1.Klärung einiger Begriffe, Veränderungen von
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- Walter Sternberg
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1 Bildung vor Ort zur Bedeutung des Sozialraums in der Kinder- und Jugendbildung 1.Klärung einiger Begriffe, Veränderungen von Kindheit und Jugend 2.Blick in eine Lebenswelt: Kinder in der Ganztagsschule 3.Konsequenzen für Sie?! Prof. Dr. Ulrich Deinet,
2 Schulische Entwicklungen verändern Kindheit und Jugend: Ausbau der Ganztagsschule, so dass immer mehr Kinder und Jugendliche nachmittags in der Schule sind. Teilweise Verkürzung des Gymnasiums auf 12 Jahre, d. h. starke Verdichtung des Unterrichtsanfalls für Jugendliche (bis zu 36 Std. pro Woche) die ganztägig beschäftigt sind, Ausbau der Ganztags- und Betreuungsangebote in allen Schulformen Ausdehnung der privaten Nachhilfe für viele Kinder und Jugendliche 2
3 Zeitbudget eines Jungen am Wochentag n= % 6-8 Uhr 8-10 Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr 80% 60% 40% 20% 0% Schlafen Schule Hausaufgaben Essen Stylen Freunde treffen Sport TV Computerspiele Internet (zuhause) Musik hören Abhängen/ Nichts tun 3
4 Zeitbudget eines Mädchens am Wochenende n=36 100% 6-8 Uhr 8-10 Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr 80% 60% 40% 20% 0% Schlafen Schule Hausaufgaben Essen Verwandte/ Familie Freunde treffen Sport TV Computerspiele Internet (zuhause) Musik hören Abhängen/ Nichts tun 4
5 Auswirkungen dieser Entwicklungen auf Schule, Jugendhilfe, Vereine Von der Halbtags- zur Ganztagsschule (auch die Gebäude kommen nicht mit!) Felder wie die Jugendarbeit aber auch Musikschulen, Sportvereine müssen sich umstellen. Neue Felder entstehen an der Schnittstelle zwischen Schule, Jugendhilfe, Stadtteil/Sozialraum: Schulsozialarbeit!
6 Was tun Jugendliche gern wenn man sie fragt: chillen! Wir versuchen zu verstehen: Jugendliche verharren in Gelegenheitsstrukturen!
7 Chillen ist, wenn wir einfach irgendwo zusammen rumhängen und nichts spezielles zu tun haben (Jugendliche aus Lübeck) allein Chillen als Reaktion auf ihre Lebenssituation, als jugendspezifische Raumbildung? Kein fester Zeitrahmen
8 Veränderungen von Kindheit und Jugend Verödung von Nahräumen (Folge: weitere Verhäuslichung von Kindheit und Jugend); Auseinanderdriften von Stadtteilen: die Verräumlichung der sozialen Frage (Armut bei Kindern und Jugendlichen ) Verdrängung Jugendlicher aus dem öffentlichen Raum als städtisches und ländliches Problem. Die Bedeutung virtuelle Räume steigt mit unklaren Folgen: Medienkindheit und Medienverwahrlosung (Pfeiffer), Cyberbullying als weit verbreitetes Problem Verlust gegenständlicher Räume, zunehmende Bedeutung virtueller Räume 8
9 Klärung einiger Begriffe Bildung vor Ort: Ort? - der planerisch-administrative Blick auf Sozialräume Bildung? - der subjektive Blick: Lernen, Lebenswelt, Sozialraum, Bildungsbegriffe, kommunale lokale, Alltagsbildung, Bildung und Orte? - Der Blick auf unterschiedliche Bildungsorte, Bildungslandschaft
10 Lernformen und Lernorte (Deinet/Derecik) Setting Angebotsformen Vorgaben, Intention, Freiwilligkeit formelles Lernen nicht-formelles Lernen informelles Lernen Kindergarten, Schule, Hochschule Erziehung, Unterricht, Seminare Rahmenpläne, zielgerichtet, verpflichtend Jugendzentrum, Sportverein, Volkshochschule Kurse, Übungsstunden, offene Angebote wenig Rahmenpläne, weitgehend zielgerichtet, weitgehend freiwillig Familie, Peergroup, Medien, aber auch Schule und Sportverein offene Angebote außerhalb von Institutionen, Pausen in Institutionen keine Rahmenpläne, wenig zielgerichtet, freiwillig Zertifizierung Zertifikate zumeist keine Zertifikate keine Zertifikate
11 Eine Bildungslandschaft sollte außerschulische Lernorte und öffentliche Räume (informelle Bildung) mit einbeziehen!? Lokale Bildungslandschaften In Anlehnung an eine Grafik der Bertelsmann Stiftung
12 Die Einbeziehung von informellen und non-formalen Bildungsorten in eine Bildungslandschaften ist schwierig! Freiraum-, Spielraum-, Spielplatzplanung etc. sind einzubeziehen Nicht jeder Bolzplatz ist Bestandteil einer Bildungslandschaft (obwohl er Ort informeller Bildung sein kann!) Pädagogisch intendierte (auch temporäre) Projekte mit Kindern und Jugendlichen gehören dazu (z.b. Kinderstadt!) In einigen Bildungsberichten finden sich solche Bildungsräume jetzt!
13 Bildungsmodalitäten Vermittlung Sportangebot in der OGS Zwölfter Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung S. 130 Aneignung
14 Bildung vor Ort zur Bedeutung des Sozialraums in der Kinder- und Jugendbildung 1.Klärung einiger Begriffe, Veränderungen von Kindheit und Jugend 2.Blick in eine Lebenswelt: Kinder in der Ganztagsschule 3.Konsequenzen für Sie?! Prof. Dr. Ulrich Deinet,
15 Studie: Ganztagsschule (OGS) aus Sicht von Kindern Befragung von Kindern an sechs Schulstandorten in Düsseldorf Wie wird die Schule wahrgenommen? Wie werden die Räumlichkeiten, die räumliche Gestaltung und die Atmosphäre erlebt? Wie zufrieden sind die Kinder mit den zentralen Gestaltungselementen? Wie werden Beziehungen erlebt? Welche Stressoren lassen sich identifizieren? Wie schätzen die Kinder Partizipation ein? Umgebung der Schule und Schulweg?
16 Animative, partizipative Methoden, die auch in der Praxis an Schulen eingesetzt werden können! Methodenübersicht Die Befragung fand mit einem Mix aus qualitativen und quantitativen Methoden statt. Befragt wurden Kinderfragebogen: Nadelmethode: Subjektive Schulkarte: Subjektive Landkarte: Gruppeninterviews: Autofotographie: 362 Kinder 177 Kinder 143 Kinder 40 Kinder 60 Kinder 38 Kinder
17 Schule als Sozialer Ort Stell Dir vor Du bist vier Wochen nicht in der Schule. Gibt es etwas was Dir fehlen würde? Basis: Alle Befragten, die eine Angabe gemacht haben, n=358 (248/ 110). (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich) das Spielen mit Freunden 88,7 die Lehrerinnen und Lehrer 46 89,1 48,2 48,5 die Ausflüge mit den anderen Kindern 59,3 57,3 die AG's 17,3 OGS Besuch 33,5 Kein OGS Besuch der Unterricht die anderen Kinder 62,7
18 Räume (Ergebnisse Fragebogen) Wenn Du an Deine Schule und Deine OGS denkst - stimmen die Sätze, die unten stehen? TEIL I/II Basis: Alle Befragten, n=362. Wir haben draußen genügend Platz zum Spielen! 73,2% 21,5% 4,7% Wir haben drinnen genügend Platz zum Spielen! 34,0% 46,4% 17,1% Wir haben Plätze zum Ausruhen! 51,1% 26,2% 20,2% Wir haben gute Sachen zum Spielen! 54,7% 38,7% 3,9% Wir haben Orte, wo wir auch ohne Erwachsene sein können! 41,2% 21,5% 32,9% stimmt geht so nein Keine Angabe
19 Interpret, Kommentare 73% sind mit Spielmöglichkeiten draußen zufrieden Drinnen geben 34% an, genügend Platz zum Spielen zu haben, jedoch sagt fast die Hälfte 46,1% dazu geht so Plätze zum Ausruhen: 20,2% sagen nein!! 26% sagen geht so!!!!. Hier scheint Ausbaubedarf zu sein Spielmaterialien werden deutlich positiver bewertet als Platz 32,9% sagen, es gäbe keine Orte, an denen man ohne Erwachsene sein könnte. Hier ist aber keine Aussage getroffen inwieweit diese gewünscht sind.
20 Räume (Ergebnisse Gruppeninterviews) Und wenn es regnet z. B. und es sind wenige Betreuer da, dann haben wir ja nur den Essensraum, damit wir da spielen können, dann ist es da immer so laut, dann versteht man sein eigenes Wort nicht mehr. dass es vielleicht so einen Raum gibt, wenn man mal richtig müde ist oder gerade ausgepowert ist oder einen Streit hatte, dass man eine halbe Stunde sich ausruhen kann und auch mal ein bisschen schlafen, dass man Ruhe hat. Weil manchmal bin ich immer richtig müde und könnte so gerne einschlafen und das geht nicht. Ist immer so richtig laut in der Klasse.
21 Mittagessen (Ergebnisse Fragebogen) Wenn Du an das Mittagessen denkst - stimmen die Sätze, die unten stehen? Basis: Befragte Kinder, die die OGS besuchen (n=251). stimmt geht so nein Keine Angabe Mir schmeckt das Essen gut! 26,7% 55,0% 16,3% 2,0% Mir gefällt es gut, mit den anderen Kindern gemeinsam zu essen! 72,1% 22,7% 3,2% 2,0% Ich habe genügend Zeit um Mittag zu essen! 43,8% 45,4% 7,2% 3,6% Ich fühle mich nicht gestresst beim Mittagessen! 49,4% 35,5% 12,7% 2,4% Es ist angenehm ruhig beim Mittagessen! 10,4% 39,8% 47,4% 2,4% Ich kann zu Mittag essen, ohne dass mich jemand stört! 28,7% 47,4% 21,5% 2,4%
22 Mittagessen (Ergebnisse Gruppeninterviews) Es ist schön ( ) wenn man mit den Freunden sitzen darf, zu Hause geht das nicht, aber in der OGS geht das, mit Freunden zu essen, Wenn ich ganz ehrlich bin, wenn ich mal einen Tag leise bin, dann merkt man richtig, wie laut das ist, aber wenn ich selber mitrede, dann merkt man es auch gar nicht. Wir kommen aus dem Unterricht und sind gestresst, weil irgendetwas Schlimmes passiert ist und dann müssen wir den Tornister schnell da hoch tun und ich habe das Fach ganz oben und mein Tornister ist schon schwer.
23 Schule als Teil der Lebenswelt: subjektive Landkarten
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26 Schule als Ort zum Spielen, als Ort der Bewegung Autofotographie
27 Schule als Lebensort: Orte und Räume An einem Ort können mehrere Räume entstehen durch Kommunikation, Handlungen wie Spiel, Umwidmungen. In der Raumsoziologie nennt man das auch Spacing oder wir sagen ja auch Raumaneignung! Das ist eine (auch entwicklungspsychologisch) wichtige Handlungsform in der späteren Kindheit (3. und 4. Klasse): Erweiterung des Handlungsraums Mit Hilfe der Methode subjektive Schulkarte können wir das Spacing sichtbar machen.
28 Transfer der Ergebnisse für Kooperationspartner der OGS: Schule als Lebensort mitgestalten durch Angebote im Sozialraumnicht nur am Ort Schule. Partner, Vereine als außerschulischer Lernorte in der Bildungslandschaft Die Bedeutung und Anerkennung außerschulische Lern- und Aneignungsformen auch in der Kooperation mit Schule Schule ist zu einem der wichtigsten Lebensorte von Kindern und Jugendlichen geworden, Kooperationspartner müssen sich bewegen aber nicht im Sinne einer Dienstleistungs- Kooperation für Schule!
29 Bildung vor Ort zur Bedeutung des Sozialraums in der Kinder- und Jugendbildung 1.Klärung einiger Begriffe, Veränderungen von Kindheit und Jugend 2.Blick in eine Lebenswelt: Kinder in der Ganztagsschule 3.Konsequenzen für Sie?! Prof. Dr. Ulrich Deinet,
30 Gelingensbedingungen zur Kooperation zwischen Sportvereinen und weiteren lokalen Partnern (mit Ahmet Derecik) Kommunikation Gleiche Augenhöhe Ziele und Erwartungen abgleichen Rollenverständnis Finanzen Qualifizierungen für ein zielgruppengerechtes Angebot Werbung von Teilnehmer/innen Öffentlichkeitsarbeit
31 Empfehlung: Schnittmengen ausloten und offensiv gestalten! Prinzip der Freiwilligkeit im Schulalltag? Was geht zusammen, was sollte besser getrennt bearbeitet werden? Partner aus dem Sozialraum, Schnittmenge: z.b. Jugendarbeit Verein Schule
32 Erkundung der Lebenswelten und Erfassung des Sozialraums mit Kindern und Jugendlichen Methoden zur Erkundung der Lebenswelten von Heranwachsenden einsetzen Kontaktaufnahme mit potenziellen Kooperationspartnern vor Ort, Begehung, strukturiertes Gespräch Erste Gespräche mit Jugendlichen/ aktivierende Nadelmethode Partizipation und Beteiligung der Kinder und Jugendlichen als grundsätzliches Prinzip, als Haltung
33 Nadelmethode: Beschreibung einzelner Orte Kinder und Jugendliche schreiben Erläuterungen der Orte auf Zettel und fixieren diese mit entsprechend farbigen Nadeln auf der Duisburg-Stadt(teil)karte.
34 Von der schulstandortbezogenen Kooperation Orientierung an Schülerinnen und Schülern der Schule Problem- und Einzelfallbezug Schule als die Institution, um die sich alles dreht! Unterrichtsergänzung Erzieherische Hilfen Problembezug: Gewalt, Drogen Vorteile: hoher Problem- und Unterrichtsbezug, Präventionswirkung? So beginnen die meisten Kooperationsprojekte!
35 zur sozialraumbezogenen Kooperation Orientierung an Kindern und Jugendlichen, Themen und Problemen ihrer Lebenswelten Schule als wichtiger Lebensort von Kindern und Jugendlichen in einem größeren Zusammenhang (Bildungslandschaft) Freizeitangebote in und außerhalb der Schule Themen- und kein Problembezug: z. B. Mädchenförderung, Freizeit, Trendsportarten wie Parcour, Gesundheit Vorteil: Öffnung von Schule, Kooperation mit Institutionen, Vernetzung im Sozialraum.
36 online-journal Rubriken: Grundlagen Methodenkoffer Gäste Projekte Praxis Literatur Links (Die Seite ist Bestandteil von socialnet )
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