Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Obst und Gemüse aus Mecklenburg-Vorpommern

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1 Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Obst und Gemüse aus Mecklenburg-Vorpommern CH CN C N CH N CH N Cl Verband Mecklenburger Obst und Gemüse e.v. Mitgliederversammlung Blowatz,. Februar 7 Dr. W. Peuckert, Dr. M. Michel, LALLF MV

2 Gliederung Begriffe Rückstandshöchstmenge (RHm) Mehrfachrückstände Akute Referenzdosis (ARfD) Entwicklung in Europa Neue Anforderungen von Supermarktketten PSM- Rückstände in Obst und Gemüse aus MV

3 Rückstandshöchstmenge (RHm) Höchstmengen sind maximal zulässige Gehalte für Rückstände in Lebensmitteln und Futtermitteln, die für jeden PflanzenschutzmittelWirkstoff und aufgeschlüsselt nach Erzeugnissen festgelegt werden. Festsetzung der Höchstmengen: mit in Versuchen ermittelten Rückständen, Daten zur Toxikologie und Verzehrsmengen so niedrig wie möglich und angemessen (nur notwendige Anwendungsmengen) Höchstmengen werden vom Gesetzgeber in der Rückstands- Höchstmengenverordnung festgesetzt. Bei Überschreitung von Höchstmengen ist eine Risikobewertung erforderlich.

4 Mehrfachrückstände Gleichzeitiges Vorkommen mehrerer Pflanzenschutzmittel in/auf einem Lebensmittel, Nachweis durch empfindliche Analysemethoden Ursachen Auftreten von Krankheiten und Schaderregern, die mit verschiedenen Wirkstoffen bekämpft werden müssen Die selektive Wirkung vor allem neuentwickelter Stoffe erlaubt den gezielten Einsatz dieser Mittel. Gleichzeitiges Auftreten verschiedener Schaderreger erfordert dann den Einsatz mehrerer Mittel gleichzeitig. Krankheit oder Schaderreger muss mehrfach bekämpft werden bzw. ein Wirkstoff wurde bereits mehrmals pro Saison eingesetzt: Resistenzmanagement (Wirkstoffgruppenwechsel) Vermischung unterschiedlich behandelter Partien Fehler in der Anwendung (nicht gesäuberte Spritze, Abdrift etc.)

5 Akute Referenzdosis (ARfD) Die ARfD ist diejenige Menge eines Stoffes, die einmalig oder innerhalb eines Tages ohne erkennbares gesundheitliches Risiko für den Verbraucher aufgenommen werden kann. Bezug: Verzehrsdaten und Körpergewicht von Kleinkindern zwischen und 5 Jahren Überschreitung der ARfD ist nicht akzeptabel

6 Entwicklung in Europa Mit einer neuen Verordnung des Europäischen Parlamentes und des Rates (96/5) sollen die Höchstmengen in Europa vollständig harmonisiert werden. Die bisherigen Rückstands-Höchstmengen (RHm) werden damit weitgehend abgelöst. Gefährliche Stoffe erhalten keine Zulassung mehr, einige der neuen Werte können in der Tendenz höher liegen. Parallel zur Zulassung eines Pflanzenschutzmittels werden auch Höchstmengen für die vorgesehenen Kulturen festgesetzt. Höchstmengen müssen beantragt werden, die Bearbeitungsdauer liegt zukünftig bei ca. Jahren.

7 Neue Anforderungen von Supermarktketten Aldi additive Auslastung der RHm < 8% ARfD muss für jeden Wirkstoff unterschritten sein additive Auslastung der ARfD < 8% max. 4 Wirkstoffe im Kern- und Steinobst max. 5 Wirkstoffe im Beerenobst Lidl / der max. zulässigen RHm weitere Supermarktketten schließen sich an (Edeka, Rewe)

8 Datenquelle des LALLF: Lebensmittelüberwachung durch die Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter (8 in MV): Einhaltung der zulässigen Rückstands-Höchstmengen für PflanzenschutzmittelW irkstoffe Risiko-orientierte Probenahme Erzeuger-orientierte Probenahme Lebensmittel-Monitoring: systematisches Mess- und Beobachtungsprogramm, bei dem Lebensmittel repräsentativ für die Bundesrepublik Deutschland auf Gehalte an gesundheitlich unerwünschten Stoffen beprobt werden. Bundesüberwachungsprogramme Landesüberwachungsprogramme sind kurzfristig und aus aktuellem Anlass für das betreffende Jahr aufgenommene Schwerpunktuntersuchungen

9 Analysenanforderungen Wirkstoffe in Deutschland mehr als 6 Wirkstoffe in Europa mehr als 8 Wirkstoffe in der Welt mehr als 4. Einsatz von Multimethoden (bis Stoffe) 64 LFGB (aus DFG S 9) BfR-Methode (Alder) Quechers Verschiedene Einzelmethoden Prüfen auf bis zu 7 Wirkstoffe Kooperationen

10 PSM in Obst und Gemüse 5 und 6 Obst und Gemüse Probenzahl 6 gesamt Probenzahl 5 davon mit Rückständen gesamt % davon mit Rückständen % Blattgemüse Sprossgemüse 6 5 Fruchtgemüse Wurzelgemüse Beere nobst Kernobst Steinobst

11 PSM in Obst und Gemüse aus einheimischer Produktion (MV) 5 und 6 Obst und Gemüse Probenzahl 6 gesamt davon mit Rückständen Blattgemüse Probenzahl 5 gesamt % davon mit Rückständen % Sprossgemüse 8 Fruchtgemüse Wurzelgemüse 5 5 Beerenobst Kernobst Steinobst 9

12 PSM in Obst und Gemüse Ergebnisse 6 Vergleich von einheimischen Produkten mit übrigen aus dem Handel in MV Obst und Gemüse Probenzahl 6 nur Ausland Blattgemüse Anteil mit Rückständen in % Probenzahl 6 MV Anteil mit Rückständen in % 5 9 Sprossgemüse Fruchtgemüse Wurzelgemüse 5 Beerenobst Kernobst 8 Steinobst

13 Überschreitung von Rückstands-Höchstmengen im Bereich Obst und Gemüse gesamt 5 Probenzahl gesamt 9 8 dav. mit Überschreitungen Blattgemüse Sprossgemüse Fruchtgemüse Wurzelgemüse Beerenobst Kernobst Steinobst

14 Überschreitung von Rückstands-Höchstmengen im Bereich Obst und Gemüse gesamt 6 7 Probenzahl gesamt 6 dav. mit Überschreitungen 5 4 Blattgemüse Sprossgemüse Fruchtgemüse Wurzelgemüse Beerenobst Kernobst Steinobst

15 Überschreitung von Rückstands-Höchstmengen im Bereich Obst und Gemüse 5 Lebensmittel Herkunft Kopfsalat Kopfsalat Petersilie Wildkräutersalat Dill Rucola Belgien Deutschland keine Angabe Deutschland Deutschland Deutschland Rucola Gemüsepaprika Deutschland Türkei Gemüsepaprika Gemüsepaprika Gemüsepaprika Gemüsepaprika Gemüsepaprika Gurke Zucchini Tafelweintraube, rot Griechenland Spanien Spanien Spanien Griechenland Deutschland Spanien Italien Höchstmengenüberschreitungen Gehalte in mg/kg einschließlich Messunsicherheit Wirkstoff Gehalt Höchstmenge Beanstandung Boscalid,4 +,4, Boscalid,4 +,76, Dimethomorph,5 +,,5 Anorganisches Bromid 4,7 + 7, Prosulfocarb,67 +,4,5 nein Oxydemethon-methyl, +,8, nein Dimethoat, Summe,8 +,7, Dimethomorph,59 +,95,5 Acetamiprid,6 +,9, Trifloxystrobin, +,78, Diniconazol, + 8, Acetamiprid,47 +,47, Acrinathrin,6 +,6, nein Acrinathrin,7 +,, nein Acetamiprid,46 +,8, Acetamiprid,6 +,6, nein Dimethoat, Summe,9 +,7, nein Endosulfan, Summe,6 +,7,5 nein Fenamidon,8 +,5, MV MV

16 Überschreitung von Rückstands-Höchstmengen im Bereich Obst und Gemüse 6 Lebensmittel Herkunft Chinakohl Deutschland Lollo Bianco keine Angabe Kohlrabi Spargel Gemüsepaprika Gemüsepapr ika Tafelweintraube, rot Tafelwei ntraube, weiß Tafelwei ntraube, weiß Tafelwei ntraube, w eiß Tafelwei ntraube, weiß Pfirsich Italien Deutschland Spanien Israel Chile Chile Chile Indien Griechenland Spanien Pflaumen Pflaumen Deutschland Italien Höchstmengenüberschreitungen Gehalte in mg/kg einschließlich Messunsicherheit Wirkstoff Gehalt Höchstmenge Beanstandung Summe Dimethoat,6 +,8, Methamidophos, +,9, Iprodion 6, +,65, Dimethomorph, +,, Chlorthal, +,, nein Summe Dimethoat,46 +,, Summe Methiocarb,68 +,84, nein Quinoxyfen,6 +,, Imidacloprid,48 +,74,5 Imidacloprid,78 +,47,5 nein Flusilazol,7 +,9, nein Flusilazol,46 +,, Phosmet,7 +,56,5 Phosmet 4, +,7,5 (Allgemeinverf.,) Summe Pirimicarb, +,6,5 Pyrimethanil,8 +,4,5 nein MV

17 Zusammenfassung der Überschreitung von RückstandsHöchstmengen bei ausgewählten Obst- und Gemüsegruppen Proben Handel in MV gesamt produziert in MV Jahr mit % mit Proben > RHm > RHm

18 Zusammenfassung der Mehrfachrückstände bei Obst und Gemüse aus einheimischer Produktion 6 Warencode Obst und Gemüse Blattgemüse Sprossgemüse Fruchtgemüse Wurzelgemüse Beerenobst Kernobst Steinobst Proben gesamt Rückstandsverteilung Proben mit n Rückständen Höchste an Rückständen: Erdbeerprobe mit 6 Wirkstoffen

19 Nachweis von W irkstoffen bei Blattgemüse und Sprossgemüse aus einheimischer Produktion 6 Blattgemüse Wirkstoff Azoxystrobin Difenoconazol Metalaxyl Oxydemethon-methyl Pirimicarb Thiacloprid Anorganisches Bromid Sprossgemüse Wirkstoff Dimethoat Mittel Ortiva Score Ridomil Gold MZ, Ridomil Gold Combi Metasystox R, Metasystox R spezial Pirimor Granulat Calypso Methylbromid, Brommethan Mittel Perfekthion, Danadim Progress u.a. Nachweise Bereich der Rückstands-gehalte (mg/kg),4,,6,5,4;,,;,5,-,5 Nachweise Bereich der Rückstands-gehalte (mg/kg),46 der Nachweise mit Ausschöpfung der HM < % bis bis 5 bis >HM <% <5% % der Nachweise mit Ausschöpfung der HM < % bis bis 5 bis >HM <% <5% % Auslastung ARfD = 8,5%

20 Nachweis von Wirkstoffen bei Fruchtgemüse und Wurzelgemüse aus einheimischer Produktion 6 Fruchtgemüse Wirkstoff Azoxystrobin Cyprodinil Propamocarb Mittel Ortiva Switch Previcur N Wurzelgemüse Wirkstoff Azoxystrobin Difenoconazol Tebuconazol Mittel Ortiva Score Folicur Nachweise Nachweise Bereich der Rückstands-gehalte (mg/kg),,5,8;,5;,4 Bereich der Rückstands-gehalte (mg/kg),,99, der Nachweise mit Ausschöpfung der HM < % bis bis 5 bis >HM <% <5% % der Nachweise mit Ausschöpfung der HM < % bis bis 5 bis >HM <% <5% %

21 Nachweis von Wirkstoffen bei Beerenobst aus einheimischer Produktion 6 Beerenobst Wirkstoff Mittel Nachweise Azoxystrobin Ortiva 7 Carbaryl Cyprodinil bercema Spritzpulver NMC 5 Switch Fenhexamid Fludioxonil Iprodion Teldor Switch Rovral 4 Propoxur Pyrimethanil Quinoxyfen Tebufenpyrad Tolylfluanid Unden flüssig Scala Fortress 5 Masai Euparen 4 Bereich der Rückstandsgehalte (mg/kg),;,;,5;,6;,6;,8,,;,;,9;,5;,;,59;,6;,65;,44;,55;,59;,5;,46,4,5;,;,4,;,44;,44;,6,9;,;,4,,;,;,4,4;,6;,8,4;,5;,;,;,4;,9;,;,5;,4;,7;,8;,87 der Nachweise mit Ausschöpfung der HM < % bis bis 5 bis >HM <% <5% % 7 Seit 99 verboten! 8 6 Seit nicht zugelassen

22 Nachweis von Wirkstoffen bei Kern- und Steinobst aus einheimischer Produktion 6 Kernobst Wirkstoff Mittel Nachweise Captan Malvin, Merpan 8 WDG Steinobst Wirkstoff Mittel Nachweise Pirimicarb Pirirmor Granulat Bereich der Rückstands-gehalte (mg/kg),;, Bereich der Rückstands-gehalte (mg/kg),8 der Nachweise mit Ausschöpfung der HM < % bis bis 5 bis >HM <% <5% % der Nachweise mit Ausschöpfung der HM < % bis bis 5 bis >HM <% <5% %

23 Anforderungen von Aldi (Summenregelung) und Lidl am Beispiel Erdbeere und Möhre Beispiel der Summenregelung Aldi oder Lidl: Probe Erdbeeren: Wirkstoff Azoxystrobin Cyprodinil Fludioxonil Iprodion Quinoxyfen Tolylfluanid Summe ermittelter Gehalt (mg/kg),8,5,,44,,7 Höchstmenge (mg/kg) 5, 5 HM- Auslastung in %,9,5,,9 4,4 5 ARfD (mg/kg KG) nicht notwendig n.n. n.n. n.n. n.n.,5 ARfD-Auslastung %,44,44 Beispiel der Summenregelung Aldi oder Lidl: Probe Mohrrübe: Wirkstoff Azoxystrobin Difenoconazol Tebuconazol Summe ermittelter Gehalt (mg/kg),,99, Höchstmenge (mg/kg),,,5 HM- Auslastung in %,5 (< /) 49,4 (>/) 4,4 (</) 75,4 ARfD (mg/kg KG) Auslastung ARfD in % nicht notwendig,5,,5 4,5 6

24 Anforderungen von Aldi (Summenregelung) und Lidl am Beispiel Pfirsich (Ausland 6) Beispiel der Summenregelung Aldi oder Lidl: Probe Pfirsich: Wirkstoff Phosmet Fenthion Penconazol Summe ermittelter Gehalt (mg/kg) 4,,94,9 Höchstmenge (mg/kg),,, HM- Auslastung in % 6 47, 9 6, ARfD (mg/kg KG),,, ARfD-Auslastung % 8,5 5,5 68,75

25 Zusammenfassung der Ergebnisse PSM- Rückstände sind in Abhängigkeit von der Kulturengruppe mehr oder weniger zu erwarten. Überschreitungen von Höchstmengen aus einheimischer Produktion sind seltene Ereignisse. Mehrfachrückstände sind vor allem bei Beerenobst gefunden worden. Unter den Proben aus MV finden sich Beispiele, die bei Unterschreitung der Rückstandshöchstmenge den Anforderungen einzelner Supermarktketten nicht gerecht werden: in der Auslastung der RHm von < % in der der Wirkstoffe pro Probe. Bei Beerenobst werden mit Masai und Switch die RHm auffällig häufig zu -5% ausgeschöpft, dies trifft möglicherweise auch auf Calypso bei Blattgemüse zu. Bei sachgerechtem Einsatz der PSM ist es möglich, hohe Unterschreitungen der RHm zu erreichen.

26 Erfahrungen der Pflanzenschutzdienste anderer Bundesländer Mehrfachrückstände z.b. im Obst-Bereich sind unvermeidbar (TH, NI), obwohl dies Kriterium teilweise nicht mehr zum Ausschluss der Ware (Quelle: Erzeugergroßmarkt Oldenburg) führt. In BW wurden in Strauchbeeren bei % der Proben Rückstände von PSM gefunden, die in der entsprechenden Kultur nicht zugelassen sind! Nach Erfahrungen durch das Land Thüringen haben groß strukturierte IP- Betriebe keine Probleme, den Anforderungen nach hoher Unterschreitung der Rückstände gerecht zu werden.

27 Empfehlungen durch den Pflanzenschutzdienst Derzeit ist es dem PSD kaum möglich, Betriebe darin zu beraten, spezielle PSMRückstandsanforderungen durch Supermarktketten zu erreichen, denn die Datengrundlagen dafür müssen erst erarbeitet werden! Folgendes wird allgemein als wichtig erachtet: Abdrift vermeiden, Spritzen säubern, Indikationen (z.b. Erdbeere: Masai vor der Blüte, nach der Ernte/ bzw. d Wartezeit) einhalten, kulturspezifisches Wirkstoffmanagement vor der Saison erstellen. Zukünftig sollten weitere Rückstandsproben zur Identifizierung von Problemen ausgewertet werden.