpulver sollte eine bestimmte Lagerzeit (drei Jahre) nicht überschreiten. In einer nächsten Gruppe von Beiträgen stellten Referenten von in- und ausländischen Unternehmen neue interessante Arbeitsfelder vor. Der Spezialist für heiße Käse weniger ist manchmal mehr In einem Gespräch mit dem Moderator der Tagung, Dirk Lenders von der Lebensmittelzeitung, stellte der Geschäftsführer des Unternehmens Alpenhain Käsespezialitätenwerk GmbH & Co. KG, Christian Hain, dieses vor. Jährlich werden rund t Käseerzeugnisse in 250 Artikeln im Wert von 110 Mio. erzeugt. Seine Produkte sind geeignet für eine schnelle Conveniencenutzung und folgen dem Trend weg vom Fleischverzehr. Die Christian Hain Rohmilch Alpenmilch wird im Umkreis von 50 km um den Verarbeitungsbetrieb von Familienbetrieben mit 27 bis 30 Kühen bezogen. Die Milch wird täglich eingesammelt. Der Geschäftsführer stellte fest, dass der Markt für heißen Käse mehr und mehr durch eine veränderte Nachfrageentwicklung zu einem ganzjährigen geworden ist. Dies wird unterstützt durch eine verlängerte Haltbarkeit bei Camembert bis zu neun Monaten bzw. durch die Haltbarmachung von Obazda mit anschließendem Export z. B. nach Australien. Den Vorteil für die Zukunft seines Unternehmens sieht Hain u. a. in schnellerer Reaktionsfähigkeit bei neuen Trends, in der hohen Kompetenz bei den Marktkenntnissen sowie in der Teilung des Absatzes in verschiedene Vertriebskanäle. Die Möglichkeiten für eine Mengensteigerung sind nach seiner Meinung bereits gegeben. Personalentwicklung der Zukunft die erfolgreiche Weiterentwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften Nach Aussagen der beiden Referentinnen, Franziska Stöckigt und Eva Staudacher, haben die Mitarbeiterbindung und -entwicklung für ihr Unternehmen, die Zott SE & Co. KG, eine Franziska Stöckigt sehr wesentliche Bedeutung. Das spiegelt sich auch im Verhältnis des Unternehmens zur Nachhaltigkeit wieder. Neben der Konzentration auf solche Bereiche wie Rohstoffbeschaffung, Verarbeitung und Transport sowie Gesellschaft und Soziales steht der Mitarbeiter aktiv. Hierunter fällt für das Unternehmen die Sorge um die Gesundheit der Mitarbeiter, die Gestaltung von ergonomischen Arbeitsplätzen wie auch die Organisation von Mitarbeitersport. Die Mitarbeiterbindung wird u. a. durch deren Wert- Eva Staudacher 228 DMW Die Milchwirtschaft 7/2016 (7. Jg.)
4 Kongress schätzung hinsichtlich ihres Könnens, Wollens und Dürfens gefördert. Außerdem werden mit den Mitarbeitern jährlich Gespräche durch die zuständigen Führungskräfte geführt. Im Unternehmen werden Entwicklungsvereinbarungen mit dem Mitarbeiter eingegangen, deren Festlegungen unter Kontrolle genommen werden. Damit erhält der Mitarbeiter Anregungen für Eigenaktivitäten sowie das Gefühl eines sicheren Arbeitsplatzes. Für die Führungskräfte besteht ein spezielles Leadership Development Programm. Als Ergebnis wird eine Verbesserung der Qualität des Managements angestrebt. Die grünste Käserei der Welt Die Referentin, Christa Langen von Beemster Deutschland, ging in ihrem Beitrag auf die Milcherzeuger, die Örtlichkeit der Verarbeitung und einige spezielle Aussagen zur neuen Produktionsstätte, der grünsten Käserei, ein. Der Beemster Polder, ein UNESCO-Welterbeobjekt in den Niederlanden, ist der Stand- ort der Milcherzeugung und -verarbeitung. Die Molkereigenossenschaft Cono Kaasmakers bezieht von den 460 auf dem Beemster Polder wirtschaftenden Milcherzeugern deren Christa Langen Milch. Neben Käse als Hauptprodukt werden auch Sahne, Magermilch, Milch- und Molkenpulver hergestellt. Bei der Marke Beemster handelt es sich um einen besonderen Käse, der sich durch Geschmack und Geschmeidigkeit auszeichnet. Dazu wird er noch traditionell erzeugt, die Milch mit niedriger Temperatur pasteurisiert, der Käsebruch noch von Hand gerührt und das Ganze nach einem geheimen Rezept. Unter den Nachhaltigkeitszielen stehen die hohe Teilnahme der Kühe am Weidegang (zz. 70 Prozent, das zukünftige Ziel 90 Prozent) sowie eine maximale Transparenz über alle Stationen von der Kuh bis zum Konsumenten oben an. Interessant war die Einbeziehung von NGOs in die Vorbereitung und Durchführung des Baus der o. g. Käserei. Während bisher t Käse erzeugt wurden, sollen es zukünftig t sein. Aber noch wichtiger ist es, in der neuen Käserei dieselbe Qualität und Eigenschaften des Käses wie in der alten Produktionsanlage zu erreichen. Tue Gutes und rede darüber: Po tenziale in der Nachhaltigkeits kommunikation Die Referentin, Patricia Kief von der Ornua Deutschland GmbH, vertritt das Unternehmen Ornua Irland zu dem 33 Molkereien mit Farmern als Milchlieferanten gehören. Es ist auch zugleich der Erzeuger der Produkte unter der Marke Kerrygold. Die Nachhaltigkeitsbetrachtungen beginnen in der Milcherzeugung, da hier bereits 90 Prozent der anfallenden Emissionen entstehen. Bei den Betrachtungen geht man von einer Sehen Sie sich LIVE die Bottom Up Technologie unserer hygienischen Absackung an unserem Stand an! April 2016 Nürnberg, Deutschland Halle 1, Stand #223 Sehen Sie sich LIVE die Bottom Up Technologie unserer hygienischen Absackung an unserem Stand an! PTCHRONOS.COM DMW Die Milchwirtschaft 7/2016 (7. Jg.) 229
5 Einheit beim Denken, Handeln, Messen und Kommunizieren aus. Die Schwerpunkte in der Nachhaltigkeit liegen im jährlichen Nachhaltigkeitsaudit, in Patricia Kief der Reduzierung/ Vermeidung von Kohlendioxidfreisetzung, in der Beibehaltung der guten Produktqualität sowie in der Wahrnehmung der sozialen Verantwortung des Unternehmens. Im Unternehmen arbeitet man weiter an der Markenprofilierung für Kerrygold. So erhält der Kunde gleich über die Verpackung Informationen zur Grünfutter basierten Tierernährung sowie zur Produktion der Weidemilch. Diese hat einen großen Anteil an der starken Gelbfärbung der Butter. Auch die in Deutschland vertriebene Butter der Marke Kerrygold wird in Irland produziert und in Deutschland am Standort Neukirchen/Vluyn abgepackt. Hierzulande unterstützt das Unternehmen u. a. die Initiative Pausenbrot, den Immersatt e.v. sowie den Neukirchener Erziehungsverein. Langfristige Produktivitätssteigerung entlang der Wertschöpfungskette durch vollständige Prozessintegration Der Redner, Martin Müller vom Qualitätsund Prozessmanagement der Privatmolkerei Bechtel, nannte als Stichwort für seinen Beitrag die Fabrik echtzeitfähig zu machen. Das setzt ein lebenslanges Lernen voraus. Bei Bechtel werden Magermilch und Molke verarbeitet, Milchprodukte und Dessert vor allem für Lidl hergestellt sowie Käse in Kooperation mit Hochland erzeugt. In der Zusammenarbeit fordert Lidl von der Molkerei die Einhaltung einer Zeitspanne von unter sechs Stunden für eine Fehleraufdeckung bzw. -rückverfolgung im Unternehmen. Bereits jetzt ist man bei Bechtel nach Aussage von Müller in der Lage, diese Zeitspanne auf zwei Stunden zu reduzieren. Wesentlich zu diesem Martin Müller Ergebnis führte die Abbildung aller im Unternehmen ablaufenden Prozesse vom Wareneingang bis zur Lagerung. Die Abbildung findet papierlos mittels Computertechnik statt. Als Voraussetzung dazu musste sich jeder mit den ihn betreffenden Prozessen befassen. Das ermöglichte dann in dem Prozessablauf neben der eigentlichen Produktion auch solche Bereiche wie die Instandhaltung, die Werkstatt, den Personaleinsatz, die Kontrollwaagen, die Labordatenerfassung oder auch die Analysegeräte mit zu integrieren. Dieses System wird den Mitarbeitern an ihrem Arbeitsplatz zur Bewältigung ihrer Arbeitsaufgaben bereitgestellt. Damit gibt es nur eine einzige Arbeitssprache im Unternehmen. Bis dahin musste man z. B Mitarbeitern auf der mittleren Ebene ihre Ängste nehmen aber auch die Unternehmensspitze verschlanken. Als bisherige Vorteile sieht man bei Bechtel: die Abbildung aller ablaufenden Prozesse eine papierlose Darstellung alle Mitarbeiter nutzen und akzeptieren das gleiche Werkzeug (System) die Personalunabhängigkeit die Möglichkeit schnellere Entscheidungen zu treffen letztendlich eine höhere Effektivität im Unternehmen. Man konnte den internen Schatz heben. Mehr Mut. Mehr Querdenken. Mehr Transparenz Neue Wege in der Kommunikation Der Referent, Andre Lutz von der defacto BE/ ONE GmbH, gab eine Vielzahl von Anregungen, wie bzw. worüber Produzenten mit ihren potenziellen Kunden kommunizieren können. Andre Lutz Da heute Neuheiten oftmals gegenüber bereits im Handel befindlichen Produkten wenig auffallen, kann man Produktinformationen in einer Story anbieten. Es ist auch möglich mehr zu Interaktionen zu kommen statt eine Einbahnstraßenkommunikation einzusetzen. Manchmal stellt auch eine kinderfreundliche Website den Lockvogel für die Eltern dar. Die Verwendung von den Konsum anregenden Inhalten auf der Verpackung, auf den Websites, in der Fernsehwerbung wären weitere Möglichkeiten. Mit Rezepten zu Genusserlebnissen wird weniger das eigentliche Produkt sondern der Genuss bei seiner Verwendung angesprochen. Einen bekannten, aber immer noch sehr wichtigen Hinweis gab André Lutz mit: Was langweilt, wird weggeklickt. Die K-Frage der Lebensmittelindustrie: Kaufen, Kooperieren oder Kapitulieren? Dr. Werner Motyka von der Munich Strategy GmbH & Co. KG ging in seinem Beitrag von einem für 2016 in der deutschen Lebensmittelindustrie anzunehmenden Szenario aus. Dr. Werner Motyka Danach bleibt die Marktentwicklung gleich, die Konzentration im Handel und der Wettbewerbsdruck steigen an und das Zinsniveau schwächt sich weiter ab. Das führt zu wachsendem Handlungsdruck beim Management in der Lebensmittelindustrie. Er informierte darüber, dass in der Milchwirtschaft der Wunsch nach oder die Vorstellung einer Kooperation bzw. Akquisition schon seit Längerem auf der Agenda stehen. Worauf kommt es bei einer Kooperation oder Akquisition an? Die Strategie steht im Mittelpunkt, d. h. es ist Klarheit über Standort und Ziele zu schaffen. Eine systematische Suche führt zum Ziel. Dazu sind die Ziele und Leitplanken der Suche zu definieren und man muss sich eine klare Sicht auf die Chancen und Risiken der Maßnahmen aneignen. Rechtzeitig sind alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen, wie z. B. die Findung und Benennung der Experten, die Aufstellung des Teams und den Prozess der Transaktion zu definieren. Auch ein Misserfolg sei mit einzukalkulieren, aus dem man lernen könne. Dr. Motyka erinnerte nochmals daran, dass große Volumina in der Produktion, im Handel nicht automatisch mit Marktmacht gleichzusetzen sind. y (Fotos: Andreas Gebert, dpa Picture-Alliance) 230 DMW Die Milchwirtschaft 7/2016 (7. Jg.)
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