Zeitlose Ästhetik im modernen Wohnungsbau

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1 Zeitlose Ästhetik im modernen Wohnungsbau Mit seiner Backsteinarchitektur galt Hamburg-Barmbek als Pionier unter den Arbeiterquartieren. Mit einer Baugemeinschaft kommt man nun im Viertel auf die Moderne zurück: Mit drei schlichten Wohnhäusern, die den heutigen Anforderungen an urbanen Wohnen mit zeitloser Ästhetik gerecht werden. Nach einer Ausschreibung des Hamburger Senats erhielt die Baugemeinschaft Plan_A den Zuschlag für den Bau von neuen Wohngebäuden. Die Planer konzipierten drei Punkthäuser, die mit dieser städtebaulichen Form eine Sonderstellung im neu- en Wohngebiet Hamburg- Barmbek einnehmen. Zu der vorherrschend streng angeordneten Blockrandbebauung bilden die neuen Bauten der Baugemeinschaft eine aufgelockerte Struktur. Als freistehende Punkthäuser haben die Baukörper eine quadratische Form mit 11,40 m auf 11,40 m und stehen als Solitäre auf dem Grundstück. Alle drei Baukörper haben ein einheitliches Erscheinungsbild. Das Quadrat zieht sich als Thema durch die ge- samte Geometrie der Häuser. So sind hervortretende Erker, Fenster und die zurückversetzten Lochfassaden nahezu quadratisch ausgeführt. Erschlossen werden die Häuser durch innenliegende Treppenhäuser. In diesem Stadtteil sollen rund neue Wohnungen entstehen. Elf Familien schlossen sich zu dieser Gemeinschaft zusammen und erfüllten sich den Traum vom Wohnen in Hamburg. Die Wohnungen gruppieren sich um den Autorin: Kristin Kurczinski-Starick Freie Architektin Ansicht Eingangsseite

2 Architektur 8 3/2014 Regelgrundriss Treppenhauskern und wurden im Baugemeinschaftsmodell errichtet. Die viergeschossigen Häuser wurden in Holzmassivbauweise erstellt und entsprechen damit Gebäudeklasse 4. Unterschiedlich zueinander versetzte Erker lockern die einzelnen Baukörper auf und erweitern den Wohnraum. Der Keller und das Treppenhaus wurden als Stahlbetonbau hergestellt. Die homogenen Fassaden erhielten nach Aufbringung eines Wärmedämmverbundsystems einen erdigen Farbton. Im Sockelbereich strich man den Glattputz etwas heller, so dass sich das Quadrat auch hier in der Ansicht wiederholt. Der Architekt Neil Winstanley, der Teil der Baugemeinschaft ist und mit seiner Familie eine Wohnung bezog, erreichte hier durch eine sorgfältige Planung den KFW 70 Standard. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad konnten im Winter alle Elemente im Werk vorfabriziert werden. Die Anlieferung der geschoßweisen Elemente

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4 Architektur 3/2014 Lageplan Deckenaufbau 20 mm Bodenbelag, variabel 70 mm Zementestrich inkl. Fußbodenheizung Trennlage 30 mm Dämmung unter Fußbodenheizung, druckfest 40 mm Trittschalldämmung 60 mm Wabenschüttung, inkl Leitungsverlegung ELT 220 mm Brettsperrholzdecke 12,5 mm GK-Verkleidung, optional Wandaufbau 12,5 mm GK-Verkleidung, optional 125 mm Brettsperrholzwand akustisches Lager zwischen Wand und Decke 200 mm Wärmedämmverbundsystem Detail

5 3/ Architektur verkürzte sich die Bauzeit drastisch. Alle Etagen konnten somit innerhalb von zwei Wochen montiert werden. Die einzelnen Elemente waren dabei ca. 3,00 x 16,00 m groß. Um auch in allen Lebensphasen flexibel zu bleiben, konzipierten die Planer diese Wohnanlage mit alternativen Raumaufteilungen durch helle, große Innenräume, die sich nach Westen orientieren. Jede Wohnung erhielt zusätzlich einen Balkon. Mittels 120 mm starken Sperrholzwänden wurden die tragenden Elemente errichtet. Die tragenden Geschossdecken sind 20 cm stark und bestehen wie die Außenwände überwiegend aus Fichte. Die Außenwände sowie die Dachkonstruktion erhielten zusätzlich 20 cm Dämmungen, so dass der Niedrigenergiehausstandard von KFW 70 erfüllt wurde. Der Bedarf an Heizwärme wird mit Fernwärme gedeckt. Eine Solarthermieanlage unterstützt die Warmwasserbereitung. Mittels dezentraler mechanischer Beund Entlüftungsgeräten, die mit Wärmerückgewinnung arbeiten, konnte auch das Lüftungskonzept für Wohngebäude nachgewiesen werden. Die Vorfertigung durch den nachwachsenden Rohstoff aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ermöglichte hier ein Bausystem mit hoher Präzision und Qualität. Neben der Reduzierung der Bauzeit sind auch gute bauphysikalische Eigenschaften ein großer Vorteil der Holzmassivbauweise. Sehr niedrige Wärmeleitfähigkeiten und strömungsdichte Oberflächen konnten hier erreicht werden, wie auch das weitere Plus, dass keine versteckten Hohlräume im Vergleich zum Holzrahmenbau auftreten. Auch die Bauwerksfeuchte wurde durch den Einsatz des Materials Holz verringert. Die subjektiven Eigenschaften wie Behaglichkeit und Wärme, die Holz an sich schon ausstrahlt, wurde auf das zukünftige Zusammenleben der Baugemeinschaft übertragen. Das Ziel der Bau- Regelschnitt

6 Architektur 12 3/2014 gemeinschaft sei es, auch den Kindern ein stabiles soziales Netz zu bieten. Jahrelang hatte diese Baugemeinschaft, nach einem geeigneten Baugrundstück gesucht. Im Laufe des Bildungsprozesses der Gemeinschaft stießen immer mehr engagierte Bewohner dazu. Dass die Idee der Gemeinschaft auch nicht nach dem Bauen endet, beweist die Integration einer sogenannten Leselaube ein Gemeinschaftsraum für die Kinder im Viertel, deren Räume ihnen für gemeinsame Aktionen rund um das Thema Buch offen stehen. Die Mitglieder der Baugemeinschaft Plan_A, die damit nicht nur einen Ort der Kunst des Austausches schaffen möchte, griffen auch während der Bauzeit selbst zum Werkzeug und engagierten sich ehrenamtlich innerhalb der Gemeinschaft. So hoben sie in Eigenregie nicht nur die Baugrube aus, sondern sägten auch die Fensterausschnitte zurecht. Die Dachelemente der Leselaube wurden von der Firma Stora Enso gesponsort. Projektdaten: Bauherr: Architekt: Baugemeinschaft PLAN_A GbR spine architects GmbH, Hamburg Katja Franke, Neil Winstanley Baubeginn: Oktober 2012 Fertigstellung: November 2013 Baubetreuung: Johann Daniel Lawaetz-Stiftung, Hamburg Statik: Assmann planen und beraten GmbH, Hamburg Energiekennwerte: Primärenergiebedarf 37 kwh/(m 2 /a) Fotograf: Martin Kunze, Sternstraße 67, Hamburg