Lieben heißt, erinnern Predigt zu 5. Mose 6,4-9 Gliederung: 1. Die Forderung zu lieben 2. Learn by heart 3. Erinnerungszeichen
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- Robert Schumacher
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1 Lieben heißt, erinnern Predigt zu 5. Mose 6,4-9 Gliederung: 1. Die Forderung zu lieben 2. Learn by heart 3. Erinnerungszeichen Einleitung: Liebe Gemeinde, haben sie schon mal eine Liebeserklärung bekommen? Können sie sich noch an die Situation erinnern? Können sie sich noch erinnern, wie sie reagiert haben und was sie gefühlt haben? Schön nicht?! Der Predigttext beginnt aber nicht mit einer Liebeserklärung, wie man das über biblische Texte schon manchmal sagen kann, sondern mit einer Liebesforderung. Er steht in 5 Mose 6, Die Forderung zu lieben Sind die schon mal aufgefordert worden, zu lieben? Wie geht das? Geschichte: Marc und Melanie treffen sich fast jeden Tag nach der Schule zum Spielen. Meistens spielen sie draußen. Sie haben nicht viele Spielsachen, aber sie sind sehr erfinderisch, was man damit machen kann. Es klappt sehr gut und sie teilen sich alles. Aber heute hat Melanie von ihrer Freundin ein Diabolo ausgeliehen und übt damit auf der Straße. Marc kommt dazu und möchte auch mal spielen. Doch Melanie lässt ihn noch nicht. Marc drängt sie solange, bis er einen Stab greift und daran zieht. Jeder zieht an einer Seite bis die Schnur reißt und beide hinten über fallen. Kurzes Entsetzen in den Gesichtern, doch jetzt geht der Streit erst richtig los. Das bekommt die Mutter mit und geht zwischen die Beiden. Nach ein paar klärenden Worten sagt sie zum Schluss: Und jetzt liebt euch wieder. Kennen sie das? Geht das? Sie haben sich gerade richtig gestritten und sind emotional mit Wut und Ärger gefüllt, und dann kommt jemand und sagt, liebt euch wieder. Man kann doch seine Gefühle nicht so einfach umkrempeln und auf Kommando lieben. Das, was sie tun können ist: sich vertragen, indem man die Hand reicht, sich entschuldigen mit Worten, sich vergeben durch Einsicht. Dann beruhigen sich auch wieder die Gefühle. Aber sofort lieben, das geht nicht. 1
2 Was verlangt Gott hier von uns? Er befiehlt uns zu lieben. Zusammengefasst heißen die V.4-5 Höre, Gott ist einzigartig! Liebe Gott! Gucken wir uns die drei Imperative mal an. 1) Höre! Das klingt ja schon mal nicht sehr freundlich. Das klingt ja eher bedrohlich. Und vor unserem Abschnitt steht in V. 2 damit du deinen Gott fürchtest. Kann man jemanden fürchten und gleichzeitig lieben? Aus Furcht jemanden zu lieben, das kann nicht gut gehen. Lieben ist etwas freiwilliges, bzw. was in mir entsteht. Doch wenn die Bibel von der Furcht Gottes spricht, dann meint sie oft Ehrfurcht. Und dieses Wort übersetze ich jetzt mal mit Respekt. Habe Respekt vor Gott. Und ich glaube, die Verbindung von Respekt und Lieben können wir nachvollziehen. Denn wenn der Respekt in einer Liebes oder Freundschaftlichen Beziehung aufhört, dann kann es schnell lieblos werden. Wenn man z.b. eine Verabredung mit dem besten Freund oder der besten Freundin nicht einhält, weil man sich denkt, die wird mir schon verzeihen. Dann kann es der oder die andere als lieblos empfinden. Deswegen schließt richtige Liebe Respekt ein. 2) Gott ist einzig: Dass Gott einzig ist, stellt seine Eifersucht heraus? Kann man jemanden lieben der Eifersüchtig ist? Im ersten Moment, dankt man, es fällt schwer. Doch psychologisch betrachtet, ist jede Art von Beziehung ein System, was sich selbst aufrecht erhält. Der eine ist eifersüchtig und der andere lässt das zu oder speist die Empfindung sogar noch mit Worten oder Gesten. Und so ist es auch zwischen Gott und uns Menschen. Gott liebt uns bedingungslos und tut uns Gutes. Und wir erwidern die Liebe nicht, sondern treffen Entscheidungen im Leben, ohne an ihn zu denken und manchmal bewusst gegen ihn. Das zeigt doch genau, dass wir uns nicht nur auf Gott stützen, sondern auf viele andere Dinge. Luther sagte dazu. Woran dein Herz hängt das ist dein Gott. Und dass soll eben nicht auch bei andern sein. Erkennen wir die Einzigkeit Gott an! 3) Liebe Gott! Und zwar genauer, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Wie kann man Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit aller Kraft lieben? Was heißt das genau: 2
3 Von ganzem Herzen Wenn im AT von Herz die Rede ist, dann meint es den Verstand und den Willen. Denn man fällt Entscheidungen mit dem Herzen und dazu überlegt man genau was man tun soll. Deswegen sitzt der Verstand und der Wille im Herzen. Wir sollen Gott lieben mit unserem Verstand und unserem Willen. Beim Denken und Entscheiden Gott mit einbeziehen. Mit ganzer Seele Was versteht die Bibel unter Seele, wo sitzt die Seele? Wenn ich den Verstand schon andere Körperteile zuordne, als sie das kennen, fragen sie sich wahrscheinlich wo ich jetzt die Seele verorte. Zu Recht, denn das Hebräische Wort näfäsch heißt wörtlich Kehle. Und damit ist die Seele mein Atem, der Odem, die Stimme, dass was durch mich strömt und mich am Leben erhält. Deswegen heißt es auch bei der Schöpfung und Gott blies dem Menschen dem Odem in die Nase. Wir sollen Gott lieben mit ganzer Seele, heißt: mit dem ganzen Leben, mit jedem Atemzug, mit jedem Wort. Immer! Das können sie mal praktisch üben: Nehmen sie sich mal eine Minute Zeit zum Beten und beten sie so: Ruhig werden, schweigen und atmen. Bei jedem Einatmen danken sie Gott für ihr Leben. Und bei jedem Ausatmen bitten sie Gott um seine Bewahrung. Mit all deiner Kraft Es heißt auch mit deinem ganzen Vermögen: Alles was du vermagst, was dich bewegt, also deine Talente und Gaben. Dann das was dich antreibt, deine Gefühle und Triebe, deine Motivation. Und zu unserem Vermögen gehört auch unser materieller Besitz. Mit allem was wir haben sollen wir Gott lieben und ihm die Ehre geben. Gott fordert ein Leben mit ihm nicht nur im kirchlichen Raum, sondern in allen Bereichen des menschlichen Lebens. 2. Learn by heart Nach dieser Liebesforderung, gibt Gott uns den Rat, diese Worte wirklich zu lernen und zu beherzigen. Wir sollen sie uns zu Herzen nehmen. Und auch bei diesem Vers erkennt man am Hebräischen Text etwas Besonderes: Wörtlich heißt es: Und diese Worte sollen auf deinem Herzen sein. Sie sind also nicht dem Menschen schon immer etwas Eigenes und Innewohnendes. Vielmehr kommen sie von oben auf ihn herab und stellen den Kontakt her zwischen Gott und Mensch. Zu diesem Kontakt gehört, dass das 3
4 so auf den Menschen gelegte Wort oder Gebot getan wird. Gott legt uns seine Worte und die Forderung: Ihn lieben auf unser Herz. D.h. Gott hilft uns ihn zu lieben. Toll, was sich dieser Gott so ausdenkt, damit wir nicht orientierungslos durch die Welt laufen. V. 7 gibt Antwort auf die Frage: Wie wir uns die Worte zu Herzen nehmen sollen? Den Kindern einschärfen. Das heißt doch, schon so früh wie möglich das Wort Gottes gesagt bekommen. Gut dass wir so einen guten Kindergottesdienst haben. Bzw. regelmäßig drei Gruppen. Herzlichen Dank an das ganze Kigoteam. Es gibt ja Dinge im Leben, die lernt man sein ganzes Leben lang und wird damit nie richtig fertig. Z.B. sich selbst verstehen, und auch den Partner verstehen. Und dazu gehört auf jeden Fall auch das Wort Gottes zu verstehen und Gott zu lieben. Deswegen muss man damit schon von klein auf anfangen. Deswegen hat Jesus ja auch gesagt: Lasst die Kinder zu mir kommen, denn solchen gehört das Reich Gottes. Wie soll man die Forderung Gott zu lieben einschärfen? Man soll immer davon reden und nicht nur in der Kirche. Sondern zuhause, unterwegs, morgens und abends. Und diese Weisungen nehmen die Juden sehr wörtlich. Wenn fromme Juden lange Reise machen, dann rezitieren sie Bibelworte. Und das Sch'ma Israel ist zwar der äußeren Form nach kein Gebet. Doch es hat seinen festen Platz im jüdischen Morgen- und Abendgebet, ist dort umrahmt von Lobsprüchen. Die biblischen Worte sind den Juden nicht alt und weit weg, sondern jeder Jude soll sich beim lesen so ansehen, als sei er selbst aus Ägypten herausgeführt worden, bzw. als habe er selber vor dem Sinai gestanden und Gottes Worte selber gehört. So werden Gottes Worte eingeschärft und dadurch entsteht der feste Kontakt zwischen mir und Gott. Das ist das Gegenteil unserer heutigen Laxheit, ja fast Gleichgültigkeit in der religiösen Erziehung. Üben sie mit ihren Kindern Beten ein. Das Einschärfen heißt wörtlich, einschneiden. Beim Lernen würden wir sagen ins Gedächtnis einbrennen. So, dass man es nicht mehr vergisst. So tief sollen die Worte Gottes in uns sein. 3. Erinnerungszeichen Sie merken, das Erinnern ist im jüdischen sehr wichtig und bedeutsam. Wir können uns ja vor lauter Informationsflut die wichtigen Dinge gar nicht alle merken. Ohne meinen Pocket Pc, also meinen digitalen Terminkalender und Adressbuch wäre ich völlig aufgeschmissen. Meine Zuverlässigkeit würde drastisch sinken. Unser Problem ist ja auch, dass wir vor lauter Technisierung unser Gedächtnis immer weniger trainieren, um 4
5 Sachen zu behalten. So dass uns jetzt die Ärzte wieder sagen, Gedächtnistraining ist gut gegen Demenz. Das immer wiederkehrende Vergiss nicht aus Psalm 103 hat ewige Gültigkeit und führt bei den Juden zu verschiedenen geistlichen Übungen. Denn auch die beiden weitern V.8-9 nehmen die Juden sehr wörtlich. Daraus ist eine bis heute gültige Tradition entstanden. Die Gebetsriemen (Tefillin) und die Mesusa an den Türpfosten. Die Tefillin sind Riemen mit zwei ledernen Kapseln (Tefillin), die auf dem linken Oberarm gegenüber dem Herzen und auf der Stirn befestigt werden. Die Kapseln enthalten Pergamentstreifen mit folgenden vier Abschnitten aus der Tora: 5.Mose 6,4 9; 11,13 21 (jüdisches geschichtliche Credo); 2.Mose 13, (Exodus). Die Türpfostenkapsel (Mesusa) ist aus Metall oder Glas und jeweils am rechten Pfosten des Hauses oder an von Wohnräumen angebracht. Sie enthält Pergamentröllchen mit den Texten 5.Mose 6,4 9 und 11, Jeder gläubige Jude berührt, sobald er durch die Tür geht, das Kästchen und küsst daraufhin die Fingerspitzen. Mit diesem äußeren Zeichen wird der Fromme beim Ausgang zur Arbeit und bei der Heimkunft in die Familie an das Sch ma erinnert. Religion ist dann nicht Privatsache für das Kämmerlein; das Bekenntnis zum ersten Gebot gilt für den Alltag des Berufs in der Öffentlichkeit, wie in der Familie zu Hause. Wie sieht bei uns mit unseren Erinnerungs- und Bekenntnisymbol aus? Was kann uns helfen Gottes Worte und Weisungen nicht zu vergessen, damit wir Gott mit all unserem Vermögen lieben können? Wie sieht es bei uns mit den täglichen Übungen aus, die zu festen Gewohnheiten werden: Zähneputzen, Gymnastik etc. Hat da das tägliche Gebet, morgens, abends und bei Tisch noch seinen Platz? Was ist mit der Herrnhuter Losung: Wenigstens über einen Vers etwas nachdenken, wenn man nicht genug Zeit hat einen ganzen Bibelabschnitt durchzulesen. Was ist mit seinem Konfirmations-, oder Taufspruch im Portmonee zur alltäglichen Erinnerung. Oder eben auch ein Kreuz an der Tür. Seien sie gerade mit ihren Kinder erfinderisch, wie man den christlichen Glauben alltäglich leben kann. Lieben heißt sich an Gottes Weisungen und guten Taten zu erinnern, deswegen meine letzte Aufforderung nach Ps 103,2: Vergiß nicht zu danken dem ewigen Herrn er hat dir viel Gutes getan. Amen. Und dieses Lied singen wir jetzt. 5
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