Semantik Fragestellungen
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- Victor Schmid
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1 Fragestellungen Fragestellungen I: Wesen von Bedeutung Was soll es heißen, dass ein sprachlicher Ausdruck etwas bedeutet? Was ist Bedeutung? Was ist die Bedeutung eines Wortes? Was ist die Bedeutung eines Satzes? Stichwörter: Korrespondenz zu Entitäten in der Wirklichkeit Wahrheitsbedingungen kognitive Repräsentationen Definitionen / Dekompositionen Das ist im Wesentlichen keine empirische, sondern eine sprachtheoretische / sprachphilosophische Frage. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 1] Fragestellungen Fragestellungen II: Kompositionalität Wie kommt die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks aufgrund der Bedeutung seiner Teile und allgemeiner Regeln zustande? Nicht nur die Lexeme in einem Satz, sondern auch seine syntaktische Struktur bestimmen seine Bedeutung. (1) a. Das Meerschweinchen jagt den Hamster. b. Der Hamster jagt das Meerschweinchen. c. Das Meerschweinchen jagt der Hamster. (2) a. Er kommt am Dienstag nicht zur Arbeit. b. Er kommt nicht am Dienstag zur Arbeit. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 2] 1
2 Fragestellungen Fragestellungen III: Kontextabhängigkeit Welchen Einfluss hat der sprachliche Kontext auf die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke? Beispiel1 (1) Jamaal gewann das Rennen (2) Jamaal gewann das Rennen von 2003 bis 2008 durch das Zeitdaueradverbial ausgelöste (Um-)Interpretation 'Jamaal gewann das Rennen mehrmals' Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 3] Fragestellungen Beispiel2 (1) Jamaal betrachtete die Bank lange, (2) Jamaal betrachtete die Bank lange, bevor er hineinging. (3) Jamaal betrachtete die Bank lange, bevor er sich hinsetzte Kontextbedingte Polysemieauflösung 'Geldinstitut' 'Sitzgelegenheit' Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 4] 2
3 Fragestellungen Fragestellungen IV: Verarbeitungsaspekte Wie werden semantische Repräsentationen im Zuge der Sprachproduktion und Sprachrezeption aufgebaut? Zum Beispiel: Werden semantische Repräsentationen inkrementell (linear) oder entsprechend der syntaktischen Struktur aufgebaut? Sind Wortbedeutungen als atomare Einheiten oder als semantische Merkmalsstrukturen repräsentiert? Unter welchen Bedingungen finden Uminterpretationen statt? Werden bei der Verwendung mehrdeutiger Wörter in einem eindeutigen Kontext beide Lesarten aktiviert? Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 5] Fragestellungen Fragestellungen V: Bedeutungswandel Nach welchen Prinzipien und Tendenzen wandeln sprachliche Ausdrücke ihre Bedeutung? Zum Beispiel: Bedeutungserweiterungen durch Metapher und Metonymie Lexikalischer Wandel als Bedeutungsverengung, Bedeutungserweiterung, Bedeutungsverschiebung, etc. Entstehung und Wandel von festen Wendungen Veränderungen von Wortfeldern Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 6] 3
4 Pragmatisches versus Semantisches Wissen Eine kleine Einführung in die Inhalt 1) Pragmatik versus (Sitzung 24. Februar) 2) Ambiguität (Lektüre zum 3. März) 3) Folgerungen (Implikationen, Implikaturen, Präsuppositionen) (Sitzungen 24. Februar / 3. März) 4) Semantische Relationen (Lektüre zum 17. März) 5) Prädikate, Argumente, Quantoren (Sitzungen 17. März / 24. März) 6) Kategorien und Prototypen (Lektüre zum 24. März) Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 7] Pragmatisches versus semantisches Wissen Semantische und pragmatische Bedeutungsaspekte Die semantischen Bedeutungsaspekte unterscheiden sich von den pragmatischen dadurch, dass erstere fest mit dem sprachlichen Zeichen verbunden sind, während letztlich mit den einzelnen Äußerungssituationen variieren. Pragmatik Relevanz des außersprachlichen Kontextes für eine Äußerung Rolle der Intentionen, der Erwartungen und des Vorwissens der Kommunikationspartner für das Verstehen von Äußerungen Handlungsaspekt sprachlicher Äußerungen Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 8] 4
5 Pragmatisches versus semantisches Wissen Phänomene der Pragmatik (1) a. Ich habe gestern hier viel getanzt. b. Ja, Kurt, schönes Wetter heute. c. Ich ernenne Sie hiermit zum Ehrensenator. d. Jamaal hat aufgehört, seinen Hamster zu quälen. Deixis Konversationelle Implikaturen Sprechakte Präsuppositionen Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 9] Pragmatisches versus semantisches Wissen Kontext Nicht explizit gegebene Informationen müssen wir oft aus dem Kontext erschließen. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 10] 5
6 Pragmatisches versus semantisches Wissen Ausdrucks- versus Äußerungsbedeutung Die Ausdrucksbedeutung beinhaltet alle semantischen Aspekte der Bedeutung, das heißt, die fest an den Ausdruck geknüpften Bedeutungsbestandteile. Die Äußerungsbedeutung beinhaltet die Ausdrucksbedeutung und die über den Äußerungskontext zu erschließenden situationsspezifischen Bedeutungsaspekte. Was sind Ausdrucks- und Äußerungsbedeutung? Rebecca hat gestern hier getanzt (geäußert am im IDS). Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 11] Pragmatisches versus semantisches Wissen Referenz Die Referenz eines Ausdrucks A ist abhängig von der jeweiligen Äußerungssituation S. Die konkrete Entität bzw. die konkreten Entitäten E, auf die sich A in S bezieht, ist die Referenz dieses Ausdrucks. Man sagt auch: Der Sprecher referiert in S mit A auf E. Welche Paare der unterstrichenen Ausdrücke sind referenzidentisch, welche sind bedeutungsgleich? a. Der jetzige Bundestrainer und (der) frühere Spieler des SC Freiburg hat es auch nicht immer leicht. b. Die Apfelsine, die ich gerade gegessen habe, ist viel süßer als die Orange gestern. c. Sein Bestattungsinstitut habe den Mann keineswegs lebendig begraben, ließ der Sprecher des Beerdigungsunternehmens der Presse mitteilen. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 12] 6
7 Folgerungen Jemand sagt in einem Gespräch, in dem es um die mögliche Kündigung eines Mechanikers geht: Für einen Mechaniker ist Katlewski ziemlich ungeschickt. Daraus können wir Verschiedenes schließen: a. Katlewski ist Mechaniker. b. Katlewski ist nicht so geschickt wie andere Mechaniker. c. Mechaniker sind im allgemeinen geschickt. d. Es gibt einen Mechaniker namens Katlewski. e. Es ist nicht unbedingt so, daß Katlewski überhaupt nicht geschickt ist. (Er könnte geschickt sein im Dekorieren von Hochzeitstorten.) f. Es ist nicht so, daß Katlewski für einen Mechaniker nicht ungeschickt ist. g. Der Sprecher ist dagegen, Katlewski weiter als Mechaniker zu beschäftigen. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 13] Folgerungen Folgende Arten von Folgerungen werden unterschieden: Logisch-semantische Folgerungen ('entailments') (semantisch) Präsuppositionen (semantisch / pragmatisch) Konversationelle Implikaturen (pragmatisch) Konventionelle Implikaturen (pragmatisch) Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 14] 7
8 Folgerungen Logisch-semantische Folgerungen sind fest an die Satzbedeutung geknüpft, können nicht gecancelt werden, gehen bei Negation des Antezedens verloren. a. Joe und Johanna waren tanzen. Joe war tanzen. b. Joe Cool ist ein guter Tänzer. Joe Cool ist kein schlechter Tänzer. c. Joe ist tot. Joe lebt nicht. d. Joe hat seine Haare getrocknet. Joe hat verursacht, dass seine Haare trocken wurden. e. Joe ist ein Sonnenbrillenträger und alle Sonnenbrillenträger sind cool. Joe ist cool. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 15] Präsuppositionen Wenn p q präsupponiert, dann folgt q aus p, wird q als gegeben vorausgesetzt, bleibt q bei Negation von p (bzw. in der Satzfamilie) erhalten. a. Klaus hört auf, seine Katze zu schlagen. >> Klaus hat seine Katze geschlagen. b. Klaus hört nicht auf, seine Katze zu schlagen. >> Klaus hat seine Katze geschlagen. c. Klaus, hör auf, deine Katze zu schlagen! >> Klaus hat seine Katze geschlagen. d. Hört Klaus auf, seine Katze zu schlagen? >> Klaus hat seine Katze geschlagen. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 16] 8
9 Präsuppositionen Einsatz von Präsuppositionen in politischen Debatten: Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 17] Präsuppositionen Welche der Folgerungen sind logisch-semantische Folgerungen, welche sind Präsuppositionen? a. Um fünf Uhr hörte Klaus auf zu arbeiten. i) >> Klaus arbeitete unmittelbar vor fünf Uhr. ii) >> Klaus arbeitete nach fünf Uhr nicht. b. Es war Brutus, der Caesar ermordet hat. i) >> Brutus hat Caesar ermordet. ii) >> Jemand hat Caesar ermordet. c. Er hat den kompromittierenden Brief um fünf Uhr verbrannt. i) >> Es gab vor fünf Uhr einen kompromittierenden Brief. ii) >> Es gab nach fünf Uhr keinen kompromittierenden Brief mehr. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 18] 9
10 Präsuppositionen Sind die Präsuppositionen eines Satzes nicht erfüllt, so ist dessen Wahrheitswert schwer zu ermitteln. Man kann sagen, dass solche Sätze weder wahr noch falsch sind. a. Der gegenwärtige König der Kurpfalz hat Albanien den Krieg erklärt. (präsupponiert fälschlicherweise, dass die Kurpfalz einen König hat) b. Mein Wagen ist heute morgen nicht angesprungen. (präsupponiert fälschlicherweise, dass ich einen Wagen habe) c. Ich fahre fort, das Eindringen englischer Wörter in die deutsche Sprache zu bekämpfen. (präsupponiert fälschlicherweise, dass ich auch bisher schon das Eindringen englischer Wörter in die deutsche Sprache bekämpft habe) Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 19] Präsuppositionen Präsuppositionsauslöser Referenzielle Ausdrücke (Captain Kirk ist schlau präsupponiert es gibt jemanden namens Captain Kirk). Aspektuelle Verben wie aufhören, beginnen, weitermachen (Captain Kirk hört auf zu rauchen präsupponiert Captain Kirk hat geraucht). Faktive Prädikate wie erkennen, bedauern, vergessen (Captain Kirk hat vergessen, daß Scottie kein Klingonisch kann präsupponiert Scottie kann kein Klingonisch). Spannsätze (cleft-konstruktionen) (es war Captain Kirk, der Lieutenant Uhuras Nagellack versteckt hat präsupponiert jemand hat Lieutenant Uhuras Nagellack versteckt). Kontrastierende Konstruktionen (der Phaser wurde nicht von CAPTAIN KIRK kaputtgemacht präsupponiert jemand hat den Phaser kaputtgemacht). Selektionsbeschränkungen (Captain Kirk ist schwanger präsupponiert (fälschlicherweise) Captain Kirk ist eine Frau). Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 20] 10
11 Konversationelle Implikaturen Aus einem Arbeitszeugnis: Er führte alle Aufgaben im Allgemeinen zu unserer Zufriedenheit aus. Arbeitszeugnisse: Note 1: Er führte alle Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit aus. Note 2: Er führte alle Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit aus. Note 3: Er führte alle Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit aus. Note 4: Er führte alle Aufgaben zu unserer Zufriedenheit aus. Note 5: Er führte alle Aufgaben im Allgemeinen zu unserer Zufriedenheit aus. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 21] Konversationelle Implikaturen Schmeckt nicht schlecht. Wirklich interessant. (= Ist beinahe ungenießbar. ) Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 22] 11
12 Konversationelle Implikaturen Gleichzeitig werde ich eine Dokumentation dazu schreiben, die auf meinen Frontier-Seiten veröffentlich wird. Versprochen ist versprochen... [ ] Tautologie? Oder willst du etwa gar nicht mehr recyceln - war das die Intention deiner Frage? Klar, wir haben's ja. Öl wird ja auch immer günstiger - und vor allem wachsen die Erträge der Ölquellen ins unermessliche... [ ] Lüge? Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 23] Konversationelle Implikaturen Kooperationsprinzip (nach H. P. Grice) Make your conversational contribution such as is required, at the stage at which it occurs, by the accepted purpose or direction of the talk exchange in which you are engaged. [H. P. Grice: Logic and Conversation. 1967/1989: 27] Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 24] 12
13 Konversationelle Implikaturen Konversationsmaximen (nach H. P. Grice) Das Kooperationsprinzip konkretisiert sich in vier Konversationsmaximen: Maxime der Quantität: Mache deinen Gesprächsbeitrag so informativ, wie es der anerkannte Zweck des Gesprächs verlangt; mache ihn nicht informativer, als es der anerkannte Zweck des Gesprächs erfordert. Maxime der Qualität: Versuche, einen wahren Gesprächsbeitrag zu liefern. Sage nichts, wovon du glaubst, dass es falsch ist. Sage nichts, wofür du keine hinreichenden Gründe hast. Maxime der Relation: Sage nur Relevantes. Maxime der Modalität: Vermeide Unklarheit, Mehrdeutigkeit, unnötige Weitschweifigkeit und Ungeordnetheit. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 25] Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Eigenschaften von Konversationsmaximen: Sie sind nicht präskriptiv zu verstehen. Sie beschreiben eine Verhalten, eine Einstellung, die sich Gesprächspartner gegenseitig unterstellen. Sie erlauben Folgerungen, so genannte konversationelle Implikaturen. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 26] 13
14 Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Konversationelle Implikaturen auf Basis der Relationsmaxime: Ich brauche 'nen Kasten Veltins. [geäußert gegenüber dem Verkäufer in einem Getränkehandel] >> Der Sprecher möchte, dass der Verkäufer ihm einen Kasten Veltins verkauft. Drei Straßen weiter ist ein Fahrradladen. [geäußert von einem Passanten, nachdem ihm eine Fahrradfahrerin sagte, ihr Rad hätte einen Platten und sie bräuchte Flickzeug] >> Der Passant geht nicht davon aus, dass der Fahrradladen geschlossen hat. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 27] Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Konversationelle Implikaturen auf Basis der Modalitätsmaxime: Ich bin in den türkischen Lebensmittelladen gegangen und habe Zucchinis gekauft. [geäußert auf die Frage hin, was der Sprecher gerade gemacht habe] >> Ich bin in den türkischen Lebensmittelladen gegangen und habe dann (dort) Zucchinis gekauft. Frühlingsbrise gewinnt das Rennen - hinter der überlegen siegenden Stute kommen Je t'aime, Columbo und Lucky Loser ins Ziel. [Lifekommentar eines Sportreporters bei einem Pferderennen] >> Je t'aime wurde Zweiter bei dem Rennen, Columbo Dritter und Lucky Loser Vierter. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 28] 14
15 Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Konversationelle Implikaturen auf Basis der Qualitätsmaxime: Ich kriege wahrscheinlich einen neuen Job. >> Der Sprecher hält es für wahrscheinlich einen neuen Job zu bekommen. Klinsmann war ein guter Bundestrainer. >> Der Sprecher hält Klinsmann für einen guten Bundestrainer. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 29] Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Konversationelle Implikaturen auf Basis der Quantitätsmaxime: Ich habe fünf Sitzungen vorbereitet. [geäußert von einem er, der eine Veranstaltung mit 13 Sitzungen abhält] >> Der Sprecher genau fünf Sitzungen vorbereitet. Einige Leute aus dem Einführungskurs waren auf der Party. [geäußert gegenüber jemandem, der wissen wollte, wer auf der Party war] >> Es waren nicht alle Leute aus dem Einführungskurs auf der Party. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 30] 15
16 Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Die Implikaturen auf Basis der Quantitätsmaxime sind meist skalare Implikaturen. a. manchmal < oft < meistens < immer b. kühl < kalt < eiskalt c. möglich < wahrscheinlich < sicher d. < vier < fünf < sechs < sieben < Im Allgemeinen gilt für x < y: Wenn ein Sprecher einen Wert x auf einer Skala ausdrückt, ist konversationell implikatiert, dass der Sprecher keine positive Aussage über einen Wert y machen kann. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 31] Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Zusammenspiel von logisch-semantischen Folgerungen und konversationellen Implikaturen bei skalaren Ausdrücken. Ich habe einige der Bilder gesehen. Ich habe vier Äpfel gegessen. Es war kühl. Er ist er oder Phonologe. Es schmeckt gut. Logisch-semant. Folgerung mindestens zwei mindestens vier mindestens kühl mindestens eins von beiden mindestens gut konversationelle Implikatur nicht alle genau vier nicht eiskalt aber nicht beides aber nicht phantastisch Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 32] 16
17 Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Konversationelle Implikaturen kommen zustande durch: (a) Befolgung der Konversationsmaximen (b) Verstöße gegen die Konversationsmaximen!!! Wir haben eine große Auswahl an guten Spielern. [geäußert vom Trainer auf die Frage hin, ob der gerade neu erworbene brasilianische Spitzenstürmer am Samstag auf dem Platz stehen wird] >> Der Trainer möchte nicht sagen, wer am Samstag spielen wird. Verstoß gegen Relationsmaxime Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 33] Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Entweder spielen wir Karten oder wir lassen es bleiben. [geäußert beim Doppelkopfspiel von Klaus gegenüber Hugo, der sehr abwesend erscheint und immer falsch bedient] >> Der Sprecher möchte dass entweder Hugo konzentriert und regelgerecht spielt oder dass man ansonsten das Spiel beendet. Verstoß gegen Quantitätsmaxime Das hast Du ja toll gemacht. [geäußert von Rebecca zu Jamaal, nachdem der die Schüssel mit dem Schokoladenpudding über den Wohnzimmerteppich gekippt hat.] >> Rebecca findet es nicht toll, dass Jamaal den Schokoladenpudding verschüttet hat. Verstoß gegen Qualitätsmaxime Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 34] 17
18 Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Hier wird der Ausdruck ein bekannter Hersteller von Gummibärchen verwendet. Damit ist offensichtlich die Firma Haribo gemeint. Welche Konversationsmaxime wird hier verletzt und welche konversationelle Implikatur kommt hier aufgrund dieser Verletzung zustande? Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 35] Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Eigenschaften von konversationellen Implikaturen: argumentativ rekonstruierbar abhängig von der Situation der Äußerung nicht abtrennbar annullierbar a. Einige Seminarteilnehmer werden die Übung gemacht haben, wahrscheinlich sogar alle. b. Das schmeckt interessant, aber damit will ich nicht sagen, dass es nicht wirklich total lecker ist. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 36] 18
19 Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Welche konversationellen Implikaturen kommen in den folgenden Beispielen zustande und warum? a. Sophia unterhält sich mit Carla vor dem Seminarraum: Dieser Müller- Breitenhals ist vielleicht ein Arschloch! Daraufhin Carla: Das Wetter ist wirklich herrlich hier in Wuppertal. b. Joschka Fischer beim Grünenstammtisch: Ich bewundere die CDU wirklich für ihre umweltfreundliche Verkehrspolitik. c. Was habt ihr denn in der vorlesung gemacht? Ach, so Mengenlehre und so'n Zeugs. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 37] Konversationelle Implikaturen Jess: If she s so great why aren t you taking her out? Harry: How many times do I have to tell you, we re just friends. Jess: So you're saying she's not that attractive. Harry: No, I told you she is attractive. Jess: Yeah, but you also said she has a good personality. Harry: She has a good personality. [Jess hört auf herumzugehen, dreht sich zu Harry um, hebt die Hände und schaut als wolle er Aha sagen.]: Harry: What? Jess: When someone's not that attractive, they're always described as having a good personality. (1) Harry: Look, if you were to ask me what does she look like and I said, she has a good personality, that means she's not attractive. But just because I happen to mention that she has a good personality, she could be either. She could be attractive with a good personality, or not attractive with a good personality. (2) Jess: So which one is she? Harry: Attractive. Jess: But not beautiful, right? (3) Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 38] 19
20 Quantitätsmaxime: nicht weniger informativ als nötig, nicht informativer als nötig. Qualitätsmaxime: wahr und begründet. Relationsmaxime: nur Relevantes. Modalitätsmaxime: keine Unklarheit, Mehrdeutigkeit, Weitschweifigkeit, Ungeordnetheit. Konversationelle Implikaturen Generalisierte versus partikularisierte konversationelle Implikaturen: Generalisierte k. I.: (weitgehend) unabhängig vom Kontext. Partikularisierte k.i.: kommt nur bei Kenntnis des Kontexts zustande. a. Der Beutel ist im Schrank oder in der Kiste. b. Für einen er versteht Jamaal nicht besonders viel von Folgerungen. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 39] Konventionelle Implikaturen a. Selbst Jamaal hat die Aufgabe gelöst. Konventionelle Implikatur: Von Jamaal wäre es am wenigsten zu erwarten gewesen, dass er die Aufgabe löst. b. Jamaal ist gekommen, aber er hat keinen Kartoffelsalat mitgebracht. Konventionelle Implikatur: Normal oder erwartbar war, dass er Kartoffelsalat mitbringt. Eigenschaften von konventionellen Implikaturen: fest an bestimmte Ausdrücke geknüpft / nicht situationsabhängig nicht annullierbar irrelevant für die Wahrheitsbedingungen (??) abtrennbar Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 40] 20
21 Folgerungen situationsabhängig annullierbar abtrennbar negationskonstant arg. rekonstruierbar L.-s. Impl. nein nein nein nein nein Präsupp. ja/nein ja/nein nein ja nein konversat. I. ja ja nein nein ja konvent. I. nein nein ja ja (?) nein Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 41] Folgerungen Um welche Art von Schlußfolgerung handelt es sich (logisch-semantische Folgerung, konversationelle Implikatur, konventionelle Implikatur, Präsupposition)? a. Es war Linda, die vortrat und sich lauthals beschwerte. Folgerung i) Linda trat vor. Folgerung ii) Linda trat vor und beschwerte sich dann lauthals. Folgerung iii) Jemand beschwerte sich lauthals. b. Der Bochumer Polizeipräsident hat drei seiner zehn Kommissare vom Dienst suspendiert. Folgerung i) Es gibt genau einen Bochumer Polizeipräsidenten. Folgerung ii) Der Bochumer Polizeipräsident hat zwei Kommissare vom Dienst suspendiert. c. (Rebecca zum Kellner:) Ich hätte gern NOCH ein Bier. Folgerung i) Rebecca hat schon ein Bier gehabt. Folgerung ii) Rebecca möchte, dass der Kellner ihr ein Bier bringt. Folgerung iii) Es ist nicht der Fall, dass Rebecca kein Bier mehr möchte. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 42] 21
22 Prädikate, Argumente, Quantoren Logik und Gegenstand der Logik: Normen korrekten Folgerns und Argumentierens. Formale Logik: Systeme, die aus einer Menge von Ausdrücken bestehen sowie syntaktischen Regeln zur ihrer Kombination und semantischen Regeln zu ihrer Interpretation. Logiksysteme, die in der natürlichsprachlichen Verwendung finden: Aussagenlogik: Gegenstand sind die Bedeutung von satzförmigen Aussagen und die Mittel ihrer Verknüpfung. Prädikatenlogik: Gegenstand ist die interne semantische Struktur von Aussagen. Modallogik: Temporallogik: Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 43] Prädikate, Argumente, Quantoren Prädikatenlogik Gegenstand der Prädikatenlogik: die interne Struktur von Aussagen. Gründe für die Verwendung logischer Repräsentationssprachen: Explikation natürlichsprachlicher Bedeutungen durch die Verwendung einer wohldefinierten Beschreibungssprache. Aufdeckung semantischer Strukturen, die nur mittelbar in der syntaktischen Oberfläche erkennbar sind. Aufdeckung struktureller Mehrdeutigkeiten. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 44] 22
23 Prädikate und Argumente Prädikate, Argumente, Quantoren Rebecca weiß, dass Jamaal Hazel-Mae liebt. Prädikat Argumentstellen Terme WISSEN (x,y) (offene) Proposition rebecca jamaal liebt hazel-mae WISSEN (rebecca, jamaal liebt hazel-mae) Prädikat Argumente (geschlossene) Proposition Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 45] Prädikate und Argumente Prädikate, Argumente, Quantoren Rekursive Strukturen WISSEN (rebecca, ) LIEBEN (jamaal, hazel-mae) Rebecca weiß, dass Jamaal Hazel-Mae liebt. Stefan Engelberg, HS und Sprecherurteile, FS 2009, Universität Mannheim [Folie 46] 23
24 4 Prädikation AKZEPTIEREN (x, y) Prädikatenlogik Argumentvariablen müssen entweder gesättigt werden, d.h. mit der Bedeutung einer Phrase assoziiert werden, kontextuell gebunden werden, d.h. mit einer Entität im Kontext assoziiert werden (hier durch d gekennzeichnet), oder durch einen Quantor gebunden werden. Klaus akzeptiert Jamaal. AKZEPTIEREN (klaus, jamaal) (Es wird über einen Plan gesprochen.) Klaus akzeptiert. AKZEPTIEREN (klaus, y d ) Alle akzeptieren Jamaal. x[akzeptieren (x, jamaal)] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 47] [Folie 47] 4 Prädikation Aussagenlogik Gegenstand: Symbole: Syntax: : Satzförmige Aussagen und die Arten ihrer Verknüpfung. p, q, r, sind atomare Aussagen., &,, und sind Konnektoren. Wenn α eine Aussage ist, ist α eine Aussage. Wenn α und β Aussagen sind, ist (α & β) eine Aussage. u.s.w. α ist wahr, genau dann wenn α falsch ist. (α & β) ist wahr, genau dann wenn α wahr ist und β wahr ist. u.s.w. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 48] [Folie 48] 24
25 4 Prädikation Gegenstand: Symbole: Syntax: : Interne Struktur von Aussagen. Prädikatenlogik P, Q, R, sind Variablen für Prädikate (verschiedener Stelligkeit). x, y, z, sind Variablen für Terme. (Variablen für Dinge, Ereignisse und Propositionen). KÜSSEN, WISSEN, ROT, sind Prädikatskonstanten. jamaal, rebecca, mannheim, sind Termkonstanten (Individuenkonstanten)., &,, und sind Konnektoren. Wenn P ein einstelliges Prädikat ist und x ein Term, dann ist P(x) eine Aussage. Wenn α eine Aussage ist, ist α eine Aussage. Wenn α und β Aussagen sind, ist (α & β) eine Aussage. u.s.w. KÜSSEN(x,y) ist wahr, genau dann wenn x y küsst. α ist wahr, genau dann wenn α falsch ist. (α & β) ist wahr, genau dann wenn α wahr ist und β wahr ist. u.s.w. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 49] [Folie 49] x ist blau. y ist eine schöne Vase. z ist eine hässliche blaue Vase. 4 Prädikation Ontologisches Eigenschaften Prädikationen Entitäten (zählbar) SCHÖN VASE BLAU HÄSSLICH (x) (z) (y) Grundlegende Entitätensorten (theorieabhängig) Dinge und Personen (Individuen) Ereignisse Zustände Propositionen x, y, z, e, e 1, e 2, z, z 1, z 2, p, q, r, Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 50] [Folie 50] 25
26 4 Prädikation Ontologisches Wortarten und die logische Repräsentationssprache aussagenlogische Konnektoren >>> Konjunktionen Quantoren >>> manche Pronomen und Determinierer Terme >>> Eigennamen Prädikate >>> fast alle Wörter der Hauptwortarten STADT (mannheim) IN (rebecca, mannheim) SCHLAPP (rebecca) KENNEN (x,y) Mannheim ist eine Stadt Rebecca ist in Mannheim Rebecca ist schlapp x kennt y Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 51] [Folie 51] 4 Prädikation Der Lambda-Operator Argumente Prädikate haben Argumentstellen, die durch Spezifizierung oder Quantifikation gesättigt werden müssen. Um auszudrücken, dass eine Argumentstelle noch nicht gesättigt ist, wird sie mit einem Lambda-Operator versehen und der offenen Proposition vorangestellt. Offene Proposition: Prädikat mit zwei ungesättigten Stellen: KENNEN(x,y) λyλx[kennen(x,y)] Lexikalische Repräsentation von kennen: λyλx[kennen(x,y)] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 52] [Folie 52] 26
27 4 Prädikation Referenzielle und thematische Argumente Argumente Referenzielle Argumente (unten rot hervorgehoben): stehen für die Entität (Ding, Ereignis), auf die das Prädikat referiert. Thematische Argumente: stehen für die Entitäten, die in semantischer Relation zu dem referenziellen Argument stehen und die gewöhnlich durch Phrasen im Satz spezifiziert werden. Lexikalische Repräsentation von essen: λyλxλe[essen(x,y,e)] Lexikalische Repräsentation von Mutter: λyλx[mutter(x,y)] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 53] [Folie 53] 4 Prädikation Jedes Prädikat hat ein feste Anzahl von Argumentstellen. Argumente Am heutigen Tag der Milch und aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums des Thurgauer Milchproduzentenverbandes schenkt der Jungzüchter-Verband Thurgau auf dem Marktplatz in Amriswil, im Coop-Karussell in Kreuzlingen und auf dem Plätzli beim «Thurgauerhof» in Weinfelden zwischen 8 und 16 Uhr kostenlos Milch aus. [A97/APR St. Galler Tagblatt, ; Heute ist Tag der Milch] [Am heutigen Tag der Milch] Zeit-1 und [aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums des Thurgauer Milchproduzentenverbandes] Grund schenkt [der Jungzüchter-Verband Thurgau] Agens [auf dem Marktplatz in Amriswil, im Coop-Karussell in Kreuzlingen und auf dem Plätzli beim «Thurgauerhof» in Weinfelden] Ort [zwischen 8 und 16 Uhr] Zeit-2 [kostenlos] Art [Milch] Patiens aus. [A97/APR St. Galler Tagblatt, ; Heute ist Tag der Milch] Aber wie ermittelt man die Anzahl von Argumentstellen? Hat ausschenken nun 1, 2, 3, 4, 5, 6 oder 7 Argumentstellen? Einige Kriterien: Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 54] [Folie 54] 27
28 4 Prädikation Argumente Implikationskriterium Wenn das Prädikat impliziert, dass eine Entität einer bestimmten Sorte eine (semantische) Rolle in der von ihm ausgedrückten Relation innehat, so ist eine Argumentstelle für diese Entität anzunehmen. Beispiel: Das Verb essen impliziert einen Esser, also jemand, der die erforderlichen Kau- und Schluckbewegungen macht, und etwas zu Essendes, also etwas, das Gegenstand dieser Kau- und Schluckbewegungen ist. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 55] [Folie 55] 4 Prädikation Argumente Welche Probleme beinhaltet das Implikationskriterium? Was ist bei Verben wie ausschenken und verkaufen impliziert, ohne dass wir dafür unbedingt eine Argumentstelle ansetzen wollen? [Am heutigen Tag der Milch] Zeit-1 und [aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums des Thurgauer Milchproduzentenverbandes] Grund schenkt [der Jungzüchter-Verband Thurgau] Agens [auf dem Marktplatz in Amriswil, im Coop-Karussell in Kreuzlingen und auf dem Plätzli beim «Thurgauerhof» in Weinfelden] Ort [zwischen 8 und 16 Uhr] Zeit-2 [kostenlos] Art [Milch] Patiens aus. [A97/APR St. Galler Tagblatt, ; Heute ist Tag der Milch] [Die Politische Gemeinde Grabs] Agens verkauft [an der Stütlistrasse (Hasenbünt)] Ort [drei Baulandparzellen] Patiens [zur Erstellung von zwei Einfamilienhäusern (je 575 Quadratmeter) und eines Doppel-Einfamilienhauses (570 Quadratmeter)] Zweck-1 [zum Eigengebrauch] Zweck-2. [A97/APR St. Galler Tagblatt, ; Teilstrassenplan genehmigt] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 56] [Folie 56] 28
29 4 Prädikation Realisierungskriterium Argumente Wenn eine mögliche Variable in keiner Verwendung des Prädikats (oder einer morphologisch zugrunde liegenden Variante des Prädikats) spezifizierbar ist, so ist sie keine Argumentstelle des Prädikats. (1) a.... dass Rebecca aß b.... dass Rebecca einen Bratling aß c. ESSEN(x,y,e) (2) a.... dass Rebecca zuschlug b.... *dass Rebecca einen Boxer zuschlug c.... dass Rebecca einen Boxer schlug d. ZUSCHLAGEN(x,y,e) (3) a.... dass Rebecca log b.... *dass Rebecca ihren Freund log c. LÜGEN(x,e) Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 57] [Folie 57] 4 Prädikation Argumente Haben die folgenden Verben ein implizites Argument? Berücksichtigen Sie das Implikations- und das Realisierungskriterium! a. denken (für das Gehirn) b. zutreten (für den, der den Tritt empfängt) c. verzweifeln (für das, das Auslöser des Verzweifelns ist) d. dinieren (für das, was gegessen wird) e. angeln (für das, was aus dem Wasser geholt wird) Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 58] [Folie 58] 29
30 4 Prädikation Argumente Interpretationskriterium Wenn die Bedeutung eines das Prädikat begleitenden Ausdrucks nicht aus sich selbst heraus erschlossen werden kann, sondern nur unter Rückgriff auf die Bedeutung des Prädikats, dann spezifiziert der Ausdruck eine Argumentstelle. a. Rebecca spielt auf einem ganz neuen Fußballplatz. b. Die Schulverwaltung besteht auf einem ganz neuen Fußballplatz. a. spielen: NP nom (syntaktische Valenz) λxλe[spielen(x,y d,e)] b. bestehen: PP auf /NP nom (syntaktische Valenz) λyλxλe[bestehen(x,y,e)] SPIELEN(rebecca,y d,e) & AUF(e,z) & FUßBALLPLATZ(z) Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 59] [Folie 59] 4 Prädikation Argumente Überlegen Sie, ob die unterstrichenen Ausdrücke gemäß dem Implikationskriterium und dem Interpretationskriterium Argumente des Verbs sind! a. Susi wartete auf Hannah. b. Susi stand auf der Treppe. c. Susi trug Hannah die Tasche. d. Susi wohnt in Gelsenkirchen. e. Susi trainiert den ganzen Tag. f. Susi trainiert in Gelsenkirchen. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 60] [Folie 60] 30
31 Argumentstellen, die nicht durch einen Ausdruck im Satz spezifiziert werden, heißen implizite Argumente. Die Art und Weise ihrer Interpretation wird vom jeweiligen Verb mitbestimmt. 4 Prädikation Implizite Argumente Interpretationsdimension A: Definitheit Das Verb legt fest, ob das implizite Argument definit oder definitheitsneutral interpretiert wird. Wenn es definit interpretiert werden muss, dann muss aus dem sprachlichen oder außersprachlichen Kontext eindeutig hervorgehen, für welche Entität genau die Argumentvariable steht. Wenn es definitheitsneutral interpretiert wird, kann, aber muss das nicht der Fall sein. Erstmals will in Japan eine Firma ehemalige chinesische Zwangsarbeiter entschädigen. Der Baukonzern Kajima willigte in die Einrichtung eines Fonds über umgerechnet 10,4 Millionen Mark ein, die an etwa Ex- Zwangsarbeiter oder deren Angehörige gezahlt werden. [T00/NOV die tageszeitung, , S. 10, Ressort: Ausland; Baukonzern will zahlen ] Blauäugig war er und politisch nicht ganz auf der Höhe, der Wirt der Aachener Gaststätte "Keglerheim". Als die neonazistische FAP ("Freiheitliche Arbeiter- Partei") seine Räumlichkeiten am Samstag für ein Treffen anmieten wollten, dachte er sich, "Arbeiter" klingt nach links, und willigte ein. [T89/MAR die tageszeitung, , S. 4; Aachen: Kneipe besetzt ] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 61] [Folie 61] Doch sie aß die buchstabennudeln genau so achtlos, wie sie die kartoffeln und den spinat in sich hineinschob. [R99/JUL Frankfurter Rundschau, , S. 6, Ressort: ZEIT UND BILD] 4 Prädikation Implizite Argumente Madame Dubarry, die Edelmätresse des Königs, besaß eine feine Zunge. Wenn sie aß, genoss sie die nach ihr benannten Gaumenfreuden à la Dubarry in nur kleinen Mengen. [M00/ Mannheimer Morgen, , Ressort: Welt und Wissen; Ein so richtig guter Küchenmeister genoss fast mehr Ansehen als ein Minister ] Lange Mahlzeiten waren bestimmt etwas für sie, sie aß und trank sicher gern und mit großem Genuß, sie hatte einige Zeit in Frankreich verbracht und beinahe alle Regionen Italiens besucht, auch die gebirgigen liebte sie sehr. [M03/ Mannheimer Morgen, , Ressort: Roman ] a. essen 2 : λxλe[essen(x,y ±d,e) b. einwilligen 2 : λxλe[einwilligen(x,y +d,e)] a. ach ja, was ich noch erzählen wollte: gestern war ich bei Rebecca; als ich reinkam, saß sie mit Susi am Tisch und aß... b. # ach ja, was ich noch erzählen wollte: gestern war ich bei Rebecca; als ich reinkam, saß sie mit Susi am Tisch und willigte ein... Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 62] [Folie 62] 31
32 4 Prädikation Implizite Argumente Welche der folgenden Verben haben definite und welche definitheitsneutrale implizite Argumente? a. heiraten: λxλe[heiraten(x,y?d,e)] z. B.: Er hat letztes Jahr geheiratet. b. ablehnen: λxλe[ablehnen(x,y?d,e)] z. B.: Er hat schließlich abgelehnt. c. lesen: λxλe[lesen(x,y?d,e)] z. B.: Er saß im Schaukelstuhl und las. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 63] [Folie 63] 4 Prädikation Implizite Argumente Interpretationsdimension B: Spezifität Implizite Argumente müssen oft spezifischer interpretiert werden als ihre Entsprechungen bei den nicht-valenzreduzierten Varianten. a. geben 1 : /akk/dat/nom (syntaktische Valenz) λyλzλxλe[geben(x,y,z,e)] b. geben 2 : /nom (syntaktische Valenz) λxλe[geben(x,y [+SPIELKARTEN],z [+MITSPIELER],e)] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 64] [Folie 64] 32
33 4 Prädikation Implizite Argumente Welche spezifischen Interpretationen erhalten die impliziten Argumente bei den folgenden Verben? a. trinken: λxλe[trinken(x,y [...?],e)] z.b.: Sie trank schon seit einigen Jahren. b. akzeptieren:λxλe[akzeptieren(x,y [...?],e)] z.b.: Nach langem Zögern akzeptierte sie. c. bauen: λxλe[bauen(x,y [...?],e)] z.b.: Sie haben sich entschlossen zu bauen. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 65] [Folie 65] 4 Prädikation Argumentbeschränkungen Relationale und kategoriale Argumentbeschränkungen Ein Prädikat macht bestimmte Festlegungen bezüglich der Interpretation seiner Argumente, und zwar relationale (= semantische Rollen) und kategoriale (= Selektionsrestriktionen). Relationale Argumentbeschränkungen AGENS PATIENS x [+MENSCHLICH] tranchieren y [+FLEISCH] MENSCHLICH FLEISCH Kategoriale Argumentbeschränkungen Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 66] [Folie 66] 33
34 4 Prädikation Argumentbeschränkungen Relationale Argumentbeschränkungen (i) (ii) (iii) Es handelt sich hierbei um semantische Rollen (= thematische Rollen, Thetarollen, Tiefenkasus), die ein Prädikat seinen Argumenten zuweist. Die Rollen sind relationaler Natur. Ein Argument hat sie nur inne in Bezug auf ein bestimmtes Prädikat. Sie können im Rahmen von Bedeutungspostulaten als logisch-semantische Folgerungen repräsentiert werden. a. x y e[schlagen(x,y,e) AGENS(x,e) & PATIENS(y,e)] b. x y e[ängstigen(x,y,e) STIMULUS(x,e) & EXPERIENCER(y,e)] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 67] [Folie 67] 4 Prädikation Argumentbeschränkungen Kategoriale Argumentbeschränkungen (i) (ii) (iii) Es handelt sich hierbei um Selektionsrestriktionen (= Selektionsbeschränkungen), die ein Prädikat seinen Argumenten auferlegt. Die Beschränkungen sind (als semantische Merkmale) kategorialer Natur. Sie sind dem Argumentausdruck inhärent. Sie können im Rahmen von Bedeutungspostulaten als Präsuppositionen repräsentiert werden. a. λyλxλe[trinken(x,y,e)] x y e[trinken(x,y,e) >> FLÜSSIG(y)] b. λyλxλe[trinken(x,y [+FLÜSSIG],e)] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 68] [Folie 68] 34
35 4 Prädikation Argumentbeschränkungen Welche Selektionsrestriktionen der unterstrichenen Prädikate werden verletzt? Sehen Sie Zusammenhänge zwischen Selektionsrestriktionen und Metaphern / Metonymien? a. Sie aß ihren Orangensaft. b. der Bruder des Hauses c. Er konnte den Baum nicht zu Ende lesen. d. der Vater dieses Gedankens e. Und da lachte die Bohne bis sie platzte. f. Sie zog das Gespräch unnötig in die Länge. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 69] [Folie 69] Lambda-Abstraktion 4 Prädikation Lambda Lambda-Abstraktion Wenn β ein zulässiger Ausdruck ist, der eine ungebundene Variable α enthält, dann ist λα[β] ein zulässiger Ausdruck. Prädikat (per Lambda-Abstraktion) Prädikat Argumentstellen λx [ MÜDE (x) ] (offene) Proposition Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 70] [Folie 70] 35
36 Lambda-Abstraktion 4 Prädikation Lambda Warum Lambda-Abstraktion? Beispiel: Relativsätze sind zwar vollständige Sätze, kommen aber nicht als eigenständige Propositionen vor, sondern als satzförmige Attribute, die über einen Substantivreferenten prädizieren. Beispiel-NP: der Mann, dem Hasso gehört Relativsatz-Proposition: Hasso gehört dem (prädikatenlogisch:) GEHÖREN(hasso,x) Prädikatbildung (λ-abstraktion): λx[gehören(hasso,x)] Damit hat der Relativsatz die gleiche semantische Form, wie andere Attribute, z. B. rot: λx[rot(x)]. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 71] [Folie 71] 4 Prädikation Kompositionsmodus I: Funktionsapplikation Lambda Funktionsapplikation F (X',Y'): Wenn X' in der Form λα[ ] die Bedeutung eines Ausdrucks X ist und Y' die Bedeutung eines Ausdrucks Y vom gleichen semantischen Typ wie α, ist X'(Y') die Bedeutung der komplexen syntaktischen Ausdrucks [X Y]. X = ist müde Y = Klaus X' = λx[müde(x)] Y' = klaus Prädikat Term [X Y] = Klaus ist müde X'(Y') = λx[müde(x)] ( klaus ) Proposition Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 72] [Folie 72] 36
37 Lambda-Konversion 4 Prädikation Lambda Lambda-Konversion Für eine offene Proposition p, eine freie Variable α in p und einen semantischen Ausdruck α' vom gleichen Typ wie α gilt: λα[p](α') p', wobei sich p von p' genau dadurch unterscheidet, dass in p' jedes freie Vorkommen von α in p durch α' ersetzt wird. Klaus ist müde λα[p](α') p' λx[müde(x)] (klaus) MÜDE (klaus) PRÄDIKAT ARGUMENT PRÄD. ARG. Variable und Ausdruck vom gleichen Typ (Term) Variable durch Ausdruck ersetzt Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 73] [Folie 73] Lambda-Abstraktion & Lambda-Konversion Rebecca kennt Jamaal. 4 Prädikation Lambda Funktionsapplikation Prädikat (per Lambda-Abstraktion) Prädikat Argumentstellen Argumente λy [λx [ KENNEN (x, y) ]] (offene) Proposition (jamaal) (rebecca) (geschlossene) Proposition (per Lambda-Konversion) λy [λx [KENNEN (x, y)]] (jamaal) (rebecca) KENNEN (rebecca, jamaal) Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 74] [Folie 74] 37
38 4 Prädikation Argumentbeschränkungen Stellen Sie unter den gegebenen syntaktischen Strukturen und semantischen Repräsentationen den kompositionalen Aufbau der Satzbedeutung mithilfe von Funktionsapplikation und Lambda-Konversion dar. (Die referenziellen Ereignisargumente der Verben ignorieren wir hier.) Syntax: Rebecca': küssen': Jamaal': dass [Rebecca [auf Jamaal [stolz ist]]] rebecca λyλx[stolz(x,y)] jamaal Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 4. Mannheim [Folie 75] [Folie 75] 5 Quantifikation AKZEPTIEREN (x, y) Quantoren Argumentvariablen müssen entweder gesättigt werden, d.h. mit der Bedeutung einer Phrase assoziiert werden, kontextuell gebunden werden, d.h. mit einer Entität im Kontext assoziiert werden (hier durch d gekennzeichnet), oder durch einen Quantor gebunden werden. Klaus akzeptiert Jamaal. AKZEPTIEREN (klaus, jamaal) (Es wird über einen Plan gesprochen.) Klaus akzeptiert. AKZEPTIEREN (klaus, y d ) Klaus akzeptiert alle. y[akzeptieren (klaus, y)] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 5. Mannheim [Folie 76] [Folie 76] 38
39 5 Quantifikation Quantoren Quantoren Quantifizierende Ausdrücke in natürlichen Sprachen: alle, einer, jemand, immer, drei, viele, oft, niemand, Existenzquantor x[p(x)] ist wahr genau dann wenn es mindestens ein Individuum x gibt, so dass P(x) wahr ist. Jemand akzeptiert Jamaal. x[akzeptieren (x, jamaal)] Allquantor x[p(x)] ist wahr genau dann wenn P(x) für jedes Individuum x wahr ist. Alle akzeptieren Jamaal. x[akzeptieren (x, jamaal)] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 5. Mannheim [Folie 77] [Folie 77] 5 Quantifikation Quantoren Wie lautet die prädikatenlogische Formel (unter Verwendung von Quantoren)? Jemand küsst jemanden. Jemand küsst alle. Alle werden von (irgend)jemandem geküsst. Jemand küsst sich selbst. Jeder küsst (irgend)jemanden. Alle küssen jemand bestimmten. Jemand (bestimmtes) wird von allen geküsst. x[ y[küssen (x, y)]] x[ y[küssen (x, y)]] y[ x[küssen (x, y)]] x[küssen (x, x)]] x[ y[küssen (x, y)]] x[ y[küssen (x, y)]] Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 5. Mannheim [Folie 78] [Folie 78] 39
40 5 Quantifikation Skopus Quantoren Der Skopus eines Quantors ist der Bereich, innerhalb dessen er Variablen bindet. Skopus von x[ y[küssen(x,y)]] Skopus von In obigem Beispiel hat der Existenzquantor weiten Skopus und der Allquantor engen Skopus. Treten All- und Existenzquantor zusammen auf, sind die Skopusverhältnisse bedeutungsrelevant. Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 5. Mannheim [Folie 79] [Folie 79] 5 Quantifikation Skopusambiguitäten Quantoren Unterschiedliche Skopusverhältnisse treten zum Beispiel bei sogenannten Skopusambiguitäten zutage. Alle küssen jemanden. Lesart I: Es gibt (genau) einen, den alle küssen. y[ x[küssen(x,y)]] Es gibt ein y, so dass alle x K Ü S S E N Lesart II: Alle haben (irgend)einen, den sie küssen. x[ y[küssen(x,y)]] Für alle x gilt: Es gibt ein y K Ü S S E N Stefan Engelberg, Stefan Engelberg, HS V und, Sprecherurteile, SS 2007, FS 2009, Präsentation Universität 5. Mannheim [Folie 80] [Folie 80] 40
Ontologisches. Dinge und Personen (Individuen) Stefan Engelberg, HS Semantik und Sprecherurteile, FS 2010, Universität Mannheim [Folie 1]
x ist blau. y ist eine schöne Vase. z ist eine hässliche blaue Vase. Ontologisches Eigenschaften Prädikationen Entitäten (zählbar) SCHÖN VASE BLAU HÄSSLICH (x) (z) (y) Grundlegende Entitätensorten (theorieabhängig)
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