Klinik für Pferde der LMU Herz-/ Kreislauferkrankungen des alten Pferdes

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Herbert Julian Schmitt
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1 Herz-/ Kreislauferkrankungen des alten Pferdes Beim alten Pferd können eine Vielzahl von kardialen Erkrankungen auftreten, die auch bei jüngeren Pferden vorkommen. Es gibt jedoch einige Herzerkrankungen, die insbesondere das alte Pferd betreffen. Dazu gehören degenerative Klappenerkrankungen, kongestive Herzerkrankungen, Aortenaneurysmen und Aortenrupturen bzw. fisteln. Auch primär pulmonale Erkrankungen können zu einer dekompensierten Herzerkrankung im Sinne eines Cor pulmonale führen. Funktionell bedeutsame degenerative Myokardveränderungen (Myokardfibrosen) sowie arteriosklerotische Veränderungen der Koronargefäße sind beim älteren Pferd, im Gegensatz zum Menschen, eher selten. Degenerative Klappenerkrankungen Die Ätiologie und damit auch die Zeiträume der Entstehung von degenerativen Klappenerkrankungen sind im Einzelfall meistens nicht zu ermitteln. Sie können sich innerhalb weniger Tage bis Wochen nach Entzündung der Herzklappen oder im Verlauf größerer Zeiträume durch nicht entzündliche, strömungsbedingte Alterationen entwickeln. Dabei kommt es zu einer Degeneration von Kollagen im Klappengewebe. Die Klappendegeneration kann generalisiert oder isoliert auftreten, und mit einer Verdickung und Abrundung des freien Klappenrandes sowie Knötchenbildung einhergehen. Abbildung 1 zeigt eine deutliche Endokarditis valvularis des vorderen Mitralsegels nach einer infektiös bedingten Klappenendokarditis. Die Chordae tendineae sind degenerativ verändert (knötchenartige Verdickung). Abb. 1

fisteln. Auch primär pulmonale Erkrankungen können zu einer dekompensierten Herzerkrankung im Sinne eines Cor pulmonale führen.

2 Diese Veränderungen haben meist eine Klappenschlußunfähigkeit und somit eine Klappeninsuffizienz mit klinisch wahrnehmbarem Herzgeräusch zur Folge. Beim Warmblutpferd ist dabei insbesondere die Aorten- und Mitralklappe betroffen, da die höheren Druckverhältnisse auf der linken Herzseite die Entstehung solcher degenerativer Klappenläsionen begünstigen. Dabei führt die Mitralklappeninsuffizienz am häufigsten zu klinischen Symptomen, können jedoch auch völlig asymtomatisch sein. Erste klinische Symptome sind Leistungsabfall und verlängerte Beruhigungszeiten nach Belastung. Zusätzlich können deutlich erhöhte Herz- und Atemfrequenzen, Husten und verstärktes Schwitzen bei Belastung sowie Belastungsintoleranz auftreten. Die Aortenklappeninsuffizienz gilt als typische Altersklappeninsuffizienz beim Pferd, da an dieser Klappe degenerative Veränderungen sehr häufig auftreten. Kongestive Herzerkrankung Hochgradige Klappenerkrankungen können zu einer dekompensierten, kongestiven Herzerkrankung führen. Bei hochgradigen Mitralklappeninsuffizienzen kommt es zu einer linksatrialen Dilatation und pulmonalen Hypertension, die wiederum ein Lungenödem zur Folge haben kann. Die klinischen Symptome sind erhöhte Herzund Atemfrequenzen in Ruhe sowie auskultatorisch wahrnehmbare Herz- und Lungengeräusche. Die linksatrialen Dilatationen führen zusätzlich häufig zu Vorhofflimmern. Die pulmonale Hypertension kann sich über die Pulmonalarterie bis in die rechte Herzseite fortpflanzen. Klinische Symptome einer Linksherzinsuffizienz können deshalb mit Symptomen einer Rechtsherzinsuffizienz, wie gestauten Venen, positivem Venenpuls und peripheren Ödemen sowie einem Aszites oder Pleuraerguß, einhergehen (Abb. 2). Eine Ruptur der Klappenhaltefäden (Chordae tendineae) kann spontan oder als Folge einer Klappendegeneration auftreten. Dabei kommt es zu einer akuten, hochgradigen Klappeninsuffizienz. An der Mitralklappe hat der Abriss eines Klappenhaltefadens eine akute Symptomatik einer Herzinsuffizienz mit Apathie, Tachykardie und Lungenödem zur Folge. Die Prognose ist in diesen Fällen infaust. 2

begünstigen. Dabei führt die Mitralklappeninsuffizienz am häufigsten zu klinischen Symptomen, können jedoch auch völlig asymtomatisch sein.

3 Abb. 2 Aortenaneurysmen Aneurysmen der Aorta sind beim Pferd selten. Die Ursache für Aneurysmen liegen in einer Funktionsstörung der Tunica media der Gefäßwand, verursacht durch ein stumpfes Trauma, parasitäre Infektionen, Arteriosklerose oder mykotische bzw. bakterielle Infektionen. Die Diagnose erfolgt in den meisten Fällen erst post mortem. Intra vitam gelingt eine ultrasonographische Diagnosestellung nur bei herznahen Aneurysmen. Ein Sonderfall ist das Sinus Valsalve Aneurysma, benannt nach dem Anatom und Chirurgen Anatonio Maria Valsalva ( ), bei dem es zu einer Ausweitung der Aorta unmittelbar hinter den Aortenklappensegeln (Bulbus Aortae) kommt. Auch die übrigen Aortenaneurysmen können zunächst klinisch stumm verlaufen oder aber sofort oder später mit Apathie, Tachykardie und Tachypnoe einhergehen. Die Sinus valsalve Aneurysmen können z.b. bei plötzlichem, starken Blutdruckanstieg rupturieren. Ein Herzgeräusch ist erst bei einer Ruptur auskultierbar. Im Falle einer Ruptur ist die Prognose ungünstig bis infaust. 3

bakterielle Infektionen. Die Diagnose erfolgt in den meisten Fällen erst post mortem. Intra vitam gelingt eine ultrasonographische Diagnosestellung nur bei herznahen Aneurysmen.

4 Aortenruptur bzw. -fistel Eine Aortenfistel ensteht bei der Ruptur des rechten Aortensinus in den rechten Vorhof oder rechten Ventrikel. Die Ätiologie ist beim Pferd unbekannt. Beim Menschen wurden kongenitale Defekte der Tunica media der Aorta und des Anulus fibrosus der Aortenklappen festgestellt. Dabei kann die Ruptur mit oder ohne vorangegangenes Aneurysma (Sinus Valsalve Aneurysma) auftreten. Beim Pferd sind ebenfalls beide Varianten (mit und ohne Aneurysma) beschrieben. Bei einer Ruptur der Aorta bzw. des Aneurysmas treten deutliche klinische Symptome, wie Schock mit Tachyarrhythmien und Kolik auf. Meistens sind ältere Hengste betroffen. Die Diagnosestellung gelingt meist ultrasonographisch. Die Prognose ist ungünstig bis infaust. Cor Pulmonale Das Cor pulmonale wird durch eine Lungenerkrankung (meist chronische Bronchitis), mit einer Druckbelastung des rechten Ventrikels verursacht. Häufig entwickelt es sich beim Pferd als Folge einer chronisch-obstruktiven Bronchitis, insbesondere bei ausgedehnten alveolären Lungenemphysemen. Der dadurch verursachte erhöhte Gefäßwiederstand im Bereich der Lunge wird durch eine Hypertrophie des rechten Ventrikels kompensiert. Diese Rechtsherzhypertrophie kann im Stadium der Dekompensation in eine Rechtsherzdilatation, sekundäre Trikuspidalklappeninsuffizienz und Rechtsherzinsuffizienz, mit venösen Stauungen im Körperkreislauf, übergehen. Neben einer gezielten Lungentherapie erfolgt die Behandlung wie bei einer kongestiven Herzinsuffizienz (s.o.). Myokardfibrosen Die Myokardfibrose ist eine Erkrankung des Herzmuskels bei der es zu bindegewebigen Zubildungen und Umbauprozessen im Bereich der Herzmuskelzellen kommt. In fortgeschrittenen Fällen kann es auch zu Kalkablagerungen in einzelnen Bereichen des Myokards kommen. Myokardfibrosen können nach Myokarditiden entstehen, können jedoch beim älteren Pferd auch in seltenen Fällen als Folge arteriosklerotischer, koronarer Gefäßveränderungen auftreten. 4

Dabei kann die Ruptur mit oder ohne vorangegangenes Aneurysma (Sinus Valsalve Aneurysma) auftreten. Beim Pferd sind ebenfalls beide Varianten (mit und ohne Aneurysma) beschrieben.

5 Zusammenfassung Zusammenfassend gehören die degenerativen Klappenerkrankungen zu den häufigsten Herzerkrankungen des alten Pferdes. Chronische Herz- und/oder Lungenerkrankungen werden zum Teil erst im Alter klinisch apparent bzw. führen erst spät zu einer Herzinsuffizienz. Stoffwechselbedingte kardiale Veränderungen sowie Gefäßveränderungen sind beim Pferd, auch im Alter, eher selten. 5

Chronische Herz- und/oder Lungenerkrankungen werden zum Teil erst im Alter klinisch apparent bzw.

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